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2020-03 Krummhörner Verse3

Ein Tag macht sich

Alte Riede / Greetsiel / Leybucht - eine Hommage

 

In der Riede im Garten der Regen

kommt beim Frühstück total ungelegen.

Auf den Ziegeln die Tropfen

hämmern und klopfen.

Wir spurten der Haustür entgegen.

 

Hinter Scheiben stehn wir und raunen

ob des Wetters feindlicher Launen.

Um die Tour mit dem Rad

ist es heut wirklich schad.

Da endet der Schauer!! Wir staunen!

 

Nach heftigem, kurzen Verlauf,

klart es tatsächlich schon wieder auf.

Schnell zur Türe hinaus,

Fahrräder raus,

und alsbald die Sättel hinauf.

 

Wir fahren dahin in der Sonne -

nur im Hemd. Welch eine Wonne!

Es spiegeln in Pfützen

sich Radler mit Mützen

und Tonne, Tonne und Tonne.

 

Plötzlich schneidet die Hand wie ein Degen

am Lenker ein eiskalter Regen.

Er fällt aus den Zweigen,

spielt der Wind auf zum Reigen.

Doch hier kommt er uns gelegen.

 

Die Allee noch ganz hinunter,

an der Straße vom Sattel kurz runter,

ein Autolang warten,

dann wieder starten.

Hui die Räder laufen heut munter!

 

In der Ferne schaukelt Greetsiel

in des Wassers Farbenspiel.

Am Hafen vorbei,

am Teehuus vorbei,

nah am Siel ist ein See unser Ziel.

 

"Kein Deich - kein Land - kein Leben" -

Wir steigen vom Rad und lesen.

Dann, nach drei Kurven,

bei der Ankunft am See,

hüpft ein Braunkehlchen eilends ins Schilf.

 

Wir pendeln zwischen Siel und See,

zwischen Kutter und tümpelnden Enten.

Mit dem Buch in der Hand,

setzt sich U. auf die Bank.

Ich radle weiter zur Schleuse.

 

An Austernfischern vorbei,

Schafstelzen sehe ich zwei.

Drauf ein Wind im Gesicht

der mich bremst und verspricht:

Auf der Rückfahrt geb ich dich frei.

 

Der Schatten, solar getrieben,

sieht mich einmal fast beim Schieben:

Nur mit letzter Kraft

den Schutzwall geschafft,

im Sattel aber geblieben.

 

In der Polder hinter dem Deich

recken Gänse die Hälse sogleich.

Sie nehmen wahr:

Noch keine Gefahr!

Wie sie wachen, scheut keinen Vergleich.

 

So viele Schafe hier oben,

wie Wölkchen den Himmel loben.

Manch Stare reiten

auf den Rücken, den breiten.

Es lebt sich weicher dort droben.

 

Der Wind schiebt mich jetzt vor sich her,

unterm Rad flieht deichabwärts der Teer,

vorbei an den Schafen,

schnurstracks zum Hafen,

dahin zwischen Siel und dem Meer.

 

Vor der Eisdiele treffe ich U.,

"Hinein?" braucht den kürzesten Nu.

Familienbelange

besprechen wir lange.

Dem Gespräch hört nicht einer zu.

 

Im Licht aus des Sonnengotts Schmiede

und im Luftzug zurück dann zur Riede.

Fasanen in Reihe,

überm Feld eine Weihe -

das ist wohl der ewige Friede.

 

© Othmar Mahlmeister, 19-23.08.2019

 

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Uploaded on March 4, 2020
Taken on November 25, 2019