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Mein Heiland, wem ist diese Pracht

Photo: Baum in der Rhönstraße in Hanau

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Mein Heiland, wem ist diese Pracht

 

1.) Mein Heiland, wem ist diese Pracht,

Die ich zu deiner Rechten trage,

In der ich mich so zu dir wage,

Die mich inwendig herrlich macht?

 

2.) Sie ist von köstlich feinem Gold,

Sie blitzet mehr als Diamanten,

Und machet andre Pracht zu Schanden,

Durch sie ist mir der König hold.

 

3.) Ich bin ja wohl recht schön geziert,

Geschmückt wie eine deiner Bräute.

Mein Schmuck ist deine Augenweide,

Die Engel werden selbst gerührt.

 

4.) Ich bin des Königs Tochter gleich,

Die sich in goldnen Stücken kleidet,

Und so zum König wird geleitet.

Mein Kleid ist gold- und blumenreich.

 

5.) Gespielen kommt und gehet mit,

Wir wollen uns dem König zeigen,

Er wird uns gleich den Zepter neigen,

Dieweil mein Bräut'gam uns vertritt.

 

6.) Mein Brautschmuck ist Gerechtigkeit,

Die du, mein Heiland, mir erworben

Als du am Kreuze bist gestorben,

Da ward mir dieser Schmuck bereit'.

 

7.) Du hast mich selber angetan

Mit deiner Unschuld weißer Seide.

Und deines Blutes Purpurkleide,

So lang ich auf der schmalen Bahn. (a)

 

8.) Und also ist die schöne Pracht

Von dir, mein holder Freund, entlehnet.

Mein Herze, das an dich gewöhnet,

Hat allen Staat der Welt veracht'.

 

9.) Ich danke dir für dieses Kleid.

Ich danke dir für das Geschmeide,

Für deiner Unschuld weiße Seide,

In Zeit und auch in Ewigkeit.

 

(a) Der schmale Weg bzw. Pfad oder die enge Pforte sind ein altes Bild für die Mühen des Glaubens, wohingegen der breite Weg oder die weite Pforte ein Bild der Welt und ihrer Verlockungen darstellt.

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Autor: Charlotte Elisabethe Nebel

Melodie: ohne Angaben

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Charlotta Elisabethe Nebelin

gebohrenen Rambachin

Sämtliche Poesien

Frankfurt [Main] und Leipzig 1763

Thema: Offenbarung

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Charlotte Elisabeth Nebel, auch Elisabethe, geb. Rambach (* 15. Juni 1727 in Halle/Saale im Herzogtum Magdeburg; † 8. September 1761 in Worms) war eine deutsche evangelische Kirchenlieddichterin und Erbauungsschriftstellerin. Sie wurde als Tochter des lutherischen Pfarrers und Lieddichter Johann Jakob Rambach (1693-1735) und dessen erster Frau Johanna Elisabeth, geboren. Ihre Mutter war eine Tochter des evangelischen Pfarrers Joachim Lange (1670–1744). Charlotte Elisabeth wuchs in Halle und Gießen auf und heiratete im Alter von neunzehn Jahren 1746 den Gymnasiallehrer Heinrich Christoph Nebel (1715-1786), der ihre dichterische Begabung maßgeblich förderte. Durch Veröffentlichungen bekannt geworden, gelangten ihre Arbeiten in die 1768 erschienene Sammlung 'Cöthnischer Lieder' und fanden hierdurch weite Verbreitung. Eine Sammlung ihrer Gedichte erschien in Frankfurt am Main 1763 postum unter dem Titel 'Sämtliche Poësien, mit einer Vorrede von der geistlichen Dichtkunst'. Die Lieder haben zum Teil Oden-Charakter oder sind von beeindruckender Länge; das längste besitzt 69 Strophen.

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Uploaded on November 10, 2021
Taken on November 6, 2021