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Ach, Gott, wie viel Mühseligkeit

Photo: Kastanienbaum im Spätherbst (Europaviertel, Wiesbaden)

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Ach, Gott, wie viel Mühseligkeit

 

1.) Ach, Gott, wie viel Mühseligkeit

Hab ich in meiner Wallfahrtszeit?

Der schmale Weg ist arbeitsvoll,

Den ich zum Himmel wandeln soll.

Wie schwerlich lässet Fleisch und Vlut

Sich bringen zu dem höchsten Gut!

 

2.) Wo soll ich mich dann wenden hin?

Zu dir, Herr Jesu, steht mein Sinn.

Bei dir mein Herz Trost, Hilf' und Rat

Allzeit gewiss gefunden hat.

Niemand jemals verlassen ist,

Der sich verlass'n auf Jesum Christ.

 

3.) Du bist der große Wundermann,

Das zeigt dein Amt und dein' Person.

Welch Wunderding hat man erfahrn,

Dass du, mein Gott, bist Mensch geborn!

Und führest uns durch deinen Tod

Ganz wunderlich aus aller Not.

 

4.) Jesu, mein Herr und Gott allein!

Wie süß ist mir der Name dein!

Es kann kein Trauern sein so schwer,

Dein süßer Nam' erfreut viel mehr:

Kein Elend mag so bitter sein,

Dein süßer Trost, der lindert's fein.

 

5.) Ob mir gleich Leib und Seel' verschmacht't,

So weißt du, Herr, dass ich's nicht acht'.

Wenn ich dich hab, so hab ich wohl,

Was mich ewig erfreuen soll.

Dein bin ich ja mit Leib und Seel',

Was kann mir tun Sünd', Tod und Höll'.

 

6.) Kein bess're Treu auf Erden ist,

Denn nur bei dir, Herr Jesu Christ!

Ich weiß, dass du mich nicht verlässt,

Dein Wahrheit bleibt mir ewig fest.

Du bist mein rechter treuer Hirt',

Der ewig mich behüten wird.

 

7.) Jesu, mein Freud', mein Ehr' und Ruhm,

Mein's Herzens Schatz und mein Reichtum,

Ich kann's doch ja nicht zeigen an,

Wie hoch dein Nam' erfreuen kann.

Wer Glaub' und Lieb' im Herzen hat,

Der wird's erfahren in der Tat.

 

8.) Drum hab ich's oft und viel geredt,

Wenn ich an dir nicht Freude hätt',

So wollt' ich den Tod wünschen her,

Ja, dass ich nie geboren wär.

Denn wer dich nicht im Herzen hat,

Der ist gewiss lebendig tot.

 

9.) Jesu, du edler Bräut'gam wert,

Mein einz'ger Trost auf dieser Erd',

An dir allein ich mich ergötz,

Weit über alle gold'nen Schätz'.

So oft ich nur gedenk an dich,

All' mein Gemüt erfreuet sich.

 

10.) Wenn ich mein Hoffnung stell zu dir,

So fühl ich Fried' und Trost in mir.

Wenn ich in Nöten bet' und sing',

So wird mein Herz recht guter Ding.

Dein Geist bezeugt, dass solches frei

Des ew'gen Lebens Vorschmack sei.

 

11.) Drum will ich, weil ich lebe noch,

Das Kreuz dir fröhlich tragen nach.

Mein Gott, mach mich dazu bereit,

Es dient zum Besten alle Zeit.

Hilf mir mein Sach' recht greifen an,

Dass ich mein'n Lauf vollenden kann.

 

12.) Hilf mir auch zwingen Fleisch und Blut,

Vor Sünd' und Schanden mich behüt.

Erhalt mein Herz im Glauben rein,

So leb und sterb ich dir allein.

Jesu, mein Trost, hör mein Begier:

O mein Heiland, wär ich bei dir.

 

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Autor: Martin Moller

Melodie: eigene Melogie

oder: Vater unser im Himmelreich

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Das vollständige große (evangelische) Cellische Gesangbuch

Druck: Sternische Druckerei

Lüneburg, 1716

Liednummer 255

Thema: Offenbarung

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Martin Moller (* 10. November 1547 in Ließnitz, heute Kropstädt bei Wittenberg; † 2. März 1606 in Görlitz) war ein deutscher Mystiker und evangelischer Kirchenlieddichter. Er gilt als Mitbegründer der evangelischen Erbauungsliteratur.

Nach dem Besuch der Stadtschule in Wittenberg ab 1560 kam Moller 1566 auf das neu gegründete Gymnasium in Görlitz, wo er eine umfassende humanistische und theologische Bildung nach den Prinzipien Philipp Melanchthons erhielt.

1568 wurde er Kantor und Prediger im schlesischen Löwenberg. 1572 erhielt er ein Pastorat im benachbarten Kresselsdorf. Mit dieser ersten Berufung wurde er, wie damals gebräuchlich, automatisch in Wittenberg ordiniert. Moller erhielt 1575 das Pastorat in Sprottau und nahm schließlich 1600 eine Berufung als Hauptpastor an der Peter- und Paulskirche in Görlitz an, wo er in theologische Auseinandersetzung gezogen wurde.

Moller erblindete schon wenige Jahre nach seinem Amtsantritt in Görlitz und verstarb im Alter von 59 Jahren.

Mollers wichtigste Leistung war die Mitbegründung einer evangelisch-lutherischen Erbauungsliteratur. Es lag ihm vor allem daran, die reformatorischen Lehraussagen wie die der Rechtfertigung aus Glauben in Gebet und Meditation für die persönliche, alltägliche Frömmigkeit wahrnehmbar zu machen. Dazu bediente er sich der reichen Überlieferung der vorreformatorischen Mystik. Moller schuf mehrere Kirchenlieder, von denen einige noch heute im Evangelischen Gesangbuch zu finden sind, darunter: ‚Heilger Geist, du Tröster mein’ (EG 128).

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Uploaded on November 12, 2012
Taken on October 31, 2012