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"to compare apples and oranges" is in German: Äpfel (apples) mit (with) Birnen (pears) vergleichen (compare)

 

Sandy Lopicic Superstvar Orkestar (see the CD on the picture): ""Eleno Kerko" (Musik des Orchesters von dem die CD am Bild ist - am Klavier Lopicic, der Regisseur des Stückes, das Premiere hatte)

 

Part of: "res noscenda note notiz sketch skizze material sammlung collection entwurf überlegung gedanke brainstorming musterbogen schnittmuster zwischenbilanz bestandsaufnahme rückschau vorschau" Stillleben bekommene Geschenke zur Premiere - Presents / Arbeit Work

 

DMC-GH3 - P1370603_2019-03-01 Storyline, Dramaturgie, Verlauf, Ablauf, Querverweise, Parallelen, rote Fäden, die sich durchziehen, nicht abreissen, Fäden die sich kreuzen: wieder: Frauen: von der Zeichnung der Schlagzeugspielerin gepostet zum Frauentag zu einer Fotoausstellung über drei Fotografinnen. und wieder zum Stück Rojava in dem es auch um Emanzipation geht

de.wikipedia.org/wiki/Internationaler_Frauentag

 

International Women’s Day,

 

en.wikipedia.org/wiki/International_Women%27s_Day

 

youtu.be/u_n1MuocuE4

 

youtu.be/hnKuDIp09UY

 

youtu.be/C5oBhss5PmI

 

youtu.be/d9wUVgEwS40

  

youtu.be/bEYFL1h4gU8

  

youtu.be/PGvnMuyjryY

  

youtu.be/CmB_DnfS1dg

  

youtu.be/noDvceRAFeg

 

youtu.be/gX2ZEbupK1E

  

youtu.be/uNAQdQYDHds

 

youtu.be/QiIJo8BFuOQ

  

youtu.be/ukSsPSMuQqU

  

youtu.be/f8kw4jdgreo

  

youtu.be/2GhY7qXGx-0

 

Stand Up For Something .

 

You can have all the money in your hands

All the possessions anyone can ever have

But it's all worthless treasure

True worth is only measured not by what you got

But what you got in your heart

You can have, you can have everything

But what does it, what does it mean

 

It all means nothing

If you don't stand up for something

You can't just talk the talk

You got to walk that walk yes you do

It all means nothing

If you don't stand up for something

And I'll stand up for you

And I'll stand up for you

yes I will, yes I will

 

You do the best to do the best that you can do

Then you can look in the mirror

proud of who's looking back at you

Define the life you're living

Not by what you take but what you're giving

And if you bet on love no way you'll ever lose

take a stand, make a stand for what's right

It's always worth, always worth the fight

 

‘Cuz It all means nothing

If you don't stand up for something

You can't just talk the talk

You got to walk that walk, yes you do

It all means nothing

If you don't stand up for something

and I'll stand up for you

 

Self respect, dignity

If that's all you got

Then you got all you need

And without that you don't have a thing

 

It all means nothing

If you don't stand up for something

You can't just talk the talk

You got to walk that walk, yes you do

It all means nothing

If you don't stand up for something

and I'll stand up for you.

 

Song by :Andra Day .

 

Alles Liebe zum Frauentag!

Drei Seiten der Medallie: Künstlerin: Anna Silberstein

 

Mögliche oder auch unmögliche Zuordnungen männlicher und weiblicher Eigenschaften. Künstlerin: Susanne Gabler

 

Courage: Lucia Schob setzt u. a. Frauen u. Männer in Szene, die in Bezug auf die Emanzipation Wirkung erzielt haben.

 

Etwas Kunst zum Sonntag

www.youtube.com/watch?v=53P8Q-LRyl8&t=5s

 

Vielen Dank für euren Besuch, Favoriten und Kommentare!

Thank you for your visit, favorites and comments!

Merci de votre visite, de vos favoris et de vos commentaires!

 

Im Rahmen der landesweiten 31. Kunstschau „Grauzone Kunst“, die vom 29.05. – 31.07.2021 an diversen Orten in Neustrelitz stattfand, waren auch in der Stadtkirche Neustrelitz einige Installationen und Ausstellungsstücke zu betrachten. Weitere Infos im Video

Some art for Sunday

As part of the nationwide 31st art show "Grauzone Kunst", which will take place from 29.05. - 31.07.2021 took place at various locations in Neustrelitz, some installations and exhibits could also be viewed in the Neustrelitz city church. More information in the video

   

Emanzipation

macht vor dem Schneemann nicht Halt!

Part of "res noscenda note notiz sketch skizze material sammlung collection entwurf überlegung gedanke brainstorming musterbogen schnittmuster zwischenbilanz bestandsaufnahme rückschau vorschau"

 

2mal 1 Photo Sonntag 14.5.2017 #muttertag #geschenk #present #tüte #papiertüte #papiersackerl #geschenkpapier #papier #paper #gift #einpacken #verpacken #wrap #wrapping #envelope #umschlag #kuvert #licht #light #schatten #shadow #tageslicht #sonne #sun #daylight #gesicht #face #maske #mask #maschera #spiegel #mirror #spiegelung #kaleidoskop #antonius #heilig #heiligenerscheinung #spagat #schnur #thread #ecke #corner #edge #falten #folding #weiß #white #red #rot #violet #pink #rosa #grey #grau #gray #graustufen #blau #blue #offwhite #pattern #muster #texture #textur #ornament #decoration #dekor #verzierung #design #stilysh #schrift #letter #writing #aufschrift #klimaneutral #reuse #upcycling #recycling #wiederverwerten #wiederverwenden #altpapier #einkaufstüte #einkaufssackerl #sonntag #sunday #buch #book #frau #woman #emanzipation #wandern #flanieren #spazieren #diptych #diptychon #triptych #triptychon #quadriptych #quadriptychon #brille #glasses #spectacles #goggles #beard #bart #bearded

  

Maria Petrova Drums (solo at the beginning and the end):

"In Concert" (youtube)

Still there are only a few women playing drums, percussion. Percussion ist nach wie vor männerdominiert.

 

Sigrid Grajek als Claire Waldoff mit einem Lied von 1926: "Raus mit den Männern ausm Reichstag" (Siegfried Holländer / youtube)

weil in einigen Ländern 100 Jahre Frauenwahlrecht gefeiert wird (Staat, in dem Frauen nach wie vor vom Wahlrecht ausgeschlossen sind: Vatikan), ein Berliner Lied und Berliner Sängerinnen weil in Berlin der Internationale Frauentag zum ersten Mal ein offizieller Feiertag ist. Wer das Original hören will:

Claire Waldoff 1926: "Raus mit den Männern ausm Reichstag" (youtube)

 

Die Schlagzeugerin Maria Petrova spielt auch in Rojava, und ich habe sie bereits einmal verlinkt. Das Bild zeigt ein Blatt aus meinem Rojava Soufflierbuch. Feminismus ist einer der Pfeiler in der Revolution in Rojava.

 

Part of: "Empty Padded ~ LeerGefüllt - Waiting Time at Work" - Left handed drawings and writings on the empty left pages of my prompter`s book Soufflierbuch Proben "Rojava" Ibrahim Amir // nicht nur am Frauentag

 

DMC-GH3 - P1370658 bearbeitung

Die Hausfrauenstichsäge ist ein uraltes Handwerkzeug, mit dem entgegen jeden Glaubens in Wahrheit, im Mittelalter die Fingerfertigkeit einer potenziellen Paarungspartners getestet wurde. Da diese Gerätschaften damals schon extrem teuer waren, war es auch nur der elitären Bevölkerung gegönnt, sich die begabten Frauen zu Ehe zu nehmen.

Vorgeschoben wurde hier immer ein fadenscheinliches Ereignis, bei dem zufällig die Hose platzte. Hier konnte der Werbende sowohl mit Masse um die Gunst balzen als auch direkt schauen, ob die Umworbenende das nötige Fingerspitzengefühl hat und ob sie zielorientiert Probleme löst.

Wer hier durchfiel, hatte nur noch die Chance ist mit dem dummen Pöbel zu vermählen, womit schon im Mittelalter vorprogrammiert, war das die soziale Schere immer weiter auseinanderklaffte.

 

Dieses seit Jahrhunderte bewahrte Geheimnis, wurde jetzt hier an dieser stelle geleakt. Da es einerseits durch die Emanzipation eh nicht mehr funktioniert und andererseits mir sowieso niemand glaubt.

 

Weitere skandalöse Recherchen werde noch folgen.

 

Euer Tintin vom Schloss Mühlenhof.

 

Ihr dürft natürlich gerne Teilen, kommentieren, konstruktiv kritisieren und Folgen.

 

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Please feel free to share, to commentate and to follow me.

Einen schönen Tag für alle Mädels... heute ist Internationaler Frauentag.

 

"Internationaler Frauentag (englisch International Women’s Day, kurz IWD), Weltfrauentag oder Frauentag sind Namen eines Welttags, der jährlich am 8. März gefeiert wird. Er entstand als Initiative sozialistischer Organisationen in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg im Kampf um die Gleichberechtigung, das Wahlrecht für Frauen sowie die Emanzipation von Arbeiterinnen...."

de.wikipedia.org/wiki/Internationaler_Frauentag

 

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Marie von Ebner - Eschenbach (Austrian authoress 1830 - 1916): "Eine gescheite Frau hat Millionen geborener Feinde: Alle dummen Männer" (free translation: A prudent, intelligent woman has millions of enemies: All stupid, dumb men)

 

Amina Mama: "The greatest threat to women (and by extension humanity) is the growth and acceptance of a misogynic, authoritarian and violent culture of militarism."

 

Blume: Geschenk, Taschentücher eingepackt und ausgepackt: Geschenk u. Info zum Frauentag: Die Grünen

Schokotaler ausgepackt, angebissen: gekauft "Press & Books" Westbahnhof

 

Part of "Weaving Diary Tapestry Aktion Tagebuch Teppich Tapisserie Tagebuch weben 365 days project 2: 2015 2016" 8. März 2016 women`s day Frauentag -timeline zeitliche Abfolge golden thread goldener Faden: 1. 1. - 17. 1.. red thread roter Faden18. 1. - 9. 2., led lichterkette: ab 10. 2. // "res noscenda note notiz sketch skizze material sammlung collection entwurf design entwurfarbeit überlegung gedanke brainstorming musterbogen schnittmuster zwischenbilanz bestandsaufnahme rückschau vorschau" - sometimes I take pictures of flowers / stillleben küche, still life kitchen

 

8. 3. 2016 #bluestocking #seitosha #suffragette #feminismus #present #food #essen #eat #color #colour #farbe #frühling #spring #maigrün #winter #draughtsman #problem #stille #silence #improvisation #inhalt #form #aufzeichnen #öffentlich #rede #einblick #anblick #weiß #white #work #arbeit #schaubild #schriftbild #idee #konzept #überlegung #gedanke #wrap #envelope #umschlag #kuvert #chrysalis #kokon #cocoon #private #privat #privateness #metapher #symbol #analogie #bilderzyklus #tapis #tapiz #tapistura #wandteppich #bildwirkerei #bildteppich #textilkunst #carpet #teppich #rug #beobachtung #view #blick #hirn #gehirn #gescheit #klug

„Wie haben Künstler:innen des afrikanischen Kontinents und seiner Diaspora den Alltag in den letzten 100 Jahren erlebt und künstlerisch verarbeitet? Um diese Frage zu beantworten, unternahm das Team rund um Koyo Kouoh, Direktorin und leitende Kuratorin des Zeitz MOCAA im südafrikanischen Kapstadt, eine intensive Recherche. Das Resultat ist eine umfassende Schau, die Werke von rund 120 Künstler:innen vereint: Ein Kaleidoskop, das der afrikanischen figurativen Malerei der letzten 100 Jahre gewidmet ist. Damit ist dem Museum eine bahnbrechende Ausstellung geglückt, die gesehen werden will – und die 2024 den Weg ins Kunstmuseum Basel findet.

 

Der Titel der Ausstellung ist inspiriert von der Netflix-Miniserie When They See Us (2019) der afroamerikanischen Regisseurin Ava DuVernay, in der thematisiert wird, wie Schwarze Jugendliche von Weissen als potenzielle Verbrecher:innen und damit als Bedrohung gesehen werden. Der Austausch des «They» zu «We» im Ausstellungstitel steht für eine Umkehr der Perspektive: Die ausgestellten Werke rücken die Sichtweise der Künstler:innen ins Zentrum. Die über 150 Kunstwerke werden in sechs Kapitel eingeteilt. Sie tragen die Titel «Alltag», «Freude und Ausgelassenheit», «Ruhe», «Sinnlichkeit», «Spiritualität» sowie «Triumph und Emanzipation».“

Am 1. September 1991 wurde die Cläre-Prem-Plakette feierlich enthüllt. Die Trierer Karnevalsgesellschaft Heuschreck hatte 1990 den Bildhauer Willi Hahn mit ihrer Anfertigung betraut, um eine große Liebhaberin des Karnevals und Bewahrerin der moselfränkischen Mundart zu ehren. So wird der „symbolische Fensterplatz“, den die „große Dame der Trier Mundart“, mit Blick über den Hauptmarkt, erhielt, als „posthume Liebeserklärung“ der Trierer Bürger empfunden.

 

Am 30. August 1899 wurde Cläre Prem in Duisburg geboren. Die von der Mosel stammende Schifferfamilie zog es bald nach der Geburt der Tochter in die trierische Heimat zurück. Cläre Prem wuchs im alten Stadtteil St. Barbara auf. Bereits 1918 publizierte die gelernte Verwaltungsangestellte erste Gedichte. Mit großem Erfolg erschienen Prosa, Poesie, Artikel und Kurzgeschichten der Schriftstellerin in Zeitschriften und Kalendern, im Trierischen Volksfreund und der Trierischen Landeszeitung. Ihre wahre Stärke sah Cläre Prem selbst in der Mundartdichtung und machte sie zu ihrem Lieblings-Sujet. Von 1946 bis 1964 wurden wöchentlich im Trierischen Volksfreund die fiktiven Gespräche der von Cläre Prem ersonnenen „Trierer Originale“ Koorscht und Kneisjen veröffentlicht. Liebevoll augenzwinkernd hielt die Mundartdichterin den Trierern den satirischen Spiegel vor. Bis in die 1980er Jahre lebten Koorscht und Kneisjen, verkörpert von Hans Kuhn und Werner Becker, in den Sitzungen der Trierer Karnevalsgesellschaft Heuschreck weiter. Cläre Prem verschrieb sich im KG Heuschreck und im Verein Trierisch, zu dessen Vorstand sie zählte, nicht nur der Mundart- und Brauchtumspflege, sondern engagierte sich ebenso leidenschaftlich für die Emanzipation der Frau. Unter dem Pseudonym Hanna Mann veröffentlichte sie mehrere Texte im Kampf für mehr Frauenrechte und für die Belange der Emanzipation. „Cläre alias Hanna stand ein Leben lang ihren Mann.“ (Morgen) Für ihre Verdienste um die Erhaltung der trierischen Mundart, sowie der Brauchtums- und Traditionspflege, erhielt sie mehrere Ehrungen. So würdigte der Stadtrat sie bereits 1960 mit dem Stadt-Ehrensiegel „augusta treverorum“. Im hohen Alter erblindete das echte „Babelser Mädchen“ und starb am 25. März 1988 im Pflegeheim St. Irminen. Sie hatte „ihre Stimme erhoben als ein Kind des Volkes, an dessen Puls sie mit aller Vehemenz und Liebe ihres gütigen und weltoffenen Herzens lauschte“. (Becker)

 

Im Bronzerelief der Cläre-Prem-Plakette ist nicht nur die Mundartdichterin liebevoll als „Trierer Original“ verewigt, sondern auch ihre berühmtesten, ersonnenen Figuren Koorscht und Kneisjen. Die Heuschrecke, das Wappentier der KG Heuschreck, auf der Fenstersprosse sitzend, verweist auf ihre innige Verbindung zum trierischen Brauchtum und der Karnevalsgesellschaft, die sie mit dieser Plakette ehrt.

 

Das Grabmal der 1988 verstorbenen Mundart-Dichterin befindet sich auf dem Trierer Hauptfriedhof.

 

Quelle: www.kunst-im-oeffentlichen-raum-trier.de/objekt/2689/

 

Wham Bam Thank You Ma'am: "I Got That Flow" (youtube)

 

Part of: "Memento - zeitweilige Entnichtung" - // - "res noscenda note notiz sketch skizze material sammlung collection entwurf überlegung gedanke brainstorming musterbogen schnittmuster zwischenbilanz bestandsaufnahme rückschau vorschau" Internationaler frauentag

 

8.3.2017 #frau #woman #female #emanzipation #feminismus #gleichberechtigung #blaustrumpf #suffragette #slipeinlange #binde #menstruation #blutung #periode #tage #monatsblutung #regel #holz #wood #parkett #parkettboden #holzboden #holzbrett #maserung #loch #hole #rebe #weinrebe #weinstock #found #fund #find #trove #detail #stilllife #stillleben #textur #texture #blume #blossom #blühen #verblühen #flower #pantiliner #unterwegs

A few TEDx Talks from different countries:

Annemarie Harant, Bettina Steinbrugger : "Breaking the bloody taboo"

Pravin Nikam: "Men need to talk about menstruation"

Berkley Conner: "What if periods were free?"

Nadya Okamoto: "The Menstrual Movement"

Diana Fabianova: "The menstruation taboo" (with Englsih subtitles)

Aditi Gupta: "A taboo-free way to talk about periods"

Chella Quint: "Adventures in Menstruating: Don't Use Shame to Sell"

Rupal Gupta, Apurva Kothari, Niharika Adwani: "A period to period-shaming. - TEDxYouth" (all links: youtube)

 

So manch einem, der den 2. Februar als Marienfeiertag (zur Erinnerung 2.Februar: Christliches Fest Mariä Lichtmeß Purificatio Mariae (Bibel: Frau während Regel und nach Geburt unrein - daher Purificatio, Reinigung....) feiert, ist der Frauentag am 8. März nicht einmal eine Erwähnung wert....

 

Part of: "Memento - zeitweilige Entnichtung" - // - "res noscenda note notiz sketch skizze material sammlung collection entwurf überlegung gedanke brainstorming musterbogen schnittmuster zwischenbilanz bestandsaufnahme rückschau vorschau"

 

8.3.2017 International Women`s Day #weben #weave #tapistura #tapestry #tapisserie #stern #star #handwerk #werkstatt #werkstätte #arbeitsraum #studio #rundweben #circular #reifen #ring #kreis #wolle #wool #green #grün #loom #frauentag #frau #woman #female #emanzipation #feminismus #gleichberechtigung #suffragette #slipeinlange #binde #sign #zeichen #menstruation #blutung #periode #tage #monatsblutung #zyklus #holz #wood #parkett #parkettboden #holzboden #holzbrett #maserung #loch #hole #rebe #weinrebe #weinstock #found #fund #find #trove #stilllife #stillleben #blume #blossom #blühen #verblühen #flower #rosa #pink #red #rot #blue #blau #licht #light #frühling #spring #violet #pantiliner #ebenholz #fliete #fransen

Danksagung: Über zeitgenössischen Schmuck lernte ich seit ich Kind bin, da mich meine Eltern in die Galerie am Graben (Galeristin Inge Asenbaum 1925 - 2016) mitnahmen und dann später auch, seit ihrer Gründung 1982 (da war ich 15), in die Galerie V&V (Veronika Schwarzinger, Verena Formanek) So begann in meiner Kindheit meine Auseinandersetzung mit der Bedeutung von Schmuck und einem Begriff von Schmuck nicht im traditionellen Sinn als Dekor, Wertanlage (Materialwert Gold, Edelsteine....), Statussymbol etc.

 

A few TEDx Talks from different countries:

Pravin Nikam: "Men need to talk about menstruation"

Annemarie Harant, Bettina Steinbrugger : "Breaking the bloody taboo"

Berkley Conner: "What if periods were free?"

Nadya Okamoto: "The Menstrual Movement"

Diana Fabianova: "The menstruation taboo" (with Englsih subtitles)

Aditi Gupta: "A taboo-free way to talk about periods"

Chella Quint: "in Menstruating: Don't Use Shame to Sell"

Rupal Gupta, Apurva Kothari, Niharika Adwani: "A period to period-shaming. - TEDxYouth" (all links: youtube)

 

So manch einem, der den 2. Februar als Marienfeiertag (zur Erinnerung 2.Februar: Christliches Fest Mariä Lichtmeß Purificatio Mariae (Bibel: Frau während Regel und nach Geburt unrein - daher Purificatio, Reinigung....) feiert, ist der Frauentag am 8. März (UN Tag für die Rechte der Frau) nicht einmal eine Erwähnung wert....

Wenn Menschen dagegen kämpfen, daß Frauen während der Menstruation als dreckig angesehen und behandelt werden - siehe Videos- hat das sehr wohl etwas mit FrauenBEFREIUNG zu tun, hat das sehr wohl etwas mit Rechten der Frau zu tun.

 

Part of: "res noscenda note notiz sketch skizze material sammlung collection entwurf überlegung gedanke brainstorming musterbogen schnittmuster zwischenbilanz bestandsaufnahme rückschau vorschau" Schmuck Design - 8. März Internationaler Frauentag - die Donau so blau ist nicht blau und Schnee ist nicht weiß

 

8.3.2017 #frau #woman #gleichberechtigung #feminismus #emanzipation #sakko #hemd #shirt #chemise #frackhemd #frack #smokinghemd #tuxedo #smoking #verdeckt #knopfleiste #baumwolle #cotton #manschettenknopf #stud #cufflink #knopf #silber #silver #blau #blue #wolle #wool #faden #thread #gefärbt #blut #blood #red #rot #blutrot #tampon #tampax #ob #weiß #white #blütenweiß #black #schwarz #schmuck #design #schmücken #objektkunst #konzeptkunst #menstruationsneid #vaginaneid #gebärneid #gebärmutterneid #mann #männer #square #quadrat #circle #kreis #naht #knopf #knopfloch #kreuz #cross #textilkunst #gewand #kleidung #kleid

Volkseigene Großtaten

Von Sero, Zahnrädern und Reagenzgläsern: Das Buch »Erfindungen aus der DDR«

Von Hagen Bonn

 

Die größten Erfindungen der DDR waren unsichtbar. Praktisch nicht vorhanden waren Lohnsteuer-, Sozialversicherungs- und Rentenkassenbürokratie, genauso Existenzangst. Scheidung in acht Wochen war kein Problem. Kaum ins Gewicht fielen auch die Konsumpreise, die zudem 40 Jahre lang stabil blieben. Wer heute ins Koma fällt und nach einem Jahr wieder aufwacht, merkt erst einmal nichts von dem »Sabbatjahr«. Wie gehabt kommen keine Krankenschwestern ins Fünfbettzimmer, wenn man den Knopf am Bett drückt, und im Radio laufen natürlich, was sonst, »die größten Hits der Siebziger, Achtziger und Neunziger!« Aber dann ... melden sich das Finanzamt, die Rentenkasse und die netten Herrn von den Inkassobüros. Wer jetzt nicht wieder ins Koma fällt, hat ein gutes Jahr lang Probleme am Hals. Das zum Sachstand!

 

Nun zum Ernst der Sache. Beginnen wir mit dem Sputnik-Schock (1957). Die Sowjetunion führte als Bezwingerin des Weltraums allen vor, dass Wissenschaft und Fortschritt die natürlichen Freunde des Sozialismus sind, sein müssen – bei Strafe des Untergangs! Die Systemkonfrontation der beiden Machtblöcke in Ost und West (1946–1989) wurde nirgends so unverhohlen und verbissen geführt wie auf dem Spielfeld der Erfinder, Neuerer und Produktivkraftfetischisten. Der Kapitalismus hatte da Vorteile, weil die Revolutionierung der Produktivkräfte in seiner DNA verankert ist. Sie ist ja seine historische Mission, die Steigerung der Produktivität sein Lebenselixier. Mit der Stationierung von Atombomben und fortschreitender Umweltzerstörung wurde dann aber auch das Marxsche Axiom verständlicher, nach dem die Produktionskräfte sich ab einem bestimmten Punkt immer mehr in Destruktionskräfte verwandeln.

 

Die oben erwähnten Großtaten der DDR – und ich habe noch nichts von Sport-, Kultur- und Kunstförderung gesagt –, führten einerseits zur einzigartigen Emanzipation der »Hauptproduktivkraft« Mensch; auf der anderen Seite standen immer größere Verluste in der rein materiellen Schlacht, wie sie zum Beispiel mit Zahnrädern und Reagenzgläsern geführt wurde. Bis zum Ende der DDR konnten wir eine »sozialistische Triebkraft« im Sinne eines selbstregulierenden ökonomischen Zwangs zur Weiterentwicklung der Produktion nicht finden. Unser Zusammenbruch hängt zentral mit dieser Leerstelle zusammen. Unser Fortschritt in Produktion und Neuerung kam über Ansätze leider nicht hinaus.

Um Schönheit und Größe dieser Ansätze geht es im Buch »Erfindungen aus der DDR«. Das Autorentrio nimmt uns mit auf große Fahrt. Wir ziehen quer durch die ostdeutsche Republik, kaum ein Winkel wird ausgelassen. Wir lesen über Sero (landesweites Verwertungssystem für Sekundärrohstoffe), denken automatisch das Jammertal von Grüner Punkt und Dosenpfand mit und realisieren, dass das Recycling des Kapitalismus im doppelten Sinne ein Problem ist.

Einige Seiten weiter stoßen wir auf die beliebten, weil Zeit und Energie sparenden Tempo-Erbsen, auf therapeutisches Spielzeug (VEB Sonni Sonneberg) und auf die unzerstörbaren Dederon-Einkaufsbeutel. Genau jene, die man zur Wendezeit verschämt gegen Aldi-Tüten eintauschte, weil man glaubte, das sei schicker. In der DDR gab es keine Plastiktüten, den Blauen Engel freilich auch nicht. Heute schwimmen Milliarden Plastiktüten tonnenschwer durch die Weltmeere – von Haien und Seepferdchen zu Recht argwöhnisch beobachtet.

Natürlich müsste ich jetzt auch über die Kittelschürzen aus Schwarza/Rudolstadt in Thüringen einiges sagen, aber wieso Eulen nach Athen tragen? Jüngere Zeitgenossen müssen nicht verzagen, unser Buch ist reich bebildert. Stimmungsvolle Fotos begleiten alle Kapitel, auch das zum grünen Pfeil, das umso interessanter ist, weil das Verkehrsleitzeichen heute noch in Gebrauch ist, Tendenz fallend ...

Die Autoren lassen keinen Zweifel daran aufkommen, dass, die damaligen Umstände eingerechnet, einiges auf die wackligen Beine gestellt wurde. Es handelte sich immer um ehrliche Bemühungen, und oft genug waren die Ergebnisse herzeigbar. Am Ende der Zeitreise haben wir uns erinnert, manchen Sachverhalt vertieft in Zusammenhänge eingeordnet, manche Humoreske zweimal gelesen und ein wenig besser verstanden, wie dieses kleine Land auf den Wogen des Klassenkampfes hin und her geworfen wurde, wie es sich tapfer wehrte, aufbäumte, heldenhaft gegen die Böen stemmte, um dann doch unterzugehen. Hier muss ich zwingend – der Stimmung wegen – unseren Thomas Müntzer zitieren: »Geschlagen kehren wir nach Haus, die Enkel fechten’s besser aus«. Fürwahr, so soll es sein!

 

Mandy Ganske-Zapf/Dennis Grabowsky/Robert Kalimullin: Erfindungen aus der DDR. Bild und Heimat, Berlin 2018, 128 S., 14,99 Euro

 

(aus www.jungewelt.de/artikel/347402.sachbuch-volkseigene-gro%...)

  

DSC_1996kl

Regensburg - Steinerne Brücke

(noch ohne Einrüstung)

 

Die Steinerne Brücke ist neben dem Regensburger Dom das bedeutendste Wahrzeichen der Stadt Regensburg und gilt als ein Meisterwerk mittelalterlicher Baukunst. Sie verbindet die durch die Donau getrennten Stadtteile Innenstadt und Stadtamhof. 2007 wurde sie für die Auszeichnung als Historisches Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst in Deutschland nominiert.

 

Am Brückenscheitel befindet sich das Bruckmandl (Brückenmännchen), welches einst die städtischen Freiheitsrechte und die Emanzipation aus der Vormundschaft des Bischofs symbolisierte. Diese Figur stammte ursprünglich aus dem Jahre 1446, die aktuelle Ausführung wurde am 23. April 1854 aufgestellt. Eine Vorgängerfigur befindet sich im Historischen Museum Regensburg.

 

de.wikipedia.org/wiki/Steinerne_Brücke

„Wie haben Künstler:innen des afrikanischen Kontinents und seiner Diaspora den Alltag in den letzten 100 Jahren erlebt und künstlerisch verarbeitet? Um diese Frage zu beantworten, unternahm das Team rund um Koyo Kouoh, Direktorin und leitende Kuratorin des Zeitz MOCAA im südafrikanischen Kapstadt, eine intensive Recherche. Das Resultat ist eine umfassende Schau, die Werke von rund 120 Künstler:innen vereint: Ein Kaleidoskop, das der afrikanischen figurativen Malerei der letzten 100 Jahre gewidmet ist. Damit ist dem Museum eine bahnbrechende Ausstellung geglückt, die gesehen werden will – und die 2024 den Weg ins Kunstmuseum Basel findet.

 

Der Titel der Ausstellung ist inspiriert von der Netflix-Miniserie When They See Us (2019) der afroamerikanischen Regisseurin Ava DuVernay, in der thematisiert wird, wie Schwarze Jugendliche von Weissen als potenzielle Verbrecher:innen und damit als Bedrohung gesehen werden. Der Austausch des «They» zu «We» im Ausstellungstitel steht für eine Umkehr der Perspektive: Die ausgestellten Werke rücken die Sichtweise der Künstler:innen ins Zentrum. Die über 150 Kunstwerke werden in sechs Kapitel eingeteilt. Sie tragen die Titel «Alltag», «Freude und Ausgelassenheit», «Ruhe», «Sinnlichkeit», «Spiritualität» sowie «Triumph und Emanzipation».“

Allen Frauen wünsche ich einen schönen Tag!

 

Der Internationale Frauentag entstand als Initiative sozialistischer Organisationen in der Zeit um den Ersten Weltkrieg im Kampf um die Gleichberechtigung, das Wahlrecht für Frauen und die Emanzipation von Arbeiterinnen. Dieser Kampf ist leider immernoch nicht zu Ende. Wir brauchen weniger Blumen und dafür mehr Gleichberechtigung bei den Gehältern und den Karrierechancen und weniger dumme Sprüche, Anmache und Belästigung! (FB)

„Wie haben Künstler:innen des afrikanischen Kontinents und seiner Diaspora den Alltag in den letzten 100 Jahren erlebt und künstlerisch verarbeitet? Um diese Frage zu beantworten, unternahm das Team rund um Koyo Kouoh, Direktorin und leitende Kuratorin des Zeitz MOCAA im südafrikanischen Kapstadt, eine intensive Recherche. Das Resultat ist eine umfassende Schau, die Werke von rund 120 Künstler:innen vereint: Ein Kaleidoskop, das der afrikanischen figurativen Malerei der letzten 100 Jahre gewidmet ist. Damit ist dem Museum eine bahnbrechende Ausstellung geglückt, die gesehen werden will – und die 2024 den Weg ins Kunstmuseum Basel findet.

 

Der Titel der Ausstellung ist inspiriert von der Netflix-Miniserie When They See Us (2019) der afroamerikanischen Regisseurin Ava DuVernay, in der thematisiert wird, wie Schwarze Jugendliche von Weissen als potenzielle Verbrecher:innen und damit als Bedrohung gesehen werden. Der Austausch des «They» zu «We» im Ausstellungstitel steht für eine Umkehr der Perspektive: Die ausgestellten Werke rücken die Sichtweise der Künstler:innen ins Zentrum. Die über 150 Kunstwerke werden in sechs Kapitel eingeteilt. Sie tragen die Titel «Alltag», «Freude und Ausgelassenheit», «Ruhe», «Sinnlichkeit», «Spiritualität» sowie «Triumph und Emanzipation».“

Short Video about an experiment of 3 men and the conclusions they draw from it:

"Guys Experience Periods For The First Time" (they experience only one of the things that are part of menstruation) (youtube 4min48)

 

TED Talk by Arunachalam Muruganantham - also known as the menstrual man: "The sanitary pad revolution (Wie ich eine Monatsbinden-Revolution gestartet habe)" (English + Deutsche Untertitel)

 

Link to the homepage of the documentary movie about him by Amit Virmani: "Menstrual Man"

 

Slipeinlage mit Schrift: Menstruation

durchgestrichen: Tabu taboo Religion Märchen Mythos heilig unrein (läßt sich fortsetzen mit: Aberglaube Fluch Zauber .... durchgestrichen)

 

So manch einem, der den 2. Februar als Marienfeiertag (zur Erinnerung 2.Februar: Christliches Fest Mariä Lichtmeß Purificatio Mariae (Bibel: Frau während Regel und nach Geburt unrein - daher Purificatio, Reinigung....) feiert, ist der Frauentag am 8. März (UN Tag für die Rechte der Frau) nicht einmal eine Erwähnung wert....

 

Wenn Menschen dagegen kämpfen, daß Frauen während der Menstruation als dreckig angesehen und behandelt werden, wenn dagegen gekämpft wird, daß Frauen eingeredet wird, daß sie unrein seien, hat das sehr wohl etwas mit FrauenBEFREIUNG zu tun, hat sehr wohl etwas mit Rechten der Frau zu tun.

 

Die Stilisierung einer einzelnen Frau zur jungfräulichen Mutter (bis hin zu der Hochstilisierung zur absolut reinen Frau, die nie eine Menstruation hatte) und deren Verehrung in Marienkulten trägt in keinster Weise zur Frauenbefreiung bei, im Gegenteil. Dies als kurze Stellungnahme zu Argumentationen wie "das christentum ist frauenfeindlich (stimmt nur teilweise - s. marienkult, [....]" (wörtl. Zitat Kommentar Fabio Keiner).

 

Und nun kann man nocheinmal nachdenken über: Männer, egal welcher sexuellen Ausrichtung, für die Marienfeiertage zählen, die aber den Tag für die Rechte der Frau nicht einmal erwähnenswert finden.

 

Part of: "res noscenda note notiz sketch skizze material sammlung collection entwurf überlegung gedanke brainstorming musterbogen schnittmuster zwischenbilanz bestandsaufnahme rückschau vorschau" Schmuck Design - 8. März Internationaler Frauentag - die Donau so blau ist nicht blau und Schnee ist weder weiß noch off-white // anti-sakrale Kunst / Esoterik Entlarvung / kein Fetisch

 

9. März #menstruation #regel #blutung #periode #monatsblutung #tage #einstecktuch #mythos #religion #heilig #tabu #taboo #märchen #myth #swallowtail #frau #woman #frauentag #feminismus #emanzipation #fashion #mode #herrenmode #accessoire #dekor #decor #slipeinlange #binde #sign #zeichen #pantiliner #damenmode #sakko #hemd #shirt #chemise #frackhemd #frack #smokinghemd #tuxedo #smoking #verdeckt #knopfleiste #baumwolle #cotton #wolle #wool #gefärbt #blut #blood #red #rot #blutrot #weiß #white #blütenweiß #black #schwarz #schmuck #design #schmücken #konzeptkunst #menstruationsneid #vaginaneid #gebärneid #gebärmutterneid #mann #männer #men #circle #kreis #faden #thread #naht #knopf #knopfloch #herz #heart #spiegel #mirror #spiegelung #letter #schrift #handschrift #botschaft #nachricht #aussage #statement #inhalt #form #kleidung #kostüm #kleid #gewand #off-white #frau #grey #gray #grauabstufung #grauschattierung

Amanda Palmer & The Young Punx: Map of Tasmania (youtube)

 

Tulip and postcard from Green Party Austria: "Later on, the work of this child will be less worth. - Because I am a girl?" "For the hundredth time now: It is not enough"

 

Tulpe und Postkarte von Die GRÜNEN FRAUEN Wien:

"Österreich ist ein feministisches Entwicklungsland - seit Jahen beschämendes Schlusslicht in allen Gleichstellungsrankings." (Grüne Alternative Wien)

 

Part of: "an apple a day keeps the doctor away - An ENSO (Japanese: circle, Japanisch: Kreis) a day .... " Aktion Kreis Tagebuch A circle diary - Start of the 365-days Project: 1. September // 40 Krapfentage 2015: 22. Plum Poppy Donut Pflaume Mohn Doughnut ohne Rosine - Dunkin` Donuts Mariahilferstr

 

DMC-G2 - P1880858 - 2015-03-07

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1913

211 × 51 × 43,5 cm

Bronze (Guss posthum)

Seit 2019 Dauerleihgabe aus Privatbesitz

 

Bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts schuf

Wilhelm Lehmbruck skulpturale Figurendarstellungen wie die Große Sinnende, die sich von gängigen Weiblichkeitsdarstellungen seiner Zeit ab

hoben. Seine Figur ist überlebensgroß und mit der

Verschränkung und Verlängerung der Glieder gelang es dem Bildhauer, ein Gefühl von Nachdenklichkeit und Kontemplation zu vermitteln. Mit ihr strebte Lehmbruck eine künstlerische Emanzipation von den Normen figurativer Plastik an.

 

Quelle: Ausstelungskatalog der Ausstellung

21x21 Die Ruhr Kunst Museen auf dem Hügel

Raum 01 - Thema: "Bild der Frau"

„Wie haben Künstler:innen des afrikanischen Kontinents und seiner Diaspora den Alltag in den letzten 100 Jahren erlebt und künstlerisch verarbeitet? Um diese Frage zu beantworten, unternahm das Team rund um Koyo Kouoh, Direktorin und leitende Kuratorin des Zeitz MOCAA im südafrikanischen Kapstadt, eine intensive Recherche. Das Resultat ist eine umfassende Schau, die Werke von rund 120 Künstler:innen vereint: Ein Kaleidoskop, das der afrikanischen figurativen Malerei der letzten 100 Jahre gewidmet ist. Damit ist dem Museum eine bahnbrechende Ausstellung geglückt, die gesehen werden will – und die 2024 den Weg ins Kunstmuseum Basel findet.

 

Der Titel der Ausstellung ist inspiriert von der Netflix-Miniserie When They See Us (2019) der afroamerikanischen Regisseurin Ava DuVernay, in der thematisiert wird, wie Schwarze Jugendliche von Weissen als potenzielle Verbrecher:innen und damit als Bedrohung gesehen werden. Der Austausch des «They» zu «We» im Ausstellungstitel steht für eine Umkehr der Perspektive: Die ausgestellten Werke rücken die Sichtweise der Künstler:innen ins Zentrum. Die über 150 Kunstwerke werden in sechs Kapitel eingeteilt. Sie tragen die Titel «Alltag», «Freude und Ausgelassenheit», «Ruhe», «Sinnlichkeit», «Spiritualität» sowie «Triumph und Emanzipation».“

Das Evangelische Stift ist ein ehemaliges Augustinerkloster, das von Herzog Ulrich nach der Einführung der Reformation in Württemberg 1534 zu einem „Stift“ umgebaut wurde.

 

Öffentliche Stiftsführungen

 

Treffpunkt: Sonntags, 16.15 Uhr an der Pforte des Evangelischen Stifts

Dauer: ca. 1 Stunde

Kosten: 3 Euro pro Person (ermäßigt 2 Euro)

Keine Voranmeldung notwendig

 

Die Kirche wurde entweiht und dient heute als Bibliothek!

ps

Im Chor der ehemaligen Klosterkirche ist heute die Stiftskapelle. Bereits wenige Jahre nach Einzug der Stipendiaten in das ehemalige Kloster wurden Chor und Kirchenschiff durch eine Wand voneinander getrennt. Im Schiff wurde ein Zwischenboden eingezogen. Der Chor blieb zunächst unverändert und diente einige Jahre als Andachtsraum und zu Predigtübungen, die aber bald in den Speisesaal verlagert wurden.

 

Im Zuge des klassizistischen Umbaus wurde im Chorraum die Bibliothek eingerichtet. Zu diesem Zweck wurden eine flache Gipsdecke und eine Galerie eingebaut. Die Wände erhielten Nischen für die Bücherregale.

1945 wurde der Raum zu einer Kapelle umgebaut.

 

Die Orgel aus dem Jahr 1947 ist das erste Instrument, das die Firma Weigle nach dem Krieg gebaut hat. Das Kruzifix und die bronzenen Leuchter auf dem Altar stammen von Jürgen Weber, der u.a. auch die Türen der Stuttgarter Stiftskirche gestaltet hat.

 

Heute findet während des Semesters einmal wöchentlich der Stiftsgottesdienst statt. Wochentags treffen sich Studierende zu Morgen- und Mittagsgebet in der Kapelle

 

 

Diese kostenlose Ausbildungsstätte für Theologiestudenten sollte die Ausbildung von evangelischen Pfarrern im Land sicherstellen. Die Wirkungsgeschichte des Stifts reicht weit über Tübingen und Württemberg hinaus. In seinen Mauern wurde „ein Stück europäischer Geistesgeschichte geschrieben“.

 

Zu den berühmten Stiftlern zählen unter anderem Johannes Kepler, Gustav Schwab, Eduard Mörike, Hermann Kurz und das „Dreigestirn“ Hegel, Hölderlin und Schelling, die gegen Ende des 18. Jahrhunderts teilweise gemeinsam im Stift lebten und studierten.

 

Heute ist das Stift Wohn- und Studienstätte für etwa 120 Theologiestudenten, seit 1969 sind auch Studentinnen zugelassen.

 

Kost und Logie

Kostenlos studiert

 

Das Evangelische Stift wurde 1536 nach der Reformation als Stipendium errichtet und diente seitdem der Ausbildung evangelischer Geistlicher. Begabten Landeskindern wurde hier ein kostenloses Studium der Theologie ermöglicht. Wenn man so will, war es eine Art schwäbische Eliteschule. Zu den Zöglingen gehörten die klügsten Köpfe des Landes, darunter Johannes Kepler (1589-1594), Georg Wilhelm Friedrich Hegel (1788-1793), Friedrich Hölderlin (1788-1793), Friedrich Wilhelm Joseph Schelling (1790-1795) und Eduard Mörike (1822-1826).

 

PS

o tempora o mores

Augustiner Kloster - Evangelisches Priesterseminar

 

Erst den katholischen Mönchen geklaut und diese vertrieben, dann

in vorauseilendem Gehorsam

der jüdischen Bevölkerung

feindlich gesinnt.

 

Das lutherische Zentrum in Tübingen war kein Zufluchtsort für Juden während der NS-Zeit

 

Die traditionsreiche Ausbildungsstätte für evangelische Pfarrer in Württemberg erwies sich zu Beginn der NS-Zeit keineswegs als Schutz vor nationalsozialistischer Verfolgung oder auch nur als ein Rückzugsort vor der allgegenwärtigen Progaganda.

 

Mit der Einführung des "Arierparagraphen" kam das Stift der NS-Regierung sogar zuvor.

 

Noch bevor diese die "Nürnberger Gesetze" in Kraft setzte, schloss die Einrichtung der Evangelischen Landeskirche "nichtarische" Theologiestudenten vom Wohnrecht aus.

 

Im 18. und 19. Jahrhundert erhielten dagegen vereinzelt getaufte Juden das Stipendium, wie Christoph Bernard, der später dort auch als Lektor tätig war.

-

 

Martin Buber widerspricht Gerhard Kittel

 

Schon im Sommer 1933 publizierte der evangelische Theologieprofessor Gerhard Kittel (1888-1948), NSDAP-Mitglied, seinen Tübinger Vortrag zur "Judenfrage", für die er als Lösung einen "Gaststatus für Juden", die Aufhebung von Emanzipation und Assimilation durch eine "Fremdengesetzgebung" vorschlug. Martin Buber (1878-1965) widersprach dem renommierten Neutestamentler in einem offenen Brief. Der bekannte jüdische Gelehrte, der 1928/29 im jüdischen Lehrhaus in Stuttgart den ersten öffentlichen Dialog zwischen Juden und Christen geführt hatte, stellte unmissverständlich klar: „Einen Gehorsam unter die Fremdlingsherrschaft... gebietet er (Gott) uns nicht... Der ewige Jude ist eine christliche Sagengestalt, nicht eine jüdische.“

 

- Einziger "Ort gegen das Vergessen"

steht in der Gartenstrasse

 

-

Stahlkubus mit 101 Öffnungen

 

am ehemaligen Synagogenplatz

 

Die 101 Öffnungen stehen für die vertriebenen und ermordeten Tübinger Juden. Ihrer wird namentlich auf Tafeln an einer Wasserrinne gedacht. In ihr fließt das Brunnenwasser mit leichtem Gefälle auf eine hohe, aus zwei Stahlplatten gefügte Stele zu, den "Ort gegen das Vergessen".

 

Die Synagoge Tübingen war eine am 8. Dezember 1882 eröffnete Synagoge der jüdischen Gemeinde Tübingen in der Gartenstraße 33 am Österberg in Tübingen. In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 wurde die Synagoge im Rahmen der Reichspogromnacht zerstört. Sie war Nachfolgebauwerk einer mittelalterlichen Synagoge, die wahrscheinlich zwischen den Gebäuden Judengasse 2 und 4 stand.

 

Das überwiegend von Tübinger Bürgern finanzierte Denkmal wurde von Jörg Weinbrenner, der Architekten Werkgemeinschaft Nürtingen und dem Bildhauer Gert Riel aus Remshalden gestaltet. Initiiert wurde es von der Bürgerinitiative "Projektgruppe Denkmal Synagogenplatz" in Zusammenarbeit mit der Universitätsstadt Tübingen. Die Einweihung war am 9. November 2000.

 

Hier stand die Synagoge der Tübinger jüdischen Gemeinde. Sie wurde in der Nacht vom 9./10. November 1938 wie viele andere in Deutschland niedergebrannt.

Da es große Kritik an dem Text gab, weil er als Verharmlosung empfunden wurde, wurde ein zweiter Satz hinzugefügt:

Zum Gedenken an die Verfolgung und Ermordung jüdischer Mitbürger in den Jahren 1933 bis 1945.

 

de.wikipedia.org/wiki/Synagoge_(T%C3%BCbingen)

www.flickr.com/places/Germany/Baden-Wurttemberg#tübingen...

  

Der Innenhof läßt die Geschichte des Stiftsgebäudes deutlich erkennen. An allen vier Seiten ist er vom Kreuzgang umgeben. Unser Blick geht von Südwest nach Nordost. Auf der linken Seite sehen wir die offene Altane, ursprünglich ein geschlossener Anbau an die Klosterkirche.

 

1264 wurde das erste Klostergebäude an dieser Stelle errichtet, damals als Augustiner-Eremitenkloster außerhalb der Stadtmauern. Das 1276 vollendete Gebäude mußte schon 1464 abgerissen und neu errichtet werden. Das heutige Gebäude basiert auf diesem 1513 vollendeten Neubau.

 

Der Kreuzgang hatte ursprünglich ein gotisches Spitzbogengewölbe, wie auch die Fenster der Kirche und des Kreuzganges mit Spitzbögen ausgestattet waren. Diese wurden während des Umbaus unter Herzog Carl-Eugen entfernt. Aus dieser Zeit stammen auch die jetzige Form der Altane sowie das große Treppenhaus.

-

Im Zuge der Renovierungsmaßnahmen nach dem 30-jährigen Krieg wurde der geschlossene Anbau an das Kirchenschiff in eine offene Altane umgewandelt. Während des klassizistischen Umbaus wurde diese Altane abgebrochen und in der heutigen Form neu errichtet.

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digitaler Rundgang

 

www.evstift.de/index.php?id=38

 

rechts oben:

 

Die Altane ist nicht nur Bühne für sommerliche Hauskonzerte und Tanzfläche bei Festen, an ihrer Nordwand erinnern auch sieben Plaketten an sieben der bekanntesten Stiftler.

 

Vier Plaketten mit Reliefporträts erhielt das Stift zur 400-Jahr-Feier im Jahr 1936: Sie erinnern an Kepler, Hegel, Hölderlin und Schelling. Eine fünfte stifteten die Repetenten zum Gedenken an David Friedrich Strauß im Jahr 1974. Die Plakette mit dem Abbild Mörikes stiftete Dr. Hertel zu seinem Abschied als Ephorus 1987. Ende 2008 kam eine Plakette mit einem Stiftler des 20. Jahrhunderts dazu: Albrecht Goes.

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Anfangs war der Karzer in einem Keller unterhalb des Kreuzgangs untergebracht, der aber zu feucht war. Nachdem der Karzer einige Jahrzehnte im Nordflügel war, wurde er 1862 an den jetzigen Ort verlegt. Seit dem ersten Weltkrieg ist die Karzerstrafe abgeschafft.

 

Manche der im Karzer Eingesperrten haben sich an den Wänden und in der Tür durch Bilder und Inschriften verewigt, von denen einige erhalten sind.

 

„Wie haben Künstler:innen des afrikanischen Kontinents und seiner Diaspora den Alltag in den letzten 100 Jahren erlebt und künstlerisch verarbeitet? Um diese Frage zu beantworten, unternahm das Team rund um Koyo Kouoh, Direktorin und leitende Kuratorin des Zeitz MOCAA im südafrikanischen Kapstadt, eine intensive Recherche. Das Resultat ist eine umfassende Schau, die Werke von rund 120 Künstler:innen vereint: Ein Kaleidoskop, das der afrikanischen figurativen Malerei der letzten 100 Jahre gewidmet ist. Damit ist dem Museum eine bahnbrechende Ausstellung geglückt, die gesehen werden will – und die 2024 den Weg ins Kunstmuseum Basel findet.

 

Der Titel der Ausstellung ist inspiriert von der Netflix-Miniserie When They See Us (2019) der afroamerikanischen Regisseurin Ava DuVernay, in der thematisiert wird, wie Schwarze Jugendliche von Weissen als potenzielle Verbrecher:innen und damit als Bedrohung gesehen werden. Der Austausch des «They» zu «We» im Ausstellungstitel steht für eine Umkehr der Perspektive: Die ausgestellten Werke rücken die Sichtweise der Künstler:innen ins Zentrum. Die über 150 Kunstwerke werden in sechs Kapitel eingeteilt. Sie tragen die Titel «Alltag», «Freude und Ausgelassenheit», «Ruhe», «Sinnlichkeit», «Spiritualität» sowie «Triumph und Emanzipation».“

Trumps Kündigung des INF-Vertrags, der 30 Jahre den Frieden in Europa sicherte, ist brandgefährlich. Leidtragender einer erneuten nuklearen Aufrüstungsdynamik wird Europa sein. Diplomatischer Druck und zivilgesellschaftlicher Widerstand sind unbedingt geboten!

(von Leo Ensel, aus deutsch.rt.com/russland/66072-putin-neuer-rustungswettlau...)

 

Das kam nicht über Nacht! Trumps Entscheidung vom Samstag, den INF-Vertrag aufzukündigen, hatte sich seit Längerem abgezeichnet. Immer wieder hatten der Westen und Russland sich in den letzten Jahren gegenseitig vorgeworfen, den von Michail Gorbatschow und Ronald Reagan im Dezember 1987 abgeschlossenen Vertrag über das Verbot landgestützter Kurz- und Mittelstreckenraketen (Intermediate Nuclear Forces) einer Reichweite von 500 bis 5.500 Kilometern zu verletzen.

Der INF-Vertrag ist nicht irgendein Abrüstungsvertrag zwischen den atomaren Supermächten. Dieser Vertrag hat über 30 Jahre lang nichts weniger als den Frieden in Europa gesichert.

 

Das Schlachtfeld der Supermächte

 

Zur Erinnerung: Die erste Hälfte der Achtziger Jahre war die gefährlichste Phase des Kalten Krieges. Bis an die Zähne bewaffnet standen sich die beiden Supermächte USA und die Sowjetunion gegenüber. Keine Seite traute der anderen. Beide rechneten damit, dass der Kalte Krieg früher oder später in einen heißen Krieg umkippen könnte oder gar würde. Unter US-Militärstrategen kursierten bereits Szenarien mit dem Titel „Den Atomkrieg führbar und gewinnbar machen!“ Amerikanische Reisebüros bewarben Tourismusreisen auf den Alten Kontinent mit dem Slogan „Besuchen Sie Europa, solange es noch steht!“

Europa, zu beiden Seiten des Eisernen Vorhangs, war vollgestopft mit Atomsprengköpfen. Allein 7.000 auf Seiten der NATO. Jeder von ihnen ein mehrfaches Hiroshima. Von Osten drohten die sowjetischen SS 20-Raketen. Die Vorwarnzeiten hatten sich nach der Stationierung der amerikanischen Pershing II und Cruise Missiles Ende 1983 auf acht Minuten, nach den Gegenmaßnahmen des Warschauer Paktes, der Stationierung von Kurzstreckenraketen in der DDR und der Tschechoslowakei, auf ganze vier Minuten reduziert! Fehlalarme und Missinterpretationen der Maßnahmen der anderen Seite waren immer wieder vorgekommen.

Die Menschheit hat großes Glück gehabt, dass sie allesamt glimpflich verliefen. Im Falle eines absichtlichen oder versehentlichen „nuklearen Schlagabtausches“, wie ein Atomkrieg euphemistisch genannt wurde, wäre ganz Europa in eine verstrahlte Wüste verwandelt worden – mit unabsehbaren Folgen für den ganzen Planeten. In beiden deutschen Staaten, dem Schlachtfeld der Supermächte, wäre buchstäblich kein Stein auf dem anderen geblieben.

 

Gorbatschows Politik des „Neuen Denkens“

 

So sah die Situation bis Mitte der Achtziger Jahre aus. Die Wende kam 1985 mit der Administration um Michail Gorbatschow und der von ihr konzipierten Politik des „Neuen Denkens“, die das Überleben der gesamten Menschheit zum Dreh- und Angelpunkt der Sicherheitspolitik erhob. Gorbatschow hatte den Mut zur Vision einer atomwaffenfreien Welt und den erklärten Willen aus der Logik des Wettrüstens auszusteigen. Dass er den Hebel als erstes bei den Mittel- und Kurzstreckenraketen in Europa ansetzte und bereit war, zugunsten realer Abrüstungsschritte vom arithmetischen Kleinklein der seit Jahren festgefahrenen Genfer Verhandlungen abzurücken, war nur folgerichtig.

 

(Mehr lesen:Bolton kommt zum Reden nach Moskau – nachdem er INF-Vertrag erfolgreich torpediert hat)

 

Am 8. Dezember 1987 war es soweit. Michail Gorbatschow und Ronald Reagan unterschrieben in Genf einen präzedenzlosen Vertrag: Erstmals in der Geschichte des Kalten Krieges einigten sich die Supermächte auf die Eliminierung einer ganzen Waffengattung – und zwar der allergefährlichsten! Sämtliche atomaren Kurz- und Mittelstreckenraketen, die Sowjetunion hatte hier große Zugeständnisse gemacht, wurden in der Folgezeit verschrottet. Insgesamt 2.692.

Damit nicht genug. Der INF-Vertrag setzte eine Dynamik in Gang, die auch substanzielle Abrüstungsschritte im Bereich der konventionellen Waffen und der strategischen Interkontinentalraketen ermöglichte: Im START I-Vertrag, Ende Juli 1991 von Gorbatschow und Reagans Nachfolger George Bush unterzeichnet, einigten beide Seiten sich auf je 1.600 Trägersysteme und maximal 6.000 Atomsprengköpfe. Insgesamt gelang es den Supermächten, ihr nukleares Arsenal um 80 Prozent zu verringern! Wie kürzlich bekannt wurde, war in dieser Phase nicht nur Gorbatschow sondern – man höre und staune! – auch Ronald Reagan zu einer vollständigen Abschaffung aller Atomwaffen bereit. Es folgten die friedlichen Revolutionen in den kommunistischen Staaten Mittel- und Osteuropas, die Mauer fiel und im Dezember 1990 erklärten die USA und die Sowjetunion in der „Charta von Paris“ den Kalten Krieg für beendet …

 

Das Erbe Gorbatschows an die Wand gefahren

 

Es ist anders gekommen. Wer auch immer in den letzten Jahren den INF-Vertrag angeblich oder tatsächlich verletzt haben mag – verantwortungsvolle Politik hätte bedeutet, sich mit der anderen Seite an einen Tisch zu setzen, für wechselseitige Transparenz (‚Glasnost‘) zu sorgen, den INF-Vertrag zu aktualisieren und gegebenenfalls den veränderten geopolitischen Rahmenbedingungen des 21. Jahrhunderts anzupassen. Stattdessen hat der amerikanische Präsident mit der Planierraupe die letzten Reste des politischen Erbe Gorbatschows und der anderen Politiker, die den ersten Kalten Krieg beendet hatten, plattgemacht und fahrlässig an die Wand gefahren!

Jedes Kind kann sich an fünf Fingern die Dynamik abzählen, die Trump durch seine einseitige Kündigung des wichtigsten Abrüstungsvertrages der Weltgeschichte entfesseln wird. Schon jetzt ist abzusehen, dass der im Frühjahr 2011 von Obama und Medwedew unterzeichnete New START-Vertrag, der eine weitere Reduzierung der beidseitigen Nukleararsenale auf je 800 Trägersysteme und 1.550 Atomsprengköpfe vorsieht, nach seinem Auslaufen 2021 nicht mehr verlängert wird!

Neue ‚verbesserte‘ Mittel- und Kurzstreckenraketen werden in Europa – West und Ost – aufgestellt werden, möglicherweise auch zu beiden Seiten der russischen Grenze im fernen und fernsten Osten. Verlierer sind in jedem Falle die Europäer, im Worst Case die gesamte Menschheit. Ob im Ernstfall noch ein Stanislaw Petrow das Schlimmste beherzt verhindern wird oder ob angesichts wieder extrem verkürzter Vorwarnzeiten auch die Entscheidung von Krieg und Frieden schon an Computer delegiert ist, steht noch dahin!

Mit einem Wort: Die Situation wird nie wieder so schlimm sein wie in den Achtzigern, sondern – schlimmer!

 

Die Emanzipation Europas

 

Oder ist vielleicht alles doch nicht so gemeint? Blufft Trump wieder nur? Will er die Chinesen auch noch an den Verhandlungstisch zwingen? White House-Astrologie hat die Kreml-Astrologie des ersten Kalten Krieges ersetzt!

Sollte Trump es jedenfalls ernst meinen, sollte er seine Ankündigung vom letzten Samstag tatsächlich wahr machen, dann wird sich auch noch der treueste Transatlantiker in und außerhalb der EU fragen müssen, ob die Interessen der USA noch mit den Interessen Europas identisch sind! Schließlich steht nichts weniger als das Überlebensinteresse Europas auf dem Spiel. Sollte es Europa auch mit dem größtmöglichen diplomatischen Druck nicht gelingen, beide Supermächte wieder an den Verhandlungstisch zu drängen, wird es sich von den USA abkoppeln müssen. Europäische Emanzipationsbestrebungen können nicht länger mit dem Totschlag-Argument, der Westen dürfe sich nicht von Russland spalten lassen, torpediert werden!

 

Vielleicht wird diese Entwicklung endlich auch wieder eine Friedensbewegung auf den Plan rufen, die diesen Namen verdient. Der Frieden ist bekanntlich zu wichtig, um ihn den Politikern und Generälen zu überlassen!

  

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»Aber eine Partei ist nicht, was sie von sich sagt und glaubt, sondern was sie tut.« (Rosa Luxemburg, 1900)

 

DEBATTE ÜBER LINKE-KURS: Ein Diskussionsbeitrag von Linke-Mitgliedern

Eine strukturierte und selbstkritische Analyse der katastrophalen Niederlage der Partei Die Linke bei der Bundestagswahl am 26. September 2021 steht weiter aus. Die Parteispitze hat personelle Konsequenzen ausgeschlossen und verweist für die inhaltliche Auswertung auf den geplanten Bundesparteitag im Juni. Aktuell sind es vor allem langjährige Mitglieder der Partei, die eine zügige Analyse und eine strategische Kurskorrektur einfordern. Zuletzt hatten sich Christa Luft und Hans Modrow zu Wort gemeldet. Wir dokumentieren an dieser Stelle eine Erklärung, die von mehr als 70 Mitgliedern der Partei unterzeichnet wurde, darunter Ekkehard Lieberam, Harri Grünberg, Marianne Linke, Ina Leukefeld und Bärbel Schindler-Saefkow (siehe unten).

(aus www.jungewelt.de/artikel/419441.debatte-%C3%BCber-linke-k...)

 

Die aktuelle Situation unserer Partei ist desaströs und gefährlich. Vier Monate nach der Bundestagswahl gibt es weder eine tragfähige Analyse der verheerenden Niederlage noch einen Neustart oder eine Kurskorrektur hin zu einer kämpferischen sozialistischen Partei. Die eindringliche Forderung von Ferdinand Lassalle und Rosa Luxemburg – »Sagen, was ist« – bleibt unbeachtet. Die Verantwortlichen der Niederlage fürchten offenbar berechtigte Kritik. Eine erkennbare Parteidebatte von unten hat sich nicht entwickelt. Christa Luft hat den Parteiaustritt gewählt und dafür in ihrer Erklärung triftige Gründe genannt. Andere sind am Überlegen, was sie tun sollen. Das sind für uns Alarmsignale.

 

Wir können so weitermachen wie bisher. Dann wird es uns aber als politische Kraft bald nicht mehr geben. Zu Recht weist Hans Modrow (in dieser Zeitung am Dienstag, jW) auf eine »letzte Chance« hin, die wir noch haben. Als systemoppositionelle Partei hatten wir uns bereits vor den Bundestagswahlen 2021 erkennbar verabschiedet. In der Strategiedebatte 2020 stellte Friedrich Wolff die berechtigte Frage: »Aber sind wir noch eine sozialistische Partei?« und antwortete, ohne dass ihm widersprochen wurde: »Nach unserem Programm sind wir das, unserer Tagespolitik aber merkt man es jedoch nicht an. Das ist unser Problem. Der Wähler erkennt unseren sozialistischen Charakter nicht mehr. Wir haben ihn versteckt.«

 

Nach der Bundestagswahl kam es nicht etwa zur Abkehr von der Anpassungspolitik, sondern sogar zu ihrer Intensivierung. Susanne Hennig-Wellsow und Janine Wissler veröffentlichten zwei Positionspapiere mit programmatischem Charakter: »Den Kompass neu ausrichten« vom 10. Dezember 2021 und »Für eine linke Transformation. Sozial und klimagerecht« vom Januar 2022. Die Möglichkeit einer positiven sozial-ökologischen Transformation im Rahmen des heutigen Kapitalismus wird bejaht. Wulf Gallert attackierte im ND vom 4. Januar 2022 die noch im Bundestagswahlprogramm enthaltene Ablehnung der Kriegspolitik von USA und NATO. Er kritisierte die Politik Kubas, sich gegen die von Miami finanzierten Contras zur Wehr zu setzen. Auf Proteste unserer Vorsitzenden warteten wir vergeblich.

 

Im Wahlkampf und in der Tagespolitik gibt es vielfältige Erscheinungen einer politischen Domestizierung unserer Partei, die in der Abkehr von Grundsätzen des Erfurter Programms (am 23. Oktober 2011 beschlossen, jW) ihren Ausdruck finden. Es sind allesamt Grundsätze, die sich an Positionen von Karl Marx und Friedrich Engels orientieren und Die Linke als Partei kennzeichnen, die nicht nur in Opposition zur Regierung, sondern auch zur kapitalistischen Gesellschaft steht.

 

Kapitalistische Gesellschaft

Nach unserem Programm (Präambel) befinden wir uns in »einer Welt, in der Profitinteressen über die Lebensperspektive von Milliarden Menschen entscheiden und Ausbeutung, Kriege und Imperialismus ganze Länder von Hoffnung und Zukunft abschneiden.« Wir treten für »Demokratie, Freiheit, Gleichheit, Gerechtigkeit und Internationalismus«, für »Frieden, Bewahrung der Natur und Emanzipation« ein. Wir kämpfen gegen »Kapitalherrschaft« und »für einen Systemwechsel, weil der Kapitalismus (...) mit diesen Zielen unvereinbar ist«.

 

Während der letzten Jahre setzte sich in der Partei sukzessive eine andere Sicht durch. Im politischen Tagesgeschäft wird der Beschönigung der politischen Zustände als Demokratie zugestimmt. Von Ausbeutung, Imperialismus und der Lösung der Eigentumsfrage (öffentliches »Eigentum in der Daseinsvorsorge, an der gesellschaftlichen Infrastruktur, in der Energiewirtschaft und im Finanzsektor«) wird nur noch selten gesprochen. In programmatischen Aussagen ist nunmehr von »politischer Gestaltung«, »Nachhaltigkeitsrevolution« und »Transformation« die Rede. Ein politischer Richtungswechsel wird so in erster Linie zu einer Willensfrage.

 

Granma abonnieren

Unser Grundsatzprogramm geht von den Marxschen Erkenntnissen aus, dass politische Zustände verschleierte Herrschafts- und Knechtschaftsverhältnisse und Staatspolitik Ausdruck der Kapitalherrschaft und der Klassenmachtverhältnisse sind: »Die wirtschaftliche und die gesellschaftliche Entwicklung werden ebenso wie das Staatshandeln und die Politik entscheidend von den Interessen des Kapitals bestimmt.« Der Kapitalismus selbst bewirkt grundlegende Fehlentwicklungen in Wirtschaft und Politik (so eine »Fehlsteuerung der Wirtschaft« und »gewaltige ökologische Schäden«). In Abschnitt IV bezieht das Programm die Position, dass ein »krisenfreier, sozialer, ökologischer und friedlicher Kapitalismus nicht möglich ist«. Eine »andere Entwicklungsrichtung« kann allein »im Ergebnis gesellschaftlicher und politischer Kämpfe und veränderter Machtverhältnisse« erreicht werden.

 

Dieses Politikverständnis wird als veraltet betrachtet. Das Verständnis linker Politik als »Mobilisierung von Widerstand«, als Schaffung politischer, gewerkschaftlicher und geistig-kultureller Gegenmacht ist der Führung der Partei abhanden gekommen. Statt uns auf die zu erwartenden Klassenauseinandersetzungen zwischen Kapital und Arbeit sowie auf den Kampf gegen die sich zuspitzende Kriegspolitik zu konzentrieren, sollen wir zur Vertreterin einer »linken Transformation« werden.

 

Parteien und Parteiensystem

Die Aussage in der Präambel des Erfurter Programms ist klar und eindeutig. Das Programm sieht in den anderen Bundestagsparteien ganz wesentlich Interessenvertreterinnen des Kapitals: »Wir sind und werden nicht wie jene Parteien, die sich devot den Wünschen der Wirtschaftsmächtigen unterwerfen und gerade deshalb kaum noch voneinander unterscheidbar sind.«

 

Von dieser Sichtweise haben führende Kräfte unserer Partei mittlerweile Abschied genommen. Sie imaginieren ein nicht existierendes »linkes Parteienlager«. Sie sehen SPD und Grüne als reale Bündnispartner im Kampf um politische Gestaltung. Selbst Phantasien einer künftigen Vereinigung mit der SPD werden nicht zurückgewiesen. Es ist üblich geworden, Abstriche an eigenen Positionen bereits zu machen, wenn SPD und Grüne diese als störend ansehen.

 

Regierungsteilnahme

Im Erfurter Programm heißt es: »Regierungsbeteiligungen der Linken sind nur sinnvoll, wenn sie eine Abkehr vom neoliberalen Politikmodell durchsetzen sowie einen sozialökologischen Richtungswechsel einleiten.« Sie sollen sich »auf Gewerkschaften und andere soziale Bewegungen und die Mobilisierung außerparlamentarischen Drucks stützen«. Fünf rote Haltelinien schließen Mitregieren aus: Kriege und Kampfeinsätze der Bundeswehr, das Vorantreiben von Aufrüstung und Militarisierung, die Privatisierung der Daseinsvorsorge, Sozialabbau und Verschlechterung der Aufgabenerfüllung des öffentlichen Dienstes.

 

Von diesen Haltelinien redet heute niemand von unseren führenden Politikerinnen und Politikern mehr. (Mit)Regieren wird vielmehr als das eigentliche Ziel der politischen Arbeit der Partei verstanden. Im April 2021 forderten führende Politikerinnen und Politiker der Partei, Die Linke solle »offensiv das Ziel eines Politik- und Regierungswechsels vertreten«. Die Partei ist weitgehend in der »parteipolitischen Normalität« des bürgerlich-parlamentarischen Regierungssystems angekommen.

 

DDR nun Kriminalgeschichte

In der Tradition des Bemühens der PDS um eine gerechte und differenzierte Bewertung ist die DDR nach dem Erfurter Programm ein Beispiel »für den Aufbau einer besseren Gesellschaftsordnung«, ein »Sozialismusversuch« mit vielen positiven sozialen und politischen Erfahrungen, aber auch »Erfahrungen staatlicher Willkür und eingeschränkter Freiheiten«.

 

Die Rückkehr der Regierenden ab 1990 zum Vokabular des Kalten Krieges schloss ein, dass sie die Abkehr von diesen Positionen zur Voraussetzung einer parlamentarischen Zusammenarbeit mit der Linken machten. 2014 erreichten sie, dass die Kriminalisierung der DDR als »Unrechtsstaat« in den Thüringer Koalitionsvertrag hineingeschrieben wurde. Mit dem »Kompasspapier« ersetzen unsere beiden Vorsitzenden nunmehr so ganz nebenbei die bisherige differenzierte Sicht auf die DDR durch ihre Bewertung als »Geschichte aus links begründeter Unfreiheit, staatlicher Willkür und autoritärem Obrigkeitsdenken«.

 

Wie weiter?

Beim Bemühen, eine taugliche Antwort auf die Frage »Was tun?« zu finden, treffen wir auf viel Ratlosigkeit in der Partei und unter Linken. Wir sind für eine gründliche Parteidebatte in Vorbereitung des bevorstehenden Parteitages (am 25. Juni in Erfurt, jW). Wir übersehen dabei nicht, dass die Abkehr der Parteiführung vom Erfurter Programm weit fortgeschritten ist. Wir beteiligen uns am Protest und leisten Widerstand gegen diesen Kurswechsel. Deshalb fordern wir, endlich die langfristigen Ursachen der Wahlniederlage zu analysieren. Überzeugende Aussagen seitens der Parteiführung dazu erkennen wir bislang nicht.

 

»Wir wollen dieses System nicht heilen, sondern müssen es überwinden.« Diese marxistische Feststellung des Ältestenrates ist der Ausgangspunkt für unsere analytischen und konzeptionellen Vorstellungen. Wir sind uns aber darüber im klaren, dass unter den Funktionsträgern unserer Partei dafür gegenwärtig keine bzw. kaum eine Mehrheit zu gewinnen ist.

 

Der Verfall einer einst kämpferischen linken Partei ist nichts Neues. Es gibt eine eigene vielgestaltige und frustrierende Geschichte des Opportunismus und des Niedergangs ehemals starker linker Parteien. Dem lagen vorrangig jeweils gerade auch strukturelle Ursachen wie die Versumpfung im Parlamentarismus zugrunde. Wir würden gut daran tun, Fehlentwicklungen der Vergangenheit und Erfahrungen dieser Art sehr wohl zu beachten.

 

Unsere Überlegungen über das in der Partei noch Mögliche und das politisch Notwendige schließen unbedingt ein, das Potential unserer Partei für die Mobilisierung von Widerstand gegen die akute Kriegsgefahr und den sich abzeichnenden Sozialabbau zu nutzen. Mittelfristig stellt sich die Aufgabe, eine marxistische Partei mit Masseneinfluss zu schaffen.

 

Auch wenn die Anpassung unserer Partei an den herrschenden Politikbetrieb weit fortgeschritten ist: Wir sind für eine Rückkehr zum Erfurter Programm. Wir arbeiten dabei mit dem Ältestenrat, allen linken Zusammenschlüssen und den Genossinnen und Genossen zusammen, die dafür eintreten. Real möglich ist dabei unseres Erachtens die unverzügliche politische Revitalisierung der Linken als Teil der Friedensbewegung bzw. Antikriegspartei und als Partei der Lohnabhängigen und Prekarisierten – gleich welcher Nationalität – gegen Inflation, für Klimagerechtigkeit und gegen die neue Kapitaloffensive 2030 der Unternehmerverbände.

 

Der Kampf zur Abwehr einer Kostenverlagerung im Rahmen der Energiewende auf die von uns vertretenen Schichten ist parlamentarisch und außerparlamentarisch konsequent zu führen. Auf der Tagesordnung steht das Zusammenwirken aller Marxistinnen und Marxisten sowie klassenbewussten Linken in der Linken und in anderen Organisationen in den anstehenden Klassenkämpfen, bei der Analyse des gegenwärtigen Kapitalismus, bei der marxistischen Bildung und der Diskussion darüber, was für eine Partei die Lohnarbeiterklasse braucht, um im 21. Jahrhundert ihre Interessen wirksam wahrnehmen zu können.

 

Unterzeichner: Hans Arway (Suhl), Rita Bader (Arnstadt), Ralf Becker (Chemnitz), Karin Beinhorn (Göttingen), Heinz Bilan (Leipzig), Margot Bilan (Leipzig), Gretchen Binus (Berlin), Achim Bonatz (Suhl), Enrico Brühl (Bilzingsleben), Rolf Büttner (Arnstadt), Rolf Denner (Berlin), Ralph Dobrawa (Gotha), Reinhard Duddek (Erfurt), Wolfgang Eisenhardt (Kaltennordheim), Christina Emmrich (Berlin), Renate Engelmann (Schaumburg), Doris Feuerbach (Erfurt), Jochen Gladitz (Suhl), Peter Giersich (Plauen), Thies Gleiss (Köln), Eckhard Griebel (Suhl), Holger Griebner (Hamburg), Pamela Grönebaum (Bilzingsleben), Harri Grünberg (Berlin), Andreas Grünwald (Hamburg), Kerstin Haupt, Inge Höger (Herford), Viola Kellermann (Marlishausen), Lutz Kellermann (Marlishausen), Helga Kilx (Strausberg), Ingomar Klein (Berlin), Rosel Knopfe (Leipzig), Siegfried Knopfe (Leipzig), Tilo Köhler (Erfurt), Thomas Koepcke (Rostock), Siegfried Kretzschmar (Zwenkau), Angela Kuhne (Elgersburg), Volker Külow (Leipzig), Brigitte Kulitzscher (Leipzig), Dieter Kulitzscher (Leipzig), Heinz-Dieter Lechte (Hamburg), Ina Leukefeld (Suhl), Ekkehard Lieberam (Leipzig), Elke Lieberam (Leipzig), Petra Liebke (Rostock), Nadja Liedke (Berlin), Marianne Linke (Stralsund), Uli Ludwig (Halstenbek), Heidemarie Lüth (Zwenkau), Sven Lützgendorf (Leipzig), Birgit Mai (Leipzig), Sigmund Mai (Leipzig), Bruno Mahlow (Berlin), Birgit Meier (Celle), Klaus Meier (Celle), Karl-Heinz Mitzschke (Ilmenau), Holger Möller (Rostock), Evelin Novitzki (Berlin), Lagos Orban (Rostock), Kathrin Otte (Amelinghausen), Gerhard Pein (Arnstadt), Erich Postler (Münchenbernsdorf), Gerd Puchta (Rostock), Bernd Quitz (Rostock), Franziska Riekewald (Leipzig), Helmut Rielicke (Leipzig), G. Dietmar Rode (Radebeul), Bärbel Schindler-Saefkow (Berlin), Alexander Schmidt (Leipzig), Dagmar Schmidt (Suhl), Thomas Schneider (Arnstadt), Winfried Schubert (Güstrow), Hans-Joachim Siegel (Chemnitz), Joachim Sladko (Erfurt), Peter Strathmann (Göttingen), Manfred Thieme (Suhl), Joachim Traut (Suhl), Wolfgang Triebel (Berlin), Anne Urschll (Erfurt), Roland Wötzel (Leipzig), Hassan Zeinel Abidine (Leipzig)

 

Zeitung für Gleichberechtigung

 

Die junge Welt ist die einzige parteiunabhängige Tageszeitung, die zeit ihres Bestehens gegen Krieg und Faschismus angeschrieben hat. Wenn wir nun unseren 75. Geburtstag feiern, dann möchten wir das zusammen mit unseren Leserinnen und Lesern tun.

 

Um dieses Jubiläum entsprechend zu würdigen, hat die junge Welt die 75er-Aktion gestartet. Schenken Sie sich, Ihren Lieben und der jW 75 Ausgaben für 75 Euro. Danach endet das Abo automatisch und muss nicht abbestellt werden.

    

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Leserbrief von Joachim Seider aus Berlin (28. Januar 2022 um 12:12 Uhr)

So anerkennenswert all das Gesagte ist: Ich denke, dieser Kampf ist längst verloren. Zu tief sitzt der Wurm im Gebälk. Und er wird sich kräftig wehren, wenn man ihm zuleibe rücken will. An entsprechenden Verbündeten auch von anderswo wird es ihm nicht fehlen. Leider!

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Leserbrief von Ditmar Metz aus Frankfurt am Main (28. Januar 2022 um 10:35 Uhr)

Die Kritik an der Linken muss meines Erachtens mit der Kritik an ihrer eigenen Utopie beginnen. Denn die Staatseigentümer, die 1917 als Revolutionäre auszogen, um den Privateigentümern Mores und Moral zu lehren, sind an ihrer eigenen Utopie zerbrochen, wie verlorene Söhne in die Arme ihrer Väter zurückgekehrt. In der grauen Einheitswelt der Staatseigentümer war zwar die bunte Waren- und Geldwelt der Privateigentümer aufgehoben. Aber sie sahen nur das Ganze (den Einheitsmenschen, das Einheitsbett, -auto), waren aber blind für das Individulle, Besondere. Umgekehrt sehen die privateigentümlichen Ich-Könige nur das Individuelle, Besondere, sind aber blind für das Ganze. Wie das Ideal der Geldbürger, der Geldschein, in Wirklichkeit nicht zum Ideal taugt, so taugt auch der zum Planerfüllungsschein aufgehobene Geldschein nicht zur Utopie.

Ditmar Metz, Frankfurt

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Leserbrief von Sven Harmgart aus Bernau (27. Januar 2022 um 22:41 Uhr)

Ich denke, dass es für eine konsequente und erfolgreiche Kurskorrektur der Partei Die Linke bereits zu spät ist. Gab es da nicht einstmals eine Formulierung, dass das gesellschaftliche Sein das gesellschaftliche Bewusstsein bestimmt? Eine Partei, die sich über die letzten Jahrzehnte derart den Gesetzen des bürgerlichen Parlamentarismus unterworfen hat wie Die Linke, braucht sich nicht darüber zu wundern, wenn ihr eigenes politisches Denken und Handeln letztlich bürgerlich wird. Die parteiinterne Demokratie, maßgeblich durch das Parteiengesetz bestimmt, erfolgt nach den gleichen Grundsätzen wie die allgemeine parlamentarische Demokratie in der BRD. Daher ist es dann auch gesetzmäßig, dass innerhalb der Partei nicht diejenigen in Führungspositionen gelangen, die die klarsten und konsequentesten Ansichten vertreten, sondern diejenigen, die sich am wenigsten unbeliebt machen. Wenn es auch für die derzeitige desaströse Situation nicht die eine Ursache gibt, so gab es doch eine fatale Entwicklung, die symptomatisch für alles steht: Der Streit vom Göttinger Parteitag 2012 wurde politisch nicht geklärt, sondern unter den Teppich gekehrt. Mit der Wahl der Vorsitzenden Kipping und Riexinger setzte eine neunjährige Phase des politischen Stillstands ein. Die Partei wurde nicht mehr wahrnehmbar, weil ihre maßgeblichen Vertreter keine konsequent antikapitalistischen und antifaschistischen Positionen mehr vertraten. Spätestens mit dem Aufkommen der AfD im Jahr 2015 hätte die Parteiführung aufwachen müssen. Anstelle dessen aber hat sie sich auf das zweifelhafte Projekt »R2G« versteift. Ein Übriges tat Herr Gysi mit seiner opportunistischen Aussage, dass es bei einer Regierungsbeteiligung der Linken nicht so sehr auf die Größe der politischen Schritte ankomme, sondern nur darauf, dass diese in die richtige Richtung führen müssten. Das war die ultimative Rechtfertigung für eine inkonsequente Politik, die bei vielen Wählern nur noch als »Mitmischen im System« verstanden wurde.

  

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Wer Politik als Kampf um Wahrheit versteht, wird weder der Wahrheit noch der Politik gerecht. Die verschiedenen Fraktionen des Bürgertums definieren sich nicht mehr über Klasse, Milieu, Lobby oder Weltentwurf, sondern darüber, dass man im Gegensatz zu den anderen die Wahrheit besitze. In der Politik aber geht es um Interessen, um die Frage, wie die Welt eingerichtet werden soll.

Von Felix Bartels, www.jungewelt.de/artikel/412578.politik-und-wahrheit-quer...

 

Die Aufgabe der Linken scheint heute eher schwierig denn schwer. Wie je führen sie ihr bisschen Kampf gegen die kapitalistische Barbarei – die Verarmung der Menschen, den Rückbau des Staates, den imperialistischen Dauerkrieg. Doch dabei müssen sie sich beharrlich abgrenzen von der Perfomance jener neueren Querfront, die den marxistisch begründeten Klassenkampf durch einen allgemeinen Widerstand gegen Die-da-oben zum Wohl einer vagen »Zielgruppe Mensch« ersetzt hat. Und bei dieser Abgrenzung wiederum dürfen sie nicht in die Spur jener bloß noch Kritik treiben wollenden Postlinken geraten, die, unrettbar geblitztdingst vom liberalen Denken, diese Abgrenzung gegen die Querfront für den Hauptkampf, die Freiheit des Westens für die Hauptsache und die NATO für so was wie ein Instrument der globalen Emanzipation halten.

 

So erhellend der im Juni dieses Jahres erschienene ARD-Podcast »Cui Bono: WTF happened to Ken Jebsen?« war, weil er die Agitation der Querfront als Instrument der Vermögensbildung beschreibt, so sehr verkörpert er seinerseits eine sich als Gesellschaftskritik verstehende Haltung, aus der sämtliche Gesellschaftskritik verschwunden ist: Wo kommt bloß all der Hass her? An uns kann es doch nicht liegen. Er wird herbeiorganisiert von wütenden Wortkriegern und aus Moskau gelenkten Trollen. So oder so ähnlich salbadert die Mehrheitsgesellschaft vor sich hin, sobald sie der Querfront ansichtig wird. Nicht in politischen Missständen, in der falschen Kritik dagegen macht sie das Grundübel der Zeit aus. Wir alle gegen Ken. Der konveniente Spott über das alternative Denken, von den Spiegelfechtern der Kulturindustrie entfaltet – sie mögen Niggemeier heißen, Böhmermann, Lobo, Reschke, Walulis, Welke, Ehring oder Bosetti –, lässt sich als Apologie verstehen, die von sich nichts wissen will: Wenn sie den wütenden Weltverbesserern nachweisen, wieviel Quatsch in ihrem Glauben steckt, brauchen sie den eigenen Glauben nicht mehr zu prüfen. Das ist praktisch, weil man auf diese Weise zugleich kritisch handeln und affirmativ leben kann.

 

Schiefe Metapher

Zum Leitmotiv des Jebsen-Podcasts wurde folgerichtig die Metapher vom »Rabbit Hole«, denn dieser Zugriff steht geradezu idealtypisch für eine unpolitische Weise, sich mit Politik zu befassen. Der Ausdruck stammt in seiner neueren Bedeutung – ursprünglich findet man ihn natürlich bei Lewis Carroll – vom New York Times-Kolumnisten Kevin Roose und soll die Wirkung von Internet-algorithmen auf das politische Bewusstsein bildlich machen. Dabei geht es um Verknüpfung ähnlicher und Herausfilterung nicht passender Inhalte durch den Anbieter, eigentlich zum pekuniären Zweck, den Konsumenten möglichst lange an das Angebot zu binden. Der politische Effekt ist kollateral. Menschen, heißt das, die sich auf Youtube Verschwörungsgefasel in Kette anschauen, weil sie stets mit einem passenden Anschlussfilm versorgt werden, können der Welt wie in einem langen Tunnel, einem Kaninchenbau, verloren gehen. Der Gedanke ist nicht dumm, Marc-Uwe Kling hat ihn in »Qualityland« (2017) vorgeformt, ebenso die HBO-Produktion »Brexit: The Uncivil War« (2019) oder die Netflix-Dokus »The Great Hack« (2019) und »The Social Dilemma« (2020). Die rechte Hysterie während der sogenannten Flüchtlingskrise, der Wahlsieg Donald Trumps, das EU-Votum der Briten und der Skandal um Cambridge Analytica werden als Etappen kenntlich.

 

Die Sache nämlich wächst weiter. Heute, da Unlust zu solidarischem Handeln und kleinbürgerlicher Trotz gegen Staatlichkeit eine Negativkoalition aus Coronanarren konstituiert und die vorher lose verknüpfte Querfront unter dem Etikett »Querdenker« auch im Wortlaut zu sich gefunden hat, könnte wohl jeder wenigstens ein bis zwei Bekannte aufzählen, die sich in einem dichten Netz alternativer Informationen verloren haben, offenkundig für immer. Sie sind, wie der urbane Jargon es ausdrückt, lost. Das scheint in der Tat von den Mechanismen des Internets abzuhängen. Spinner mit dem Bedürfnis, sich eine Gegenwelt zu bauen, gab es schon immer, doch es fehlte vormals an medialem Material und sozialen Kontakten. Durch das Internet kann heute jeder eintauchen in eine kaum noch durchlässige Blase, deren Informationen nur aus einer Richtung kommen und von einer Nischenindustrie am Fließband produziert werden. Digitale Vernetzung ermöglicht zudem Milieubildung. Menschen, die einst einsam ihr TV-Gerät beschimpften, erfahren heute voneinander. Und die ersponnene Gegenwelt, nicht länger eingepfercht in Kopf und Wohnzimmer der Befallenen, weitet sich im Milieu der Spinner zur wirklichen Welt. Als Theorie zum Scheitern verurteilt, erlangt sie durch kollektive Praxis eine Art Vorhandensein. Sie wird wahr, weil Leute sich danach verhalten. Man darf hier durchaus an das Ende des »Foucaultschen Pendels« denken. Was 1988 noch irgendwie Blödsinn war, bekam durch die Erfindung des Web 2.0 nachträglich einen Sinn.

 

So weit, so schief. Technisch scheint die Metapher vom Rabbit Hole adäquat. Dass sie zur Erklärung gesellschaftlicher Probleme nicht taugt, liegt an ihrer politischen Indifferenz. Indem das Gegenbild, das die Spinner sich von der Welt machen, als falsch identifiziert wird, bekommt das geläufige Weltbild, ohne dass irgendwas weiter geschehen musste, den Anschein der Wahrheit. Wenn ich behaupte, dass die »Querdenker« im Kaninchenbau verlorengegangen sind, rufe ich zugleich die Vorstellung auf, dass wir hier draußen in der wirklichen Welt stehen. Alle Versuche der Mehrheitsgesellschaft, die schmuddeligen Abweichungen von ihr zu fassen, langen ins Leere, weil sie andernfalls Fragen zulassen müsste, durch die sie sich selbst in Frage stellte. Weil sie die eigenen Anteile an der Misere identifizieren und einen Blick aufs Ganze gewinnen müsste, den sie als gleichfalls Involvierte nicht haben kann. Wer vom Kaninchenbau redet, fällt selbst hinein.

 

Mythen der Mehrheitsgesellschaft

Zunächst schon im Faktischen. Wer hier draußen über die Wiesen hoppelt, findet die nämliche Versammlung aus Hörensagen, halbgaren Ableitungen, nützlichen Narrativen und ordinären Lügen wie unten bei den Karnickeln. Die Leute hier lachen gern über Chemtrails, Mondlandungstheorien und das »9/11-Truth Movement«. Rudolf Scharpings Hufeisenplan, die China-Märchen der Falun-Gong-Sekte oder die These vom RAF-Mord an Detlev Rohwedder halten sie für wahr. Es klingeln die Alarmglocken bei der »jüdisch-bolschewistischen Weltverschwörung«, während der »Holodomor« bis heute als wenigstens diskutierbar gilt. Man denkt bei Breitbart und RT Deutsch an Desinformation, doch bei Bellingcat und Bild TV an investigative Recherche. Man hält Julian Assange für durchgeknallt, Alexej Nawalny aber für einen Ehrenmann. Und wenn der Putin-Beißer Boris Reitschuster bei seinen Leisten geblieben wäre, statt sich mittels Coronaspinnereien ins Abseits zu manövrieren, gälte er nach wie vor als seriöser Journalist und nicht als die Springer-kompatible Variante Daniele Gansers. Auch die Mehrheitsgesellschaft hat eine Kultur von Mythen, die man nicht glaubt, weil ausgemacht viel für sie spräche, sondern für wahr hält, weil sie den politischen Gegner treffen.

 

Doch da liegt mehr im Pott als bloß die Fakten. Dieses Draußen hier ist nicht die wahre Welt, es ist die erscheinende. Von Wahrheit geht erst zu sprechen, wo ein Begriff gebildet wurde. Die Erscheinungen stellen dazu lediglich das Material. Und da muss, hinsichtlich der Menge des sich darbietenden Materials, gelernt werden, zwischen nackten Umständen, ideologischen Eintrübungen und schnödem Trug zu unterscheiden. Die Eintrübungen besitzen ihrerseits etwas wie Wahrheitscharakter, weil sie nicht beliebig passieren, sondern in der Art, in der eine Gesellschaft sich über sich selbst täuscht, die Art der Gesellschaft widergespiegelt wird. Das Falsche ist am falschen Bewusstsein das Wahre. Gleichwohl kann, wer Materialismus und Ideologiekritik für identisch hält, nie materialistische Analyse und immer bloß Ideologiekritik treiben. Und daher schlechte Ideologiekritik, die kein Gramm mehr wiegt als der Jargon, in dem sie sich darbietet. Auch hier draußen also bedeutet die Überwindung der naiv-empiristischen Affirmation nicht zwingend gleich einen Zugang zur Wahrheit, auch hier kann man sich in esoterische Konstruktionen einspinnen, was übrigens nicht nur die Vernunftkiller des späten Bürgertums betrifft – Lyotard, Adorno, Popper, Hayek, Fukuyama usf. –, selbst marxistisches Denken kann den materialistischen Zugriff unterlaufen (wenngleich es dazu, anders als die Strömungen des bürgerlichen Niedergangs, noch denaturiert werden muss).

 

Folglich besteht zunächst einmal nicht mehr als ein Konkurrenzverhältnis zwischen etabliertem und alternativem Denken. Und obgleich sich das Machtverhältnis der beiden nie umkehren wird, da das alternative, stets hermetische Denken allein in der Enge des Kaninchenbaus betriebsfähig bleiben kann, steigt die Angst der Mehrheitsgesellschaft, die Kontrolle zu verlieren über das, was allgemein für wahr gehalten wird. Denn in der Tat haben die beschriebenen Mechanismen des Internets dem alternativen Denken erstmals eine Art Waffengleichheit ermöglicht. Es kann sich ausweiten und dennoch hermetisch halten. Aber eben nur im eigenen Bereich, dem Kaninchenbau.

 

Melodie & Rhythmus, Jetzt am Kiosk, Thomas J. Richter

Das alternative Denken bezahlt seine Festigkeit mit einem Mangel an Reichweite. Das etablierte Denken bezahlt seine Reichweite mit der stets dräuenden Unsicherheit, dem Gefühl, angreifbar zu sein. Seine Welt ist weit, aber es muss sie sich teilen. Zugleich erwächst daraus eine sekundäre Sicherheit: Der weltanschauliche Unrat kann im weiten Raum besser versteckt werden. Und diese Welt draußen bleibt, im Gegensatz zur rein ersponnenen Gegenwelt, durchaus noch mehr als bloß ein gedankliches Konstrukt. Sie enthält nicht nur Spinnereien, sondern immer auch die Stoffe, aus denen Begriffe gebildet werden können. Aber das, wie gesagt, passiert nicht von selbst, weil Wahrheit eine Sache ist, die erarbeitet werden muss.

 

Auftritt der »Veritaten«

Zum einen nämlich ist Wahrheit als Kategorie des Politischen nicht fassbar, zum andern zeigt sich der Wahrheitsbegriff, so wie er im politischen Geschäft von heute umläuft, als fruchtlose Setzung. Die Rede vom Rabbit Hole verdeckt den politischen Charakter der stattfindenden Kämpfe, doch sie kann das nur, weil in diesen Kämpfen gar kein politischer Charakter steckt. Sie ist eine Lüge über eine Lüge. Paradoxerweise hat die Wahrheit in dem Moment verloren, wenn geglaubt wird, es gehe in der Politik eigentlich um Wahrheit. Passenderweise wird von Wahrheit in der Politik immer dann gesprochen, wenn in ihr kein politischer Gehalt und also auch keine Wahrheit mehr steckt.

 

Ich habe 2014, als die »Querdenker« noch nicht »Querdenker« hießen – während der Ukraine-Krise und des ersten großen Pushs der heutigen Querfront, die in sich selbst eine »neue Friedensbewegung« zu erblicken meinte –, den Ausdruck »Veritaten« benutzt. Damit sollte eine bestimmte Art, Politik zu treiben, bezeichnet sein. Eine Nichtpolitik recht eigentlich, die dorthin, wo vorher politischer Inhalt saß, nun die Wahrheit stopfte. Was mir damals noch fehlte, das ist die Beobachtung, dass dieser Vorgang nicht auf die Nischen der politischen Topographie beschränkt bleiben, sondern universell werden wird. Wahrheit scheint heute zum Code aller Parteien geworden. Beide Frontseiten innerhalb des bürgerlichen Komplexes – die dunkle (Pegida, AfD, »Querdenker«, Verschwörungsideologen) ebenso wie die helle (»Groko«-Deutschland, Grün- und Gelbliberale, EU-Patrioten, NATO-Linke) – hantieren mit adäquaten Begriffen: Mut zur Wahrheit, Lügenpresse, Truth Movement, Infokrieg, Trollfabriken, Fake News, Faktencheck, Filterbubble, Verschwörungsdenken, Populismus und letzthin eben auch – Rabbit Hole. Man definiert sich nicht mehr über Klasse, Milieu, Lobby oder Weltentwurf, sondern darüber, dass man im Gegensatz zu den anderen die Wahrheit besitze.

 

In der Politik aber geht es um Interessen, um die Frage, wie die Welt eingerichtet sein soll. Will ich Wachstum oder Umweltschonung, Reichtum oder Gleichheit, Akkumulation oder soziale Gerechtigkeit, Arbeit oder Genuss, Emanzipation oder Tradition, Freiheit oder Demokratie, Planung oder Spontaneität, Frieden oder Intervention? Jeder, der politisch denkt, muss auf diesen Skalen seine Punkte setzen. Die erste Frage, die sich danach stellt, ist, ob sich meine politischen Ziele innerhalb der vorhandenen gesellschaftlichen Strukturen umsetzen lassen. Davon hängt die zweite Frage ab, wie ich die Umsetzung meiner Ziele konkret angehen kann. Nicht früher als an dieser Stelle kommt die Wahrheit ins Spiel, denn List der Vernunft hin oder her: Wenn ich die Welt verändern will, schadet es nicht, ein weniges von ihr begriffen zu haben. Wahrheit ist Mittel, nicht Zweck der Politik. Wo das genuin politische, also sittliche Interesse der Politik geleugnet wird, ist die erste Lüge erzählt, und auf dem Grund dieser Lüge kann nichts Wahres mehr wachsen. Es wäre also nicht nach der wahrheitlichen, sondern der sittlichen Differenz der kämpfenden Parteien zu fragen, aber gerade hier wird die Antwort peinlich.

 

Tatsächlich haben die gegeneinander prallenden Strömungen – die Spinner also und die Mehrheitsgesellschaft – keine grundlegenden Meinungsverschiedenheiten. Zwischen Wolfgang Wodarg und Karl Lauterbach, Ken Jebsen und Angela Merkel, Jens Berger und Claus Kleber liegen keine Welten. Sie stehen sämtlich auf dem Boden der bürgerlichen Gesellschaft, fühlen demokratisch und handeln liberal, alles innerhalb der vorherrschenden Rechts- und Wertekoordinaten. Hier mag einem Freuds Figur des Narzissmus der kleinen Differenzen einfallen: Gerade, wo Unterschiede zwischen Gruppen kaum vorhanden sind – Österreicher und Deutsche, Schalker und Dortmunder, Pokemon und Digimon –, muss eine tiefe Kluft inszeniert werden. Das geschäftige Herbeireden der Wahrheit ist Flucht vor der Wahrheit. Der nämlich, dass man sich lediglich in der Frage des Personals uneinig ist. Nicht im Ob, und nicht einmal im Wie.

 

Wo Wahrheit zum Ziel des Politischen erklärt wird, vollzieht sich aber nicht nur eine Entpolitisierung der Politik im Namen der Wahrheit, sondern auch eine Entwahrheitung der Wahrheit aus Gründen der Politik. Für Veritaten aller Richtungen gilt: Ihre Wahrheit hat wenig mit Theorie zu schaffen. Es bedarf bei ihnen weder besonderer Anstrengungen noch weiterer Fähigkeiten, die Dinge zu durchsteigen. Wichtig ist zu wissen, wo der Gegner steht. Ideologiekritik und Psychologie, sofern überhaupt bemüht, bleiben volkstümlich. Argumentative Strukturen sind eigentlich nur in dem Sinne vorhanden, als die Text- und Redebeiträge der Veritaten sich wie Panoptiken klassischer Fehlschlüsse ausnehmen. Reflexion und methodologische Überlegungen werden grundsätzlich gemieden. Politische Ökonomie findet allenfalls in vulgärer Form statt: Folge dem Geld oder so. Eigentlich geht es immer bloß darum, irgendwelchen Hintermännern auf die Schliche zu kommen.

 

Damit hängt die Ausprägung eines emphatischen Wahrheitsbegriffs zusammen. Es kommt, heißt das, kaum mehr darauf an, Gedanken zu entwickeln. Erkenntnis ist hier Besitz, nicht Arbeit. Eine so erlangte Wahrheit muss man schon glauben, um sie zu glauben. Sie erhält, mit einem Wort, den Charakter der Offenbarung. Und wenn sie einmal geglaubt wird, ist sie unangreifbar geworden, kann nicht von Wissenschaft falsifiziert noch von Philosophie im Höheren aufgehoben werden. Ich mache es anschaulicher.

 

Eine Frage der Entscheidung

Bevor Todd Philipps’ »Joker« 2020 die »Querdenker« in Verzückung setzte – wir erinnern uns, wie Jebsen nach Alex Jones sich das Gesicht bepinselte –, war wohl »The Matrix« (1999) der wichtigste filmische Bezugspunkt des alternativen Denkens. Darin bietet der Adept Morpheus seinem Rekruten Neo, der übrigens einem Kaninchen folgend in die alternative Welt gerät, eine rote Pille und eine blaue Pille an. Schluckt Neo die blaue Pille, wird er erwachen und die Welt wieder so sehen wie je. Schluckt er die rote, wird er sie sehen, wie sie wirklich ist. In diesem Motiv haben wir einen exakten Ausdruck des emphatischen Wahrheitsbegriffs. Da nach der Erzählung des Films die Gegenwelt hinter der Erscheinungswelt nicht eingebildet sein soll, lässt sich das Motiv der roten und blauen Pille nicht als Ideologiekritik oder dergleichen interpretieren. Es bedeutet, was es bedeutet: Um die Welt zu erkennen, muss man sich von einer chemischen Substanz abhängig machen, muss eine Droge nehmen.

 

Die chemische Substanz ist natürlich ihrerseits Metapher. In »Matrix« war es die Pille, in Carpenters »They Live« (1988) noch eine Brille. Beide Tools stehen für Geistiges: einen bestimmten Gehalt, den man sich vorab eingeflößt hat, eine Erkenntnis vor der Erkenntnis. Das Denken kann, so die Botschaft, aus sich selbst heraus und lediglich mit dem ihm angebotenen Weltstoff die richtige Erkenntnis nicht erreichen. So legt es, von außen angestoßen, einen Schalter um, wonach nichts mehr scheint wie vorher. Kurzum, der Schwerpunkt der Welterkenntnis wandert von der Ableitung in die Prämisse. Wahrheit – seit Thomas von Aquin als Übereinstimmung von Sache und Definition definiert, womit gefordert war, dass sie am Ende der Erkenntnisarbeit stehe, nicht an deren Anfang – wird hier zu einer Frage der Entscheidung.

 

Das fühlt sich radikal an, vor allem für den Betroffenen selbst. »Querdenkende« verstehen sich als Zeitgenossen, die nicht alles schlucken, denen man nicht alles auftischen kann. Sie haben ihre Wahrheit von außen erhalten, doch ab dort jeglichem Zugriff von außen entzogen. Ihre Radikalität ist ein Disclaimer: »Dem, der es nicht sieht, kann ich es nicht erklären.« Das schwache Kalkül wird durch die starke Prämisse ausgeglichen. Und psychologisch besehen funktioniert die Abhängigkeit in beide Richtungen: Wer in der Theorie schwach ist, muss das durch starke Prämissen kompensieren; wer starke Prämissen bevorzugt, braucht sich in der Theorie nicht mehr das Äußerste abzunötigen. Der emphatische Wahrheitsbegriff soll die politische Überzeugung unangreifbar machen. Sie braucht diesen Schutz, weil sie ständig bedroht wird – von neuen Informationen, Weiterentwicklungen der Lage usf. Politik, die sich als Äußerung sittlicher Substanz versteht, kann sich leisten, auf Veränderungen zu reagieren. Wo der theoretische Gehalt dagegen selbst Inhalt der Politik geworden ist, wird er, der eigentlich absichern soll, selbst der Absicherung bedürftig.

 

Veritable Erkenntnisarbeit hat kaum je an der Prämisse stattzufinden, sondern im Kalkül: darin, wie der Verstand abläuft, in seiner Art, das Material zu verarbeiten. Der Anspruch, bereits die Wurzel, das Material selbst prüfen zu müssen, ist nur scheinbar besonders gründlich. Es fällt aus der Gleichung, dass in einer komplexen und immer schon medial vermittelten Welt ernstliche Falsi- oder Verifizierung des Überlieferten so gut wie nie möglich ist. Auch die Vertreter der Gegenwahrheit glauben irgendwelchen Quellen, Daten, Zeugen, auf deren Prüfung sie dann bloß weniger Eifer anwenden als bei denen der offiziellen Lesart. Zum anderen folgt aus der Suche, wer da jetzt wirklich wann genau welchen Knopf gedrückt hat, so gut wie nie was von Belang. Materialistische Analyse fragt nach geostrategischen und ökonomischen Interessen, nächsthin nach Ideologie und kulturellen Mechanismen, die Wer-wann-was-Ebene benötigt sie kaum. Bei der Bestimmung zum Beispiel des NATO-Feldzugs in Afghanistan spielt keine Rolle, ob irgendwann am Anfang mal eine False-Flag-Operation stand oder die US-Regierung lediglich eine günstige Gelegenheit genutzt hat. Es ändert nichts an der Struktur des Konflikts, nichts an seinem imperialistischen Charakter. Drittens ist die Vorstellung, man könne so etwas wie eine unbefleckte Situation der Erkenntnis schaffen – eine Prüfung der blanken Fakten, bevor dann die Erkenntnisarbeit beginnen kann –, irgendwas zwischen naiv und ihrerseits korrupt. Denn diese Fakten sind nicht nur von den Quellen abhängig, sondern auch vom Subjekt, das sie bewertet. »Querdenker« selektieren und gewichten wie jeder andere auch. Sie denken – ihre an sich bekloppte Selbstbezeichnung ist hier seltsam ehrlich – nicht besser, bloß schief.

 

Man stürzt sich also nicht deswegen nicht in den Kaninchenbau, weil hier draußen die Wahrheit schon längst am Tage liegt, sondern deswegen nicht, weil sie allein hier draußen gefunden werden kann. Mit der Flucht in die Gegenwelt werden nur die alten Unzulänglichkeiten auf engerem Raum wieder hergestellt. Die Ableitung ist der Star, nicht die Prämisse. Wer einen Begriff von der Welt erhalten will, bleibe am Tageslicht.

 

Platoniker von heute

Hierhin gelangt, könnten wir die Sonne sinken und den Abend bei Kaninchen in Weißweinsauce ausklingen lassen. Die Story des alternativen Denkens mag weniger öde sein als ein »Tatort« aus Münster, doch sie ist auserzählt: Bei der Politik tritt die Erkenntnis an die Stelle der Entscheidung, bei der Wahrheit die Entscheidung an die Stelle der Erkenntnis. Alles steht kopf. Bizarrerweise drängt sich gerade dort Platon ins Spiel. Die »Querdenker« werden es nicht wissen, aber er ist ihr Stammvater. Sein »ethischer Intellektualismus«, ausgebreitet in den Dialogen »Menon« und »Philebos«, deutet gesellschaftliches Handeln zu einer Frage der Erkenntnis um, und in seiner berühmtesten Metapher, dem Höhlengleichnis aus der »Politeia«, findet eben jener Transfer von der Ableitung in die Prämisse statt, den wir heute bei den Erleuchteten der Querfront beobachten. Der Autor der »Politeia« empfiehlt, direkt ins Licht zu schauen, wobei man zuerst einmal gar nichts sehe. Die Augen, disclaimt er, müssen sich ans Licht gewöhnen, also daran, bald alles ganz anders zu sehen. Wie das Kennzeichen der Platonischen Philosophie überhaupt die schroffe Entgegensetzung von Wesen und Erscheinung ist. Für Platon kann das Phänomen nichts Wahres enthalten, auch nichts dialektisch Vermitteltes, es scheint bei ihm immer bloß Täuschung. Er muss eine dieser roten Pillen eingeworfen haben; irgendwann hörte die Gedankenwelt auf, Gedankenwelt zu sein, und trat an die Stelle der wirklichen Welt. Zwar beschreibt das Höhlengleichnis einen Gang hinauf, während der Kaninchenbau hinab reicht, doch nimmt ja ein jeder »Querdenker« sein Hinab als Hinauf wahr. Platon verbildlicht exakt den tiefen Fall ins Rabbit Hole, nur aus der Perspektive des Betroffenen. Sein Höhlengleichnis ist bei Lichte besehen ein Höllengleichnis. Vielleicht gewährte man den »Querdenkern« etwas mehr Respekt als verdient, wenn man sie als Platoniker unserer Tage bezeichnete, doch dann hätten sie wenigstens einen akkuraten Namen.

  

Wieso müssen »Linke« sich unbedingt »beharrlich abgrenzen« von gesellschaftlichen Gruppierungen, denen »allgemeiner Widerstand« näher liegt als »marxistisch begründeter Klassenkampf«? Da lacht sich das Kapital mal wieder ins Fäustchen! Dabei wäre auch Widerstand in Vielfalt denkbar – und wegen Synergieeffekten womöglich effektiver! Das Abgrenzungsgehabe der »reinen Lehre« dagegen hat schon oft genug in Zersplitterung und Unglück geführt …

 

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Denkmal für die erste homosexuelle Emanzipationsbewegung, Magnus-Hirschfeld-Ufer, Berlin Moabit

 

Am 7. September 2017 wurde das Denkmal für die erste homosexuelle Emanzipations-bewegung am Spreeufer zwischen Luther- und Moltkebrücke in Berlin eröffnet.

 

Im November 2015 wählte eine neunköpfige Fachjury aus fünf vorliegenden Entwürfen einer internationalen Arbeitsgruppe aus Kunst, Architektur und Design den Siegerentwurf. Eine große Mehrheit entschied sich für den Entwurd "CALLA". Die CALLA-Lilie besitzt weibliche und männliche Blüten auf einer Pflanze. Somit ist sie ein Symbol für die Normalität der sexuellen und geschlechtlichen Vielfalt in der Natur. Webseite des Projekts

Ute Lemper sings an English version of: Das lila Lied ~ "The Lavender Song" Lesbian / Gay Liberation Song from 1921

 

Violet: Color of the women's liberation movement, color of lesbians, color of indivualism

Violett: Farbe der Frauenbewegung, der Frauenliebe, der Emanzipation, der Individualität

 

Part of "Working Title: Framed"

 

DMC-G2 - P1610611 - 2013-05-08 / Trove / aquarius / Farbe: Violett

as found, frame added.

Einkaufszentren

Ferdinand Lasalle Center

 

Es war eine Einführung in Lassalles Ideale und Vorstellungen von Sozialismus. Er betonte die Rolle der Arbeiter für den geschichtlichen Fortschritt. Damit fand Lassalle Anklang in der Arbeiterschaft. Vom liberalen Bürgertum wandte Lassalle sich ab. Er war der Meinung, dass Bismarck das Bürgertum vollkommen kontrolliere.

 

In der Einschätzung der Rolle des Staates für die Emanzipation des vierten Standes lag der wichtigste Unterschied zu Marx. Während letzterer den Staat als Unterdrückungsinstrument der herrschenden Klasse verstand, so sah Lassalle in ihm die positive Organisationsform der Gesellschaft. Im Gegensatz zu Marx’ und Engels’ revolutionärem Sozialismus vertrat Lassalle einen staatsfreundlichen sozialdemokratischen Reformismus.[16] Staatsvorstellungen des klassischen Liberalismus seiner Zeit, der den Staat darauf beschränken wollte, Sicherheit und Ordnung herzustellen, kritisierte Lassalle 1862 in einer Rede in Berlin als „Nachtwächterstaat“.

 

Der Staat müsse die Arbeiterschaft fördern und entwickeln und sie unter anderem mit Krediten unterstützen.

 

Die Menschheit hat nur eine Überlebenschance, wenn sie das gesellschaftliche und politische System von Mordamerika einschränkt, schwächt und überwindet. Das ist nicht utopisch. Der faschistoide Papiertiger USA pfeift schon auf dem letzten Loch.

Von Arnold Schölzel in www.jungewelt.de/artikel/309823.letzte-chance.html

 

Antiamerikanismus sei Pflicht, schrieb einmal der 2014 verstorbene Kommentator dieser Zeitung, Werner Pirker. Nach 100 Tagen Präsidentschaft Donald Trumps muss die Devise wieder einmal ergänzt werden: Die Welt hat nur eine Überlebenschance, wenn sie das gesellschaftliche und politische System von »Mordamerika« (Peter Hacks) einschränkt, schwächt und überwindet – das meinte Pirker mit »Antiamerikanismus«.

Schaffen können das letztlich nur die auf Emanzipation aus Elend, Unbildung, medialer Verblödung, rassistischer Unterdrückung, Polizei- und Geheimdienstterror, Knastindustrie und Monopoldiktatur angewiesenen US-Bürger, denen die Solidarität aller Vernünftigen gehört. Utopisch? Es sei daran erinnert, dass die Initiative, Forderungen der Arbeiterbewegung weltweit am 1. Mai öffentlich zu erheben, im späten 19. Jahrhundert von den USA ausging. Es bedurfte bis in die 1940er Jahre hinein bewaffneter Gewalt, des gesamten Staatsapparates und chauvinistischer Ideologie, um die sozialistische Bewegung des Landes zu marginalisieren. Heute ist die US-Bevölkerung bei einem Höchststand an Produktivität zerrissener denn je. Hinter dem Trump-Sieg stand die soziale Frage. Sie ist schon längere Zeit wieder akut, nicht nur in den USA. Im Imperialismus, zumal in einem, der feudale Züge annimmt, wird sie entweder ignoriert, durch »Sozialliberale«, die den Zwang der Verhältnisse erfassen, gemildert – oder es wird die nationalistisch-faschistische, die terroristische Karte gezogen: Wir sind die größten, Feinde werden ausgerottet.

Um sein sozialdemagogisches Geschwätz von gestern kümmerte sich Trump keinen Deut. Er brachte kein Gesetz durch, posierte lediglich mit Dekreten, die vor Gericht floppten. Laut Umfragen stört das seine Anhänger nicht. Den außenpolitischen Terrorismus seiner Amtsvorgänger ergänzte er mit Aktionismus – angefangen von der Kommandoaktion im Jemen Ende Januar bis zur Kriegsdrohung gegen Korea und damit China. Und der deutsche Großbürger? Am Freitag konstatierte die FAZ trocken: »Trump beweist Eskalationsbereitschaft«. Man schwankt zwischen Grusel und Gefolgschaft. Am lange vor Trump eingeschlagenen Weg der neuen deutschen Herrlichkeit änderte das bislang nichts: Mehr Aufrüstung, mehr Konfrontation. Chinas Außenminister Wang Yi sprach am Mittwoch in Berlin von »unvorhersehbaren Konsequenzen« bei einem Krieg in Korea. Die Tatsache, dass das wieder einmal gesagt werden muss, ist nicht nur eine Folge der US-Außenpolitik, sondern auch dessen, was das Führungspersonal des deutschen Imperialismus betreibt. »Anti-amerikanismus« bleibt die letzte Chance.

  

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Zusammen kämpfen

Klassenpolitik und Identitätspolitik müssen zusammen gedacht werden – die historische Arbeiterbewegung setzte sich auch für die Rechte von Frauen, Homosexuellen und Angehörigen kolonisierter Völker ein

(Von Michael Zander, aus dem Band »Neue Klassenpolitik. Linke Strategien gegen Rechtsruck und Neoliberalismus«, Verlag Bertz und Fischer, Berlin, 2018)

 

Seit der Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten im Jahr 2016 und dem Aufstieg rechter Parteien in Europa diskutiert die Linke über das Verhältnis von »Identitätspolitik« und »Klassenpolitik«. Während die einen vermuten, die Linke sei wegen ihrer Vernachlässigung der Klassenpolitik an den Rand gedrängt worden, glauben die anderen, Klassenpolitik sei nichts anderes als Identitätspolitik für Arbeiterinnen und Arbeiter. In der gegenwärtigen Debatte wird zuweilen der Eindruck erweckt, Klassenpolitik sei Politik zugunsten männlicher, weißer Arbeiter, und der Marxismus sei eine krude Theorie vom »Hauptwiderspruch«, dessen Anhänger die Gleichberechtigung der Geschlechter und den Antirassismus als nachrangig erachten.

Ein Blick in die Geschichte der Arbeiterbewegung zeigt, dass diese Annahme ebenso fragwürdig ist wie insgesamt die Gegenüberstellung von Klassen- und Identitätspolitik. So heißt es beispielsweise im Erfurter Programm der SPD von 1891: »Die Sozialdemokratische Partei Deutschlands kämpft (…) nicht für neue Klassenprivilegien und Vorrechte, sondern für die Abschaffung der Klassenherrschaft und der Klassen selbst und für gleiche Rechte und gleiche Pflichten aller ohne Unterschied des Geschlechts und der Abstammung. Von diesen Anschauungen ausgehend, bekämpft sie in der heutigen Gesellschaft nicht bloß die Ausbeutung und Unterdrückung der Lohnarbeiter, sondern jede Art der Ausbeutung und Unterdrückung, richte sie sich gegen eine Klasse, eine Partei, ein Geschlecht oder eine Rasse.«¹

Die zitierten Passagen aus dem Erfurter Programm zeigen einerseits, wie sehr sich die Sozialdemokratie von ihren Ursprüngen entfernt hat, denn eine Abschaffung der Klassenherrschaft ist für die SPD unserer Tage bekanntlich kein Thema mehr, und ihr Engagement gegen die Benachteiligung von Frauen und gegen Rassismus reicht nicht soweit, dass es den Grundlagen des Kapitalismus widerspricht. Das Zitat macht andererseits auch deutlich, dass in der damaligen sozialistischen Arbeiterbewegung die Kämpfe gegen Klassenherrschaft und gegen andere Formen von Unterdrückung zusammengehörten. Die Emanzipation der Frauen, die Befreiung kolonisierter Bevölkerungen und die Gleichstellung verfolgter Minderheiten waren wichtige Themen – das zeigt ein Blick auf die Geschichte der SPD vor 1914, der KPD vor 1933 sowie der westdeutschen 68er-Bewegung.

 

Emanzipation

Der Universalismus der Arbeiterbewegung musste in historischen Konflikten errungen werden. Dafür sind die zitierten Sätze aus dem Erfurter Programm ein gutes Beispiel. Das Gothaer Programm von 1875 enthielt nämlich noch keine vergleichbaren Positionen. Dort war die Rede von einem »Verbot der Kinderarbeit und aller die Gesundheit und Sittlichkeit schädigenden Frauenarbeit«.² Die schlechter als ihre männlichen Kollegen bezahlten Arbeiterinnen galten lange als lohndrückende »Schmutzkonkurrenz«. Vor diesem Hintergrund schrieb Clara Zetkin 1893: »Angesichts der vielen Tausenden von weiblichen Arbeitskräften, welche in der Industrie tätig sind, ist die Einbeziehung der Frau in die Gewerkschaftsbewegung für diese geradezu eine Lebensfrage. (…) Aber nicht nur mit Rücksicht auf den erfolgreichen wirtschaftlichen Kampf der gewerkschaftlichen Organisationen ist es dringend nötig, dass die Frauen in sie einbezogen werden. Auch die Aufbesserung der Hungerlöhne der Arbeiterinnen (…) erheischt gebieterisch deren Organisation.«³ Vier Jahre zuvor hatte sie in einer Rede auf dem Internationalen Arbeiterkongress erklärt: »Ohne Beihilfe der Männer, ja oft sogar gegen den Willen der Männer, sind die Frauen unter das sozialistische Banner getreten (…). Sie werden unter ihm kämpfen für ihre Emanzipation, für ihre Anerkennung als gleichberechtigte Menschen.«⁴

Diese Bestrebungen unterstützte der Parteivorsitzende August Bebel mit seinem Buch »Die Frau und der Sozialismus«, dessen erste Auflage 1879 erschien. »Frau und Arbeiter haben gemein, Unterdrückte zu sein«, heißt es dort. »Die Formen dieser Unterdrückung haben im Laufe der Zeiten und in den verschiedenen Ländern gewechselt, aber die Unterdrückung blieb.« Bebel registrierte den Gegensatz zwischen proletarischer und bürgerlicher Frauenbewegung, der für ihn vor allem darin bestand, dass die bürgerlichen Frauen die Notwendigkeit einer »radikalen Umgestaltung« nicht sähen. Trotzdem, so Bebel weiter, gebe es zwischen beiden Bewegungen »eine Reihe Berührungspunkte«, die es erlaubt, dass sie, »getrennt marschierend, aber vereint schlagend, den Kampf führen können«. Dies sei »auf allen Gebieten der Fall, auf welchen die Gleichberechtigung der Frauen mit den Männern auf dem Boden der gegenwärtigen Staats- und Gesellschaftsordnung in Frage« komme.⁵

 

Gegen Kolonialismus und Rassismus

Antirassistische Positionen formulierte die Arbeiterbewegung vor allem im Kontext der deutschen Kolonialpolitik. Bebel verurteilte 1889 in einer Reichstagsrede die deutsche Besatzung ostafrikanischer Territorien: »Im Grunde genommen ist das Wesen aller Kolonialpolitik die Ausbeutung einer fremden Bevölkerung in der höchsten Potenz. Wo immer wir die Geschichte der Kolonialpolitik in den letzten drei Jahrhunderten aufschlagen, überall begegnen wir Gewalttätigkeiten und der Unterdrückung der betreffenden Völkerschaften, die nicht selten schließlich mit deren vollständiger Ausrottung endet. Und das treibende Motiv ist immer, Gold, Gold und wieder nur Gold zu erwerben. (…) Dass wir von unserem Standpunkt aus als Gegner jeder Unterdrückung nicht die Hand dazu bieten, werden Sie begreifen.«⁶

Karl Kautsky polemisierte 1907 gegen die Vertreter des rechten Flügels der SPD, die Kolonialpolitik unter bestimmten Voraussetzungen und im Namen des Sozialismus zu rechtfertigen suchten. »Sollen wir«, fragte er rhetorisch, »bloß im eigenen Lande die Aufhebung aller Klassenherrschaft proklamieren und gleichzeitig (…) eine neue Klassenherrschaft aufrichten wollen, die der weißen Rasse über die dunkelhäutigen Rassen (…)? Dagegen bäumt sich das ethische Empfinden des klassenbewussten Proletariats aufs Machtvollste auf.« Eine Einteilung der Menschheit in »verschiedene Gruppen«, so Kautsky weiter, sei »falsch« und »ein Ausfluss europäischen Hochmuts und Größenwahns.«⁷

Die Zustimmung der SPD-Reichstagsfraktion zu den von der Regierung beantragten Kriegskrediten am 4. August 1914 und das unerwartete Einschwenken auf die angebliche »Vaterlandsverteidigung« machten die Partei unglaubwürdig. Die Verwüstungen des Ersten Weltkriegs schufen die Voraussetzungen für die Russische Revolution von 1917 und die Entstehung Kommunistischer Parteien auf allen Kontinenten. Auch diese Parteien vertraten keineswegs nur die unmittelbaren Anliegen von Arbeiterinnen und Arbeitern; sie kämpften gleichermaßen für die Frauenemanzipation wie gegen den Imperialismus der Kolonialmächte. Alle diese Themen spielten beispielsweise eine zentrale Rolle auf dem von der Kommunistischen Internationale organisierten »Kongress der Völker des Ostens«, der 1920 in Baku stattfand und bei dem 1891 Delegierte rund 30 Nationalitäten repräsentierten.

 

Legalisierung der Homosexualität

Im deutschen Kaiserreich verteidigte die SPD die Rechte diskriminierter Minderheiten. Bebel brachte 1898 die von Magnus Hirschfeld und dem Wissenschaftlich-humanitären Komitee (WhK) entworfene Resolution zur Legalisierung von Homosexualität in den Reichstag ein, die allerdings keine Mehrheit fand. Fortan war der Kampf gegen den Strafrechtsparagraphen 175 ein fester Bestandteil der Bewegung. Diese Politik war nicht frei von Widersprüchen. Der Parteizeitung Vorwärts wird aus heutiger Sicht oft vorgeworfen, sie habe 1902 durch einen Bericht über die angebliche Homosexualität des Rüstungsindustriellen Friedrich Alfred Krupp zu dessen vorzeitigem Tod beigetragen. Zu berücksichtigen ist jedoch, dass der damalige Chefredakteur Kurt Eisner nicht nur den »Kanonenkönig« angreifen wollte, sondern auch darauf hoffte, dass die Veröffentlichung »den Anstoß gibt, endlich jenen Paragraphen 175 aus dem Gesetzbuch zu entfernen, der durch Veranlagung sittlich fühlende Personen zu ewiger Furcht verdammt und sie zwischen Gefängnis und Erpressung in endloser Bedrohung festhält«.⁸

Zwischen 1918 und 1933 betrieb die KPD eine Politik, die auch die Interessen von Minderheiten umfasste. Beispielsweise stand ihr mit dem Internationalen Bund der Opfer des Krieges und der Arbeit eine Organisation behinderter Menschen nahe. Mitglieder des Bundes waren unter anderem Gehörlose, die sich als Teil einer »revolutionären Taubstummenbewegung« sahen. In Magnus Hirschfelds WhK engagierten sich kommunistische Intellektuelle wie Richard Linsert und Felix Halle. Auf Einladung der sowjetischen Regierung reiste Hirschfeld 1926 nach Moskau und Leningrad.

Anfang der 1930er Jahre verhärtete sich die politische Lage zunehmend. Unter der Herrschaft Stalins ging die KPdSU zu einer äußerst brutalen und rücksichtslosen Innenpolitik über. Unter anderem wurde die Legalisierung der Homosexualität in Russland, die die Bolschewiki nach der Revolution verfügt hatten, wieder rückgängig gemacht. Angesichts der faschistischen Bedrohung in Europa traten spezifische Minderheitenprobleme gegenüber dem Antifaschismus in den Hintergrund. Von zwei britischen Aktivisten ist der Ausspruch überliefert, sie seien in dieser Lage von der »Homintern zur Komintern« gewechselt.⁹

 

Nach dem Zweiten Weltkrieg und im Spannungsfeld des »Kalten Krieges« knüpften die sozialdemokratischen und kommunistischen Parteien nur sehr selektiv an ihre früheren Traditionen an. Als Teil von Herrschaftsapparaten schienen sie zunehmend weniger dazu in der Lage zu sein, fortschrittliche Interessen zu vertreten. In der Opposition dagegen spielten vor allem kommunistische Parteien eine progressive Rolle.

Die sogenannten 68er, die weltweit gegen Kapitalismus und Imperialismus, aber auch, wie in der Tschechoslowakei und Jugoslawien, gegen die mangelnde Demokratie im Sozialismus protestierten, organisierten sich zunächst außerhalb von Parteien. Neben dem Klassenkonflikt waren Frauenemanzipation und Antiimperialismus prägende und einander nicht ausschließende Themen. Die Mitglieder des »Aktionsrates zur Befreiung der Frauen«, die auf einer Delegiertenkonferenz des westdeutschen SDS gegen dessen Ignoranz gegenüber der spezifischen Ausbeutung von Frauen protestierten, waren selbstverständlich Sozialistinnen. An der internationalistisch ausgerichteten westdeutschen 68er-Bewegung beteiligten sich Studierende aus der Demokratischen Republik Kongo, dem Iran, aus Chile und der Türkei; sie demonstrierten gemeinsam mit ihren deutschen Kommilitoninnen und Kommilitonen gegen die Diktaturen in ihren Herkunftsländern.¹⁰

Mitte 1969 lieferten sich homo- und transsexuelle Menschen in New York tagelang Auseinandersetzungen mit der Polizei. Vorausgegangen war eine brutale Razzia gegen das Publikum des Stonewall Inn in der Christopher Street. Die zahlreichen Protestgruppen, die sich in der Folge bildeten, waren allesamt antikapitalistisch. Sie hießen »Gay Liberation Front« (angeblich benannt nach der vietnamesischen Volksbefreiungsfront), »Red Butterflies« oder »Street Transvestite Action Revolutionaries«. In Frankfurt am Main wurde 1971 die »Rote Zelle Schwul« gegründet. Ein Slogan lautete seinerzeit: »Brüder und Schwestern, ob warm oder nicht – Kapitalismus bekämpfen ist unsere Pflicht!« Die Lesben- und Schwulenbewegung beeinflusste die Diskussionen in der Linken. Die DKP erklärte auf ihrem Mannheimer Parteitag 1978, sie wende sich »gegen jede Diskriminierung und Benachteiligung homosexueller Männer und Frauen. Sie tritt für eine ersatzlose Streichung des Paragraphen 175 und für die Entschädigung homosexueller KZ-Opfer ein und unterstützt solidarisch die Arbeit fortschrittlicher Gruppen unter den Homosexuellen.«¹¹ Damit setzte die Partei die politische Tradition fort, die die KPD in der Weimarer Republik begründet hatte.

 

Die Linke in der Defensive

Während der späten 1970er und frühen 1980er Jahre wandten sich die verschiedenen oppositionellen Strömungen, die aus der 68er-Bewegung hervorgegangen waren, zunehmend von ihren sozialistischen Zielen ab, die in unerreichbare Ferne zu rücken schienen. Die jeweils eigene Gruppe und die gemeinsamen Erfahrungen ihrer Mitglieder – verstanden als soziale Identität – traten in den Vordergrund. Klassenkämpferische Positionen wurden marginalisiert; an ihnen hielten vor allem kommunistische Parteien und ihre späteren Nachfolgeorganisationen sowie Teile der autonomen linksradikalen Szene fest. Die »Lesbians and Gays Support the Miners«, die 1984/85 den Streik der britischen Bergarbeiter unterstützten, widersetzten sich allerdings dem Trend zur Entpolitisierung.

Die Struktur der lohnabhängigen Klassen hatte sich grundlegend verändert, wie der Historiker Eric Hobsbawm hervorhebt: »Bergarbeiter, die einst in Hunderttausenden (…) gezählt wurden, prägten das Bild nun weniger als Universitätsabsolventen. In der Stahlindustrie der USA arbeiteten mittlerweile weniger Menschen als in den ›Hamburger‹-Gaststätten von McDonald’s. Und dort, wo die traditionellen Industrien noch erhalten geblieben waren, wurden sie nun aus den alten in die neuen Industriestaaten verlagert. (…) Die neuen Industrien, die die alten zu ersetzen begannen, gehörten weder den gleichen Industriezweigen an, noch befanden sie sich am gleichen Ort, und in den meisten Fällen waren sie auch völlig anders strukturiert.«¹²

 

Sozialdemokratische Parteien betrieben ab den 1990er Jahren eine neoliberale Politik des Sozialabbaus und der Deregulierung. Sie sprachen von der »neuen Mitte« (Gerhard Schröder), nannten sich »New Labour« (Tony Blair) oder »New Democrats« (Bill und Hillary Clinton). Sie trugen zur Herausbildung einer politischen Formation bei, die sich einerseits Antidiskriminierung auf die Fahnen geschrieben, andererseits den Kapitalismus im Namen der »Globalisierung« radikalisiert hat. Die Philosophin Nancy Fraser spricht von einem »progressiven Neoliberalismus«, dessen zumindest vorläufiges Ende durch die Wahl Donald Trumps symbolisiert worden sei.¹³

Angesichts des Erstarkens einer radikalen Rechten in Europa und in den USA seit dem Beginn der Weltwirtschaftskrise im Jahr 2007/2008 steht die Linke vor neuen Herausforderungen. Die Frage ist nicht, ob sie Klassen- oder Identitätspolitik betreibt, sondern ob ihre Politik im Interesse von Lohnabhängigen und sogenannten Minderheiten antikapitalistisch ist oder in den Grenzen des neoliberalen Kapitalismus verharrt. Eine Linke, die über die bürgerliche Forderung nach »Chancengleichheit« hinausgeht, kann sich auf die besten Traditionen der Arbeiterbewegung stützen.

 

Anmerkungen:

1 www.marxists.org/deutsch/geschichte/deutsch/spd/1891/erfu...

2 www.marxists.org/deutsch/geschichte/deutsch/spd/1875/goth...

3 Clara Zetkin: Frauenarbeit und gewerkschaftliche Organisation, www.marxists.org/deutsch/archiv/zetkin/1893/11/gewerk.htm

4 Clara Zetkin: Für die Befreiung der Frau!, www.marxists.org/deutsch/archiv/zetkin/1889/07/frauenbef.htm

5 August Bebel: Die Frau und der Sozialismus, Frankfurt am Main 1977, S. 35 u. 29

6 Zit. n. germanhistorydocs.ghi-dc.org/docpage.cfm?docpage_id=2877&...

7 Karl Kautsky: Sozialismus und Kolonialpolitik, Berlin 1907, S. 18 u. 40

8 Zit. n. www.vorwaerts.de/artikel/vorwaerts-geschichte-tod-kanonen...

9 Vgl. Eric Hobsbawm: Identity Politics and the Left. In: New Left Review (1996), Nr. 217, S. 38–47

10 Vgl. Nils Seibert: Vergessene Proteste. Internationalismus und Antirassismus 1964–1983, Münster 2008

11 Zit. n. Günther Amendt: Wärmer leben reicht nicht. In: Konkret (1982), H. 1, S. 44

12 Eric Hobsbawm: Das Zeitalter der Extreme, München 2007, S. 381 f.

13 Nancy Fraser: Für eine neue Linke oder: Das Ende des progressiven Neoliberalismus. In: Blätter für deutsche und internationale Politik (2017), H. 2, S. 71–76

  

Foto: in Klagenfurt, Österreich

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Internationaler Frauentag (englisch International Women’s Day, kurz IWD), Weltfrauentag oder Frauentag sind Namen eines Welttags, der jährlich am 8. März begangen wird. Er entstand als Initiative sozialistischer Organisationen in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg im Kampf um die Gleichberechtigung, das Wahlrecht für Frauen sowie die Emanzipation von Arbeiterinnen. Erstmals fand der Frauentag am 19. März 1911 statt. 1921 wurde sein Datum durch einen Beschluss der Zweiten Internationalen Konferenz kommunistischer Frauen in Moskau endgültig auf den 8. März gelegt. Dieses Datum wählten auch die Vereinten Nationen (UN) im Internationalen Jahr der Frau 1975 zum „Tag der Vereinten Nationen für die Rechte der Frau und den Weltfrieden“ und richteten dazu erstmals am 8. März 1975 eine Feier aus. Mitte 1975 wurde dann in Mexiko-Stadt die erste UN-Weltfrauenkonferenz abgehalten und es folgte die „UN-Dekade der Frau“ (1976–1985)https://de.wikipedia.org/wiki/Internationaler_Frauentag

Florenz - Baptisterium

 

The Florence Baptistery, also known as the Baptistery of Saint John (Italian: Battistero di San Giovanni), is a religious building in Florence, Italy, and has the status of a minor basilica. The octagonal baptistery stands in both the Piazza del Duomo and the Piazza San Giovanni, across from Florence Cathedral and the Campanile di Giotto.

 

The Baptistery is one of the oldest buildings in the city, constructed between 1059 and 1128 in the Florentine Romanesque style. Although the Florentine style did not spread across Italy as widely as the Pisan Romanesque or Lombard styles, its influence was decisive for the subsequent development of architecture, as it formed the basis from which Francesco Talenti, Leon Battista Alberti, Filippo Brunelleschi, and other master architects of their time created Renaissance architecture. In the case of the Florentine Romanesque, one can speak of "proto-renaissance", but at the same time an extreme survival of the late antique architectural tradition in Italy, as in the cases of the Basilica of San Salvatore, Spoleto, the Temple of Clitumnus, and the church of Sant'Alessandro in Lucca.

 

The Baptistery is renowned for its three sets of artistically important bronze doors with relief sculptures. The south doors were created by Andrea Pisano and the north and east doors by Lorenzo Ghiberti. Michelangelo dubbed the east doors the Gates of Paradise.

 

Up to 1935, the Baptistery was the only place where Florentines were baptized. As a consequence, poet Dante Alighieri, famous Renaissance artists, Amerigo Vespucci, members of the Medici family, etc were baptized in this baptistery.

 

The building contains the monumental tomb of Antipope John XXIII, by Donatello.

 

History

 

Early history

 

It was once believed that the Baptistery was originally a Roman temple dedicated to Mars, the tutelary god of the old Florence. The chronicler Giovanni Villani reported this medieval Florentine legend in his 14th-century Nuova Cronica on the history of Florence. Excavations in the 20th century have shown that there was a 1st-century Roman wall running through the piazza with the Baptistery, which may have been built on the remains of a Roman guard tower on the corner of this wall, or possibly another Roman building including a second-century house which was restored in the late 4th or early 5th century. It is certain that an initial octagonal baptistery was erected here in the late 4th or early 5th century. It was replaced or altered by another early Christian baptistery in the 6th century. Its construction is attributed to Theodolinda, queen of the Lombards (570–628), to seal the conversion of her husband, King Authari.

 

Octagonal design

 

The octagon had been a common shape for baptisteries for many centuries since early Christian times. Other early examples are the Lateran Baptistery (440) that provided a model for others throughout Italy, the Church of the Saints Sergius and Bacchus (527–536) in Constantinople and the Basilica of San Vitale in Ravenna (548).

 

The earlier baptistery was the city's second basilica after San Lorenzo, outside the northern city wall, and predates the church Santa Reparata. It was first recorded as such on 4 March 897, when the Count Palatine and envoy of the Holy Roman Emperor sat there to administer justice. The granite pilasters were probably taken from the Roman forum sited at the location of the present Piazza della Repubblica. At that time, the baptistery was surrounded by a cemetery with Roman sarcophagi, used by important Florentine families as tombs (now in the Museo dell'Opera del Duomo).

 

Construction

 

The present much bigger Baptistery was built in Romanesque style around 1059, evidence of the growing economic and political importance of Florence. It was reconsecrated on 6 November 1059 by Pope Nicholas II, a Florentine. According to legend, the marbles were brought from Fiesole, conquered by Florence in 1078. Other marble came from ancient structures. The construction was finished in 1128.

 

An octagonal lantern was added to the pavilion roof around 1150. It was enlarged with a rectangular entrance porch in 1202, leading into the original western entrance of the building, that in the 15th century became an apse, after the opening of the eastern door facing the western door of the cathedral by Lorenzo Ghiberti. On the corners, under the roof, are monstrous lion heads with a human head under their claws. They are early representations of Marzocco, the heraldic Florentine lion (the symbol of Mars, the god of war, the original male protector of Florentia, protecting a lily or iris, the symbol of the original female patron of the town, Flora, the fertile agricultural earth goddess).

 

Between the fourteenth and sixteenth centuries, three bronze double doors were added, with bronze and marble statues above them. This gives an indication that the Baptistery, at that time, was at least equal to the neighbouring cathedral in importance.

 

Exterior

 

Design

 

The Baptistery has eight equal sides with a scarsella, an apse expanding out of the west side. The sides, originally constructed in sandstone, are clad in geometrically patterned, colored marble, white Carrara with green Prato marble inlay, reworked in Romanesque style between 1059 and 1128. The style of this church would serve as a prototype, influencing many architects, such as Leone Battista Alberti, in their design of Renaissance churches in Tuscany.

 

The exterior is also ornamented with a number of artistically significant statues by Andrea Sansovino (above the Gates of Paradise), Giovan Francesco Rustici, Vincenzo Danti (above the south doors) and others.

 

The design work on the sides is arranged in groupings of three, starting with three distinct horizontal sections. The middle section features three blind arches on each side, each arch containing a window. These have alternate, pointed and semicircular tympani. Below each window is a stylized arch design. In the upper fascia, there are also three small windows, each one in the center block of a three-panel design.

 

The apse was originally semicircular, but rebuilt in a rectangular shape in 1202.

 

Baptistery doors

 

Andrea Pisano

 

As recommended by Giotto to the Arte di Calimala (Cloth Merchants Guild), the guild who had the patronage of the Baptistry, Andrea Pisano was awarded the commission to design the first set of doors in 1329. An antetype for the doors was probably the San Ranieri Gate of the Pisa Cathedral, done by Bonanno Pisano around 1180. The wax model and the gilding at the end was the work of Andrea Pisano, whereas the bronze-casting was executed by Venetian masters, for whom these monumental doors nevertheless were a difficult challenge; it took six years to complete the doors. The gate wings consist of 28 quatrefoil panels altogether, with twenty top panels depicting scenes from the life of St. John the Baptist. The eight lower panels represent the eight virtues of hope, faith, charity (the three theological virtues), humility, fortitude, temperance, justice and prudence (the four cardinal virtues). The south doors were originally installed in 1336 on the east side, facing the Duomo, and were transferred to their present location in 1452. Lorenzo Ghiberti moulded reliefs for the adjusted doorcase. There is a Latin inscription on top of the door: Andreas Ugolini Nini de Pisis me fecit A.D. MCCCXXX ("Andrea Pisano made me in 1330").

 

The group of bronze statues above the gate depict The Beheading of St John the Baptist. It is the masterwork of Vincenzo Danti from 1571.

 

Lorenzo Ghiberti

 

North doors

 

In 1401, a competition was announced by the Arte di Calimala to design the doors of the east side of the baptistery facing the cathedral, which lasted there for 25 years, before they would eventually be moved to the north side and to be replaced by Ghiberti's second commission, known as the Gates of Paradise.

 

These north doors would serve as a votive offering to celebrate the sparing of Florence from relatively recent scourges such as the Black Death in 1348. Many artists competed for this commission and a jury selected seven semi-finalists. These finalists include Lorenzo Ghiberti, Filippo Brunelleschi and Jacopo della Quercia, with 21-year-old Ghiberti winning the commission. At the time of judging, only Ghiberti and Brunelleschi were finalists, and when the judges could not decide, they were assigned to work together on them. Brunelleschi's pride got in the way, and he went to Rome to study architecture leaving Ghiberti to work on the doors himself. Ghiberti's autobiography, however, claimed that he had won, "without a single dissenting voice." The original designs of The Sacrifice of Isaac by Ghiberti and Brunelleschi are on display in the museum of the Bargello.

 

It took Ghiberti 21 years to complete these doors. These gilded bronze doors consist of twenty-eight panels, with twenty panels depicting the life of Christ from the New Testament. The eight lower panels show the four evangelists and the Church Fathers Saint Ambrose, Saint Jerome, Saint Gregory and Saint Augustine. The panels are surrounded by a framework of foliage in the door case and gilded busts of prophets and sibyls at the intersections of the panels. Originally installed on the east side, in place of Pisano's doors, they were later moved to the north side. They are described by the art historian Antonio Paolucci as "the most important event in the history of Florentine art in the first quarter of the 15th century".

 

The bronze statues over the northern gate depict John the Baptist preaching to a Pharisee and Sadducee. They were sculpted by Francesco Rustici and are superior to any sculpture he did before. Leonardo da Vinci is said not only to have given him technical advice, Leonardo never left him during the whole process from the modelling to the casting; the pose of John the Baptist resembles that of Leonardo's depiction of the prophet.

 

East doors (Gates of Paradise)

 

Ghiberti was now widely recognized as a celebrity and the top artist in this field. He was showered with commissions, even from the pope. In 1424 he received a second commission, this time for the east doors of the baptistery, on which he and his workshop (including Michelozzo and Benozzo Gozzoli) toiled for 27 years, excelling themselves. These had ten panels depicting scenes from the Old Testament, and were in turn installed on the east side. The panels are large rectangles and are no longer embedded in the traditional Gothic quatrefoil, as in the previous doors.

 

Ghiberti employed the recently discovered principles of perspective to give depth to his compositions. Each panel depicts more than one episode. In "The Story of Joseph" is portrayed the narrative scheme of Joseph Cast by His Brethren into the Well, Joseph Sold to the Merchants, The Merchants Delivering Joseph to the Pharaoh, Joseph Interpreting the Pharaoh's dream, The Pharaoh Paying him Honour, Jacob Sends His Sons to Egypt and Joseph Recognizes His Brothers and Returns Home. According to Vasari's Lives, this panel was the most difficult and also the most beautiful. The figures are distributed in very low relief in a perspective space (a technique invented by Donatello and called rilievo schiacciato, which literally means "flattened relief"). Ghiberti uses different sculptural techniques, from incised lines to almost free-standing figure sculpture, within the panels, further accentuating the sense of space.

 

The panels are included in a richly decorated gilt framework of foliage and fruit, many statuettes of prophets and 24 busts. The two central busts are portraits of the artist and of his father, Bartolomeo Ghiberti.

 

Although the overall quality of the casting is exquisite, some mistakes have been made. For example, in panel 15 of the north doors (Flagellation) the casting of the second column in the front row has been mistakenly overlaid over an arm, so that one of the flagellators looks trapped in stone, with his hand sticking out of it.

 

Michelangelo referred to these doors as fit to be the Gates of Paradise (Porte del Paradiso), and they are still invariably referred to by this name. Giorgio Vasari described them a century later as "undeniably perfect in every way and must rank as the finest masterpiece ever created". Ghiberti himself said they were "the most singular work that I have ever made".

 

Preservation of original art

 

The Gates of Paradise situated in the Baptistery are a copy of the originals, substituted in 1990 to preserve the panels after over five hundred years of exposure and damage. To protect the original panels for the future, the panels are being restored and kept in a dry environment in the Museo dell'Opera del Duomo, the museum of the Duomo's art and sculpture. Some of the original panels are on view in the museum; the remaining original panels are being restored and cleaned using lasers in lieu of potentially damaging chemical baths. Three original panels made a US tour in 2007-2008, and then were reunited in a frame and hermetically sealed with the intention of making the panels appear in the context of the doors for public viewing.

 

Several copies of the doors are held throughout the world. One such copy is held at Vassar College in Poughkeepsie, New York. Another copy, made in the 1940s, is installed in Grace Cathedral, in San Francisco; copies of the doors are also crafted for the Kazan Cathedral in Saint Petersburg, Russia; the Harris Museum in Preston, United Kingdom; and in 2017 for the Nelson-Atkins Museum of Art in Kansas City, Missouri.

 

Other contributors

 

The two porphyry columns on each side of the Gates of Paradise were plundered by the Pisans in Majorca and given in gratitude to the Florentines in 1114 for protecting their city against Lucca while the Pisan fleet was conquering the island.

 

The Gates of Paradise are surmounted by a (copy of a) group of statues portraying the Baptism of Christ by Andrea Sansovino. The originals are in the Museo dell'Opera del Duomo. He then left for Rome to work on a new commission, leaving these statues unfinished. Work on these statues was continued much later in 1569 by Vincenzo Danti, a sculptor from the school of Michelangelo. At his death in 1576 the group was almost finished. The group was finally completed with the addition of an angel by Innocenzo Spinazzi in 1792. A Charity by Tino di Camaino now in the Museo Bardini is also thought to have originally been part of a group of the theological virtues placed above the door.

 

(Wikipedia)

 

Das Baptisterium San Giovanni ist die Taufkirche des Doms von Florenz und ist neben San Miniato al Monte das zentrale Werk florentinischer Romanik, die mit ihrem auf die Antike rückgreifenden Stil auch als Protorenaissance bezeichnet wird. Die Entstehungszeit ist umstritten, die Kirche wurde im 11. Jahrhundert geweiht. Vorbild dürfte das Baptisterium von San Giovanni in Laterano gewesen sein.

 

Das Baptisterium steht gegenüber dem Dom Santa Maria del Fiore. Sie trägt den päpstlichen Ehrentitel Basilica minor. Die drei künstlerisch bedeutsamen Bronzeportale der Kirche von Lorenzo Ghiberti und Andrea Pisano entstanden zwischen 1330 und 1452.

 

Lage

 

Das Baptisterium befindet sich auf dem Domplatz im Zentrum von Florenz. Das Baptisterium und der Dom Santa Maria del Fiore stehen sich gegenüber, verbunden durch ihre Hauptportale. In der Verlängerung der Domfassade steht rechts mit kleinem Abstand der Glockenturm Giottos. Ursprünglich stand anstelle des Doms die Bischofskirche Santa Reparata, erst später, nach Beendigung der Mosaikdecke im Baptisterium, entschloss man sich, die Kirche zum Dom zu erweitern.

 

Der Apsis des Baptisteriums gegenüber befindet sich der alte erzbischöfliche Palast, gegenüber dem Südportal die Loggia del Bigallo. Zwischen dem Baptisterium und der damaligen Bischofskirche befanden sich zwei Porphyrsäulen, die die Pisaner der Stadt 1117 aus Dankbarkeit für die Hilfe im Balearenkrieg geschenkt hatten. An der Nordseite stand eine Säule zu Ehren des Heiligen Zenobius an der Stelle, an der der Legende nach eine trockene Ulme zu sprießen begann, als man seinen Leichnam in die Kirche trug. Das Dommuseum, das Museo dell’ Opera del Duomo, in dem viele Objekte der Geschichte des Baptisteriums ausgestellt sind, befindet sich hinter dem Dom, auf der schmalen Ostseite des Platzes.

 

Geschichte

 

Entstehung, Baubeginn, Kontroverse

 

Die Frage nach den Ursprüngen des Baus ist weitgehend ungeklärt. Bis ins 18. und 19. Jahrhundert hinein glaubte man, das Baptisterium sei ein alter römischer Marstempel aus augusteischer Zeit. Ende des 19. Jahrhunderts und Anfang des 20. Jahrhunderts fand man bei Ausgrabungen unter dem Boden und um das Baptisterium herum Reste alter römischer Gebäude und Mosaikfußböden aus der Zeit zwischen dem 1. und dem 3. Jahrhundert. Dies belegt, dass die Kirche auf den Fundamenten eines römischen Bauwerks entstanden ist. Bis heute ist jedoch ungeklärt, ob das Baptisterium an der Stelle eines früheren Kirchengebäudes aus den ersten Jahrhunderten des Christentums in Florenz steht. Die erste sichere Quelle stammt von 897, als eine ecclesia (Kirche) erwähnt wird, die Johannes dem Täufer geweiht war und gegenüber dem Bischofspalast stand. Der heutige Bau entstammt frühestens dem 11. Jahrhundert. Ob zum Zeitpunkt der Weihe durch Papst Nikolaus II. (vormals Bischof von Florenz) am 6. November 1059 der heutige Bau bereits fertiggestellt war oder erst später vollendet wurde, ist unklar. Die klassische Form des Gebäudes ließe sich mit der mittelalterlichen Neuorientierung an der Baukunst der römischen Antike erklären.

 

Bauphasen

 

Im Jahre 1128 wurde das Taufbecken aus der Basilika Santa Reparata, deren Reste noch heute unter dem Dom Santa Maria del Fiore zu besichtigen sind, in das Baptisterium gebracht. In der Mitte des 12. Jahrhunderts wurde die Laterne in Auftrag gegeben, die der Überlieferung Giovanni Villanis nach die bis dahin nach oben offene Kuppel abschloss. Finanziert wurde die Laterne von der Arte di Calimala, der bedeutendsten Florentiner Zunft der Kaufleute und Tuchveredler, die im Gegenzug ihr Emblem, einen Adler mit einer Wollrolle in seinen Klauen, an mehreren Stellen außen an der Taufkirche anbrachten. Die Tuchveredler waren bis zum Jahre 1770, als Leopold II. (HRR) die Florentiner Zünfte abschaffte, mit der Verwaltung des Baptisteriums betraut (Seit 1777 trägt das Dombauamt Santa Maria del Fiore die Verantwortung für das Gebäude). Im Jahr 1202 wurde die halbrunde Apsis durch eine rechteckige ersetzt, so wie man sie heute sehen kann. Zu der prunkvollen Marmorausstattung im Innern der Apsis gehörte auch ein Altar, der nach dem Abbau in der Barockzeit teilweise verloren ging. Im Jahr 1225 begann man das Kuppelinnere mit Mosaiken zu verkleiden. Die Arbeit der vielen Maler und Mosaikkünstler war so überzeugend, dass man die Mosaikverkleidung auch auf die Galerie, dem Laufgang unterhalb des Kuppelrings, ausdehnte. Im Jahre 1288 beauftragte man den Architekten Arnolfo di Cambio einen neuen Fußboden auf dem Platz um das Baptisterium zu verlegen. Dabei kam es zu einer Anhebung des umliegenden Straßenniveaus, wodurch die Proportionen des Baptisteriums verändert wurden, nun wirkt der Bau leicht „versunken“. Leonardo da Vinci wollte dem durch eine Anhebung des gesamten Baus begegnen, der Plan wurde jedoch wieder fallengelassen. Dem Biografen und Hofmaler der Medici Giorgio Vasari zufolge verkleidete Arnolfo di Cambio auch die Eckpilaster aus Sandstein mit der auch heute noch zu sehenden Streifenmusterung aus Marmor. Ob es sich dabei um eine erstmalige Streifeninkrustination handelte oder eine alte lediglich durch eine neue ersetzt wurde, war schon zu Zeiten Vasaris umstritten. Im Jahre 1370 baute man einen marmornen Taufbrunnen, der mit Darstellungen des Sakraments der Taufe geschmückt war und an der südöstlichen Wandseite aufgestellt wurde, wo er noch heute steht.

 

Erste Skulpturen und die Portale

 

Von 1309 bis 1320 wurden von Tino di Camaino mit Unterstützung der Arte di Calimala Skulpturengruppen oberhalb der Portale geschaffen. 1322 wurde Andrea Pisano mit einem vergoldeten Bronzeportal beauftragt, das er 1336 mit 20 Szenen aus dem Leben Johannes des Täufers und acht Tugendenallegorien vollendete. Dieses ursprünglich als Hauptportal für die Ostseite geschaffene Tor wurde 1424 zunächst durch das von Ghiberti geschaffene Nordportal ersetzt und befindet sich heute an der Südseite. Als 1348 die Pest über die Stadt hereinbrach, wurden die Arbeiten am Baptisterium vorerst aufgegeben.

 

Wettbewerb und Konkurrenzreliefs des Nordportals

 

Nach Jahren der ökonomischen Krise, Hungersnöten und Missernten begann Florenz wieder zu prosperieren und man plante eine Verschönerung des Baptisteriums. 1401 wurde durch die Arte di Calimala ein Wettbewerb ausgeschrieben, möglicherweise der erste Wettbewerb in der Geschichte der neueren Kunst, dessen Gewinner die anderen beiden Portale gestalten sollte.

 

Lorenzo Ghiberti setzte sich schließlich gegen sechs weitere Mitbewerber durch, darunter Filippo Brunelleschi, Francesco di Valdambrino, Jacopo della Quercia und Niccolò di Piero Lamberti. Die Wettbewerbsbeiträge sollten im Vierpassrahmen wie Pisanos Portal ausgeführt werden und die Opferung Isaaks zum Thema haben. Die meisten Beiträge sind verloren gegangen, nur die Bronzegüsse Brunelleschis und Ghibertis sind erhalten und im Museo nazionale del Bargello zu sehen.

 

Brunelleschi betonte in seiner Version die Dramatik der Handlung, Ghiberti wirkte im Vergleich dazu verhaltener, die Tat wird eher angedeutet, dafür verwendet er mehr Sorgfalt auf die dekorative Seite, auf die Darstellung der Landschaft, der Faltenwürfe der Gewänder und die Schönheit der Körper, vor allem dem des Isaak auf dem Opfertisch. Bei Brunelleschi ist die mörderische Handlung in vollem Gang und dominiert alle anderen Themen, während bei Ghiberti eine Art gleichmäßige Massenverteilung der einzelnen Themen vorliegt, die gegenüber dem Hauptthema deutlich eigenes Gewicht haben. Aus dem Wettbewerb von 1401 ging mit knappem Vorsprung Ghiberti als Sieger hervor mit seinem noch mehr gotischen und ganz auf Lichteffekte und weichen, dekorativen Rhythmus aufgebauten Werk.

 

Vielleicht hat eine Rolle gespielt, dass das Modell Ghibertis nur 18,5 kg wog im Vergleich zu den 25,5 kg bei Brunelleschi, was für die Konstruktion der gesamten Tür einen erheblich geringeren Verbrauch an Bronze bedeutete.

 

Ghiberti war im Umgang raffinierter als der verschlossene Brunelleschi und holte sich ausgiebig Rat bei anderen Künstlern und Bildhauern, von denen viele zufällig zur Jury gehörten. Brunelleschi, Goldschmied und Bildhauer, hat diese Niederlage nie verwunden, derentwegen er die Bildhauerei aufgegeben und sich ganz der Architektur gewidmet haben soll. Ab 1418 sind beide für die Domkuppel verantwortlich.

 

Portale Ghibertis

 

Nach dem Wettbewerbssieg wurde Ghibertis Werkstatt mit der Herstellung eines Bronzeportals mit der Christuslegende in Anlehnung an Andrea Pisanos Portal beauftragt. Zeitweise waren über zwanzig Helfer an den Arbeiten beteiligt, die sie sich über Jahrzehnte hinzogen. Zum Osterfest 1424 wurde das Portal feierlich an der Ostseite angebracht.

 

Ein Jahr später erhielt Ghiberti den Auftrag für ein weiteres Portal. Ein Brief belegt, dass Leonardo Bruni, der Kanzler der Republik, sich ursprünglich für ein Portal zum Alten Testament einsetzte, nach dem Vorbild der anderen beiden mit 24 Tafeln. Ghiberti, der mittlerweile ein hohes Ansehen genoss, konnte seine eigenen künstlerischen Vorstellungen durchsetzen und entschied sich für 10 großformatige Tafeln. Im Jahre 1452 beendete er die zweite Tür. Giorgio Vasari zufolge soll Michelangelo beim Anblick der Tafeln gesagt haben: „Sie sind so schön, dass sie sich gut an den Pforten des Paradieses ausnähmen.“ Die Bezeichnung „Paradiespforte“ wurde zuvor schon auch für andere Portale verwendet, so dass nicht bewiesen ist, dass diese Bezeichnung für das Tor tatsächlich auf Michelangelos Ausspruch zurückgeht.

 

Diese ‚Paradies‘-Tür kam nicht an das ursprünglich vorgesehene Nordportal, sondern man entfernte von dem dem Dom gegenüberliegendem Ostportal, die ältere Tür Ghibertis und versetzte sie nach Norden und Ghibertis neues Portal kam an die Ostseite. Die Kunst Ghiberti hatte den Austausch seiner ersten Tür mit der Christuslegende gegen die Paradiestür mit alttestamentarischen Themen und damit die Aufhebung der traditionelle Vorstellungen bewirkt. „Denn erstmals gewann die Ästhetik als Kriterium für den Aufstellungsort eines Kunstwerkes Vorrang vor dessen Inhalt.“

 

Grabmal für Johannes XXIII.

 

Zur selben Zeit schuf Donatello mit Michelozzo ein monumentales Grabmal für Johannes XXIII., dem dank der Fürsprache der Medici die Ehre eines Grabmonuments im Baptisterium zuteilwurde. Außerdem schuf Donatello für das Baptisterium die beeindruckende Holzstatue der büßenden Magdalena, die seit der Überschwemmung des Arno im Jahre 1966 im nahe gelegenen Dommuseum zu besichtigen ist.

 

Neue Skulpturen, Zerstörungen und Restaurierungen

 

Durch Regenwasser, das trotz einer Restaurierung der Marmorbedachung Ende des 14. Jahrhunderts in das Innere der Kuppel eindrang, waren die Mosaike bedroht. Man beauftragte Alessio Belsovinetti, einer der letzten, der die aussterbende Kunst des Mosaiklegens beherrschte, mit der Überprüfung und Instandhaltung der wertvollen Mosaike. Andere künstlerische Werke des Mittelalters hielt man dagegen für veraltet und wenig erhaltenswürdig.

 

Die Skulpturengruppen über den Portalen aus dem 14. Jahrhundert ersetzte man durch neue Gruppen, die aus je drei Figuren bestanden. Den Haupteingang sollte Andrea Sansovino mit einer marmornen Taufe Christi krönen. Er hinterließ jedoch nur die Figur des hl. Johannes vollendet, als er um 1505 Florenz für andere Aufträge verließ. Vincenzo Danti arbeitete daraufhin den Christus nach Skizzen Sansovinos aus. Bis zu seinem Tod 1576 hatte Danti die dritte Figur des Engels nur als Stuck- oder Terrakottamodell entworfen. Erst 1792 vollendete Innocenzo Spinazzi den Engel in Marmor. Für die Nordseite entwarf Francesco Rustici, Vasari zufolge unter der Mithilfe Leonardo da Vincis, eine Predigt Johannes des Täufers, die 1511 aufgestellt wurde. In der Themenwahl orientierte man sich an den alten Figuren Tino di Caimanos, nur die Südseite bekam ein neues Thema: Die Enthauptung Johannes des Täufers, die von Vincenzo Danti ausgeführt wurde.

 

Im Jahre 1577 wurde das alte Taufbecken, wohl aus dem 13. Jahrhundert, durch den großherzoglichen Architekten Bernardo Buontalenti abgerissen, der jedoch eine Zeichnung davon hinterließ. Anlass war die Taufe Filippos, des erstgeborenen Sohns von Francesco de’ Medici und Johanna von Österreich. Man störte sich an der Zerstörung der antiken Weiträumigkeit des Baptisteriums durch das Taufbecken, das man damals noch für einen alten Marstempel hielt. Die Steinplatten des alten Taufbeckens wurden nahe der Stadtmauer entsorgt und teilweise als Baumaterial wiederverwertet. Hier wurden wohl Teile des von den Bürgern geliebten Beckens mit nach Hause genommen und möglicherweise als Reliquie verehrt. Im Jahre 1782 schuf der Bildhauer Girolamo Ticciate einen neuen mehrfarbigen Barockaltar, der den alten romanischen ersetzte. Seinerzeit hob Antonio Francesco Gori weitsichtig Marmorbruchstücke und grafische Dokumentationen des alten Marmoralters auf, so dass er Anfang des 19. Jahrhunderts, als man bei Restaurierungsarbeiten den romanischen Charakter der Kirche wiederherstellen wollte, durch Castellucci sehr ähnlich nachgebildet werden konnte.

 

Moderne Restaurierung und Erhaltung

 

Im Jahre 1894 beginnen intensive Restaurierungsarbeiten, bei denen man auch bei Grabungen Überreste römischer Gebäude und außerhalb des Gebäudes mittelalterliche Grabstätten fand. Um das Dauerproblem des in die Kuppel eindringenden Regenwassers zu lösen, beauftragt man den Architekten Luigi del Moro damit, das Dach abzudichten. Hierbei ersetzte man die vorspringenden Rippen am Dach durch einen flächigen Abschluss ohne Unterbrechungen. Das Opificio delle Pietre Dure wurde damit beauftragt, die Kuppel und die Apsis zu renovieren. Hierfür wurden die Mosaiksteine in einer neuen Technik herausgenommen und wieder eingesetzt. Hierbei stellte man die Mosaike auch dort wieder her, wo sie nach alten Zerstörungen nur durch eine Bemalung ersetzt wurden. Castellucci ersetzte hierbei, wie schon erwähnt, den Barockaltar. Den ursprünglichen Plan, auch das alte Taufbecken wiederherzustellen, ließ man jedoch fallen.

 

In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts versuchte man vor allem das Äußere zu erhalten, das durch aggressive Umwelteinflüsse bedroht war. Hierbei wurden auch die Statuen über dem Ostportal ins Dommuseum verlagert. Mit der Restaurierung der Paradiespforte begann man nach der Überschwemmung von Florenz 1966, bei der einige Reliefs aus dem Rahmen gerissen wurden. Durch unsachgemäße Säuberung und schädliche Umwelteinflüsse wurde ein Korrosionsprozess ausgelöst, der zu einer Korrosion zwischen der Bronze und der Goldschicht geführt hat.

 

Im Frühjahr 1990 konnte man schließlich das Paradiesportal mit einer Kopie ersetzen, die durch die Finanzierung der japanischen Firma Sun Motoyama ermöglicht wurde. Den Guss hatten toskanische Gießereien übernommen, während die Vergoldung in Paris durchgeführt wurde. Die Verantwortung für die Herstellung der Kopie und die Restaurierung des Originals lag wiederum in den Händen des Opificio delle Pietre Dure, die in den Folgejahren die Restaurierung zu Ende führten und die nun im Museo dell'Opera del Duomo ausgestellte Tür vervollständigten.[8] Die Oxide, die sich im Original gebildet hatten, hätten die Vergoldung langfristig zerstört, sodass man das gesamte Portal in einer mit Stickstoff gefüllten Vitrine im Dommuseum aufbewahrt. In einem weiteren Projekt werden momentan die Schadstoffeinflüsse gemessen, denen das Nordportal von Ghiberti und das Südportal von Pisano ausgesetzt sind.

 

Religiöse und soziale Bedeutung

 

Die Kirche war von zentraler Bedeutung für das religiöse Leben der Stadt, sie war lange Zeit Bischofskirche und bis ins 19. Jahrhundert wurden alle gebürtigen Florentiner hier getauft. Das Gebäude ist dem Heiligen Johannes (San Giovanni), dem Patron der Stadt gewidmet, dem eine große Volksverehrung zukam. Die oktogonale Form des Gebäudes ist ein Symbol für den achten Tag, dem Tag Christi, als Symbol für die Hoffnung auf die Auferstehung. Durch die Laterne fiel das Licht direkt auf das Taufbecken und sollte somit die „Erleuchtung“ durch die christliche Weihe greifbar machen. Der Ort ist nicht nur Ort der Taufe, sondern auch des Todes, umgab das Baptisterium doch zwischen dem 6. und dem 14. Jahrhundert ein Friedhof.Ref?

 

Neben der Taufe und dem Tod war San Giovanni auch ein Ort des öffentlichen Rituals: Zu Ehren des Schutzpatrons wurde seit dem Jahre 1084 jährlich ein Fest gefeiert. Die Stadt wurde geschmückt, der Klerus versammelte sich zur feierlichen Prozession auf dem Platz zwischen Baptisterium und Dom und dem Stadtheiligen San Giovanni wurden Wachskerzen als Gabe gebracht. Diese Feste, die bis ins 15. Jahrhundert immer weltlicher wurden und von Maskenwagen mit allegorischen Darstellungen, wie sie beim Karneval üblich waren, begleitet wurden, schaffte der Bußprediger Girolamo Savonarola vorübergehend ab. Zu Zeiten des Großherzogtums war das Fest dann vor allem eine Prunkveranstaltung der weltlichen Herrscher. Es wird heute immer noch gefeiert und hat wieder einen eher religiösen Charakter. Das Baptisterium wird immer noch für Gottesdienste genutzt, ist aber auch gegen Eintritt für Touristen zugänglich.

 

Die Marstempellegend

 

Ursprünge

 

Die Marstempellegende besagt, dass das Baptisterium aus einem dem römischen Kriegsgott Mars geweihten Tempel der römischen Kaiserzeit hervorgegangen sei. Diese Legende geht wohl auf den Chronisten und Magistralbeamten Giovanni Villani zurück, der sie im frühen 14. Jahrhundert formulierte. Seiner Ansicht nach hatten die Florentiner Siedler einige Jahre nach Gründung der Stadt unter Mithilfe römischer Bauleute einen Marstempel errichtet. Dieses Bauwerk charakterisierte Villani als achteckiges Gebäude, mit geöffnetem Dach ähnlich dem Pantheon, das um die Gestalt einer Reiterstatue des Mars gebaut wurde. Bis heute wird in Reiseführern, aber auch von Forschern (Jacob, Busigniani) der italienische Dichter Dante Alighieri als ursprünglicher Urheber oder erster Autor der Marstempelthese bezeichnet. Dabei verweist Dante lediglich, vermittelt über die Äußerungen eines Selbstmörders, den er in Begleitung von Vergil in der Hölle trifft (in der göttlichen Komödie) auf eine Reiterstatue an einer Arnobrücke in Florenz, die dem Kriegsgott Mars geweiht ist. Mars war tatsächlich einst der Schutzpatron der Stadt. Villani greift diese Legende der Marsstatue auf und entwickelt in Anspielung auf Dante, in dessen Werk der Begriff Marstempel jedoch kein einziges Mal erwähnt wird, die Marstempelthese. Das eigentliche Ziel Villanis war es, mit dieser Legende Florenz zum legitimen Erbe Roms zu erklären und seiner aufstrebenden Heimatstadt ein Denkmal zu setzen. Erst durch den Kommentar des Schriftstellers und Dichters Giovanni Boccaccio zu Dantes „göttlicher Komödie“ wird die ursprüngliche Erwähnung der Marstempelthese vollends fälschlicherweise Dante zugeschrieben. Die Marstempelthese wird zur florentiner Staatsdoktrin und auch vom Kanzler von Florenz Leonardo Bruni und dem medicitreuen Intellektuellen Angelo Poliziano vertreten. Erst im 17. Jahrhundert wird sie zunehmend hinterfragt.

 

Rekonstruktionen des Marstempels

 

Unter den Medici, die ihre eigene noble römische Herkunft belegen wollten, wird die Marstempellegende zum quasioffiziellen Gründungsmythos der Stadt. Die Herrscher der Stadt, die damals in Konkurrenz zu den anderen italienischen Fürstentümern, vor allem zu Rom standen, versuchen sich durch den Verweis auf den antiken Ursprung politisches Gewicht zu verschaffen. Cosimo I. beauftragt Giorgio Vasari mit der bildlichen Darstellung der „Marstempelthese“ im Palazzo Vecchio, Vincenzo Borghini sollte die These historisch belegen. In den 1584 publizierten Discorsi legt allerdings auch Borghini eine visuelle Rekonstruktion vor. Vasari malt im Rahmen des Bildes Fondazione di Florentia (1563), das die Decke der Sala dei 500 im Palazzo Vecchio schmückt, seine Vorstellung des ursprünglichen Marstempels. Sein Marstempel ist eine einstöckige, hoch aufragende, offene Säulenarchitektur, die auf einem Sockel mit einem zweistufigen Stylobat steht. Zwar bleibt die oktogonale Grundform erhalten, das Gebäude ist aber nicht dreigeschossig, wie das spätere Baptisterium, sondern eingeschossig. Neben der achteckigen Form übernahm Vasari vom Baptisterium einzig und allein die Streifeninkrustation der Kantenpfeiler, welche jedoch, Vasaris Viten (1550) zufolge, ein Merkmal mittelalterlicher Architektur Arnolfo di Cambios sind und demzufolge nicht zur Intention des Bildes passen die Marstempelthese zu bestärken. Erst 1568, in einer neu verfassten Vita des Arnolfo di Cambio, geht Vasari davon aus, dass die Streifeninkrustination schon vorher vorhanden war, und nur der Sandstein durch besseren Marmor ersetzt wurde. Es bleibt bis heute unklar, ob Vasari bei seiner Marstempelrekonstruktion tatsächlich von der verbreiteten Marstempelthese ausging, die besagte, dass das Baptisterium ein mit Umbauten erhaltener Marstempel aus römischer Zeit war. Die Widersprüche, in die sich Vasari bei der Rekonstruktion verstrickt, sind dem Kunstgeschichtler Gerhard Strähle zufolge entstanden, weil Vasari zwar mit der Rekonstruktion beauftragt wurde, aber „bei den gründlichen Antikenkenntnissen, die er besaß, das Florentiner Baptisterium niemals für ein antikes Bauwerk gehalten hat.“

 

Gestaltung

 

Die Größe des Bauwerkes ist erstaunlich, misst man sie an der geringen Bevölkerungszahl im Florenz des 11. Jahrhunderts. Die Höhe des Pantheons wird nur um 1/5 unterschritten; in der Raumweite werden immerhin 2/3 des römischen Vorbildes erreicht. Praktische Erfordernisse können die Dimensionen nicht erklären. Es handelt sich vielmehr um „Architektur als Bedeutungsträger“: um einen Repräsentationsbau, mit dem im Zeitalter des Investiturstreites (1077: Gang nach Canossa) die herausgehobene Stellung von Florenz als einem Vorposten der päpstlichen Richtung dokumentiert werden sollte. Das Baptisterium ist ein oktogonaler Zentralbau mit einer westlich angebauten rechteckigen Apsis (Scarsella). Das Zeltdach wird von einer Laterne abgeschlossen. Das Gebäude ist zweischalig verkleidet, von außen mit drei Geschossen, von denen jedoch nur die ersten beiden der Innenwand entsprechen. An das zweite, mit einer Galerie ausgestattete, Geschoss schließt innen die spitzbogig verlaufende Kuppel an. Die Fassade wie die Innenwand des Gebäudes wurde mit weißem Marmor aus der Lunigiana und grünem Marmor aus Prato geometrisch gestaltet. Dieser, für Florenz und die Toskana typische Inkrustationsstil knüpft unmittelbar an die Antike an. Die geometrischen Motive sind nach altrömischem Vorbild gestaltet. Die unteren Pilaster tragen ein Gebälk, die oberen polygonalen Säulen sind durch Rundbögen abgeschlossen. In ihnen befindet sich je ein kleines Fenster, das mittlere mit Rundbogen, die beiden äußeren mit einem Dreiecksgiebel bekrönt.

 

Kuppel

 

Die Kuppel wurde ab 1225 mit 26 m Durchmessern in acht Ringen von so berühmten Künstlern wie Giotto oder Cimabue mit einem der weltweit größten Mosaikzyklen ausgestaltet; nach 50 Jahren erst wurde dieses von einer gewaltigen Christusfigur beherrschte Mosaik fertig gestellt. Das Rundbild wurde zwischen 1260 und 1275 erarbeitet und hat einen Durchmesser von acht Metern. Christus wird als Richter dargestellt, der zu seiner Rechten die Erwählten hat, und mit seiner linken Hand die Verdammten unter den Toten, die unter ihm aus ihren Särgen steigen, ins Höllenreich weist. In der Hölle ist ein furchterregender Teufel zu sehen, dem Schlangen aus den Ohren kriechen und der Menschen frisst. Seine Gestaltung wird Coppo di Marcovaldo zugeschrieben. Rechts unten in der Hölle hängt Judas noch an seinem Galgen. Im inneren Bereich der Kuppel sind die himmlischen Heerscharen zu sehen, darum werden in vier Streifen gegen den Uhrzeigersinn biblische Geschichten erzählt: Innen, Szenen aus der Genesis. Dann Szenen aus dem Leben Josephs, des Hebräers. Szenen aus dem Leben Jesu werden in der zweitäußersten Reihe erzählt, ganz außen, die Geschichte Johannes des Täufers. Kunsthistoriker vermuten, dass viele Mosaikmeister aus Venedig, Pisa und Lucca kamen und die Gestaltung mit ihrem regionalen Stil beeinflussten, der auch byzantinische Elemente enthielt.

 

Skulpturen

 

Die drei Skulpturengruppen mit je drei Figuren befinden sich jeweils außen am Baptisterium über den Portalen zwischen den zwei mittleren Säulen und unter den Fenstern des zweiten Geschosses.

 

Die Taufe Christi (Ostseite)

 

Die Skulpturengruppe knüpft mit der Taufe Christi thematisch an die Skulpturengruppe an, die Tino di Caimaino für das Südportal geschaffen hatte, die für die neuen Skulpturen entfernt wurde. Sansovino wollte die Szene ursprünglich auf den Heiland und den Täufer konzentrieren, Danti ergänzte jedoch die Figuren um den Engel, der zur klassischen Ikonografischen Tradition gehört. Christus wendet sich leicht Johannes zu, dessen Körper nach vorne gedreht bleibt, während er seinen Kopf zu Christus gedreht hat. Der Engel steht dabei leicht zu Christus gebeugt.

 

Die Predigt Johannes des Täufers (Nordseite)

 

Die drei bronzenen Figuren über dem Nordportal sind von Francesco Rustici gestaltet. Sie zeigen Johannes, der zu dem Leviten und dem Pharisäer neben ihm spricht. Auf dem Sockel der Figuren ist auf hebräisch der Dialog zu lesen, den sie führen: Der bärtige Pharisäer links fragt, „Was wirst du mir sagen?“ der kahlköpfige Levit will wissen: „Wer bist du, Elias?“. Johannes der Täufer spricht: „Eine Stimme in der Wüste ruft: bereitet den Weg.“ Allerdings sprechen die Figuren auch ohne den Text für sich. Selbstsicher und fordernd unterbreitet Johannes den Figuren rechts und links von ihm seine Botschaft.

 

Die Enthauptung Johannes des Täufers (Südseite)

 

Die Skulpturengruppe über dem Südportal wurde von Vincenzo Danti in Bronze ausgeführt, der zur gleichen Zeit auch Andrea Sansovinos Werk fortführte. Die dramatische Darstellung zeigt den Johannes den Täufer kniend, der den Schwerthieb des Henkers rechts neben ihm erwartet. Salomé links neben ihm beugt sich ängstlich zurück und hebt abwehrend die Hand.

 

Bronzeportale

 

Berühmt sind außerdem die drei vergoldeten Bronzetüren. Sie entstanden innerhalb eines Zeitraumes von rund 120 Jahren. Die erste Türe (1330) wurde von Andrea Pisano gearbeitet und orientiert sich noch rein an der Gotik, während sich zwischen der zweiten und der dritten Türe, die beide von Ghiberti stammen, der Wechsel zur Frührenaissance vollzieht: 1. Tür 1403–1424, 2. Tür („Paradiespforte“) 1425–1452.

 

Die schon in der Antike benutzte Bronze hatte im Mittelalter keine Bedeutung. Marmor und andere Steinsorten wurden für Skulpturen verwandt. In der beginnenden Renaissance wurde die Bronze in Florenz wiederentdeckt und verbreitete sich in ganz Italien. Bald galt sie als das edle Material par excellence und wurde bei allen Werken verwendet, die den Ehrgeiz hatten, sich mit der Antike zu messen. Die Künstler selbst fertigten dabei nur die Wachsmodelle an, die die Basis der späteren Kunstwerke bildeten. Der Guss der Bronzetüren erfolgte durch darauf spezialisierte Werkstätten und Gießereien.

 

Das Südportal (Andrea Pisano)

 

In goldener Inschrift steht oben am Portal in Latein geschrieben, „ANDREAS:UGOLINI:NINNI:DE:PISIS:ME:FECIT:A:D:M:CCC:XXX“, das heißt: „Andrea di Ugolini di Nino aus Pisa schuf mich im Jahr 1330“. So signierte Pisano stolz im Wachsmodell für den Bronzeguss das Türgerüst. Die aufwendige Ausführung des Bronzegusses der Portalflügel führten Spezialisten aus Venedig durch. Das kleinteilige Bildprogramm wurde von Pisano und seiner Werkstatt selbst geleistet.

 

Auf den Türflügeln befinden sich je 14 Rechtecke (50 × 43 cm innerhalb der Rahmen). Jeder Rahmen umfasst einen Vierpass, in dem sich je ein teilvergoldetes Bronzerelief einfügt. Die die Reliefrahmen umlaufenden Leisten sind alternierend mit einfachen Rosetten und Diamantformen verziert, die Ecken werden durch 48 individuelle vergoldete Löwenköpfe besetzt.

 

Die zwanzig oberen Szenen erzählen aus dem Leben Johannes des Täufers. Sie sind inhaltlich zweigeteilt, die Reliefs des linken Flügels erzählen die Geschichte des Predigers, rechts sieht man Szenen seines Martyriums. Die Erzählung erfolgt zunächst auf dem linken Türflügel von links oben nach rechts unten, von der Verkündung (seiner Geburt) an seinen Vater Zacharias bis zur Taufe Christi; dann auf dem rechten in gleicher Leserichtung, von der Begegnung mit Herodes bis zu seiner Grablegung. In den unteren acht Feldern befinden sich allegorische Darstellungen der göttlichen Tugenden, neben den vier Kardinaltugenden (Stärke, Mäßigung, Gerechtigkeit, Klugheit) die drei theologischen Tugenden (Hoffnung, Glaube, Barmherzigkeit). Aus Gründen der Symmetrie musste ein achtes Feld gestaltet werden. So wurden noch die Demut hinzugefügt, die auch als Leitmotiv des Lebens Johannes des Täufers gesehen werden kann.

 

Neben dem Pisaner Giovanni Pisano zählt vor allem der italienische Maler Giotto di Bondone und die französische Bildhauerkunst zu Andrea Pisanos Einflüssen.

 

Das Nordportal (Lorenzo Ghiberti)

 

Vorgabe des von Ghiberti gewonnenen Wettbewerbs für die Auftragsvergabe war es, sich an die Struktur der Tür Andrea Pisanos zu halten. Die Türflügel und Rahmen wurden aus einem Stück in Bronze mit Patina gegossen, die Reliefs wurden mit Quecksilber vergoldet und später eingelassen. Das Portal enthält zwanzig Episoden aus dem neuen Testament, die unteren acht Vierpässe zeigen, analog zur Struktur von Pisanos Tor, Kirchenväter und Evangelisten. Ursprünglich waren für das Tor Szenen aus dem Alten Testament geplant, man entschied sich jedoch, inhaltlich an das Leben Johannes des Täufers, des „Vorläufers des Herrn“ anzuschließen und das Leben Jesu zu erzählen. Die Szenen haben eine andere Leserichtung als auf Pisanos Portal, und zwar ab der dritten Reihe von unten (also über den Kirchenvätern und Evangelisten) von links nach rechts über beide Türflügel und von unten nach oben. Anstelle der Löwenköpfe, hat Ghiberti Propheten, Prophetinnen und Sibyllen gesetzt, die die Hoffnung auf die Ankunft des Herrn darstellen. Ein Kopf sticht durch seine „moderne“ Bekleidung etwas hervor: Am linken Türflügel ist mittig, der dritte Kopf von unten, ein Mann mit Kopftuch zu sehen. Hier handelt es sich wohl um ein Selbstporträt Ghibertis, wie auch an der Paradiespforte. Auch Ghiberti hat sein Werk signiert mit der Inschrift „OPUS LAURENTII FLORENTINI“. Das Portal ist durch elegantes Blätterwerk umrahmt. Zwar waren „Figuren, Bäume und ähnliche Maßarbeiten“ Ghiberti persönlich vorbehalten, doch arbeiteten in der Werkstatt auch andere Künstler wie Donatello, Michelozzo, Masolini und Paolo Uccello, für die die Arbeit am Portal eine wichtige Lernzeit darstellte. Kunsthistoriker sehen schon im ersten Portal einen Reifungsprozess in den Arbeiten Ghibertis, bei dem er von gotisch geprägten Tafeln, wie der Verkündigung und der Geburt Christi zu perspektivisch anspruchsvolleren Tafeln wie die Gefangennahme Christi und die Geißelung übergeht, die schon der Frührenaissance zugerechnet werden können. Die Türflügel des Nordportals mit den neutestamentlichen Szenen befanden sich ursprünglich an der Ostseite des Baptisteriums. Erst danach wurde die Tür für die Nordseite in Auftrag gegeben und diesmal mit alttestamentlichen Szenen. Ghiberti verzichtete aber diesmal auf die Vierpassrahmen und beschränkte die Zahl der Reliefs auf zehn Quadrate. Die überwältigende Schönheit dieser Tür veranlasste die Calimala, die Osttür mit den neutestamentlichen Szenen ins nördliche Portal einzusetzen und die neue Tür mit den alttestamentlichen Reliefs wegen ihrer Schönheit im Ostportal aufzurichten.

 

Das Ostportal (Die Paradiespforte) (Lorenzo Ghiberti)

 

Die Wollhändlerzunft, die mit der Arbeit Ghibertis sehr zufrieden war, beauftragte ihn 1425 mit der Schaffung eines weiteren Portals. Der ursprüngliche Plan, das Tor mit der gleichen Struktur wie die beiden anderen zu konstruieren, wurde erst verworfen, als die Arbeiten schon begonnen hatten, davon zeugt die Rückseite, die noch in 28 Quadrate unterteilt ist. Es war wohl Ghiberti, der, dem Geschmack der Renaissance entsprechend, die zehn großflächigen Quadrate den kleinen gotischen Vierpassrahmen vorzog. Inhaltlich wählte man biblische Episoden aus dem Alten Testament, wie man sie schon einmal für Ghibertis erstes Portal geplant hatte.

 

Man gewährte Ghiberti, dem man die Aufgabe eines weiteren Portals ohne einen neuen Wettbewerb anvertraute, große künstlerische Freiheiten, ein Ausdruck des aufkommenden Humanismus, der dem Künstler eine zentrale Bedeutung zukommen ließ. In diesem Akt der Emanzipation des Handwerksmeisters gegenüber den Intentionen des Auftraggebers, der hier erstmals zur vollen Geltung gelangte, war eingetreten, was als »Wendepunkt in der Sozialgeschichte der europäischen Kunst« bezeichnet wird.

 

Die ersten drei Tafeln beschäftigen sich mit der Rolle Gottes als Erretter der Juden. Weiterhin führte Ghiberti auch die Opferung Isaaks aus, die er für den Wettbewerb schon einmal gestaltet hatte. Isaak überträgt in der nächsten Tafel das Erstgeburtsrecht von Esau auf Jakob. Des Weiteren werden Szenen aus dem Leben Joseph, Moses, Josua und David erzählt. Die zehnte Tafel gilt auch als politische Aussage zu einem zeitgenössischen Ereignis: Das Konzil von Florenz strebt im Jahre 1439 unter Eugen IV. die Vereinigung der römischen und der Ostkirche an, symbolisch herbeigesehnt in der Begegnung der Königin von Saba mit Salomon. Von den Sieneser Landschaftsmalern, beispielsweise Masaccio in der Brancacci-Kapelle, übernimmt er die Technik, mehrere Szenen in einem Bild darzustellen. Die Flachrelieftechnik ist ein visueller Trick, den er von Donatello übernimmt, um dem Bild Tiefe zu verleihen. Hierbei werden Figuren umso flacher, je weiter weg sie vom Betrachter stehen. Die Friesverkleidung für das Paradiestor mit seinen Girlanden, die mittig durch den Adler, das Symbol der Wollhändler gekrönt wird, wurden von Ghiberti und seinem Sohn Vittorio vollendet. Der greise Ghiberti bekam nach Vollendung des Paradiestores auch den Auftrag, das Tor Andrea Pisanos mit einem Fries zu verkleiden, um ein einheitliches Erscheinungsbild zu schaffen. Tatsächlich wurde das Fries von seinem Sohn bis 1466 ausgeführt.

 

Architektonische Einordnung

 

Das Baptisterium wird heute oft der sog. Protorenaissance zugerechnet. Gemeint ist hierbei eine Stilrichtung, bei der künstlerische Anleihen aus der Antike schon zwischen dem 11. und 13. Jahrhundert gemacht wurden, die der Renaissance quasi vorauseilen. Das Bauwerk hat klar einen klassisch-antiken Aufbau, modifiziert jedoch diese Elemente beispielsweise durch die Inkrustation der Fassade. Allerdings ist das Gesamtwerk nicht einer Epoche zuzurechnen, allein schon die Portale spiegeln eine künstlerische Entwicklung wider, die verschiedene Stilepochen umfasst. Neben der romanisch geprägten Fassade und dem gotischen Tor Pisanos, sind auch byzantinische Einflüsse erkennbar, sowie die Renaissancekunst in Ghibertis Paradiespforte. Selbst ein barocker Altar zierte das Bauwerk, der allerdings später wieder entfernt wurde. Insgesamt wirkt das Bauwerk stimmig, trotz der langen Entstehungszeit und obwohl sich alle Hauptströmungen der Florentiner Kunst und Generationen von Künstlern in ihm widerspiegeln.

 

(Wikipedia)

Bundesregierung weist US-Sanktionen gegen Russland scharf zurück

(von Johannes Stern in www.wsws.org/de)

 

Die transatlantischen Spannungen zwischen Deutschland und den USA drohen in offene Gegnerschaft umzuschlagen. Am Donnerstag veröffentlichte das Auswärtige Amt eine ungewöhnlich scharfe Pressemitteilung des deutschen Außenministers Sigmar Gabriel (SPD) und des österreichischen Bundeskanzlers Christian Kern (SPÖ) gegen die Außen- und Wirtschaftspolitik der USA.

 

Republikaner und Demokraten hatten am Mittwoch im US-Senat nahezu geschlossen, mit 97 zu 2 Stimmen für neue Sanktionen gegen Russland gestimmt. Der Senat begründete die Maßnahmen als Strafe für die angebliche Einmischung der russischen Regierung in den US-Wahlkampf, die Annexion der Krim und die Unterstützung des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad. Der überparteiliche Gesetzentwurf sei „das Sanktionspaket, das der Kreml für seine Taten verdient“, erklärte die demokratische Senatorin Jeanne Shaheen.

 

Gabriel und Kern wiesen das Vorgehen des US-Senats brüsk zurück. Beim verabschiedeten Gesetzesentwurf gehe es in Wirklichkeit „um den Verkauf amerikanischen Flüssiggases und die Verdrängung russischer Erdgaslieferungen vom europäischen Markt“, so die beiden sozialdemokratischen Politiker. Das gehe aus dem Text „in bemerkenswerter Offenheit hervor“. Ziel sei es, „Arbeitsplätze in der Erdgas- und Erdölindustrie der USA zu sichern“.

 

Seit 2014 hätten Europa und die USA zwar „Seite an Seite und in enger partnerschaftlicher Abstimmung auf die völkerrechtswidrige Annexion der Krim und das russische Vorgehen in der Ostukraine geantwortet“. Nicht akzeptieren könne man „allerdings die Drohung mit völkerrechtswidrigen extraterritorialen Sanktionen gegen europäische Unternehmen, die sich am Ausbau der europäischen Energieversorgung beteiligen!“ Europas Energieversorgung sei „eine Angelegenheit Europas, und nicht der Vereinigten Staaten von Amerika!“

 

Gabriel und Kern warnen weiter: „Politische Sanktionsinstrumente sollten nicht mit wirtschaftlichen Interessen in Verbindung gebracht werden.“ Europäischen Unternehmen „auf dem US-Markt mit Bestrafungen zu drohen“, wenn diese sich z.B. an Erdgasprojekten wie Nord Stream II mit Russland beteiligen oder sie finanzieren, bringe „eine völlig neue und sehr negative Qualität in die europäisch-amerikanischen Beziehungen“.

 

Am Freitag stellte sich Bundeskanzlerin Angela Merkel explizit hinter ihren Außenminister. Es gebe „ganz große inhaltliche Übereinstimmungen mit dem Text der Erklärung Gabriels“, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert. „Es ist, vorsichtig gesagt, ein eigenwilliges Vorgehen des US-Senats.“ Es sei befremdlich, dass bei der Sanktionierung russischen Verhaltens die europäische Wirtschaft ins Visier gerate. „Das darf nicht sein“, betonte Seibert.

 

Das überparteiliche Vorgehen des US-Senats und die heftige Reaktion der Bundesregierung darauf machen deutlich, dass sich die Konflikte zwischen Deutschland und den USA nicht einfach wegen des neuen US-Präsidenten Donald Trump verschärfen, sondern tiefe objektive Ursachen haben. 25 Jahre nach der Auflösung der Sowjetunion brechen die Konflikte zwischen den imperialistischen Mächten, die im 20. Jahrhundert zu zwei Weltkriegen geführt haben, wieder offen auf.

 

Merkel hatte bereits nach dem G-7 Gipfel vor drei Wochen in einem Münchener Bierzelt das Bündnis mit den USA, das in der Nachkriegszeit die Grundlage für die deutsche Außenpolitik bildete, zur Disposition gestellt. „Die Zeiten, in denen wir uns auf andere völlig verlassen konnten, die sind ein Stück vorbei,“ erklärte sie und leitete daraus die Forderung ab: „Wir Europäer müssen unser Schicksal wirklich in unsere eigene Hand nehmen“ und „selber für unsere Zukunft kämpfen“.

 

Seitdem arbeitet die Bundesregierung systematisch am Ausbau ihrer globalen politischen und wirtschaftlichen Beziehungen. Nachdem Anfang des Monats der chinesische Ministerpräsident Li Keqiang und der indische Premierminister Narendra Modi in Deutschland zu Gast waren und Merkel in der letzten Woche Argentinien und Mexiko besuchte, veranstaltete die Bundesregierung Anfang dieser Woche einen großen Afrika-Gipfel in Berlin.

 

In dem Maße wie die deutsche Regierung daran geht, „die Räume, die Amerika frei macht, zu nutzen“ (Gabriel), wachsen die Spannungen mit Washington. Bereits in der letzten Woche kritisierte Gabriel das von der US-Regierung unterstützte Vorgehen Saudi-Arabiens gegen Katar, das vor allem auch auf den Iran zielt. In einer Erklärung nahm Gabriel das Emirat in Schutz und warnte vor einer „Trumpisierung des Umgangs miteinander“. Die „jüngsten gigantischen Rüstungsdeals des amerikanischen Präsidenten Trump mit den Golfmonarchien“ verschärften „das Risiko einer neuen Aufrüstungsspirale“. Das sei „eine völlig falsche Politik, und sicher nicht die Politik Deutschlands“.

 

Gabriels Statements gegen die USA haben nichts mit Pazifismus zu tun. Ihm geht es nicht um „Frieden“, sondern die Durchsetzung der Interessen des deutschen Imperialismus, die in immer stärkerem Widerspruch zu denen der USA geraten. Während die Vereinigten Staaten unter Trump wieder zunehmend auf Kriegskurs gegen Teheran gehen, strebt die Bundesregierung die weitere Öffnung des Landes an, um im Nahen und Mittleren Osten neue Absatzmärkte für die deutsche Exportwirtschaft und Investitionsmöglichkeiten für deutsches Kapital zu erschließen.

 

Das gleiche gilt für Russland. Die Bundesregierung hat 2014 zwar gemeinsam mit den USA den rechten Putsch gegen den pro-russischen Präsidenten Wiktor Janukowitsch unterstützt und Kampftruppen an der russischen Grenze stationiert, aber einen offenen Krieg mit Russland um die Ukraine abgelehnt. Gabriel prahlt in seinem aktuellen Buch „Neuvermessungen“ damit, dass „stellvertretend für Europa Deutschland und Frankreich mit dem Friedensabkommen von Minsk erstmals einen eskalierenden Konflikt zwar nicht gelöst, aber doch massiv eingedämmt“ hätten – und zwar „ohne die USA“.

 

Washington sei damals „kurz davor“ gewesen, „Waffen in die Ukraine zu liefern“, berichtet der Außenminister. „Mit der zynischen Idee, dass Russland zwar militärisch nicht zu besiegen, aber bei hohem ‚Blutzoll‘ schneller zu Friedensverhandlungen zu bewegen sei. Aus dem Krieg in der Ukraine wäre ein Krieg um die Ukraine geworden.“ Europa sei jedoch „erwachsen genug“ gewesen, „um das vorherzusehen und Deutschland und Frankreich für sich handeln zu lassen“.

 

Nach dem Brexit, der Wahl von Trump und dem Wahlsieg des pro-europäischen Präsidenten Emmanuel Macron in Frankreich fühlt sich Berlin anscheinend „erwachsen“ genug, um sich verstärkt von den USA abzunabeln und den schrittweisen Aufbau einer europäischen Armee unter deutscher Führung voranzutreiben.

 

„Europas Sicherheit liegt in Europas eigener Verantwortung“, betont Gabriel in seinem Buch. „Wir müssen außen- und sicherheitspolitisch strategie- und handlungsfähig werden, denn wir sind es noch nicht ausreichend. Dazu gehört, dass wir unsere europäischen Interessen definieren und unabhängig von den USA artikulieren. Dieser Eigensinn erfordert in gewissem Maße auch die Emanzipation von Weichenstellungen, die in Washington vorgenommen werden.“

 

Und weiter: „Wer eigene Ziele hat, sollte aber auch die Fähigkeiten entwickeln, sie zu erreichen. Die EU muss sich stärker als sicherheitspolitische Macht verstehen. Unsere Verteidigungshaushalte müssen darauf eingestellt werden. Die Ausrüstungen der europäischen Armeen müssen modernisiert, operativ einsetzbar und auf die militärischen Aufgaben neu orientiert werden.“

 

Gabriels erklärtes Ziel ist der Aufbau einer veritablen europäischen Streitmacht, die in der Lage ist, ihre globalen Interessen auch unabhängig von der Nato und den USA und notfalls gegen letztere durchzusetzen. Es gehe nicht „nur darum, mehr Waffen anzuschaffen. Es geht darum, die Rüstungsindustrie in Europa stärker zu integrieren und die Kräfte zu bündeln. Es geht darum, eine gemeinsame europäische Sicherheitsidentität zu schaffen, die über immer stärker integrierte Strukturen den Weg zur europäischen Armee eröffnet.“

 

Diese Politik, die von allen deutschen Parteien – von der CDU/CSU über die SPD und die Grünen bis zur Linkspartei – unterstützt wird, hat eine unausweichliche Logik. Wie in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts führt die zunehmende Rivalität zwischen den imperialistischen Mächte um Rohstoffe, Absatzmärkte und geostrategische Einflusszonen wieder in einen großen Krieg, wenn die internationale Arbeiterklasse nicht mit ihrer eigenen, unabhängigen sozialistischen Strategie eingreift.

  

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Ein schmutziges offenes Geheimnis: Die USA haben die ISIS geschaffen und finanziert. (Bekanntlich finanzierten und steuerten die USA bereits in den 1980er Jahren terroristische Islamisten in Afghanistan, welche die dortige progressive und mit Russland verbündete Regierung stürzen sollten.)

von Stephen Lendman

 

Es ist eins der schmutzigsten der schmutzigen offenen Geheimnisse. Dokumente des US-Verteidigungsgeheimdienstes (DIA) beweisen es – sie wurden von Judicial Watch mit Hilfe einer FOIA-Klage beschafft.

Sie zeigen, dass ISIS, al Qaida und gleichgesinnte Terror-Guppen die „stärksten Kräfte“ sind, die als US-Fußsoldaten in Syrien, Irak und sonstwo eingesetzt werden.

Der Mythos von den sogenannten „moderaten Rebellen“ ist seit langem diskreditiert worden. Doch die Behauptung, dass es sie gibt, besteht immer noch.

 

Die DIA-Dokumente beweisen, dass Amerika, die NATO, Saudiarabien und andere regionale Schurkenstaaten ein Islamisches Kaliphat unterstützt haben, um Bashar al-Assad herauszufordern, zu stürzen und mit einer imperialen Marionette zu ersetzen.

 

Seit langem bestehende US/israelische Pläne fordern eine Neugestaltung der Karte vom Nahen Osten durch Farben-Revolutionen und Kriege, indem unabhängige Regierungen durch westliche Marionetten-Regime ersetzt werden und Syrien, Irak und der Iran balkanisiert werden, um leichter kontrolliert zu werden, leichter ihren Reichtum plündern und ihre Völker ausbeuten zu können.

 

Im Januar 2016 hat James Fetzer in Iran Review die Beweise der ISIS-Schaffung durch die USA diskutiert. Im Februar 2015 hat die irakische Armee „zwei englische Transportflugzeuge heruntergeholt, die Waffen für die ISIL an Bord hatten“, erklärte er.

Im März 2015 „schossen Volkskräfte im Irak einen US-Helikopter in der Anbar-Provinz ab, der Waffen für die ISIL transportierte“. Das zeigten fotografische Beweise.

 

Als Antwort auf die syrische Forderung vom April 2015, die ISIL (ISIS) als Terroristen-Organisation zu bezeichnen, „bekam Syrien von den USA, England, Frankreich und Jordanien eine glatte Weigerung“.

 

Ein DIA-Dokument von 2012 erklärt, dass der Westen den Aufstieg der ISIS ermöglichte, „um das syrische Regime zu isolieren“.

Der ehemalige CIA-Lieferant Steven Kelly sagte, Washington habe „ISIL geschaffen zum Wohle Israels“ und „für einen niemals endenden Krieg im Nahen Osten“, um den jüdischen Staat zur vorherrschenden regionalen Macht zu machen und einen „ständigen Strom von Waffen-Bestellungen vom militärisch-industriellen Komplex zuhause zu erhalten“.

Die ISIS Kämpfer werden in einer Menge Länder rekrutiert, auch aus westlichen.

Im Oktober 2015 hat der Duma-Vorsitzende des Komitees für Internationale Angelegenheiten Alexei Puschkow erklärt, dass „die USA überhaupt nicht die ISIS bombardieren und Obama das amerikanische Volk belügt“.

 

Im November 2015 sagte Wladimir Putin, dass dutzende Länder die ISIS unterstützen, einschließlich die USA und andere westliche Regierungen.

Fetzer:

„Es gibt noch viele andere Quellen, die bestätigen, dass die ISIS von den USA geschaffen und von Westmächten unterstützt wurde, um ihre eigene politische Agenda zu befördern, und dass nichts, was aus der Obama-Verwaltung kommt, glaubwürdig ist.

 

Seit der Streichung des Smith-Mundt Gesetzes 1948 (das innerhalb der USA die Technik der Propaganda und Falschinformation ausschloss) durch die NDAA 2013, gab es in der USA kein glaubwürdiges (Mainstream) Nachrichtenblatt mehr in den USA.“

 

In Washington „wird die ISIS allgemein die ‚John McCains Armee“ genannt …einer der frühesten Befürworter der militärischen Aktion in der Region“ unter dem schwachen Vorwand, die ISIS zu bekämpfen.

 

Am Sonntag zitierten die Fars News den stellvertretenden Generalstabschef der iranischen Streitkräfte General Mostafa Izadi:

 

„Wir besitzen Dokumente und Informationen, die die direkte Hilfe des US-Imperialismus für diese äußerst widerwärtige Strömung (ISIS) in der Region, die islamische Länder zerstört hat und eine Welle von Massakern und Zusammenstöße verursachte.“

Washington benutzt die ISIS und gleichgesinnte Gruppen als Instrumente für einen regonalen „Stellvertreterkrieg“.

 

Am Freitag zitierten Fars News den Parlamentssprecher Ali Larijani, der sagte:

„die USA hat sich mit der ISIL in der Region verbündet.“

 

ISIS, al Qaida, al-Nusrah (ISIS in Syrien) und gleichgesinnte Gruppen sind US-Schöpfungen. Sie werden als Fußsoldaten benutzt, um ihren Imperialismus zu stärken und sie helfen Washington bei der Plünderung und der Zerstörung von einem Land nach dem anderen.

 

Die meisten Amerikaner kennen nicht die diabolische Agenda Washingtons im Nahen Osten, Zentralasien, Nordafrika und anderswo in ihrem Namen – eine überparteiliche Verschwörung gegen den Weltfrieden, die Stabilität und Sicherheit, egal wie hoch die menschlichen Kosten sind.

Stehen Lendmans Blog heißt sjlendman.blogspot.com

 

(Quellen: linkezeitung.de/2017/06/17/ein-schmutziges-offenes-geheim... und einarschlereth.blogspot.de)

  

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Der Internationale Frauentag, Weltfrauentag, Frauenkampftag, Internationaler Frauenkampftag oder Frauentag wird am 8. März begangen. Er entstand als Initiative sozialistischer Organisationen in der Zeit um den Ersten Weltkrieg im Kampf um die Gleichberechtigung, das Wahlrecht für Frauen und die Emanzipation von Arbeiterinnen. Die Vereinten Nationen erkoren ihn später als Tag der Vereinten Nationen für die Rechte der Frau und den Weltfrieden aus (Wiki)

 

"Es gibt noch viel zu tun:

Frauen leiden öfter unter Altersarmut als Männer, sind sie alleinerziehend, droht ihnen der gesellschaftliche Abstieg, Frauen werden öfter Opfer von häuslicher Gewalt als Männer, sie bekommen weniger Gehalt als Männer, auch bei gleicher Leistung. Beschweren sie sich, heißt es oft, sie seien selbst schuld, sie würden schlechter verhandeln, die falschen Berufe wählen, die falschen Männer heiraten. Dabei ist es die Gesellschaft, die sie alleine lässt.

 

So vieles gilt es noch zu ändern, bis wir von wirklicher Gleichberechtigung sprechen können. Eine ganze Kultur muss sich ändern. Wird ein einziger Tag im Jahr dafür ausreichen? Ganz sicher nicht. Aber gerade deshalb ist der Weltfrauentag ein guter Anlass, um daran zu erinnern, dass der Kampf noch lange nicht vorbei ist." (Zitat:Spiegel Online)

»Unerschrockenes Denken gestaltet die Wirklichkeit – so wird der Schriftsteller zur wirkenden Kraft und zum Diener der Zukunft.«

Vor 50 Jahren starb der Schriftsteller Arnold Zweig. In der DDR wurden die Bücher des sozialistischen Humanisten viel gelesen

(Christel Berger, aus www.jungewelt.de/artikel/343911.literaturgeschichte-ein-v...)

 

Es ist sehr still um ihn geworden. Wusste in der DDR jedes Schulkind vom Sergeanten Grischa zu erzählen, der im Ersten Weltkrieg erschossen worden war, kennen heutige Leser den Autor oft nicht einmal mehr dem Namen nach. Der »Streit um den Sergeanten Grischa« stand dort im Lehrplan. Und während es unstrittig ist, dass Thomas Mann, der freilich heute auch nicht mehr allzu oft gelesen wird, ein Klassiker der deutschen Literatur des 20. Jahrhunderts ist, schweigen die Feuilletons der meisten Zeitschriften und Zeitungen schon lange, wenn es um Arnold Zweig geht. Auch vom 1996 begonnenen ehrgeizigen Projekt einer 27bändigen Werkausgabe im Aufbau-Verlag hört man wenig. Zu wenig Interessenten? Kein Geld?

Liegt es daran, dass Zweig nur in der DDR als Klassiker gefeiert wurde und er sein Bekenntnis zu diesem Staat nie zurücknahm? Vielleicht ist er auch nur vergessen, weil seine Romane – voller Geschichten, Weltbetrachtung und Wissen – zu anspruchsvoll sind und sich nicht »schnell« lesen? Oder sind gar seine An- und Einsichten überholt?

 

VERTEIDIGUNG DES MENSCHEN

Arnold Zweig war nie laut oder gar anmaßend. Heinz Kamnitzer, ein Vertrauter, der ihn die letzten Jahre seines Lebens begleitet hat, beschrieb ihn als gütig und weise. Nichts Menschliches sei ihm fremd gewesen. »Ich vermag mich nicht an eine böse Bemerkung über andere zu erinnern. Falls man von jemand abfällig sprach, gab er nie Antwort. Er verteidigte nicht, sondern war still und traurig. Für ihn war der Mensch gut. Wo er sich anders darstellte, musste er krank sein und sollte vor allem einen Seelenarzt aufsuchen. Für ihn gab es Schurkenstücke, aber keine Charakterschurken, jedenfalls konnten sie es nicht von vornherein gewesen sein. Er hielt es für gegeben, dass irgendwann, besonders in der Kindheit, ihr Selbstgefühl beschädigt worden ist durch Menschen, die man ebenfalls falsch erzogen und verbogen hatte.«

 

Seit seiner Jugend litt Arnold Zweig an einer Augenkrankheit, so dass er sich gezwungen sah, seine Texte zu diktieren. Angesichts der Art und Weise, wie er schrieb – Geschehen und Betrachtung, historische Wurzeln und psychologische Gründe, Detail auf Detail verknüpfend, wieder darauf zurückkommend, neu verwandelnd – ist das eine nicht hoch genug zu bewundernde Konzentrations- und Gedächtnisleistung.

 

Arnold Zweig wurde am 10. November 1887 in Glogau (heute: Glogow) in der Provinz Schlesien geboren. Sein Vater war Spediteur und Sattlermeister und stand der zionistischen Bewegung nahe. Von 1907 bis 1914 studierte Zweig an den Universitäten Breslau, München, Berlin, Göttingen und Rostock mit dem Berufsziel eines Oberlehrers für Germanistik, moderne Sprachen, Philosophie, Psychologie, Kunstgeschichte und Nationalökonomie. Und so vielfältig war auch sein Wissen, zumal er nie aufhörte zu lernen. Er wurde kein Lehrer. Bald schrieb der junge Mann nicht nur in Zeitungen und nicht nur über Literatur, er machte auch welche. 1912 wurde er mit »Novellen um Claudia« bekannt. Das sind Erzählungen aus dem Leben junger Intellektueller. Zweig handelte von Problemen und Umständen junger Menschen, die sich aufgeklärt und frei fühlten und dennoch im eigenen Alltag Hemmnisse spürten. Stoffe und Darstellung erinnern an den frühen Thomas Mann oder auch an Stefan Zweig, mit dem er den Namen teilte, aber nicht verwandt war.

 

1914 begrüßte Zweig wie viele andere in patriotischer Verblendung den Krieg, und dieser Krieg war es, der ihn als Schriftsteller nachhaltig geprägt hat. »Schwermütig, fast tollwütig«, so Heinz Kamnitzer, sei er zurückgekehrt. Erst eine psychoanalytische Behandlung half ihm, das Erlebte zu verkraften. Es hatte ihn auch besonders hart getroffen. Der junge jüdische, etwas weltfremde Intellektuelle wurde als Armierungssoldat an der Westfront eingesetzt. Das hieß, er musste mit seinen Kameraden Gräben ausheben, Bunker bauen und Straßen anlegen. Die Kameraden, das war »das Volk« – Landarbeiter, Bäcker- und Fleischergesellen, Industriearbeiter, Maurer und Knechte aus allen Teilen des Deutschen Reichs. Zweig lernte sie bei härtester Arbeit unter den Bedingungen des Drills, der Kälte, des Drecks, der Gefahr kennen. Er schlief mit ihnen in den Unterständen auf Strohsäcken, teilte mit ihnen die Läuse und die Wassersuppe. Ab 1917 wurde er Mitarbeiter der Presseabteilung des Oberbefehlshabers Ost. Hier erlebte er die »Etappe«: die Angst, an die Front kommandiert zu werden, das Bestreben, so viel wie möglich aus dem besetzten Gebiet herauszuholen und die Allmacht der Offiziere. Es gibt von Zweig den bezeichnenden Satz: »Der Krieg ist der Vater allen Rückschritts.«

 

Nach 1918 zog Zweig an den Starnberger See. Es begann eine lebenslange Freundschaft mit dem Schriftsteller Lion Feuchtwanger und dem Psychoanalytiker Sigmund Freud. Respekt- und liebevoll gingen sie miteinander um. Zweig überschrieb seine Briefe mit »Vater Freud«, und Freud antwortete mit »Meister Zweig«. Dieser verehrte Freud wie einen Hausgott. Vier Jahre lebte Zweig in Bayern, dann siedelte er angesichts des immer stärker werdenden Antisemitismus, dem er als bekannter Jude ausgesetzt war, nach Berlin um. Dort entstanden Schauspiele, Novellen, Essays und auch Gedichte.

 

GRISCHA

Im Herbst 1917 hatte der Armierungssoldat Zweig durch einen Unteroffizier der Justizabteilung in Ober Ost vom Schicksal eines russischen Kriegsgefangenen erfahren, der von den deutschen Militärs als Überläufer erschossen worden war, obwohl er nachweisbar ein entflohener Kriegsgefangener war. Der Fall elektrisierte den Schriftsteller, doch lange wusste er nicht, wie er ihm literarische Gestalt geben sollte. Zuerst versuchte er eine Bühnenfassung, für die es kaum Interesse gab. Jahre nach der Fabelfindung und mit genügend Abstand zum Kriegsgeschehen entschloss sich Arnold Zweig zu einem Roman. Im Mittelpunkt steht eben jene Geschichte des zum Tode verurteilten Russen. Um das dem Kriegsrecht widersprechende Urteil kämpfen zwei verschiedene Kräfte – auf der einen Seite der Rittmeister von Brettschneider und der Generalmajor Albert Schieffenzahn, die Grischas Hinrichtung fordern, auf der anderen Seite Kriegsgerichtsrat Posnanski, Oberleutnant Winfried, Schreiber Bertin sowie Exzellenz von Lychow, der aus einem Roman Fontanes stammen könnte. Natürlich verlieren in diesem Krieg »die Guten«.

 

Das Buch erschien seit dem Frühsommer 1927 zunächst unter der Überschrift »Alle gegen einen« in der Frankfurter Zeitung. Die im folgenden Jahr vorgelegte Buchausgabe trug den Titel »Der Streit um den Sergeanten Grischa« und begründete den Weltruhm des Romans. Er wurde in 17 Sprachen übersetzt, erschien in hohen Auflagen und erregte die Gemüter. Die alten Krieger sahen in dem Buch die »Verhöhnung preußischen Soldatentums zugunsten jüdischer Bataillonsschreiber«, die Beleidigung soldatischer und völkischer Ehre (Deutsches Adelsblatt). Lion Feuchtwanger und Kurt Tucholsky lobten den Roman. Aus heutiger Sicht ist das Buch die erste kritische literarische Auseinandersetzung mit dem Krieg (Ludwig Renns »Krieg« und Erich Maria Remarques »Im Westen nichts Neues« erschienen erst kurze Zeit später), wobei es nicht allein um den Ersten Weltkrieg geht, es geht um den Krieg schlechthin, um Humanität und Menschenwürde.

 

Grischa ist eine wunderbare Figur: Gutmütig, hilfsbereit, stark, arbeitsliebend, naturverbunden, ein Mensch mit einem ungeheuren Freiheitsdrang und großer Menschenliebe, einer aus dem untersten Volk, der erst allmählich begreift, was die Deutschen mit ihm vorhaben, und der es lange nicht glauben kann. Wo gab es schon eine solche Figur in der Literatur?

 

Dass in der DDR dieser Grischa manchmal von Lobrednern oder amusischen Lehrern als eine Lichtfigur, als symbolischer Sendbote der Bolschewiki und Revolutionsgestalt schlechthin dargestellt wurde, ist einer übereifrigen Interpretation geschuldet. Grischa ist ein einfacher Mann, der nach Hause will und den Frieden herbeisehnt. Aber freilich ist er auch ein Mann aus Russland, woher damals eine große Sehnsucht und eine die Welt erfassende Hoffnung kam. Zweig ist immer dezent. Nie übertreibt er. Er deutet nur an. Auch am Schluss des Romans, wo mitnichten rote Fahne wehen, sondern lediglich der unerlaubte Stopp eines Zuges für einen in den Urlaub fahrenden kleinen Gefreiten signalisiert, dass da etwas im Gange ist.

 

Aber es ist nicht Grischa allein, die Protagonisten der verschiedenen Parteien sind ebenso inte-ressant und detailliert in ihrem Wollen und Denken beschrieben. Kein Schwarzweiß. Keine Helden auf der einen und Bösewichte auf der anderen Seite. Die Figuren werden von ihren sozialen Wurzeln her geschildert. Da steht das patriarchalische Preußen in Gestalt des Landjunkers von Lychow gegen den hochkommenden modernen Industrieadel. Da geht es um den drohenden Untergang eines Gemeinwesens, wenn Moral und Gerechtigkeit aufgegeben werden. Und der Krieg ist kein Schicksal, der über sie alle gekommen ist, er ist von Menschen gemacht, wird von Interessen bestimmt.

Das klingt ein bisschen nach Theorie und Ideologie. Aber das ist das Bewundernswerte – Arnold Zweig erzählt dies alles. Und er erschüttert. Mehr als vierzig Seiten des Romans sind dem letzten Tag Grischas gewidmet. Wie er sein Grab gräbt, die Prozedur des Marsches zur Hinrichtung, der Pope, der Arzt, wie er den Mantel ab- und die Augenbinde anlegen muss, die schießenden Soldaten, die Krähe, die vorüberfliegt, und Grischas Entsetzen. Auch die Zusatzration Schnaps für die Soldaten wird genannt. Den ganzen Roman hat Zweig in 65 Vormittagssitzungen diktiert! »Der Streit um den Sergeanten Grischa« ist sein bestes Buch. Wer meint, es sei heute nicht mehr lesbar, mag auch Tolstois »Krieg und Frieden« ablehnen.

 

KRIEGSYKLUS

Der Krieg hat Arnold Zweig nicht mehr losgelassen. Und so fügte er seinem »Grischa« Buch um Buch hinzu. Es wurde der Zyklus »Der große Krieg der weißen Männer«. Im Krieg sieht er die zugespitzte Situation der Zeit in ihren politischen, psychologischen und ökonomischen Zusammenhängen, ein Epochenbild. Dabei steht »Grischa« chronologisch im Mittelteil des Zyklus, der durch die Gestalt des Werner Bertin zusammengehalten wird. Bertin ist eine fiktive Figur, die viele Züge des Autors trägt. Er ist Armierungssoldat und Schreiber, Jude, junger Dichter, schüchtern, ein bisschen weltfremd. Allmählich nur lernt und reift er. Am meisten wohl in »Erziehung vor Verdun« (1935), wo der junge Mann durch die harte Schule eines Armierungssoldaten und zudem noch unter den Einfluss der beiden Sozialdemokraten, des Setzers Pahl und des Gastwirts Lebehde, gerät. Wieder ist es eine Ungerechtigkeit – die schikanöse Behandlung des Unteroffiziers Kroysing – gegen die sich Bertin und seine Freunde aufzulehnen versuchen und dabei immer deutlicher die Mechanismen des Krieges erkennen.

 

Vorher – 1931 – hatte Zweig mit »Junge Frau von 1914« die Vorgeschichte Bertins erzählt. Es ist ein Kriegs- und Liebesroman. Der junge Dichter Werner Bertin und die Bankierstochter Lenore Wahl lieben sich. Bei Ausbruch des Krieges fühlt er sich bemüßigt, dem »Ruf des Vaterlandes« zu folgen. Nach kurzer Ausbildung kommt er an die Front, und Lenore versucht in der Heimat alles, ihn – wenn auch nur für einen Urlaub – zurückzuholen. Sie setzt die Verlobung und gar die Heirat durch, aber Bertin muss nach wenigen Tagen zurück.

 

Zweig knüpft mit seiner sensiblen Darstellung an seine Vorkriegsnovellen an. Lenore ist eine moderne junge Frau, die liebt und kämpft, dabei die Veränderungen in der Heimat wegen des Krieges hautnah erlebt. Interessant ist, wie sehr sie sich von einer jungen modernen Frau von heute unterscheidet: Als sie Bertin noch während seiner Ausbildung in Küstrin besucht, überfällt dieser sie gegen ihren Willen während eines Spaziergangs im Walde. Sie lässt es zu, wird schwanger. Ihr Bruder hilft ihr, aber sie erlebt die Schmerzen einer Abtreibung, macht in einem langen Brief, den sie nicht abschickt, zwar ihrem Herzen Luft, aber kämpft weiter um und für den Geliebten. Arnold Zweig begründet die Vergewaltigung mit der Verrohung durch den Krieg. Ob das heutige, Me-Too-bewegte Frauen gelten lassen würden? Kaum vorstellbar, dass sie weiter um den Geliebten kämpfen würden? Der Roman ist dadurch nicht überholt, aber die Emanzipation ist seitdem doch fortgeschritten. »Einsetzung eines Königs« (1937), ein Roman, der chronologisch nach dem »Grischa« liegt, spielt wieder während des Krieges im Osten und behandelt die Rangeleien um die erhoffte Kriegsbeute. Noch nach 1945 setzte Zweig sein Lebensprojekt vom »Großen Krieg der weißen Männer« fort, in den 1950er Jahren erscheinen »Die Feuerpause« (1954) und »Die Zeit ist reif« (1957). Leider erreichten die letzten Bände nicht mehr die Kraft und literarische Dichte des »Grischa« oder der »Erziehung vor Verdun«.

 

Neben diesem Hauptkomplex interessierte sich Arnold Zweig, der früh seinen religiösen Glauben verlor, zeitlebens, vor allem in seinen großen Essays, für das Judentum. Nach einer ersten Reise nach Palästina schreibt er den Roman »De Vriendt kehrt heim« (1932), der schon damals die Spannungen zwischen Juden und Arabern in Palästina thematisierte.

 

Es verwundert nicht, dass der Humanist, der Jude Arnold Zweig, nicht in Nazideutschland bleiben konnte und wollte. Über die Tschechoslowakei, die Schweiz und Südfrankreich landete er 1934 in Palästina, in Haifa. »Ich ging in die Emigration, weil ich als freier Schriftsteller gegen die Vergewaltigung des Geistes, die Verhetzung der Völker, die Ausbeutung der arbeitenden Klassen, die Unterdrückung des freien Denkens und die Zerstörung der persönlichen Würde gearbeitet habe, seit ich 1911 mein erstes Buch erscheinen ließ«, schrieb er in der in der Sowjetunion erscheinenden Zeitschrift Das Wort. Aber in Palästina gefiel es ihm nicht. An Sigmund Freud schrieb er am 1. September 1935, er stelle »ohne Affekt fest, dass ich hierher nicht gehöre«. Und am 15. Februar 1936 ergänzte er: »Ich fühle mich falsch am Platze. Kleine Verhältnisse, noch verkleinert durch den hebräischen Nationalismus der Hebräer, die keine andere Sprache öffentlich zum Druck zulassen.« Sein Kontakt zu sozialistischen Autoren wurde enger. Louis Fürnberg und Rudolf Hirsch wurden seine Freunde und Berater. Zweig studierte Marx, Engels und Lenin, gab zeitweise eine Zeitschrift heraus, und schrieb an dem antifaschistischen Roman »Das Beil von Wandsbek«.

 

»DAS BEIL VON WANDSBECK«

1938 hatte er in der Prager Deutschen Volkszeitung folgende Notiz gelesen: »Selbstmord eines Henkers. – Die Hinrichtung von Jonny Dettmer und drei weiteren Antifaschisten wurde seinerzeit nicht dem Hamburger Scharfrichter, sondern dem Schlachtermeister und SS-Mann Fock aus Altona übertragen. Fock hatte gehofft, dass er mit den 2.000 Mark, die ihm die Hinrichtung einbrachte, sein Geschäft wieder in Gang bringen könnte. Nach und nach aber sickerte durch, dass er der Henker der vier unschuldigen Opfer des Faschismus gewesen sei. Daraufhin blieben immer mehr Kunden weg und der finanzielle Zusammenbruch war unvermeidlich. In seiner Verzweiflung erschoss der Schlachtermeister zunächst seine Frau und beging dann Selbstmord.« Wieder entwickelt Zweig aus einem speziellen Vorfall ein Zeitpanorama. Das Ehepaar Teetjen ist detailliert in seinen Geld- und Seelennöten gezeichnet, keineswegs einseitig und ohne Mitgefühl, und dennoch: Teetjen hat sich schuldig gemacht. Daneben agieren vor allem bürgerliche Kräfte wie die Ärztin Käte Neumeier, der Gefängnisdirektor Dr. Koldewey oder Pastor Langhammer, die mit der gesellschaftlichen Entwicklung überhaupt nicht einverstanden sind und sich letztlich – so am Ende des Romans erwähnt – dem Widerstand anschließen. Natürlich tummeln sich auch Nazis und Krieggsgewinner im Roman, denn wieder wollte Zweig ein Gesamtbild zeichnen, vielleicht sogar mit Hinweisen auf mögliche Kräftegruppierungen, die nach dem Sturz Hitlers Verbündete sein könnten. Der Roman erschien zuerst 1943 auf hebräisch, dann 1947 in New York und 1948 in London, auf deutsch 1948 in Stockholm, bis er 1949 durch den Fortsetzungsabdruck der Berliner Illustrierten den Nachkriegsleser in Deutschland erreichte.

 

Da war Arnold Zweig schon wieder in Deutschland, und zwar ganz bewusst in Ostberlin. Hier wurde er gefeiert, Straßen und Schulen wurden nach ihm benannt. Er genoss das nach Jahren der Entbehrungen. Die meisten seiner Bücher erschienen in hohen Auflagen. Er betätigte sich engagiert im Kulturbund, der Volkskammer und im PEN-Zentrum. Er, der nie in einer Partei gewesen war, nahm uneingeschränkt Partei für einen aufzubauenden Sozialismus. In der neu gegründeten Akademie der Künste wurde er, nachdem der hierfür vorgesehene Heinrich Mann gestorben war, Präsident. Er wollte, dass diese Institution, wie öffentlich proklamiert, das höchste Gremium für die Künste werde, wollte, dass die Künstler über ihre Angelegenheiten selbst entscheiden könnten. Da hatte er aber nicht mit der SED und den führenden Genossen gerechnet. Eine erste bittere Erfahrung war die Absetzung der DEFA-Verfilmung des »Beils von Wandsbek« (1951) mit Erwin Geschonneck als Henker. Mitleid mit einem SS-Mann, so etwas solle das Publikum nicht sehen, so das Argument. Da halfen Zweig auch die Akademiekollegen – Bertolt Brecht, Johannes R. Becher, Anna Seghers u. a. –, die in anderen Fällen an seiner Seite gestanden hatten, nicht. Zweigs Kunstkonzept war nicht ihres. Aber wäre es nicht auch wichtig gewesen, im nachhinein zu verfolgen, wie verschiedene Nazimitläufer in den Schlamassel geraten waren?

 

ANERKANNT, ABER EINFLUSSLOS

In der Akademie mühte Zweig sich um Sachverstand und eine offene Atmosphäre – und unterlag. 1953 übernahm Johannes R. Becher die Präsidentschaft. Der war in der SED, von ihm hoffte und erwartete man, dass er eine sozialistische Akademie, wie sie sich die führenden Genossen vorstellten, durchsetzen würde. Zwar wurde Zweig später Ehrenpräsident und erhielt auch eine Menge hoher Auszeichnungen, doch das waren nur Gesten, die die Differenzen und seine Einflusslosigkeit verdecken sollten. Zweig – Kamnitzer hat es beschrieben – wurde nicht laut, aber oft traurig.

 

Mit seinen Büchern war er präsent. Als 1967 seine Gesammelten Werke in fünfzehn Bänden erschienen, freute er sich und fühlte sich endgültig zum Klassiker erhoben. Aber auch da wurden nicht alle Wünsche erfüllt. So fehlten doch die meisten wichtigen Essays. »Freundschaft mit Freud« lag ihm besonders am Herzen, doch die Veröffentlichung hatte in der DDR, wo man sich mit der Psychoanalyse schwertat, keine Chance. Das galt auch für »Bilanz der deutschen Judenheit«, »Caliban oder Politik und Leidenschaft«, und »Dialektik der Alpen« – allesamt Beiträge Zweigs, die sich mit Antisemitismus und deutsch-jüdischen sowie europäischen Problemen beschäftigten und Wesentliches zur geistigen Auseinandersetzung hätten beitragen können (in der neuen, 1996 begonnenen Werkausgabe sind sie enthalten).

 

So kennen die meisten Leser Zweigs vor allem den Romancier. Aber schon das bedeutet: Sie besitzen ein Universum an Welt- und Menschenverständnis. Aber da stehen wir wieder vor der Eingangsfrage: Wer verlangt das heute noch von Literatur?

  

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29.11.2019: A different Kiss* @ KitKat-Club, Berlin.

Performance & Sounds on Berlin/Weimar-1920s.

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Photo: Riga, Latvia, ca. 1928.

 

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Creation, lust and resistance in the 1920s - Photo impressions

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29.11.2019: A DIFFERENT KISS*

Lust, creation and resistance in the 1920s

Experimental lecture, performance, show and party

by Wolfgang Sterneck

@ KitKat-Club - Berlin.

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30.01.2020: A DIFFERENT KISS*

1920s-Photo-Exhibition

Curated by Amy Daublebsky & Wolfgang Sterneck

@ The House of Red Doors,

Salon zur wilden Renate - Berlin.

 

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xx.xx.2021 - A DIFFERENT KISS*

Cultural conference

on creation, lust and resistance in the 1920s.

Lectures, Performances, Party

Berlin.

More info soon.

 

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Wolfgang Sterneck:

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AMERICAN TRANSFER

 

- "Say, will you give me a lift?“

he asks the red-haired man at the wheel,

- "How fur ye goin'?“

- "I dunno . . . Pretty far."

 

Closing words of "Manhattan Transfer“ (1925)

by John Dos Passos.

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Photo: USA, ca. 1928.

 

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Lust, creation and resistance - Photo impressions of the 1920s

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1 - LOVE AND SELF-DETERMINATION *

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29.11.2019: A DIFFERENT KISS* -

Lust, creation and resistance in the 1920s

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..."Only 8 percent of all art works worldwide, that are sold for more than 1 million dollar are by women." ...

 

Female conductor, Dirigentin Veronika Dudarova: "Rehearsal: Mozart Requiem"

Still there are only a few female classical conductors.

 

Ausstellung Edwar Steichen, Westlicht Galerie, Leica Store, Auktion, Westbahnstrasse

 

Der Standard: "Kopf des Tages" - "Ein bisschen gleich ist nicht genug" - Auktionshaus im Kinsky Schiele - Causa Beethovenfries Klimt

  

Part of: "an apple a day keeps the doctor away - An ENSO (Japanese: circle, Japanisch: Kreis) a day .... " Aktion Kreis Tagebuch A circle diary - Start of the 365-days Project: 1. September 40 Krapfentage 2015: 23. Blue Oreo ohne Rosine - Dunkin` Donuts Mariahilferstr - 2. Donut: Geschenk von Donkin` Donuts zum Frauentag: Boston Cream

 

DMC-G2 - P1880880 - 2015-03-08

 

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