„Den Toten zur Ehre – Den Lebenden zur Mahnung“

by maritimesviertel

Eine andächtige alles durchdringende Ruhe liegt auf dem Ort. Nur hier und da hört
man einen Vogel zwitschern. Die Sonne strahlt über der ganzen Szenerie. Doch die
Harmonie trügt, denkt man die Menschen die hier begraben liegen und die Gewalt
die sie miterleben mussten.
Doch die Ruhe wird durchbrochen. Es sind 25 Soldaten der Bordeinsatzkompanie
des Seebataillons die sich für den heutigen Tag einiges auf die Fahne geschrieben
haben. Im Rahmen der politischen Bildung wollen sie sich heute um die Erhaltung
und die Pflege der 112 Gräber der Soldaten des Schlachtschiffes „Gneisenau“
kümmern, welche in der Nacht des 26.02 auf den 27.02.1942 bei einem Luftangriff
der Alliierten umkamen. Die vielen Geschichten mit denen jeder einzelne Stein und
jedes einzelne Grab verbunden sind dienen nicht nur der Erinnerung an eine der
dunkelsten Punkte der deutschen Geschichte, sie sind auch gleichzeitig eine
Mahnung an all jene die sich in der heutigen Zeit mit dieser Geschichte identifizieren
müssen, dass solche Grauen nicht mehr den Weg in unsere Gesellschaft finden.
Die Soldaten sind sich ihrer Verantwortung bewusst und beginnen motiviert und
respektvoll jeden der 112 Steine aus der Erde zu heben und zu säubern. Unterstützt
werden sie dabei von einer Gruppe Kinder des ortsansässigen Kindergartens.
Kapitänleutnant Feder, der leitende Offizier dieser politischen Bildung, dazu: „Es ist
schön zu sehen, dass bereits kleine Kinder vorsichtig an den respektvollen Umgang
mit unserer Geschichte herangeführt werden.“
Anschließend wird jeder Stein wieder zurückgesetzt. Lediglich die Ausrichtung wird
korrigiert und angeglichen, damit die Steine wieder ordentlich in einer Reihe liegen.
Der Kieler Nordfriedhof, der größte Friedhof der Stadt Kiel, mit über 3000
Soldatengräbern erzählt mit seinen Gedenk- und Mahnmalen viele verschiedene
Geschichten von Soldaten unterschiedlichster Nationen, einst Kriegsgegner heute in
ewiger Ruhe friedlich vereint.
Der Friedhof welcher 1878 auf einem ehemaligen Schießstand aufgebaut wurde,
vereint gefallene Soldaten aller Nationen des zweiten Weltkrieges. Nicht nur
deutsche und sowjetische Soldaten liegen hier zur letzten Ruhe. Durch eine
Angliederung des „Kiel War Cemetry“ im Jahre 1952 haben hier auch Soldaten der
Royal Airforce ihre letzte Ruhestätte gefunden. Doch auch britische Seeleute sind
hier bestattet.
Der Erhalt des Friedhofs ist nicht nur eine Notwendigkeit sondern auch eine
Ehrerweisung an gefallende Kameraden aller Streitkräfte und Nationen umso auch in
der Gegenwart die internationale Verbundenheit zu stärken.
Aus den Reihen der Soldaten war zu vernehmen, dass sie sich auf jeden Fall auch
im nächsten Jahr wieder dieser verantwortungsvollen Aufgabe annehmen wollen.

Kiel, Nordfriedhof, 09.04.15

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