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Das alte Sanatorium

Unter bröckelndem Putz

hinter Fetzen vergilbter Tapeten

fließt durch blutlose Adern zerfressener Rohre die Zeit

Der vergessene Tod

sammelt Kraft, aus dem Dunkel zu treten

hundert Jahre zurück, in die Wogen von Siechtum und Leid

 

Prachtvoll prangte sein Reich

viele Tausende ließ er verbuchen

wenn er endlich erschien, sie umarmte und gnädig verschlang

Der vergessene Tod

merkt nicht einmal, dass wir ihn besuchen

er verwischt unsre Spuren, weht träumend die Flure entlang

 

Wir sind Schatten für ihn

sind wie Staub, der im Sonnenlicht flimmert

dennoch atmen wir leise und ahnen die kalte Gefahr

wenn vom Leben gereizt

der vergessliche Tod sich erinnert

dass wir längst ihm gehören, mit Hoffnung, mit Haut und mit Haar

 

 

 

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Uploaded on August 14, 2016
Taken on June 20, 2015