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Hier ist nichts denn finstre Nacht
Photo: Kreuze in der Klosterruine von Clonmacnoise, Irland, 1995
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Hier ist nichts denn finstre Nacht
1.) Hier ist nichts denn finstre Nacht,
Blinde Schatten, schwarze Höhlen,
Da die eingesperrten Seelen
Kaum nicht werden umgebracht.
O, die dreimal armen Seelen,
Die sich also müssen quälen!
2.) Wer ist jener, den du siehst?
Ist's nicht der, der nächtlich sorgend,
Täglich trauernd, allzeit borgend,
Arm bei großem Reichtum ist?
Mich erbarmt der armen Seelen,
Die sich so in ihm muss quälen.
3.) Dieser sucht sein höchstes Gut
In der Kost und braunen Trauben,
Kreucht mitt' Rock' und mit der Schauben, (a)
Tut, was Blut nimmt und den Mut.
Es ist leichte zu gedenken,
Wie die Seele dies muss kränken.
4.) Der, der hier so hoch tritt her,
Der ist's, den die Ehrendünste
Und die leichten Hofegünste
Machen auf den Schein so schwer.
Sollt' es stehn bei seiner Seelen,
Sie würd' ihr ein Bessers wählen. (b)
5.) Eitel ist's und ohne Frucht,
Was ihr Eiteln ohne Früchte
Von früh' an bis unter Lichte
In den falschen Büchern sucht,
Nur dass ihr im Reden-Kriegen
Hinterlistig ob mögt siegen.
6.) Mein Gott! Was verträgt man nicht,
Freuet, schwitzet, fastet, wachet,
Leidet, dass ein andrer lachet,
Dem es an Vernunft gebricht,
Bis man etwas angewohnet,
Das doch endlich wenig lohnet.
7.) Soll mir denn ein blasses Blatt
So verzaübern Farb' und Sinnen,
Soll ich Schönheit heißen können,
Was viel Runzeln macht und hat,
Und mir durch die Pest der Schriften
Lassen Seel' und Mark vergiften?
8.) O, ihr Weisen auf den Schein,
Wer bezahlt euch Leib und Leben,
Das ihr blicklich hin müsst geben,
Wenn ihr so wollt weise sein?
Euer Lob werd ich nicht singen, (c)
Niemand kann euch Rettung bringen. (c)
9.) Weisheit ist nicht, wie ihr denkt,
Eine Kunst, die so zu lernen:
Weisheit kommt her aus den Sternen.
Sie ist's, die der Himmel schenkt
Und in solche Seelen senket,
Die sich vor (d) zu ihm gelenket.
10.) Vater, der du aller bist,
Doch um so viel mehr der Deinen,
Lass mir dein Licht selbsten scheinen,
Scheide Wahrheit von der List!
So wird aller Weisen Wissen
Meiner Einfalt weichen müssen.
(a) Schauben: Strohbund
(b) zwei Strophen ausgelassen
(c) ergänzt, zwei Zeilen fehlen im Originaltext
(d) zuvor
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Der Text wurde von mir behutsam, soweit
es die Strophenform und der Endreim zu-
ließen, in heutiges Hochdeutsch übertragen
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Paul Fleming (* 5. Oktober 1609 in Hartenstein, Sachsen; † 2. April 1640 in Hamburg) war ein deutscher Arzt und Schriftsteller. Paul Fleming gilt als einer der bedeutendsten Lyriker des deutschen Barock.
Fleming war der Sohn des Stadtpastors Abraham Fleming von Hartenstein. Von seinem Vater erhielt er den ersten Unterricht. Anschließend besuchte er zunächst die Schule in Mittweida, doch schon im Alter von 14 Jahren wurde er 1623 von Johann Hermann Schein in die Leipziger Thomasschule aufgenommen. 1628 immatrikulierte er sich an der Medizinischen Fakultät der Universität Leipzig und schloss das Studium 1633 mit dem Magistergrad ab. 1629 schloss er mit seinem Studienkameraden Georg Gloger (1603-1631) Bekanntschaft, mit dem er bis zu dessen Tod freundschaftlich verbunden blieb. Gloger wies Fleming auf das Buch von der Deutschen Poeterey von Martin Opitz hin. Opitz wurde zum Leitstern für Fleming.
Auf Einladung von Adam Olearius ging Fleming 1633 nach Holstein, wo Herzog Friedrich von Holstein-Gottorf ihn engagierte, als Hofjunker und Arzt seine Gesandtschaft nach Russland zu begleiten. Anfang August 1634 erreichte die Reisegruppe die russische Hauptstadt Moskau. Ein Teil der Gesandtschaft kehrte im April 1635 nach Gottorp zurück, während Fleming mit dem Rest in Reval verweilte.
Im Oktober des gleichen Jahres reiste Fleming mit der Gesandtschaft des Herzogs von Gottorf nach Persien. Im August 1637 erreichten sie Isfahan und blieben dort bis 1639. Schon auf der Rückreise aus Russland 1635 lernte er in Reval (heute Tallinn) die drei Töchter der Kaufmannsfamilie Niehusen kennen. In seinem Gedicht an Elsabe Niehusen 'Ein getreues Hertze wissen' betonte er den Wert der Treue für die menschliche Selbstbehauptung. 1639 verlobte sich Fleming mit Anna Niehusen, der jüngeren Schwester Elsabes, nachdem Elsabe im Juni 1637 einen anderen geheiratet hatte.
In Verfolgung seiner beruflichen Karriere erwarb Fleming 1640 an der Universität Leiden die medizinische Doktorwürde und beabsichtigte, nach Reval zu gehen, um sich dort als Arzt niederzulassen. Doch unterwegs starb Paul Fleming im Alter von 30 Jahren in Hamburg an einer Lungenentzündung. Er wurde in der Hauptkirche St. Katharinen bestattet, wo sich sein Grabstein bis heute erhalten hat.
David Pohle (1624-1695) vertonte 12 Arien auf Texte aus Flemings 5. Odenbuch.
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¸¸,ø¤º°`°º¤ø,¸¸,ø¤º°`°º°´°º¤ø,¸¸,ø¤º°`°º¤ø,¸
Flemings Lieder/ Hymns
¸¸,ø¤º°`°º¤ø,¸¸,ø¤º°`°º°´°º¤ø,¸¸,ø¤º°`°º¤ø,¸
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Bittgesänge, Gotteslob und -dank
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Billig ists, dass wir uns freuen
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Christliches Leben, Nächstenliebe
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Christuslied
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Gottvertrauen, Kreuz und Trost
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Himmelfahrt
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Reiselied
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Sünde, Buße und Umkehr
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Tod und Ewigkeit
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Ich lebe doch nicht ich, derselbe
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Weihnachten
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Derzeit noch nicht erfasst / Currently not scanned
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Herr, sprich es auch zu mir, dein kräftigs
Hier ist Nichts denn finstre Nacht
Himmelauf und zu den Engeln
In allen meinen Taten lass ich den Höchsten raten, der alles kann und hat 1
Ists denn wieder schon verloren
Lass dich nur nichts dauern
Sterben und geboren werden
Tugend ist mein Leben
Hier ist nichts denn finstre Nacht
Photo: Kreuze in der Klosterruine von Clonmacnoise, Irland, 1995
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Hier ist nichts denn finstre Nacht
1.) Hier ist nichts denn finstre Nacht,
Blinde Schatten, schwarze Höhlen,
Da die eingesperrten Seelen
Kaum nicht werden umgebracht.
O, die dreimal armen Seelen,
Die sich also müssen quälen!
2.) Wer ist jener, den du siehst?
Ist's nicht der, der nächtlich sorgend,
Täglich trauernd, allzeit borgend,
Arm bei großem Reichtum ist?
Mich erbarmt der armen Seelen,
Die sich so in ihm muss quälen.
3.) Dieser sucht sein höchstes Gut
In der Kost und braunen Trauben,
Kreucht mitt' Rock' und mit der Schauben, (a)
Tut, was Blut nimmt und den Mut.
Es ist leichte zu gedenken,
Wie die Seele dies muss kränken.
4.) Der, der hier so hoch tritt her,
Der ist's, den die Ehrendünste
Und die leichten Hofegünste
Machen auf den Schein so schwer.
Sollt' es stehn bei seiner Seelen,
Sie würd' ihr ein Bessers wählen. (b)
5.) Eitel ist's und ohne Frucht,
Was ihr Eiteln ohne Früchte
Von früh' an bis unter Lichte
In den falschen Büchern sucht,
Nur dass ihr im Reden-Kriegen
Hinterlistig ob mögt siegen.
6.) Mein Gott! Was verträgt man nicht,
Freuet, schwitzet, fastet, wachet,
Leidet, dass ein andrer lachet,
Dem es an Vernunft gebricht,
Bis man etwas angewohnet,
Das doch endlich wenig lohnet.
7.) Soll mir denn ein blasses Blatt
So verzaübern Farb' und Sinnen,
Soll ich Schönheit heißen können,
Was viel Runzeln macht und hat,
Und mir durch die Pest der Schriften
Lassen Seel' und Mark vergiften?
8.) O, ihr Weisen auf den Schein,
Wer bezahlt euch Leib und Leben,
Das ihr blicklich hin müsst geben,
Wenn ihr so wollt weise sein?
Euer Lob werd ich nicht singen, (c)
Niemand kann euch Rettung bringen. (c)
9.) Weisheit ist nicht, wie ihr denkt,
Eine Kunst, die so zu lernen:
Weisheit kommt her aus den Sternen.
Sie ist's, die der Himmel schenkt
Und in solche Seelen senket,
Die sich vor (d) zu ihm gelenket.
10.) Vater, der du aller bist,
Doch um so viel mehr der Deinen,
Lass mir dein Licht selbsten scheinen,
Scheide Wahrheit von der List!
So wird aller Weisen Wissen
Meiner Einfalt weichen müssen.
(a) Schauben: Strohbund
(b) zwei Strophen ausgelassen
(c) ergänzt, zwei Zeilen fehlen im Originaltext
(d) zuvor
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Der Text wurde von mir behutsam, soweit
es die Strophenform und der Endreim zu-
ließen, in heutiges Hochdeutsch übertragen
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Paul Fleming (* 5. Oktober 1609 in Hartenstein, Sachsen; † 2. April 1640 in Hamburg) war ein deutscher Arzt und Schriftsteller. Paul Fleming gilt als einer der bedeutendsten Lyriker des deutschen Barock.
Fleming war der Sohn des Stadtpastors Abraham Fleming von Hartenstein. Von seinem Vater erhielt er den ersten Unterricht. Anschließend besuchte er zunächst die Schule in Mittweida, doch schon im Alter von 14 Jahren wurde er 1623 von Johann Hermann Schein in die Leipziger Thomasschule aufgenommen. 1628 immatrikulierte er sich an der Medizinischen Fakultät der Universität Leipzig und schloss das Studium 1633 mit dem Magistergrad ab. 1629 schloss er mit seinem Studienkameraden Georg Gloger (1603-1631) Bekanntschaft, mit dem er bis zu dessen Tod freundschaftlich verbunden blieb. Gloger wies Fleming auf das Buch von der Deutschen Poeterey von Martin Opitz hin. Opitz wurde zum Leitstern für Fleming.
Auf Einladung von Adam Olearius ging Fleming 1633 nach Holstein, wo Herzog Friedrich von Holstein-Gottorf ihn engagierte, als Hofjunker und Arzt seine Gesandtschaft nach Russland zu begleiten. Anfang August 1634 erreichte die Reisegruppe die russische Hauptstadt Moskau. Ein Teil der Gesandtschaft kehrte im April 1635 nach Gottorp zurück, während Fleming mit dem Rest in Reval verweilte.
Im Oktober des gleichen Jahres reiste Fleming mit der Gesandtschaft des Herzogs von Gottorf nach Persien. Im August 1637 erreichten sie Isfahan und blieben dort bis 1639. Schon auf der Rückreise aus Russland 1635 lernte er in Reval (heute Tallinn) die drei Töchter der Kaufmannsfamilie Niehusen kennen. In seinem Gedicht an Elsabe Niehusen 'Ein getreues Hertze wissen' betonte er den Wert der Treue für die menschliche Selbstbehauptung. 1639 verlobte sich Fleming mit Anna Niehusen, der jüngeren Schwester Elsabes, nachdem Elsabe im Juni 1637 einen anderen geheiratet hatte.
In Verfolgung seiner beruflichen Karriere erwarb Fleming 1640 an der Universität Leiden die medizinische Doktorwürde und beabsichtigte, nach Reval zu gehen, um sich dort als Arzt niederzulassen. Doch unterwegs starb Paul Fleming im Alter von 30 Jahren in Hamburg an einer Lungenentzündung. Er wurde in der Hauptkirche St. Katharinen bestattet, wo sich sein Grabstein bis heute erhalten hat.
David Pohle (1624-1695) vertonte 12 Arien auf Texte aus Flemings 5. Odenbuch.
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Flemings Lieder/ Hymns
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Bittgesänge, Gotteslob und -dank
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Billig ists, dass wir uns freuen
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Christliches Leben, Nächstenliebe
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Christuslied
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Gottvertrauen, Kreuz und Trost
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Himmelfahrt
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Reiselied
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Sünde, Buße und Umkehr
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Tod und Ewigkeit
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Ich lebe doch nicht ich, derselbe
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Weihnachten
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Derzeit noch nicht erfasst / Currently not scanned
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Herr, sprich es auch zu mir, dein kräftigs
Hier ist Nichts denn finstre Nacht
Himmelauf und zu den Engeln
In allen meinen Taten lass ich den Höchsten raten, der alles kann und hat 1
Ists denn wieder schon verloren
Lass dich nur nichts dauern
Sterben und geboren werden
Tugend ist mein Leben