Back to photostream

Bin ich trostlos hingegangen

Photo: Am Rheinufer bei Wiesbaden-Biebrich, 2008

+++++++++++++++++++++++++

O Herr, habe Acht auf mich

 

1.) O Herr, habe Acht auf mich,

Dass ich nicht verloren gehe,

Hab ich einst gekostet dich

Heiße Müh' und bitt'res Wehe,

Wär es um so größ're Pein,

Doch verloren einst zu sein!

 

2.) Lange durch ein weites Feld

Bin ich trostlos hingegangen,

Öde blieb die ganze Welt,

Ungestillet mein Verlangen.

Keiner Freude ward ich froh,

Jede kam und jede floh!

 

3.) Jesu, du gedachtest mein,

Als ich deiner nicht gedachte,

Längst verworfen würd' ich sein,

Wenn nicht dein Erbarmen wachte.

Tröstlich hat mich's angeschaut,

Dies Erbarmen preis' ich laut!

 

4.) Wusst ich doch von Anfang nie

Meine Kniee dir zu beugen.

- Hart ist eines Sünders Knie,

Lieber hüpft es in dem Reigen.

Ach, wie leicht im eitlen Sinn

Hüpft ein Mensch zur Hölle hin!

 

5.) Wenn ich oft in stiller Nacht

Prüfend in mein Herz gesehen,

Ward an's Beten wohl gedacht,

Doch es wollte nicht geschehen.

Wenn zu Gott ein Träumer ruft,

Ist's wie Schall in leere Luft.

 

6.) Du hast Beten mich gelehrt,

Alles dir an's Herz zu legen.

Wenn ich mich zu dir gekehrt,

Kamst du freundlich mir entgegen,

War ein Schmerz und Buße da;

Dennoch warest du mir nah'.

 

7.) Eingeprägt ist in dies Herz,

Dass mich nur dein Blut versühne,

Dass aus deinem Todesschgmerz

Himmelslust und Leben grüne.

O, wie schwindet alle Last,

Wenn der Glaube dies umfasst!

 

8.) O, wie wird das Herz so weit,

Überströmt mit sanften Freuden,

Wenn der Herr der Herrlichkeit

Ihn verkläret deine Leiden.

Wie die Gottesgabe frei

Von Gesetzeswerken sei!

 

9.) Wie du alles abgetan,

Ausgerichtet ganz alleine,

Was kein Mensch verdienen kann,

Ob er's noch so redlich meine, -

Ja, dies Evangelium

Sei mein Trost, mein höchster Ruhm!

 

10.) Herr, ich frage: Bin ich dein?

Bin ich dein von ganzer Seele?

Bin ich lauter, keusch und rein,

Während ich von dir erzähle?

- Ach, wie treibt mein falsches Herz

Oft mit Sünd' und Gnade Scherz!

 

11.) Leicht ja mag ein lau' Gemüt

Auch um deine Wege wissen,

Wenn's auf breiter Straße zieht

Und dein Liebesband zerrissen.

- Lass mich, Herr, ich flehe dich,

Also nicht betrügen mich!

 

12.) Leicht ja mag verfloss'ner Zeit

Lichtserfahrung uns betören,

Dass wir h e u t ' in Sicherheit

Uns von deinem Lichte kehren.

Lass mich, Herr, ich flehe dich,

Also nicht betrügen mich!

 

13.) Flehend neig ich dieses Haupt,

Reuig liegt mein Geist im Staube.

Hab ich g e s t e r n dir geglaubt,

Gib, dass ich auch h e u t e glaube!

Ewig treu und ewig dein,

Lass, Herr, meine Losung sein!

 

14.) Jesus, habe Acht auf mich!

Wo ich sitze, wo ich stehe,

Will ich also flehen dich,

Schauend in die Himmelshöhe, -

Bring mich durch zum ew'gen Licht!

Du vermagst's, - ich kann es nicht!

 

++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++

Autor: Albert Knapp

Melodie: Jesus meine Zuversicht

oder: Jesus lebt, mit ihm auch ich

++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++

gefunden in:

Sammlung der vorzüglichsten Lieder

für Kirche, Schule und Haus

verlegt bei Samuel Elsner, Berlin, 1832

Liednummer 1489

Thema: Buße und Umkehr

++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++

Albert Knapp (* 25. Juli 1798 in Tübingen; † 18. Juni 1864 in Stuttgart) war ein deutscher Pfarrer, Dichter und Begründer des ersten Tierschutzvereins in Deutschland. Sein Enkel war der Pazifist Paul Knapp.

Albert Knapp war der Sohn des Hofgerichtsadvokaten und Verwaltungsbeamten Gottfried Gabriel Knapp (1764-1828) und der Henriette geb. Finckh (1775-1827). Seine Kindheit und Jugend verbrachte er in Alpirsbach, Rottweil und Tübingen. In Maulbronn, wo er 1814 in das evangelische Seminar eintrat, verfasste er bereits Gedichte und dramatische Texte.

1816 begann er das Studium der Evangelischen Theologie in Tübingen. Daneben interessierte er sich besonders für Geschichte, Philosophie und Poesie. Knapp war ein eifriger Burschenschafter, der 1819 am Jahrestag der Schlacht bei Waterloo eine aufrührerische Rede ('Gegen die autoritären Monarchen und für ein geeintes Deutschland') hielt.

Durch seinen Freund Ludwig Hofacker erhielt er 1820 eine Vikariatsstelle in Feuerbach bei Stuttgart. Knapp kämpfte gegen allzu einseitige pietistische Standpunkte. Weitere Stationen seiner geistlichen Laufbahn waren: Vikar in Gaisburg, Diakon in Sulz am Neckar (1825) und in Kirchheim unter Teck (1831). 1836 kam er nach Stuttgart an die Hospital- und die Stiftskirche und übernahm 1845 als Nachfolger von Gustav Schwab das Amt des Pfarrers der Leonhardskirche.

Im Dezember 1837 gründete er außerdem, inspiriert von seinem Freund und Vorbild, dem im Februar desselben Jahres verstorbenen pietistischen Pfarrer Christian Adam Dann, den ersten Tierschutzverein Deutschlands. Er entwarf ein Flugblatt, das 1838 dem Schwäbischen Merkur beigefügt wurde und zur Gründung von Ortsgruppen aufrief. Ein Vorwurf von ihm lautete, dass es noch kein öffentliches Gesetz gegen Tierquälerei gebe. Tierschutz sei ein zutiefst christliches Anliegen, wobei sich Knapp auf die Bibel im Römerbrief 8. Kapitel, Verse 18-23, berief.

Albert Knapp war dreimal verheiratet: 1828 mit Christiane von Beulwitz († 1835), 1836 mit der Witwe Emilie Osiander († 1849) und 1850 mit Minette Lerche († 1897). Er selber starb am 18. Juni 1864 in Stuttgart im Alter von 65 Jahren.

++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++

 

2,174 views
0 faves
0 comments
Uploaded on November 12, 2011
Taken on October 11, 2008