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Photo: Nerotal-Anlagen in Wiesbaden im Herbst, 1986
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Meine Seele, schrei und rufe
1.) Meine Seele, schrei und rufe
Zu dem Herren, deinem Gott,
Seine Ohren stehen offen
Dem, der stecket in der Not.
Sein gar freundlich' Angesicht
Hat Er stets auf dich gericht'
Und lässt dirs im Kreuze sehen,
Dass Er merke auf dein Flehen.
2.) Es wird keiner je zuschanden,
Der sich fest auf Gott verlässt.
Obgleich Unglück stößt zuhanden
Und es sich ansehen lässt,
Als wenn Gott gewichen wär,
Ei, so traure nicht so sehr.
Rufe, schreie, bete, klopfe,
Auf des Herren Hilfe hoffe.
3.) Lerne Gottes Weise kennen,
Die Er bei den Frommen hat.
Lässet sie in Feuer brennen,
Auf dass seine Wundertat
Ihnen werde bass bekannt
Und sie nicht auf Menschenhand
Ihren Trost und Hoffnung setzen,
Sondern sich an Gott ergötzen.
4.) Sind der viel, die sich anfechten
Und dir nach dem Leben stehn,
So wird Gott dir sein zur Rechten,
Dass sie müssen untergehn.
Ja, der starken Helden Schar
Wird dich schützen immerdar
Und auf deinen Wegen leiten,
Wenn Not kommt von allen Seiten.
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Autor: Joachim Lütkemann
Melodie: Wie nach einer Wasserquelle
oder: Freu dich sehr, o meine Seele
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Der Text wurde von mir behutsam, soweit
es die Strophenform und der Endreim zu-
ließen, in heutiges Hochdeutsch übertragen
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gefunden in:
Das deutsche evangelische Kirchenlied
des siebzehnten Jahrhunderts
Herausgegeben von Albert Fischer und W. Tümpel
Vierter Band
Druck und Verlag C. Bertelsmann
Gütersloh, 1908
Liednummer 503
Thema: Gottvertrauen, Kreuz und Trost
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Joachim Lütkemann (* 15. Dezember 1608 in Demmin/Vorpommern; † 18. Oktober 1655 in Wolfenbüttel) war ein deutscher lutherischer Theologe und Erbauungsschriftsteller.
Joachim Lütkemann war ein Sohn des Demminer Apothekers und Bürgermeisters Samuel Lütkemann und dessen Frau Katharina, geb. Zander. Nach dem Schulbesuch in Demmin ging er 1624 an die Universität Greifswald, anschließend 1626 auf das Marienstiftsgymnasium in Stettin. Danach studierte er von 1629 bis 1634 an der Universität Straßburg Philosophie und evangelische Theologie. Nach einer Studienreise durch Frankreich und Italien ging er im November 1637 an die Universität Rostock, wo er 1638 an der philosophischen Fakultät seine Studien als Magister abschloss.
1639 wurde er zum Diakon der Rostocker Jakobikirche gewählt und wurde noch im gleichen Jahr Nachfolger des verstorbenen Magisters Zacharias Deutsch als Archidiakon, dessen Witwe Dorothea er heiratete. 1643 wurde er Professor der Metaphysik und Physik an der Universität Rostock. Ab November 1646 hielt er in Rostock theologische Übungen und wurde zum Rektor der Universität gewählt. 1648 wurde er in Greifswald zum Doktor der Theologie promoviert.
1649 wurde er wegen einer theologischen Streitfrage des Amts enthoben und des Landes verwiesen, worauf er einem Ruf an den Hof Herzogs August von Braunschweig-Wolfenbüttel folgte, wo er Hofprediger und Generalsuperintendent wurde. Dort entwarf er 1651 eine neue Schulordnung, mit der die allgemeine Schulpflicht eingeführt wurde. Von 1650 bis 1653 führte er eine Generalvisitation durch. 1653 wurde er zum Abt von Kloster Riddagshausen ernannt.
Neben Büchern zu philosophischen und dogmatischen Themen verfasste er 1653 das Werk 'Vorschmack göttlicher Güte', das zu den am meisten verbreiteten Erbauungsbüchern der lutherischen Literatur zählt. Im September 1655 hielt Lütkemann seine berühmte Regentenpredigt, in der er die absolutistischen Bestrebungen der Herrschenden seiner Zeit kritisierte und in Kontrast zum Begriff der Gottesfurcht stellte. Die ab 1904 in Gütersloh von Albert Fischer herausgegebene Sammlung 'Das deutsche Kirchenlied' enthält 10 Lieder von ihm.
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Joachim Lütkemanns Lieder/ Hymns
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Gottes Reich und Eigenschaften
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O Gott, wie groß ist deine Macht
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Derzeit noch nicht erfasst / Currently not scanned
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Ach Gott, wie unergründlich ist
Auf, meine Seele, schicke dich zur Anfechtung
Bereite dich, mein ganzes Ich
Ermunter dich, mein ganzes Ich
Ich will mein ganzes Leben zu Gottes Lob ergeben
Nichts hilft auf Menschen bauen
Nun höre fleißig mit mir an
Wenn Gott das Seufzen hört
Wie kann ein Christ sich weigern doch
Photo: Herbstblätter in einem Wasserbecken des Nordfriedhofs in Wiesbaden
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Jahrhunderte zogen herauf schon
1.) Jahrhunderte zogen herauf schon,
Jahrhunderte sanken hinab.
Sie zeugten viel Schmerzen und Tränen
Und waren auch wieder ihr Grab.
2.) D e i n Leid auch, du Kind des Jahrhunderts,
Zieht bald mit dir selber vorbei.
O, sorg nur, dass Freude und Wonne
Dein Teil in der Ewigkeit sei!
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Autor: Rosalie Amstein
Melodie: ohne Angaben
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Tautröplein - Gedichte von Rosalie Amstein
Im Selbstverlag
Gümlimgen bei Bern, 1912
Thema: Kirchen-Jahresende oder Jahresende
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Rosalie Auguste Amstein, geb. Bärlocher (* 30. April 1840 in St. Gallen; † 2 Februar 1923 in Belp im Kanton Bern) war eine Schweizer Lieddichterin. Sie wurde als Tochter von Johann Konrad Friedrich Bärlocher (1808-1864) und seiner Frau Auguste, geb. Wenner (1813-1886) geboren und im Töchterinstitut der Herrnhuter Brüdergemeine in Montmirail bei Neuchâtel im Kanton Neuenburg erzogen. Sie heiratete in erster Ehe den Pfarrer Johannes Glinz († 1882), der am evangelisch-pietistischen Institut Chrischona arbeitete. Nach dessen Tod ging sie mit dem Stadtmissionar Adolf Amstein 1886 die Ehe ein und leitete mit ihm von 1897 bis 1918 das von ihm gegründete Erholungsheim Lindenhof in Gümlingen im Berner Oberland, das später in eine Diakonissenanstalt der Schweizer Freien evangelischen Gemeinden umgewandelt wurde. Sie verfasste geistliche Lieder und gab im Selbstverlag des Bureaus der Evangelischen Gesellschaft 1897 das Erbauungsbuch 'Tautröpflein' heraus. Ihr bekanntestes Lied trägt den Titel 'Jesu, du bist unaussprechlich herrlich deinem Kind', das aus dem Jahr 1875 stammt. Im sog. Gemeinde-Psalter aus dem Jahr 1938, dem offiziellen Gesangbuch der Freien evangelischen Gemeinden, das in Witten/Ruhr erschienen ist, steht ihr Lied 'Geist vom Vater, taue, taue Segen'.
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Photo: Blick auf die Allee an der Sylter Straße in Wiesbaden-Dotzheim, OT Sauerland
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Zwei Ding, o Herr, bitt ich von dir
1.) Zwei Ding, o Herr, bitt ich von dir,
Die wollest du, nicht wegen mir,
Weil ich in diesem Leben bin,
Eh mich mein Stündlein nimmt dahin.
2.) Verfälschte Lehr', Abgötterei
Und Lügen ferne von mir sei:
Armut und Reichtum gib mir nicht,
Doch dieses ich noch ferner bitt':
3.) Sein ziemlich Notdurft schaff dem Leib,
Dass ich kann nähren Kind und Weib,
Dass kein' groß' Not noch Mangel sei,
Und auch kein Überfluss dabei.
4.) Sonst wenn ich würd' zu satte sein,
Möcht ich verleugn'n den Herren mein,
Und sagen: Was frag ich nach Gott?
Ich bin versorgt in aller Not.
5.) Oder wenn Armut drücket mich,
Zum Stehlen möcht' geraten ich
Oder mit Sünd' trachten nach Gut
Ohn' Gottes Scheu, wie mancher tut.
6.) Des Heren Segen machet reich
Ohn' alle Sorg', wenn du zugleich
In dein'm Amt treu und fleißig bist
Und tust, was dir befohlen ist.
7.) Und wenn vorhanden ist mein End',
Nimm meine Seel' in deine Händ',
Gib ihr und allen Christen gleich
Das ewig' Leb'n in deinem Reich.
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Autor: Ludwig Oeler
Melodie: Wenn wir in höchsten Nöten sein
oder: Nun jauchzt dem Herren alle Welt
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Neuvermehrtes und wohleingerichtetes Naumburgisches Gesang-Buch
Darinnen die erbaulichen Lieder Lutheri,
Gerhardi und anderer geistreicher Männer
[von Joh. Martinus Schamelius]
Druck und Verlag Balthasar Bossögel
Naumburg 1735
Liednummer 776
Thema: Gottvertrauen, Kreuz und Trost
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Ludwig Oeler (auch Oelers oder Oelert), ein deutscher evangelisch-reformierter Liederdichter und lebte im frühen 16. Jahrhundert in der Gegend von Nürnberg und Straßburg, wo er Kanonikus am St. Thomasstift war. Weitere Lebensdaten sind unbekannt. Seine geistlichen Gesänge fanden Aufnahme in die evangelischen Kirchengesangbücher und Liedersammlungen, u.a. in das 'Straßburger Kirchenamt' aus dem Jahr 1525.
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Photo: Herbststimmung in der Kuranlage von Hanau-Wilhelmsbad
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Guter Hirt, du hast gestillt
- Am Grabe eines Kindes -
1.) Guter Hirt, du hast gestillt
Deines Lämmchens langen Jammer.
Ach, wie ruhig, blass und mild
Liegts in seiner kleinen Kammer,
Und kein Seufzer bang und schwer,
Quälet seinen Busen mehr!
2.) In der Welt voll Angst und Graun
Willst du es nicht länger leiden.
Auf den Paradieses-Au'n
Soll dein liebes Lamm nun weiden,
Und mit unbeflecktem Kleid
Schweben in der Herrlichkeit.
3.) O, Herr Jesu, möchten wir,
Wo es schwebt, auch einmal schweben,
Und dein sel'ges Lustrevier
Uns auch Himmelsnahrung geben!
Dann sind Not und Tod Gewinn,
Nimmst du auch das Liebste hin.
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Autor: Wilhelm Meinhold
Melodie: Jesus lebt, mit ihm auch ich
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Geistliche Lieder im neunzehnten Jahrhundert
Herausgegeben von L. K. Otto Kraus
Druck und Verlag Chr. Friedrich Will
Darmstadt, 1863
Liednummer 210
Thema: Tod und Ewigkeit
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Johannes Wilhelm Meinhold (* 27. Februar 1797 in Netzelkow auf Usedom; † 30. November 1851 in Charlottenburg) war ein deutscher evangelisch-lutherischer Pfarrer und Schriftsteller. Er wurde als Sohn des Pfarrers von Netzelkow Georg Wilhelm Meinhold geboren und durch diesen zu Hause unterrichtet. Johannes Wilhelm Meinhold studierte von 1813 bis 1815 Theologie, Philologie und Philosophie im damals schwedischen Greifswald und verfasste erste Werke. Nachdem er eine Anstellung als Hauslehrer in der Nähe von Ueckermünde gefunden hatte, legte er 1817 sein theologisches Examen ab und trat im Jahr 1818 eine Prädikantenstelle in Gützkow an. Nachdem er auch die Prüfung als Lehrer abgelegt hatte, wurde er 1820 Schulrektor der Stadtschule in Usedom. Er heiratete und wechselte im Jahr 1821 auf eine Pfarrstelle in Koserow auf Usedom. Im Jahr 1824 erschien sein erstes Buch 'Vermischte Gedichte'; seine geistlichen Lieder wurden im Jahr 1846 unter dem Titel 'Religiöse Gedichte' verlegt. Meinhold wechselte 1844 nach Fürsprache des Königs Friedrich Wilhelm IV. auf eine Pfarrstelle nach Rehwinkel bei Stargard. In den Jahren 1846 bis 1848 erschien eine siebenbändige Ausgabe seiner gesammelten Werke. Nach längeren Streitigkeiten mit seiner Gemeinde und Behörden, zog er 1850 nach Berlin-Charlottenburg um, wo er im folgenden Jahr starb. Als sein wichtigstes Werk gilt der 1843 anonym veröffentlichte Roman 'Maria Schweidler, die Bernsteinhexe', der Usedom europaweit bekannt machte und die touristische Erschließung der Insel beförderte. Von seinen geistlichen Liedern sind 24 überregional bekannt geworden und stehen in Kirchengesangbüchern und Liedanthologien des 19. Jahrhunderts. Sein bekanntestes Lied ist ein Himmelfahrtslied mit elf Strophen und heißt 'Ich folgte dir von ferne zu deiner Marterbank'.
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Photo: Birken im Spätherbst bei Schloss Freudenberg, Wiesbaden-Dotzheim
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Mensche, du seist, wer du willt
1.) Mensche, du seist, wer du willt (a), du musst sterben!
Mensche, du lebst, wo du willt, du musst sterben!
Mensche, tue, was du willt, du musst sterben!
Sterben musst du, sterben, du musst sterben!
2.) Es ist kein Gehöre nicht, bei dem Tode!
Es gilt kein Geschenke nicht, bei dem Tode!
Es ist alle List umsonst, bei dem Tode!
Was da lebt, muss sterben, bei dem Tode!
3.) Wärst du alles in der Welt, du musst sterben!
Kaiser, König, Fürst und Herr, du musst sterben!
Adlig, Bürger, Bauersstand, du musst sterben!
Alle Menschen sterben, du musst sterben!
4.) Lebtest du gleich hundert Jahr, du musst sterben!
Wärest niemals krank gewest (b), du musst sterben!
Kämest tausendmal davon, du musst sterben!
Sterben musst du, sterben, du musst sterben!
5.) Hier hilft weder Schmuck noch Pracht, du musst sterben!
Hier hilft auch nicht Witz noch Kunst, du musst sterben!
Hier hilft keine Schönheit nicht, du musst sterben!
Sterben musst du, sterben, du musst sterben!
6.) Eins ist jung, das andre alt, beide sterben!
Eins ist Mann, das andre Weib, beide sterben!
Eins ist reich, das andre arm, beide sterben!
Eines, wie das andre, beide sterben!
7.) Vielleicht trifft dein Ende dich, auf dem Felde,
Vielleicht kommst du plötzlich um in dem Wasser.
Vielleicht findet dich der Tod auf dem Bette.
Denke an das Sterben, an das Sterben!
8.) Nichts gewissers in der Welt als das Sterben.
Nicht geschwinders in der Welt als das Sterben.
Nichts ist größers in der Welt als das Sterben.
Denke an das Sterben, an das Sterben!
9.) Drum, so komm doch, Sterblicher, lerne sterben!
Leg bei Seite, was du hast, lerne sterben!
Wende allen Fleiß daran, lerne sterben!
Sterben lerne, sterben. Sterben, sterben!
10.) Es ist keine bessre Kunst, denn recht sterben.
Nichts von allem nötiger, denn recht sterben.
Noch bringt mehr Gewinn mit sich, denn recht sterben.
Darum lerne sterben, selig sterben!
11.) Ei, so lasst uns Buße tun, fein bei Zeiten!
Um den Himmel uns bemühn, recht von Herzen!
Sein des Todes eingedenk, alle Stunden!
Denn wir müssen sterben. Müssen sterben.
12.) Lasst uns niemand Leides tun, weil wir sterben.
Uns nicht grämen ohne Not, weil wir sterben.
Immer sein in Gott vergnügt, weil wir sterben.
Sterben, vielleicht plötzlich, plötzlich, plötzlich!
13.) Lasst uns auf Gesundheit sehn, denn wir sterben!
Meiden, was uns schädlich ist, denn wir sterben!
Leben, weil es Gott gefällt, denn wir sterben!
Sterben, und das balde. Balde, balde!
14.) Jesu mache mich geschickt zu dem Tode!
Stehe mir mit Troste bei zu dem Tode!
Führe mich ins Leben ein zu dem Tode!
Hilf mir selig sterben! Selig sterben!
15.) Was hat man doch in der Welt? Müh' und Arbeit.
Was erfährt man in der Welt? Sünd' und Schande.
Was erlebt man in der Welt? Angst und Jammer.
Darum will ich sterben. Ich will sterben.
16.) Meine Not, die höret auf, in dem Tode.
Ich komm meiner Arbeit los, in dem Tode.
Sterbe meiner Sünden ab, in dem Tode.
Wohl mir, dass ich sterbe, in dem Tode.
17.) Ei, so lebe, wer da lebt, ich will sterben!
Bleibe, wer da bleiben will, ich will sterben!
Halt sich, wer da bleiben will, ich will sterben!
Sterben will ich, sterben! Recht mit Freuden!
18.) Hiermit geh ich aus der Welt, recht mit Freuden!
Ziehe ins gelobte Land voll Vergnügen!
Lebet wohl, und folget bald! Selig sterbe!
Wohl mir, dass ich sterbe! Eilig sterbe!
19.) Komm nun, Jesu, hol mich heim! Ich bin fertig.
Komm, mein Jesu, säume nicht! Mich verlanget.
Komm, Herr Jesu, komm fein bald, gleich noch heute.
Komm doch, mein Herr Jesu! Jesu! Jesu!
(a) ältere Form von 'willst'
(b) ältere Form von 'gewesen'
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Autor: Paul Christian Hilscher
Melodie: Jesu, meines Herzens Freud, süßer Jesu
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Johann Caspar Wetzels
Historische Lebens=Beschreibungen
Der berühmtesten Lieder=Dichter
Vierter Teil
Verlegt bei Samuel Roth-Schlotz
Herrnstadt, 1728
Thema: Tod und Ewigkeit
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Paul Christian Hilscher, (* 15. März 1666 in Waldheim in Sachsen, † 3. August 1730) war ein evangelisch-lutherischer Theologe und Schriftsteller, der als Pfarrer in Dresden-Neustadt wirkte.
Aus einer alten Pastorenfamilie abstammend, erhielt er seine Vorbildung auf der Fürstenschule zu Grimma und studierte anschließend ab 1685 in Leipzig Theologie. Er erwarb im Jahr 1688 den Magistertitel und wurde 1693 zum Assessor der philosophischen Fakultät berufen. Im Jahr 1694 erwarb er das theologische Baccalaureat und ging 1695 als Diakon (zweiter Pfarrer) nach Dresden, wo er im Jahr 1704 zum ersten Pastor aufstieg.
Hilscher schrieb, Sohn seines Zeitalters, zahlreiche kleine Schriften und Abhandlungen über die verschiedensten, zum Teil seltsame Fragen, besonders auf dem Gebiet der biblischen und kirchlichen Archäologie und Kirchengeschichte und ließ seine Predigten drucken. Das nach seinem Tod 1732 erschienene Werk 'Guter Wandel eines rechtschaffenen Christen' enthält u.a. seine Autobiographie. Eine Sammlung seiner kleineren Schriften erschien in Dresden und Leipzig im Jahr 1748. Sein Ewigkeitslied 'Mensche, du seist, wer du willt' wurde im vierten Band von Johann Caspar Wetzels Sammlung 'Historische Lebens=Beschreibungen der berühmtesten Lieder=Dichter' abgedruckt, die 1728 in Herrnstadt erschien.
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Photo: Landschaft zwischen Wiesbaden-Dotzheim und Wiesbaden-Frauenstein
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Ach, was ist doch unsre Zeit?
1.) Ach, was ist doch unsre Zeit?
Flüchtigkeit!
Nebel, Rauch und Wind und Schatten!
Menschen können nicht bestehn,
Sie vergehn,
Wie die Blumen auf den Matten. (a)
Unser Leben flieht behände.
Mensch, bedenke doch das Ende!
2.) Menschen sind zerbrechlich Glas,
Nichtig' Gras,
Blumen, die nicht lange stehen.
Ach, wie bald wird ihre Kraft
Hingerafft,
Wenn die Todeslüste wehen!
Unser Leben flieht behände.
Mensch, bedenke doch das Ende!
3.) Jugend, die den Rosen gleicht,
Die verbleicht!
Ihre Schönheit muss verschwinden.
Es vergeht durch Todesmacht
Alle Pracht,
Die wir an den Menschen finden.
Unser Leben flieht behände.
Mensch, bedenke doch das Ende!
4.) Menschen sind der Zeiten Spiel,
Und ein Ziel,
Drauf die Todespfeile fliegen.
Die wie schlanke Zedern stehn,
Groß und schön,
Müssen durch den Tod erliegen.
Unser Leben flieht behände.
Mensch, bedenke doch das Ende!
5.) Ach, der Tod ist dir gewiss.
Drum vergiss
Alles Eitle dieser Erden!
Lenke dich zur Ewigkeit
Jederzeit,
Willst du dort unsterblich werden!
Unser Leben flieht behände.
Mensch, bedenke doch das Ende!
6.) Schwinge dein Gemüt und Herz
Himmelwärts,
Wo nicht Tod, nicht Not, nicht Leben!
Denk an das, was ewig ist,
Liebster Christ,
Soll dich einst der Himmel weiden!
Unser Leben flieht behände.
Mensch, bedenke doch das Ende!
(a) Wiesen
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Autor: wahrscheinlich Salomon Franck
Lied wurde anonym veröffentlicht
Melodie: Eigene Melodie
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Salomo Francks geistliche Lieder
Zusammengestellt und herausgegeben von
J. K. Schauer
Verlag von Julius Fricke
Halle[/Saale], 1855
Herausgegeben im Rahmen der Edition
Geistliche Sänfer der christlichen Kirche deutscher Nation, Sechstes Heft
Herausgegeben von Wilhelm Schircks
Thema: Glaube, Kampf und Rechtfertigung
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Salomon Franck, auch Salomo Francke (* im März 1659 in Weimar; begraben am 14. Juni 1725 ebenda) war ein deutscher Jurist und Dichter. Er ist heute vor allem dadurch bekannt, dass Texte von ihm die Grundlage der meisten Kantaten Johann Sebastian Bachs in seiner Weimarer Zeit bilden.
Franck studierte Rechtswissenschaften und vermutlich ebenfalls Theologie in Jena und war danach in Zwickau, Arnstadt und Jena tätig, bevor er 1701 (Ober-)Konsistorialsekretär in Weimar wurde. In seine Zuständigkeit fielen die Herzogliche Bibliothek und das Münzkabinett. Spätestens ab 1694 dichtete er Kantatentexte für den Weimarer Hof, die zunächst aus Bibelworten und Strophendichtungen bestanden, später ab 1710 unter dem Einfluss Erdmann Neumeisters die größeren Freiheiten nichtstrophischer madrigalischer Dichtung übernahmen.
Viele seiner weltlichen Glückwunschdichtungen für das Weimarer Fürstenhaus haben ebenfalls Kantatenform. Dazu kommen noch weitere weltliche Kantaten verschiedener Art. Insgesamt hat er darüber hinaus 300 geistliche Lieder von bedeutender Qualität gedichtet, die in mehreren Sammlungen erschienen sind.
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A shot from one of my usual wee two-wheeled leg-stretch routes around Insch, in the midst of the harvest last month. We had some evenings of great light, and of course the landscape looks so good as the crop is brought in. I don't remember what the wind was like on the ground, but that pattern of couds suggests it was windy enough up high, as they are in a distinct wave pattern, the ripples of air oscillating through the sky after being stirred up by some out of sight mountains.
Photo: Wiesbaden-Bierstadt, Nähe Raiffeisen-Platz
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Ich bin des Lebens satt und müde
1.) Ich bin des Lebens satt und müde,
Mein Gott, wann kommt der frohe Tag,
Dass ich, wie Simeon, im Friede
Die letzte Fahrt vollziehen mag?
Zerreiß, o Herr, das Band, das Leib und Seel' vereint,
Und tilge meine Qual, die täglich größer scheint.
2.) Mein Gott, mir wird auf Erden bange,
Du wirst mein Elieser (a) sein.
Die Bosheit macht die Welt gedrange,
Der weite Himmel nimmt mich ein,
Der kehret Edals (b) Fluch in Obed-Eoms (c) Heil
Und bleibt bei Angst und Not stets mein bescheidnes Teil.
3.) Entreiß mich der Gefahr der Sünden
Die oft den frömmsten David stürzt
Und lass mich jene Freistatt finden,
Die Furcht und Fall zugleich verkürzt!
Beschleunige, mein Gott, mein Scheiden aus der Welt,
In welcher Fleisch und Lust so manchen Simson (d) fällt!
4.) In dieser Schule lernt man weinen,
Wenn Joab (e) seine Rachsucht stillt,
Wenn Simei (f) die Hand mit Steinen,
Das Maul mit losen Worten füllt,
Wenn Bileam (g) für's Geld mit Flüchen um sich schmeißt,
Und Kain Leute würgt und gleichwohl Bruder heißt.
5.) Gott ist, wenn Welt und Satan wüten,
Mein Leitstern der Gefahr und Nacht,
Der mir aus Kedars (h) schwarze Hütten
Ein ewigliches Gosen (i) macht.
Mein Bochim (j) wendet sich, mein Miserere (k) schweigt,
Weil Hamann (l) Galgen baut und fünfzig Ellensteigt.
6.) Herr, eile mit mir durch die Wüste,
Damit ich bald in Kanaan, (m)
Indem ich mich zum Sterben rüste,
Das sel'ge Pascha (n) feiern kann.
Und Moses nähert sich, der Weg ist bald vollbracht,
Der Bau des Leibes bricht, Ägypten, gute Nacht!
(a) Elieser, (hebr.: Gott ist meine Hilfe) Sohn des Moses und seiner Frau Zippora
(b) Edal (konnte nicht nachgewiesen werden)
(c) Obed-Eoms (Obed: hebr. Diener), sonst nicht nachweisbar
(d) Simson: Samson oder Simson (hebräisch: ‚von der Sonne; auch `‘Diener Gottes‘, oder diminutiv ‚Kleine Sonne‘ war der drittletzte Richter im Alten Israel vor der Königszeit. Sein Leben wird im Alten Testament der Bibel im Buch der Richter in den Kapiteln 13–16 geschildert. Als einem Auserwählten Gottes durfte u. a. sein Haar nie geschnitten werden. Er gilt als Held von unbezwingbarer Stärke. Simson wird auch als Ehrenname Jesu Christi verwendet.
(e) Joab (hebr: Gott ist Vater), Heerführer des Königs David
(f) Simeon: Der Prophet Simeon ist eine Gestalt des Neuen Testaments. Im Lukas-Evangelium (Kapitel 2, Verse 25-35) wird beschrieben, wie er sehnsüchtig auf die Ankunft des Messias wartet und ihn schließlich bei dessen Darstellung im Tempel in die Arme schließen kann.
Er lobt Gott für die Erfüllung der Verheißung, er (Simeon) werde noch zu Lebzeiten den Messias sehen mit seinem Lobgesang.
Dieses Geschehen wird am Feiertag der Darstellung des Herrn am 2. Februar gefeiert. Die katholische Bezeichnung ist Maria Lichtmess.
(g) Belial ist ein Dämon aus der jüdischen Kultur
(h) Kedar, vorübergehende, flüchtige, irdische Wohnstatt (vgl. Jesaja Kapitel 21, Verse 13-17).
Auch Namen eines Sohnes von Ismael, einem Sohn Abrahams im Alten Testament (vgl. 1. Buch Mose, Kapitel 25, Vers 13).
(i) Gosen (auch Goschen) war ein den Nachkommen Jakobs überlassenes Weidegebiet.
Man vermutet das Land im heutigen Gebiet des Wadi Tumilat im östlichen Niltal oder im Südwesten Palästinas bei Hebron.
(j) Bochim (konnte nicht nachgewiesen werden)
(k) Miserere ist ein Bußgebet in der Liturgie
(l) Hamann ist eine Figur des Alten Testaments, ein Feind des Volks Israel
(m) Kanaan: gelobtes Land
(n) Pessach, jüdisches Fest, vergleichbar mit Ostern
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Autor: Daniel Stoppe
Melodie: ohne Angaben
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Der Parnaß im Sättler Oder:
Scherz- und Ernsthafte Gedichte,
Herrn Daniel Stoppens,
aus Hirschberg in Schlesien
Verlag Franz Christian Mumme
Frankfurt und Leipzig, 1735
Thema: Tod und Ewigkeit
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Daniel Stoppe (* 17. November 1697 in Hirschberg (Schlesien), † 12. Juli 1747 in ebenda), war ein deutscher Schullehrer und schlesischer Gelegenheitsdichter.
Daniel Stoppe entstammte einfachsten Verhältnissen, ein reicher Gönner ermöglichte ihm aber den Schulbesuch und von 1719-1722 ein Studium der Philosophie in Leipzig. 1728 kehrte er nach Hirschberg zurück, wo er sich notdürftig als Hauslehrer und nach seiner Heirat auch als Spezereienhändler betätigte, bis er 1742 am städtischen Gymnasium als Konrektor (damals Unterlehrer) angestellt wurde.
Er dichtete Kantatentexte, die insbesondere von Telemann vertont wurden, satirische Versepisteln und Fabeln, die Einflüsse des Spätbarock und des Leipziger galanten Stils zeigen. Als Mitglied von Gottscheds 'Deutscher Gesellschaft' fügte er sich aber dessen Regelpoetik. Zu Lebzeiten recht geschätzt, geriet Stoppe bald nach seinem Tod völlig in Vergessenheit, obwohl sie auch in evangelische Kirchengesangbücher übernommen wurden.
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Daniel Stoppes Lieder/ Hymns
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An den wasserreichen Quellen
Banger Nächte leere Klagen
Banges Herze, lass das Grämen
Das Glücke muss mich wohl nicht kennen
Der Himmel hat mich gar vergessen
Die Missgunst gönnt mir kaum die Luft
Ei, schlaft doch ein, ihr müden Augen
Geh Ungeduld, komm stilles Hoffen
Gönnt mir doch einmal das Glücke
Gott mach es mit mir, wie er will
Ich bin des Lebens satt und müde
Ich bin zufrieden mit dem Stande
Ich bleibe herzlich gern zu Hause
Ihr bekümmerten Gedanken
Kehr um, mein Geist, wir kommen blind
Lasst mir meine Niedrigkeit
Nur unverzagt, ihr blöden Sinnen
Scheid ich jetzund gleich von hinnen
Schlaft doch ein, ihr allzu muntern Schmerzen
Sei zufrieden, meine Seele, wenn dich Stern
So wollt ihr mich denn ewig meiden
Stille Ruhe, sanfter Schlummer
Was hält euch ab, ihr müden Sorgen
Wer weiß, wie nahe mir mein Ende, wie bald
Werte Hoffnung, deine Freundschaft
Will Gott nicht mehr für mich sorgen
Wo bleibt ihr denn, ihr guten Tage
Das walte Gott, der helfen kann
1.) Das walte Gott, der helfen kann,
Mit Gott fang ich die Arbeit an.
Mit Gott nur geht es glücklich fort,
Drum ist auch dies mein erstes Wort:
Das walte Gott.
2.) All mein Beginnen, Tun und Werk
Erfordert von Gott Kraft und Stärk'.
Mein Herz zu Gott ist stets gericht',
Drum auch mein Mund mit Freuden spricht:
Das walte Gott!
3.) So Gott nicht hilft, so kann ich nichts,
Wo Gott nicht gibet, da gebricht's.
Gott gibt und tut mir alles Guts,
Drum sprech ich auch nun guten Muts:
Das walte Gott!
4.) Will Gott mir etwas geben hier,
So will ich dankbar sein dafür.
Auf sein Wort werf ich aus mein Netz
Und sag in meiner Arbeit stets:
Das walte Gott!
5.) Anfang und Mitte samt dem End'
Stell ich allein in Gottes Händ'.
Er gebe, was mir nützlich ist,
Drum sprech ich auch zu jeder Frist:
Das walte Gott!
6.) Legt Gott mir seinen Segen bei
Nach seiner großen Güt' und Treu',
So gnüget's mir zu jeder Stund,
Drum sprech ich auch von Herzensgrund
Das walt Gott!
7.) Trifft mich ein Unglück: unverzagt!
Ist doch mein Werk mit Gott gewagt.
Er wird mir gnädig stehen bei,
Drum dies auch meine Losung sei:
Das walte Gott!
8.) Er kann mich segnen früh und spat,
Bis all mein Tun ein Ende hat,
Er gibt und nimmt, macht's, wie er will,
Drum sprech ich auch fein in der Still:
Das walte Gott!
9.) Gott steht mir bei in aller Not
Und gib mir auch mein täglich Brot.
Nach seinem alten Vaterbrauch
Tut er mir Guts, drum sprech ich auch:
Das walte Gott!
10.) Ohn ihn ist all mein Tun umsonst,
Nichts hilft Verstand, Witz oder Kunst.
Mit Gott geht's fort, gerät auch wohl,
Dass ich kann sagen glaubensvoll:
Das walte Gott!
11.) Teilt Gott was mit aus Gütigkeit,
So acht' ich keiner Feinde Neid.
Lass hassen, wer's nicht lassen kann, -
Ich stimme doch mit Freuden an:
Das walte Gott!
12.) Tu' ich mein Werk mit Gottes Rat,
Der mir beistehet früh und spat,
Dann alles wohl geraten muss,
Drum sprech ich nochmals zum Beschluss:
Das walte Gott!
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Autor: Johann Betichius
Melodie: In Gottes Namen fahren wir
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Wiederholtes Halleluja der Kinder Gottes auf Erden
Das ist das neu aufgelegte und verbesserte
Gesangbuch der Stadt Dahma in dem Fürstenthum Sachsen-Querfurth
Verlag: Johann Joachim Ahlfeld
Wittenberg, 1764
Liednummer 442
Thema: Morgenlied
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Johann Betichius (* 18. Oktober 1650 in Steckby (ein Ortsteil der Stadt Zerbst/Anhalt); † 13. Juni 1722 in Zerbst) war ein deutscher evangelisch-lutherischer Geistlicher und Kirchenlieddichter.
Geboren als Sohn eines Pfarrers, studierte er ab August 1666 an der Universität Wittenberg Theologie. Um sich weiter zu bilden, nahm er 1672 erneut ein Studium in Wittenberg auf. Während dieser Zeit verfasste er Kirchenlieder, die im Zerbster Gesangbuch Eingang fanden. Unter seinen Liedern befindet sich das Berufslied 'Das walte Gott, der helfen kann', das seinerzeit weite und dauerhafte Verbreitung fand. 1689 ging er als Theologe nach Zerbst und wurde zum Pfarrer an der Vorstadtkirche von Zerbst ordiniert. 1706 wurde er Diaconus an der Zerbster Trinitatiskirche.
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Johann Betichius' Lieder/ Hymns
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Auf, ihr Christen, jauchzt und springet
Das walte Gott, der helfen kann
Träufelt, ihr Himmel, von oben zu gute der Frommen
Photo: Landschaft zwischen Wiesbaden-Dotzheim und Wiesbaden-Frauenstein
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Nun geh ich hin zum Vater mein
1.) Nun geh ich hin zum Vater mein
Durch ein seliges Sterben.
Ich schlaf im Namen Jesu ein,
Drum kann ich nicht verderben.
Weil ich an Jesum Christum gläub,
Im Grab ich nicht gelassen bleib,
Sondern steh auf zum Leben.
2.) Ich geh zu dem, der mich erschuf
Und zum ewigen Leben
Mir einen heiligen Beruf
Durch Christum hat gegeben.
Er weiset mir in seinem Wort
Den schmalen Weg zur engen Pfort' -
In die himmlische Freude.
3.) Ich geh zu dem, der mich erlöst,
Zu Christo, meinem Herren.
Ich geh zu dem, der mich getröst,
Geheiligt und zu Ehren
Durch seine Salbung hat gebracht,
Zu Gottes Ebenbild gemacht,
Verklärt werd ich aufstehen.
4.) Es ist mir gut, dass ich hingeh
Durch viel Trübsal und Leiden,
Ob's gleich dem sündlich' Fleisch tut weh.
Ich begehr abzuscheiden
Und bei Christ, meinem Herrn, zu sein,
Auf dass ich mit den Augen mein
Sein Herrlichkeit mög schauen.
5.) Es ist mir gut, dass ich hingeh,
Ob's gleich geschieht durch Sterben.
Vom Tod ich wieder aufersteh,
Ich soll das Reich ererben,
Welch's mir bereit' von Anbeginn,
Mit Fried' und Freud' geh ich nun hin
In das ewige Leben.
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Autor: Gregor Ritzsch
Melodie: Wenn mein Stündlein vorhanden ist
oder: Such, wer da will ein ander Ziel
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Das deutsche evangelische Kirchenlied des 17. Jahrhunderts
Herausgegeben von Albert Fischer (†) und
Wilhelm Christian Ludwig Tümpel, Erster Band
Druck und Verlag C. Bertelsmann
Gütersloh, 1904
Liednummer 493
Thema: Tod und Ewigkeit
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Gregor Ritzsch, auch Gregorius (* 1584 in Rudig-Skytal/Böhmen; † 15. April 1643 in Leipzig) war ein Buchdrucker, Herausgeber und evangelischer Liederdichter der Barockzeit. Er wurde als Sohn des Verwalters und Kirchenältesten Michael Ritzsch geboren und kam im Jahr 1600 als Vollwaise zu seinem Onkel, dem Leipziger Buchdruckereibesitzer Michael Lantzenberger in die Lehre und übernahm im Jahr 1612 die Druckerei. Unter seiner Leitung entwickelte sich diese zu einer der größten Leipzigs. Er verlobte sich im Jahr 1610 mit Christine Schumann, Tochter des Braumeisters Benedikt Schumann aus Breitenhagen, mit der er in den folgenden Jahren fünf Söhne und drei Töchter hatte. Ritzsch schrieb auch selbst zahlreiche geistliche Lieder und gab Gesangbücher heraus. Die hohe Wertschätzung, die Ritzsch genoss, ist an einer im Jahr 1640 erschienenen Festschrift zur zweihundertsten Wiederkehr der Erfindung der Buchdruckerkunst zu erkennen, an der sich namhafte Dichter aus allen Teilen Deutschlands beteiligten. Nach Ritzschs Tod 1643 wurde die Druckerei von seinem einzig überlebenden Sohn Timotheus († 1671) übernommen, der die erste Tageszeitung der Welt, den 'Leipziger Zeitungs-Courier', herausgab. Sein Enkel war der Dichter David Elias Heidenreich. Eine von Gregor Ritzsch im Jahr 1642 verlegte Liedsammlung hat den Titel 'Myrrhen-Püschel' und enthält seine geistliche Lyrik. Das von dem Pfarrer und Hymnologen Albert Friedrich Wilhelm Fischer (1829-1896) initiierte und nach seinem Tod ab 1904 in Gütersloh von Wilhelm Christian Ludwig Tümpel (1855-1915) herausgegebene mehrbändige Werk 'Das deutsche evangelische Kirchenlied' enthält 15 Lieder von Ritzsch. Sein bekanntestes Lied ist ein Passionslied mit zwölf Strophen und heißt 'Der frömmste Mensch, ja Gottes Sohn'.
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Photo: Landschaft in Wiesbaden-Dotzheim, bei Schloss Freudenberg
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Mensch, klage nicht, als hätte Gott
1.) Mensch, klage nicht, als hätte Gott
Dich hier nun ganz vergessen!
Gewiss, er hat dir väterlich
Dein Schicksal zugemessen.
Er lebet, sorget, schützt und wacht
Und immer herrscht er noch mit Macht,
Mit Weisheit und mit Güte.
2.) Sein Rat ist gut, doch wunderbar,
Sein Wort kann niemals trügen.
Er ist der noch, der vormals war,
Sein Wort sollt nun erst lügen?
War er nicht deiner Väter Gott?
Du wolltest jetzt zum Hohn und Spott
Bei deinen Feinden werden?
3.) Sieh nicht auf das, was dich betrübt,
Erkenne Gottes Wege,
Er nimmt, weil er die Seinen liebt,
Sie in die treuste Pflege.
Da führt er sie nach seinem Rat,
Er sieht nicht auf Verdienst noch Tat,
Oft nicht auf unsre Bitte.
4.) Nur Er weiß, was dir heilsam ist,
Drum lenkt er deine Sache.
Frag nicht, wenn du so traurig bist,
Warum er es so mache?
Gib dich in seine sichre Hut,
Er macht's mit dir wahrhaftig gut, -
Zuletzt wird er dich trösten.
5.) Nur trachte nicht nach dem dein Herz,
Was andre glücklich nennen.
Es würde dir vielleicht zum Schmerz
Und Fall gereichen können.
Er weiß es, was dir heilsam ist.
Er liebet dich, und er vergisst
Nie für dein Wohl zu sorgen.
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Autor: Johann Christian Prager
Melodie: Aus tiefer Not schrei ich zu dir
oder: Such, wer da will ein ander Ziel
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Sammlung geistlicher Lieder - Band 2 -
Herausgegeben von Nikolaus Joachim Guilliam Evers
Archediakonus an der Jakobi-Kirche, Hamburg
Druck und Verlag: G.F.Schniebes, E.E.Raths
Hamburg, 1817
Liednummer 758
Thema: Glaube, Kampf und Rechtfertigung
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Johann Christian Prager (* 6. November 1727 in Hildburghausen; † 8. Juni 1796) war ein deutscher evangelisch-lutherischer Pfarrer und Kirchenlieddichter. Er versah die Ämter eines Adjunkts, später war er Pastor zu Ummerstadt in Thüringen. Seine Kirchenlieder wurden nach seinem Tod 1801 am Verlagsort Hildburghausen von Johann Friedrich Öberländer unter dem Titel 'J.C.P. (68) geistliche Lieder' herausgegeben. In Nikolaus Joachim Evers Sammlung geistlicher Lieder, 1817 in Hamburg verlegt, sind drei Lieder von ihm enthalten. Zu Lebzeiten erschien um 1760 auch ein 'Neu eingerichtetes englisches Wörterbuch' mit Verlagsortangabe Coburg und Leipzig unter seinem Namen.
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Johann Christian Pragers Lieder/ Hymns
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Mensch, klage nicht, als hätte Gott dich hier nun ganz vergessen
Sei zufrieden, Mensch, o sei zufrieden, wehre allem
Was muss ich tun, dass ich das Leben sehe
Wer sein Wesen überleg
1.) Wer sein Wesen überlegt
Und bedachtsam zählet,
Wie ein Mensch sich quälet,
Weil (a) er diesen Körper trägt:
Der wird gern bekennen,
Dass wir diese schwere Pein,
Der wir hier verpflichtet sein,
Fälschlich Leben nennen.
2.) Sein wir doch mit Angst und Not
Immer überfallen,
Und nach diesem allen
Frisst uns noch zuletzt der Tod.
Ja, was meistlich kränket
Ist, dass ein Gemüt erschrickt,
Wenn es auf sein Ende blickt
Und der Sünden denket.
3.) Sünde, du betrübte Last,
Treibst mit stetem Nagen
Uns wohl zum Verzagen.
Wenn du deinen Willen hast,
Wenn wir nicht dein Wüten,
Deinen wilden Mörderpfeil
Durch ein hochgesichert Heil
Wissen zu verhüten.
4.) Fragst du, was uns schützen soll
Gegen dein Vermögen?
Lasse dich begnügen.
Unsre Hoffnung stehet wohl
Und auf festen Gründen.
Jesu Christi Gnadenflut,
Gottes Sohnes heilig Blut
Macht uns rein von Sünden.
5.) Dieser Trost ist unser Licht
In des Lebens Wegen
Und im Tod ein Segen.
Dieser Trost gebreche nicht,
So wird uns gelingen,
Hier durch alle Lebens Not
Und zuletzt auch durch den Tod
Ritterlich zu dringen.
(a) hier im Sinn von 'solange'
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Autor: Robert Roberthin
Melodie: Eigene Melodie
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Das deutsche evangelische Kirchenlied des 17. Jahrhunderts
Herausgegeben von Albert Fischer (†) und
Wilhelm Christian Ludwig Tümpel, Dritter Band
Druck und Verlag C. Bertelsmann
Gütersloh, 1906
Liednummer 53
Thema: Tod und Ewigkeit
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Robert Roberthin, Pseudonym: Berrintho, (* 3. März 1600 in Saalfeld/Ostpreußen; † 7. April 1648 in Königsberg) war ein deutscher Dichter der Barockzeit und evangelischer Lieddichter der Schlesischen Dichterschule. Er wurde als Sohn des Pfarrers und Konsistorialrats Gerhard Roberthin († 1620) und Ursula, geb. Vogt, geboren und studierte ab dem Jahr 1617 Rechtswissenschaften in Königsberg, Leipzig und Straßburg. Als drei Jahre später sein Vater starb, trat er eine Stelle als Hofmeister an. Zahlreiche Reisen führten ihn nach England, Frankreich, Italien und Holland. Zurückgekehrt wurde er brandenburgischer Rat und Obersekretär bei der Regierung in Königsberg. Roberthin war mit dem schlesischen Dichter Martin Opitz (1597-1639) befreundet und förderte den Dichterkollegen Simon Dach (1605-1659), der für ihn das von Heinrich Albert (1604-1651) später vertonte Begräbnislied 'Ich bin ja, Herr, in deiner Macht' dichtete. Roberthin war der geistige Mittelpunkt der 'Königsberger Kürbishütte', einem literarischen Freundeskreis, der sich in einer Laube vor Königsberg traf. Roberthin verfasste zahlreiche geistliche und weltliche Lieder, die sich durch Leichtigkeit und Innigkeit auszeichnen und die sein Freund Heinrich Albert in seiner 1638 in Königsberg verlegten Sammlung 'Arien zum Singen und Spielen' veröffentlichte.
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Photo: Herbststimmung in der Kuranlage von Hanau-Wilhelmsbad
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Steht auf von allen Sünden
1.) Steht auf von allen Sünden
In diesem neuen Jahr, (a)
Werdet sehend, ihr Blinden,
Das neu' Licht scheinet klar,
Ehrbar und redlich handelt
In dieser neuen Zeit,
Im neuen Leben wandelt,
Und des Lichts Kinder seid.
2.) Das fleischlich' Herz beschneidet
Von aller bösen Lust,
Euch von der Welt abscheidet,
Als Hochzeitsgäst' euch ruft,
Hasset den Rock des Fleisches,
Zieht an die G'rechtigkeit,
Ein Heilig's, Reines, Keusches,
Unbefleckt Hochzeitskleid.
3.) Gehorsam euch einstellet
Den lieben Gott zu ehrn,
Zu'n Frommen euch gesellet,
Gehorcht der Stimm' des Herrn.
Lasst euch durch nichts aufhalten,
Meidet, was hindern mag,
Folget nicht mehr dem Alten (b)
In diesem Neujahr nach.
4.) Die Ochsen und den Acker
Und irdisch' Lust nicht liebt,
Seid im Aufwarten wacker
Und im Gebet euch übt,
Der Bräut'gam ist vorhanden,
Verschlaft die Stunde nicht,
Wollt ihr nicht stehn in Schanden,
So habt ein brennend' Licht. (c)
5.) Beizeit das Öl einkaufet,
Die Lampen fertig machet,
Hernach und sonst ihr laufet,
Drum nehmt die Stund' in acht,
Denn wenn die Zeit verflossen,
So kommt ihr viel zu spät,
Daraußen bleibt verschlossen,
Der nicht beizeit eingeht.
6.) Jetzt hat man noch zu hoffen,
Wiewohl ein' kleine Zeit,
Eilt, wenn (d) die Tür steht offen,
Verlasst all' Eitelkeit,
Stellt ab die alten Sitten,
Wacht auf vom Sündenschlaf,
So wird auf euer Bitten
Gott wenden ab die Straf'.
7.) Amen, Herr Jesu, Amen.
In Gnaden zu uns komm,
Und mach uns allzusammen
Heilig, gerecht und fromm.
Lasst uns mit dir anfangen
Alles in dieser Zeit
Und durch dich auch erlangen
Die ewig' Seligkeit.
(a) das Lied kann sowohl zum Ende des Kirchenjahres (vor dem 1. Advent) als auch zum Altjahresabend (Silvester) gesungen werden
(b) das Alte steht hier für das sündhafte Leben
(C) Das Gleichnis, auf das sich die Autorin bezieht, hat Jesus Christus gem. der Überlieferung im Evangelium des Matthäus (Kapitel 2, Verse 1-13) erzählt. Es handelt von der Vorbereitung auf das Reich Gottes. Zehn Jungfrauen warten auf den Bräutigam, aber nur fünf haben genug Öl für ihre Lampen mitgebracht. Als der Erwartete sich verspätet, werden alle müde und schlafen ein. Als der Ruf erschallt, der Bräutigam stehe vor der Ankunft, müssen die fünf törichten Jungrauen gehen, um Öl zu kaufen und finden die Tür des Hochzeitssaals verschlossen, als sie zurückkommen. Die fünf klugen Jungfrauen hatten hingegen genug Öl für ihre Lampen mitgebracht und haben Einlass zur Feier gefunden. In diesem Gleichnis stehen die klugen Jungfrauen für die Bereitschaft des Gläubigen, jederzeit angesichts des Todes Rechenschaft über sein Leben ablegen zu können und hierdurch vor Gott gerechtfertigt zu sein. Dieses Gleichnisses wird sowohl am Ende des Kirchenjahres, vor dem Advent, gedacht, wenn die Themen Offenbarung, letztes Wahrheiten und die Wiederkunft Christi behandelt werden, als auch im Advent, wo der Erinnerung an die erste Ankunft Christi gedacht wird.
(d) im Sinn von 'solange'
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Autor: Anna Hoyer
Melodie: Befiehl du deine Wege
oder: Herzlich tut mich verlangen
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Deutschlands Dichterinnen
Blüthen deutscher Frauenpoesie
Herausgegeben von Karl Wilhelm Bindewald
Pfarrer in Idstein/Taunus
Druck und Verlag A. W. Zickfeldt
Osterwieck/Harz, 1895
Thema: Kirchen-Jahresende oder Jahresende
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Anna Ovena Hoyer, auch Owena u. Hoijer, geb. Hanß (* 1584 in Koldenbüttel/Nordfriesland; † 27. November 1655 auf Gut Sittwick bei Stockholm/Schweden) war eine norddeutsche Dichterin der Barockzeit; sie war evangelisch-lutherischen Bekenntnisses.
Photo: Herbststimmung in der Kuranlage von Hanau-Wilhelmsbad, Blick zum Karussell
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Das Jahr geht hin, die Blätter fallen
1.) Das Jahr geht hin, die Blätter fallen,
Begraben ist der Frühlingstraum;
Den Streich der Axt hört dumpf man fallen,
Die niederwirft den morschern Baum.
2.) Wie Sturm, der von dem Tennenboden
Wegfegt die weizenleere Spreu,
So weht der starke Gottes-Odem (a)
Durch Land, - erweckend Buß' und Reu'.
3.) O, dass wir diesem Sturm uns beugten,
Ach, dass wir merkten auf's Gebot!
Und vor dem Herrn die Herzen neigten
Mit einem Schrei aus tiefer Not!
(a) Atem
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Autor: Fanny Stockhausen
Melodie: ohne Angaben
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Feierklänge
von Fanny Stockhausen
Neue Auflage
Schriftenvertriebsanstalt
Berlin, um 1918
Thema: Buß- und Bettag
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Fanny Stockhausen (* 23. September 1846 in Solingen, † 1916) war eine deutsche Schriftstellerin und evangelische Lieddichterin. Sie wurde als Tochter des königlichen Notars Franz Stockhausen geboren. Seit 1860 lebte sie in Düsseldorf. Fanny Stockhausen war Mitarbeiterin verschiedener Frauenblätter, seit 1888 ständige Mitarbeiterin am Berliner Evangelischen Sonntagsblatt, dem Arbeiterfreund und anderen Blättern. Darüber hinaus veröffentlichte sie kleinere Erzählungen, Skizzen und Gedichtzyklen, die u.a. auch in verschiedenen Kalendern erschienen. Zu Luthers Geburtstag gab sie 1883 die Liedsammlung 'Aus Luthers Brunnenstube' heraus. Im Jahr 1899 erschienen ihre geistlichen Gedichte unter dem Titel 'Feierklänge' in mehreren Auflagen.
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Photo: Herbststimmung im Kurpark von Hanau-Wilhelmsbad
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Noch einmal sind beisammen
1.) Noch einmal sind beisammen
Wir an des Jahres Schluss
Und flehn zu dir, Gott Amen:
Herr lass uns deinen Fuß
In unsrer Mitte spüren!
Durchwandle unsre Reihn,
Lass deinen Geist uns führen
Tief in dein Wort hinein!
2.) Lass alles in uns schweigen,
Was die Gemeinschaft stört.
Lass jedes Herz sich neigen
Vor dir, dem es gehört!
Hast du uns doch erkaufet
Mit deinem teuren Blut,
Mit deinem Geist getaufet
Zu deinem Erb und Gut!
3.) Entzünde unsre Herzen
Mit deiner Liebe Flamm',
Du Mann der Todesschmerzen,
Du heil'ges Gotteslamm,
Dass jedes Herz erfülle,
Herr, deiner Liebe Glut,
Und unser ganzer Wille
In deinem Willen ruht!
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Autor: Robert Kaiser
Melodie: Der du in Todesnächten
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Pilgerklänge
von Robert Kaiser
Selbstverlag 1926
Thema: Kirchen-Jahresende oder Jahresende
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Robert Kaiser (* 21. Januar 1862 in Hillesmühle/Kreis Waldbröl in der preußischen Rheinprovinz; † 16. Juni 1936) war ein deutscher evangelisch-freikirchlicher Pfarrer und Lieddichter. Kaiser war zunächst Müller und Landwirt und trat im Jahr 1886 in das Missionshaus in Neukirchen (Kreis Moers) ein. Im Jahr 1891 wurde er zum Pfarrer der Freien Evangelischen Gemeinde in Witten an der Ruhr berufen und übernahm im Jahr 1897 die Leitung des Diakonissenhauses 'Bethanien' in Wetter an der Ruhr. Ab 1927 leitete er das Altersheim 'Salem' in Wetter an der Ruhr, wo er im Jahr 1936 verstarb. Zum 70. Geburtstag erschien eine von Hartmut Weyel verfasste Würdigung der Lebensleistung Kaisers. Dieser veröffentlichte im Jahr 1922 ein Werk über 'Krankheit und Krankenheilung'; seine geistlichen Lieder erschienen 1926 in Witten unter dem Titel 'Pilgerklänge - Gelegenheits-Lieder und -Gedichte'. Im sog. Gemeinde-Psalter aus dem Jahr 1938, dem offiziellen Gesangbuch der Freien evangelischen Gemeinden, stehen vier Lieder von Kaiser.
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Photo: 'Unter den Fichten' in Wiesbaden-Bierstadt
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Herr Jesu, dir sei Preis und Ruhm
1.) Herr Jesu, dir sei Preis und Ruhm,
Dass du uns zum Eigentum
Bist zu uns armen Kindern kommen.
Und unser Fleisch an dich genommen:
Dass du aus Liebe worden bist
Ein Bruder, der uns ähnlich ist.
2.) Verleih uns deines Geistes Kraft,
Der uns zu Kindern Gottes schafft:
Gib, dass wir dir in Unschuld leben,
Und unser Herz dir ganz ergeben,
Gleichwie du dich uns ganz ergibst,
Und uns als deine Brüder liebst.
3.) Bewahr uns in dem neuen Jahr
Vor Sünden, Schanden und Gefahr.
Gib unsern lieben Eltern Segen,
Behüte sie auf deinen Wegen,
Und führ uns in den Himmel ein,
Wo recht ein neues Jahr wird sein.
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Autor: Johann Jakob Rambach
Melodie: Komm Heilger Geist, du höchstes Gut
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gefunden in Johann Jakobs Rambachs Geistliche Lieder
Herausgegeben von Dr. Julius Leopold Pasig
Verlag von Gebhardt und Reisland,
Leipzig, 1844
Liednummer 154
Thema: Neujahr
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Johann Jakob Rambach (* 24. Februar 1693 in Halle/Saale; † 19. April 1735 in Gießen) war ein evangelischer Theologe und Kirchenlieddichter.
Zuerst absolvierte er eine Lehre als Tischler, dann war er Schüler August Hermann Franckes und Theologe, später dessen Nachfolger als Professor, Schwiegersohn von Joachim Lange, 1731 Professor und Superintendent in Gießen, Herausgeber eines Gesangbuches mit zahlreichen neuen Liedern. Im Gemeindeleben der evangelischen Kirche ist Rambach heute vor allem durch das Lied 'Ich bin getauft auf deinen Namen' (Evangelisches Gesangbuch Nr. 200), das oft im Anschluss an eine Taufe gesungen wird, präsent.
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Johann Jakob Rambachs Lieder/ Hymns
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Abendmahl
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Mein Jesu, der du vor dem Scheiden
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Advent
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Dass Gottes Sohn, der wahre Christ, mein Bruder
Hosianna, Davids Sohn, der in seines Vaters Namen
Wirf, blöder Sinn den Kummer hin
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Bittgesänge, Gotteslob und -dank
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König, dem kein König gleichet
O Gott des Himmels und der Erden, der du
So sollst du denn, erfreuter Geist der Liebe Ruhm
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Christuslied
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Mein Heiland, deine Größe geht
O Jesu, wahrer Frömmigkeit vollkommenstes Exempel
So spanne demnach deine Kräfte
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Epiphanias
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Beglücktes Volk, dem ein erwünschtes Licht
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Glaube, Kampf und Rechtfertigung
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Herr, dein Gesetz, das du der Welt zur Richtschnur
Wie herrlich ists, ein Schäflein Christi werden
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Gottes Reich und Eigenschaften
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Allwissender, vollkommner Geist
Du weiser Schöpfer aller Dinge
Erhabne Majestät, an Macht und Stärke reich
Gerechter Gott, vor dein Gericht muss alle Welt
Gesetz und Evangelium sind beide Gottes Gaben
Gott, Vater der Vollkommenheit
Herr, deine Allmacht reicht so weit
In Gottes Reich geht niemand ein
Jehova ist ein unaufhörlich Leben
Mein Schöpfer, deine Kreatur will deiner Allmacht
Noch nie hast du dein Wort gebrochen
O großer Geist, des Wesen alles füllet
O großer Geist, o Ursprung aller Dinge
Unendlicher Geist, höchstes Gut
Verklärte Majestät, anbetungswürdigst Wesen
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Gottvertrauen, Kreuz und Trost
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Ewge Wahrheit, deren Treue unsre Hoffnung
Ich bebe, stärke, Gott mein kindliches Vertrauen
Kein Lehrer ist dir, Jesu, gleich
Nun wollen wir dir Lob und Preis, Gott, unser Helfer
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Himmelfahrt
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Auf, auf, mein Geist, entreiße dich
Großer Mittler, der zur Rechten
Heiland, dessen wir uns trösten
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Jahresende
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Ein Jahr geht nach dem andern hin
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Nachfolge, Kirche und Mission
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Hier bin ich Herr, du rufest mir
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Ostern
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Das Leben siegt und trägt die hohen Palmen
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Passion
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Ach du, Erwerber ew'ger Freuden
Du wesentliches Ebenbild der allerhöchsten Liebe
Mein Heiland, Ursprung reiner Lust
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Pfingsten
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Geist, der Weisheit, Kraft und Liebe
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Reiselied
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Gott lob, die Reise ist vollbracht
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Sonntag und Gottesdienst
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Der Herr ist gut, in dessen Dienst wir stehn
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Taufe
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Ich bin getauft auf deinen Namen
Ich bin getauft, nach Jesu Lehren
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Tod und Ewigkeit
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Zerreißet einst, ihr festen Schlingen
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Trinitatis
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Weihnachten
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Gütigster Immanuel, sei willkommen
O teures Kind, das Schuld und Sünd
Seht, uns ist ein Kind geboren
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Derzeit noch nicht erfasst / Currently not scanned
-------------------------
Allweiser Schöpfer aller Dinge, der alles
Anbetungswürd'ger Gott, mit Ehrfurcht stets zu nennen
Anbetungswürdiger, den tausend Welten nennen
Auf Zion, auf, umgürte deine Lenden
Auf, auf, bestürzte Seele
Auf, auf, den Herrn zu loben, erwache, mein Gemüt
Auf, ihr Sinnen, auf, ihr Kräfte
Auf, Seele, schicke dich, dein Heiland nahet sich
Beladner Geist, den Zorn und Sünde drücket
Betrübte Schar, die Mosis Fluch erschreckt
Blöder Geist, halt ein mit Zagen
Brunn des Segens, Meer der Gnaden
Das Leben, das ein Christ hier führt
Dein Erbe, Herr, das du erkauft, mit dem
Deinem Heiland, deinem Lehrer
Dennoch bleib ich stets an dir, mein Erlöser, mein Verlangen
Der Herr hat nie sein Wort gebrochen
Der Name Jesus ist das Meer der Süßigkeit
Der Tag ist hin, die Schatten nehmen zu
Der Tag ist nun zu Ende, drum heb ich Herz und Hände
Die alte Woch ist nun vorbei, die neu
Du hast, o allerhöchster Gott, Herr über Tod
Du Lehrer derer Blinden, du gnadenreicher Geist
Du Quell des Lichts, in dem das Licht
Du sagst Ich bin gerecht weil ich an Christum glaube
Du Schöpfer aller Zeit, den keine Zeit umschließt
Du Schöpfer dieser großen Welt
Du Sonnenlicht der dunklen Erden
Du unbeflecktes Gotteslamm, du Muster
Du wesentliches Ebenbild der allerhöchsten Liebe
Du, deines Vaters Ebenbild
Dulde, Christ, des Lebens Leiden
Ein eitles Herz erzittert vor dem Sterben
Ein von Gott geborner Christ wird auch herzlich lieben
Ein wahrer Christ ist nur der Welt gelehnet
Eins hab ich, liebster Vater, dir jetzt bittend
Entreiße dich, mein Geist, der trüben Nacht
Ermuntre dich, beklemmter Geist
Ermuntre dich, mein blöder Geist in das Geheimnis einzudringen
Ernsthaftes Lamm, du Muster wahrer Zucht
Erstandner Held, hier wirft zu deinen Füßen
Erwünschter Brunnquell aller Freuden
Erwürgtes Lamm, an einem Kreuz erhöhet
Freundlicher Immanuel, sei willkommen
Frommes Lamm, durch dessen Wunden
Füll uns mit deiner Liebe, du Freund der Heiligkeit
Geht, werft euch vor die Majestät des Königs der Liebe
Geist der Gnaden, sieh ich stelle dir
Geist, der die verkehrte Welt mit seinem Strafamt
Geist, gesandt vom Himmelsthrone
Gekrönter Siegesheld, der sich durch Luft
Gelobet seist du, Gott, für deines Sohnes Lehre
Gott der Wahrheit, dessen Treue unsre Hoffnung
Gott ist gerecht, erfreu dich, Seele
Gott ist gerecht, was zagest du
Gott, ich preise deine Güte für den Schutz
Gottes Lamm, durch dessen Wunden
Großer Schöpfer, dessen Güte weder Zeit
Halleluja, mein König siegt
Heilges Lamm, durch dessen Wunden
Herr Gott, es lieget uns im Sinn
Herr Jesu, darf mein kranker Geist
Herr Jesu, dir sei Preis und Ruhm
Herr Jesu, hier sind deine Brüder
Herr Jesu, Lebensfürst, der du für mich gestorben
Herr, ach von mir hinaus, ich bin ein Sohn der Erden
Herr, deine Allmacht reicht so weit, so weit dein Wollen reicht
Herr, du erforschest mich, dir Gott, ist nichts verborgen
Herr, du hast im Wasserbade
Herr, du hast nach dem Fall die Arbeit aufgelegt
Herr, unser Vater, Gott, so darf der Staub
Höchste Vollkommenheit, reinste Sonne
Höchstes Wesen, reinste Sonne, Abgrund der vollkommnen Wonne
Ich bin verlobt, der Schönste aller Schönen
Ich hange doch an dir, mein Gott
Ihr Glieder Christi, kommt, kommt Zeugen
Ihr, die ihr sagt, wir kennen Gott
Immanuel, du Bräutgam reiner Herzen
Immanuel, du Stiller banger Schmerzen
Immanuel, mein Freund, willkommen
Jesus nimmt die Sünder an, kommt herbei
Komm Seele, steig den Berg hinan
Komm zu deiner Gläubgen Schar
Komm, deines Vaters Herz, o Seele, zu beschauen
Komm, Geist, den Zorn und Sünde drücket
Komm, guter Geist, flöß meinem Munde
Komm, Seele, mit betrübten Blicken
Kommt, arme Sünder, kommt mit einem frohen Glauben
Kommt, Christen, kommt und schauet
Kommt, die ihr nicht gewohnet seid
Kommt, Seelen, und beschauet des ew'gen Sohnes
Kommt, werteste Seelen, betrachtet die Ehe
Lamm, das meine Sünden träget
Lamm, du Muster wahrer Liebe
Lasst uns, Christen, hocherfreuet diesen Tag
Mein Geist soll jetzt ein Lied von meinem Freunde
Mein Gott, erleuchte mein Gesicht
Mein großer Freund wird klein um meinetwillen
Mein großer Heiland, deine Treu
Mein guter Hirt, wo soll ich Worte finden
Mein holder Heiland, deine Treue
Mein Jesu, der du dich durch so viel süße Namen
Mein Jesu, der du selbst mit Wort und Tat
Mein Jesu, hier sind deine Brüder
Mein Lamm, das sich in heißer Liebe für meine Schulden
Mein Schöpfer steh mir bei
Mein treuer Gott, dein gutes Werk
Mein unbeflecktes Lamm, du Muster guter Werke
Mildester Geber vollkmmener Gaben
Nichts ist schöner, edler, größer
Nur unbetrübt, der holde Vater liebt
O betörte blinde Sünder, wer bezaubert euern Geist
O du erhabner Gott, an Macht unendlich reich
O du Stiller banger Schmerzen
O Gott, anbetungswürdges Wesen
O Jesulein, da sich, an unser statt und uns zu gut
O Mensch, der Himmel ist zu fern
O Schöpfer, jedes deiner Werke macht deiner Größe
O teure Gnad, du Schatz aus Christi Wunden
O Vater, der so viel zu gut uns, seinen armen Kindern, tut
O, der ungemeinen Huld, die mein Heiland mir erzeiget
Reiner Bräutigam, unbeflecktes Lamm. Muster der
Ringet nach der engen Pforte
Salb uns mit deiner Liebe, Freund einer reinen Brunst
Schöpfer, der das Leben Toten wieder geben
So sei denn, guter Arzt, von mir gepriesen
Sohn des Höchsten, sollst du sterben
Sünder, willst du sicher sein
Unveränderliche Liebe, Brunn
Vater, dir sei Lob gegeben für den Segen
Versöhnter Vater, der du bist ein Brunn
Vollkommen guter Hirt, der seine Schafe
Vollkommener Glaubensheld, dich will ich
Vollkommener Glaubensheld, dich will ich 2
Vollkommenste Liebe, mein Auge zerrinnet
Vollkommenstes Licht, höchstes Gut
Vollkommnes Licht, das keine Nacht beflecket
Vor dir, o Vater aller Güte erniedrigt sich
Vorbild wahrer Menschenliebe
Was er euch sagt, das tut
Welch hohes Beispiel gabst du mir
Wie blind ist unser Sinn, wie elend unser Geist
Wie herrlich war des Menschen Geist
Wie lieblich sind der Sonne Strahlen
Willkommen, meine Braut, willkommen
Willkommen, starker Held, der du
Wir glauben, dass ein Gott, dass aber drei Personen
Photo: Sylter Straße in Wiesbaden-Dotzheim, OT Sauerland
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Der Sommer ist entwichen
1.) Der Sommer ist entwichen
Mit seiner Flammenhitz,
Der Herbst heran geschlichen
Und herrschet nun der Schütz. (a)
Der treibt die trüben Wind'
Und in dem Nebelregen
Beschüttet allerwegen
Die auf dem Felde sind.
2.) Man sammelt Kraut und Ruben,
Es giert der trübe Most.
Man suchet warme Stuben
Und lieben der Vögel Kost.
Das Feld liegt ohne Frucht,
Doch muss es Wildpret tragen,
Das man, mit schnellen Jagen
Durch Berg und Täler sucht.
3.) Die Müh' und Arbeit schenket,
Was sonst kein Mensch vermag.
Wohl dem, der stets gedenket
Gott nähr' ihn alle Tag.
Auf viel und manche Weis,
Wenn wir Gott nicht vergessen
Und das Brot wollen essen
In unsrer Arbeit Schweiß.
4.) Indem die Blätter falben, (b)
Verschwindt der Bäume Zier,
Es wandern fort die Schwalben,
Der Winter bricht herfür.
Man sucht das warme Kleid
Und pfleget Holz zu spalten,
Dadurch wir uns erhalten
Im Frost und kalter Zeit.
5.) Mein Gott, der du uns liebest
Und segnest dieses Jahr.
Der du uns reichlich gibest,
Was uns vonnöten war.
Wir danken deiner Gnad!
Du wollest uns bewahren,
Dass wir kein Leid erfahren.
Dich lob, was Atem hat!
(a) das Sternzeichen des Schütze
(b) sich entfärben
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Autor: Johann Michael Dilherr
Melodie: Von Gott will ich nicht lassen
oder: Aus meines Herzens Grunde
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Der Text wurde von mir behutsam in
Strophenform übertragen und
für diese Veröffentlichung eingerichtet
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Christliche Betrachtungen Deß
Gläntzen Himmels flüchtigen
Zeit- und nichtigen Weltlauffe
von Johann Michael Dilherrn
In Verlegung Johann Andreae Endters
und Wolfgang des Jüngern, sel. Erben
Nürnberg, 1670
Thema: Herbstlied
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Johann Michael Dilherr (* 14. Oktober 1604 in Themar/Grafschaft Henneberg, heute Landkreis Hildburghausen in Thüringen; † 8. April 1669 in Nürnberg) war ein evangelischer Theologe, Philologe und Kirchenlieddichter in Jena und Nürnberg.
Ab 1623 studierte er an den Universitäten Jena, Leipzig, Wittenberg und Altdorf bei Nürnberg. Zu dieser Zeit nahm er auch eine Stelle als Hofmeister adliger Studenten an. 1630 erfolgte die Promotion zum Doktor der Theologie in Jena, wo er ab 1631 als Professor für Beredsamkeit und ab 1634 als Professor für Geschichte und Poesie wirkte. 1640 wurde ihm das Amt eines außerordentlichen Professors für Theologie in Jena übertragen. 1642 wurde er vom Rat der Stadt Nürnberg auf das Pfarramt an der Kirche zu St. Lorenz berufen. Zugleich sollte er als Aufseher das Schulwesen reformieren. 1644 heiratete er die Witwe Anna Maria Deschauer, die 1664 verstarb. 1646 übernahm er das Predigeramt an der Sebalduskirche in Nürnberg. Dilherr wirkte auch als Nürnberger Stadtbibliothekar. In Paul Pressels Sammlung 'Die geistliche Dichtung von Luther bis Klopstock', verlegt 1863 in Stuttgart, sind sechs Lieder von Dilherr enthalten.
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Dilherrs Lieder/ Hymns
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Bittgesänge, Gotteslob und -dank
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Buß- und Bettag
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Vor Gricht, Herr Jesu, steh ich hie
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Frühlingslied
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Gottes Reich und Eigenschaften
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Auf, auf, mein Herz, mein ganzer Sinn
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Morgenlied
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Ermuntre dich, Herz, Mut und Sinn
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Passion
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O Gott, mein Gott, Herr Zebaoth
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Sünde, Buße und Umkehr
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O Mensch, der Herr Jesus weint
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Tod und Ewigkeit
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Gehab dich wohl, du schnöde Welt
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Derzeit noch nicht erfasst / Currently not scanned
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Beweinet mich doch nicht so sehr
Das Aug der Welt ist dieser Zeit
Der Sommer ist entwichen
Der Sonnen Lauf belangt die Waage
Die helle Sonn am höchsten steht
Die Sonn ist aufgegangen
Endlich muss die Wahrheit siegen
Es muss numehr der Sonnenstrahl
Hör, liebe Seel, dir ruft der Herr, da sollst du Achtung geben
Ich hab mein Sach Gott heimgestellt, der machs
Ihr hohen Berg, ihr lehret mich
Jauchzet, ihr Winzer
Lasst uns mit süßen Weisen die Güte
Mein lieber Christ, was rechnest du
Mein Sach hab ich Gott heimgestellt
Nichts Guts an mir ich finden kann
Nun der güldne Sonnenwagen
Nun der Winter ist vergangen
Nun die Sonnenstrahlen weichen
O du betrübte Seele mein, stell doch einmal
Obgleich der Sonnenschein dahin
Warum soll ich bekümmert sein
Wir leben in der neuen Zeit
Wir Menschen sind lebendig tot
Photo: Laub im Spätherbst
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Gottlob, es geht mit gutem Glücke
1.) Gottlob, es geht mit gutem Glücke
Und besser, als ich selbst gedacht,
Der Rest des alten Jahrs zurücke!
Der Herr hat alles wohl gemacht.
Gott tut ja mehr, als ich begehrt.
Ich war nicht des Geringsten wert.
2.) Heil mir, der Erde Wohlergehen
Hat Gott im alten Jahr bedacht!
Ich konnt' auch mir erschienen sehen
Auf jenes alten Bundes Nacht
Im Fleisch den Mittler, der mich liebt,
Mit dem Gott alles schenkt und gibt.
3.) An seiner Sendung hing mein Leben,
Da ihre Zeit erfüllet war.
Sie ist's: Sollt ich nicht Gott erheben
Zum Schluss vom gnadenreichen Jahr?
Ja, Seele, bring ihm deinen Dank,
Bring ihm, - er hört, den Lobgesang!
4.) Sing ihm auch für die andre Güte,
Die dir schon leiblich worden ist!
Ermuntre dankbar dein Gemüte,
Dass er der Wohltat nicht vergisst!
Sing, fleh! Dein Vater segnet dich
Im Kindelein, so löbelich!
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Autor: Otto Friedrich Hörner
mögl. Melodie: Wer nur den lieben Gott lässt walten
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Seine Aussaat für die Ewigkeit
vom vergangenen Kirchenjahre 1776
von Otto Friedrich Hörner
Schwabach, 1777
Thema: Jahresende
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Otto Friedrich Hörner (* 6. Januar 1746 in Heroldingen; † 28. Dezember 1781 in Augsburg) war ein deutscher evangelisch-lutherischer Theologe und Schriftsteller.
Sein Vater Johann Balthasar starb schon im Jahr 1783 anderthalb Jahre nach der Geburt des Sohns. Danach zog die Witwe mit ihrer Familie nach Schrattenhofen, von wo aus Otto Friedrich die Heroldinger Schule besuchte. Da die Mutter die Schwester des Generalsuperintendenten Georg Adam Michel (1708-1780) in Oettingen war, vertraute sie ihren Sohn diesem an. Georg Adam Michels reiche Bibliothek voll regionaler und geistlicher Literatur prägte den jungen Otto Friedrich Hörner.
Nach dem Studium der Theologie, Philosophie und Naturwissenschaften in Altdorf ging er nach Augsburg. Dort arbeitete Hörner zunächst als Hauslehrer in einer Adelsfamilie, erwarb das Recht, in allen evangelischen Kirchen zu predigen und wurde 1770 ordiniert. Während der unmittelbar folgenden Hunger- und Seuchenjahre kümmerte er sich neben Lehr- und Predigtamt besonders um die Kranken, Leidenden und Sterbenden im Spital am Roten Tor in Augsburg. Dieser unermüdliche Einsatz, bei dem er zusätzlich noch kranke und verstorbene Lehrer und Geistliche zu ersetzen hatte, brachte ihm so viel Vertrauen in der Bevölkerung ein, dass man ihn in der Karwoche 1772 zum Diakon (Zweiten Pfarrer) an der Kirche zum Heiligen Kreuz berief. Hörner überlebte zweimal das Fleckfieber, bei der dritten Erkrankung starb er mit knapp 36 Jahren. Er hinterließ eine Frau, die ihn stets unterstützt hatte, mit drei Kindern – vier weitere waren bereits vorher gestorben.
Hörner, der eine deutschlandweite Korrespondenz führte, verfasste zahlreiche Schriften, u.v.a. das erste existierende Verzeichnis schwäbischer Schriftsteller im 18. Jahrhundert. Seine 1777 in Schwabach verlegte Sammlung eigener geistlicher Lieder erschien unter dem Titel 'Seine Aussaat für die Ewigkeit' und enthält eigene Werke und Umdichtungen anderer evangelischer Lieddichter. Die Beiträge umfassen jeweils wenige Strophen und wurden vor und nach dem Schuldbekenntnis im Gottesdienst gesungen.
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Photo: 'Unter den Eichen' in Wiesbaden-Nordost
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Wie hat man's doch bei dir so gut
1.) Wie hat man's doch bei dir so gut,
Du Brunnquell edler Gaben!
Wer still an deinem Herzen ruht,
Kann volle G'nüge haben.
Du lenkst den Sinn
Vom Staube hin
Zu deinen ew'gen Höhen,
Und lehrst die Welt verschmähen.
2.) Wie hat man's doch bei dir so gut,
In dunklen Leidenstagen!
Man singt dein Lob mit frohem Mut,
Wenn Andre trostlos klagen.
Fühlt, dass das Leid
In dieser Zeit
Der Frucht in jenem Reiche,
Der Wonne dort nicht gleiche.
3.) Wie hat man's doch bei dir so gut,
Wenn stets ohn' eignes Wählen
Der Will' in d e i n e m Willen ruht,
Wo Rat und Licht uns fehlen.
Du gehst voran
Und brichst die Bahn,
Und zeichnest alle Pfade
Mit Spuren deiner Gnade.
4.) Wie hat man's doch bei dir so gut,
Wenn man dein Wort vollbringet.
Wenn Glaub' an dein Erlösungsblut
Zur Heiligung uns bringet!
Mit welcher Ruh'
Ergötzest du
Selbst bei der Schwachheit Fehlen
Die dir geweihten Seelen!
5.) Wie hat man's doch bei dir so gut,
Im kindlich-frommen Glauben!
Was nicht den Weisen kund sich tut,
Sieht Einfalt deiner Tauben.
Wenn Meinungsstreit
Die Welt entzweit,
Kann man zu deinen Füßen
Dein Wesen selbst genießen.
6.) Wie hat man's doch bei dir so gut,
Wenn man dir treu verbleibet,
Wenn bis zum Tod aus deiner Hut
Nicht Wohl noch Weh uns treibet!
Voll Dank und Preis
Entschlummert leis'
In deinen Schoß die Treuen,
Dort ewig sich zu freuen.
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Autor: Johann Wilhelm Leschke
Melodie: Was Gott tut, das ist wohlgetan
oder: Wir warten dein, o Gottessohn
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Evangelischer Liederschatz für Kirche, Schule und Haus
Band 1. Zweite, umgearbeitete Ausgabe
Gesammelt und bearbeitet von Albert Knapp,
J. G. Cottascher Verlag,
Stuttgart und Tübingen, 1850
Liednummer 1459
Thema: Gottvertrauen, Kreuz und Trost
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Johann Wilhelm Leschke, auch Julius Wilhelm Leschke, (* 15. Juli 1809 in Frankfurt/Oder in der Preußischen Provinz Brandenburg, † 20. Oktober 1893) war ein deutscher Handwerker, Verleger und Lieddichter. Leschke hatte zunächst in Münsterberg in Schlesien das Handwerk eines Buchbinders erlernt, wurde dann aber im Jahr 1852 Inspektor des Rettungshauses in Schreiberhau im Riesengebirge, einem 1835 gegründeten Heim für vernachlässigte und behinderte Kinder. Anschließend gab er in Reichenbach in Schlesien das 'Patriotische Wochenblatt' heraus. Zeit seines Lebens hielt Leschke eine Beziehung zur Herrnhuter Brüdergemeine des Reichsgrafen Nikolaus von Zinzendorf (1700-1760) aufrecht, was nahelegt, dass Leschke evangelischer Konfession war. Er veröffentlichte 1835 eine Sammlung von Gedichten unter dem Titel 'Christlich-religiöse Gesänge', 1838 eine Erzählung und 'Christliche Gelegenheitsgedichte', sowie 1846 'Lieder für die streitende Kirche'. Albert Knapps Evangelischer Liederschatz, im Jahr 1850 in Stuttgart und Tübingen verlegt, enthält sechs Lieder von Leschke. In Hellmut Eberleins Buch 'Lobgesänge in der Nacht' aus dem Jahr 1954, in dem schlesische Dichter vorstellt werden, stehen einzelne Strophen aus den Gedichten Leschkes.
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Photo: Herbst in den Weinbergen in Wiesbaden-Dotzheim
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Ach, Herr, bekehre mich zu dir
1.) Ach, Herr, bekehre mich zu dir
Und schaff ein reines Herz in mir,
Zu einem neuen Leben.
Denn du musst zur Erneuerung,
Zur Änderung und Heiligung
Den neuen Geist mir geben.
2.) Ich war ein finstrer Sündenknecht,
Du aber machtest mich gerecht,
Dein Licht ist mir erschienen.
Da treibt mich nun des Glaubens Kraft,
Im Lichte fromm und tugendhaft,
Dir als ein Knecht zu dienen.
3.) Herr, stärke diese Kraft in mir,
Du wirkest selbst und ich mit dir
Durch deines Geistes Triebe.
Erst wirkest du, ich wirkte nicht,
Jetzt wird des Glaubens Zuversicht
Auch tätig durch die Liebe.
4.) Denn Jesu Sakrament und Wort
Erhält und stärket immerfort
Des Glaubens Kraft und Leben.
Die Mittel müssen zu der Frucht,
Die Jesus an den Reben sucht,
Auch Saft und Nahrung geben.
5.) Da nimmt denn die Erleuchtung zu,
Den Willen vollbereitest (a) du,
Mein Gott, zu neuen Trieben.
Von ganzer Seel' und Herzen dich,
Und meinen Nächsten gleich als mich
In wahrer Tat zu lieben.
6.) Mein Glaubenslicht wird offenbar,
Im Glauben reich ich Tugend dar,
Ich will von Jesu lernen,
Dem folg ich nach: ihm nah' ich mich
Und von der Sündenbahn will ich
Mich immer mehr entfernen.
7.) So wirkt, so kämpft, so ringt und strebt
Der neue Mensch, der heilig lebt,
Durch Kreuzigung des alten.
Ich jage nach der Heiligung,
Gott will zu meiner Besserung
Des Glaubens Kraft erhalten.
8.) Zwar fehlet die Vollkommenheit,
Ich finde selbst, dass allezeit
Mein Tun nur Stückwerk bleibe.
Doch darum bessert Gott auch mich,
Sein Ebenbild erneuert sich
An meines Seel' und Leibe.
9.) Gott Vater, du willst deine Treu
An mir noch alle Morgen neu
Erhalten und vermehren.
Du schenkest mir das Kindschafts-Recht,
Ach, so erneure deinen Knecht
Dich kindlich zu verehren.
10.) Herr Jesu! Groß von Rat und Tat!
Dein Rat, der angefangen hat,
Muss auch die Tat vollenden.
Ach, hilf du mir, die neue Kraft,
Die mir dein Blut und Tod verschafft,
Zum Leben anzuwenden.
11.) Gewisser Geist, lass mich dein Wort
Gewiss, und immer weiter fort
Auf ebnen Wegen leiten.
Lass meinen Geist unsträflich sein,
Verklär in mir den hellen Schein
Zu jenen Herrlichkeiten.
(a) richtest du zu
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Autor: Heinrich Cornelius Hecker
Melodie: Kommt her zu mir, spricht Gottes Sohn
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gefunden in:
Vermehrtes Hannoverisches
[evangelisches] Kirchen-Gesang-Buch
Im Verlage seligen
Nicolai Försters und Sohnes Erben
Hannover, 1740
Liednummer 363
Thema: Glaube, Kampf und Rechtfertigung
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Heinrich Cornelius Hecker, (* 1. August 1699 in Hamburg, † 22. Juli 1743), war evangelisch-lutherischer Pfarrer und Lieddichter. Hecker wurde als Sohn von Jacob Hecker geboren, der Hauptmann beim Bürgermilitär seiner Vaterstadt war und besuchte das Johanneum und ab 1717 des akademische Gymnasium in Hamburg. Im Jahr immatrikulierte er sich an die Universität in Leipzig, wo er 1721 das Magisterexamen ablegte. Kurze Zeit später wurde er Pfarrer an der Paulinerkirche, folgte dann aber 1724 einem Rufe des Reichsgrafen Friedrich von Seckendorff als Hauslehrer nach Meuselwitz bei Altenburg. Hier war er ab Substitut (Pfarrgehilfe) und dann Diakon (Zweiter Pfarrer), bis er im Jahr 1728 Pastor und Adjunct der Generalsuperintendentur und 1741 Hofprediger in Altenburg wurde. Heckers Werk besteht vor allem aus regional-historischen Werken über Meuselwitz und benachbarte Orte; besonders ist er bekannt geworden durch die 1730 herausgegebene 'Seckendorf'sche Handpostille', eine Predigtsammlung über alle Evangelien des Kirchenjahres, in der jeder der 75 Predigten ein Kirchenlied beigegeben ist, in welchem der Hauptinhalt der jeweiligen Predigt zusammengefasst wird. Von diesen Liedern fanden viele in evangelische Gesangbücher Aufnahme. Sein bekanntestes Lied ist ein Sonntagslied mit 13 Strophen und heißt 'Herr, mein Licht, erleuchte mich'.
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Photo: Herbst im Herrngarten, Darmstadt
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Herr, meines Lebens Fürst
1.) Herr, meines Lebens Fürst,
Ich weiß nicht, recht zu leben,
Wo du zum Lehren wirst
Nicht deinen Geist mir geben.
Ach, drum so sende mir
Den Geist der Wahrheit zu,
Dass ich im Leben stets
Nach deinem Willen tu.
2.) Mein Sinn, der sündlich ist,
Treibt mich nur zu dem allen,
Was Fleisch und Blut gelüst,
Was Satan mag gefallen.
Allein dein guter Geist
Muss lenken Herz und Sinn,
Damit nach deinem Wort
Ich dir gefällig bin.
3.) Ach Herr, drum lehre mich
Durch deinen Finger wissen
Den Wandel, dessen ich
Soll stetig sein beflissen.
Ja, lehre mich doch gehn
Die Wege, die ich weiß,
Damit aus meinem Tun
Blüh' deines Namens Preis.
4.) Wohlan, du bist mein Gott,
Dir hang ich an im Glauben.
So kann mich dir zum Spott
Kein düstres Irrlicht rauben.
Du bist mein Gott, das fließt
Zugleich den Denkspruch ein:
Gott soll, Gott will, Gott wird
Mein treuer Leitstern sein!
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Autor: David Mehner
Melodie: O Gott, du frommer Gott
oder: Nun danket alle Gott
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Allgemeines und vollständiges Evangelisches Gesangbuch
für die königl. preuß. schlesischen Lande
Druck und Verlag Wilhelm Gottl. Korn
Breslau, 1860
Liednummer 1246
Thema: Glaube, Kampf und Rechtfertigung
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David Mehner (* 1686 in Nossen, Kurfürstentum Sachsen; † 1726) war ein deutscher Rektor, evangelisch-lutherischer Pfarrer und Lieddichter. Mehner war zuerst Rektor in Döbeln und wurde im Jahr 1722 als Diakon (Zweiter Pfarrer) nach Seidenberg in der Oberlausitz berufen. Er war verantwortlicher Herausgeber des Reibersdorfer Gesangbuchs von 1726, für das er einige eigene Lieder beisteuerte. Eines davon findet sich auch im Vollständigen Gelenauischen Gesang-Buch von 1741. Er darf nicht mit dem gleichnamigen Pfarrer David Mehner, auch Möhner (1694-1756) verwechselt werden, der in Waldheim/Kurfürstentum Sachsen geboren wurde und Kabinettsprediger in Dresden war.
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Photo: bei Schloss Freudenberg, Wiesbaden-Dotzheim
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Herr Jesu Christ, das ist mein Trost
1.) Herr Jesu Christ, das ist mein Trost,
Wenn ich einmal werd Sterben,
Dass du mich durch dein Blut erlöst,
Gemacht zum Himmels-Erben.
Daher glaub ich und bin gewiss,
Dass der Tod mir zum Leben ist
Die Tür, durch dich erworben.
2.) Hierüber wird Kreuz und Elend
Alsdenn sein Endschaft haben,
Welches zwr mancher nicht erkennt
Im Mangel deins Geists Gaben.
Das aber solchs, o du mein Hort,
Ich hab gelernt aus deinem Wort,
Des dank ich dir von Herzen.
3.) Ich lebe nun, wie lang du willst,
Oder beschließ mein Leben,
Wenn meine Zeit wird sein erfüllt,
So bleib ich dir ergeben.
In deiner Hand bin ich verwahrt,
Auch ins Grab endlich ganz verscharrt, -
Gar sanft ich werde ruhen.
4.) Wenn denn der letzt' Posaunenschall
Die Toten wird aufwecken
Und sie aufrufen allzumal,
Wirst du mein Grab aufdecken
Und aus meim G'bein und Stäubelein
Ein Leib schön, klar, lauter und rein
Formieren ganz geschwinde.
5.) Dazu fügen mein Seelelein,
Stellen zur rechten Seiten
Unter die frommen Schäfelein
Und miteinander leiten
In den himmlischen Freudensaal,
Da lieblich' Wesen ohne Zahl, -
Vor dir wird sein die Fülle.
6.) Das ist die rechte Arzenei
Aus himml'scher Apotheke,
So wehrt des Tods Melancholei
Samt Höllenangst und Schrecken.
Dabei, Herr Jesu, mich erhalt
Durchs Heil'gn Geists Kraft mannigfalt,
Bitt' ich und sprech drauf 'Amen'.
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Autor: Gerhard Marschalch
Melodie: ohne Angaben
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Der Text wurde von mir behutsam, soweit
es die Strophenform und der Endreim zu-
ließen, in heutiges Hochdeutsch übertragen
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Das deutsche evangelische Kirchenlied des 17. Jahrhunderts
Herausgegeben von Albert Fischer (†) und
Wilhelm Christian Ludwig Tümpel, Zweiter Band
Druck und Verlag C. Bertelsmann
Gütersloh, 1905
Liednummer 116
Thema: Tod und Ewigkeit
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Gerhard Marschalch ist ein unbekannter Lieddichter, der in Joseph Clauders Sammlung geistlicher Lieder 'Psalmodia nova', erster Band aus dem Jahr 1627, mit einem Beitrag vertreten ist. Eine Familie Marschalch zu Rittnitz lebte im 15. Jahrhundert in Sachsen; noch im Jahr 1466 ist Hans Marschalch zu Ryttewicz nachweisbar, von dem zwei Söhne bekannt sind: Gerhard und Hans Marschalch, wobei Letztgenannter kurfürstlicher Rat war. Ryttewicz oder Rittmitz ist heute ein Ortsteil von Ostrau, einer Gemeinde im Landkreis Mittelsachsen. Ein Gerhard Marschalch auf Frauenfels ist später in einer Gerichtsurkunde als Zeuge in einem Rechtsstreit genannt.
Das erwähnte geistliche Lied heißt 'Herr Jesu Christ, das ist mein Trost' und ist ein Ewigkeitslied zu sechs Strophen, das auch in dem von dem Pfarrer und Hymnologen Albert Friedrich Wilhelm Fischer (1829-1896) initiierten und nach seinem Tod ab 1904 in Gütersloh von Wilhelm Christian Ludwig Tümpel (1855-1915) herausgegebenen mehrbändigen Werk 'Das deutsche evangelische Kirchenlied' im zweiten Band steht.
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Photo: 'Unter den Fichten' in Wiesbaden-Bierstadt
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Unser Los ist Sterblichkeit
- An tote Brüder und Schwestern -
1.) Unser Los ist Sterblichkeit
Bis wir in die Heimat gehen.
Die ihr schon entschlafen seid!
Jesum habt ihr schon gesehen.
Habt die Wollust schon geschmeckt,
Die vor uns das Grab verdeckt.
2.) Wir im Hoffen, ihr im Schaun,
Kennen jene höheren Freuden.
Jesus hat des Todes Graun
Überwunden durch sein Leiden.
Droben in des Vaters Reich,
Droben, Brüder, treff ich euch.
3.) Erd' und Sünde drückt uns hier,
Bis wir auch zu euch gelangen,
Bis durchs Tal der Tränen wir
Eure Krone mit empfangen.
Auch ich schaue, was euch freut,
Mein ist auch die Seligkeit.
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Autor: Reichart Gottlob Reiber
Melodie: Jesus, meine Zuversicht
oder: Jesus lebt, mit ihm auch ich
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Der Text wurde von mir behutsam, soweit
es die Strophenform und der Endreim zu-
ließen, in heutiges Hochdeutsch übertragen
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gefunden in:
Geistliche Lieder von Reichart Gottlob Reiber
verlegt bei Wilhelm Gottlieb Kern
in Breslau, 1783
Liednummer 39
Thema: Gottvertrauen, Kreuz und Trost
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Reichart Gottlob Reiber, (* 24. Dezember 1744 in Bernstadt/Schlesien, + Mai 1809 in Dirsdorf/Schlesien) war ein deutscher evangelisch-lutherischer Pfarrer und Lieddichter. Er studierte ab 1765 in Frankfurt/Oder Theologie, wurde zum Sekretär der 'Königlichen Gelehrten Gesellschaft' ernannt und war von 1768 an in mehreren Stellungen Hauslehrer, bis er 1775 zu einem herzoglich ölsnischen Pagenhofmeister und Kabinettsprediger berufen wurde. Ab dem Jahr 1778 versah er anschließend das Amt eines Pfarrers in Mühlwitz im Fürstentum Oels und wurde endlich 1788 Pastor zu Dirsdorf im Nimptschen Kreis in Schlesien, wo er 1809 starb. Reiber war ein sehr fruchtbarer Dichter, der 200 Kirchenlieder schrieb, welche in vier Sammlungen ab 1783 erschienen.
Photo: Landschaft bei Schloss Freudenberg, Wiesbaden-Dotzheim
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Unendlicher Erbarmer
1.) Unendlicher Erbarmer,
Erstaunend bet ich vor dir an.
Wer bin ich Staub, ich Armer,
Dass du so viel an mir getan?
Entflamme mein Gemüt,
Das deinen Ruhm besingt,
Und für so reiche Güte
Ein schwaches Opfer (a) bringt.
Mir folgte ja dein Segen
Bisher von Schritt zu Schritt,
Und auf gebahnten Wegen
Ging Gnad' und Wahrheit mit.
2.) Doch wie viel schöne Stunden
Der schnell entflohnen Gnadenzeit
Sind ungebraucht entschwunden
Und im Geräusch der Welt entweiht!
Wie viele von den Gaben,
Die gnädig du geschenkt,
Hab ich zeither vergraben,
Auf's Eitle hingelenkt!
Wie war ich doch träge
Zu tun, was mir gebührt.
Wie langsam auf dem Wege,
Der in den Himmel führt!
3.) Lass, Vater, Gnade finden
Die Seele, die nicht ruhen kann,
Als bis die Last der Sünden
Von dem Gewissen abgetan.
Ach, sprich ein Wort und blicke
Auf dein gebeugtes Kind.
Wirf hinter dich zurücke,
Soviel der Schulden sind!
Lass keine mich beschämen,
Und in das neue Jahr
Nichts von dem alten nehmen,
Was dir missfällig war.
4.) Lass deinen Geist mich stärken,
Zieh immer näher mich zu dir
Und lass mich stündlich merken,
Wie mächtig deine Kraft in mir.
Hilf, Herr, dass es gelinge,
Gib Glauben, Mut und Fleiß,
Dir viele Frucht zu bringen,
Zu deines Namens Preis. (b)
Lass mich stets brünstig flehen
Und auf die Ewigkeit
Den guten Samen säen,
Des sich die Ernte freut.
5.) Soll mir ein Jahr der Leiden
Und Prüfungen beschieden sein,
Stellt sich auf allen Seiten
Bei mir des Kreuzes Trübsal ein:
Nun so gescheh' dein Wille.
Nur schenke mir in dir
Gelassenheit und Stille,
Und halte fest bei mir.
Ich weiß, von guten Händen
Kommt doch nichts Böses her.
Das Kreuz, das sie mir senden,
Drückt doch niemals zu schwer.
6.) Hast du, Herr meiner Tage,
In diesem Jahr mein Ziel bestimmt,
An dem der Wallfahrt Plage
Und Schmerz und Leid ein Ende nimmt.
O, mit welch' großen Freuden,
Wenn deine Gottesmacht
Dein gnäd'ges Vorbereiten
An mir zu Stand gebracht,
Sink ich dir in die Hände
Und feire mit der Schar,
Die triumphiert ohn' Ende,
Mein selig' Jubeljahr!
(a) Dankgabe
(b) Lob
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Autor: Andreas Rehberger
Melodie: Nun lob, mein Seel, den Herren
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Gesangbuch zum gottesdienstlichen Gebrauch der Stadtkirchen Leipzig
Erschienen im Verlag des Georgenhauses
Leipzig, 1844
Liednummer 31
Thema: Kirchen-Jahresanfang oder Neujahr
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Andreas Rehberger (* 18. November 1716 in Nürnberg, † 16. Mai 1769 ebenda) war evangelisch-lutherischer Pfarrer und Kirchenlieddichter. Sein Vater war ebenfalls Pfarrer, er selbst studierte seit 1734 an den Universitäten in Altdorf und Halle/Saale Theologie, stand seit 1740 in verschiedenen geistlichen Ämtern in Nürnberg vor und wurde 1761 zum Pfarrer der Kirche St. Jacobi in Nürnberg berufen, als welcher er am 1769 starb. Seit 1741 war er Mitglied des Pegnesischen Hirten- und Blumenordens, einer 1644 gegründete Nürnberger Sprach- und Literaturgesellschaft, die bis heute besteht. Er ist Dichter von 131 geistlichen Lieder, die Aufnahme in den beiden Liedersammlungen fanden, die der Buchdrucker Georg Christoph Rümler ab 1764 in Nürnberg unter dem Titel 'Evangelische Sterbe- und Todespsalmen' in zwei Sammlungen herausgab. Rehbergers bekanntestes Lied heißt 'Zu dir ist meine Seele stille'.
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Was ist, o Himmelsfürst, der Mensch
Das beste Andenken
1.) Was ist, o Himmelsfürst, der Mensch, die Hand voll Kot
Dass du ihm unverdient so holde Liebe schenkest?
Was treibt dich, großer Gott,
Dass du so väterlich an Adams Erben denkest?
2.) Auf Erden ruht dein Fuß, im Himmel ist dein Thron,
Du bist der Heilige, der Starke, der Gerechte,
Der Mensch ist spröder Ton,
Befleckt, ohnmächtig, krank, ein sündliches Geschlechte.
3.) Doch hältst du über ihm genädig Aug' und Hand,
Es wallet gegen ihm dein brennendes Gemüte,
Dein Sohn ist selbst das Pfand
Der ungefärbten Huld, ein Zeuge deiner Güte.
4.) Wie aber denkt, o Gott! der schnöde Mensch an dich,
Hier ist nur Undank und Vergessenheit zu finden,
Erforsch ich selber mich,
So seh ich alle Spur der Dankbarkeit verschwinden.
5.) Ich denk am meisten, wie mir's zeitlich gehe wohl,
Und lasse hin und her zerstreute Sinnen wanken.
Was ich bedenken soll,
Drauf richt ich oftermals nur flüchtige Gedanken.
6.) Ich bin mir wenig Lieb und Treu zu dir bewusst,
Drum muss mich schwarze Reu' und bange Furcht bekränken,
Es kocht in meiner Brust
Gehäufter Sünden Schuld, betrübtes Angedenken.
7.) Ich leider! bin's, der dich, o Heiland, band und schlug,
Der dein geängstes Haupt mit Sündendornen ritzte,
Dir Holz zum Kreuze trug,
Und selbst für Hand und Fuß die scharfen Nägel spitzte.
8.) Ach Herr, gedenke nicht die Schulden junger Zeit,
Noch wie ich war bedacht das Sündenmaß zu füllen,
Denk in Barmherzigkeit
An mich und deinen Sohn, um deiner Güte willen.
9.) Denkst du in Gnaden mein, so bin ich wohl bedacht,
Mein Frevel aber bleibt in Ewigkeit vergessen.
Nun Erde, gute Nacht!
Ich denke nur an den, des Liebe nicht zu messen.
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Autor: Hans Abschatz von Assmann
Melodie: ohne Angaben
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Der Text wurde von mir behutsam, soweit
es die Strophenform und der Endreim zu-
ließen, in heutiges Hochdeutsch übertragen
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Blumen und Himmel-Schlüssel oder geistliche Gedichte
von Hans Abschatz von Assmann
Herausgeber: Christian Gryphius
Leipzig und Breslau, ab 1704
Thema: Glaube, Kampf und Rechtfertigung
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Freiherr Hans Abschatz von Assmann, eigentlich Johann Erasmus Freiherr von Abschatz, Pseudonym Hans Erasmus Aßmann (* 4. Februar 1646 in Breslau; † 22. April 1699 in Liegnitz/Niederschlesien) war ein deutscher Lyriker und Übersetzer des Barocks, sowie evangelischer Kirchenlieddichter. Er gilt als bedeutender Vertreter der literarischen Zweiten Schlesischen Schule. Assmann wurde als Sohn eines Beamten im damals piastischen Herzogtum Liegnitz geboren, erkrankte mit vier Jahren an Blattern und verlor im selben Jahr den Vater, mit 13 Jahre seine Mutter. Von 1658 bis 1664 besuchte Abschatz das Gymnasium in Liegnitz und studierte anschließend in Straßburg und Leiden Rechtswissenschaften. Anschließend unternahm er eine Studienreise durch Holland, Frankreich und Italien. Nach der Rückkehr 1669 widmete er sich der Bewirtschaftung der geerbten Güter und heiratete im selben Jahr Anna, eine Tochter des Landesältesten des Fürstentums Liegnitz. Nachdem das Herzogtum Liegnitz 1675 infolge des Todes von Herzog Georg Wilhelm als erledigtes Lehen an die Krone Böhmen zurückgefallen war, wurde Abschatz 1679 Landesbestellter des Erbfürstentums Liegnitz und als Abgeordneter der Liegnitzer Stände zu den Schlesischen Fürstentagen entsandt, wo er sich hohes Ansehen erwarb, da er als standhafter und erfolgreicher Vertreter der Rechte der schlesischen Protestanten auftrat. Für seine Verdienste wurde er 1695 von Kaiser Leopold I. in den Freiherrnstand erhoben. Bei seinem Tod 1699 hinterließ er vier Söhne und zwei Töchter. Abschatz' Lieder sind in schlichtem und volkstümlichem Ton gehalten und fanden sich verstreut in Lyrikanthologien. Christian Gryphius sammelte die Gedichte und veröffentlichte sie zusammen mit einem ausführlichen Vorwort. In dieser Sammlung sind auch 59 religiöse Gedichte unter der Überschrift 'Himmelschlüssel oder Geistliche Gedichte' zu finden, die schnell Aufnahme in evangelische Gesangbücher fanden. Abschatz' Gedicht 'Betrachtung funffzig-jährigen Lebens-Lauffs' kann wegen der darin enthaltenen realistischen Schilderungen als authentische Autobiographie von großem geschichtlichen Wert gelten. Sein bekanntestes Lied ist ein Ewigkeitslied mit acht Strophen und heißt 'Nun hab ich überwunden durch Christi teures Blut'.
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Photo: Bäume im Nebel
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Jesus, habe acht auf mich
1.) Jesus, habe acht auf mich,
Dass ich nicht verloren gehe!
Hab ich einst gekostet dich
Heiße Müh' und bittres Wehe, -
Wär es um so größre Pein,
Doch verloren einst zu sein.
2.) Lange durch ein weites Feld
Bin ich trostlos hingegangen.
Öde blieb die ganze Welt,
Ungestillet mein Verlangen.
Keiner Freude ward ich froh,
Jede kam und jede floh!
3.) Jesu, du gedachtest mein,
Als ich deiner nicht gedachte.
Längst verworfen würd' ich sein,
Wenn nicht dein Erbarmen wachte.
Tröstlich hat mich's angeschaut,
Dies Erbarmen preis ich laut.
4.) Du hast beten mich gelehrt,
Alles dir ans Herz zu legen.
Wenn ich mich zu dir gekehrt,
Kannst du freundlich mir entgegen.
War auch Schmerz und Buße da,
Dennoch warest du mir nah.
5.) Eingeprägt ist in mein Herz,
Dass mich nur dein Blut versühne,
Dass aus deinem Todesschmerz
Himmelslust und Leben grüne.
O, wie schwindet alle Last,
Wenn der Glaube dies umfasst! (a)
6.) O, wie wird das Herz so weit,
Überstromt mit sanften Freuden,
Wenn der Geist der Herrlichkeit
Ihm verkläret deine Leiden,
Wie die Gottesgabe frei
Von Gesetzeswerken sei!
7.) Wie du alles abgetan,
Ausgerichtet ganz alleine,
Was kein Mensch verdienen kann,
Ob er's noch so redlich meine. -
Ja, dies Evangelium
Sei mein Trost, mein höchster Ruhm!
8.) Herr, ich frage: Bin ich dein?
Bin ich dein von ganzer Seele?
Bin ich lauter, keusch und rein,
Während ich von dir erzähle? -
Ach, wie treibt mein falsches Herz
Oft mit Sünd' und Gnade Scherz!
9.) Leicht, ja mag ein lau' Gemüt
Auch um deine Wege wissen,
Wenn's auf breiter Straße zieht,
Und dein Liebesband zerrissen. -
Lass mich, Herr, ich flehe dich,
Also nicht betrügen mich!
10.) Leicht ja mag, verflossner Zeit
Lichts-Erfahrung uns betören,
Dass wir heut' in Sicherheit
Uns von deinem Lichte kehren. -
Lass mich, Herr, ich flehe dich,
Also nicht betrügen mich!
11.) Flehend neig' ich dieses Haupt,
Reuig liegt mein Geist im Staube.
Hab ich g e s t e r n dir geglaubt,
Gib, dass ich auch h e u t e glaube!
Ewig treu und ewig Dein,
Lass, Herr, meine Losung sein!
12.) Jesus, habe acht auf mich!
Wo ich sitze, wo ich stehe,
Will ich also flehen dich,
Schauend in die Himmelshöhe! -
Bring mich durch zum ewgen Licht!
Du vermagst's, - ich kann es nicht!
(a) versteht
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Autor: Albert Knapp
Melodie: Jesus, meine Zuversicht
oder: Jesus lebt, mit ihm auch ich
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Evangelischer Liederschatz für Kirche, Schule und Haus
Band 1. Zweite, umgearbeitete Ausgabe
Gesammelt und bearbeitet von Albert Knapp,
J. G. Cottascher Verlag,
Stuttgart und Tübingen, 1850
Liednummer 1383
Thema: Buß- und Bettag
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Albert Knapp (* 25. Juli 1798 in Tübingen; † 18. Juni 1864 in Stuttgart) war ein deutscher evangelisch-lutherischer Pfarrer, Dichter und Begründer des ersten Tierschutzvereins in Deutschland.
Albert Knapp war der Sohn des Hofgerichtsadvokaten und Verwaltungsbeamten Gottfried Gabriel Knapp (1764-1828) und der Henriette geb. Finckh (1775-1827). Seine Kindheit und Jugend verbrachte er in Alpirsbach, Rottweil und Tübingen. In Maulbronn, wo er 1814 in das evangelische Seminar eintrat, verfasste er bereits Gedichte und dramatische Texte.
1816 begann er das Studium der Evangelischen Theologie in Tübingen. Daneben interessierte er sich besonders für Geschichte, Philosophie und Poesie. Knapp war ein eifriger Burschenschafter, der 1819 am Jahrestag der Schlacht bei Waterloo eine aufrührerische Rede ('Gegen die autoritären Monarchen und für ein geeintes Deutschland') hielt.
Durch seinen Freund Ludwig Hofacker erhielt er 1820 eine Vikariatsstelle in Feuerbach bei Stuttgart. Knapp kämpfte gegen allzu einseitige pietistische Standpunkte. Weitere Stationen seiner geistlichen Laufbahn waren: Vikar in Gaisburg, Diakon in Sulz am Neckar (1825) und in Kirchheim unter Teck (1831). 1836 kam er nach Stuttgart an die Hospital- und die Stiftskirche und übernahm 1845 als Nachfolger von Gustav Schwab das Amt des Pfarrers der Leonhardskirche.
Im Dezember 1837 gründete er außerdem, inspiriert von seinem Freund und Vorbild, dem im Februar desselben Jahres verstorbenen pietistischen Pfarrer Christian Adam Dann, den ersten Tierschutzverein Deutschlands. Er entwarf ein Flugblatt, das 1838 dem Schwäbischen Merkur beigefügt wurde und zur Gründung von Ortsgruppen aufrief. Ein Vorwurf von ihm lautete, dass es noch kein öffentliches Gesetz gegen Tierquälerei gebe. Tierschutz sei ein zutiefst christliches Anliegen, wobei sich Knapp auf die Bibel im Römerbrief 8. Kapitel, Verse 18-23, berief.
Albert Knapp war dreimal verheiratet: 1828 mit Christiane von Beulwitz († 1835), 1836 mit der Witwe Emilie Osiander († 1849) und 1850 mit Minette Lerche († 1897). Er starb 1864 in Stuttgart im Alter von 65 Jahren. Sein Enkel war der Pazifist Paul Knapp.
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Photo: Bäume an der Sylter Straße in Wiesbaden-Dotzheim, OT Sauerland
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Herr Jesu Christ, das Jahr wird neu
1.) Herr Jesu Christ, das Jahr wird neu,
Neu' Glück, neu' Gnade mir verleih,
Ein neues Leb'n daneben,
Lass dies' Jahr mein recht' Glücksjahr sein,
Dass ich mein Tun im Namen dein
Fein christlich mag anheben.
All' Stund'
Mein Mund
Und Gedanken
Ohne Wanken,
Auch die Seele,
Dir ich jetzt aufs neu befehle.
2.) In deinem Nam'n lass mich aufstehn,
In deinem Nam'n zu Bette gehn,
Ohn' dich lass mich nichts schaffen,
Dass all mein Tun sei wohl getan
Und ich des Nachts mein Ruh' mög' han,
Fein sanft und süße schlafen.
Mein Werk,
Herr, stärk',
Aus- und Eingang,
All mein Anfang,
Seg'n das Ende,
Dass ich's allzeit wohl vollende.
3.) In deinem Nam'n lass sein bereit
Mein' Händ' zu beten allezeit,
Das Herz empor sich schwinge,
Ein Segen bald den andern ruf,
Ein' Wohltat auf die andre hoff',
Und ich mit Dank dir singe.
Sprich du
Hierzu
Durch dein Namen
Selber Amen,
So wird kommen,
Was mir dient zu Nutz' und Frommen. (a)
4.) Wenn's Zeit ist, hin zum Tisch zu gehn
Und davon wieder aufzustehn,
Lass mich's tun in dein'm Namen,
Damit die Speis' mir wohl gedeih,
Dein Segen allzeit dabei sei,
Auch Leib und Seel' beisammen,
Reichlich
Durch dich
Werd' erquicket,
Fein geschmücket
In dem Leben,
Bis du's dort wirst besser geben.
5.) Lass dies Jahr sein in Gnadenjahr,
Dass mir Erbarmung widerfahr,
Wenn ich mein' Sünd' bereue.
Du bist der rechte Gnadenthron,
O Jesu, wahrer Gottessohn,
Aus Gnad' mir kannst verzeihen,
Heil mich,
Weil ich
Krank von Sünden,
Lass mich finden
Huld und Gnade,
Dass mir meine Sünd' nicht schade.
6.) Sei mein Jesus im Leben mein,
Mein Jesus im Sterbstündelein,
Mein Heiland und Fürsprecher,
Mein Jesus an dem Jüngsten Tag,
Wenn mich der Satan will anklag'n,
Gar scharf wie ein Bluträcher.
Begleit
Bei Zeit,
Mich zur Freude
Nach dem Leide,
Zu dein'm Throne,
Setz mir auf die Ehrenkrone.
7.) Dass ich im großen Jubeljahr
Mit der heiligen Engelschar
Ohn' Unterlass dich ehre.
Und seh dein lieblich Angesicht
Mit unverwandtem Augenlicht,
Dein' Ruhm und Lob vermehre,
Ei nu,
Jesu,
Komm behände,
Mach's ein Ende
Mit dem Leben,
Lass uns ewig vor dir schweben!
(a) Frommen ist ein anderes älteres Wort für Nutzen
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Autor: Johannes Niedling
Melodie: Wie schön leuchtet der Morgenstern
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Geistreiches Gesang-Buch oder
Alter und Neuer auserlesener Liederschatz
von Kaspar Neumann
Verlag von Johann Carl Drachstedt
Budissin (Bautzen), 1778
Liednummer 223
Thema: Kirchen-Jahresanfang oder Neujahr
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Johannes Niedling (* 1602 in Sangerhausen/Kurfürstentum Sachsen; † 14. Februar 1668 in Altenburg) war Lehrer und ein evangelisch-lutherischer Lieddichter. Niedling arbeitete ab 1626 als Lehrer an einem Altenburger Gymnasium. Er veröffentlichte 1635 am Verlagsort Leipzig ein Gesangbuch unter dem Titel 'Bußpsalmen, Chorlieder und Lobgesänge', das eigene und fremde geistliche Lieder enthält. Seine Lieder aus dieser Sammlung fanden teils weite Verbreitung. Das von dem Pfarrer und Hymnologen Albert Friedrich Wilhelm Fischer (1829-1896) initiierte und nach seinem Tod ab 1904 in Gütersloh von Wilhelm Christian Ludwig Tümpel (1855-1915) herausgegebene mehrbändige Werk 'Das deutsche evangelische Kirchenlied' enthält 17 Lieder von Niedling. Sein Pfingstlied 'O Heiliger Geist, o heiliger Gott, du Tröster wert' steht im Evangelischen Gesangbuch (EG) aus dem Jahr 1993 unter Nummer 131.
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Ein Jahr ist abermals durchlebt
1.) Ein Jahr ist abermals durchlebt,
Auf, Christen, Herz und Händ' erhebt
Zu Gottes Macht und Gnade!
Dankt ihm für seine Huld und Treu'.
Sie ist uns alle Morgen neu
Auf unserm Pilgerpfade.
Sein Wort und Brot,
Fried' und Freude,
Trost im Leide,
Kraft zum Leben
Hat er uns bisher gegeben.
2.) Wir gehn ins neue Jahr hinein,
Gott wird auch ferner mit uns sein,
Uns helfen, schützen, segnen,
Wenn wir, wie er geboten hat,
Mit Lieb' und Treu', mit Rat und Tat,
Einander stets begegnen.
Kein Neid, kein Streit
Uns betrübe.
Fried' und Liebe
Uns regiere
Und zu allem Guten führe!
3.) Da lebt sich's wohl, da lebt sich's leicht,
Wo man sich gern die Hände reicht
In gegenseit'ger Liebe,
Wo man die Leidenschaft bezwingt,
Nach Heiligung iúnd Tugend ringt
Aus einem edlen Triebe.
Richtig, züchtig
Lasst und wandeln,
Redlich handeln
Hier auf Erden,
Dann wird's auch ald besser werden.
4.) Gott, lass dies Jahr gesegnet sein,
Dass wir uns deiner Güte freun,
Du liebevoller Vater!
Behüt' uns vor Gefährlichkeit,
Vor Krankheit, Krieg und teurer Zeit,
Sei Helfer und Berater!
Schütze, segne
Alle Stände,
[Alle Hände,] (a)
Die arbeiten,
Glück und Wohlfahrt zu verbreiten.
5.) Schütz unsre Landesobrigkeit,
Gib, dass sie möge jederzeit
Des Volkes Wohl begründen.
Dass Recht und Pflichttreu ihren Lohn,
Und die, die diesem sprechen Hohn,
Verdiente Strafe finden.
Dass wir mit ihr
Stets ein stilles
Und zufriednes
Leben führen,
Wie es Christen will gebühren.
6.) Lass ferner auch dein heilges Wort
An jedem dir geweihten Ort
Uns gern und fleißig hören!
Gib deinen Dienern Mut und Kraft,
Dass sie es stets gewissenhaft
In Kirch' und Schule lehren,
Dass sich dein Reich
Dir zur Ehre
Stets vermehre,
Dass die Herde
Deines Sohnes größer werde.
7.) Ja, Herr, lass uns in dieser Zeit
Mit Weisheit und Gottseligkeit
Stets unser Leben führen!
Schnell eilen unsre Tage hin,
Ach, lass uns nicht aus Aug' und Sinn
Das große Ziel verlieren,
Dass wir nach dir
Nur verlangen,
Dir anhangen,
Dir vertrauen
Und dereinst dich ewig schauen.
8.) Dort werden wir im hellern Licht,
Von Angesicht zu Angesicht
Ihn, unsern Heiland, sehen.
Da wird kein Tag und Nacht mehr sein,
Nur Himmelsglanz, verklärter Schein
Und ew'ges Wohlergehen.
Jesus Christus
Wird uns geben
Nach dem Leben
Himmelsfreuden
Für die kurzen Erdenleiden.
9.) Dann werden mit der Engel Schar
Das ewig große neue Jahr
In höchster Lust wir feiern.
Wir werden unsre Lieben sehn,
Wie sie vor Gottes Throne stehn
Und stets sein Lob erneuern!
Heilig, heilig!
Wird's dort schallen
In den Hallen
Sel'ger Chöre,
Dem dreiein'gen Gott zur Ehre!
(a) diese Zeile fehlt, sie wurde sinngemäß ergänzt, um das Versmaß zu erfüllen
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Autor: Johann Heinrich Bräutigam
Melodie: Wie schön leuchtet der Morgenstern
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Schwarzburgisches Sion
oder Schwarzburgs geistliche Liederdichter in biographischen Skizzen nebst einer Auswahl ihrer Lieder
Druck der fürstl. priv. Hofbuchdruckerei
Rudolstadt, 1857
Thema: Kirchen-Jahresanfang oder Neujahr
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Johann Heinrich Bräutigam (* 23. November 1811 in Oberrottenbach, Fürstentum Schwarzburg-Rudolstadt; † unbekannt) war ein Lieddichter evangelisch-lutherischer Konfession. Bräutigam wurde als Sohn eines Bauern geboren und bewies schon zur Zeit seiner Schulzeit in der örtlichen Dorfschule ein aufgewecktes Wesen. Er war in der Lage, seinem Vater nach dem Kirchbesuch die Predigten des Pfarrers und ihre zentralen Aussagen wiederzugeben, wenn dieser wegen eines körperlichen Leidens am Kirchgang gehindert gewesen war. Nach der Ableistung seines Militärdienstes heiratete, gründete eine Familie und lebte als Landwirt in seiner Heimatgemeinde. Seine geistlichen Interessen bewies er, als er begann, Lieder zu schreiben, von denen eines in die 1857 in Rudolstadt aufgelegte Liedsammlung 'Schwarzburgisches Sion' aufgenommen wurde.
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Photo: Baum an der Sylter Straße in Wiesbaden-Dotzheim, OT Sauerland
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Wie dass du doch, o sündlichs Herz
1.) Wie dass du doch, o sündlichs Herz,
So wohlgemut kannst leben?
Empfindest du denn keinen Schmerz,
Wirst nicht mit Angst umgeben?
Ist denn die Furcht so ganz von hier,
Dass du nicht eins erwägst bei dir,
Was du dir hast erworben?
2.) Beschau dein Leben, das du führst,
Beschau all deine Wege:
Beschau, ob du dich so regierst,
Zu wandeln Gottes Stege?
Ist wohl dein Tun also gekehrt,
Wie es der Herr, dein Gott, begehrt?
Hast du ihn wohl geliebet?
3.) Ach, du hast nie an ihn gedacht,
Du folgst ja deinem Willen.
Was dir gefällt, wird gleich vollbracht,
Die Sünden zu erfüllen
Ist nur dein Will', was der verspricht,
Wird gleich von dir zu Werk gericht,
Dem folgest du ohn' Maßen.
4.) Du denkest nie an deinen Gott,
Wie es von dir begehret,
Stößt dann zur Hand dir Kreuz und Not,
So ist dein Herz gekehret
Den Augenblick zwar himmelan,
Doch ziehn dich nach der Erdenbahn
Bald wieder deine Sünden.
5.) Mit kalten Lippen dienst du Gott,
Weist nicht, was dein Mund saget:
Die Andacht ist dir nur ein Spott,
Die Sünde dir behaget.
Die Lust der Welt schwebt dir so vor,
Dass du nicht kannst die Seel' empor
Zu deinem Schöpfer richten.
6.) Hingegen dienest du der Welt
Mit heiß-ergebnem Herzen,
Und was derselben wohl gefällt,
Willst du niemals verscherzen.
Du richtest aus mit höchstem Fleiß
Des Satans Willen und Geheiß,
Der dich so ganz besessen.
7.) Kommt dir zuweilen denn schon ein
Die Reu' ob deinen Sünden,
Und wolltest gern befreiet sein,
Will Bess'rung sich nicht finden,
Da ist kein rechter Vorsatz nicht,
Dein Sinn bleibt vor wie nach gericht',
Die Sünde zu verüben.
8.) Dein' Andacht währet gar nicht lang,
Du lässest sie bald schießen.
Bei Gottesfurcht wird dir zu bang,
Du musst der Welt genießen.
Es kommt dir gar zu leichtlich an,
Zu gehen auf der Wollustbahn
Von Gottes Weg zu weichen.
9.) Deswegen trau'r du sichres Herz,
Wach auf von deinen Sünden,
Empfinde wahre Reu' und Schmerz,
So wird sich Gott auch finden.
Bitt' ihn, der dir so manches Mal
Erließ die Sünden ohne Zahl,
Dass er auch nun verzeihe.
10.) Er hat sich gütig oft erzeigt,
Dir deine Schuld vergeben,
Wenn du zu ihm dein Herz geneigt,
Und frömmer wollen leben.
Er tat dir gleich den Himmel auf
Wenn du, und zwar im schwachen Lauf,
Verzeihung kamst zu suchen.
11.) Also wird er sich auch jetzund
Nöch gütig lassen finden:
Wenn nur dein Herz ist wie der Mund,
Und lassen will von Sünden.
Bedau'r mit Tränen deine Schuld,
So wird des Höchsten Vaters Huld
Mit Gnade dir erscheinen.
12.) Bekehre dich zu deinem Gott,
So wird sich Gott auch kehren
Zu dir in deiner letzten Not,
Dir deine Bitt' gewähren.
Doch diesen Vorsatz hab dabei,
Hinfort von Sünd' zu leben frei,
Und deinem Gott zu dienen.
13.) Sag allen deinen Lüsten ab,
Sag ab all deinen Sünden,
Dein sündlichs Herz nur bald vergrab,
Willst du ein reines finden,
Sag zu, du wollest Gott allein
Hier deine Freude lassen sein,
Und ihn alleine lieben.
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Autor: Anton Ulrich von Braunschweig
Melodie: Aus tiefer Not schrei ich zu dir
oder: Such, wer da will ein ander Ziel
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Neu eingerichtetes [evangelisches]
Sachsen-Weimar-Eisenach-Jenaisches-Gesangbuch
Herausgegeben von Johann Georg Weber
Verlag Siegmund Heinrich, priv. Buchhändler
Weimar, 1755
Liednummer 353
Thema: Buß- und Bettag
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Anton Ulrich von Braunschweig-Wolfenbüttel (* 4. Oktober 1633 in Hitzacker; † 27. März 1714 in Salzdahlum bei Wolfenbüttel) war Herzog zu Braunschweig und Lüneburg und Fürst von Braunschweig-Wolfenbüttel aus dem Haus der Welfen. Er war der Sohn des Herzogs August von Wolfenbüttel und jüngerer Bruder des Herzogs Rudolf August. Er interessierte sich schon früh für die Wissenschaften, Theologie und Dichtkunst und gehörte zu den gelehrtesten Fürsten seiner Zeit. Er studierte ab dem Jahr 1650 in Helmstädt und bereiste Deutschland, Holland, Frankreich und Italien. Er vermählte sich 1656 mit Elisabeth Juliane, der Tochter des Herzogs Friedrich von Holstein-Norberg. Als nach des Vaters Tode 1666 sein Bruder Rudolf August Herzog wurde, ernannte ihn dieser zum Statthalter und nahm ihn, da er selbst keine männlichen Nachkommen hatte, mit Bewilligung der Landstände 1685 zum Mitregenten an. Nachdem sein Bruder im Jahr 1704 verstorben war, trat Anton Ulrich allein die Regierung der Braunschweig-Wolfenbüttelschen Lande an. Als Greis von 77 Jahren trat er aus politischen Gründen zur katholischen Kirche über, was allerdings keinen Einfluss auf seinen Untertanen und sein Land hatte und ließ sich am Totenbett wieder von evangelischen Pfarrern Trost zusprechen. Er ist sowohl als Kirchenliederdichter als auch durch seine Romane bekannt geworden; seine Lieder erschienen 1667 in Nürnberg in der Sammlung 'Christfürstlichen Davids Harpffenspiel'.
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Photo: Wiesbaden-Dotzheim, Stegerwaldstraße
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Ist meine Wallfahrt nun vollbracht
1.) Ist meine Wallfahrt nun vollbracht
In diesen Lebenswegen?
Mein Sarg und Grab ist ausgemacht,
Darin will ich ablegen,
Was mir noch Sterbliches anklebt,
Und mich bisher beschweret,
Mein Geist hat gnug darin geschwebt,
Wird nun der Ruh' gewähret.
2.) Legt euch nun hin, mein Fleisch und Bein,
Der Zoll und Sold der Sünden
Muss doch einmal erleget sein,
Der Tod wird ihn wohl finden.
Ihr müsst hier zwar mit Haut und Haar
Vermodern und verwesen.
Doch wird euch Gott ganz hell und klar,
Auf's neu zusammenlesen.
3.) Das Weizenkorn bricht nicht herfür,
Es sei denn vor erstorben.
So meine Glieder seid auch ihr
Zwar tot, nicht gar verdorben,
Der Herr wird euch aus eurer Gruft
Bald wieder lassen blühen,
Und unverweslich durch die Luft
Zu eurer Seele ziehen.
4.) Mein Geist, nun hält dich nichts mehr an,
Fahr hin in diesem Kleide,
Das dir dein Jesus angetan
Von seiner Unschuldsseide.
Fahr hin, sein Blut beträufelt dich,
Und mischt sich in dein Weinen,
Fahr hin, so kannst du würdiglich
Vor Gottes Thron erscheinen.
5.) Nun wohl und selig, denn dich nu
Die Engel Gottes leiten,
Du wirst bald in die süße Ruh'
Der Auserwählten schreiten.
Fang immer an, ich höre schon
Ein dreifach 'Heilig' klingen,
Stimm ein, da ist der Lebens-Thron,
Gott Lob und Dank zu singen.
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Autor: Georg Sigismund Vorberg
Melodie: Was Gott will, das g'scheh allzeit
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Johann Anastatasii Freylinghausen
Geistreiches Gesang=Buch.
den Kern alter und neuer Lieder in sich haltend
Herausgegeben von Gotthilf August Francke
gedruckt in Halle, 1741
Im Verlag des Waisenhauses
Liednummer 1389
Thema: Tod und Ewigkeit
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Georg Sigismund Vorberg (* 27. Januar 1624 in Bautzen/Sachsen, + 5. Dezember 1669) war Jurist, Staatsbeamter und evangelisch-lutherischer Kirchenlieddichter. Er studierte in Wittenberg und Straßburg. Von seinem weiteren Leben nach derzeitiger Quelllage überliefert, dass er um 1652 Notar in Bautzen und ab 1660 Stadtkämmerer in seiner Heimatstadt war. Die ab 1904 in Gütersloh von Albert Fischer herausgegebene Sammlung 'Das deutsche Kirchenlied' enthält zwei Lieder von ihm. Sein Abendmahlslied 'Ich Erde, was erkühn ich mich' mit 26 Versen versah Johannes Crüger in einer Ausgabe seiner Liedersammlung 'Praxis pietatis melica' mit einer Melodie. Auch in das Straßbuger Gesangbuch von 1717 und in Freylinghausens Geistreiches Gesang-Buch von 1741 wurden Lieder von ihm aufgenommen.
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¸¸,ø¤º°`°º¤ø,¸¸,ø¤º°`°º°´°º¤ø,¸¸,ø¤º°`°º¤ø,¸
Georg Sigismund Vorbergs Lieder/ Hymns
¸¸,ø¤º°`°º¤ø,¸¸,ø¤º°`°º°´°º¤ø,¸¸,ø¤º°`°º¤ø,¸
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Glaube, Kampf und Rechtfertigung
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Derzeit noch nicht erfasst / Currently not scanned
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Also hat Gott die Welt geliebt, dass er ihr seinen Jesum gibt
Ich Erde, was erkühn ich mich
Ist meine Wallfahrt nun vollbracht
Photo: Herbstlandschaft bei Schloss Freudenberg, Wiesbaden-Dotzheim
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Prediget mit Freuden
1.) Prediget mit Freuden
Und von Jahr zu Jahr
Von des Heilands Leiden,
Ja, nur dies - fürwahr!
Denn das Werk, das e i n e,
Das den Vater ehrt,
Ist's, wenn die Gemeine
Seinen S o h n verehrt.
2.) Ach, Er liebt so herzlich,
Ohne dass man Ihn
Eben lang und schmerzlich
Müsste drum bemühn. -
J e d e s Kind der Sünde,
Wenn Er wird gewahr,
Dass sich's s e i n e m Kinde
Hingibt ganz und gar.
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Autor: Nikolaus Ludwig von Zinzendorf
Melodie: ohne Angaben
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gefunden in:
Geistliche Gedichte des
[Nikolaus Ludwig] Grafen von Zinzendorf
gesammelt und gesichtet von Albert Knapp
J.G. Cotta'scher Verlag
Stuttgart und Tübingen, 1845
Thema: Kirchen-Jahresende oder Jahresende
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Reichsgraf Nikolaus Ludwig von Zinzendorf und Pottendorf, (* 26. Mai 1700 in Dresden/Kurfürstentum Sachsen; † 9. Mai 1760 in Herrnhut) war ein lutherisch-pietistischer Theologe und Lieddichter. Zinzendorf war der Sohn von Georg Ludwig Reichsgraf von Zinzendorf und Pottendorf (1662–1700) und Charlotte Justine von Gersdorff (1675–1763). Der berühmte evangelische Theologe Philipp Jacob Spener (1635-1705) war sein Taufpate. Zinzendorfs Vater verstarb früh; worauf der Sohn in Großhennersdorf in der Oberlausitz bei seiner frommen Großmutter, Henriette Katharina von Gersdorff (1648-1726), lebte. Er besuchte in den Jahren zwischen 1710 und 1715 das Pädagogium der Franckeschen Stiftungen in Halle, wo seine Neigung zum Pietismus verstärkt wurde. Zinzendorf immatrikulierte sich im Jahr 1716 an der Universität in Wittenberg, um Rechtswissenschaften zu studieren und unternahm von 1719 bis 1720 Bildungsreisen in die Niederlande und nach Frankreich. Von 1721 bis 1732 war er Hof- und Justizrat in Diensten Friedrich August I. von Sachsen (1670-1733) in Dresden, heiratete 1722 Erdmuthe Dorothea Gräfin Reuß-Ebersdorf (1700-1756) und übernahm 1722 von seiner Großmutter das Rittergut Mittelberthelsdorf am Hutberg in der Oberlausitz, das er für Glaubensflüchtlinge aus Mähren, Nachkommen der böhmisch-mährischen Brüder, öffnete. Diese gründeten die unterhalb des Hutbergs gelegene Siedlung Herrnhut, aus der die kirchlich eigenständige Brüdergemeine erwuchs. Seit 1731 wurden dort die bis heute in Buchform jährlich veröffentlichten 'Herrnhuter Losungen' herausgegeben, wobei die ermittelten Bibelverse ausgelost werden und als Leitgedanken für jeden Tag dienen. 1731 brachte Zinzendorf einen westindischen Sklaven von Kopenhagen nach Herrnhut. Dessen Berichte von St. Thomas motivierten die Gemeinde zur Missionsarbeit, die ab 1732 in Amerika und Afrika Menschen zum christlichen Glauben führte. Im Jahr 1734 erfuhr Zinzendorf die Ehre, als lutherischer Theologe ordiniert zu werden; bereits zwei Jahre später aber wurde er aus Sachsen verbannt, worauf er in die Wetterau in Hessen ging und dort die Gemeinden Marienborn, Burg Ronneburg und Herrnhaag gründete. 1737 wurde Zinzendorf durch den reformierten Hofprediger Daniel Ernst Jablonski, der zugleich Bischof der polnischen Brüder-Unität war, in Berlin zum Brüderbischof ordiniert. In den folgenden Jahren unternahm Zinzendorf Reisen als Prediger in die Ostseeprovinzen, nach England, Nordamerika, auf die Westindischen Inseln und Saint Thomas. Als ihm 1747 die Rückkehr nach Sachsen gestattet wurde, gelang es ihm, für die Herrnhuter Brüdergemeine die Freiheit der Verkündigung und die Tolerierung als Gemeinde zu erreichen und integrierte sie im Gegenzug in die lutherische sächsische Landeskirche. Von 1750 an lebte Zinzendorf meistens in London, ab 1755 in Berthelsdorf. Nach dem Tod seiner Frau Erdmuthe Dorothea, heiratete Zinzendorf einige Zeit später seine enge Mitarbeiterin Anna Nitschmann (1715-1760). Zinzendorf ist der Autor von annähernd 2000 geistlichen Liedern, von denen über 800 in die Gesangbücher der Brüdergemeine, aber auch in die der Landeskirchen aufgenommen wurden. Im Evangelischen Gesangbuch (EG) von 1993 stehen fünf seiner Lieder; das bekannteste ist das Christuslied 'Jesu, geh voran auf der Lebensbahn'. Das sog. 'Kleine Gesangbuch der evangelischen Brüdergemeine' aus dem Jahr 1870 enthält 301 Lieder von Zinzendorf, die er gänzlich verfasst oder zu denen er einzelne Strophen beigetragen hat. Eine Sammlung seiner geistlichen Lieder erschien im Jahr 1845 in Stuttgart und Tübingen.
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Photo: Weinberg in Wiesbaden-Dotzheim mit Blick auf das Gebiet von Wiesbaden-Frauenstein
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Dem Ziele zu, es naht die Stunde
1.) Dem Ziele zu, es naht die Stunde
Wann wir dich sehn, dem wir geglaubt.
O sel'ges Wort, gewisse Kunde,
Dass nichts aus deiner Hand uns raubt!
Ob Sonnenschein, ob Sturmeswehn:
Bald werden wir Dich droben sehn.
2.) Bis hin zum Ziel - du hast's versprochen -
Willst du, o Jesu, bei uns sein.
Nie hast du je Dein Wort gebrochen:
Du bleibst bei uns, denn wir sind dein.
Ja, du wirst immer mit uns gehn,
Bis wir dich, Jesu, droben sehn.
3.) Bis hin zum Ziel: Der Erde Leiden,
Sie sind nicht wert der Herrlichkeit,
Die an uns wird in ew'gen Freuden
Dort offenbar nach kurzer Zeit.
Schnell wird die Nacht vorübergehn:
Der Morgen naht, da wir dich sehn.
4.) Bis hin zum Ziel, die Meilen schwinden,
Der Glaube siegt in Kampf und Streit.
In dir ist Kraft zum Überwinden,
Du trägst durch jede Schwierigkeit.
So lass in deiner Kraft uns gehn,
Bis wir dich, Jesus, ewig sehn.
5.) Dem Ziele zu! Im Friedenshafen
Läuft bald das Schiff droben ein.
Ob Du, Herr, kommst, ob wir entschlafen,
Wir werden jubelnd bei dir sein.
Wir werden dankend vor dir stehn,
Wir werden dich verherrlicht sehn.
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Autor: Georg von Viebahn
Melodie: Mir ist Erbarmung wiederfahren
oder: Wer nur den lieben Gott lässt walten
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Gemeinde-Psalter
Vierstimmige Ausgabe
6.-9. Tausend
Bundes-Verlag
Witten/Ruhr, 1938
Liednummer 717
Thema: Tod und Ewigkeit
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Gegenstand: Psalm Nr. 16
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Georg von Viebahn, genannt II. (der Zweite oder der Jüngere) (* 10. März 1888 in Engers am Rhein/Rheinprovinz (Preußen); † 7. Dezember 1915) war ein deutscher Landwirt und Lieddichter. Sein vollständiger Name lautete Wilhelm Heinrich Johann Georg von Viebahn und er wurde als Sohn des Generalleutnants Georg von Viebahn (1840-1915) geboren, der eine führende Stellung in der evangelischen Gemeinschaftsbewegung eingenommen hatte und dessen Bruder General Rudolf von Viebahn einer der Gründer der evangelischen Berneuchener Bewegung war. Georg von Viebahn II. war Landwirt auf Gut Rotenmoor in Mecklenburg und fiel im Ersten Weltkrieg als Artellerie-Abteilungs-Adjutant bei Somme-Py in der Champagne. Von seinen geistlichen Liedern ist eines überregional bekannt geworden; es ist ein Ewigkeitslied mit fünf Strophen und heißt 'Dem Ziele zu, es naht die Stunde'.
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Bild: Baum an der Sylter Straße in Wiesbaden-Dotzheim, OT Sauerland
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Mein Herz ist im Himmel, mein Herz ist nicht hier
1.) Mein Herz ist im Himmel, mein Herz ist nicht hier,
Mein Herz ist im Himmel, o Jesu, bei Dir!
Da droben verweil ich mit Herz und mit Sinn,
Und himmelwärts eil ich, wo immer ich bin.
Mein Herz ist im Himmel, mein Herz ist nicht hier,
|: Mein Herz ist im Himmel, o Jesu, bei Dir! :|
2.) Auf dornigem Pfade durchwall ich allhier
Die grausige Wüste, oft sinkend ins Knie,
Um einsam zu beten, mein Jesu, zu Dir.
Mein Herz ist im Himmel, mein Herz ist nicht hier!
Mein Herz ist im Himmel, mein Herz ist nicht hier,
|: Mein Herz ist im Himmel, o Jesu, bei Dir! :|
3.) Das Sehnen der Seele, das heimliche Weh,
Die Augen voll Tränen, gerichtet zur Höh,
Sie reden verständlich dem Heiland und mir:
Mein Herz ist im Himmel, mein Herz ist nicht hier!
Mein Herz ist im Himmel, mein Herz ist nicht hier,
|: Mein Herz ist im Himmel, o Jesu, bei Dir! :|
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Autor: Hermann Windolf
Melodie: eigene Melodie
Thema: Glaube, Kampf und Rechtfertigung
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Friedrich Wilhelm Herman Windolf (* 8. Mai 1846 in Grünenplan/ Königreich Hannover; † 12. Februar 1922 in Queensland/Australien) war eine bedeutende Persönlichkeit der evangelisch-baptistischen Bewegung in Deutschland. Windolf hatte 1865 in Hamburg einen Missionskurs absolviert, war dort als Hafenmissionar tätig und anschließend in den Gemeinden Salzgitter, Holzminden, Herford und Einbeck tätig. Ab dem Jahr 1870 wirkte er in Braunschweig und wanderte im Jahr 1877 nach Australien aus, wo er Gemeinden in Marburg und Engelsburg in Queensland betreute. Er war als Schriftsteller tätig und verfasste geistliche Lieder für den Gottesdienst, die in mehreren Sammlungen erschienen. Darüber hinaus gab er die Predigten des Gründers der deutschen Baptistengemeinden Johann Gerhard Oncken (1800-1884) heraus. Im sog. Gemeinde-Psalter aus dem Jahr 1930, dem offiziellen Gesangbuch der Freien evangelischen Gemeinden, steht ein von Windolf verfasstes geistliches Lied.
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Photo: Wiesbaden-Dotzheim, Stegerwaldstraße
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Gott, wir preisen deine Güte
1.) Gott, wir preisen deine Güte,
Loben dich mit Herz und Mund,
Und mit dankbarem Gemüte
Rühmen wir zu dieser Stund',
Dass du uns in unserm Leben
So viel Gutes hast gegeben.
2.) Alle Jahre, die verflossen,
Zeigen deine Vater-Treu,
Da viel Gutes wir genossen,
Jetzt wird deine Güte neu,
Die sich über uns ausbreitet,
Da dein Auge uns stets leitet.
3.) Elend, Krankheit und Beschwerden
Hast du von uns abgewandt,
Und viel Gutes hier auf Erden
Hat uns deine Vaterhand
Zugewandt, dass wir im Segen
Ihm das alte Jahr hinlegen!
4.) Ach, so lass auch deine Gnade
Walten dieses neue Jahr
Über uns, und aller Schade
Not und Trübsal und Gefahr
Müsse weit entfernet bleiben
Und zum Danken uns antreiben.
5.) Lass auf uns den Segen fließen,
Kröne uns mit deinem Gut,
Deiner Gnade uns genießen,
Halte uns in deiner Hut.
So wird denn in allen Dingen
Es uns allzeit wohl gelingen.
6.) Ja, lass uns zu allen Zeiten
Dich stets rühmen immerfort,
Dein Lob mehr und mehr ausbreiten,
Halten fest an deinem Wort.
Das verheißet Leben, Segen,
Und wir gehn auf rechten Wegen.
7.) Obrigkeit und Untertanen
Halte stets un deinem Schutz!
Lehrer, die den Weg uns bahnen,
Schütze. - Wehr der Feinde Trutz!
Niedrig, Hoher, Reich- und Armen
Wollst du ferner dich erbarmen.
8.) Stadt und Land sei dir ergeben,
Mache du des Kummers frei
Alle, die darinnen leben,
Stehe ihnen kräftig bei.
Über Junge und die Alten
Wollest du in Gnaden walten.
9.) Aller Menschen dich erbarme,
Denn sie sind ja einzig dein.
Und in deine Vaterarme
Lass sie eingeschlossen sein.
Gib, dass sie stets deinen Willen
Sich bemühen zu erfüllen.
10.) Auch die Kranken und Elenden
Wollst du gnädig sehen an,
Deine Hilfe ihnen senden,
Und - gehn sie des Todes Bahn -
Lass sie seliglich abscheiden
Und eingehn zur Himmelsfreuden!
11.) Unser Bitten und Begehren,
Gott, erhöre gnädiglich
Und desselben uns gewähren,
Schütze uns auch mächtiglich.
Dafür wollen wir dich preisen
Und uns dankbar dir erweisen.
12.) Endlich wenn die Zeit wird kommen,
Da sich endet der Weltlauf,
Alsdenn wirst du alle Frommen
Mit dir führen Himmel auf.
Gib, dass wir zu dir eingehen,
Als die Deinen vor dir stehen.
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Autor: Fürst zu Anhalt-Zerbst Johann August
Melodie: Herr, ich habe missgehandelt
oder: Werde licht, du Stadt der Heiden
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Wiederholtes Halleluja der Kinder Gottes auf Erden. Das ist: Neu aufgelegtes und verbessertes Gesangbuch der Stadt Dohma im Fürstentum Sachsen-Querfurth
Herausgegeben von Johann Gottlieb [Theophilus] Horwein
Verlag Johann Joachim Ahlfeld
Dahme und Wittenberg, 1764
Liednummer 115
Thema: Kirchen-Jahresanfang oder Neujahr
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Johann Adolf von Anhalt-Zerbst (* 2. Dezember 1654 in Zerbst/Fürstentum Anhalt-Zerbst; † 19. März 1726 ebenda) aus dem Geschlecht der Askanier war Militär und Lieddichter. Johann Adolf war der fünfte Sohn des Fürsten Johann von Anhalt-Zerbst (1621–1667) aus dessen Ehe mit Sophie Auguste (1630–1680), Tochter des Herzogs Friedrich III. von Holstein-Gottorp (1597-1659). Im Jahr 1606 waren alle anhaltischen Landesteile zur evangelisch-reformierten Konfession übergetreten, das Land und die regierende Familie kehrte jedoch 1644 zur lutherischen Konfession zurück, was auch für Johann Adolf Gültigkeit hatte. Nach dem Tod seines Vaters stand er unter der Vormundschaft seiner Mutter, des Landgrafen Ludwig VI. von Hessen-Darmstadt (1630-1678) und des Fürsten Johann Georg II. von Anhalt-Dessau (1627-1693). Im Anschluss an seine, damals übliche, Kavalierstour durch Europa trat er zuerst 1674 in braunschweig-lüneburgische Militärdienste, anschließend in holländische, dänische und brandenburgische Anstellungen und nahm in den folgenden Jahren an mehreren Feldzügen und Kriegen teil. Im Jahr 1676 schloss er mit seinen Brüdern einen Hausvertrag, wobei im Land die Primogenitur, das Erstgeburtsrecht, eingeführt wurde, um eine Zersplitterung des Landes zu vermeiden. Johann Adolf schrieb mehrere geistliche Lieder, die u.a. in das Zerbster Gesangbuch von 1721 aufgenommen wurden und war Mitglied der literarischen 'Fruchtbringenden Gesellschaft', einer Sprachgesellschaft, die von 1617 bis 1680 bestand. Johann Adolf starb unverheiratet und kinderlos. In seinen letzten Lebensjahren hatte er sich um Kirchen und die Armenpflege verdient gemacht. Er wurde in der Zerbster Bartholomaikirche bestattet. In Johann Caspar Wetzel Kirchenliedsammlung 'Hymnopoeographia', am Verlagsort Herrnstadt von 1719 bis 1724 herausgegeben, sind 25 Lieder aus seiner Feder aufgeführt, wobei Wetzel die Lieder irrtümlich dem Fürsten Johann A u g u s t zu Anhalt-Zerbst zuschrieb.
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Photo: In Wiesbaden-Dotzheim, Gemarkung Im Himmelreich
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Herbst ist es jetzt, von Blättern leer die Bäume
1.) Herbst ist es jetzt, von Blättern leer die Bäume,
Nur hier und dort an Zweigen flattert eins,
Durchsichtig sind des Waldes tiefe Räume
Im Dämmerlicht des grauen Tagesscheins.
Die Wolken senken sich, wie schwere Träume,
Bis in die Kluft hinab des Felsgesteins.
Entflohen sind die schönen Sängerinnen, (a)
Und Raben krächzen um die öden Zinnen.
2.) Herbst ist es jetzt. Dein Schmuck ist dir genommen,
Du stolzer Wald, der Kranz ist dir geraubt.
Der raue Nord (b) ist über Nacht gekommen
Und hat dich, Kind des Südens, angeschnaubt,
Von gelben Wogen ist dein Fuß umschwommen,
An deinen Wurzeln rauscht es falb umlaubt.
Dein Feind, die Krone ganz dir zu verderben,
Tanzt stürmisch triumphierend auf den Scherben.
3.) Herbst ist es jetzt. Ich wühl mit meinem Stabe
Im Blättermeer, das wirbelnd mich umkreist.
Ich steh an meines Glückes offnem Grabe,
Und aus den Blättern spricht des Waldes Geist.
Der Vater, den ich heiß geliebet habe,
Erscheint mir, seinem Sohne, der verwaist.
Der Wald, ein Leichnam, liegt zu meinen Füßen,
Kein Trost, als des Entseelten Geistergrüßen:
4.) 'Herbst ist es jetzt!' so haucht der Blätter Flüstern,
Doch fasse dich, nicht für die Ewigkeit
Verfallen ist dein Freund dem Tod, dem düstern,
Bald kehrt der Tag der Jugendherrlichkeit,
Ein schöner Held wird wehren den Verwüstern,
Er heißet: Lenz! (c) Er ist's, der mich befreit.
Geh schlaf in deines Hüttleins warmer Ecke,
Bis freudebrausend ich dich auferwecke!'
5.) 'Herbst ist es jetzt!' muss ich dem Geist erwidern,
Du tröstest mich mit deiner Zukunft nicht.
Nun ist es aus mit meinen Waldesliedern,
Mit deinem Tod erstirbt mein Waldgedicht.
Wirst du im neuen Lenz dich neu befiedern,
Du bist's nicht mehr, du trautes Waldgesicht,
Du bist erbleicht, dich werd' ich nimmer sehen!
Leb wohl. Ins Hüttlein will ich schlafen gehen.'
(a) die Singvögel
(b) Nordwind
(c) Frühling
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Autor: Balthasar Reber
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Alpenrosen, ein Schweizer Almanach
auf das Jahr 1854
Herausgegeben von A.E. Fröhlich
Schweighausersche Verlagsbuchhandlung
Basel, 1854
Thema: Herbstlied
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Balthasar Reber (* 7. Dezember 1805 in Basel/Schweiz; † 13. März 1875 ebenda) war ein Schweizer evangelisch-reformierter Pfarrer, Historiker und Schriftsteller. Er wurde als Sohn des Kaufmanns Nicolaus Reber geboren und studierte von 1825 bis 1830 Philologie, Geschichte und Theologie in Berlin und Basel. Nach seiner Ordination war er zunächst als Pfarrer, dann ab 1840 als Lehrer für Geschichte tätig. Im Jahr 1845 promovierte er an der Universität Basel, wo er sich sechs Jahre später auch habilitierte. Ab 1853 wirkte er als Lehrer an der Gewerbeschule und ab 1855 zudem als außerordentlicher Professor für Schweizer Geschichte an der Universität Basel. Reber veröffentlichte Schriften zur Schweizer Geschichte, speziell des Spätmittelalters und der Frühen Neuzeit, die sich durch genaues Quellenstudium auszeichnen. Als Schriftsteller schrieb Reber Gedichte und historische Erzählungen. Im Jahr 1843 veröffentlichte Reber zusammen mit Wilhelm Wackernagel eine Sammlung vaterländischer Lieder unter dem Titel 'Zeitgedichten'. Seine Gedichte stehen auch in der Zeitschrift 'Alpenrose', die zwischen 1811 und 1854 in Basel erschien.
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Gott, deiner Liebe Fülle
1.) Gott, deiner Liebe Fülle
Macht uns getrost und stille,
Wie steil der Weg auch ist.
Will Not uns niederbeuen
Und sich kein Ausweg zeigen -
Genug, dass Du die Liebe bist!
2.) Wir dürfen freudig sagen,
Dass Du in allen Lagen
Die Deinen nie vergisst.
Will uns der Feind betören,
Durch Zweifel gar uns stören -
Genug, dass Du die Liebe bist!
3.) Dein Lieben ohne gleichen
Wird nimmer von uns weichen,
Trotz Satans macht und List.
Wir dürfen aufwärts schauen
Und rufen voll Vertrauen:
Genug, dass Du die Liebe bist!
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Autor: unbekannt
Melodie: Nun ruhen alle Wälder
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Geistliche Lieder von Jean Emil Leonhardt
Privatdruck, Bad Homburg v.d. Höhe, ca. 1930
Liednummer 9
Thema: Gottvertrauen, Kreuz und Trost
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Jean Emil Leonhardt (* 1853 in Bad Homburg vor der Höhe, † 24. August 1918) war deutscher Industrieller, Kaufmann und evangelisch-freikirchlicher Lieddichter. 1870 kam er während einer Ausbildung in England mit den 'Open Brethren' (Freigesinnten Brüdern) in Kontakt. Er schloss sich der auch nach ihrem Gründer John Darby 'Darbysten' genannten Freikirche an und begann, zurückgekehrt in seine Geburtsstadt, damit, eine eigene Sektion dieser Freikirche aufzubauen, die bis heute in Form einer evangelischen Freikirche weiter besteht. Ab 1887 sammelte er Gleichgesinnte um sich, mietete einen Saal für die Gottesdienste und die Gemeindearbeit und gründete mit Friedrich Kleemann einen Chor. Auch wirtschaftlich war Leonhardt erfolgreich: 1905 rief er eine eigene Firma, die Rex-Conservenglas-Gesellschaft, ins Leben. Im Jahr 1897 heiratete er Ida Schneider und hatte mit ihr fünf Söhne und drei Töchter. Anlässlich der 100. Wiederkehr seines Todestages veranstaltete die Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde am 26. August 2018 in Bad Homburg einen Gedenk-Gottesdienst für ihren Gründer. 1930 erschien im Privatdruck eine Sammlung geistlicher Lieder, die Leonhardt für seine Freikirchengemeinde gesammelt und zum Teil selbst verfasst hatte.
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Photo: 'Unter den Fichten' in Wiesbaden-Bierstadt
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Zeuch hin, mein liebes Kind
- Bei der Beerdigung eines Kindes -
1.) Zeuch (a) hin, mein liebes Kind,
Zeuch hin, mein halbes Leben,
Dieweil ich dich ja muss
Dem Schöpfer wieder geben,
Der dich gegeben mir.
Zeuch hin, du liebes Herz!
Ich aber leider, ach!
Bin einsam, voller Schmerz.
2.) Ich und dein Mütterlein
Sind nunmehr ganz verlassen
Von dir, doch nicht von Gott,
Betrübet höchster Maßen
Und haben schon vor Angst
Verwandelt unser Kleid.
Anstatt der Freud' ist nichts
Bei uns als Herzeleid.
3.) Ich will nun nichts mehr tun,
Als zu dem Höchsten schreien, (b)
Dieweil ich leb und bin,
Der wird mich wohl erfreuen.
Kommst du, mein liebes Kind,
Gleich wieder nicht zu mir,
So weiß ich doch gewiss,
Ich komme hin zu dir.
4.) Zeuch demnach immer hin
Zur englischen Gemeine (c),
Du liebes Herzelein,
Du herzgeliebtes Kleine!
Ich will, wenn meine Zeit,
Dich fröhlich wieder sehn.
D a s ist mein bester Trost, -
Wenn Gott will, solls geschehn.
5.) Herr Jesu, habe Dank,
Dass du an mich noch denkest
Und mich nach Vaters Art
Aus Lieb' ein wenig kränkest.
Lass mir dein tröstlich' Wort
Nun in der Traurigkeit,
So hab ich, was mich hier
Und ewig dort erfreut.
(a) alte Form von 'ziehe'
(b) hier im Sinn von 'klagen'
(c) zur Gemeinde der Engel
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Autor: Johann Hildebrandt
mögl. Melodie: Nun danket alle Gott
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gefunden in:
Das deutsche evangelische Kirchenlied
des siebzehnten Jahrhunderts
Herausgegeben von Albert Fischer und W. Tümpel
Erster Band
Druck und Verlag C. Bertelsmann
Gütersloh, 1904
Liednummer 546
Thema: Tod und Ewigkeit
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Johann Hildebrandt, auch Hildebrand (* Juni 1614 in Pretzsch an der Elbe, heute ein Ortsteil der Stadt Bad Schmiedeberg im Landkreis Wittenberg in Sachsen-Anhalt, + 5. Juli 1684), war ein deutscher Komponist, Kantor, Organist, Schriftsteller und evangelisch-lutherischer Kirchenlieddichter.
Er übernahm 1637 das Amt des Organisten der Kirche St. Nikolai in Eilenburg/Sachsen und versah dieses bis zu seinem Tod. Er blieb in erster Linie wegen seiner Friedensmotette aus dem Jahr 1645 in Erinnerung, die unter dem Titel 'Krieges-Angst-Seufftzer bey itzigen grund-bösen kriegerischen Zeiten instendig zu gebrauchen' erschien.
Weitere Werke können möglicherweise auch Johann Heinrich Hildebrand, einem Kantor aus Ohrdruf/Thüringen zugeschrieben werden. Johann Hildebrand verfasste als Lieddichter die 1656 in Leipzig erschiene Vertonung von 50 Psalmen unter dem Titel 'Geistlicher Zeit-Vertreiber, so da bestehet in funffzig Psalmen'. Die ab 1904 in Gütersloh von Albert Fischer herausgegebene Sammlung 'Das deutsche Kirchenlied' enthält zwei Lieder von Hildebrandt.
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Photo: Landschaft in Wiesbaden-Dotzheim, bei Schloss Freudenberg
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Auf, hinauf, bedrängte Seele
1.) Auf, hinauf, bedrängte Seele!
Zu dem Gott, der gern beglückt!
Sprich ihn kindlich an, erzähle
Ihm den Kummer, der dich drückt.
Mit Vatersinn
Hört er drauf, verkehrt dein Leiden,
Ist's dir gut, in süßen Freuden.
Zu ihm nur hin!
2.) Wer von Herzen ihm vertrauet
Und mit fester Zuversicht
Auf zu ihm nach Hilfe schauet,
Wahrlich, den verlässt er nicht.
Drum harre sein,
Meine Seele, in der Stille.
Denn bei ihm ist Rats die Fülle,
Dich zu erfreun.
3.) Alle Wege, seinen Kindern
Beizustehen, kennet er:
Und was kann daran ihn hindern?
Nichts ist seiner Kraft zu schwer.
Und seine Treu'
Reicht so weit als Sonnen glänzen.
Seine Lieb' ist ohne Grenzen,
Er steht dir bei.
4.) Doch nicht immer zu der Stunde,
Da wir gern die Hilfe sähn,
Heilt er unsers Herzens Wunde,
Ob wir gleich darum ihn flehn.
Der Höchste übt
Durch Erduldung längrer Schmerzen
In der Treu oft fromme Herzen,
Weil er sie liebt.
5.) Drum, o Seele, sei zufrieden,
Hebt er auch nicht gleich dein Leid.
Es erscheinet doch den Müden
Endlich der Erquickung Zeit.
Dein Lobgesang
Wird gewiss nach bangen Zähren (a)
Noch den treuen Retter ehren
Mit lautem Dank.
6.) Sei nur stets zu ihm erhoben,
Wandle richtig seine Bahn.
Suche eifrig, was dort oben,
Wo kein Leid mehr ängsten kann.
Dem Himmel zu,
Wo, nach viel durchweinten Stunden,
So viel Fromme schon gefunden
Die wahre Ruh'!
(a) Tränen
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Autor: August Christian Ludwig Isensee
Melodie: Auf, hinauf zu deiner Freude
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gefunden in der
Anthologie christlicher Gesänge
aus allen Jahrhunderten der Kirche
Sechster Band
Herausgegeben von August Jakob Rambach
verlegt bei J. F. Hammerich,
Altona und Leipzig, 1833
Thema: Gottvertrauen, Kreuz und Trost
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August Ludwig Christian Isensee (* 5. September 1743 in Köthen; † 26. Juni 1824 ebenda) war ein deutscher evangelisch-lutherischer Pfarrer und Kirchenlieddichter. Er wirkte als Oberpfarrer, Superintendent, Konsistorialrat und Prediger am Hof in Köthen. Er trug zusammen mit anderen Herausgebern, dem Konsistorialrat und Superintendenten Johann David Rindfleisch († 1805) und dem Diakon Nagel († 1804), die Verantwortung für das 1793 erschienene Gesangbuch für das Fürstentum Anhalt-Köthen. Für dieses Gesangbuch hat Isensee zahlreiche ältere Lieder überarbeitet und ein eigenes zugefügt, dessen Titel 'Auf! hinauf! bedrängte Seele' lautet.
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Photo: Blick in den Schlosspark, Hanau/Main
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Weil das alte Jahr vergangen
1.) Weil das alte Jahr vergangen
Und das neue kommt herbei,
So lass uns, o Gott, anfangen,
Dass es Dir gefällig sei.
Ach Herr, sieh uns gnädig an,
Was wir wider Dich getan,
Wollest du nicht mehr gedenken,
Und die Schuld aus Gnaden schenken.
2.) Was Du uns für Guts erwiesen
In der nun vergangnen Zeit,
Dafür sollst Du sein gepriesen
Jetzund und in Ewigkeit,
Dass Du uns so wohl ernährt
Und auch alles Gut's beschert,
Unsere Last auch helfen tragen,
Drum wir billig (a) Dir danksagen.
3.) Dann: dass wir noch aufrecht gehen,
Dass wir noch im Leben sein,
Müssen wir ja all' gestehen,
Dass es komm von Dir allein.
Du hast über uns gewacht
Und beschirmt vor fremder Macht,
Drum wir billig dir zu ehren
Sollen alles Fleiß ankehren.
4.) Du hast uns gesund gesparet
Und gesegnet unser Land,
Unser Haus und Hof bewahret
Vor den Räubern, Krieg und Brand,
Unsre Stadt und unsre Grenz'
Vor der Seuch' und Pestilenz.
Darum sollen wir dich loben,
Gott im hohen Himmel droben.
5.) Solche Gnad' wollst du erneuen
Auch in diesem neuen Jahr,
Neue Kräfte auch verleihen,
Dir zu dienen immerdar.
Neuen Segen uns bescher
Und uns künftig auch ernähr,
Einen neuen Geist uns schenke,
Unser auf das neu gedenke.
6.) Gib, dass wir vom Alten lassen,
Neues Leben stellen an,
Unsern alten Adam (b) hassen,
Dass der neu' Mensch leben kann,
Tun den alten Sau'rteig (c) weg,
Dass er uns nicht mehr befleck.
Lehr die alte Vorhaut b'schneiden (d)
Und den alten Wandel meiden.
7.) Dass wir neue Gunst erlangen
Bei dir, unserm lieben Gott,
Lehr uns, dir allein anhangen,
Hilf uns auch aus aller Not.
Wenn das letzte Jahr kommt her,
Hilf' und Trost auf's neu bescher,
Dass wir mögen selig sterben, -
Dort das neue Leben erben.
(a) billig' bedeutete früher 'recht', 'sehr', auch 'wie es sich gehört' und wurde als eine positive Bekräftigung verwendet. Vergleiche hierzu 'recht und billig', eine Redeweise, die den ursprünglich positiven Charakter des Worts zeigt und dessen Bedeutung später eine Einengung erfuhr.
(b) Nach christlicher Vorstellung unterliegt jeder Mensch der Erbsünde, die durch den Sündenfall Adams auf ihn gekommen ist und erst durch Jesus Christus und seinen Opfertod am Kreuz aufgehoben wurde. Adam oder Moses, zwei Personen des Alten Testaments, werden häufig als Personifizierungen der Erbsünde benannt. Der durch Christi Opfertod erlöste Mensch ist demgegenüber der neue Mensch, die neue Kreatur oder der neue Adam.
(c) Der Begriff des Sauerteigs hat im Neuen Testament einen ambivalenten Charakter. Zum einen steht er im Gleichnis vom Sauerteig für die Dynamik, die ein von Überzeugung getragener Glaube ausrichten kann (Evangelium des Matthäus, Kapitel 13, Vers 33), zum andern steht er für die Auffassung, dass alle schlechte Angewohnheiten abgelegt werden müssen, um ein neuer Mensch in Jesus Christus zu werden (vgl. 1. Brief an die Korinther, Kapitel 5, Vers 6)
(d) hier wird auf die Tradition der Juden der Beschneidung zurückgegriffen, um das alte überwundene Sündenleben bildlich endgültig zu entfernen
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Autor: Friedrich Greiff
Melodie: Wie nach einer Wasserquelle
oder: Freu dich sehr, o meine Seele
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Der Text wurde von mir behutsam, soweit
es die Strophenform und der Endreim zu-
ließen, in heutiges Hochdeutsch übertragen
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Das deutsche evangelische Kirchenlied des 17. Jahrhunderts
Herausgegeben von Albert Fischer (†) und
Wilhelm Christian Ludwig Tümpel, Dritter Band
Druck und Verlag C. Bertelsmann
Gütersloh, 1906
Liednummer 342
Thema: Kirchen-Jahresanfang oder Neujahr
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Friedrich Greiff (* 29. Oktober 1601 in Tübingen/Herzogtum Württemberg, † 20. November 1668) war Arzt, Apotheker, fürstlicher Rat und evangelisch-lutherischer Lieddichter. Er veröffentlichte mehrere Sammlungen eigener geistlicher Lieder, ein in Reimen gefasste Lebensbeschreibung Christi und gedichtete Andachten. Das von dem Pfarrer und Hymnologen Albert Friedrich Wilhelm Fischer (1829-1896) initiierte und nach seinem Tod ab 1904 in Gütersloh von Wilhelm Christian Ludwig Tümpel (1855-1915) herausgegebene mehrbändige Werk 'Das deutsche evangelische Kirchenlied des 17. Jahrhunderts' enthält sieben Lieder von Greiff.
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Nun ist der halbe Tag verflossen
1.) Nun ist der halbe Tag verflossen,
Die Sonne steht im höchsten Glanz.
Wie läuft sie doch so unverdrossen,
Und weiset ihre Strahlen ganz?
O käme unser Tugendschein
Mit solchem Glanze überein!
2.) O, hätten wir mit allen Schritten
Dem Guten also nachgeeilt,
Doch wir sind öfters abgeglitten
Und haben unsern Lauf verweilt.
Man hat gar schlecht an dich gedacht,
Und neuer Schulden viel gemacht.
3.) Doch hat kein Strahl von deiner Güte
Sich noch von uns zurück gekehrt,
Hierdurch erweichst du das Gemüte,
So wird der Missetat gewehrt.
Dir sei Dank, dass du unser schonst
Und noch hier mit Genaden wohnst.
4.) Ach Gott, lass dein Licht in mir scheinen,
Damit ich dich und mich erkenn,
Erwärm das Herz, und lass mich weinen,
Dass ich so oft mich von dir trenn'
Und hilf, dass ich den halben Tag
Viel Liebeswerk erweisen mag.
5.) Ist bisher was zurückgeblieben,
So wird es jetzt noch eingebracht,
Durch dich sei all mein Tun getrieben,
Mein Herz durch deine Furcht bewacht.
Dass ich nicht dein Gebot verlier'
Und Segen bei der Arbeit spür'.
6.) Regiere du derselben Leben,
Mit denen ich heut wandeln muss,
Dass sie mir keinen Fallstrick geben,
Noch sonst ein Unrecht und Verdruss.
Hinwieder leit auch mich dahin,
Dass ich niemand beschwerlich bin.
7.) Regiere die allhier noch wallen,
Und führe sie auf ebner Bahn,
Dass sie nicht in die Sünde fallen,
Nimm dich auch der Betrübten an,
Dass sie bei ihrer Kreuzes-Pein
In deiner Huld vergnüget sein.
8.) Verlöschet aber mit der Sonne
Zugleich auch vieler Lebens-Licht,
So führe sie zu jener Wonne,
Da ewig hin kein Glanz gebricht, (a)
Wo Christus, unsre Sonne, steht
Und weiter niemals untergeht.
(a) wo niemals der Glanz fehlen wird
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Autor: Friedrich Gude
Melodie: Wer nur den lieben Gott lässt walten
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Theologia in Hymnis oder
Universal=Gesangbuch
ausgefertigt von Johann Jakob Gottschald
Diacon zu Eubenstock
Verlegt bei Johann Christian Martini
Leipzig, 1737
Liednummer 28
Thema: Mittags- und Tischlied
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Friedrich Gude (* 1. Dezember 1669 in Görisseifen bei Löwenberg/Schlesien, † 6. März 1753 in Lauban), war evangelisch-lutherischer Pfarrer und geistlicher Liederdichter.
Gude wurde als Sohn eines Bauern geboren und besuchte in Niederwiese und am Gymnasium in Lauban die Schule. Nachdem er als Erzieher tätig war, wurde er 1696 Konrektor in Lauban, 1701 Diakon in Niederwiesa und stieg 1709 zuerst zum Rektor auf, um kurz danach in den kirchlichen Dienst zu wechseln, indem er Frühprediger an der Kirche zum Kreuze Christi in Lauban wurde. 1710 verlor er eines seiner Kinder und seine Frau, die er 1697 geheiratet hatte durch Krankheit. 1723 wurde er zum Archediakon und 1727 zum Pastor in Lauban berufen, wo er 1753 starb. Seine Lieder sind beispielsweise 1706 im Evangelisch-lutherischen Hausbuch seines Amtskollegen Johann Christoph Schwedler erschienen. Er selbst veröffentlichte Lieder in der Sammlung vom 'Neuvermehrten seufzenden Turteltäublein' (Lauban, 1723). Aufnahme fanden einige Lieder auch in das von seinem Sohn 1749 herausgegebene 'Neue Laubanische Gesangbuch zum Gebrauch beim öffentlichen Gottesdienst'. Sein Sohn Gottlob Friedrich Gude (1701-1756) war theologischer Schriftsteller und folgte ihm im Amt als Pfarrer.
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Dalmatian Pelican (Pelecanus crispus) is easily distinguished by the punk hairstly they sport. Little Rann of Kutch (LRK) Gujarat India, February 2015
Photo: Kurpark in Wiesbaden im Herbst
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O Menschen, diese kurze Zeit
1.) O Menschen, diese kurze Zeit
Führt in die lange Ewigkeit,
Zum Himmel oder Hölle,
So bleibt's nicht, wie es jetzo ist.
Der Feind sucht, wie er euch mit List
Die Netze heimlich stelle.
Darinnen er das Herz verstrickt,
Und zu dem Höllenpfuhl hinrückt.
2.) Die Sündenlust ist bald vorbei,
Drauf folgt ein ew'ges Angstgeschrei,
Man will gekühlet werden,
Und wär's mit einem Tröpfelein,
Doch kann auch dieses nicht mehr sein,
Man ist nicht mehr auf Erden,
Wo von dem guten Seelenhirt
Der Glaubensdurst gestillet wird.
3.) Dann hebet ihr die Augen auf
Und merket, doch zu spät, darauf,
Was ihr nicht merken wolltet,
Als ihr euch nämlich zu dem Mann,
Der segnen und verfluchen kann,
Bußfertig wenden solltet.
Nun ist die Gnadenzeit dahin,
Gott gibet euch der Höllen hin.
4.) Die Kluft, die zwischen Gott und euch,
Dem Himmel und dem Höllenreich,
Ist so befestigt worden,
Dass, welchen Gott verstoßen hat,
Und schrie er sich müd und matt,
Aus dem verfluchten Orden,
Durch gar nichts zu erretten steht
Und ewiglich verloren geht.
5.) Mein Räumlein ist in Abrahms Schoß,
Derselbe ist recht weit und groß,
Für mich und alle Seelen,
Die so, wie Abram gläubig sind
Und derer keiner Ruhe findt,
Als in den Wundenhöhlen,
Die Jesu unsre Sünde schlug,
Als er sie an dem Kreuze trug.
6.) Die Engel sind schon längst bestellt,
Die mich, sobald es Gott gefällt,
An diesen Ort hintragen.
Sie stehen auf den Wink bereit
Und geben allen das Geleit,
Die sich nur auf den Wagen
Aufsetzen, der zur Stadt hinführt,
Wo sie kein Leiden mehr berührt.
7.) Da seh ich dann, was Abram sieht,
Und wie sich eine Schar bemüht,
Das Lämmlein zu bedienen,
Wie die, die hier der Höll' entflohn,
Vor seinem hohen Gottes-Thron,
Wie Himmels-Pflanzen grünen.
Das alles, alles sehe ich, -
O liebster Heiland, hole mich.
8.) So lange ich auf Erden bin,
Schick ich mein Herze schon dahin,
Und lass das Wort mich lehren,
Das Christus mir vor Augen legt,
Darin er mir sein Heil vorträgt. -
Ich mag es gerne hören.
Drum braucht es keines Wunders nicht,
Ich glaube, was die Bibel spricht.
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Autor: Heinrich Ernst Graf zu Stolberg-Wernigerode
Melodie: O Ewigkeit, du Donnerwort
oder: Wir haben eine feste Stadt
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Neue Sammlung geistlicher Lieder
[gewidmet und unter der Beteiligung von Heinrich Ernst zu Stolberg]
Verlag des hiesigen und Commission des Hallischen Waisenhauses
Druck Johann Georg Struck, Hofbuchdrucker
Wernigerode, 1752
Liednummer 614
Thema: Tod und Ewigkeit
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Heinrich Ernst Graf zu Stolberg-Wernigerode (* 7. Dezember 1716 in Wernigerode/Grafschaft Wernigerode; † 24. Oktober 1778 in Halberstadt) war ein deutscher Politiker, evangelisch-lutherischer Domherr, Propst, Hymnologe, Herausgeber und Dichter zahlreicher geistlicher Lieder. Er war der älteste überlebende Sohn des Grafen Christian Ernst zu Stolberg-Wernigerode. Seine Mutter Sophie Charlotte geb. Gräfin zu Leiningen-Westerburg wurde stark vom Pietismus beeinflusst und erzog ihren Sohn in diesem Sinn. Heinrich Ernst studierte an den Universitäten in Halle/Saale und Göttingen und erhielt bereits 1739 Pfründe am Domstift in Halberstadt, wo er zum Propst des Stifts St. Bonifatius und St. Mauritius ernannt wurde. Nach dem Tod seines Vaters im Jahr 1771 übernahm der 55-Jährige die Regierung in der Grafschaft, wo er besonders das christlich-pietistische Leben förderte. Bereits zu Lebzeiten des Vaters hatte er die hymnologische Abteilung der gräflichen Bibliothek vergrößert, sammelte hierfür Gesangbücher und Liedanthologien und machte sich verdient, indem er die Autorenschaft vieler Lieder klärte. Darüber hinaus verfasste er selbst fast 400 geistliche Lieder, die von 1748 bis 1752 unter dem Titel 'Geistliche Gedichte' von Siegmund Jakob Baumgarten (1706-1757) in vier Bänden herausgegeben wurden. Heinrich Ernst bekanntestes Lied ist ein Kreuz- bzw. Trostlied mit elf Strophen und heißt 'Hier lieg ich nun, o Herr, zu deinen Füßen'. Es steht beispielsweise im Magdeburger Gesangbuch von 1772. Die hymnologische Sammlung ist seit der Restituierung nach dem Zusammenbruch der DDR wieder im Besitz der Familie.
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