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Photo: Nerotal-Anlagen in Wiesbaden im Herbst, 1986

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Meine Seele, schrei und rufe

 

1.) Meine Seele, schrei und rufe

Zu dem Herren, deinem Gott,

Seine Ohren stehen offen

Dem, der stecket in der Not.

Sein gar freundlich' Angesicht

Hat Er stets auf dich gericht'

Und lässt dirs im Kreuze sehen,

Dass Er merke auf dein Flehen.

 

2.) Es wird keiner je zuschanden,

Der sich fest auf Gott verlässt.

Obgleich Unglück stößt zuhanden

Und es sich ansehen lässt,

Als wenn Gott gewichen wär,

Ei, so traure nicht so sehr.

Rufe, schreie, bete, klopfe,

Auf des Herren Hilfe hoffe.

 

3.) Lerne Gottes Weise kennen,

Die Er bei den Frommen hat.

Lässet sie in Feuer brennen,

Auf dass seine Wundertat

Ihnen werde bass bekannt

Und sie nicht auf Menschenhand

Ihren Trost und Hoffnung setzen,

Sondern sich an Gott ergötzen.

 

4.) Sind der viel, die sich anfechten

Und dir nach dem Leben stehn,

So wird Gott dir sein zur Rechten,

Dass sie müssen untergehn.

Ja, der starken Helden Schar

Wird dich schützen immerdar

Und auf deinen Wegen leiten,

Wenn Not kommt von allen Seiten.

 

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Autor: Joachim Lütkemann

Melodie: Wie nach einer Wasserquelle

oder: Freu dich sehr, o meine Seele

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Der Text wurde von mir behutsam, soweit

es die Strophenform und der Endreim zu-

ließen, in heutiges Hochdeutsch übertragen

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gefunden in:

Das deutsche evangelische Kirchenlied

des siebzehnten Jahrhunderts

Herausgegeben von Albert Fischer und W. Tümpel

Vierter Band

Druck und Verlag C. Bertelsmann

Gütersloh, 1908

Liednummer 503

Thema: Gottvertrauen, Kreuz und Trost

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Joachim Lütkemann (* 15. Dezember 1608 in Demmin/Vorpommern; † 18. Oktober 1655 in Wolfenbüttel) war ein deutscher lutherischer Theologe und Erbauungsschriftsteller.

Joachim Lütkemann war ein Sohn des Demminer Apothekers und Bürgermeisters Samuel Lütkemann und dessen Frau Katharina, geb. Zander. Nach dem Schulbesuch in Demmin ging er 1624 an die Universität Greifswald, anschließend 1626 auf das Marienstiftsgymnasium in Stettin. Danach studierte er von 1629 bis 1634 an der Universität Straßburg Philosophie und evangelische Theologie. Nach einer Studienreise durch Frankreich und Italien ging er im November 1637 an die Universität Rostock, wo er 1638 an der philosophischen Fakultät seine Studien als Magister abschloss.

1639 wurde er zum Diakon der Rostocker Jakobikirche gewählt und wurde noch im gleichen Jahr Nachfolger des verstorbenen Magisters Zacharias Deutsch als Archidiakon, dessen Witwe Dorothea er heiratete. 1643 wurde er Professor der Metaphysik und Physik an der Universität Rostock. Ab November 1646 hielt er in Rostock theologische Übungen und wurde zum Rektor der Universität gewählt. 1648 wurde er in Greifswald zum Doktor der Theologie promoviert.

1649 wurde er wegen einer theologischen Streitfrage des Amts enthoben und des Landes verwiesen, worauf er einem Ruf an den Hof Herzogs August von Braunschweig-Wolfenbüttel folgte, wo er Hofprediger und Generalsuperintendent wurde. Dort entwarf er 1651 eine neue Schulordnung, mit der die allgemeine Schulpflicht eingeführt wurde. Von 1650 bis 1653 führte er eine Generalvisitation durch. 1653 wurde er zum Abt von Kloster Riddagshausen ernannt.

Neben Büchern zu philosophischen und dogmatischen Themen verfasste er 1653 das Werk 'Vorschmack göttlicher Güte', das zu den am meisten verbreiteten Erbauungsbüchern der lutherischen Literatur zählt. Im September 1655 hielt Lütkemann seine berühmte Regentenpredigt, in der er die absolutistischen Bestrebungen der Herrschenden seiner Zeit kritisierte und in Kontrast zum Begriff der Gottesfurcht stellte. Die ab 1904 in Gütersloh von Albert Fischer herausgegebene Sammlung 'Das deutsche Kirchenlied' enthält 10 Lieder von ihm.

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Joachim Lütkemanns Lieder/ Hymns

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Gottes Reich und Eigenschaften

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O Gott, wie groß ist deine Macht

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Derzeit noch nicht erfasst / Currently not scanned

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Ach Gott, wie unergründlich ist

Auf, meine Seele, schicke dich zur Anfechtung

Bereite dich, mein ganzes Ich

Ermunter dich, mein ganzes Ich

Ich will mein ganzes Leben zu Gottes Lob ergeben

Nichts hilft auf Menschen bauen

Nun höre fleißig mit mir an

Wenn Gott das Seufzen hört

Wie kann ein Christ sich weigern doch

 

Photo: Herbstblätter in einem Wasserbecken des Nordfriedhofs in Wiesbaden

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Jahrhunderte zogen herauf schon

 

1.) Jahrhunderte zogen herauf schon,

Jahrhunderte sanken hinab.

Sie zeugten viel Schmerzen und Tränen

Und waren auch wieder ihr Grab.

 

2.) D e i n Leid auch, du Kind des Jahrhunderts,

Zieht bald mit dir selber vorbei.

O, sorg nur, dass Freude und Wonne

Dein Teil in der Ewigkeit sei!

 

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Autor: Rosalie Amstein

Melodie: ohne Angaben

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Tautröplein - Gedichte von Rosalie Amstein

Im Selbstverlag

Gümlimgen bei Bern, 1912

Thema: Kirchen-Jahresende oder Jahresende

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Rosalie Auguste Amstein, geb. Bärlocher (* 30. April 1840 in St. Gallen; † 2 Februar 1923 in Belp im Kanton Bern) war eine Schweizer Lieddichterin. Sie wurde als Tochter von Johann Konrad Friedrich Bärlocher (1808-1864) und seiner Frau Auguste, geb. Wenner (1813-1886) geboren und im Töchterinstitut der Herrnhuter Brüdergemeine in Montmirail bei Neuchâtel im Kanton Neuenburg erzogen. Sie heiratete in erster Ehe den Pfarrer Johannes Glinz († 1882), der am evangelisch-pietistischen Institut Chrischona arbeitete. Nach dessen Tod ging sie mit dem Stadtmissionar Adolf Amstein 1886 die Ehe ein und leitete mit ihm von 1897 bis 1918 das von ihm gegründete Erholungsheim Lindenhof in Gümlingen im Berner Oberland, das später in eine Diakonissenanstalt der Schweizer Freien evangelischen Gemeinden umgewandelt wurde. Sie verfasste geistliche Lieder und gab im Selbstverlag des Bureaus der Evangelischen Gesellschaft 1897 das Erbauungsbuch 'Tautröpflein' heraus. Ihr bekanntestes Lied trägt den Titel 'Jesu, du bist unaussprechlich herrlich deinem Kind', das aus dem Jahr 1875 stammt. Im sog. Gemeinde-Psalter aus dem Jahr 1938, dem offiziellen Gesangbuch der Freien evangelischen Gemeinden, das in Witten/Ruhr erschienen ist, steht ihr Lied 'Geist vom Vater, taue, taue Segen'.

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Photo: Blick auf die Allee an der Sylter Straße in Wiesbaden-Dotzheim, OT Sauerland

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Zwei Ding, o Herr, bitt ich von dir

 

1.) Zwei Ding, o Herr, bitt ich von dir,

Die wollest du, nicht wegen mir,

Weil ich in diesem Leben bin,

Eh mich mein Stündlein nimmt dahin.

 

2.) Verfälschte Lehr', Abgötterei

Und Lügen ferne von mir sei:

Armut und Reichtum gib mir nicht,

Doch dieses ich noch ferner bitt':

 

3.) Sein ziemlich Notdurft schaff dem Leib,

Dass ich kann nähren Kind und Weib,

Dass kein' groß' Not noch Mangel sei,

Und auch kein Überfluss dabei.

 

4.) Sonst wenn ich würd' zu satte sein,

Möcht ich verleugn'n den Herren mein,

Und sagen: Was frag ich nach Gott?

Ich bin versorgt in aller Not.

 

5.) Oder wenn Armut drücket mich,

Zum Stehlen möcht' geraten ich

Oder mit Sünd' trachten nach Gut

Ohn' Gottes Scheu, wie mancher tut.

 

6.) Des Heren Segen machet reich

Ohn' alle Sorg', wenn du zugleich

In dein'm Amt treu und fleißig bist

Und tust, was dir befohlen ist.

 

7.) Und wenn vorhanden ist mein End',

Nimm meine Seel' in deine Händ',

Gib ihr und allen Christen gleich

Das ewig' Leb'n in deinem Reich.

 

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Autor: Ludwig Oeler

Melodie: Wenn wir in höchsten Nöten sein

oder: Nun jauchzt dem Herren alle Welt

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Neuvermehrtes und wohleingerichtetes Naumburgisches Gesang-Buch

Darinnen die erbaulichen Lieder Lutheri,

Gerhardi und anderer geistreicher Männer

[von Joh. Martinus Schamelius]

Druck und Verlag Balthasar Bossögel

Naumburg 1735

Liednummer 776

Thema: Gottvertrauen, Kreuz und Trost

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Ludwig Oeler (auch Oelers oder Oelert), ein deutscher evangelisch-reformierter Liederdichter und lebte im frühen 16. Jahrhundert in der Gegend von Nürnberg und Straßburg, wo er Kanonikus am St. Thomasstift war. Weitere Lebensdaten sind unbekannt. Seine geistlichen Gesänge fanden Aufnahme in die evangelischen Kirchengesangbücher und Liedersammlungen, u.a. in das 'Straßburger Kirchenamt' aus dem Jahr 1525.

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Photo: Herbststimmung in der Kuranlage von Hanau-Wilhelmsbad

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Guter Hirt, du hast gestillt

 

- Am Grabe eines Kindes -

 

1.) Guter Hirt, du hast gestillt

Deines Lämmchens langen Jammer.

Ach, wie ruhig, blass und mild

Liegts in seiner kleinen Kammer,

Und kein Seufzer bang und schwer,

Quälet seinen Busen mehr!

 

2.) In der Welt voll Angst und Graun

Willst du es nicht länger leiden.

Auf den Paradieses-Au'n

Soll dein liebes Lamm nun weiden,

Und mit unbeflecktem Kleid

Schweben in der Herrlichkeit.

 

3.) O, Herr Jesu, möchten wir,

Wo es schwebt, auch einmal schweben,

Und dein sel'ges Lustrevier

Uns auch Himmelsnahrung geben!

Dann sind Not und Tod Gewinn,

Nimmst du auch das Liebste hin.

 

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Autor: Wilhelm Meinhold

Melodie: Jesus lebt, mit ihm auch ich

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Geistliche Lieder im neunzehnten Jahrhundert

Herausgegeben von L. K. Otto Kraus

Druck und Verlag Chr. Friedrich Will

Darmstadt, 1863

Liednummer 210

Thema: Tod und Ewigkeit

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Johannes Wilhelm Meinhold (* 27. Februar 1797 in Netzelkow auf Usedom; † 30. November 1851 in Charlottenburg) war ein deutscher evangelisch-lutherischer Pfarrer und Schriftsteller. Er wurde als Sohn des Pfarrers von Netzelkow Georg Wilhelm Meinhold geboren und durch diesen zu Hause unterrichtet. Johannes Wilhelm Meinhold studierte von 1813 bis 1815 Theologie, Philologie und Philosophie im damals schwedischen Greifswald und verfasste erste Werke. Nachdem er eine Anstellung als Hauslehrer in der Nähe von Ueckermünde gefunden hatte, legte er 1817 sein theologisches Examen ab und trat im Jahr 1818 eine Prädikantenstelle in Gützkow an. Nachdem er auch die Prüfung als Lehrer abgelegt hatte, wurde er 1820 Schulrektor der Stadtschule in Usedom. Er heiratete und wechselte im Jahr 1821 auf eine Pfarrstelle in Koserow auf Usedom. Im Jahr 1824 erschien sein erstes Buch 'Vermischte Gedichte'; seine geistlichen Lieder wurden im Jahr 1846 unter dem Titel 'Religiöse Gedichte' verlegt. Meinhold wechselte 1844 nach Fürsprache des Königs Friedrich Wilhelm IV. auf eine Pfarrstelle nach Rehwinkel bei Stargard. In den Jahren 1846 bis 1848 erschien eine siebenbändige Ausgabe seiner gesammelten Werke. Nach längeren Streitigkeiten mit seiner Gemeinde und Behörden, zog er 1850 nach Berlin-Charlottenburg um, wo er im folgenden Jahr starb. Als sein wichtigstes Werk gilt der 1843 anonym veröffentlichte Roman 'Maria Schweidler, die Bernsteinhexe', der Usedom europaweit bekannt machte und die touristische Erschließung der Insel beförderte. Von seinen geistlichen Liedern sind 24 überregional bekannt geworden und stehen in Kirchengesangbüchern und Liedanthologien des 19. Jahrhunderts. Sein bekanntestes Lied ist ein Himmelfahrtslied mit elf Strophen und heißt 'Ich folgte dir von ferne zu deiner Marterbank'.

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Hairst time, barley bales,

Photo: Birken im Spätherbst bei Schloss Freudenberg, Wiesbaden-Dotzheim

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Mensche, du seist, wer du willt

 

1.) Mensche, du seist, wer du willt (a), du musst sterben!

Mensche, du lebst, wo du willt, du musst sterben!

Mensche, tue, was du willt, du musst sterben!

Sterben musst du, sterben, du musst sterben!

 

2.) Es ist kein Gehöre nicht, bei dem Tode!

Es gilt kein Geschenke nicht, bei dem Tode!

Es ist alle List umsonst, bei dem Tode!

Was da lebt, muss sterben, bei dem Tode!

 

3.) Wärst du alles in der Welt, du musst sterben!

Kaiser, König, Fürst und Herr, du musst sterben!

Adlig, Bürger, Bauersstand, du musst sterben!

Alle Menschen sterben, du musst sterben!

 

4.) Lebtest du gleich hundert Jahr, du musst sterben!

Wärest niemals krank gewest (b), du musst sterben!

Kämest tausendmal davon, du musst sterben!

Sterben musst du, sterben, du musst sterben!

 

5.) Hier hilft weder Schmuck noch Pracht, du musst sterben!

Hier hilft auch nicht Witz noch Kunst, du musst sterben!

Hier hilft keine Schönheit nicht, du musst sterben!

Sterben musst du, sterben, du musst sterben!

 

6.) Eins ist jung, das andre alt, beide sterben!

Eins ist Mann, das andre Weib, beide sterben!

Eins ist reich, das andre arm, beide sterben!

Eines, wie das andre, beide sterben!

 

7.) Vielleicht trifft dein Ende dich, auf dem Felde,

Vielleicht kommst du plötzlich um in dem Wasser.

Vielleicht findet dich der Tod auf dem Bette.

Denke an das Sterben, an das Sterben!

 

8.) Nichts gewissers in der Welt als das Sterben.

Nicht geschwinders in der Welt als das Sterben.

Nichts ist größers in der Welt als das Sterben.

Denke an das Sterben, an das Sterben!

 

9.) Drum, so komm doch, Sterblicher, lerne sterben!

Leg bei Seite, was du hast, lerne sterben!

Wende allen Fleiß daran, lerne sterben!

Sterben lerne, sterben. Sterben, sterben!

 

10.) Es ist keine bessre Kunst, denn recht sterben.

Nichts von allem nötiger, denn recht sterben.

Noch bringt mehr Gewinn mit sich, denn recht sterben.

Darum lerne sterben, selig sterben!

 

11.) Ei, so lasst uns Buße tun, fein bei Zeiten!

Um den Himmel uns bemühn, recht von Herzen!

Sein des Todes eingedenk, alle Stunden!

Denn wir müssen sterben. Müssen sterben.

 

12.) Lasst uns niemand Leides tun, weil wir sterben.

Uns nicht grämen ohne Not, weil wir sterben.

Immer sein in Gott vergnügt, weil wir sterben.

Sterben, vielleicht plötzlich, plötzlich, plötzlich!

 

13.) Lasst uns auf Gesundheit sehn, denn wir sterben!

Meiden, was uns schädlich ist, denn wir sterben!

Leben, weil es Gott gefällt, denn wir sterben!

Sterben, und das balde. Balde, balde!

 

14.) Jesu mache mich geschickt zu dem Tode!

Stehe mir mit Troste bei zu dem Tode!

Führe mich ins Leben ein zu dem Tode!

Hilf mir selig sterben! Selig sterben!

 

15.) Was hat man doch in der Welt? Müh' und Arbeit.

Was erfährt man in der Welt? Sünd' und Schande.

Was erlebt man in der Welt? Angst und Jammer.

Darum will ich sterben. Ich will sterben.

 

16.) Meine Not, die höret auf, in dem Tode.

Ich komm meiner Arbeit los, in dem Tode.

Sterbe meiner Sünden ab, in dem Tode.

Wohl mir, dass ich sterbe, in dem Tode.

 

17.) Ei, so lebe, wer da lebt, ich will sterben!

Bleibe, wer da bleiben will, ich will sterben!

Halt sich, wer da bleiben will, ich will sterben!

Sterben will ich, sterben! Recht mit Freuden!

 

18.) Hiermit geh ich aus der Welt, recht mit Freuden!

Ziehe ins gelobte Land voll Vergnügen!

Lebet wohl, und folget bald! Selig sterbe!

Wohl mir, dass ich sterbe! Eilig sterbe!

 

19.) Komm nun, Jesu, hol mich heim! Ich bin fertig.

Komm, mein Jesu, säume nicht! Mich verlanget.

Komm, Herr Jesu, komm fein bald, gleich noch heute.

Komm doch, mein Herr Jesu! Jesu! Jesu!

 

(a) ältere Form von 'willst'

(b) ältere Form von 'gewesen'

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Autor: Paul Christian Hilscher

Melodie: Jesu, meines Herzens Freud, süßer Jesu

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Johann Caspar Wetzels

Historische Lebens=Beschreibungen

Der berühmtesten Lieder=Dichter

Vierter Teil

Verlegt bei Samuel Roth-Schlotz

Herrnstadt, 1728

Thema: Tod und Ewigkeit

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Paul Christian Hilscher, (* 15. März 1666 in Waldheim in Sachsen, † 3. August 1730) war ein evangelisch-lutherischer Theologe und Schriftsteller, der als Pfarrer in Dresden-Neustadt wirkte.

Aus einer alten Pastorenfamilie abstammend, erhielt er seine Vorbildung auf der Fürstenschule zu Grimma und studierte anschließend ab 1685 in Leipzig Theologie. Er erwarb im Jahr 1688 den Magistertitel und wurde 1693 zum Assessor der philosophischen Fakultät berufen. Im Jahr 1694 erwarb er das theologische Baccalaureat und ging 1695 als Diakon (zweiter Pfarrer) nach Dresden, wo er im Jahr 1704 zum ersten Pastor aufstieg.

Hilscher schrieb, Sohn seines Zeitalters, zahlreiche kleine Schriften und Abhandlungen über die verschiedensten, zum Teil seltsame Fragen, besonders auf dem Gebiet der biblischen und kirchlichen Archäologie und Kirchengeschichte und ließ seine Predigten drucken. Das nach seinem Tod 1732 erschienene Werk 'Guter Wandel eines rechtschaffenen Christen' enthält u.a. seine Autobiographie. Eine Sammlung seiner kleineren Schriften erschien in Dresden und Leipzig im Jahr 1748. Sein Ewigkeitslied 'Mensche, du seist, wer du willt' wurde im vierten Band von Johann Caspar Wetzels Sammlung 'Historische Lebens=Beschreibungen der berühmtesten Lieder=Dichter' abgedruckt, die 1728 in Herrnstadt erschien.

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Photo: Landschaft zwischen Wiesbaden-Dotzheim und Wiesbaden-Frauenstein

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Ach, was ist doch unsre Zeit?

 

1.) Ach, was ist doch unsre Zeit?

Flüchtigkeit!

Nebel, Rauch und Wind und Schatten!

Menschen können nicht bestehn,

Sie vergehn,

Wie die Blumen auf den Matten. (a)

Unser Leben flieht behände.

Mensch, bedenke doch das Ende!

 

2.) Menschen sind zerbrechlich Glas,

Nichtig' Gras,

Blumen, die nicht lange stehen.

Ach, wie bald wird ihre Kraft

Hingerafft,

Wenn die Todeslüste wehen!

Unser Leben flieht behände.

Mensch, bedenke doch das Ende!

 

3.) Jugend, die den Rosen gleicht,

Die verbleicht!

Ihre Schönheit muss verschwinden.

Es vergeht durch Todesmacht

Alle Pracht,

Die wir an den Menschen finden.

Unser Leben flieht behände.

Mensch, bedenke doch das Ende!

 

4.) Menschen sind der Zeiten Spiel,

Und ein Ziel,

Drauf die Todespfeile fliegen.

Die wie schlanke Zedern stehn,

Groß und schön,

Müssen durch den Tod erliegen.

Unser Leben flieht behände.

Mensch, bedenke doch das Ende!

 

5.) Ach, der Tod ist dir gewiss.

Drum vergiss

Alles Eitle dieser Erden!

Lenke dich zur Ewigkeit

Jederzeit,

Willst du dort unsterblich werden!

Unser Leben flieht behände.

Mensch, bedenke doch das Ende!

 

6.) Schwinge dein Gemüt und Herz

Himmelwärts,

Wo nicht Tod, nicht Not, nicht Leben!

Denk an das, was ewig ist,

Liebster Christ,

Soll dich einst der Himmel weiden!

Unser Leben flieht behände.

Mensch, bedenke doch das Ende!

 

(a) Wiesen

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Autor: wahrscheinlich Salomon Franck

Lied wurde anonym veröffentlicht

Melodie: Eigene Melodie

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Salomo Francks geistliche Lieder

Zusammengestellt und herausgegeben von

J. K. Schauer

Verlag von Julius Fricke

Halle[/Saale], 1855

Herausgegeben im Rahmen der Edition

Geistliche Sänfer der christlichen Kirche deutscher Nation, Sechstes Heft

Herausgegeben von Wilhelm Schircks

Thema: Glaube, Kampf und Rechtfertigung

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Salomon Franck, auch Salomo Francke (* im März 1659 in Weimar; begraben am 14. Juni 1725 ebenda) war ein deutscher Jurist und Dichter. Er ist heute vor allem dadurch bekannt, dass Texte von ihm die Grundlage der meisten Kantaten Johann Sebastian Bachs in seiner Weimarer Zeit bilden.

Franck studierte Rechtswissenschaften und vermutlich ebenfalls Theologie in Jena und war danach in Zwickau, Arnstadt und Jena tätig, bevor er 1701 (Ober-)Konsistorialsekretär in Weimar wurde. In seine Zuständigkeit fielen die Herzogliche Bibliothek und das Münzkabinett. Spätestens ab 1694 dichtete er Kantatentexte für den Weimarer Hof, die zunächst aus Bibelworten und Strophendichtungen bestanden, später ab 1710 unter dem Einfluss Erdmann Neumeisters die größeren Freiheiten nichtstrophischer madrigalischer Dichtung übernahmen.

Viele seiner weltlichen Glückwunschdichtungen für das Weimarer Fürstenhaus haben ebenfalls Kantatenform. Dazu kommen noch weitere weltliche Kantaten verschiedener Art. Insgesamt hat er darüber hinaus 300 geistliche Lieder von bedeutender Qualität gedichtet, die in mehreren Sammlungen erschienen sind.

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A shot from one of my usual wee two-wheeled leg-stretch routes around Insch, in the midst of the harvest last month. We had some evenings of great light, and of course the landscape looks so good as the crop is brought in. I don't remember what the wind was like on the ground, but that pattern of couds suggests it was windy enough up high, as they are in a distinct wave pattern, the ripples of air oscillating through the sky after being stirred up by some out of sight mountains.

Photo: Wiesbaden-Bierstadt, Nähe Raiffeisen-Platz

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Ich bin des Lebens satt und müde

 

1.) Ich bin des Lebens satt und müde,

Mein Gott, wann kommt der frohe Tag,

Dass ich, wie Simeon, im Friede

Die letzte Fahrt vollziehen mag?

Zerreiß, o Herr, das Band, das Leib und Seel' vereint,

Und tilge meine Qual, die täglich größer scheint.

 

2.) Mein Gott, mir wird auf Erden bange,

Du wirst mein Elieser (a) sein.

Die Bosheit macht die Welt gedrange,

Der weite Himmel nimmt mich ein,

Der kehret Edals (b) Fluch in Obed-Eoms (c) Heil

Und bleibt bei Angst und Not stets mein bescheidnes Teil.

 

3.) Entreiß mich der Gefahr der Sünden

Die oft den frömmsten David stürzt

Und lass mich jene Freistatt finden,

Die Furcht und Fall zugleich verkürzt!

Beschleunige, mein Gott, mein Scheiden aus der Welt,

In welcher Fleisch und Lust so manchen Simson (d) fällt!

 

4.) In dieser Schule lernt man weinen,

Wenn Joab (e) seine Rachsucht stillt,

Wenn Simei (f) die Hand mit Steinen,

Das Maul mit losen Worten füllt,

Wenn Bileam (g) für's Geld mit Flüchen um sich schmeißt,

Und Kain Leute würgt und gleichwohl Bruder heißt.

 

5.) Gott ist, wenn Welt und Satan wüten,

Mein Leitstern der Gefahr und Nacht,

Der mir aus Kedars (h) schwarze Hütten

Ein ewigliches Gosen (i) macht.

Mein Bochim (j) wendet sich, mein Miserere (k) schweigt,

Weil Hamann (l) Galgen baut und fünfzig Ellensteigt.

 

6.) Herr, eile mit mir durch die Wüste,

Damit ich bald in Kanaan, (m)

Indem ich mich zum Sterben rüste,

Das sel'ge Pascha (n) feiern kann.

Und Moses nähert sich, der Weg ist bald vollbracht,

Der Bau des Leibes bricht, Ägypten, gute Nacht!

 

(a) Elieser, (hebr.: Gott ist meine Hilfe) Sohn des Moses und seiner Frau Zippora

(b) Edal (konnte nicht nachgewiesen werden)

(c) Obed-Eoms (Obed: hebr. Diener), sonst nicht nachweisbar

(d) Simson: Samson oder Simson (hebräisch: ‚von der Sonne; auch `‘Diener Gottes‘, oder diminutiv ‚Kleine Sonne‘ war der drittletzte Richter im Alten Israel vor der Königszeit. Sein Leben wird im Alten Testament der Bibel im Buch der Richter in den Kapiteln 13–16 geschildert. Als einem Auserwählten Gottes durfte u. a. sein Haar nie geschnitten werden. Er gilt als Held von unbezwingbarer Stärke. Simson wird auch als Ehrenname Jesu Christi verwendet.

(e) Joab (hebr: Gott ist Vater), Heerführer des Königs David

(f) Simeon: Der Prophet Simeon ist eine Gestalt des Neuen Testaments. Im Lukas-Evangelium (Kapitel 2, Verse 25-35) wird beschrieben, wie er sehnsüchtig auf die Ankunft des Messias wartet und ihn schließlich bei dessen Darstellung im Tempel in die Arme schließen kann.

Er lobt Gott für die Erfüllung der Verheißung, er (Simeon) werde noch zu Lebzeiten den Messias sehen mit seinem Lobgesang.

Dieses Geschehen wird am Feiertag der Darstellung des Herrn am 2. Februar gefeiert. Die katholische Bezeichnung ist Maria Lichtmess.

(g) Belial ist ein Dämon aus der jüdischen Kultur

(h) Kedar, vorübergehende, flüchtige, irdische Wohnstatt (vgl. Jesaja Kapitel 21, Verse 13-17).

Auch Namen eines Sohnes von Ismael, einem Sohn Abrahams im Alten Testament (vgl. 1. Buch Mose, Kapitel 25, Vers 13).

(i) Gosen (auch Goschen) war ein den Nachkommen Jakobs überlassenes Weidegebiet.

Man vermutet das Land im heutigen Gebiet des Wadi Tumilat im östlichen Niltal oder im Südwesten Palästinas bei Hebron.

(j) Bochim (konnte nicht nachgewiesen werden)

(k) Miserere ist ein Bußgebet in der Liturgie

(l) Hamann ist eine Figur des Alten Testaments, ein Feind des Volks Israel

(m) Kanaan: gelobtes Land

(n) Pessach, jüdisches Fest, vergleichbar mit Ostern

 

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Autor: Daniel Stoppe

Melodie: ohne Angaben

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Der Parnaß im Sättler Oder:

Scherz- und Ernsthafte Gedichte,

Herrn Daniel Stoppens,

aus Hirschberg in Schlesien

Verlag Franz Christian Mumme

Frankfurt und Leipzig, 1735

Thema: Tod und Ewigkeit

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Daniel Stoppe (* 17. November 1697 in Hirschberg (Schlesien), † 12. Juli 1747 in ebenda), war ein deutscher Schullehrer und schlesischer Gelegenheitsdichter.

Daniel Stoppe entstammte einfachsten Verhältnissen, ein reicher Gönner ermöglichte ihm aber den Schulbesuch und von 1719-1722 ein Studium der Philosophie in Leipzig. 1728 kehrte er nach Hirschberg zurück, wo er sich notdürftig als Hauslehrer und nach seiner Heirat auch als Spezereienhändler betätigte, bis er 1742 am städtischen Gymnasium als Konrektor (damals Unterlehrer) angestellt wurde.

Er dichtete Kantatentexte, die insbesondere von Telemann vertont wurden, satirische Versepisteln und Fabeln, die Einflüsse des Spätbarock und des Leipziger galanten Stils zeigen. Als Mitglied von Gottscheds 'Deutscher Gesellschaft' fügte er sich aber dessen Regelpoetik. Zu Lebzeiten recht geschätzt, geriet Stoppe bald nach seinem Tod völlig in Vergessenheit, obwohl sie auch in evangelische Kirchengesangbücher übernommen wurden.

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Daniel Stoppes Lieder/ Hymns

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An den wasserreichen Quellen

Banger Nächte leere Klagen

Banges Herze, lass das Grämen

Das Glücke muss mich wohl nicht kennen

Der Himmel hat mich gar vergessen

Die Missgunst gönnt mir kaum die Luft

Ei, schlaft doch ein, ihr müden Augen

Geh Ungeduld, komm stilles Hoffen

Gönnt mir doch einmal das Glücke

Gott mach es mit mir, wie er will

Ich bin des Lebens satt und müde

Ich bin zufrieden mit dem Stande

Ich bleibe herzlich gern zu Hause

Ihr bekümmerten Gedanken

Kehr um, mein Geist, wir kommen blind

Lasst mir meine Niedrigkeit

Nur unverzagt, ihr blöden Sinnen

Scheid ich jetzund gleich von hinnen

Schlaft doch ein, ihr allzu muntern Schmerzen

Sei zufrieden, meine Seele, wenn dich Stern

So wollt ihr mich denn ewig meiden

Stille Ruhe, sanfter Schlummer

Was hält euch ab, ihr müden Sorgen

Wer weiß, wie nahe mir mein Ende, wie bald

Werte Hoffnung, deine Freundschaft

Will Gott nicht mehr für mich sorgen

Wo bleibt ihr denn, ihr guten Tage

Das walte Gott, der helfen kann

 

1.) Das walte Gott, der helfen kann,

Mit Gott fang ich die Arbeit an.

Mit Gott nur geht es glücklich fort,

Drum ist auch dies mein erstes Wort:

Das walte Gott.

 

2.) All mein Beginnen, Tun und Werk

Erfordert von Gott Kraft und Stärk'.

Mein Herz zu Gott ist stets gericht',

Drum auch mein Mund mit Freuden spricht:

Das walte Gott!

 

3.) So Gott nicht hilft, so kann ich nichts,

Wo Gott nicht gibet, da gebricht's.

Gott gibt und tut mir alles Guts,

Drum sprech ich auch nun guten Muts:

Das walte Gott!

 

4.) Will Gott mir etwas geben hier,

So will ich dankbar sein dafür.

Auf sein Wort werf ich aus mein Netz

Und sag in meiner Arbeit stets:

Das walte Gott!

 

5.) Anfang und Mitte samt dem End'

Stell ich allein in Gottes Händ'.

Er gebe, was mir nützlich ist,

Drum sprech ich auch zu jeder Frist:

Das walte Gott!

 

6.) Legt Gott mir seinen Segen bei

Nach seiner großen Güt' und Treu',

So gnüget's mir zu jeder Stund,

Drum sprech ich auch von Herzensgrund

Das walt Gott!

 

7.) Trifft mich ein Unglück: unverzagt!

Ist doch mein Werk mit Gott gewagt.

Er wird mir gnädig stehen bei,

Drum dies auch meine Losung sei:

Das walte Gott!

 

8.) Er kann mich segnen früh und spat,

Bis all mein Tun ein Ende hat,

Er gibt und nimmt, macht's, wie er will,

Drum sprech ich auch fein in der Still:

Das walte Gott!

 

9.) Gott steht mir bei in aller Not

Und gib mir auch mein täglich Brot.

Nach seinem alten Vaterbrauch

Tut er mir Guts, drum sprech ich auch:

Das walte Gott!

 

10.) Ohn ihn ist all mein Tun umsonst,

Nichts hilft Verstand, Witz oder Kunst.

Mit Gott geht's fort, gerät auch wohl,

Dass ich kann sagen glaubensvoll:

Das walte Gott!

 

11.) Teilt Gott was mit aus Gütigkeit,

So acht' ich keiner Feinde Neid.

Lass hassen, wer's nicht lassen kann, -

Ich stimme doch mit Freuden an:

Das walte Gott!

 

12.) Tu' ich mein Werk mit Gottes Rat,

Der mir beistehet früh und spat,

Dann alles wohl geraten muss,

Drum sprech ich nochmals zum Beschluss:

Das walte Gott!

 

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Autor: Johann Betichius

Melodie: In Gottes Namen fahren wir

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Wiederholtes Halleluja der Kinder Gottes auf Erden

Das ist das neu aufgelegte und verbesserte

Gesangbuch der Stadt Dahma in dem Fürstenthum Sachsen-Querfurth

Verlag: Johann Joachim Ahlfeld

Wittenberg, 1764

Liednummer 442

Thema: Morgenlied

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Johann Betichius (* 18. Oktober 1650 in Steckby (ein Ortsteil der Stadt Zerbst/Anhalt); † 13. Juni 1722 in Zerbst) war ein deutscher evangelisch-lutherischer Geistlicher und Kirchenlieddichter.

Geboren als Sohn eines Pfarrers, studierte er ab August 1666 an der Universität Wittenberg Theologie. Um sich weiter zu bilden, nahm er 1672 erneut ein Studium in Wittenberg auf. Während dieser Zeit verfasste er Kirchenlieder, die im Zerbster Gesangbuch Eingang fanden. Unter seinen Liedern befindet sich das Berufslied 'Das walte Gott, der helfen kann', das seinerzeit weite und dauerhafte Verbreitung fand. 1689 ging er als Theologe nach Zerbst und wurde zum Pfarrer an der Vorstadtkirche von Zerbst ordiniert. 1706 wurde er Diaconus an der Zerbster Trinitatiskirche.

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Johann Betichius' Lieder/ Hymns

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Auf, ihr Christen, jauchzt und springet

Das walte Gott, der helfen kann

Träufelt, ihr Himmel, von oben zu gute der Frommen

Photo: Landschaft zwischen Wiesbaden-Dotzheim und Wiesbaden-Frauenstein

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Nun geh ich hin zum Vater mein

 

1.) Nun geh ich hin zum Vater mein

Durch ein seliges Sterben.

Ich schlaf im Namen Jesu ein,

Drum kann ich nicht verderben.

Weil ich an Jesum Christum gläub,

Im Grab ich nicht gelassen bleib,

Sondern steh auf zum Leben.

 

2.) Ich geh zu dem, der mich erschuf

Und zum ewigen Leben

Mir einen heiligen Beruf

Durch Christum hat gegeben.

Er weiset mir in seinem Wort

Den schmalen Weg zur engen Pfort' -

In die himmlische Freude.

 

3.) Ich geh zu dem, der mich erlöst,

Zu Christo, meinem Herren.

Ich geh zu dem, der mich getröst,

Geheiligt und zu Ehren

Durch seine Salbung hat gebracht,

Zu Gottes Ebenbild gemacht,

Verklärt werd ich aufstehen.

 

4.) Es ist mir gut, dass ich hingeh

Durch viel Trübsal und Leiden,

Ob's gleich dem sündlich' Fleisch tut weh.

Ich begehr abzuscheiden

Und bei Christ, meinem Herrn, zu sein,

Auf dass ich mit den Augen mein

Sein Herrlichkeit mög schauen.

 

5.) Es ist mir gut, dass ich hingeh,

Ob's gleich geschieht durch Sterben.

Vom Tod ich wieder aufersteh,

Ich soll das Reich ererben,

Welch's mir bereit' von Anbeginn,

Mit Fried' und Freud' geh ich nun hin

In das ewige Leben.

 

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Autor: Gregor Ritzsch

Melodie: Wenn mein Stündlein vorhanden ist

oder: Such, wer da will ein ander Ziel

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Das deutsche evangelische Kirchenlied des 17. Jahrhunderts

Herausgegeben von Albert Fischer (†) und

Wilhelm Christian Ludwig Tümpel, Erster Band

Druck und Verlag C. Bertelsmann

Gütersloh, 1904

Liednummer 493

Thema: Tod und Ewigkeit

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Gregor Ritzsch, auch Gregorius (* 1584 in Rudig-Skytal/Böhmen; † 15. April 1643 in Leipzig) war ein Buchdrucker, Herausgeber und evangelischer Liederdichter der Barockzeit. Er wurde als Sohn des Verwalters und Kirchenältesten Michael Ritzsch geboren und kam im Jahr 1600 als Vollwaise zu seinem Onkel, dem Leipziger Buchdruckereibesitzer Michael Lantzenberger in die Lehre und übernahm im Jahr 1612 die Druckerei. Unter seiner Leitung entwickelte sich diese zu einer der größten Leipzigs. Er verlobte sich im Jahr 1610 mit Christine Schumann, Tochter des Braumeisters Benedikt Schumann aus Breitenhagen, mit der er in den folgenden Jahren fünf Söhne und drei Töchter hatte. Ritzsch schrieb auch selbst zahlreiche geistliche Lieder und gab Gesangbücher heraus. Die hohe Wertschätzung, die Ritzsch genoss, ist an einer im Jahr 1640 erschienenen Festschrift zur zweihundertsten Wiederkehr der Erfindung der Buchdruckerkunst zu erkennen, an der sich namhafte Dichter aus allen Teilen Deutschlands beteiligten. Nach Ritzschs Tod 1643 wurde die Druckerei von seinem einzig überlebenden Sohn Timotheus († 1671) übernommen, der die erste Tageszeitung der Welt, den 'Leipziger Zeitungs-Courier', herausgab. Sein Enkel war der Dichter David Elias Heidenreich. Eine von Gregor Ritzsch im Jahr 1642 verlegte Liedsammlung hat den Titel 'Myrrhen-Püschel' und enthält seine geistliche Lyrik. Das von dem Pfarrer und Hymnologen Albert Friedrich Wilhelm Fischer (1829-1896) initiierte und nach seinem Tod ab 1904 in Gütersloh von Wilhelm Christian Ludwig Tümpel (1855-1915) herausgegebene mehrbändige Werk 'Das deutsche evangelische Kirchenlied' enthält 15 Lieder von Ritzsch. Sein bekanntestes Lied ist ein Passionslied mit zwölf Strophen und heißt 'Der frömmste Mensch, ja Gottes Sohn'.

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Photo: Landschaft in Wiesbaden-Dotzheim, bei Schloss Freudenberg

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Mensch, klage nicht, als hätte Gott

 

1.) Mensch, klage nicht, als hätte Gott

Dich hier nun ganz vergessen!

Gewiss, er hat dir väterlich

Dein Schicksal zugemessen.

Er lebet, sorget, schützt und wacht

Und immer herrscht er noch mit Macht,

Mit Weisheit und mit Güte.

 

2.) Sein Rat ist gut, doch wunderbar,

Sein Wort kann niemals trügen.

Er ist der noch, der vormals war,

Sein Wort sollt nun erst lügen?

War er nicht deiner Väter Gott?

Du wolltest jetzt zum Hohn und Spott

Bei deinen Feinden werden?

 

3.) Sieh nicht auf das, was dich betrübt,

Erkenne Gottes Wege,

Er nimmt, weil er die Seinen liebt,

Sie in die treuste Pflege.

Da führt er sie nach seinem Rat,

Er sieht nicht auf Verdienst noch Tat,

Oft nicht auf unsre Bitte.

 

4.) Nur Er weiß, was dir heilsam ist,

Drum lenkt er deine Sache.

Frag nicht, wenn du so traurig bist,

Warum er es so mache?

Gib dich in seine sichre Hut,

Er macht's mit dir wahrhaftig gut, -

Zuletzt wird er dich trösten.

 

5.) Nur trachte nicht nach dem dein Herz,

Was andre glücklich nennen.

Es würde dir vielleicht zum Schmerz

Und Fall gereichen können.

Er weiß es, was dir heilsam ist.

Er liebet dich, und er vergisst

Nie für dein Wohl zu sorgen.

 

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Autor: Johann Christian Prager

Melodie: Aus tiefer Not schrei ich zu dir

oder: Such, wer da will ein ander Ziel

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Sammlung geistlicher Lieder - Band 2 -

Herausgegeben von Nikolaus Joachim Guilliam Evers

Archediakonus an der Jakobi-Kirche, Hamburg

Druck und Verlag: G.F.Schniebes, E.E.Raths

Hamburg, 1817

Liednummer 758

Thema: Glaube, Kampf und Rechtfertigung

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Johann Christian Prager (* 6. November 1727 in Hildburghausen; † 8. Juni 1796) war ein deutscher evangelisch-lutherischer Pfarrer und Kirchenlieddichter. Er versah die Ämter eines Adjunkts, später war er Pastor zu Ummerstadt in Thüringen. Seine Kirchenlieder wurden nach seinem Tod 1801 am Verlagsort Hildburghausen von Johann Friedrich Öberländer unter dem Titel 'J.C.P. (68) geistliche Lieder' herausgegeben. In Nikolaus Joachim Evers Sammlung geistlicher Lieder, 1817 in Hamburg verlegt, sind drei Lieder von ihm enthalten. Zu Lebzeiten erschien um 1760 auch ein 'Neu eingerichtetes englisches Wörterbuch' mit Verlagsortangabe Coburg und Leipzig unter seinem Namen.

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Johann Christian Pragers Lieder/ Hymns

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Die Morgensterne loben dich

Mensch, klage nicht, als hätte Gott dich hier nun ganz vergessen

Sei zufrieden, Mensch, o sei zufrieden, wehre allem

Was muss ich tun, dass ich das Leben sehe

  

Wer sein Wesen überleg

 

1.) Wer sein Wesen überlegt

Und bedachtsam zählet,

Wie ein Mensch sich quälet,

Weil (a) er diesen Körper trägt:

Der wird gern bekennen,

Dass wir diese schwere Pein,

Der wir hier verpflichtet sein,

Fälschlich Leben nennen.

 

2.) Sein wir doch mit Angst und Not

Immer überfallen,

Und nach diesem allen

Frisst uns noch zuletzt der Tod.

Ja, was meistlich kränket

Ist, dass ein Gemüt erschrickt,

Wenn es auf sein Ende blickt

Und der Sünden denket.

 

3.) Sünde, du betrübte Last,

Treibst mit stetem Nagen

Uns wohl zum Verzagen.

Wenn du deinen Willen hast,

Wenn wir nicht dein Wüten,

Deinen wilden Mörderpfeil

Durch ein hochgesichert Heil

Wissen zu verhüten.

 

4.) Fragst du, was uns schützen soll

Gegen dein Vermögen?

Lasse dich begnügen.

Unsre Hoffnung stehet wohl

Und auf festen Gründen.

Jesu Christi Gnadenflut,

Gottes Sohnes heilig Blut

Macht uns rein von Sünden.

 

5.) Dieser Trost ist unser Licht

In des Lebens Wegen

Und im Tod ein Segen.

Dieser Trost gebreche nicht,

So wird uns gelingen,

Hier durch alle Lebens Not

Und zuletzt auch durch den Tod

Ritterlich zu dringen.

 

(a) hier im Sinn von 'solange'

 

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Autor: Robert Roberthin

Melodie: Eigene Melodie

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Das deutsche evangelische Kirchenlied des 17. Jahrhunderts

Herausgegeben von Albert Fischer (†) und

Wilhelm Christian Ludwig Tümpel, Dritter Band

Druck und Verlag C. Bertelsmann

Gütersloh, 1906

Liednummer 53

Thema: Tod und Ewigkeit

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Robert Roberthin, Pseudonym: Berrintho, (* 3. März 1600 in Saalfeld/Ostpreußen; † 7. April 1648 in Königsberg) war ein deutscher Dichter der Barockzeit und evangelischer Lieddichter der Schlesischen Dichterschule. Er wurde als Sohn des Pfarrers und Konsistorialrats Gerhard Roberthin († 1620) und Ursula, geb. Vogt, geboren und studierte ab dem Jahr 1617 Rechtswissenschaften in Königsberg, Leipzig und Straßburg. Als drei Jahre später sein Vater starb, trat er eine Stelle als Hofmeister an. Zahlreiche Reisen führten ihn nach England, Frankreich, Italien und Holland. Zurückgekehrt wurde er brandenburgischer Rat und Obersekretär bei der Regierung in Königsberg. Roberthin war mit dem schlesischen Dichter Martin Opitz (1597-1639) befreundet und förderte den Dichterkollegen Simon Dach (1605-1659), der für ihn das von Heinrich Albert (1604-1651) später vertonte Begräbnislied 'Ich bin ja, Herr, in deiner Macht' dichtete. Roberthin war der geistige Mittelpunkt der 'Königsberger Kürbishütte', einem literarischen Freundeskreis, der sich in einer Laube vor Königsberg traf. Roberthin verfasste zahlreiche geistliche und weltliche Lieder, die sich durch Leichtigkeit und Innigkeit auszeichnen und die sein Freund Heinrich Albert in seiner 1638 in Königsberg verlegten Sammlung 'Arien zum Singen und Spielen' veröffentlichte.

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Photo: Herbststimmung in der Kuranlage von Hanau-Wilhelmsbad

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Steht auf von allen Sünden

 

1.) Steht auf von allen Sünden

In diesem neuen Jahr, (a)

Werdet sehend, ihr Blinden,

Das neu' Licht scheinet klar,

Ehrbar und redlich handelt

In dieser neuen Zeit,

Im neuen Leben wandelt,

Und des Lichts Kinder seid.

 

2.) Das fleischlich' Herz beschneidet

Von aller bösen Lust,

Euch von der Welt abscheidet,

Als Hochzeitsgäst' euch ruft,

Hasset den Rock des Fleisches,

Zieht an die G'rechtigkeit,

Ein Heilig's, Reines, Keusches,

Unbefleckt Hochzeitskleid.

 

3.) Gehorsam euch einstellet

Den lieben Gott zu ehrn,

Zu'n Frommen euch gesellet,

Gehorcht der Stimm' des Herrn.

Lasst euch durch nichts aufhalten,

Meidet, was hindern mag,

Folget nicht mehr dem Alten (b)

In diesem Neujahr nach.

 

4.) Die Ochsen und den Acker

Und irdisch' Lust nicht liebt,

Seid im Aufwarten wacker

Und im Gebet euch übt,

Der Bräut'gam ist vorhanden,

Verschlaft die Stunde nicht,

Wollt ihr nicht stehn in Schanden,

So habt ein brennend' Licht. (c)

 

5.) Beizeit das Öl einkaufet,

Die Lampen fertig machet,

Hernach und sonst ihr laufet,

Drum nehmt die Stund' in acht,

Denn wenn die Zeit verflossen,

So kommt ihr viel zu spät,

Daraußen bleibt verschlossen,

Der nicht beizeit eingeht.

 

6.) Jetzt hat man noch zu hoffen,

Wiewohl ein' kleine Zeit,

Eilt, wenn (d) die Tür steht offen,

Verlasst all' Eitelkeit,

Stellt ab die alten Sitten,

Wacht auf vom Sündenschlaf,

So wird auf euer Bitten

Gott wenden ab die Straf'.

 

7.) Amen, Herr Jesu, Amen.

In Gnaden zu uns komm,

Und mach uns allzusammen

Heilig, gerecht und fromm.

Lasst uns mit dir anfangen

Alles in dieser Zeit

Und durch dich auch erlangen

Die ewig' Seligkeit.

 

(a) das Lied kann sowohl zum Ende des Kirchenjahres (vor dem 1. Advent) als auch zum Altjahresabend (Silvester) gesungen werden

(b) das Alte steht hier für das sündhafte Leben

(C) Das Gleichnis, auf das sich die Autorin bezieht, hat Jesus Christus gem. der Überlieferung im Evangelium des Matthäus (Kapitel 2, Verse 1-13) erzählt. Es handelt von der Vorbereitung auf das Reich Gottes. Zehn Jungfrauen warten auf den Bräutigam, aber nur fünf haben genug Öl für ihre Lampen mitgebracht. Als der Erwartete sich verspätet, werden alle müde und schlafen ein. Als der Ruf erschallt, der Bräutigam stehe vor der Ankunft, müssen die fünf törichten Jungrauen gehen, um Öl zu kaufen und finden die Tür des Hochzeitssaals verschlossen, als sie zurückkommen. Die fünf klugen Jungfrauen hatten hingegen genug Öl für ihre Lampen mitgebracht und haben Einlass zur Feier gefunden. In diesem Gleichnis stehen die klugen Jungfrauen für die Bereitschaft des Gläubigen, jederzeit angesichts des Todes Rechenschaft über sein Leben ablegen zu können und hierdurch vor Gott gerechtfertigt zu sein. Dieses Gleichnisses wird sowohl am Ende des Kirchenjahres, vor dem Advent, gedacht, wenn die Themen Offenbarung, letztes Wahrheiten und die Wiederkunft Christi behandelt werden, als auch im Advent, wo der Erinnerung an die erste Ankunft Christi gedacht wird.

(d) im Sinn von 'solange'

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Autor: Anna Hoyer

Melodie: Befiehl du deine Wege

oder: Herzlich tut mich verlangen

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Deutschlands Dichterinnen

Blüthen deutscher Frauenpoesie

Herausgegeben von Karl Wilhelm Bindewald

Pfarrer in Idstein/Taunus

Druck und Verlag A. W. Zickfeldt

Osterwieck/Harz, 1895

Thema: Kirchen-Jahresende oder Jahresende

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Anna Ovena Hoyer, auch Owena u. Hoijer, geb. Hanß (* 1584 in Koldenbüttel/Nordfriesland; † 27. November 1655 auf Gut Sittwick bei Stockholm/Schweden) war eine norddeutsche Dichterin der Barockzeit; sie war evangelisch-lutherischen Bekenntnisses.

 

Photo: Herbststimmung in der Kuranlage von Hanau-Wilhelmsbad, Blick zum Karussell

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Das Jahr geht hin, die Blätter fallen

 

1.) Das Jahr geht hin, die Blätter fallen,

Begraben ist der Frühlingstraum;

Den Streich der Axt hört dumpf man fallen,

Die niederwirft den morschern Baum.

 

2.) Wie Sturm, der von dem Tennenboden

Wegfegt die weizenleere Spreu,

So weht der starke Gottes-Odem (a)

Durch Land, - erweckend Buß' und Reu'.

 

3.) O, dass wir diesem Sturm uns beugten,

Ach, dass wir merkten auf's Gebot!

Und vor dem Herrn die Herzen neigten

Mit einem Schrei aus tiefer Not!

 

(a) Atem

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Autor: Fanny Stockhausen

Melodie: ohne Angaben

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Feierklänge

von Fanny Stockhausen

Neue Auflage

Schriftenvertriebsanstalt

Berlin, um 1918

Thema: Buß- und Bettag

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Fanny Stockhausen (* 23. September 1846 in Solingen, † 1916) war eine deutsche Schriftstellerin und evangelische Lieddichterin. Sie wurde als Tochter des königlichen Notars Franz Stockhausen geboren. Seit 1860 lebte sie in Düsseldorf. Fanny Stockhausen war Mitarbeiterin verschiedener Frauenblätter, seit 1888 ständige Mitarbeiterin am Berliner Evangelischen Sonntagsblatt, dem Arbeiterfreund und anderen Blättern. Darüber hinaus veröffentlichte sie kleinere Erzählungen, Skizzen und Gedichtzyklen, die u.a. auch in verschiedenen Kalendern erschienen. Zu Luthers Geburtstag gab sie 1883 die Liedsammlung 'Aus Luthers Brunnenstube' heraus. Im Jahr 1899 erschienen ihre geistlichen Gedichte unter dem Titel 'Feierklänge' in mehreren Auflagen.

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Photo: Herbststimmung im Kurpark von Hanau-Wilhelmsbad

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Noch einmal sind beisammen

 

1.) Noch einmal sind beisammen

Wir an des Jahres Schluss

Und flehn zu dir, Gott Amen:

Herr lass uns deinen Fuß

In unsrer Mitte spüren!

Durchwandle unsre Reihn,

Lass deinen Geist uns führen

Tief in dein Wort hinein!

 

2.) Lass alles in uns schweigen,

Was die Gemeinschaft stört.

Lass jedes Herz sich neigen

Vor dir, dem es gehört!

Hast du uns doch erkaufet

Mit deinem teuren Blut,

Mit deinem Geist getaufet

Zu deinem Erb und Gut!

 

3.) Entzünde unsre Herzen

Mit deiner Liebe Flamm',

Du Mann der Todesschmerzen,

Du heil'ges Gotteslamm,

Dass jedes Herz erfülle,

Herr, deiner Liebe Glut,

Und unser ganzer Wille

In deinem Willen ruht!

 

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Autor: Robert Kaiser

Melodie: Der du in Todesnächten

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Pilgerklänge

von Robert Kaiser

Selbstverlag 1926

Thema: Kirchen-Jahresende oder Jahresende

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Robert Kaiser (* 21. Januar 1862 in Hillesmühle/Kreis Waldbröl in der preußischen Rheinprovinz; † 16. Juni 1936) war ein deutscher evangelisch-freikirchlicher Pfarrer und Lieddichter. Kaiser war zunächst Müller und Landwirt und trat im Jahr 1886 in das Missionshaus in Neukirchen (Kreis Moers) ein. Im Jahr 1891 wurde er zum Pfarrer der Freien Evangelischen Gemeinde in Witten an der Ruhr berufen und übernahm im Jahr 1897 die Leitung des Diakonissenhauses 'Bethanien' in Wetter an der Ruhr. Ab 1927 leitete er das Altersheim 'Salem' in Wetter an der Ruhr, wo er im Jahr 1936 verstarb. Zum 70. Geburtstag erschien eine von Hartmut Weyel verfasste Würdigung der Lebensleistung Kaisers. Dieser veröffentlichte im Jahr 1922 ein Werk über 'Krankheit und Krankenheilung'; seine geistlichen Lieder erschienen 1926 in Witten unter dem Titel 'Pilgerklänge - Gelegenheits-Lieder und -Gedichte'. Im sog. Gemeinde-Psalter aus dem Jahr 1938, dem offiziellen Gesangbuch der Freien evangelischen Gemeinden, stehen vier Lieder von Kaiser.

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Photo: 'Unter den Fichten' in Wiesbaden-Bierstadt

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Herr Jesu, dir sei Preis und Ruhm

 

1.) Herr Jesu, dir sei Preis und Ruhm,

Dass du uns zum Eigentum

Bist zu uns armen Kindern kommen.

Und unser Fleisch an dich genommen:

Dass du aus Liebe worden bist

Ein Bruder, der uns ähnlich ist.

 

2.) Verleih uns deines Geistes Kraft,

Der uns zu Kindern Gottes schafft:

Gib, dass wir dir in Unschuld leben,

Und unser Herz dir ganz ergeben,

Gleichwie du dich uns ganz ergibst,

Und uns als deine Brüder liebst.

 

3.) Bewahr uns in dem neuen Jahr

Vor Sünden, Schanden und Gefahr.

Gib unsern lieben Eltern Segen,

Behüte sie auf deinen Wegen,

Und führ uns in den Himmel ein,

Wo recht ein neues Jahr wird sein.

 

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Autor: Johann Jakob Rambach

Melodie: Komm Heilger Geist, du höchstes Gut

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gefunden in Johann Jakobs Rambachs Geistliche Lieder

Herausgegeben von Dr. Julius Leopold Pasig

Verlag von Gebhardt und Reisland,

Leipzig, 1844

Liednummer 154

Thema: Neujahr

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Johann Jakob Rambach (* 24. Februar 1693 in Halle/Saale; † 19. April 1735 in Gießen) war ein evangelischer Theologe und Kirchenlieddichter.

Zuerst absolvierte er eine Lehre als Tischler, dann war er Schüler August Hermann Franckes und Theologe, später dessen Nachfolger als Professor, Schwiegersohn von Joachim Lange, 1731 Professor und Superintendent in Gießen, Herausgeber eines Gesangbuches mit zahlreichen neuen Liedern. Im Gemeindeleben der evangelischen Kirche ist Rambach heute vor allem durch das Lied 'Ich bin getauft auf deinen Namen' (Evangelisches Gesangbuch Nr. 200), das oft im Anschluss an eine Taufe gesungen wird, präsent.

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Johann Jakob Rambachs Lieder/ Hymns

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Abendmahl

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Mein Jesu, der du vor dem Scheiden

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Advent

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Dass Gottes Sohn, der wahre Christ, mein Bruder

Dein Mittler kommt

Hosianna, Davids Sohn, der in seines Vaters Namen

Sei Willkommen, Davids Sohn

Wirf, blöder Sinn den Kummer hin

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Bittgesänge, Gotteslob und -dank

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König, dem kein König gleichet

O Gott des Himmels und der Erden, der du

So sollst du denn, erfreuter Geist der Liebe Ruhm

Unumschränkte Liebe

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Christuslied

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Mein Heiland, deine Größe geht

O Jesu, wahrer Frömmigkeit vollkommenstes Exempel

So spanne demnach deine Kräfte

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Epiphanias

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Beglücktes Volk, dem ein erwünschtes Licht

Heiland, deine Menschenliebe

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Glaube, Kampf und Rechtfertigung

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Ein neugebornes Gotteskind

Herr, dein Gesetz, das du der Welt zur Richtschnur

O unaussprechlicher Verlust

Schöpfer aller Menschenkinder

Wie herrlich ists, ein Schäflein Christi werden

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Gottes Reich und Eigenschaften

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Allwissender, vollkommner Geist

Du weiser Schöpfer aller Dinge

Erhabne Majestät, an Macht und Stärke reich

Gerechter Gott, vor dein Gericht muss alle Welt

Gesetz und Evangelium sind beide Gottes Gaben

Gott, Vater der Vollkommenheit

Herr, deine Allmacht reicht so weit

In Gottes Reich geht niemand ein

Jehova ist ein unaufhörlich Leben

Mein Schöpfer, deine Kreatur will deiner Allmacht

Noch nie hast du dein Wort gebrochen

O großer Geist, des Wesen alles füllet

O großer Geist, o Ursprung aller Dinge

Unendlicher Geist, höchstes Gut

Verklärte Majestät, anbetungswürdigst Wesen

Zum Bilde Gottes war

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Gottvertrauen, Kreuz und Trost

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Der Glaub ist oft so schwach

Ewge Liebe, mein Gemüte

Ewge Wahrheit, deren Treue unsre Hoffnung

Ich bebe, stärke, Gott mein kindliches Vertrauen

Kein Lehrer ist dir, Jesu, gleich

Nun wollen wir dir Lob und Preis, Gott, unser Helfer

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Himmelfahrt

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Auf, auf, mein Geist, entreiße dich

Großer Mittler, der zur Rechten

Heiland, dessen wir uns trösten

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Jahresende

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Ein Jahr geht nach dem andern hin

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Nachfolge, Kirche und Mission

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Du Führer unsers Lebens

Hier bin ich Herr, du rufest mir

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Ostern

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Das Leben siegt und trägt die hohen Palmen

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Passion

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Ach du, Erwerber ew'ger Freuden

Ach siehe Seele, siehe den

An des Herren Kreuz zu denken

Du wesentliches Ebenbild der allerhöchsten Liebe

Lass, o Helfer unsrer Seelen

Mein Heiland, Ursprung reiner Lust

O Wunderflut, das höchste Gut

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Pfingsten

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Geist, der Weisheit, Kraft und Liebe

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Reiselied

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Gott lob, die Reise ist vollbracht

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Sonntag und Gottesdienst

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Der Herr ist gut, in dessen Dienst wir stehn

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Taufe

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Ich bin getauft auf deinen Namen

Ich bin getauft, nach Jesu Lehren

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Tod und Ewigkeit

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Zerreißet einst, ihr festen Schlingen

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Trinitatis

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Tröster schwacher Herzen

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Weihnachten

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Gütigster Immanuel, sei willkommen

O teures Kind, das Schuld und Sünd

Seht, uns ist ein Kind geboren

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Derzeit noch nicht erfasst / Currently not scanned

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Allweiser Schöpfer aller Dinge, der alles

Anbetungswürd'ger Gott, mit Ehrfurcht stets zu nennen

Anbetungswürdiger, den tausend Welten nennen

Auf Zion, auf, umgürte deine Lenden

Auf, auf, bestürzte Seele

Auf, auf, den Herrn zu loben, erwache, mein Gemüt

Auf, ihr Sinnen, auf, ihr Kräfte

Auf, Seele, schicke dich, dein Heiland nahet sich

Beladner Geist, den Zorn und Sünde drücket

Betrübte Schar, die Mosis Fluch erschreckt

Blöder Geist, halt ein mit Zagen

Brunn des Segens, Meer der Gnaden

Das Leben, das ein Christ hier führt

Dein Erbe, Herr, das du erkauft, mit dem

Deinem Heiland, deinem Lehrer

Dennoch bleib ich stets an dir, mein Erlöser, mein Verlangen

Der Herr hat nie sein Wort gebrochen

Der Name Jesus ist das Meer der Süßigkeit

Der Tag ist hin, die Schatten nehmen zu

Der Tag ist nun zu Ende, drum heb ich Herz und Hände

Die alte Woch ist nun vorbei, die neu

Du hast, o allerhöchster Gott, Herr über Tod

Du Lehrer derer Blinden, du gnadenreicher Geist

Du Quell des Lichts, in dem das Licht

Du sagst Ich bin gerecht weil ich an Christum glaube

Du Schöpfer aller Zeit, den keine Zeit umschließt

Du Schöpfer dieser großen Welt

Du Sonnenlicht der dunklen Erden

Du unbeflecktes Gotteslamm, du Muster

Du wesentliches Ebenbild der allerhöchsten Liebe

Du, deines Vaters Ebenbild

Dulde, Christ, des Lebens Leiden

Ein eitles Herz erzittert vor dem Sterben

Ein von Gott geborner Christ wird auch herzlich lieben

Ein wahrer Christ ist nur der Welt gelehnet

Eins hab ich, liebster Vater, dir jetzt bittend

Entreiße dich, mein Geist, der trüben Nacht

Ermuntre dich, beklemmter Geist

Ermuntre dich, mein blöder Geist in das Geheimnis einzudringen

Ernsthaftes Lamm, du Muster wahrer Zucht

Erstandner Held, hier wirft zu deinen Füßen

Erwünschter Brunnquell aller Freuden

Erwürgtes Lamm, an einem Kreuz erhöhet

Freundlicher Immanuel, sei willkommen

Frommes Lamm, durch dessen Wunden

Füll uns mit deiner Liebe, du Freund der Heiligkeit

Geht, werft euch vor die Majestät des Königs der Liebe

Geist der Gnaden, sieh ich stelle dir

Geist, der die verkehrte Welt mit seinem Strafamt

Geist, gesandt vom Himmelsthrone

Gekrönter Siegesheld, der sich durch Luft

Gelobet seist du, Gott, für deines Sohnes Lehre

Gott der Wahrheit, dessen Treue unsre Hoffnung

Gott ist gerecht, erfreu dich, Seele

Gott ist gerecht, was zagest du

Gott, ich preise deine Güte für den Schutz

Gottes Lamm, durch dessen Wunden

Großer Schöpfer, dessen Güte weder Zeit

Halleluja, mein König siegt

Heilges Lamm, durch dessen Wunden

Herr Gott, es lieget uns im Sinn

Herr Jesu, darf mein kranker Geist

Herr Jesu, dir sei Preis und Ruhm

Herr Jesu, hier sind deine Brüder

Herr Jesu, Lebensfürst, der du für mich gestorben

Herr, ach von mir hinaus, ich bin ein Sohn der Erden

Herr, deine Allmacht reicht so weit, so weit dein Wollen reicht

Herr, du erforschest mich, dir Gott, ist nichts verborgen

Herr, du hast im Wasserbade

Herr, du hast nach dem Fall die Arbeit aufgelegt

Herr, unser Vater, Gott, so darf der Staub

Höchste Vollkommenheit, reinste Sonne

Höchstes Wesen, reinste Sonne, Abgrund der vollkommnen Wonne

Ich bin verlobt, der Schönste aller Schönen

Ich hange doch an dir, mein Gott

Ihr Glieder Christi, kommt, kommt Zeugen

Ihr, die ihr sagt, wir kennen Gott

Immanuel, du Bräutgam reiner Herzen

Immanuel, du Stiller banger Schmerzen

Immanuel, mein Freund, willkommen

Jesus nimmt die Sünder an, kommt herbei

Komm Seele, steig den Berg hinan

Komm zu deiner Gläubgen Schar

Komm, deines Vaters Herz, o Seele, zu beschauen

Komm, Geist, den Zorn und Sünde drücket

Komm, guter Geist, flöß meinem Munde

Komm, Seele, mit betrübten Blicken

Kommt, arme Sünder, kommt mit einem frohen Glauben

Kommt, Christen, kommt und schauet

Kommt, die ihr nicht gewohnet seid

Kommt, Seelen, und beschauet des ew'gen Sohnes

Kommt, werteste Seelen, betrachtet die Ehe

Lamm, das meine Sünden träget

Lamm, du Muster wahrer Liebe

Lasst uns, Christen, hocherfreuet diesen Tag

Mein Geist soll jetzt ein Lied von meinem Freunde

Mein Gott, erleuchte mein Gesicht

Mein großer Freund wird klein um meinetwillen

Mein großer Heiland, deine Treu

Mein guter Hirt, wo soll ich Worte finden

Mein holder Heiland, deine Treue

Mein Jesu, der du dich durch so viel süße Namen

Mein Jesu, der du selbst mit Wort und Tat

Mein Jesu, hier sind deine Brüder

Mein Lamm, das sich in heißer Liebe für meine Schulden

Mein Schöpfer steh mir bei

Mein treuer Gott, dein gutes Werk

Mein unbeflecktes Lamm, du Muster guter Werke

Mildester Geber vollkmmener Gaben

Nichts ist schöner, edler, größer

Nur unbetrübt, der holde Vater liebt

O betörte blinde Sünder, wer bezaubert euern Geist

O du erhabner Gott, an Macht unendlich reich

O du Stiller banger Schmerzen

O Gott, anbetungswürdges Wesen

O Jesulein, da sich, an unser statt und uns zu gut

O Mensch, der Himmel ist zu fern

O Schöpfer, jedes deiner Werke macht deiner Größe

O teure Gnad, du Schatz aus Christi Wunden

O Vater, der so viel zu gut uns, seinen armen Kindern, tut

O, der ungemeinen Huld, die mein Heiland mir erzeiget

Reiner Bräutigam, unbeflecktes Lamm. Muster der

Ringet nach der engen Pforte

Salb uns mit deiner Liebe, Freund einer reinen Brunst

Schöpfer, der das Leben Toten wieder geben

So sei denn, guter Arzt, von mir gepriesen

Sohn des Höchsten, sollst du sterben

Sünder, willst du sicher sein

Unveränderliche Liebe, Brunn

Vater, dir sei Lob gegeben für den Segen

Versöhnter Vater, der du bist ein Brunn

Vollkommen guter Hirt, der seine Schafe

Vollkommener Glaubensheld, dich will ich

Vollkommener Glaubensheld, dich will ich 2

Vollkommenste Liebe, mein Auge zerrinnet

Vollkommenstes Licht, höchstes Gut

Vollkommnes Licht, das keine Nacht beflecket

Vor dir, o Vater aller Güte erniedrigt sich

Vorbild wahrer Menschenliebe

Was er euch sagt, das tut

Welch hohes Beispiel gabst du mir

Wie blind ist unser Sinn, wie elend unser Geist

Wie herrlich war des Menschen Geist

Wie lieblich sind der Sonne Strahlen

Willkommen, meine Braut, willkommen

Willkommen, starker Held, der du

Wir glauben, dass ein Gott, dass aber drei Personen

Photo: Sylter Straße in Wiesbaden-Dotzheim, OT Sauerland

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Der Sommer ist entwichen

 

1.) Der Sommer ist entwichen

Mit seiner Flammenhitz,

Der Herbst heran geschlichen

Und herrschet nun der Schütz. (a)

Der treibt die trüben Wind'

Und in dem Nebelregen

Beschüttet allerwegen

Die auf dem Felde sind.

 

2.) Man sammelt Kraut und Ruben,

Es giert der trübe Most.

Man suchet warme Stuben

Und lieben der Vögel Kost.

Das Feld liegt ohne Frucht,

Doch muss es Wildpret tragen,

Das man, mit schnellen Jagen

Durch Berg und Täler sucht.

 

3.) Die Müh' und Arbeit schenket,

Was sonst kein Mensch vermag.

Wohl dem, der stets gedenket

Gott nähr' ihn alle Tag.

Auf viel und manche Weis,

Wenn wir Gott nicht vergessen

Und das Brot wollen essen

In unsrer Arbeit Schweiß.

 

4.) Indem die Blätter falben, (b)

Verschwindt der Bäume Zier,

Es wandern fort die Schwalben,

Der Winter bricht herfür.

Man sucht das warme Kleid

Und pfleget Holz zu spalten,

Dadurch wir uns erhalten

Im Frost und kalter Zeit.

 

5.) Mein Gott, der du uns liebest

Und segnest dieses Jahr.

Der du uns reichlich gibest,

Was uns vonnöten war.

Wir danken deiner Gnad!

Du wollest uns bewahren,

Dass wir kein Leid erfahren.

Dich lob, was Atem hat!

 

(a) das Sternzeichen des Schütze

(b) sich entfärben

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Autor: Johann Michael Dilherr

Melodie: Von Gott will ich nicht lassen

oder: Aus meines Herzens Grunde

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Der Text wurde von mir behutsam in

Strophenform übertragen und

für diese Veröffentlichung eingerichtet

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Christliche Betrachtungen Deß

Gläntzen Himmels flüchtigen

Zeit- und nichtigen Weltlauffe

von Johann Michael Dilherrn

In Verlegung Johann Andreae Endters

und Wolfgang des Jüngern, sel. Erben

Nürnberg, 1670

Thema: Herbstlied

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Johann Michael Dilherr (* 14. Oktober 1604 in Themar/Grafschaft Henneberg, heute Landkreis Hildburghausen in Thüringen; † 8. April 1669 in Nürnberg) war ein evangelischer Theologe, Philologe und Kirchenlieddichter in Jena und Nürnberg.

Ab 1623 studierte er an den Universitäten Jena, Leipzig, Wittenberg und Altdorf bei Nürnberg. Zu dieser Zeit nahm er auch eine Stelle als Hofmeister adliger Studenten an. 1630 erfolgte die Promotion zum Doktor der Theologie in Jena, wo er ab 1631 als Professor für Beredsamkeit und ab 1634 als Professor für Geschichte und Poesie wirkte. 1640 wurde ihm das Amt eines außerordentlichen Professors für Theologie in Jena übertragen. 1642 wurde er vom Rat der Stadt Nürnberg auf das Pfarramt an der Kirche zu St. Lorenz berufen. Zugleich sollte er als Aufseher das Schulwesen reformieren. 1644 heiratete er die Witwe Anna Maria Deschauer, die 1664 verstarb. 1646 übernahm er das Predigeramt an der Sebalduskirche in Nürnberg. Dilherr wirkte auch als Nürnberger Stadtbibliothekar. In Paul Pressels Sammlung 'Die geistliche Dichtung von Luther bis Klopstock', verlegt 1863 in Stuttgart, sind sechs Lieder von Dilherr enthalten.

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Dilherrs Lieder/ Hymns

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Bittgesänge, Gotteslob und -dank

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Nun laßt uns Gottes Güte

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Buß- und Bettag

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Vor Gricht, Herr Jesu, steh ich hie

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Frühlingslied

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Wir sollen uns erfreuen

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Gottes Reich und Eigenschaften

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Auf, auf, mein Herz, mein ganzer Sinn

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Morgenlied

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Ermuntre dich, Herz, Mut und Sinn

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Passion

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O Gott, mein Gott, Herr Zebaoth

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Sünde, Buße und Umkehr

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O Mensch, der Herr Jesus weint

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Tod und Ewigkeit

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Gehab dich wohl, du schnöde Welt

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Derzeit noch nicht erfasst / Currently not scanned

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Beweinet mich doch nicht so sehr

Das Aug der Welt ist dieser Zeit

Der Sommer ist entwichen

Der Sonnen Lauf belangt die Waage

Die helle Sonn am höchsten steht

Die Sonn ist aufgegangen

Endlich muss die Wahrheit siegen

Es muss numehr der Sonnenstrahl

Hör, liebe Seel, dir ruft der Herr, da sollst du Achtung geben

Ich hab mein Sach Gott heimgestellt, der machs

Ihr hohen Berg, ihr lehret mich

Jauchzet, ihr Winzer

Lasst uns mit süßen Weisen die Güte

Mein lieber Christ, was rechnest du

Mein Sach hab ich Gott heimgestellt

Nichts Guts an mir ich finden kann

Nun der güldne Sonnenwagen

Nun der Winter ist vergangen

Nun die Sonnenstrahlen weichen

O du betrübte Seele mein, stell doch einmal

Obgleich der Sonnenschein dahin

Warum soll ich bekümmert sein

Wir leben in der neuen Zeit

Wir Menschen sind lebendig tot

Photo: Laub im Spätherbst

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Gottlob, es geht mit gutem Glücke

 

1.) Gottlob, es geht mit gutem Glücke

Und besser, als ich selbst gedacht,

Der Rest des alten Jahrs zurücke!

Der Herr hat alles wohl gemacht.

Gott tut ja mehr, als ich begehrt.

Ich war nicht des Geringsten wert.

 

2.) Heil mir, der Erde Wohlergehen

Hat Gott im alten Jahr bedacht!

Ich konnt' auch mir erschienen sehen

Auf jenes alten Bundes Nacht

Im Fleisch den Mittler, der mich liebt,

Mit dem Gott alles schenkt und gibt.

 

3.) An seiner Sendung hing mein Leben,

Da ihre Zeit erfüllet war.

Sie ist's: Sollt ich nicht Gott erheben

Zum Schluss vom gnadenreichen Jahr?

Ja, Seele, bring ihm deinen Dank,

Bring ihm, - er hört, den Lobgesang!

 

4.) Sing ihm auch für die andre Güte,

Die dir schon leiblich worden ist!

Ermuntre dankbar dein Gemüte,

Dass er der Wohltat nicht vergisst!

Sing, fleh! Dein Vater segnet dich

Im Kindelein, so löbelich!

 

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Autor: Otto Friedrich Hörner

mögl. Melodie: Wer nur den lieben Gott lässt walten

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Seine Aussaat für die Ewigkeit

vom vergangenen Kirchenjahre 1776

von Otto Friedrich Hörner

Schwabach, 1777

Thema: Jahresende

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Otto Friedrich Hörner (* 6. Januar 1746 in Heroldingen; † 28. Dezember 1781 in Augsburg) war ein deutscher evangelisch-lutherischer Theologe und Schriftsteller.

Sein Vater Johann Balthasar starb schon im Jahr 1783 anderthalb Jahre nach der Geburt des Sohns. Danach zog die Witwe mit ihrer Familie nach Schrattenhofen, von wo aus Otto Friedrich die Heroldinger Schule besuchte. Da die Mutter die Schwester des Generalsuperintendenten Georg Adam Michel (1708-1780) in Oettingen war, vertraute sie ihren Sohn diesem an. Georg Adam Michels reiche Bibliothek voll regionaler und geistlicher Literatur prägte den jungen Otto Friedrich Hörner.

Nach dem Studium der Theologie, Philosophie und Naturwissenschaften in Altdorf ging er nach Augsburg. Dort arbeitete Hörner zunächst als Hauslehrer in einer Adelsfamilie, erwarb das Recht, in allen evangelischen Kirchen zu predigen und wurde 1770 ordiniert. Während der unmittelbar folgenden Hunger- und Seuchenjahre kümmerte er sich neben Lehr- und Predigtamt besonders um die Kranken, Leidenden und Sterbenden im Spital am Roten Tor in Augsburg. Dieser unermüdliche Einsatz, bei dem er zusätzlich noch kranke und verstorbene Lehrer und Geistliche zu ersetzen hatte, brachte ihm so viel Vertrauen in der Bevölkerung ein, dass man ihn in der Karwoche 1772 zum Diakon (Zweiten Pfarrer) an der Kirche zum Heiligen Kreuz berief. Hörner überlebte zweimal das Fleckfieber, bei der dritten Erkrankung starb er mit knapp 36 Jahren. Er hinterließ eine Frau, die ihn stets unterstützt hatte, mit drei Kindern – vier weitere waren bereits vorher gestorben.

Hörner, der eine deutschlandweite Korrespondenz führte, verfasste zahlreiche Schriften, u.v.a. das erste existierende Verzeichnis schwäbischer Schriftsteller im 18. Jahrhundert. Seine 1777 in Schwabach verlegte Sammlung eigener geistlicher Lieder erschien unter dem Titel 'Seine Aussaat für die Ewigkeit' und enthält eigene Werke und Umdichtungen anderer evangelischer Lieddichter. Die Beiträge umfassen jeweils wenige Strophen und wurden vor und nach dem Schuldbekenntnis im Gottesdienst gesungen.

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Photo: 'Unter den Eichen' in Wiesbaden-Nordost

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Wie hat man's doch bei dir so gut

 

1.) Wie hat man's doch bei dir so gut,

Du Brunnquell edler Gaben!

Wer still an deinem Herzen ruht,

Kann volle G'nüge haben.

Du lenkst den Sinn

Vom Staube hin

Zu deinen ew'gen Höhen,

Und lehrst die Welt verschmähen.

 

2.) Wie hat man's doch bei dir so gut,

In dunklen Leidenstagen!

Man singt dein Lob mit frohem Mut,

Wenn Andre trostlos klagen.

Fühlt, dass das Leid

In dieser Zeit

Der Frucht in jenem Reiche,

Der Wonne dort nicht gleiche.

 

3.) Wie hat man's doch bei dir so gut,

Wenn stets ohn' eignes Wählen

Der Will' in d e i n e m Willen ruht,

Wo Rat und Licht uns fehlen.

Du gehst voran

Und brichst die Bahn,

Und zeichnest alle Pfade

Mit Spuren deiner Gnade.

 

4.) Wie hat man's doch bei dir so gut,

Wenn man dein Wort vollbringet.

Wenn Glaub' an dein Erlösungsblut

Zur Heiligung uns bringet!

Mit welcher Ruh'

Ergötzest du

Selbst bei der Schwachheit Fehlen

Die dir geweihten Seelen!

 

5.) Wie hat man's doch bei dir so gut,

Im kindlich-frommen Glauben!

Was nicht den Weisen kund sich tut,

Sieht Einfalt deiner Tauben.

Wenn Meinungsstreit

Die Welt entzweit,

Kann man zu deinen Füßen

Dein Wesen selbst genießen.

 

6.) Wie hat man's doch bei dir so gut,

Wenn man dir treu verbleibet,

Wenn bis zum Tod aus deiner Hut

Nicht Wohl noch Weh uns treibet!

Voll Dank und Preis

Entschlummert leis'

In deinen Schoß die Treuen,

Dort ewig sich zu freuen.

 

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Autor: Johann Wilhelm Leschke

Melodie: Was Gott tut, das ist wohlgetan

oder: Wir warten dein, o Gottessohn

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Evangelischer Liederschatz für Kirche, Schule und Haus

Band 1. Zweite, umgearbeitete Ausgabe

Gesammelt und bearbeitet von Albert Knapp,

J. G. Cottascher Verlag,

Stuttgart und Tübingen, 1850

Liednummer 1459

Thema: Gottvertrauen, Kreuz und Trost

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Johann Wilhelm Leschke, auch Julius Wilhelm Leschke, (* 15. Juli 1809 in Frankfurt/Oder in der Preußischen Provinz Brandenburg, † 20. Oktober 1893) war ein deutscher Handwerker, Verleger und Lieddichter. Leschke hatte zunächst in Münsterberg in Schlesien das Handwerk eines Buchbinders erlernt, wurde dann aber im Jahr 1852 Inspektor des Rettungshauses in Schreiberhau im Riesengebirge, einem 1835 gegründeten Heim für vernachlässigte und behinderte Kinder. Anschließend gab er in Reichenbach in Schlesien das 'Patriotische Wochenblatt' heraus. Zeit seines Lebens hielt Leschke eine Beziehung zur Herrnhuter Brüdergemeine des Reichsgrafen Nikolaus von Zinzendorf (1700-1760) aufrecht, was nahelegt, dass Leschke evangelischer Konfession war. Er veröffentlichte 1835 eine Sammlung von Gedichten unter dem Titel 'Christlich-religiöse Gesänge', 1838 eine Erzählung und 'Christliche Gelegenheitsgedichte', sowie 1846 'Lieder für die streitende Kirche'. Albert Knapps Evangelischer Liederschatz, im Jahr 1850 in Stuttgart und Tübingen verlegt, enthält sechs Lieder von Leschke. In Hellmut Eberleins Buch 'Lobgesänge in der Nacht' aus dem Jahr 1954, in dem schlesische Dichter vorstellt werden, stehen einzelne Strophen aus den Gedichten Leschkes.

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Photo: Herbst in den Weinbergen in Wiesbaden-Dotzheim

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Ach, Herr, bekehre mich zu dir

 

1.) Ach, Herr, bekehre mich zu dir

Und schaff ein reines Herz in mir,

Zu einem neuen Leben.

Denn du musst zur Erneuerung,

Zur Änderung und Heiligung

Den neuen Geist mir geben.

 

2.) Ich war ein finstrer Sündenknecht,

Du aber machtest mich gerecht,

Dein Licht ist mir erschienen.

Da treibt mich nun des Glaubens Kraft,

Im Lichte fromm und tugendhaft,

Dir als ein Knecht zu dienen.

 

3.) Herr, stärke diese Kraft in mir,

Du wirkest selbst und ich mit dir

Durch deines Geistes Triebe.

Erst wirkest du, ich wirkte nicht,

Jetzt wird des Glaubens Zuversicht

Auch tätig durch die Liebe.

 

4.) Denn Jesu Sakrament und Wort

Erhält und stärket immerfort

Des Glaubens Kraft und Leben.

Die Mittel müssen zu der Frucht,

Die Jesus an den Reben sucht,

Auch Saft und Nahrung geben.

 

5.) Da nimmt denn die Erleuchtung zu,

Den Willen vollbereitest (a) du,

Mein Gott, zu neuen Trieben.

Von ganzer Seel' und Herzen dich,

Und meinen Nächsten gleich als mich

In wahrer Tat zu lieben.

 

6.) Mein Glaubenslicht wird offenbar,

Im Glauben reich ich Tugend dar,

Ich will von Jesu lernen,

Dem folg ich nach: ihm nah' ich mich

Und von der Sündenbahn will ich

Mich immer mehr entfernen.

 

7.) So wirkt, so kämpft, so ringt und strebt

Der neue Mensch, der heilig lebt,

Durch Kreuzigung des alten.

Ich jage nach der Heiligung,

Gott will zu meiner Besserung

Des Glaubens Kraft erhalten.

 

8.) Zwar fehlet die Vollkommenheit,

Ich finde selbst, dass allezeit

Mein Tun nur Stückwerk bleibe.

Doch darum bessert Gott auch mich,

Sein Ebenbild erneuert sich

An meines Seel' und Leibe.

 

9.) Gott Vater, du willst deine Treu

An mir noch alle Morgen neu

Erhalten und vermehren.

Du schenkest mir das Kindschafts-Recht,

Ach, so erneure deinen Knecht

Dich kindlich zu verehren.

 

10.) Herr Jesu! Groß von Rat und Tat!

Dein Rat, der angefangen hat,

Muss auch die Tat vollenden.

Ach, hilf du mir, die neue Kraft,

Die mir dein Blut und Tod verschafft,

Zum Leben anzuwenden.

 

11.) Gewisser Geist, lass mich dein Wort

Gewiss, und immer weiter fort

Auf ebnen Wegen leiten.

Lass meinen Geist unsträflich sein,

Verklär in mir den hellen Schein

Zu jenen Herrlichkeiten.

 

(a) richtest du zu

 

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Autor: Heinrich Cornelius Hecker

Melodie: Kommt her zu mir, spricht Gottes Sohn

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gefunden in:

Vermehrtes Hannoverisches

[evangelisches] Kirchen-Gesang-Buch

Im Verlage seligen

Nicolai Försters und Sohnes Erben

Hannover, 1740

Liednummer 363

Thema: Glaube, Kampf und Rechtfertigung

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Heinrich Cornelius Hecker, (* 1. August 1699 in Hamburg, † 22. Juli 1743), war evangelisch-lutherischer Pfarrer und Lieddichter. Hecker wurde als Sohn von Jacob Hecker geboren, der Hauptmann beim Bürgermilitär seiner Vaterstadt war und besuchte das Johanneum und ab 1717 des akademische Gymnasium in Hamburg. Im Jahr immatrikulierte er sich an die Universität in Leipzig, wo er 1721 das Magisterexamen ablegte. Kurze Zeit später wurde er Pfarrer an der Paulinerkirche, folgte dann aber 1724 einem Rufe des Reichsgrafen Friedrich von Seckendorff als Hauslehrer nach Meuselwitz bei Altenburg. Hier war er ab Substitut (Pfarrgehilfe) und dann Diakon (Zweiter Pfarrer), bis er im Jahr 1728 Pastor und Adjunct der Generalsuperintendentur und 1741 Hofprediger in Altenburg wurde. Heckers Werk besteht vor allem aus regional-historischen Werken über Meuselwitz und benachbarte Orte; besonders ist er bekannt geworden durch die 1730 herausgegebene 'Seckendorf'sche Handpostille', eine Predigtsammlung über alle Evangelien des Kirchenjahres, in der jeder der 75 Predigten ein Kirchenlied beigegeben ist, in welchem der Hauptinhalt der jeweiligen Predigt zusammengefasst wird. Von diesen Liedern fanden viele in evangelische Gesangbücher Aufnahme. Sein bekanntestes Lied ist ein Sonntagslied mit 13 Strophen und heißt 'Herr, mein Licht, erleuchte mich'.

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Photo: Herbst im Herrngarten, Darmstadt

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Herr, meines Lebens Fürst

 

1.) Herr, meines Lebens Fürst,

Ich weiß nicht, recht zu leben,

Wo du zum Lehren wirst

Nicht deinen Geist mir geben.

Ach, drum so sende mir

Den Geist der Wahrheit zu,

Dass ich im Leben stets

Nach deinem Willen tu.

 

2.) Mein Sinn, der sündlich ist,

Treibt mich nur zu dem allen,

Was Fleisch und Blut gelüst,

Was Satan mag gefallen.

Allein dein guter Geist

Muss lenken Herz und Sinn,

Damit nach deinem Wort

Ich dir gefällig bin.

 

3.) Ach Herr, drum lehre mich

Durch deinen Finger wissen

Den Wandel, dessen ich

Soll stetig sein beflissen.

Ja, lehre mich doch gehn

Die Wege, die ich weiß,

Damit aus meinem Tun

Blüh' deines Namens Preis.

 

4.) Wohlan, du bist mein Gott,

Dir hang ich an im Glauben.

So kann mich dir zum Spott

Kein düstres Irrlicht rauben.

Du bist mein Gott, das fließt

Zugleich den Denkspruch ein:

Gott soll, Gott will, Gott wird

Mein treuer Leitstern sein!

 

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Autor: David Mehner

Melodie: O Gott, du frommer Gott

oder: Nun danket alle Gott

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Allgemeines und vollständiges Evangelisches Gesangbuch

für die königl. preuß. schlesischen Lande

Druck und Verlag Wilhelm Gottl. Korn

Breslau, 1860

Liednummer 1246

Thema: Glaube, Kampf und Rechtfertigung

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David Mehner (* 1686 in Nossen, Kurfürstentum Sachsen; † 1726) war ein deutscher Rektor, evangelisch-lutherischer Pfarrer und Lieddichter. Mehner war zuerst Rektor in Döbeln und wurde im Jahr 1722 als Diakon (Zweiter Pfarrer) nach Seidenberg in der Oberlausitz berufen. Er war verantwortlicher Herausgeber des Reibersdorfer Gesangbuchs von 1726, für das er einige eigene Lieder beisteuerte. Eines davon findet sich auch im Vollständigen Gelenauischen Gesang-Buch von 1741. Er darf nicht mit dem gleichnamigen Pfarrer David Mehner, auch Möhner (1694-1756) verwechselt werden, der in Waldheim/Kurfürstentum Sachsen geboren wurde und Kabinettsprediger in Dresden war.

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Photo: bei Schloss Freudenberg, Wiesbaden-Dotzheim

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Herr Jesu Christ, das ist mein Trost

 

1.) Herr Jesu Christ, das ist mein Trost,

Wenn ich einmal werd Sterben,

Dass du mich durch dein Blut erlöst,

Gemacht zum Himmels-Erben.

Daher glaub ich und bin gewiss,

Dass der Tod mir zum Leben ist

Die Tür, durch dich erworben.

 

2.) Hierüber wird Kreuz und Elend

Alsdenn sein Endschaft haben,

Welches zwr mancher nicht erkennt

Im Mangel deins Geists Gaben.

Das aber solchs, o du mein Hort,

Ich hab gelernt aus deinem Wort,

Des dank ich dir von Herzen.

 

3.) Ich lebe nun, wie lang du willst,

Oder beschließ mein Leben,

Wenn meine Zeit wird sein erfüllt,

So bleib ich dir ergeben.

In deiner Hand bin ich verwahrt,

Auch ins Grab endlich ganz verscharrt, -

Gar sanft ich werde ruhen.

 

4.) Wenn denn der letzt' Posaunenschall

Die Toten wird aufwecken

Und sie aufrufen allzumal,

Wirst du mein Grab aufdecken

Und aus meim G'bein und Stäubelein

Ein Leib schön, klar, lauter und rein

Formieren ganz geschwinde.

 

5.) Dazu fügen mein Seelelein,

Stellen zur rechten Seiten

Unter die frommen Schäfelein

Und miteinander leiten

In den himmlischen Freudensaal,

Da lieblich' Wesen ohne Zahl, -

Vor dir wird sein die Fülle.

 

6.) Das ist die rechte Arzenei

Aus himml'scher Apotheke,

So wehrt des Tods Melancholei

Samt Höllenangst und Schrecken.

Dabei, Herr Jesu, mich erhalt

Durchs Heil'gn Geists Kraft mannigfalt,

Bitt' ich und sprech drauf 'Amen'.

 

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Autor: Gerhard Marschalch

Melodie: ohne Angaben

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Der Text wurde von mir behutsam, soweit

es die Strophenform und der Endreim zu-

ließen, in heutiges Hochdeutsch übertragen

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Das deutsche evangelische Kirchenlied des 17. Jahrhunderts

Herausgegeben von Albert Fischer (†) und

Wilhelm Christian Ludwig Tümpel, Zweiter Band

Druck und Verlag C. Bertelsmann

Gütersloh, 1905

Liednummer 116

Thema: Tod und Ewigkeit

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Gerhard Marschalch ist ein unbekannter Lieddichter, der in Joseph Clauders Sammlung geistlicher Lieder 'Psalmodia nova', erster Band aus dem Jahr 1627, mit einem Beitrag vertreten ist. Eine Familie Marschalch zu Rittnitz lebte im 15. Jahrhundert in Sachsen; noch im Jahr 1466 ist Hans Marschalch zu Ryttewicz nachweisbar, von dem zwei Söhne bekannt sind: Gerhard und Hans Marschalch, wobei Letztgenannter kurfürstlicher Rat war. Ryttewicz oder Rittmitz ist heute ein Ortsteil von Ostrau, einer Gemeinde im Landkreis Mittelsachsen. Ein Gerhard Marschalch auf Frauenfels ist später in einer Gerichtsurkunde als Zeuge in einem Rechtsstreit genannt.

Das erwähnte geistliche Lied heißt 'Herr Jesu Christ, das ist mein Trost' und ist ein Ewigkeitslied zu sechs Strophen, das auch in dem von dem Pfarrer und Hymnologen Albert Friedrich Wilhelm Fischer (1829-1896) initiierten und nach seinem Tod ab 1904 in Gütersloh von Wilhelm Christian Ludwig Tümpel (1855-1915) herausgegebenen mehrbändigen Werk 'Das deutsche evangelische Kirchenlied' im zweiten Band steht.

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Photo: 'Unter den Fichten' in Wiesbaden-Bierstadt

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Unser Los ist Sterblichkeit

 

- An tote Brüder und Schwestern -

 

1.) Unser Los ist Sterblichkeit

Bis wir in die Heimat gehen.

Die ihr schon entschlafen seid!

Jesum habt ihr schon gesehen.

Habt die Wollust schon geschmeckt,

Die vor uns das Grab verdeckt.

 

2.) Wir im Hoffen, ihr im Schaun,

Kennen jene höheren Freuden.

Jesus hat des Todes Graun

Überwunden durch sein Leiden.

Droben in des Vaters Reich,

Droben, Brüder, treff ich euch.

 

3.) Erd' und Sünde drückt uns hier,

Bis wir auch zu euch gelangen,

Bis durchs Tal der Tränen wir

Eure Krone mit empfangen.

Auch ich schaue, was euch freut,

Mein ist auch die Seligkeit.

 

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Autor: Reichart Gottlob Reiber

Melodie: Jesus, meine Zuversicht

oder: Jesus lebt, mit ihm auch ich

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Der Text wurde von mir behutsam, soweit

es die Strophenform und der Endreim zu-

ließen, in heutiges Hochdeutsch übertragen

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gefunden in:

Geistliche Lieder von Reichart Gottlob Reiber

verlegt bei Wilhelm Gottlieb Kern

in Breslau, 1783

Liednummer 39

Thema: Gottvertrauen, Kreuz und Trost

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Reichart Gottlob Reiber, (* 24. Dezember 1744 in Bernstadt/Schlesien, + Mai 1809 in Dirsdorf/Schlesien) war ein deutscher evangelisch-lutherischer Pfarrer und Lieddichter. Er studierte ab 1765 in Frankfurt/Oder Theologie, wurde zum Sekretär der 'Königlichen Gelehrten Gesellschaft' ernannt und war von 1768 an in mehreren Stellungen Hauslehrer, bis er 1775 zu einem herzoglich ölsnischen Pagenhofmeister und Kabinettsprediger berufen wurde. Ab dem Jahr 1778 versah er anschließend das Amt eines Pfarrers in Mühlwitz im Fürstentum Oels und wurde endlich 1788 Pastor zu Dirsdorf im Nimptschen Kreis in Schlesien, wo er 1809 starb. Reiber war ein sehr fruchtbarer Dichter, der 200 Kirchenlieder schrieb, welche in vier Sammlungen ab 1783 erschienen.

Photo: Landschaft bei Schloss Freudenberg, Wiesbaden-Dotzheim

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Unendlicher Erbarmer

 

1.) Unendlicher Erbarmer,

Erstaunend bet ich vor dir an.

Wer bin ich Staub, ich Armer,

Dass du so viel an mir getan?

Entflamme mein Gemüt,

Das deinen Ruhm besingt,

Und für so reiche Güte

Ein schwaches Opfer (a) bringt.

Mir folgte ja dein Segen

Bisher von Schritt zu Schritt,

Und auf gebahnten Wegen

Ging Gnad' und Wahrheit mit.

 

2.) Doch wie viel schöne Stunden

Der schnell entflohnen Gnadenzeit

Sind ungebraucht entschwunden

Und im Geräusch der Welt entweiht!

Wie viele von den Gaben,

Die gnädig du geschenkt,

Hab ich zeither vergraben,

Auf's Eitle hingelenkt!

Wie war ich doch träge

Zu tun, was mir gebührt.

Wie langsam auf dem Wege,

Der in den Himmel führt!

 

3.) Lass, Vater, Gnade finden

Die Seele, die nicht ruhen kann,

Als bis die Last der Sünden

Von dem Gewissen abgetan.

Ach, sprich ein Wort und blicke

Auf dein gebeugtes Kind.

Wirf hinter dich zurücke,

Soviel der Schulden sind!

Lass keine mich beschämen,

Und in das neue Jahr

Nichts von dem alten nehmen,

Was dir missfällig war.

 

4.) Lass deinen Geist mich stärken,

Zieh immer näher mich zu dir

Und lass mich stündlich merken,

Wie mächtig deine Kraft in mir.

Hilf, Herr, dass es gelinge,

Gib Glauben, Mut und Fleiß,

Dir viele Frucht zu bringen,

Zu deines Namens Preis. (b)

Lass mich stets brünstig flehen

Und auf die Ewigkeit

Den guten Samen säen,

Des sich die Ernte freut.

 

5.) Soll mir ein Jahr der Leiden

Und Prüfungen beschieden sein,

Stellt sich auf allen Seiten

Bei mir des Kreuzes Trübsal ein:

Nun so gescheh' dein Wille.

Nur schenke mir in dir

Gelassenheit und Stille,

Und halte fest bei mir.

Ich weiß, von guten Händen

Kommt doch nichts Böses her.

Das Kreuz, das sie mir senden,

Drückt doch niemals zu schwer.

 

6.) Hast du, Herr meiner Tage,

In diesem Jahr mein Ziel bestimmt,

An dem der Wallfahrt Plage

Und Schmerz und Leid ein Ende nimmt.

O, mit welch' großen Freuden,

Wenn deine Gottesmacht

Dein gnäd'ges Vorbereiten

An mir zu Stand gebracht,

Sink ich dir in die Hände

Und feire mit der Schar,

Die triumphiert ohn' Ende,

Mein selig' Jubeljahr!

 

(a) Dankgabe

(b) Lob

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Autor: Andreas Rehberger

Melodie: Nun lob, mein Seel, den Herren

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Gesangbuch zum gottesdienstlichen Gebrauch der Stadtkirchen Leipzig

Erschienen im Verlag des Georgenhauses

Leipzig, 1844

Liednummer 31

Thema: Kirchen-Jahresanfang oder Neujahr

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Andreas Rehberger (* 18. November 1716 in Nürnberg, † 16. Mai 1769 ebenda) war evangelisch-lutherischer Pfarrer und Kirchenlieddichter. Sein Vater war ebenfalls Pfarrer, er selbst studierte seit 1734 an den Universitäten in Altdorf und Halle/Saale Theologie, stand seit 1740 in verschiedenen geistlichen Ämtern in Nürnberg vor und wurde 1761 zum Pfarrer der Kirche St. Jacobi in Nürnberg berufen, als welcher er am 1769 starb. Seit 1741 war er Mitglied des Pegnesischen Hirten- und Blumenordens, einer 1644 gegründete Nürnberger Sprach- und Literaturgesellschaft, die bis heute besteht. Er ist Dichter von 131 geistlichen Lieder, die Aufnahme in den beiden Liedersammlungen fanden, die der Buchdrucker Georg Christoph Rümler ab 1764 in Nürnberg unter dem Titel 'Evangelische Sterbe- und Todespsalmen' in zwei Sammlungen herausgab. Rehbergers bekanntestes Lied heißt 'Zu dir ist meine Seele stille'.

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Was ist, o Himmelsfürst, der Mensch

 

Das beste Andenken

 

1.) Was ist, o Himmelsfürst, der Mensch, die Hand voll Kot

Dass du ihm unverdient so holde Liebe schenkest?

Was treibt dich, großer Gott,

Dass du so väterlich an Adams Erben denkest?

 

2.) Auf Erden ruht dein Fuß, im Himmel ist dein Thron,

Du bist der Heilige, der Starke, der Gerechte,

Der Mensch ist spröder Ton,

Befleckt, ohnmächtig, krank, ein sündliches Geschlechte.

 

3.) Doch hältst du über ihm genädig Aug' und Hand,

Es wallet gegen ihm dein brennendes Gemüte,

Dein Sohn ist selbst das Pfand

Der ungefärbten Huld, ein Zeuge deiner Güte.

 

4.) Wie aber denkt, o Gott! der schnöde Mensch an dich,

Hier ist nur Undank und Vergessenheit zu finden,

Erforsch ich selber mich,

So seh ich alle Spur der Dankbarkeit verschwinden.

 

5.) Ich denk am meisten, wie mir's zeitlich gehe wohl,

Und lasse hin und her zerstreute Sinnen wanken.

Was ich bedenken soll,

Drauf richt ich oftermals nur flüchtige Gedanken.

 

6.) Ich bin mir wenig Lieb und Treu zu dir bewusst,

Drum muss mich schwarze Reu' und bange Furcht bekränken,

Es kocht in meiner Brust

Gehäufter Sünden Schuld, betrübtes Angedenken.

 

7.) Ich leider! bin's, der dich, o Heiland, band und schlug,

Der dein geängstes Haupt mit Sündendornen ritzte,

Dir Holz zum Kreuze trug,

Und selbst für Hand und Fuß die scharfen Nägel spitzte.

 

8.) Ach Herr, gedenke nicht die Schulden junger Zeit,

Noch wie ich war bedacht das Sündenmaß zu füllen,

Denk in Barmherzigkeit

An mich und deinen Sohn, um deiner Güte willen.

 

9.) Denkst du in Gnaden mein, so bin ich wohl bedacht,

Mein Frevel aber bleibt in Ewigkeit vergessen.

Nun Erde, gute Nacht!

Ich denke nur an den, des Liebe nicht zu messen.

 

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Autor: Hans Abschatz von Assmann

Melodie: ohne Angaben

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Der Text wurde von mir behutsam, soweit

es die Strophenform und der Endreim zu-

ließen, in heutiges Hochdeutsch übertragen

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Blumen und Himmel-Schlüssel oder geistliche Gedichte

von Hans Abschatz von Assmann

Herausgeber: Christian Gryphius

Leipzig und Breslau, ab 1704

Thema: Glaube, Kampf und Rechtfertigung

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Freiherr Hans Abschatz von Assmann, eigentlich Johann Erasmus Freiherr von Abschatz, Pseudonym Hans Erasmus Aßmann (* 4. Februar 1646 in Breslau; † 22. April 1699 in Liegnitz/Niederschlesien) war ein deutscher Lyriker und Übersetzer des Barocks, sowie evangelischer Kirchenlieddichter. Er gilt als bedeutender Vertreter der literarischen Zweiten Schlesischen Schule. Assmann wurde als Sohn eines Beamten im damals piastischen Herzogtum Liegnitz geboren, erkrankte mit vier Jahren an Blattern und verlor im selben Jahr den Vater, mit 13 Jahre seine Mutter. Von 1658 bis 1664 besuchte Abschatz das Gymnasium in Liegnitz und studierte anschließend in Straßburg und Leiden Rechtswissenschaften. Anschließend unternahm er eine Studienreise durch Holland, Frankreich und Italien. Nach der Rückkehr 1669 widmete er sich der Bewirtschaftung der geerbten Güter und heiratete im selben Jahr Anna, eine Tochter des Landesältesten des Fürstentums Liegnitz. Nachdem das Herzogtum Liegnitz 1675 infolge des Todes von Herzog Georg Wilhelm als erledigtes Lehen an die Krone Böhmen zurückgefallen war, wurde Abschatz 1679 Landesbestellter des Erbfürstentums Liegnitz und als Abgeordneter der Liegnitzer Stände zu den Schlesischen Fürstentagen entsandt, wo er sich hohes Ansehen erwarb, da er als standhafter und erfolgreicher Vertreter der Rechte der schlesischen Protestanten auftrat. Für seine Verdienste wurde er 1695 von Kaiser Leopold I. in den Freiherrnstand erhoben. Bei seinem Tod 1699 hinterließ er vier Söhne und zwei Töchter. Abschatz' Lieder sind in schlichtem und volkstümlichem Ton gehalten und fanden sich verstreut in Lyrikanthologien. Christian Gryphius sammelte die Gedichte und veröffentlichte sie zusammen mit einem ausführlichen Vorwort. In dieser Sammlung sind auch 59 religiöse Gedichte unter der Überschrift 'Himmelschlüssel oder Geistliche Gedichte' zu finden, die schnell Aufnahme in evangelische Gesangbücher fanden. Abschatz' Gedicht 'Betrachtung funffzig-jährigen Lebens-Lauffs' kann wegen der darin enthaltenen realistischen Schilderungen als authentische Autobiographie von großem geschichtlichen Wert gelten. Sein bekanntestes Lied ist ein Ewigkeitslied mit acht Strophen und heißt 'Nun hab ich überwunden durch Christi teures Blut'.

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Photo: Bäume im Nebel

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Jesus, habe acht auf mich

 

1.) Jesus, habe acht auf mich,

Dass ich nicht verloren gehe!

Hab ich einst gekostet dich

Heiße Müh' und bittres Wehe, -

Wär es um so größre Pein,

Doch verloren einst zu sein.

 

2.) Lange durch ein weites Feld

Bin ich trostlos hingegangen.

Öde blieb die ganze Welt,

Ungestillet mein Verlangen.

Keiner Freude ward ich froh,

Jede kam und jede floh!

 

3.) Jesu, du gedachtest mein,

Als ich deiner nicht gedachte.

Längst verworfen würd' ich sein,

Wenn nicht dein Erbarmen wachte.

Tröstlich hat mich's angeschaut,

Dies Erbarmen preis ich laut.

 

4.) Du hast beten mich gelehrt,

Alles dir ans Herz zu legen.

Wenn ich mich zu dir gekehrt,

Kannst du freundlich mir entgegen.

War auch Schmerz und Buße da,

Dennoch warest du mir nah.

 

5.) Eingeprägt ist in mein Herz,

Dass mich nur dein Blut versühne,

Dass aus deinem Todesschmerz

Himmelslust und Leben grüne.

O, wie schwindet alle Last,

Wenn der Glaube dies umfasst! (a)

 

6.) O, wie wird das Herz so weit,

Überstromt mit sanften Freuden,

Wenn der Geist der Herrlichkeit

Ihm verkläret deine Leiden,

Wie die Gottesgabe frei

Von Gesetzeswerken sei!

 

7.) Wie du alles abgetan,

Ausgerichtet ganz alleine,

Was kein Mensch verdienen kann,

Ob er's noch so redlich meine. -

Ja, dies Evangelium

Sei mein Trost, mein höchster Ruhm!

 

8.) Herr, ich frage: Bin ich dein?

Bin ich dein von ganzer Seele?

Bin ich lauter, keusch und rein,

Während ich von dir erzähle? -

Ach, wie treibt mein falsches Herz

Oft mit Sünd' und Gnade Scherz!

 

9.) Leicht, ja mag ein lau' Gemüt

Auch um deine Wege wissen,

Wenn's auf breiter Straße zieht,

Und dein Liebesband zerrissen. -

Lass mich, Herr, ich flehe dich,

Also nicht betrügen mich!

 

10.) Leicht ja mag, verflossner Zeit

Lichts-Erfahrung uns betören,

Dass wir heut' in Sicherheit

Uns von deinem Lichte kehren. -

Lass mich, Herr, ich flehe dich,

Also nicht betrügen mich!

 

11.) Flehend neig' ich dieses Haupt,

Reuig liegt mein Geist im Staube.

Hab ich g e s t e r n dir geglaubt,

Gib, dass ich auch h e u t e glaube!

Ewig treu und ewig Dein,

Lass, Herr, meine Losung sein!

 

12.) Jesus, habe acht auf mich!

Wo ich sitze, wo ich stehe,

Will ich also flehen dich,

Schauend in die Himmelshöhe! -

Bring mich durch zum ewgen Licht!

Du vermagst's, - ich kann es nicht!

 

(a) versteht

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Autor: Albert Knapp

Melodie: Jesus, meine Zuversicht

oder: Jesus lebt, mit ihm auch ich

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Evangelischer Liederschatz für Kirche, Schule und Haus

Band 1. Zweite, umgearbeitete Ausgabe

Gesammelt und bearbeitet von Albert Knapp,

J. G. Cottascher Verlag,

Stuttgart und Tübingen, 1850

Liednummer 1383

Thema: Buß- und Bettag

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Albert Knapp (* 25. Juli 1798 in Tübingen; † 18. Juni 1864 in Stuttgart) war ein deutscher evangelisch-lutherischer Pfarrer, Dichter und Begründer des ersten Tierschutzvereins in Deutschland.

Albert Knapp war der Sohn des Hofgerichtsadvokaten und Verwaltungsbeamten Gottfried Gabriel Knapp (1764-1828) und der Henriette geb. Finckh (1775-1827). Seine Kindheit und Jugend verbrachte er in Alpirsbach, Rottweil und Tübingen. In Maulbronn, wo er 1814 in das evangelische Seminar eintrat, verfasste er bereits Gedichte und dramatische Texte.

1816 begann er das Studium der Evangelischen Theologie in Tübingen. Daneben interessierte er sich besonders für Geschichte, Philosophie und Poesie. Knapp war ein eifriger Burschenschafter, der 1819 am Jahrestag der Schlacht bei Waterloo eine aufrührerische Rede ('Gegen die autoritären Monarchen und für ein geeintes Deutschland') hielt.

Durch seinen Freund Ludwig Hofacker erhielt er 1820 eine Vikariatsstelle in Feuerbach bei Stuttgart. Knapp kämpfte gegen allzu einseitige pietistische Standpunkte. Weitere Stationen seiner geistlichen Laufbahn waren: Vikar in Gaisburg, Diakon in Sulz am Neckar (1825) und in Kirchheim unter Teck (1831). 1836 kam er nach Stuttgart an die Hospital- und die Stiftskirche und übernahm 1845 als Nachfolger von Gustav Schwab das Amt des Pfarrers der Leonhardskirche.

Im Dezember 1837 gründete er außerdem, inspiriert von seinem Freund und Vorbild, dem im Februar desselben Jahres verstorbenen pietistischen Pfarrer Christian Adam Dann, den ersten Tierschutzverein Deutschlands. Er entwarf ein Flugblatt, das 1838 dem Schwäbischen Merkur beigefügt wurde und zur Gründung von Ortsgruppen aufrief. Ein Vorwurf von ihm lautete, dass es noch kein öffentliches Gesetz gegen Tierquälerei gebe. Tierschutz sei ein zutiefst christliches Anliegen, wobei sich Knapp auf die Bibel im Römerbrief 8. Kapitel, Verse 18-23, berief.

Albert Knapp war dreimal verheiratet: 1828 mit Christiane von Beulwitz († 1835), 1836 mit der Witwe Emilie Osiander († 1849) und 1850 mit Minette Lerche († 1897). Er starb 1864 in Stuttgart im Alter von 65 Jahren. Sein Enkel war der Pazifist Paul Knapp.

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Photo: Bäume an der Sylter Straße in Wiesbaden-Dotzheim, OT Sauerland

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Herr Jesu Christ, das Jahr wird neu

 

1.) Herr Jesu Christ, das Jahr wird neu,

Neu' Glück, neu' Gnade mir verleih,

Ein neues Leb'n daneben,

Lass dies' Jahr mein recht' Glücksjahr sein,

Dass ich mein Tun im Namen dein

Fein christlich mag anheben.

All' Stund'

Mein Mund

Und Gedanken

Ohne Wanken,

Auch die Seele,

Dir ich jetzt aufs neu befehle.

 

2.) In deinem Nam'n lass mich aufstehn,

In deinem Nam'n zu Bette gehn,

Ohn' dich lass mich nichts schaffen,

Dass all mein Tun sei wohl getan

Und ich des Nachts mein Ruh' mög' han,

Fein sanft und süße schlafen.

Mein Werk,

Herr, stärk',

Aus- und Eingang,

All mein Anfang,

Seg'n das Ende,

Dass ich's allzeit wohl vollende.

 

3.) In deinem Nam'n lass sein bereit

Mein' Händ' zu beten allezeit,

Das Herz empor sich schwinge,

Ein Segen bald den andern ruf,

Ein' Wohltat auf die andre hoff',

Und ich mit Dank dir singe.

Sprich du

Hierzu

Durch dein Namen

Selber Amen,

So wird kommen,

Was mir dient zu Nutz' und Frommen. (a)

 

4.) Wenn's Zeit ist, hin zum Tisch zu gehn

Und davon wieder aufzustehn,

Lass mich's tun in dein'm Namen,

Damit die Speis' mir wohl gedeih,

Dein Segen allzeit dabei sei,

Auch Leib und Seel' beisammen,

Reichlich

Durch dich

Werd' erquicket,

Fein geschmücket

In dem Leben,

Bis du's dort wirst besser geben.

 

5.) Lass dies Jahr sein in Gnadenjahr,

Dass mir Erbarmung widerfahr,

Wenn ich mein' Sünd' bereue.

Du bist der rechte Gnadenthron,

O Jesu, wahrer Gottessohn,

Aus Gnad' mir kannst verzeihen,

Heil mich,

Weil ich

Krank von Sünden,

Lass mich finden

Huld und Gnade,

Dass mir meine Sünd' nicht schade.

 

6.) Sei mein Jesus im Leben mein,

Mein Jesus im Sterbstündelein,

Mein Heiland und Fürsprecher,

Mein Jesus an dem Jüngsten Tag,

Wenn mich der Satan will anklag'n,

Gar scharf wie ein Bluträcher.

Begleit

Bei Zeit,

Mich zur Freude

Nach dem Leide,

Zu dein'm Throne,

Setz mir auf die Ehrenkrone.

 

7.) Dass ich im großen Jubeljahr

Mit der heiligen Engelschar

Ohn' Unterlass dich ehre.

Und seh dein lieblich Angesicht

Mit unverwandtem Augenlicht,

Dein' Ruhm und Lob vermehre,

Ei nu,

Jesu,

Komm behände,

Mach's ein Ende

Mit dem Leben,

Lass uns ewig vor dir schweben!

 

(a) Frommen ist ein anderes älteres Wort für Nutzen

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Autor: Johannes Niedling

Melodie: Wie schön leuchtet der Morgenstern

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Geistreiches Gesang-Buch oder

Alter und Neuer auserlesener Liederschatz

von Kaspar Neumann

Verlag von Johann Carl Drachstedt

Budissin (Bautzen), 1778

Liednummer 223

Thema: Kirchen-Jahresanfang oder Neujahr

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Johannes Niedling (* 1602 in Sangerhausen/Kurfürstentum Sachsen; † 14. Februar 1668 in Altenburg) war Lehrer und ein evangelisch-lutherischer Lieddichter. Niedling arbeitete ab 1626 als Lehrer an einem Altenburger Gymnasium. Er veröffentlichte 1635 am Verlagsort Leipzig ein Gesangbuch unter dem Titel 'Bußpsalmen, Chorlieder und Lobgesänge', das eigene und fremde geistliche Lieder enthält. Seine Lieder aus dieser Sammlung fanden teils weite Verbreitung. Das von dem Pfarrer und Hymnologen Albert Friedrich Wilhelm Fischer (1829-1896) initiierte und nach seinem Tod ab 1904 in Gütersloh von Wilhelm Christian Ludwig Tümpel (1855-1915) herausgegebene mehrbändige Werk 'Das deutsche evangelische Kirchenlied' enthält 17 Lieder von Niedling. Sein Pfingstlied 'O Heiliger Geist, o heiliger Gott, du Tröster wert' steht im Evangelischen Gesangbuch (EG) aus dem Jahr 1993 unter Nummer 131.

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Ein Jahr ist abermals durchlebt

 

1.) Ein Jahr ist abermals durchlebt,

Auf, Christen, Herz und Händ' erhebt

Zu Gottes Macht und Gnade!

Dankt ihm für seine Huld und Treu'.

Sie ist uns alle Morgen neu

Auf unserm Pilgerpfade.

Sein Wort und Brot,

Fried' und Freude,

Trost im Leide,

Kraft zum Leben

Hat er uns bisher gegeben.

 

2.) Wir gehn ins neue Jahr hinein,

Gott wird auch ferner mit uns sein,

Uns helfen, schützen, segnen,

Wenn wir, wie er geboten hat,

Mit Lieb' und Treu', mit Rat und Tat,

Einander stets begegnen.

Kein Neid, kein Streit

Uns betrübe.

Fried' und Liebe

Uns regiere

Und zu allem Guten führe!

 

3.) Da lebt sich's wohl, da lebt sich's leicht,

Wo man sich gern die Hände reicht

In gegenseit'ger Liebe,

Wo man die Leidenschaft bezwingt,

Nach Heiligung iúnd Tugend ringt

Aus einem edlen Triebe.

Richtig, züchtig

Lasst und wandeln,

Redlich handeln

Hier auf Erden,

Dann wird's auch ald besser werden.

 

4.) Gott, lass dies Jahr gesegnet sein,

Dass wir uns deiner Güte freun,

Du liebevoller Vater!

Behüt' uns vor Gefährlichkeit,

Vor Krankheit, Krieg und teurer Zeit,

Sei Helfer und Berater!

Schütze, segne

Alle Stände,

[Alle Hände,] (a)

Die arbeiten,

Glück und Wohlfahrt zu verbreiten.

 

5.) Schütz unsre Landesobrigkeit,

Gib, dass sie möge jederzeit

Des Volkes Wohl begründen.

Dass Recht und Pflichttreu ihren Lohn,

Und die, die diesem sprechen Hohn,

Verdiente Strafe finden.

Dass wir mit ihr

Stets ein stilles

Und zufriednes

Leben führen,

Wie es Christen will gebühren.

 

6.) Lass ferner auch dein heilges Wort

An jedem dir geweihten Ort

Uns gern und fleißig hören!

Gib deinen Dienern Mut und Kraft,

Dass sie es stets gewissenhaft

In Kirch' und Schule lehren,

Dass sich dein Reich

Dir zur Ehre

Stets vermehre,

Dass die Herde

Deines Sohnes größer werde.

 

7.) Ja, Herr, lass uns in dieser Zeit

Mit Weisheit und Gottseligkeit

Stets unser Leben führen!

Schnell eilen unsre Tage hin,

Ach, lass uns nicht aus Aug' und Sinn

Das große Ziel verlieren,

Dass wir nach dir

Nur verlangen,

Dir anhangen,

Dir vertrauen

Und dereinst dich ewig schauen.

 

8.) Dort werden wir im hellern Licht,

Von Angesicht zu Angesicht

Ihn, unsern Heiland, sehen.

Da wird kein Tag und Nacht mehr sein,

Nur Himmelsglanz, verklärter Schein

Und ew'ges Wohlergehen.

Jesus Christus

Wird uns geben

Nach dem Leben

Himmelsfreuden

Für die kurzen Erdenleiden.

 

9.) Dann werden mit der Engel Schar

Das ewig große neue Jahr

In höchster Lust wir feiern.

Wir werden unsre Lieben sehn,

Wie sie vor Gottes Throne stehn

Und stets sein Lob erneuern!

Heilig, heilig!

Wird's dort schallen

In den Hallen

Sel'ger Chöre,

Dem dreiein'gen Gott zur Ehre!

 

(a) diese Zeile fehlt, sie wurde sinngemäß ergänzt, um das Versmaß zu erfüllen

 

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Autor: Johann Heinrich Bräutigam

Melodie: Wie schön leuchtet der Morgenstern

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Schwarzburgisches Sion

oder Schwarzburgs geistliche Liederdichter in biographischen Skizzen nebst einer Auswahl ihrer Lieder

Druck der fürstl. priv. Hofbuchdruckerei

Rudolstadt, 1857

Thema: Kirchen-Jahresanfang oder Neujahr

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Johann Heinrich Bräutigam (* 23. November 1811 in Oberrottenbach, Fürstentum Schwarzburg-Rudolstadt; † unbekannt) war ein Lieddichter evangelisch-lutherischer Konfession. Bräutigam wurde als Sohn eines Bauern geboren und bewies schon zur Zeit seiner Schulzeit in der örtlichen Dorfschule ein aufgewecktes Wesen. Er war in der Lage, seinem Vater nach dem Kirchbesuch die Predigten des Pfarrers und ihre zentralen Aussagen wiederzugeben, wenn dieser wegen eines körperlichen Leidens am Kirchgang gehindert gewesen war. Nach der Ableistung seines Militärdienstes heiratete, gründete eine Familie und lebte als Landwirt in seiner Heimatgemeinde. Seine geistlichen Interessen bewies er, als er begann, Lieder zu schreiben, von denen eines in die 1857 in Rudolstadt aufgelegte Liedsammlung 'Schwarzburgisches Sion' aufgenommen wurde.

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Photo: Baum an der Sylter Straße in Wiesbaden-Dotzheim, OT Sauerland

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Wie dass du doch, o sündlichs Herz

 

1.) Wie dass du doch, o sündlichs Herz,

So wohlgemut kannst leben?

Empfindest du denn keinen Schmerz,

Wirst nicht mit Angst umgeben?

Ist denn die Furcht so ganz von hier,

Dass du nicht eins erwägst bei dir,

Was du dir hast erworben?

 

2.) Beschau dein Leben, das du führst,

Beschau all deine Wege:

Beschau, ob du dich so regierst,

Zu wandeln Gottes Stege?

Ist wohl dein Tun also gekehrt,

Wie es der Herr, dein Gott, begehrt?

Hast du ihn wohl geliebet?

 

3.) Ach, du hast nie an ihn gedacht,

Du folgst ja deinem Willen.

Was dir gefällt, wird gleich vollbracht,

Die Sünden zu erfüllen

Ist nur dein Will', was der verspricht,

Wird gleich von dir zu Werk gericht,

Dem folgest du ohn' Maßen.

 

4.) Du denkest nie an deinen Gott,

Wie es von dir begehret,

Stößt dann zur Hand dir Kreuz und Not,

So ist dein Herz gekehret

Den Augenblick zwar himmelan,

Doch ziehn dich nach der Erdenbahn

Bald wieder deine Sünden.

 

5.) Mit kalten Lippen dienst du Gott,

Weist nicht, was dein Mund saget:

Die Andacht ist dir nur ein Spott,

Die Sünde dir behaget.

Die Lust der Welt schwebt dir so vor,

Dass du nicht kannst die Seel' empor

Zu deinem Schöpfer richten.

 

6.) Hingegen dienest du der Welt

Mit heiß-ergebnem Herzen,

Und was derselben wohl gefällt,

Willst du niemals verscherzen.

Du richtest aus mit höchstem Fleiß

Des Satans Willen und Geheiß,

Der dich so ganz besessen.

 

7.) Kommt dir zuweilen denn schon ein

Die Reu' ob deinen Sünden,

Und wolltest gern befreiet sein,

Will Bess'rung sich nicht finden,

Da ist kein rechter Vorsatz nicht,

Dein Sinn bleibt vor wie nach gericht',

Die Sünde zu verüben.

 

8.) Dein' Andacht währet gar nicht lang,

Du lässest sie bald schießen.

Bei Gottesfurcht wird dir zu bang,

Du musst der Welt genießen.

Es kommt dir gar zu leichtlich an,

Zu gehen auf der Wollustbahn

Von Gottes Weg zu weichen.

 

9.) Deswegen trau'r du sichres Herz,

Wach auf von deinen Sünden,

Empfinde wahre Reu' und Schmerz,

So wird sich Gott auch finden.

Bitt' ihn, der dir so manches Mal

Erließ die Sünden ohne Zahl,

Dass er auch nun verzeihe.

 

10.) Er hat sich gütig oft erzeigt,

Dir deine Schuld vergeben,

Wenn du zu ihm dein Herz geneigt,

Und frömmer wollen leben.

Er tat dir gleich den Himmel auf

Wenn du, und zwar im schwachen Lauf,

Verzeihung kamst zu suchen.

 

11.) Also wird er sich auch jetzund

Nöch gütig lassen finden:

Wenn nur dein Herz ist wie der Mund,

Und lassen will von Sünden.

Bedau'r mit Tränen deine Schuld,

So wird des Höchsten Vaters Huld

Mit Gnade dir erscheinen.

 

12.) Bekehre dich zu deinem Gott,

So wird sich Gott auch kehren

Zu dir in deiner letzten Not,

Dir deine Bitt' gewähren.

Doch diesen Vorsatz hab dabei,

Hinfort von Sünd' zu leben frei,

Und deinem Gott zu dienen.

 

13.) Sag allen deinen Lüsten ab,

Sag ab all deinen Sünden,

Dein sündlichs Herz nur bald vergrab,

Willst du ein reines finden,

Sag zu, du wollest Gott allein

Hier deine Freude lassen sein,

Und ihn alleine lieben.

 

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Autor: Anton Ulrich von Braunschweig

Melodie: Aus tiefer Not schrei ich zu dir

oder: Such, wer da will ein ander Ziel

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Neu eingerichtetes [evangelisches]

Sachsen-Weimar-Eisenach-Jenaisches-Gesangbuch

Herausgegeben von Johann Georg Weber

Verlag Siegmund Heinrich, priv. Buchhändler

Weimar, 1755

Liednummer 353

Thema: Buß- und Bettag

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Anton Ulrich von Braunschweig-Wolfenbüttel (* 4. Oktober 1633 in Hitzacker; † 27. März 1714 in Salzdahlum bei Wolfenbüttel) war Herzog zu Braunschweig und Lüneburg und Fürst von Braunschweig-Wolfenbüttel aus dem Haus der Welfen. Er war der Sohn des Herzogs August von Wolfenbüttel und jüngerer Bruder des Herzogs Rudolf August. Er interessierte sich schon früh für die Wissenschaften, Theologie und Dichtkunst und gehörte zu den gelehrtesten Fürsten seiner Zeit. Er studierte ab dem Jahr 1650 in Helmstädt und bereiste Deutschland, Holland, Frankreich und Italien. Er vermählte sich 1656 mit Elisabeth Juliane, der Tochter des Herzogs Friedrich von Holstein-Norberg. Als nach des Vaters Tode 1666 sein Bruder Rudolf August Herzog wurde, ernannte ihn dieser zum Statthalter und nahm ihn, da er selbst keine männlichen Nachkommen hatte, mit Bewilligung der Landstände 1685 zum Mitregenten an. Nachdem sein Bruder im Jahr 1704 verstorben war, trat Anton Ulrich allein die Regierung der Braunschweig-Wolfenbüttelschen Lande an. Als Greis von 77 Jahren trat er aus politischen Gründen zur katholischen Kirche über, was allerdings keinen Einfluss auf seinen Untertanen und sein Land hatte und ließ sich am Totenbett wieder von evangelischen Pfarrern Trost zusprechen. Er ist sowohl als Kirchenliederdichter als auch durch seine Romane bekannt geworden; seine Lieder erschienen 1667 in Nürnberg in der Sammlung 'Christfürstlichen Davids Harpffenspiel'.

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Photo: Wiesbaden-Dotzheim, Stegerwaldstraße

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Ist meine Wallfahrt nun vollbracht

 

1.) Ist meine Wallfahrt nun vollbracht

In diesen Lebenswegen?

Mein Sarg und Grab ist ausgemacht,

Darin will ich ablegen,

Was mir noch Sterbliches anklebt,

Und mich bisher beschweret,

Mein Geist hat gnug darin geschwebt,

Wird nun der Ruh' gewähret.

 

2.) Legt euch nun hin, mein Fleisch und Bein,

Der Zoll und Sold der Sünden

Muss doch einmal erleget sein,

Der Tod wird ihn wohl finden.

Ihr müsst hier zwar mit Haut und Haar

Vermodern und verwesen.

Doch wird euch Gott ganz hell und klar,

Auf's neu zusammenlesen.

 

3.) Das Weizenkorn bricht nicht herfür,

Es sei denn vor erstorben.

So meine Glieder seid auch ihr

Zwar tot, nicht gar verdorben,

Der Herr wird euch aus eurer Gruft

Bald wieder lassen blühen,

Und unverweslich durch die Luft

Zu eurer Seele ziehen.

 

4.) Mein Geist, nun hält dich nichts mehr an,

Fahr hin in diesem Kleide,

Das dir dein Jesus angetan

Von seiner Unschuldsseide.

Fahr hin, sein Blut beträufelt dich,

Und mischt sich in dein Weinen,

Fahr hin, so kannst du würdiglich

Vor Gottes Thron erscheinen.

 

5.) Nun wohl und selig, denn dich nu

Die Engel Gottes leiten,

Du wirst bald in die süße Ruh'

Der Auserwählten schreiten.

Fang immer an, ich höre schon

Ein dreifach 'Heilig' klingen,

Stimm ein, da ist der Lebens-Thron,

Gott Lob und Dank zu singen.

 

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Autor: Georg Sigismund Vorberg

Melodie: Was Gott will, das g'scheh allzeit

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Johann Anastatasii Freylinghausen

Geistreiches Gesang=Buch.

den Kern alter und neuer Lieder in sich haltend

Herausgegeben von Gotthilf August Francke

gedruckt in Halle, 1741

Im Verlag des Waisenhauses

Liednummer 1389

Thema: Tod und Ewigkeit

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Georg Sigismund Vorberg (* 27. Januar 1624 in Bautzen/Sachsen, + 5. Dezember 1669) war Jurist, Staatsbeamter und evangelisch-lutherischer Kirchenlieddichter. Er studierte in Wittenberg und Straßburg. Von seinem weiteren Leben nach derzeitiger Quelllage überliefert, dass er um 1652 Notar in Bautzen und ab 1660 Stadtkämmerer in seiner Heimatstadt war. Die ab 1904 in Gütersloh von Albert Fischer herausgegebene Sammlung 'Das deutsche Kirchenlied' enthält zwei Lieder von ihm. Sein Abendmahlslied 'Ich Erde, was erkühn ich mich' mit 26 Versen versah Johannes Crüger in einer Ausgabe seiner Liedersammlung 'Praxis pietatis melica' mit einer Melodie. Auch in das Straßbuger Gesangbuch von 1717 und in Freylinghausens Geistreiches Gesang-Buch von 1741 wurden Lieder von ihm aufgenommen.

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Georg Sigismund Vorbergs Lieder/ Hymns

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Glaube, Kampf und Rechtfertigung

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O Jesu, sieh dein armes Kind

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Derzeit noch nicht erfasst / Currently not scanned

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Also hat Gott die Welt geliebt, dass er ihr seinen Jesum gibt

Ich Erde, was erkühn ich mich

Ist meine Wallfahrt nun vollbracht

Photo: Herbstlandschaft bei Schloss Freudenberg, Wiesbaden-Dotzheim

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Prediget mit Freuden

 

1.) Prediget mit Freuden

Und von Jahr zu Jahr

Von des Heilands Leiden,

Ja, nur dies - fürwahr!

Denn das Werk, das e i n e,

Das den Vater ehrt,

Ist's, wenn die Gemeine

Seinen S o h n verehrt.

 

2.) Ach, Er liebt so herzlich,

Ohne dass man Ihn

Eben lang und schmerzlich

Müsste drum bemühn. -

J e d e s Kind der Sünde,

Wenn Er wird gewahr,

Dass sich's s e i n e m Kinde

Hingibt ganz und gar.

 

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Autor: Nikolaus Ludwig von Zinzendorf

Melodie: ohne Angaben

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gefunden in:

Geistliche Gedichte des

[Nikolaus Ludwig] Grafen von Zinzendorf

gesammelt und gesichtet von Albert Knapp

J.G. Cotta'scher Verlag

Stuttgart und Tübingen, 1845

Thema: Kirchen-Jahresende oder Jahresende

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Reichsgraf Nikolaus Ludwig von Zinzendorf und Pottendorf, (* 26. Mai 1700 in Dresden/Kurfürstentum Sachsen; † 9. Mai 1760 in Herrnhut) war ein lutherisch-pietistischer Theologe und Lieddichter. Zinzendorf war der Sohn von Georg Ludwig Reichsgraf von Zinzendorf und Pottendorf (1662–1700) und Charlotte Justine von Gersdorff (1675–1763). Der berühmte evangelische Theologe Philipp Jacob Spener (1635-1705) war sein Taufpate. Zinzendorfs Vater verstarb früh; worauf der Sohn in Großhennersdorf in der Oberlausitz bei seiner frommen Großmutter, Henriette Katharina von Gersdorff (1648-1726), lebte. Er besuchte in den Jahren zwischen 1710 und 1715 das Pädagogium der Franckeschen Stiftungen in Halle, wo seine Neigung zum Pietismus verstärkt wurde. Zinzendorf immatrikulierte sich im Jahr 1716 an der Universität in Wittenberg, um Rechtswissenschaften zu studieren und unternahm von 1719 bis 1720 Bildungsreisen in die Niederlande und nach Frankreich. Von 1721 bis 1732 war er Hof- und Justizrat in Diensten Friedrich August I. von Sachsen (1670-1733) in Dresden, heiratete 1722 Erdmuthe Dorothea Gräfin Reuß-Ebersdorf (1700-1756) und übernahm 1722 von seiner Großmutter das Rittergut Mittelberthelsdorf am Hutberg in der Oberlausitz, das er für Glaubensflüchtlinge aus Mähren, Nachkommen der böhmisch-mährischen Brüder, öffnete. Diese gründeten die unterhalb des Hutbergs gelegene Siedlung Herrnhut, aus der die kirchlich eigenständige Brüdergemeine erwuchs. Seit 1731 wurden dort die bis heute in Buchform jährlich veröffentlichten 'Herrnhuter Losungen' herausgegeben, wobei die ermittelten Bibelverse ausgelost werden und als Leitgedanken für jeden Tag dienen. 1731 brachte Zinzendorf einen westindischen Sklaven von Kopenhagen nach Herrnhut. Dessen Berichte von St. Thomas motivierten die Gemeinde zur Missionsarbeit, die ab 1732 in Amerika und Afrika Menschen zum christlichen Glauben führte. Im Jahr 1734 erfuhr Zinzendorf die Ehre, als lutherischer Theologe ordiniert zu werden; bereits zwei Jahre später aber wurde er aus Sachsen verbannt, worauf er in die Wetterau in Hessen ging und dort die Gemeinden Marienborn, Burg Ronneburg und Herrnhaag gründete. 1737 wurde Zinzendorf durch den reformierten Hofprediger Daniel Ernst Jablonski, der zugleich Bischof der polnischen Brüder-Unität war, in Berlin zum Brüderbischof ordiniert. In den folgenden Jahren unternahm Zinzendorf Reisen als Prediger in die Ostseeprovinzen, nach England, Nordamerika, auf die Westindischen Inseln und Saint Thomas. Als ihm 1747 die Rückkehr nach Sachsen gestattet wurde, gelang es ihm, für die Herrnhuter Brüdergemeine die Freiheit der Verkündigung und die Tolerierung als Gemeinde zu erreichen und integrierte sie im Gegenzug in die lutherische sächsische Landeskirche. Von 1750 an lebte Zinzendorf meistens in London, ab 1755 in Berthelsdorf. Nach dem Tod seiner Frau Erdmuthe Dorothea, heiratete Zinzendorf einige Zeit später seine enge Mitarbeiterin Anna Nitschmann (1715-1760). Zinzendorf ist der Autor von annähernd 2000 geistlichen Liedern, von denen über 800 in die Gesangbücher der Brüdergemeine, aber auch in die der Landeskirchen aufgenommen wurden. Im Evangelischen Gesangbuch (EG) von 1993 stehen fünf seiner Lieder; das bekannteste ist das Christuslied 'Jesu, geh voran auf der Lebensbahn'. Das sog. 'Kleine Gesangbuch der evangelischen Brüdergemeine' aus dem Jahr 1870 enthält 301 Lieder von Zinzendorf, die er gänzlich verfasst oder zu denen er einzelne Strophen beigetragen hat. Eine Sammlung seiner geistlichen Lieder erschien im Jahr 1845 in Stuttgart und Tübingen.

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Photo: Weinberg in Wiesbaden-Dotzheim mit Blick auf das Gebiet von Wiesbaden-Frauenstein

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Dem Ziele zu, es naht die Stunde

 

1.) Dem Ziele zu, es naht die Stunde

Wann wir dich sehn, dem wir geglaubt.

O sel'ges Wort, gewisse Kunde,

Dass nichts aus deiner Hand uns raubt!

Ob Sonnenschein, ob Sturmeswehn:

Bald werden wir Dich droben sehn.

 

2.) Bis hin zum Ziel - du hast's versprochen -

Willst du, o Jesu, bei uns sein.

Nie hast du je Dein Wort gebrochen:

Du bleibst bei uns, denn wir sind dein.

Ja, du wirst immer mit uns gehn,

Bis wir dich, Jesu, droben sehn.

 

3.) Bis hin zum Ziel: Der Erde Leiden,

Sie sind nicht wert der Herrlichkeit,

Die an uns wird in ew'gen Freuden

Dort offenbar nach kurzer Zeit.

Schnell wird die Nacht vorübergehn:

Der Morgen naht, da wir dich sehn.

 

4.) Bis hin zum Ziel, die Meilen schwinden,

Der Glaube siegt in Kampf und Streit.

In dir ist Kraft zum Überwinden,

Du trägst durch jede Schwierigkeit.

So lass in deiner Kraft uns gehn,

Bis wir dich, Jesus, ewig sehn.

 

5.) Dem Ziele zu! Im Friedenshafen

Läuft bald das Schiff droben ein.

Ob Du, Herr, kommst, ob wir entschlafen,

Wir werden jubelnd bei dir sein.

Wir werden dankend vor dir stehn,

Wir werden dich verherrlicht sehn.

 

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Autor: Georg von Viebahn

Melodie: Mir ist Erbarmung wiederfahren

oder: Wer nur den lieben Gott lässt walten

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Gemeinde-Psalter

Vierstimmige Ausgabe

6.-9. Tausend

Bundes-Verlag

Witten/Ruhr, 1938

Liednummer 717

Thema: Tod und Ewigkeit

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Gegenstand: Psalm Nr. 16

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Georg von Viebahn, genannt II. (der Zweite oder der Jüngere) (* 10. März 1888 in Engers am Rhein/Rheinprovinz (Preußen); † 7. Dezember 1915) war ein deutscher Landwirt und Lieddichter. Sein vollständiger Name lautete Wilhelm Heinrich Johann Georg von Viebahn und er wurde als Sohn des Generalleutnants Georg von Viebahn (1840-1915) geboren, der eine führende Stellung in der evangelischen Gemeinschaftsbewegung eingenommen hatte und dessen Bruder General Rudolf von Viebahn einer der Gründer der evangelischen Berneuchener Bewegung war. Georg von Viebahn II. war Landwirt auf Gut Rotenmoor in Mecklenburg und fiel im Ersten Weltkrieg als Artellerie-Abteilungs-Adjutant bei Somme-Py in der Champagne. Von seinen geistlichen Liedern ist eines überregional bekannt geworden; es ist ein Ewigkeitslied mit fünf Strophen und heißt 'Dem Ziele zu, es naht die Stunde'.

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Bild: Baum an der Sylter Straße in Wiesbaden-Dotzheim, OT Sauerland

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Mein Herz ist im Himmel, mein Herz ist nicht hier

 

1.) Mein Herz ist im Himmel, mein Herz ist nicht hier,

Mein Herz ist im Himmel, o Jesu, bei Dir!

Da droben verweil ich mit Herz und mit Sinn,

Und himmelwärts eil ich, wo immer ich bin.

Mein Herz ist im Himmel, mein Herz ist nicht hier,

|: Mein Herz ist im Himmel, o Jesu, bei Dir! :|

 

2.) Auf dornigem Pfade durchwall ich allhier

Die grausige Wüste, oft sinkend ins Knie,

Um einsam zu beten, mein Jesu, zu Dir.

Mein Herz ist im Himmel, mein Herz ist nicht hier!

Mein Herz ist im Himmel, mein Herz ist nicht hier,

|: Mein Herz ist im Himmel, o Jesu, bei Dir! :|

 

3.) Das Sehnen der Seele, das heimliche Weh,

Die Augen voll Tränen, gerichtet zur Höh,

Sie reden verständlich dem Heiland und mir:

Mein Herz ist im Himmel, mein Herz ist nicht hier!

Mein Herz ist im Himmel, mein Herz ist nicht hier,

|: Mein Herz ist im Himmel, o Jesu, bei Dir! :|

 

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Autor: Hermann Windolf

Melodie: eigene Melodie

Thema: Glaube, Kampf und Rechtfertigung

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Friedrich Wilhelm Herman Windolf (* 8. Mai 1846 in Grünenplan/ Königreich Hannover; † 12. Februar 1922 in Queensland/Australien) war eine bedeutende Persönlichkeit der evangelisch-baptistischen Bewegung in Deutschland. Windolf hatte 1865 in Hamburg einen Missionskurs absolviert, war dort als Hafenmissionar tätig und anschließend in den Gemeinden Salzgitter, Holzminden, Herford und Einbeck tätig. Ab dem Jahr 1870 wirkte er in Braunschweig und wanderte im Jahr 1877 nach Australien aus, wo er Gemeinden in Marburg und Engelsburg in Queensland betreute. Er war als Schriftsteller tätig und verfasste geistliche Lieder für den Gottesdienst, die in mehreren Sammlungen erschienen. Darüber hinaus gab er die Predigten des Gründers der deutschen Baptistengemeinden Johann Gerhard Oncken (1800-1884) heraus. Im sog. Gemeinde-Psalter aus dem Jahr 1930, dem offiziellen Gesangbuch der Freien evangelischen Gemeinden, steht ein von Windolf verfasstes geistliches Lied.

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Photo: Wiesbaden-Dotzheim, Stegerwaldstraße

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Gott, wir preisen deine Güte

 

1.) Gott, wir preisen deine Güte,

Loben dich mit Herz und Mund,

Und mit dankbarem Gemüte

Rühmen wir zu dieser Stund',

Dass du uns in unserm Leben

So viel Gutes hast gegeben.

 

2.) Alle Jahre, die verflossen,

Zeigen deine Vater-Treu,

Da viel Gutes wir genossen,

Jetzt wird deine Güte neu,

Die sich über uns ausbreitet,

Da dein Auge uns stets leitet.

 

3.) Elend, Krankheit und Beschwerden

Hast du von uns abgewandt,

Und viel Gutes hier auf Erden

Hat uns deine Vaterhand

Zugewandt, dass wir im Segen

Ihm das alte Jahr hinlegen!

 

4.) Ach, so lass auch deine Gnade

Walten dieses neue Jahr

Über uns, und aller Schade

Not und Trübsal und Gefahr

Müsse weit entfernet bleiben

Und zum Danken uns antreiben.

 

5.) Lass auf uns den Segen fließen,

Kröne uns mit deinem Gut,

Deiner Gnade uns genießen,

Halte uns in deiner Hut.

So wird denn in allen Dingen

Es uns allzeit wohl gelingen.

 

6.) Ja, lass uns zu allen Zeiten

Dich stets rühmen immerfort,

Dein Lob mehr und mehr ausbreiten,

Halten fest an deinem Wort.

Das verheißet Leben, Segen,

Und wir gehn auf rechten Wegen.

 

7.) Obrigkeit und Untertanen

Halte stets un deinem Schutz!

Lehrer, die den Weg uns bahnen,

Schütze. - Wehr der Feinde Trutz!

Niedrig, Hoher, Reich- und Armen

Wollst du ferner dich erbarmen.

 

8.) Stadt und Land sei dir ergeben,

Mache du des Kummers frei

Alle, die darinnen leben,

Stehe ihnen kräftig bei.

Über Junge und die Alten

Wollest du in Gnaden walten.

 

9.) Aller Menschen dich erbarme,

Denn sie sind ja einzig dein.

Und in deine Vaterarme

Lass sie eingeschlossen sein.

Gib, dass sie stets deinen Willen

Sich bemühen zu erfüllen.

 

10.) Auch die Kranken und Elenden

Wollst du gnädig sehen an,

Deine Hilfe ihnen senden,

Und - gehn sie des Todes Bahn -

Lass sie seliglich abscheiden

Und eingehn zur Himmelsfreuden!

 

11.) Unser Bitten und Begehren,

Gott, erhöre gnädiglich

Und desselben uns gewähren,

Schütze uns auch mächtiglich.

Dafür wollen wir dich preisen

Und uns dankbar dir erweisen.

 

12.) Endlich wenn die Zeit wird kommen,

Da sich endet der Weltlauf,

Alsdenn wirst du alle Frommen

Mit dir führen Himmel auf.

Gib, dass wir zu dir eingehen,

Als die Deinen vor dir stehen.

 

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Autor: Fürst zu Anhalt-Zerbst Johann August

Melodie: Herr, ich habe missgehandelt

oder: Werde licht, du Stadt der Heiden

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Wiederholtes Halleluja der Kinder Gottes auf Erden. Das ist: Neu aufgelegtes und verbessertes Gesangbuch der Stadt Dohma im Fürstentum Sachsen-Querfurth

Herausgegeben von Johann Gottlieb [Theophilus] Horwein

Verlag Johann Joachim Ahlfeld

Dahme und Wittenberg, 1764

Liednummer 115

Thema: Kirchen-Jahresanfang oder Neujahr

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Johann Adolf von Anhalt-Zerbst (* 2. Dezember 1654 in Zerbst/Fürstentum Anhalt-Zerbst; † 19. März 1726 ebenda) aus dem Geschlecht der Askanier war Militär und Lieddichter. Johann Adolf war der fünfte Sohn des Fürsten Johann von Anhalt-Zerbst (1621–1667) aus dessen Ehe mit Sophie Auguste (1630–1680), Tochter des Herzogs Friedrich III. von Holstein-Gottorp (1597-1659). Im Jahr 1606 waren alle anhaltischen Landesteile zur evangelisch-reformierten Konfession übergetreten, das Land und die regierende Familie kehrte jedoch 1644 zur lutherischen Konfession zurück, was auch für Johann Adolf Gültigkeit hatte. Nach dem Tod seines Vaters stand er unter der Vormundschaft seiner Mutter, des Landgrafen Ludwig VI. von Hessen-Darmstadt (1630-1678) und des Fürsten Johann Georg II. von Anhalt-Dessau (1627-1693). Im Anschluss an seine, damals übliche, Kavalierstour durch Europa trat er zuerst 1674 in braunschweig-lüneburgische Militärdienste, anschließend in holländische, dänische und brandenburgische Anstellungen und nahm in den folgenden Jahren an mehreren Feldzügen und Kriegen teil. Im Jahr 1676 schloss er mit seinen Brüdern einen Hausvertrag, wobei im Land die Primogenitur, das Erstgeburtsrecht, eingeführt wurde, um eine Zersplitterung des Landes zu vermeiden. Johann Adolf schrieb mehrere geistliche Lieder, die u.a. in das Zerbster Gesangbuch von 1721 aufgenommen wurden und war Mitglied der literarischen 'Fruchtbringenden Gesellschaft', einer Sprachgesellschaft, die von 1617 bis 1680 bestand. Johann Adolf starb unverheiratet und kinderlos. In seinen letzten Lebensjahren hatte er sich um Kirchen und die Armenpflege verdient gemacht. Er wurde in der Zerbster Bartholomaikirche bestattet. In Johann Caspar Wetzel Kirchenliedsammlung 'Hymnopoeographia', am Verlagsort Herrnstadt von 1719 bis 1724 herausgegeben, sind 25 Lieder aus seiner Feder aufgeführt, wobei Wetzel die Lieder irrtümlich dem Fürsten Johann A u g u s t zu Anhalt-Zerbst zuschrieb.

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Photo: In Wiesbaden-Dotzheim, Gemarkung Im Himmelreich

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Herbst ist es jetzt, von Blättern leer die Bäume

 

1.) Herbst ist es jetzt, von Blättern leer die Bäume,

Nur hier und dort an Zweigen flattert eins,

Durchsichtig sind des Waldes tiefe Räume

Im Dämmerlicht des grauen Tagesscheins.

Die Wolken senken sich, wie schwere Träume,

Bis in die Kluft hinab des Felsgesteins.

Entflohen sind die schönen Sängerinnen, (a)

Und Raben krächzen um die öden Zinnen.

 

2.) Herbst ist es jetzt. Dein Schmuck ist dir genommen,

Du stolzer Wald, der Kranz ist dir geraubt.

Der raue Nord (b) ist über Nacht gekommen

Und hat dich, Kind des Südens, angeschnaubt,

Von gelben Wogen ist dein Fuß umschwommen,

An deinen Wurzeln rauscht es falb umlaubt.

Dein Feind, die Krone ganz dir zu verderben,

Tanzt stürmisch triumphierend auf den Scherben.

 

3.) Herbst ist es jetzt. Ich wühl mit meinem Stabe

Im Blättermeer, das wirbelnd mich umkreist.

Ich steh an meines Glückes offnem Grabe,

Und aus den Blättern spricht des Waldes Geist.

Der Vater, den ich heiß geliebet habe,

Erscheint mir, seinem Sohne, der verwaist.

Der Wald, ein Leichnam, liegt zu meinen Füßen,

Kein Trost, als des Entseelten Geistergrüßen:

 

4.) 'Herbst ist es jetzt!' so haucht der Blätter Flüstern,

Doch fasse dich, nicht für die Ewigkeit

Verfallen ist dein Freund dem Tod, dem düstern,

Bald kehrt der Tag der Jugendherrlichkeit,

Ein schöner Held wird wehren den Verwüstern,

Er heißet: Lenz! (c) Er ist's, der mich befreit.

Geh schlaf in deines Hüttleins warmer Ecke,

Bis freudebrausend ich dich auferwecke!'

 

5.) 'Herbst ist es jetzt!' muss ich dem Geist erwidern,

Du tröstest mich mit deiner Zukunft nicht.

Nun ist es aus mit meinen Waldesliedern,

Mit deinem Tod erstirbt mein Waldgedicht.

Wirst du im neuen Lenz dich neu befiedern,

Du bist's nicht mehr, du trautes Waldgesicht,

Du bist erbleicht, dich werd' ich nimmer sehen!

Leb wohl. Ins Hüttlein will ich schlafen gehen.'

 

(a) die Singvögel

(b) Nordwind

(c) Frühling

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Autor: Balthasar Reber

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Alpenrosen, ein Schweizer Almanach

auf das Jahr 1854

Herausgegeben von A.E. Fröhlich

Schweighausersche Verlagsbuchhandlung

Basel, 1854

Thema: Herbstlied

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Balthasar Reber (* 7. Dezember 1805 in Basel/Schweiz; † 13. März 1875 ebenda) war ein Schweizer evangelisch-reformierter Pfarrer, Historiker und Schriftsteller. Er wurde als Sohn des Kaufmanns Nicolaus Reber geboren und studierte von 1825 bis 1830 Philologie, Geschichte und Theologie in Berlin und Basel. Nach seiner Ordination war er zunächst als Pfarrer, dann ab 1840 als Lehrer für Geschichte tätig. Im Jahr 1845 promovierte er an der Universität Basel, wo er sich sechs Jahre später auch habilitierte. Ab 1853 wirkte er als Lehrer an der Gewerbeschule und ab 1855 zudem als außerordentlicher Professor für Schweizer Geschichte an der Universität Basel. Reber veröffentlichte Schriften zur Schweizer Geschichte, speziell des Spätmittelalters und der Frühen Neuzeit, die sich durch genaues Quellenstudium auszeichnen. Als Schriftsteller schrieb Reber Gedichte und historische Erzählungen. Im Jahr 1843 veröffentlichte Reber zusammen mit Wilhelm Wackernagel eine Sammlung vaterländischer Lieder unter dem Titel 'Zeitgedichten'. Seine Gedichte stehen auch in der Zeitschrift 'Alpenrose', die zwischen 1811 und 1854 in Basel erschien.

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Gott, deiner Liebe Fülle

 

1.) Gott, deiner Liebe Fülle

Macht uns getrost und stille,

Wie steil der Weg auch ist.

Will Not uns niederbeuen

Und sich kein Ausweg zeigen -

Genug, dass Du die Liebe bist!

 

2.) Wir dürfen freudig sagen,

Dass Du in allen Lagen

Die Deinen nie vergisst.

Will uns der Feind betören,

Durch Zweifel gar uns stören -

Genug, dass Du die Liebe bist!

 

3.) Dein Lieben ohne gleichen

Wird nimmer von uns weichen,

Trotz Satans macht und List.

Wir dürfen aufwärts schauen

Und rufen voll Vertrauen:

Genug, dass Du die Liebe bist!

 

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Autor: unbekannt

Melodie: Nun ruhen alle Wälder

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Geistliche Lieder von Jean Emil Leonhardt

Privatdruck, Bad Homburg v.d. Höhe, ca. 1930

Liednummer 9

Thema: Gottvertrauen, Kreuz und Trost

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Jean Emil Leonhardt (* 1853 in Bad Homburg vor der Höhe, † 24. August 1918) war deutscher Industrieller, Kaufmann und evangelisch-freikirchlicher Lieddichter. 1870 kam er während einer Ausbildung in England mit den 'Open Brethren' (Freigesinnten Brüdern) in Kontakt. Er schloss sich der auch nach ihrem Gründer John Darby 'Darbysten' genannten Freikirche an und begann, zurückgekehrt in seine Geburtsstadt, damit, eine eigene Sektion dieser Freikirche aufzubauen, die bis heute in Form einer evangelischen Freikirche weiter besteht. Ab 1887 sammelte er Gleichgesinnte um sich, mietete einen Saal für die Gottesdienste und die Gemeindearbeit und gründete mit Friedrich Kleemann einen Chor. Auch wirtschaftlich war Leonhardt erfolgreich: 1905 rief er eine eigene Firma, die Rex-Conservenglas-Gesellschaft, ins Leben. Im Jahr 1897 heiratete er Ida Schneider und hatte mit ihr fünf Söhne und drei Töchter. Anlässlich der 100. Wiederkehr seines Todestages veranstaltete die Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde am 26. August 2018 in Bad Homburg einen Gedenk-Gottesdienst für ihren Gründer. 1930 erschien im Privatdruck eine Sammlung geistlicher Lieder, die Leonhardt für seine Freikirchengemeinde gesammelt und zum Teil selbst verfasst hatte.

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Photo: 'Unter den Fichten' in Wiesbaden-Bierstadt

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Zeuch hin, mein liebes Kind

 

- Bei der Beerdigung eines Kindes -

 

1.) Zeuch (a) hin, mein liebes Kind,

Zeuch hin, mein halbes Leben,

Dieweil ich dich ja muss

Dem Schöpfer wieder geben,

Der dich gegeben mir.

Zeuch hin, du liebes Herz!

Ich aber leider, ach!

Bin einsam, voller Schmerz.

 

2.) Ich und dein Mütterlein

Sind nunmehr ganz verlassen

Von dir, doch nicht von Gott,

Betrübet höchster Maßen

Und haben schon vor Angst

Verwandelt unser Kleid.

Anstatt der Freud' ist nichts

Bei uns als Herzeleid.

 

3.) Ich will nun nichts mehr tun,

Als zu dem Höchsten schreien, (b)

Dieweil ich leb und bin,

Der wird mich wohl erfreuen.

Kommst du, mein liebes Kind,

Gleich wieder nicht zu mir,

So weiß ich doch gewiss,

Ich komme hin zu dir.

 

4.) Zeuch demnach immer hin

Zur englischen Gemeine (c),

Du liebes Herzelein,

Du herzgeliebtes Kleine!

Ich will, wenn meine Zeit,

Dich fröhlich wieder sehn.

D a s ist mein bester Trost, -

Wenn Gott will, solls geschehn.

 

5.) Herr Jesu, habe Dank,

Dass du an mich noch denkest

Und mich nach Vaters Art

Aus Lieb' ein wenig kränkest.

Lass mir dein tröstlich' Wort

Nun in der Traurigkeit,

So hab ich, was mich hier

Und ewig dort erfreut.

 

(a) alte Form von 'ziehe'

(b) hier im Sinn von 'klagen'

(c) zur Gemeinde der Engel

 

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Autor: Johann Hildebrandt

mögl. Melodie: Nun danket alle Gott

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gefunden in:

Das deutsche evangelische Kirchenlied

des siebzehnten Jahrhunderts

Herausgegeben von Albert Fischer und W. Tümpel

Erster Band

Druck und Verlag C. Bertelsmann

Gütersloh, 1904

Liednummer 546

Thema: Tod und Ewigkeit

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Johann Hildebrandt, auch Hildebrand (* Juni 1614 in Pretzsch an der Elbe, heute ein Ortsteil der Stadt Bad Schmiedeberg im Landkreis Wittenberg in Sachsen-Anhalt, + 5. Juli 1684), war ein deutscher Komponist, Kantor, Organist, Schriftsteller und evangelisch-lutherischer Kirchenlieddichter.

Er übernahm 1637 das Amt des Organisten der Kirche St. Nikolai in Eilenburg/Sachsen und versah dieses bis zu seinem Tod. Er blieb in erster Linie wegen seiner Friedensmotette aus dem Jahr 1645 in Erinnerung, die unter dem Titel 'Krieges-Angst-Seufftzer bey itzigen grund-bösen kriegerischen Zeiten instendig zu gebrauchen' erschien.

Weitere Werke können möglicherweise auch Johann Heinrich Hildebrand, einem Kantor aus Ohrdruf/Thüringen zugeschrieben werden. Johann Hildebrand verfasste als Lieddichter die 1656 in Leipzig erschiene Vertonung von 50 Psalmen unter dem Titel 'Geistlicher Zeit-Vertreiber, so da bestehet in funffzig Psalmen'. Die ab 1904 in Gütersloh von Albert Fischer herausgegebene Sammlung 'Das deutsche Kirchenlied' enthält zwei Lieder von Hildebrandt.

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Photo: Landschaft in Wiesbaden-Dotzheim, bei Schloss Freudenberg

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Auf, hinauf, bedrängte Seele

 

1.) Auf, hinauf, bedrängte Seele!

Zu dem Gott, der gern beglückt!

Sprich ihn kindlich an, erzähle

Ihm den Kummer, der dich drückt.

Mit Vatersinn

Hört er drauf, verkehrt dein Leiden,

Ist's dir gut, in süßen Freuden.

Zu ihm nur hin!

 

2.) Wer von Herzen ihm vertrauet

Und mit fester Zuversicht

Auf zu ihm nach Hilfe schauet,

Wahrlich, den verlässt er nicht.

Drum harre sein,

Meine Seele, in der Stille.

Denn bei ihm ist Rats die Fülle,

Dich zu erfreun.

 

3.) Alle Wege, seinen Kindern

Beizustehen, kennet er:

Und was kann daran ihn hindern?

Nichts ist seiner Kraft zu schwer.

Und seine Treu'

Reicht so weit als Sonnen glänzen.

Seine Lieb' ist ohne Grenzen,

Er steht dir bei.

 

4.) Doch nicht immer zu der Stunde,

Da wir gern die Hilfe sähn,

Heilt er unsers Herzens Wunde,

Ob wir gleich darum ihn flehn.

Der Höchste übt

Durch Erduldung längrer Schmerzen

In der Treu oft fromme Herzen,

Weil er sie liebt.

 

5.) Drum, o Seele, sei zufrieden,

Hebt er auch nicht gleich dein Leid.

Es erscheinet doch den Müden

Endlich der Erquickung Zeit.

Dein Lobgesang

Wird gewiss nach bangen Zähren (a)

Noch den treuen Retter ehren

Mit lautem Dank.

 

6.) Sei nur stets zu ihm erhoben,

Wandle richtig seine Bahn.

Suche eifrig, was dort oben,

Wo kein Leid mehr ängsten kann.

Dem Himmel zu,

Wo, nach viel durchweinten Stunden,

So viel Fromme schon gefunden

Die wahre Ruh'!

 

(a) Tränen

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Autor: August Christian Ludwig Isensee

Melodie: Auf, hinauf zu deiner Freude

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gefunden in der

Anthologie christlicher Gesänge

aus allen Jahrhunderten der Kirche

Sechster Band

Herausgegeben von August Jakob Rambach

verlegt bei J. F. Hammerich,

Altona und Leipzig, 1833

Thema: Gottvertrauen, Kreuz und Trost

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August Ludwig Christian Isensee (* 5. September 1743 in Köthen; † 26. Juni 1824 ebenda) war ein deutscher evangelisch-lutherischer Pfarrer und Kirchenlieddichter. Er wirkte als Oberpfarrer, Superintendent, Konsistorialrat und Prediger am Hof in Köthen. Er trug zusammen mit anderen Herausgebern, dem Konsistorialrat und Superintendenten Johann David Rindfleisch († 1805) und dem Diakon Nagel († 1804), die Verantwortung für das 1793 erschienene Gesangbuch für das Fürstentum Anhalt-Köthen. Für dieses Gesangbuch hat Isensee zahlreiche ältere Lieder überarbeitet und ein eigenes zugefügt, dessen Titel 'Auf! hinauf! bedrängte Seele' lautet.

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Photo: Blick in den Schlosspark, Hanau/Main

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Weil das alte Jahr vergangen

 

1.) Weil das alte Jahr vergangen

Und das neue kommt herbei,

So lass uns, o Gott, anfangen,

Dass es Dir gefällig sei.

Ach Herr, sieh uns gnädig an,

Was wir wider Dich getan,

Wollest du nicht mehr gedenken,

Und die Schuld aus Gnaden schenken.

 

2.) Was Du uns für Guts erwiesen

In der nun vergangnen Zeit,

Dafür sollst Du sein gepriesen

Jetzund und in Ewigkeit,

Dass Du uns so wohl ernährt

Und auch alles Gut's beschert,

Unsere Last auch helfen tragen,

Drum wir billig (a) Dir danksagen.

 

3.) Dann: dass wir noch aufrecht gehen,

Dass wir noch im Leben sein,

Müssen wir ja all' gestehen,

Dass es komm von Dir allein.

Du hast über uns gewacht

Und beschirmt vor fremder Macht,

Drum wir billig dir zu ehren

Sollen alles Fleiß ankehren.

 

4.) Du hast uns gesund gesparet

Und gesegnet unser Land,

Unser Haus und Hof bewahret

Vor den Räubern, Krieg und Brand,

Unsre Stadt und unsre Grenz'

Vor der Seuch' und Pestilenz.

Darum sollen wir dich loben,

Gott im hohen Himmel droben.

 

5.) Solche Gnad' wollst du erneuen

Auch in diesem neuen Jahr,

Neue Kräfte auch verleihen,

Dir zu dienen immerdar.

Neuen Segen uns bescher

Und uns künftig auch ernähr,

Einen neuen Geist uns schenke,

Unser auf das neu gedenke.

 

6.) Gib, dass wir vom Alten lassen,

Neues Leben stellen an,

Unsern alten Adam (b) hassen,

Dass der neu' Mensch leben kann,

Tun den alten Sau'rteig (c) weg,

Dass er uns nicht mehr befleck.

Lehr die alte Vorhaut b'schneiden (d)

Und den alten Wandel meiden.

 

7.) Dass wir neue Gunst erlangen

Bei dir, unserm lieben Gott,

Lehr uns, dir allein anhangen,

Hilf uns auch aus aller Not.

Wenn das letzte Jahr kommt her,

Hilf' und Trost auf's neu bescher,

Dass wir mögen selig sterben, -

Dort das neue Leben erben.

 

(a) billig' bedeutete früher 'recht', 'sehr', auch 'wie es sich gehört' und wurde als eine positive Bekräftigung verwendet. Vergleiche hierzu 'recht und billig', eine Redeweise, die den ursprünglich positiven Charakter des Worts zeigt und dessen Bedeutung später eine Einengung erfuhr.

(b) Nach christlicher Vorstellung unterliegt jeder Mensch der Erbsünde, die durch den Sündenfall Adams auf ihn gekommen ist und erst durch Jesus Christus und seinen Opfertod am Kreuz aufgehoben wurde. Adam oder Moses, zwei Personen des Alten Testaments, werden häufig als Personifizierungen der Erbsünde benannt. Der durch Christi Opfertod erlöste Mensch ist demgegenüber der neue Mensch, die neue Kreatur oder der neue Adam.

(c) Der Begriff des Sauerteigs hat im Neuen Testament einen ambivalenten Charakter. Zum einen steht er im Gleichnis vom Sauerteig für die Dynamik, die ein von Überzeugung getragener Glaube ausrichten kann (Evangelium des Matthäus, Kapitel 13, Vers 33), zum andern steht er für die Auffassung, dass alle schlechte Angewohnheiten abgelegt werden müssen, um ein neuer Mensch in Jesus Christus zu werden (vgl. 1. Brief an die Korinther, Kapitel 5, Vers 6)

(d) hier wird auf die Tradition der Juden der Beschneidung zurückgegriffen, um das alte überwundene Sündenleben bildlich endgültig zu entfernen

 

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Autor: Friedrich Greiff

Melodie: Wie nach einer Wasserquelle

oder: Freu dich sehr, o meine Seele

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Der Text wurde von mir behutsam, soweit

es die Strophenform und der Endreim zu-

ließen, in heutiges Hochdeutsch übertragen

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Das deutsche evangelische Kirchenlied des 17. Jahrhunderts

Herausgegeben von Albert Fischer (†) und

Wilhelm Christian Ludwig Tümpel, Dritter Band

Druck und Verlag C. Bertelsmann

Gütersloh, 1906

Liednummer 342

Thema: Kirchen-Jahresanfang oder Neujahr

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Friedrich Greiff (* 29. Oktober 1601 in Tübingen/Herzogtum Württemberg, † 20. November 1668) war Arzt, Apotheker, fürstlicher Rat und evangelisch-lutherischer Lieddichter. Er veröffentlichte mehrere Sammlungen eigener geistlicher Lieder, ein in Reimen gefasste Lebensbeschreibung Christi und gedichtete Andachten. Das von dem Pfarrer und Hymnologen Albert Friedrich Wilhelm Fischer (1829-1896) initiierte und nach seinem Tod ab 1904 in Gütersloh von Wilhelm Christian Ludwig Tümpel (1855-1915) herausgegebene mehrbändige Werk 'Das deutsche evangelische Kirchenlied des 17. Jahrhunderts' enthält sieben Lieder von Greiff.

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Nun ist der halbe Tag verflossen

 

1.) Nun ist der halbe Tag verflossen,

Die Sonne steht im höchsten Glanz.

Wie läuft sie doch so unverdrossen,

Und weiset ihre Strahlen ganz?

O käme unser Tugendschein

Mit solchem Glanze überein!

 

2.) O, hätten wir mit allen Schritten

Dem Guten also nachgeeilt,

Doch wir sind öfters abgeglitten

Und haben unsern Lauf verweilt.

Man hat gar schlecht an dich gedacht,

Und neuer Schulden viel gemacht.

 

3.) Doch hat kein Strahl von deiner Güte

Sich noch von uns zurück gekehrt,

Hierdurch erweichst du das Gemüte,

So wird der Missetat gewehrt.

Dir sei Dank, dass du unser schonst

Und noch hier mit Genaden wohnst.

 

4.) Ach Gott, lass dein Licht in mir scheinen,

Damit ich dich und mich erkenn,

Erwärm das Herz, und lass mich weinen,

Dass ich so oft mich von dir trenn'

Und hilf, dass ich den halben Tag

Viel Liebeswerk erweisen mag.

 

5.) Ist bisher was zurückgeblieben,

So wird es jetzt noch eingebracht,

Durch dich sei all mein Tun getrieben,

Mein Herz durch deine Furcht bewacht.

Dass ich nicht dein Gebot verlier'

Und Segen bei der Arbeit spür'.

 

6.) Regiere du derselben Leben,

Mit denen ich heut wandeln muss,

Dass sie mir keinen Fallstrick geben,

Noch sonst ein Unrecht und Verdruss.

Hinwieder leit auch mich dahin,

Dass ich niemand beschwerlich bin.

 

7.) Regiere die allhier noch wallen,

Und führe sie auf ebner Bahn,

Dass sie nicht in die Sünde fallen,

Nimm dich auch der Betrübten an,

Dass sie bei ihrer Kreuzes-Pein

In deiner Huld vergnüget sein.

 

8.) Verlöschet aber mit der Sonne

Zugleich auch vieler Lebens-Licht,

So führe sie zu jener Wonne,

Da ewig hin kein Glanz gebricht, (a)

Wo Christus, unsre Sonne, steht

Und weiter niemals untergeht.

 

(a) wo niemals der Glanz fehlen wird

 

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Autor: Friedrich Gude

Melodie: Wer nur den lieben Gott lässt walten

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Theologia in Hymnis oder

Universal=Gesangbuch

ausgefertigt von Johann Jakob Gottschald

Diacon zu Eubenstock

Verlegt bei Johann Christian Martini

Leipzig, 1737

Liednummer 28

Thema: Mittags- und Tischlied

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Friedrich Gude (* 1. Dezember 1669 in Görisseifen bei Löwenberg/Schlesien, † 6. März 1753 in Lauban), war evangelisch-lutherischer Pfarrer und geistlicher Liederdichter.

Gude wurde als Sohn eines Bauern geboren und besuchte in Niederwiese und am Gymnasium in Lauban die Schule. Nachdem er als Erzieher tätig war, wurde er 1696 Konrektor in Lauban, 1701 Diakon in Niederwiesa und stieg 1709 zuerst zum Rektor auf, um kurz danach in den kirchlichen Dienst zu wechseln, indem er Frühprediger an der Kirche zum Kreuze Christi in Lauban wurde. 1710 verlor er eines seiner Kinder und seine Frau, die er 1697 geheiratet hatte durch Krankheit. 1723 wurde er zum Archediakon und 1727 zum Pastor in Lauban berufen, wo er 1753 starb. Seine Lieder sind beispielsweise 1706 im Evangelisch-lutherischen Hausbuch seines Amtskollegen Johann Christoph Schwedler erschienen. Er selbst veröffentlichte Lieder in der Sammlung vom 'Neuvermehrten seufzenden Turteltäublein' (Lauban, 1723). Aufnahme fanden einige Lieder auch in das von seinem Sohn 1749 herausgegebene 'Neue Laubanische Gesangbuch zum Gebrauch beim öffentlichen Gottesdienst'. Sein Sohn Gottlob Friedrich Gude (1701-1756) war theologischer Schriftsteller und folgte ihm im Amt als Pfarrer.

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Dalmatian Pelican (Pelecanus crispus) is easily distinguished by the punk hairstly they sport. Little Rann of Kutch (LRK) Gujarat India, February 2015

Photo: Kurpark in Wiesbaden im Herbst

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O Menschen, diese kurze Zeit

 

1.) O Menschen, diese kurze Zeit

Führt in die lange Ewigkeit,

Zum Himmel oder Hölle,

So bleibt's nicht, wie es jetzo ist.

Der Feind sucht, wie er euch mit List

Die Netze heimlich stelle.

Darinnen er das Herz verstrickt,

Und zu dem Höllenpfuhl hinrückt.

 

2.) Die Sündenlust ist bald vorbei,

Drauf folgt ein ew'ges Angstgeschrei,

Man will gekühlet werden,

Und wär's mit einem Tröpfelein,

Doch kann auch dieses nicht mehr sein,

Man ist nicht mehr auf Erden,

Wo von dem guten Seelenhirt

Der Glaubensdurst gestillet wird.

 

3.) Dann hebet ihr die Augen auf

Und merket, doch zu spät, darauf,

Was ihr nicht merken wolltet,

Als ihr euch nämlich zu dem Mann,

Der segnen und verfluchen kann,

Bußfertig wenden solltet.

Nun ist die Gnadenzeit dahin,

Gott gibet euch der Höllen hin.

 

4.) Die Kluft, die zwischen Gott und euch,

Dem Himmel und dem Höllenreich,

Ist so befestigt worden,

Dass, welchen Gott verstoßen hat,

Und schrie er sich müd und matt,

Aus dem verfluchten Orden,

Durch gar nichts zu erretten steht

Und ewiglich verloren geht.

 

5.) Mein Räumlein ist in Abrahms Schoß,

Derselbe ist recht weit und groß,

Für mich und alle Seelen,

Die so, wie Abram gläubig sind

Und derer keiner Ruhe findt,

Als in den Wundenhöhlen,

Die Jesu unsre Sünde schlug,

Als er sie an dem Kreuze trug.

 

6.) Die Engel sind schon längst bestellt,

Die mich, sobald es Gott gefällt,

An diesen Ort hintragen.

Sie stehen auf den Wink bereit

Und geben allen das Geleit,

Die sich nur auf den Wagen

Aufsetzen, der zur Stadt hinführt,

Wo sie kein Leiden mehr berührt.

 

7.) Da seh ich dann, was Abram sieht,

Und wie sich eine Schar bemüht,

Das Lämmlein zu bedienen,

Wie die, die hier der Höll' entflohn,

Vor seinem hohen Gottes-Thron,

Wie Himmels-Pflanzen grünen.

Das alles, alles sehe ich, -

O liebster Heiland, hole mich.

 

8.) So lange ich auf Erden bin,

Schick ich mein Herze schon dahin,

Und lass das Wort mich lehren,

Das Christus mir vor Augen legt,

Darin er mir sein Heil vorträgt. -

Ich mag es gerne hören.

Drum braucht es keines Wunders nicht,

Ich glaube, was die Bibel spricht.

  

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Autor: Heinrich Ernst Graf zu Stolberg-Wernigerode

Melodie: O Ewigkeit, du Donnerwort

oder: Wir haben eine feste Stadt

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Neue Sammlung geistlicher Lieder

[gewidmet und unter der Beteiligung von Heinrich Ernst zu Stolberg]

Verlag des hiesigen und Commission des Hallischen Waisenhauses

Druck Johann Georg Struck, Hofbuchdrucker

Wernigerode, 1752

Liednummer 614

Thema: Tod und Ewigkeit

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Heinrich Ernst Graf zu Stolberg-Wernigerode (* 7. Dezember 1716 in Wernigerode/Grafschaft Wernigerode; † 24. Oktober 1778 in Halberstadt) war ein deutscher Politiker, evangelisch-lutherischer Domherr, Propst, Hymnologe, Herausgeber und Dichter zahlreicher geistlicher Lieder. Er war der älteste überlebende Sohn des Grafen Christian Ernst zu Stolberg-Wernigerode. Seine Mutter Sophie Charlotte geb. Gräfin zu Leiningen-Westerburg wurde stark vom Pietismus beeinflusst und erzog ihren Sohn in diesem Sinn. Heinrich Ernst studierte an den Universitäten in Halle/Saale und Göttingen und erhielt bereits 1739 Pfründe am Domstift in Halberstadt, wo er zum Propst des Stifts St. Bonifatius und St. Mauritius ernannt wurde. Nach dem Tod seines Vaters im Jahr 1771 übernahm der 55-Jährige die Regierung in der Grafschaft, wo er besonders das christlich-pietistische Leben förderte. Bereits zu Lebzeiten des Vaters hatte er die hymnologische Abteilung der gräflichen Bibliothek vergrößert, sammelte hierfür Gesangbücher und Liedanthologien und machte sich verdient, indem er die Autorenschaft vieler Lieder klärte. Darüber hinaus verfasste er selbst fast 400 geistliche Lieder, die von 1748 bis 1752 unter dem Titel 'Geistliche Gedichte' von Siegmund Jakob Baumgarten (1706-1757) in vier Bänden herausgegeben wurden. Heinrich Ernst bekanntestes Lied ist ein Kreuz- bzw. Trostlied mit elf Strophen und heißt 'Hier lieg ich nun, o Herr, zu deinen Füßen'. Es steht beispielsweise im Magdeburger Gesangbuch von 1772. Die hymnologische Sammlung ist seit der Restituierung nach dem Zusammenbruch der DDR wieder im Besitz der Familie.

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