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The Structure Of Farewells

Leipzig Hauptbahnhof

 

..."All das ist ferne Zukunft noch, als sich im Deutschen Reich des Jahres 1906 mehr als 70 hoch dekorierte Architekten an ihre Reißbretter begeben. Ihre Order: Die Empfangshalle für einen "Centralbahnhof" sollen sie entwerfen. Und nicht kleinlich dabei sein. Leipzig, prosperierende Messe und Handelsstadt, verlangt nach Repräsentativem. Zwei Staatsbahnen, die sächsische und die preußische, müssen unter ein Dach gebracht werden, dazu der Verkehr von sechs Einzelbahnhöfen. Die Fachleute zeichnen, vom Ehrgeiz angestachelt: Kuppeln, Säulen, Türme - nichts an Bombastik lassen sie aus in ihren Skizzen. Den ersten Preis gewinnt das Architektenduo William Lossow und Max Hans Kühne, dessen Entwurf unter dem sinnlichen Titel "Luft und Licht" firmiert und zwei Eingangshallen, einen 267 Meter langen Querbahnsteig, 26 Gleise sowie ein kassettiertes Tonnengewölbe vorsieht. Das Ganze darf die Aura einer römischen Therme verstrahlen.

Drei Jahre später, 1909, nehmen sich die Fachleute die Bahnsteighallen vor. In sechs Jahren, bis 1915, entsteht der Hauptbahnhof, werden die drei nah beieinander liegenden Bahnhöfe - Magdeburger, Thüringer und Dresdner - die ihren Dienst Mitte des 19. Jahrhunderts noch als "Personeneinsteigschuppen" begannen, abgetragen. Das benachbarte Sumpfgebiet um das Flüsschen Parthe wird trocken gelegt, 3125 Gründungspfähle ins Erdreich gerammt und tausende Kubikmeter Sand für das Schienenbett aufgeschüttet. Das nämlich soll ein paar Meter höher liegen als die Ebene des Vorplatzes. Von Westen nach Osten wächst und wuchert nun der Bahnhofsbau, der kolossale Korpus, geschichtet und geformt aus gelblichem Elbsandstein, Beuchaer Diorit und Stahlbeton."

www.merian.de/leipzig/deutschland/europa/artikel/ein-bahn...

 

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Uploaded on October 30, 2016
Taken on October 26, 2015