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Ach lieben Christen, schickt euch ja

Photo: Sylter Straße in Wiesbaden-Dotzheim, OT Sauerland

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Ach lieben Christen, schickt euch ja

 

1.) Ach lieben Christen, schickt euch ja

Zur Buß' ohn' falsch' Gedichte.

Denn Jesus Christus, der ist nah

Mit dem jüngsten Gerichte.

und will die Welt in seinem Zorn,

Gleich wie die Vögel in dem Korn,

Gar unversehns befallen.

 

2.) Ja, wenn der größte Haufe wird

Fein jubilieren, lachen,

So wird sich plotz (a) der große Hirt

Im Wetter (b) runter machen

Und alle Wasser, Berg und Tal,

Dazu den Himmel überall

Mit einem Blitz anzünden.

 

3.) Vor welchem Krachen alle Welt

Gar heftig wird erschrecken

Und mancher Gotts-vergessne Held

Sich suchen zu verstecken.

Wird aber ihm gelingen nicht,

Sondern stracks vor das Angesicht

Des Richter müssen kommen.

 

4.) Und wenn im Feu'r der Toten Schar

Wird erstlich sein erstanden

Und wir danach erneuert gar

Auch werden sein vorhanden,

So werden uns die Engel rein

In zweie Haufen teilen ein

Und vor den König bringen.

 

5.) Der dann darauf gar ernst gestalt

Bald lassen wird verlesen,

Was wohl ein jeder, jung und alt,

Geführet für ein Wesen

An Glauben, Worten, Werk und Tat,

Dieweil er noch gelebet hat

In dieser Welt auf Erden.

 

6.) Weh diesem, der nicht Buß' getan,

Noch Christo sich befohlen.

Denn sieh, er wird von Stunden an

Zur Höllen auf die Kohlen

Mit allen Teufeln müssen gehn

Und ewiglich in Schanden stehn

Ohn' Hoffnung der Genaden.

 

7.) Wer aber an's Gericht gedacht,

Sein Fleisch wird ha'n betäubet,

zu Gott gerufen Tag und Nacht,

An Jesum Christ gegläubet

und auf denselben sanft und fein

Von dieser Welt geschieden sein,

Der wird gar wohl bestehen.

 

8.) Denn sieh, er wird vom Richter schon

Mit freundlichen Gebärden (c)

Als eine Tochter oder Sohn

Bald aufgenommen werden

Und mit der Auserwählten Schar

Geführet in den Himmel klar,

Gott ewiglich zu preisen.

 

9.) O ewig, ewig immerzu,

Wer kann dich doch aussprechen?

Wenn ich an dich gedenken tu,

Will mir mein Herz zerbrechen.

Hilf, Christe, hilf, dass ich's bedenk

Und all' mein Leben danach lenk

Mit Wort, Tat und Gedanken,

 

10.) Auf dass ich nicht zur Höllenpein

Mit der Verdammten Schare,

Sondern mit dem Geliebten dein

Wohl in den Himmel fahre

Und allda deine Herrlichkeit

Durch dein Verdienst uns zubereit'

In Ewigkeit beschaue.

 

- Amen. -

 

(a) plötzlich

(b) im Donner

(c) Verhalten

 

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Autor: Bartholomäus Ringwaldt

mögl. Melodie: Such, wer da will ein ander Ziel

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Der Text wurde von mir behutsam, soweit

es die Strophenform und der Endreim zu-

ließen, in heutiges Hochdeutsch übertragen

und für diese Veröffentlichung eingerichtet

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gefunden in:

Geistliche Lieder der

Evangelischen Kirche

aus den 16. Jahrhundert

- Zweiter Band -

Herausgeben von Julius Mützell

Verlag von Th. Chr. Fr. Enslin,

Berlin, 1855

Thema: Offenbarung

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Bartholomäus Ringwaldt (* 28. November 1532 in Frankfurt (Oder); † ca. 1599 in Langenfeld bei Zielenzig; heute Polen) war ein didaktischer Dichter und lutherischer Theologe.

Ringwaldt war seit 1578 Pfarrer zu Langenfeld in der brandenburgischen Neumark, wo er zwischen 1598 und 1600 starb. Zu den bekannteren unter seinen geistlichen Liedern (neue Ausgabe, Halle 1858) gehören 'Herr Jesu Christ, du höchstes Gut' und 'Es ist gewisslich an der Zeit', eine Nachdichtung der Sequenz 'Dies irae' der lateinischen Totenmesse.

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Uploaded on November 12, 2012
Taken on October 25, 2012