Back to photostream

ATF Dingo 2A2 BÜR

Das Allschutz-Transport-Fahrzeug (ATF) Dingo ist ein gepanzertes luftverladbares bewaffnetes MRAP Radfahrzeug für Patrouillen- und Spähfahrten, das unter anderem von der Bundeswehr, dem Bundesheer sowie den Streitkräften Luxemburgs und dem Heer Norwegens eingesetzt wird. Die DINGO-Fahrzeugfamilie ist nach dem australischen Wildhund Dingo benannt und umfasst 16 Fahrzeugvarianten.

 

Mit Beginn der Auslandseinsätze der Bundeswehr (IFOR) zeigte sich der Bedarf an Fahrzeugen, die besonders gegen Angriffe mit Panzerabwehrminen geschützt wären. Die Aufpanzerung bestehender Fahrzeuge wie des Transportpanzers Fuchs, des MAN gl und des Wolf mit einer modularen Schutzausstattung (MSA) galt als schnell verfügbare Übergangslösung. Das MSA-Paket bot allerdings nur einen hinreichenden Schutz gegen Schützenabwehrminen und Beschuss aus Infanteriewaffen. Hinzu kam, dass der Fuchs aufgrund seiner Abmessungen und seines Gewichtes in Gebieten mit engen Straßen und durch begrenzte Tragfähigkeit der Brücken schlecht einzusetzen war. Ein Wolf bot zwar mehr Absitzstärke als sein MSA-Pendant, war aber durch den unzureichenden Schutz für die Begleitschutz- und Patrouillenaufgaben ebenfalls ungeeignet.

 

Der Rüstungsbereich der Bundeswehr entwickelte darauf im Rahmen der Rüstungsaufgabe 41 – Ballistischer Schutz basierend auf den Erfahrungen des südafrikanischen Militärs mit einem V-förmigen Blastabweiser einen Minendeflektor, der 1990 zur Verfügung stand. Die damalige Rüstungssparte von Krauss-Maffei integrierte in Zusammenarbeit mit dem auf Panzerung spezialisierten Unternehmen Ingenieurbüro Deisenroth den Deflektor auf einem Unimog-U-100-L-Fahrgestell. Ebenfalls beteiligt war die Abteilung KG II 5 des damaligen Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung. Das als ATF 1 bezeichnete Fahrzeug war geländegängig sowie luftverladbar und bot der Besatzung durch eine Sicherheitszelle Schutz gegen Minen und panzerbrechende Munition aus Scharfschützengewehren.

 

Die 1995 durchgeführten Untersuchungen zeigten jedoch die Schwachstellen des Fahrwerkes. Die Fahreigenschaften waren unzureichend, was zur Nutzung des längeren U-1550-L-Fahrgestells führte. Der nun als ATF 2 bezeichnete Prototyp verfügte daher über eine höhere Nutzlast und war in schwierigen Straßen- und Geländeverhältnissen durch seine höhere Mobilität sowie Wendigkeit dem ATF 1 überlegen. Es folgten interne Werkserprobungen sowie Überprüfungen durch die Wehrtechnischen Dienststellen der Bundeswehr. Die Vorstellung des ATF-2-Prototyps an den Truppenschulen war weniger erfolgreich. Die Truppe favorisierte zu dieser Zeit den in der Entwicklung befindlichen GTK Boxer.

 

Der endgültige Durchbruch für Krauss-Maffei Wegmann (KMW) waren der Abbruch des „Superfuchs“-Projekts, ein Minenunfall mit einem TPz Fuchs in Mazedonien sowie die Forderung des damaligen Rüstungsstaatssekretärs zur sofortigen Marktsichtung und Beschaffung geschützter Fahrzeuge. Gegenüber ausländischen Produkten wurde von der Hauptabteilung Rüstung des Bundesministerium der Verteidigung der ATF 2 favorisiert. Am 18. Oktober 1999 erfolgte die Auftragsvergabe als Einsatzbedingter Sofortbedarf mit einem Budget von 42 Millionen DM, das bereits drei Tage später am 21. Oktober vom damaligen Bundesminister der Verteidigung Rudolf Scharping gebilligt wurde.

 

Nach der Zustimmung des Haushaltsausschusses am 15. Dezember 1999 erhielt KMW einen Tag später offiziell den Auftrag zur Lieferung eines ersten Bauloses mit einer Gesamtstückzahl von 56 ATF Dingo. Die Auslieferung begann am 24. August 2000 mit den ersten zwei Serienfahrzeugen und endete zum Jahreswechsel. Ein Großteil der Fahrzeuge ging direkt an die Einsatzverbände im Kosovo (KFOR) und Mazedonien für Truppenversuche unter Einsatzbedingungen. Die Ergebnisse dieser Truppentests führten zu mehreren Änderungen am Dingo. So musste die Aufhängung des Staukastens verstärkt werden, da er bei starken Stößen häufig abbrach. Auch die Federung musste verstärkt werden, da sie dem höheren Gewicht des Dingos im Vergleich zum Unimog nicht gewachsen und zu nachgiebig war, so dass manche Soldaten während der Fahrt seekrank wurden und der Dingo zum Umkippen neigte. Kleinere Änderungen betrafen die Ausstattung des Dingos im Hinblick auf Wartungsfreundlichkeit und Bedienungssicherheit.

 

Aufgrund der positiven Einsatzerfahrungen und der nun hohen Akzeptanz in der Truppe entschloss sich die Bundeswehr im November 2001, ein zweites Baulos zu bestellen. Die Stückzahl lag bei 57 Fahrzeugen. Ein drittes Baulos folgte im März 2002 und erhöhte die Gesamtanzahl der Dingo 1 auf 147 Fahrzeuge. Die Produktion wurde eingestellt, nachdem DaimlerChrysler das U-1550-L-Fahrgestell aus dem Sortiment nahm. Als Konsequenz begann 2002 die Entwicklung eines Nachfolgemodells.

 

Das als ATF 3 beziehungsweise als Dingo 2 bezeichnete Fahrzeug erhielt als Basis das Unimog-U-5000-Fahrgestell. Es erlaubt eine höhere Achslast, was wiederum eine größere massivere Sicherheitszelle zulässt, um den Insassenschutz weiter zu erhöhen. KMW baute im Auftrag des BWB einen Demonstrator sowie zwei Vorserienfahrzeuge mit langem Radstand (3850 mm) und ein Vorserienfahrzeug mit kurzem Radstand (3250 mm). Zwischen November 2003 und Mai 2004 wurden die zwei Vorserienfahrzeuge mit langem Radstand intensiven Tests bei KMW und den Wehrtechnischen Dienststellen unterzogen.

 

Die ersten Dingo 2 der Bundeswehr waren 52 Fahrzeuge des Typs Patrouillen- und Sicherungsfahrzeug (PatSi) mit langem Radstand in der Ausführung GE A1, die 2005 beschafft wurden. Der Gesamtpreis lag bei 36 Millionen Euro. Unabhängig davon erhielt KMW Ende 2005 vom BWB den Auftrag zur Lieferung eines Dingo-2-Demonstrators für die Klasse 3 des GFF-Projektes.

 

Weitere 149 Fahrzeuge des Typs PatSi in der Ausführung GE A2 folgten ab dem 29. Juni 2006; hiervon waren 15 als Einsatzbedingter Sofortbedarf (ESB) vorgesehen. Das Auftragsvolumen betrug 109 Millionen Euro. Aufgrund der sich rapide verschlechternden Sicherheitslage in Afghanistan wurde die Beschaffung 2007 beschleunigt, so dass statt der ursprünglich für das Jahr vorgesehenen 33 Fahrzeuge bis Ende 2007 bereits 100 Fahrzeuge ausgeliefert wurden. Zwischenzeitlich waren die Fahrzeuge 2006 mit einem Fahrverbot in der Bundeswehr belegt, da die Gefahr eines Bremsenversagens festgestellt wurde und bei einem Fahrzeug in Afghanistan durch Überhitzung die Vorderachse in Brand geraten war. Daraufhin schickten die Hersteller KMW und DaimlerChrysler Mechaniker nach Kabul, um die Fehlersuche zu unterstützen.

 

Im Juli 2006 erfolgte durch das Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung die Auftragsvergabe über 78 Dingo 2 als Trägerplattform für das Bodenüberwachungsradar (BÜR) von EADS, um das RASIT- und ABRA-Radarsystem zu ersetzen. Das System kann Bewegungen am Boden und im bodennahen Luftraum orten und ist speziell auf die Erkennung asymmetrischer Bedrohungen ausgelegt. Bis Ende 2009 wurden zwei Systemdemonstratoren für die Nachweisführung gegenüber dem Auftraggeber geliefert. Die Serienfertigung sollte 2012 beginnen, wurde letztendlich jedoch nicht umgesetzt.

 

Am 26. Juni 2008 beschloss der Haushaltsausschuss des deutschen Bundestages, weitere 98 Dingo 2 (50 Stück in der Version Patrouillen- und Sicherungsfahrzeug GE A2.3, 4 als Gefechtsschadeninstandsetzungs- und Wartungstrupp (GSI-/WtgTrp) GE C1 sowie eine Option für 44 weitere GE C1[6]) zu bestellen. Am 6. April 2010 erfolgte der Lieferauftrag für die Option durch das Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung (BWB), die bis zum Ende 2010 an die Bundeswehr übergeben wurden.

 

Die Bundespolizei erhielt 2009 für den Arbeitsstab Schutzaufgaben in Krisengebieten (ASSIK) zwei Fahrzeuge zum Einsatz in Kabul.

 

Weitere 34 in der Ausführung GE A2.3 mit FLW 100 und 200 folgten 2009 sowie 41 GE A2.3 in der Ausführung Personen- und Materialtransport (PersMatTrsp.) am 29. März 2010. KMW selbst zeigte im September 2011 während einer Rüstungsmesse in London die Weiterentwicklung Heavy Duty, mit der eine Nutzlast von drei Tonnen ermöglicht wird. Das Gesamtgewicht erreicht 14,5 Tonnen.

 

Am 4. Juni 2012 erhielt KMW einen weiteren Auftrag der Bundeswehr zur Lieferung von 79 Dingo 2 PersMatTrsp. Im Rahmen dieses Vertrages wurde der tausendste Dingo an die Bundeswehr geliefert

 

Quelle: Wikipedia

3,426 views
2 faves
0 comments
Uploaded on October 3, 2018
Taken on September 29, 2018