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Nun hat der Herbst sich eingefunden

Bild: Kürbis auf einer Erntedankfeier in der evangelischen Erlösergemeinde, Wiesbaden-Dotzheim (nachbearbeitetes Photo)

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Nun hat der Herbst sich eingefunden

 

1.) Nun hat der Herbst sich eingefunden,

Die Zeit, die Küch' und Keller füllt,

Es nehmen ab die Tagesstunden,

Des Sommers Hitz' ist nun gestillt.

Ein jeder gebe Gott den Preis,

Der alles wohl zu ordnen weiß.

 

2.) Was wir bisher stets mit Verlangen

Erwarten von der lieben Zeit,

Das ist nun reichlich eingegangen,

Nun haben wir des Jahres Beut'.

Ein jeder gebe Gott den Preis,

Der alles wohl zu ordnen weiß.

 

3.) Jetzt sind die Körner eingeführet

Und legen weg von sich das Stroh,

Das künftig für das Vieh gebühret,

Das seiner Arbeit so wird froh.

Ein jeder gebe Gott den Preis,

Der alles wohl zu ordnen weiß.

 

4.) Man presst die aufgeschwollnen Trauben,

Die spritzen süßes Rebenblut,

Das wird gefasset in die Dauben

Und wirkt oft manchen Freudenmut,

Ein jeder gebe Gott den Preis,

Der alles wohl zu ordnen weiß.

 

5.) Den Bäumen wird nun abgenommen,

Was man an ihnen hat gesucht,

Und reichlich jetzund wird bekommen,

Die Äpfel, Birn' und andre Frucht.

Ein jeder gebe Gott den Preis,

Der alles wohl zu ordnen weiß.

 

6.) Die auf dem Feld den Vögeln stellen, (a)

Die in dem Frühling sich gepaart,

Mit Freuden ihre Wände schnellen (b)

Und fangen Vögel mancher Art.

Ein jeder gebe Gott den Preis,

Der alles wohl zu ordnen weiß.

 

7.) O liebe Zeit, die so erträget,

Was uns das ganze Jahr ist Not,

Davon des Leben wird geheget,

Was speist und tränket, Wein und Brot.

Ein jeder gebe Gott den Preis,

Der alles wohl zu ordnen weiß.

 

8.) Wer sollte demnach traurig werden,

Weil wir so wohl versehen sind?

So lange Gott erhält die Erden,

Der Herbst sich alle Jahre findt.

Ein jeder gebe Gott den Preis,

Der alles wohl zu ordnen weiß.

 

9.) Geschiehet es schon jetzuweilen,

Der Vorrat wird zwar ziemlich klein:

Die Zeit pflegt täglich fortzueilen

Und holt den reichen Herbst herein.

Ein jeder gebe Gott den Preis,

Der alles wohl zu ordnen weiß.

 

10.) Drum siehest du, o Mensch, entweichen

Vom Baum das Laub und falbe (c) Blatt,

Lass nicht die Hoffnung mit verstreichen,

Bis dass er wieder Blätter hat.

Ein jeder gebe Gott den Preis,

Der alles wohl zu ordnen weiß.

 

11.) Das aber sollst du dich bemühen,

Wenn du willst heißen Gottes Zucht,

Wie du die Sünde mögest fliehen

Und bringest gute Christenfrucht.

Ein jeder gebe Gott den Preis,

Der alles wohl zu ordnen weiß.

 

12.) Der Ackermann, der heut' gepflüget,

Wird nun vom reichen Herbst erfreut,

Drum schau, dass Gott nicht unvergnüget,

Die dir erzeigte Gnad' bereut.

Ein jeder gebe Gott den Preis,

Der alles wohl zu ordnen weiß.

 

13.) Was dir der Herbst hat zugemessen,

Das wende wohl zum Nutzen an

Und sei daneben unvergessen,

Gib auch davon dem armen Mann.

Ein jeder gebe Gott den Preis,

Der alles wohl zu ordnen weiß.

 

14.) Wohlan, der du den Herbst gesegnet,

Gott, dir sei Dank und Ehr' dafür,

Was du vom Himmel hast geregnet,

Hilf, dass ich's brauche dir und mir.

Ein jeder gebe Gott den Preis,

Der alles wohl zu ordnen weiß.

 

 

(a) Vögel fangen

(b) Fangwand aufstellen

(c) entfärbt

 

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Autor: Johann Christoph Arnschwanger

Melodie: Wer weiß, wie nahe mir mein Ende

oder: Wer nur den lieben Gott lässt walten

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Der Text wurde von mir behutsam, soweit

es die Strophenform und der Endreim zu-

ließen, in heutiges Hochdeutsch übertragen

und für diese Veröffentlichung eingerichtet

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gefunden in:

Neu=vermehrtes Baden=Durlachisches Gesangbuch

aller evangelisch-lutherischen Kirchen

in den markgräflich Badischen Landen

Karlsruhe, 1772

Liednummer 507

Thema: Herbstlied

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Johann Christoph Arnschwanger (* 28. Dezember 1625 in Nürnberg; † 10. Dezember 1696 ebenda) war ein deutscher evangelischer Kirchenliederdichter.

Arnschwanger war der Sohn des Nürnberger Kaufmanns Georg Arnschwanger und dessen Ehefrau Margarete Rosenhart. Nach dem Schulbesuch am Egidien-Gymnasium in Nürnberg studierte Arnschwanger ab 1644 in Altdorf bei Nürnberg Theologie. 1647 wechselte er an die Universität Jena. An der Hochschule in Helmstedt beendete er erfolgreich sein Studium, und unter Professor Georg Calixt wurde ihm 1650 die Magisterwürde verliehen.

Im darauffolgenden Jahr wurde Arnschwanger zum Vikar in Nürnberg berufen. Im Jahre 1652 wurde er Diakonus an St. Ägidien, 1654 Prediger an St. Walpurgis, 1659 Diakonus und 1690 Archidiakonus an St. Lorenz.

Arnschwangers Werk umfasst nahezu 400 geistliche Lieder. Bekannt ist er als Beiträger von Liedern zu Werken des Nürnberger Theologen Johann Michael Dilherr. Genannt seien das Epiphaniaslied »Nun, liebe Seel, nun ist es Zeit, wach auf«, das Osterlied »Auf, ihr Christen, laßt uns singen«, das Lied zum Kirchweihfest »Kommt her, ihr Christen, voller Freud« und das Lied der Verdammnis »Zwei Ort, o Mensch, hast du vor dir, so lang du lebst auf Erden.«

Im Alter von 71 Jahren starb Johann Christoph Arnschwanger am 10. Dezember 1695 in Nürnberg.

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Uploaded on September 26, 2012
Taken on September 26, 2012