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Gottardo 2016 - Eröffnungsfeier. So stolz, da trägt man gerne mal einen hässlichen Hut.
Eine Eröffnungsfeier, die man so in der Schweiz noch nie gesehen hat. Eine Kombination zwischen St.Galler-Openair-Nostalgie und verstaubter Kaffefahrtatmosphäre. Am Morgen um 8 Uhr in Erstfeld zeigt man sich von der besten Seite. Die Militaristen stehen stramm an jeder Strassenkreuzung und beschützen die Quartierstrassen. Jede Hausfrau mit ihrem Offroader, die nur schnell im Volg Putzmittel holen will, wird aufgehalten, denn wer sich traut an ein SBB-Fest mit dem Auto anzureisen, ist sowieso schon mal ein potentieller Terrorist. Die kurzfristig rekrutierten Infomädels werden nochmals geschult, auf was sie achten müssen, wenn sie den stolzen Schweizer den Weg über die Strasse weisen. Die Postautos sind aufgereit wie die Taxireihe am Flughafen. Der Postautofahrer steht mit erhobenem Kopf und Brust raus vor seinem Postauto und begrüsst jeden persönlich. Man fühlt sich fast genötigt die Hand zu schütteln. Auf dem Festivalgelände angekommen, trifft man die anderen Besucher. Sie lassen sich in drei Gruppen einteilen:
1. Der Sohn, der gerade eine Gelegenheit gefunden hat seine alten Eltern wieder einmal auszuführen, um ihnen zu zeigen wofür sie damals 1992 abgestimmt haben. 2. Die Familien mit Kindern, die gleich mal die Kinderwagenfreundlichkeit des Tunnels testen wollen. 3. Die Rentner, die mit Windjacke und Wanderstöcken gut ausgerüstet sind und ihre besten Wanderschuhe montiert haben. Der Tunnel liegt ja schliesslich in den Alpen.
Doch sie alle haben was gemeinsam, alle sprühen den Glanz aus von: Ich habe das ermöglicht, ich habe abgestimmt und bezahlt. Und das wird auch offen gezeigt. Wer vorbereitet ist, hat in seiner Schublade sogar noch ein Schweizer T-Shirt, ein Edelweishemd oder einen Pin der Expo 2000 gefunden. Für die anderen ist das auch kein Problem, denn irgendwo auf dem Gelände muss es eine unerschöpfliche Quelle von misfärbigen Gratishüten geben. Hauptsache es hat ein Schweizerkreuz drauf.
Und dann endlich ist es so weit. Der Zug fährt ein und wie bei der Achterbahn im Freizeitpark steht man hinter Eisengittern und wartet geduldig, dass die Leute die den Tunnel bereits gesehen haben, aussteigen. Dann werden die Tore von Bahnbeamten geöffnet und man schreitet über die Planken des temporären, aber rollstuhlgängigen Bahnhofes. Das Zugpersonal, in Überzahl, drücken gleichzeitig bei jeder Tür den Türknopf und die Schiebetüren öffnen in einer synchronen Eleganz. Es ist fast so, als ob man dem langjährigen Pendler nicht zutraut eine S-Bahn zu besteigen. Der Zug fährt los, man spürt die Spannung, jeder packt seine extra gekaufte Spiegelreflexkamera aus und richtet sie aus dem Fenster. Auf jeden Fall will man den Moment festhalten, in dem man den Tunnel zum ersten Mal betritt. Und wer Glück hat, kann auch in der Tat ein unterblichtestes und verschwommenes Photo davon machen. Sobald man im Tunnel ist, geht man gewohnheitsbedingt in den Pendlermodus. Schaut aufs Smartphone und checkt die Abstimmungsprognosen, als man plötzlich realisiert, dass man gerade ein Jahrhundertprojekt durchquert, 20 min später einfach im Tessin ist, und man gar keine kurzen Hosen dabei hat.
Auf der anderen Seite darf man auf keinen Fall auf ein Souvenir verzichten. Wie sonst soll man am deutschen Arbeitskollegen, der davon nichts mitbekommen hat, am Montag erklären, dass die Schweizer Grossprojekte planmässig abschliessen können.
Das war die Gottardo-Eröffnungsfeier. Eine Feier, bei der die Schweizer ungewöhnlich patriotisch waren und so mancher Expat überrascht war, wie offen und gesprächig Schweizer doch sein können. Das Wochenende, an dem die Männer in ihre Kindheit zurückversetzt wurden, in der sie mal Lokführer werden wollten. Schön wars, der Tunnel.
Ach ja, wir haben den längsten ..
Gottardo 2016 - Eröffnungsfeier. So stolz, da trägt man gerne mal einen hässlichen Hut.
Eine Eröffnungsfeier, die man so in der Schweiz noch nie gesehen hat. Eine Kombination zwischen St.Galler-Openair-Nostalgie und verstaubter Kaffefahrtatmosphäre. Am Morgen um 8 Uhr in Erstfeld zeigt man sich von der besten Seite. Die Militaristen stehen stramm an jeder Strassenkreuzung und beschützen die Quartierstrassen. Jede Hausfrau mit ihrem Offroader, die nur schnell im Volg Putzmittel holen will, wird aufgehalten, denn wer sich traut an ein SBB-Fest mit dem Auto anzureisen, ist sowieso schon mal ein potentieller Terrorist. Die kurzfristig rekrutierten Infomädels werden nochmals geschult, auf was sie achten müssen, wenn sie den stolzen Schweizer den Weg über die Strasse weisen. Die Postautos sind aufgereit wie die Taxireihe am Flughafen. Der Postautofahrer steht mit erhobenem Kopf und Brust raus vor seinem Postauto und begrüsst jeden persönlich. Man fühlt sich fast genötigt die Hand zu schütteln. Auf dem Festivalgelände angekommen, trifft man die anderen Besucher. Sie lassen sich in drei Gruppen einteilen:
1. Der Sohn, der gerade eine Gelegenheit gefunden hat seine alten Eltern wieder einmal auszuführen, um ihnen zu zeigen wofür sie damals 1992 abgestimmt haben. 2. Die Familien mit Kindern, die gleich mal die Kinderwagenfreundlichkeit des Tunnels testen wollen. 3. Die Rentner, die mit Windjacke und Wanderstöcken gut ausgerüstet sind und ihre besten Wanderschuhe montiert haben. Der Tunnel liegt ja schliesslich in den Alpen.
Doch sie alle haben was gemeinsam, alle sprühen den Glanz aus von: Ich habe das ermöglicht, ich habe abgestimmt und bezahlt. Und das wird auch offen gezeigt. Wer vorbereitet ist, hat in seiner Schublade sogar noch ein Schweizer T-Shirt, ein Edelweishemd oder einen Pin der Expo 2000 gefunden. Für die anderen ist das auch kein Problem, denn irgendwo auf dem Gelände muss es eine unerschöpfliche Quelle von misfärbigen Gratishüten geben. Hauptsache es hat ein Schweizerkreuz drauf.
Und dann endlich ist es so weit. Der Zug fährt ein und wie bei der Achterbahn im Freizeitpark steht man hinter Eisengittern und wartet geduldig, dass die Leute die den Tunnel bereits gesehen haben, aussteigen. Dann werden die Tore von Bahnbeamten geöffnet und man schreitet über die Planken des temporären, aber rollstuhlgängigen Bahnhofes. Das Zugpersonal, in Überzahl, drücken gleichzeitig bei jeder Tür den Türknopf und die Schiebetüren öffnen in einer synchronen Eleganz. Es ist fast so, als ob man dem langjährigen Pendler nicht zutraut eine S-Bahn zu besteigen. Der Zug fährt los, man spürt die Spannung, jeder packt seine extra gekaufte Spiegelreflexkamera aus und richtet sie aus dem Fenster. Auf jeden Fall will man den Moment festhalten, in dem man den Tunnel zum ersten Mal betritt. Und wer Glück hat, kann auch in der Tat ein unterblichtestes und verschwommenes Photo davon machen. Sobald man im Tunnel ist, geht man gewohnheitsbedingt in den Pendlermodus. Schaut aufs Smartphone und checkt die Abstimmungsprognosen, als man plötzlich realisiert, dass man gerade ein Jahrhundertprojekt durchquert, 20 min später einfach im Tessin ist, und man gar keine kurzen Hosen dabei hat.
Auf der anderen Seite darf man auf keinen Fall auf ein Souvenir verzichten. Wie sonst soll man am deutschen Arbeitskollegen, der davon nichts mitbekommen hat, am Montag erklären, dass die Schweizer Grossprojekte planmässig abschliessen können.
Das war die Gottardo-Eröffnungsfeier. Eine Feier, bei der die Schweizer ungewöhnlich patriotisch waren und so mancher Expat überrascht war, wie offen und gesprächig Schweizer doch sein können. Das Wochenende, an dem die Männer in ihre Kindheit zurückversetzt wurden, in der sie mal Lokführer werden wollten. Schön wars, der Tunnel.
Ach ja, wir haben den längsten ..