das Zünglein zu meinem Sarg
Seit ich wieder ein paar Haare auf dem Kopf habe und dem Sommer angemessene kleine Nichtse trage muss ich mich den Belästigungen zumeist älterer weißer Herren aussetzen und zwar nahezu täglich.
Es wird gepfiffen und gehupt und neulich, besonders widerlich, „gezüngelt“.
Ich war so voller Wut, dass ich kurz in Erwägung zog hinzugehen und dem Typen in die Fresse zu treten.
Das bleibt jetzt mal so stehen!
Denn ich habe in der vergangenen Zeit viel an meiner Wut gearbeitet, habe verstanden, dass sie das ist, was ICH fühle und nicht der andere, und dass ich mir – meistens – damit selbst schade.
Seit Şeyda Kurts großartigem Buch „Hass“ habe ich aber verstanden, dass Nicht Hassen, nicht wüten, nicht zornig sein dürfen Teil eines Systems ist, in dem die Mächtigen ihre Macht bewahren.
„ Die gegebene herrschende Ordnung verlangt keine leidenschaftliche Auflehnung, sie droht ihr mit Bestrafung“ … „Es geht nicht darum aufzubegehren. Und auch deshalb sind der Zorn und der Hass keine Tugenden, sondern gefährliche Affekte. Sie stören die Ordnung.“ kritisiert Kurt in ihrem oben erwähnten Buch.
Und ich möchte diese Ordnung nicht mehr hinnehmen.
Träume von dem Tag, an dem auf dem voll besetzten Platz, an dem der Züngler mich beekelte, alle Zeug*innen aufschreien und dem Typen die Zunge im Mund verknoten.
An dem in der voll besetzen U-Bahn eine Aufschrei stattfindet, wenn eine Person belästigt wird.
Ich erinnere mich an dasselbe Phänomen in meiner Jugendzeit, als mir irgendwelche Typen hinterher pfiffen und mein erstes Gefühl war: Stolz. Ich werde anerkannt, wertgeschätzt – dachte ich. Die junge und mittelalte Erwachsene schlug sich dann mit der Ambivalenz herum: zum einen verstand ich, was Sexismus bedeutet und auch, dass es nicht erstrebenswert sein kann, einem gesellschaftlich akzeptierten normierten Frauenbild zu entsprechen.
Gleichzeitig fühlte ich mich immer noch geschmeichelt, weil das so tief saß: das erlernte einem bestimmtem Bild entsprechen zu müssen.
Und dafür, dass ich mich geschmeichelt fühlte, habe ich mich geschämt.
Später schor ich mir den Kopf und trug wilde Sachen und entkam so - wie ich dachte – zumindest zum Teil dem Problem.
Aber das Problem war in mir, in meinem Kopf, und es ist wahnsinnig schwer, sich dem zu entziehen.
Heute bin ich zumindest an dem Punkt, mich nicht mehr geschmeichelt zu fühlen, sondern nur noch angeekelt zu sein.
Und heute habe ich keine Lust mehr, an mir zu arbeiten.
Ich wünsche mir einen Zusammenschluss, mit dem wir uns Sexismus, Ableismus, Rassismus, Ageism, Transfeindlichkeit, Klassismus, Antisemitismus und andere Unterdrückungsmechanismen entgegen stellen.
Das ist harte Arbeit, weil es erste einmal darum gehen muss, all das in mir selbst aufzuspüren.
Ich bin gespannt, wie ich reagieren kann, wenn mir die nächste alltagssexistische Handlung entgegen schwallt.
please use a common translator. thank you.
please do not use my picture without permission
das Zünglein zu meinem Sarg
Seit ich wieder ein paar Haare auf dem Kopf habe und dem Sommer angemessene kleine Nichtse trage muss ich mich den Belästigungen zumeist älterer weißer Herren aussetzen und zwar nahezu täglich.
Es wird gepfiffen und gehupt und neulich, besonders widerlich, „gezüngelt“.
Ich war so voller Wut, dass ich kurz in Erwägung zog hinzugehen und dem Typen in die Fresse zu treten.
Das bleibt jetzt mal so stehen!
Denn ich habe in der vergangenen Zeit viel an meiner Wut gearbeitet, habe verstanden, dass sie das ist, was ICH fühle und nicht der andere, und dass ich mir – meistens – damit selbst schade.
Seit Şeyda Kurts großartigem Buch „Hass“ habe ich aber verstanden, dass Nicht Hassen, nicht wüten, nicht zornig sein dürfen Teil eines Systems ist, in dem die Mächtigen ihre Macht bewahren.
„ Die gegebene herrschende Ordnung verlangt keine leidenschaftliche Auflehnung, sie droht ihr mit Bestrafung“ … „Es geht nicht darum aufzubegehren. Und auch deshalb sind der Zorn und der Hass keine Tugenden, sondern gefährliche Affekte. Sie stören die Ordnung.“ kritisiert Kurt in ihrem oben erwähnten Buch.
Und ich möchte diese Ordnung nicht mehr hinnehmen.
Träume von dem Tag, an dem auf dem voll besetzten Platz, an dem der Züngler mich beekelte, alle Zeug*innen aufschreien und dem Typen die Zunge im Mund verknoten.
An dem in der voll besetzen U-Bahn eine Aufschrei stattfindet, wenn eine Person belästigt wird.
Ich erinnere mich an dasselbe Phänomen in meiner Jugendzeit, als mir irgendwelche Typen hinterher pfiffen und mein erstes Gefühl war: Stolz. Ich werde anerkannt, wertgeschätzt – dachte ich. Die junge und mittelalte Erwachsene schlug sich dann mit der Ambivalenz herum: zum einen verstand ich, was Sexismus bedeutet und auch, dass es nicht erstrebenswert sein kann, einem gesellschaftlich akzeptierten normierten Frauenbild zu entsprechen.
Gleichzeitig fühlte ich mich immer noch geschmeichelt, weil das so tief saß: das erlernte einem bestimmtem Bild entsprechen zu müssen.
Und dafür, dass ich mich geschmeichelt fühlte, habe ich mich geschämt.
Später schor ich mir den Kopf und trug wilde Sachen und entkam so - wie ich dachte – zumindest zum Teil dem Problem.
Aber das Problem war in mir, in meinem Kopf, und es ist wahnsinnig schwer, sich dem zu entziehen.
Heute bin ich zumindest an dem Punkt, mich nicht mehr geschmeichelt zu fühlen, sondern nur noch angeekelt zu sein.
Und heute habe ich keine Lust mehr, an mir zu arbeiten.
Ich wünsche mir einen Zusammenschluss, mit dem wir uns Sexismus, Ableismus, Rassismus, Ageism, Transfeindlichkeit, Klassismus, Antisemitismus und andere Unterdrückungsmechanismen entgegen stellen.
Das ist harte Arbeit, weil es erste einmal darum gehen muss, all das in mir selbst aufzuspüren.
Ich bin gespannt, wie ich reagieren kann, wenn mir die nächste alltagssexistische Handlung entgegen schwallt.
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