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Erdbrüggenstraße 86

altes Fachwerkhaus erbaut 1874

 

Um 1850 lebten in der Gemeinde Braubauerschaft, die vom Hüller Mühlenbach bis zur heutigen Kurt-Schumacher-Straße reichte, etwa 500 Menschen. Diese Zahl wuchs bis 1871 auf 1.250 an. Bohrungen bewiesen, dass auch hier abbaufähige Kohle lag. 1871, im Jahr nach dem deutsch-französischen Krieg, begann die "Teufe" von Schacht 3 der Zeche Consolidation.

Für die benachbarte Zeche Pluto wurde von 1873 bis 1875 Schacht Wilhelm abgeteuft. So ist verständlich, dass Ende 1885 die Braubauerschaft fast 7.000 Menschen zählte.

 

Im Jahr 1871 erwarb der Bergmann Heinrich Niehus aus Werne an der Lippe das 1868 entstandene Haus Erdbrüggenstraße 88. Er war damals 33 Jahre alt und seit vier Jahren auf Schacht Wilhelm beschäftigt. Heinrich holte seinen Bruder Johann nach, der 1874 auf dem großen Grundstück in Fachwerk sein Wohnhaus baute. Die Brüder stammten aus einer Kötter-Familie und sahen im Bergbau eine Chance für bessere Lebensverhältnisse.

 

Die Häuser Erdbrüggenstraße 86 und 88 ähneln frühen Arbeiterhäusern wie der zeitgleichen Oberhausener Siedlung Eisenheim. Charakteristisch ist das ausgebaute Dachgeschoss ("Kniestock" genannt). Dort waren zeitweilig "Kostgänger" untergebracht. Nr. 86 besitzt noch die originale Haustür; dieses schöne Handwerksstück zeigt das Weiterleben klassizistischer Formen.

 

Etwa gleichzeitig entstanden die Fachwerkhäuser Erdbrüggenstraße 38 und 62. Sie sind ebenfalls Dokumente für das Leben im Haverkamp beim Übergang in die lndustriezeit.

 

Die Erdbrüggenstraße hieß vor 1937 Marienstraße, woran die Stichstraße Marienhof erinnert. Nach Süden ging der damalige Feldweg an der Hüller Mühle vorbei und erreichte über die heutige Ostpreußenstraße Wattenscheid, zu dessen Amtsbezirk die Gemeinde Braubauerschaft bis 1868 gehörte. Auch kirchlich gab es jahrhundertlang Beziehungen nach Wattenscheid.

 

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Uploaded on August 25, 2016
Taken on August 24, 2016