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Siemens-Bahn

for english readers there is a good article in the Wikipedia: en.wikipedia.org/wiki/History_of_the_Berlin_S-Bahn

 

Die Geschichte der Berliner S-Bahn nach dem zweiten Weltkrieg ist äußerst ungewöhnlich:

 

Die Sowjets hatten nach Einnahme der Stadt den Befehl gegeben, das die „Deutsche Reichsbahn“ den betrieb der S-Bahn übernimmt. Als die Westalliierten in Berlin eintrafen und die Sektoren geschaffen wurden, wurde diese Entscheidung nicht angezweifelt oder verändert.

 

Erstaunlich für mich auch immer wieder, dass die „Deutsche Reichsbahn“ im Osten nicht generell umbenannt wurde. Schließlich gab es kein „Reich“ mehr. Offensichtlich hätte eine Umbenennung dazu geführt, dass die Betriebsrechte für West-Berlin erlöschen wären.

 

So kam es, dass die S-Bahn in West-Berlin quasi ein Ost-Unternehmen war. Es kam später zur Umbenennung dieses Teils der ostdeutschen Reichsbahn in „Deutsche Bundesbahn für die Westzonen“.

 

Durch die Währungsreform im Westen und der späteren Einführung der DDR-Mark ergaben sich dann erhebliche Schwierigkeiten für den Betrieb der West-S-Bahn.

 

Die S-Bahn war für die DDR ein wichtiger Devisenbringer. Allerdings wurden die West Beschäftigten des Ost-Unternehmens in Ost-Mark bezahlt. Doch diese mussten ihre Mieten und Lebenshaltungskosten ja in West-Mark bezahlen.

 

Dies führte 1949 zu einem Streik der West-Mitarbeiter gegen das Ost-Unternehmen. Hierbei wurden die Interessen der Arbeiter durch die West-Gewerkschaft (UGO, später DGB) vertreten. Die Reichsbahn erkannte aber nur den FDGB als gewerkschaftliche Vertretung an.

 

Der Streik wurde schließlich von den vier Stadtkommandanten der Alliierten beendet. Es kam zu Entlassungen und Maßregelungen der West-Arbeiter. Der Reichsbahn wurden mit selbigen Beschluss ein großer Teil der Infrastruktur der Bahnanlagen entzogen. Dies führte dazu, dass die Reichsbahn deutlich weniger Devisen einnahm.

 

Die Entlohnung der West-Berliner S-Bahner erfolgte ab sofort zu 60 % in Westmark und zu 40 % in Ostmark. Das Ostgeld wurde von einer eigens eingerichteten Senatsdienststelle 1:1 umgetauscht.

 

Mit dem Mauerbau einher ging auch der weitere Niedergang der S-Bahn in Berlin – sowohl im Osten wie im Westen. Die alten Strecken waren vielfach unterbrochen, es kam zu ersten „Geisterbahnhöfen“ aufgrund der Teilung der Stadt.

 

Der Bürgermeister West-Berlins – Willy Brandt und der DGB riefen zum Boykott der S-Bahn in West Berlin auf.

 

In der weiteren Folge setzte West-Berlin auf den Bau der U-Bahn und den Einsatz von Bussen, so dass viele S-Bahn Linien mehr und mehr entbehrlich wurden.

 

Schließlich machte die „Deutsche Reichsbahn“ mit ihrer „West-S-Bahn“ erhebliche Verluste und dünnte die Fahrpläne massiv aus, es kam wieder zu Entlassungen. 1980 führte dies zu einem weiteren Streik der West-Arbeiter.

 

Die Reichsbahn räumte die von den Streikenden besetzten Stellwerke – auch unter Einsatz sowjetischer Soldaten. Damit brach der Streik zusammen.

 

Doch seit diesem Streik wurden 72 Kilometer des West-S-Bahnnetzes nicht mehr genutzt. Dazu gehörte auch die frühere „Siemens-Bahn“. Sie liegt bis heute brach – schon 35 Jahre lang…

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Uploaded on November 12, 2015