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Wer sein Wesen überleg

Wer sein Wesen überleg

 

1.) Wer sein Wesen überlegt

Und bedachtsam zählet,

Wie ein Mensch sich quälet,

Weil (a) er diesen Körper trägt:

Der wird gern bekennen,

Dass wir diese schwere Pein,

Der wir hier verpflichtet sein,

Fälschlich Leben nennen.

 

2.) Sein wir doch mit Angst und Not

Immer überfallen,

Und nach diesem allen

Frisst uns noch zuletzt der Tod.

Ja, was meistlich kränket

Ist, dass ein Gemüt erschrickt,

Wenn es auf sein Ende blickt

Und der Sünden denket.

 

3.) Sünde, du betrübte Last,

Treibst mit stetem Nagen

Uns wohl zum Verzagen.

Wenn du deinen Willen hast,

Wenn wir nicht dein Wüten,

Deinen wilden Mörderpfeil

Durch ein hochgesichert Heil

Wissen zu verhüten.

 

4.) Fragst du, was uns schützen soll

Gegen dein Vermögen?

Lasse dich begnügen.

Unsre Hoffnung stehet wohl

Und auf festen Gründen.

Jesu Christi Gnadenflut,

Gottes Sohnes heilig Blut

Macht uns rein von Sünden.

 

5.) Dieser Trost ist unser Licht

In des Lebens Wegen

Und im Tod ein Segen.

Dieser Trost gebreche nicht,

So wird uns gelingen,

Hier durch alle Lebens Not

Und zuletzt auch durch den Tod

Ritterlich zu dringen.

 

(a) hier im Sinn von 'solange'

 

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Autor: Robert Roberthin

Melodie: Eigene Melodie

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Das deutsche evangelische Kirchenlied des 17. Jahrhunderts

Herausgegeben von Albert Fischer (†) und

Wilhelm Christian Ludwig Tümpel, Dritter Band

Druck und Verlag C. Bertelsmann

Gütersloh, 1906

Liednummer 53

Thema: Tod und Ewigkeit

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Robert Roberthin, Pseudonym: Berrintho, (* 3. März 1600 in Saalfeld/Ostpreußen; † 7. April 1648 in Königsberg) war ein deutscher Dichter der Barockzeit und evangelischer Lieddichter der Schlesischen Dichterschule. Er wurde als Sohn des Pfarrers und Konsistorialrats Gerhard Roberthin († 1620) und Ursula, geb. Vogt, geboren und studierte ab dem Jahr 1617 Rechtswissenschaften in Königsberg, Leipzig und Straßburg. Als drei Jahre später sein Vater starb, trat er eine Stelle als Hofmeister an. Zahlreiche Reisen führten ihn nach England, Frankreich, Italien und Holland. Zurückgekehrt wurde er brandenburgischer Rat und Obersekretär bei der Regierung in Königsberg. Roberthin war mit dem schlesischen Dichter Martin Opitz (1597-1639) befreundet und förderte den Dichterkollegen Simon Dach (1605-1659), der für ihn das von Heinrich Albert (1604-1651) später vertonte Begräbnislied 'Ich bin ja, Herr, in deiner Macht' dichtete. Roberthin war der geistige Mittelpunkt der 'Königsberger Kürbishütte', einem literarischen Freundeskreis, der sich in einer Laube vor Königsberg traf. Roberthin verfasste zahlreiche geistliche und weltliche Lieder, die sich durch Leichtigkeit und Innigkeit auszeichnen und die sein Freund Heinrich Albert in seiner 1638 in Königsberg verlegten Sammlung 'Arien zum Singen und Spielen' veröffentlichte.

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Uploaded on October 28, 2021
Taken on October 8, 2021