The Old Car

The old Car.

 

HKD

 

Mord aus Leidenschaft

 

„Der Kommissar aus der Kreisstadt fuhr mit seinem schwarzen Mercedes die Dorfstraße hinaus.“ Der graubärtige Rentner erzählte seiner im Zug mitreisenden Bekannten eine aufregende Geschichte aus seiner Kindheit.

„Ich weiß noch“, fuhr er fort „Wie meine Mutter lachte, weil ich ihm hinterher winkte. Als er aber seinen Arm durch das offene Seitenfenster streckte und zurück winkte, hörte sie auf und wunderte sich. Aber nur mir hatte er ganz vertraulich erzählt, dass er einen Sohn in meinem Alter habe und dass ich ihm von der Größe her sehr ähnlich sei. Vielleicht war er darum zu mir so freundlich. Es kann aber auch sein, dass es reine Berechnung war, damit ich ihm vertrauensvoll alles erzähle, was ich beobachtet hatte. Jahre später hörte ich, der Kommissar solle drei Töchter haben.“

Der Rentner lachte.

„Es ist unglaublich“, sagte er, „wie heuchlerisch Menschen sind. Mich mit eingeschlossen. Um mich interessant zu machen, habe ich meine Beobachtungen ausgeschmückt und damit man mich nicht mit dem Diebstahl von Erdbeeren in Verbindung bringen konnte, hatte ich einen anderen Baum angegeben von dem aus ich die beiden Männer und die Frau beobachtet hatte. Allerdings war dem Kriminal-Beamten aufgefallen, dass man von dieser Perspektive aus einige Aspekte des Tathergangs nicht hätte sehen können. Eine Gartenmauer und ein paar Büsche schränkten den Blick tatsächlich ein. Ich selbst hatte bis zum dritten Verhör keine Ahnung, warum der Kommissar mir gegenüber so skeptisch war. Er hat mich immer gefragt, ob ich allein oder mit einem Freund zusammen gewesen sei, der sich nicht traue, etwas zu dem Mord zu sagen.“

„Wie hat sich das geklärt?“ fragte die Bekannte.

„Der Kommissar und sein Helfer fuhren mit mir an den Baum und nun sollte ich zeigen, wie ich hätte sehen können, dass der getötete Ehemann nach hinten gefallen sei. Der Baum hatte einen dicken Ast, und wenn man auf den hinaufkletterte, konnte man tatsächlich die Tatstelle genau einsehen. Der Kommissar gab sich mit meiner Erklärung zufrieden, dass ich vergessen hätte zu sagen, dass ich vom Ast aus alles gesehen hätte. Nur meine Mutter hat mir nicht geglaubt. Sie wusste, dass ich nicht gerne kletterte, weil ich schon einmal herunter gefallen war. Aber auch ohne meine Aussage wäre das Liebespaar des Mordes überführt worden. Die Polizei hatte Briefe der Frau bei dem Täter gefunden, in der sie die Bereitschaft erklärte, ihren Mann unter allen Umständen zu verlassen. Dann kam es zu dem Streit und dem angeblichen Unfall. Doch das Opfer war nicht gestolpert und mit dem Hinterkopf auf einen Stein geschlagen. Er hatte einen Schlag auf den Hinterkopf bekommen. Der Gerichtsmediziner konnte die Art des Schlages genau feststellen. Ich habe nur bestätigt, was die Polizei ohnehin herausgefunden hatte.“

Die Mitreisende stellte noch einige Fragen und so erfuhr ich, dass sich die Frau im Gefängnis erhängt habe und der Mörder durch einen Unfall gestorben sei.

„Beide Täter haben sich selbst gerichtet“, sagte der Mann und fuhr mit einer Hand durch seinen Bart. „Mich haben die Ereignisse in meiner Kindheit sehr geprägt. Ich hatte immer Angst, mich auf eine leidenschaftliche Beziehung einzulassen, denn in der Zeitung stand damals: Mord aus Leidenschaft!“

 

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