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Aus Gnaden soll ich selig werden
Photo: Brücke im Schlosspark von Wiesbaden-Biebrich im Herbst
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Aus Gnaden soll ich selig werden
1.) Aus Gnaden soll ich selig werden!
Herz, glaubst du's, oder glaubst du's nicht?
Was willst du dich so blöd' gebärden?
Ist's Wahrheit, was die Schrift verspricht,
So muss auch dieses Wahrheit sein:
Aus Gnaden ist der Himmel dein.
2.) Aus Gnaden! Hier gilt kein Verdienen,
Die eignen Werke fallen hin;
Der Mittler, der im Fleisch erschienen,
Hat diese Ehre zum Gewinn,
Dass uns sein Tod das Heil gebracht
Und uns aus Gnaden selig macht.
3.) Aus Gnaden! Merk dies Wort: Aus Gnaden,
So oft dich deine Sünde plagt,
So oft dir will der Satan schaden,
So oft dich dein Gewissen nagt.
Was die Vernunft nicht fassen kann,
Das biet dir Gott aus Gnaden an.
4.) Aus Gnaden kam sein Sohn auf Erden
Und übernahm die Sündenlast.
Was nötigt' ihn, dein Freund zu werden?
Sag's, wo du was zu rühmen hast!
War's nicht, dass er dein Bestes wollt'
Und dir aus Gnaden helfen sollt'?
5.) Aus Gnaden! Dieser Grund wird bleiben,
Solange Gott wahrhaftig heißt.
Was alle Knechte Jesu schreiben,
Was Gott in seinem Wort anpreist,
Worauf all unser Glaube ruht,
Ist Gnade durch des Lammes Blut.
6.) Aus Gnaden! Doch, du sich'rer Sünder
Denk nicht: Wohlan, ich greif auch zu!
Wahr ist's, Gott rufet Adamskinder
Aus Gnaden zur verheißnen Ruh'.
Doch nimmt er nicht zu Gnaden an,
Wer noch auf Gnade sünd'gen kann.
7.) Aus Gnaden! Wer dies Wort gehöret,
Tret ab von aller Heuchelei,
Denn wenn der Sünder sich bekehret,
So lernt er erst, was Gnade sei:
Beim Sünd'gen scheint die Gnad' gering:
Dem Glauben ist's ein Wunderding.
8.) Aus Gnaden bleibt dem blöden Herzen
Das Herz des Vaters aufgetan,
Wenn's unter Angst und heißen Schmerzen
Nichts sieht und nichts mehr hoffen kann.
Wo nähm' ich oftmals Stärkung her,
Wenn Gnade nicht mein Anker wär'?
9.) Aus Gnaden! Hierauf will ich sterben.
Ich fühle nichts, doch mir ist wohl.
Ich kenn' mein sündliches Verderben,
Doch auch den, der mich heilen soll.
Mein Geist ist froh, die Seele lacht,
Weil mich die Gnade selig macht.
10.) Aus Gnaden! Hör es, Sünd' und Teufel!
Ich schwinge meine Glaubensfahn'
Und geh getrost, trotz allem Zweifel,
Durchs rote Meer nach Kanaan.
Ich glaub, was Jesu Wort verspricht,
Ich fühl es oder fühl es nicht. (a)
(a) ob ich es auch verstehen kann oder nicht,
glaube ich der Verheißung Christi.
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Autor: Christian Ludwig Scheidt
Melodie: O dass ich tausend Zungen hätte
oder: Wer nur den lieben Gott lässt walten
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Evangelisches Gesangbuch zur Einführung in der Provinz Brandenburg
Verlag von Trowitzsch und Sohn
Berlin, 1909
Liednummer 303
Thema: Glaube, Kampf und Rechtfertigung
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Christian Ludwig Scheidt, auch Scheitt bzw. Christianus Ludowigus Scheid(t)ius, (* 26. September 1709 in Waldenburg/Herzogtum Württemberg; † 25. Oktober 1761 in Hannover) war ein deutscher Jurist, Hochschullehrer, Historiker und geistlicher Lieddichter. Scheidt wurde als Sohn eines gräflichen Beamten geboren und besuchte die Schule in Oehringen, um anschließend nach Ablegen der Reifeprüfung von 1724 bis 1730 die Universitäten Altdorf und Straßburg zu besuchen. Im Jahr 1734 ging er an die Hochschulen in Halle/Saale und zwei Jahre später nach Göttingen. Im Jahr 1737 promovierte er und erhielt im darauf im folgenden Jahr einen Ruf als außerordentlicher Professor an die Juristischen Fakultät. Im Jahr wechselte er als Hochschullehrer an die Universität Kopenhagen, wo zu er den Titel eines dänischen Konsistorialrats erhielt. Er kehrte im Jahr 1748 nach Deutschland zurück, um eine Anstellung als Bibliothekar in Hannover anzunehmen. Während eines kurzen Aufenthalts in Göttingen heiratete er die Tochter des Verlegers Johann Jacob Schmauß (1690-1757). Aus der Ehe gingen acht Kinder hervor, die alle früh verstarben. Nach Eheproblemen ließ sich das Paar im Jahr 1758 scheiden und Scheidt heiratete im gleichen Jahr erneut. Im Jahr 1760 wurde er zum auswärtigen Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften ernannt. Von seinen geistlichen Liedern ist eines überregional bekannt geworden und steht in Kirchengesangbüchern und Liedanthologien des 18. bis 20. Jahrhunderts. Es ist ein Glaubenskampflied mit zehn Strophen, heißt 'Aus Gnaden soll ich selig werden' und steht auch in einigen Regionalteilen des Evangelischen Gesangbuchs (EG) von 1993.
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Aus Gnaden soll ich selig werden
Photo: Brücke im Schlosspark von Wiesbaden-Biebrich im Herbst
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Aus Gnaden soll ich selig werden
1.) Aus Gnaden soll ich selig werden!
Herz, glaubst du's, oder glaubst du's nicht?
Was willst du dich so blöd' gebärden?
Ist's Wahrheit, was die Schrift verspricht,
So muss auch dieses Wahrheit sein:
Aus Gnaden ist der Himmel dein.
2.) Aus Gnaden! Hier gilt kein Verdienen,
Die eignen Werke fallen hin;
Der Mittler, der im Fleisch erschienen,
Hat diese Ehre zum Gewinn,
Dass uns sein Tod das Heil gebracht
Und uns aus Gnaden selig macht.
3.) Aus Gnaden! Merk dies Wort: Aus Gnaden,
So oft dich deine Sünde plagt,
So oft dir will der Satan schaden,
So oft dich dein Gewissen nagt.
Was die Vernunft nicht fassen kann,
Das biet dir Gott aus Gnaden an.
4.) Aus Gnaden kam sein Sohn auf Erden
Und übernahm die Sündenlast.
Was nötigt' ihn, dein Freund zu werden?
Sag's, wo du was zu rühmen hast!
War's nicht, dass er dein Bestes wollt'
Und dir aus Gnaden helfen sollt'?
5.) Aus Gnaden! Dieser Grund wird bleiben,
Solange Gott wahrhaftig heißt.
Was alle Knechte Jesu schreiben,
Was Gott in seinem Wort anpreist,
Worauf all unser Glaube ruht,
Ist Gnade durch des Lammes Blut.
6.) Aus Gnaden! Doch, du sich'rer Sünder
Denk nicht: Wohlan, ich greif auch zu!
Wahr ist's, Gott rufet Adamskinder
Aus Gnaden zur verheißnen Ruh'.
Doch nimmt er nicht zu Gnaden an,
Wer noch auf Gnade sünd'gen kann.
7.) Aus Gnaden! Wer dies Wort gehöret,
Tret ab von aller Heuchelei,
Denn wenn der Sünder sich bekehret,
So lernt er erst, was Gnade sei:
Beim Sünd'gen scheint die Gnad' gering:
Dem Glauben ist's ein Wunderding.
8.) Aus Gnaden bleibt dem blöden Herzen
Das Herz des Vaters aufgetan,
Wenn's unter Angst und heißen Schmerzen
Nichts sieht und nichts mehr hoffen kann.
Wo nähm' ich oftmals Stärkung her,
Wenn Gnade nicht mein Anker wär'?
9.) Aus Gnaden! Hierauf will ich sterben.
Ich fühle nichts, doch mir ist wohl.
Ich kenn' mein sündliches Verderben,
Doch auch den, der mich heilen soll.
Mein Geist ist froh, die Seele lacht,
Weil mich die Gnade selig macht.
10.) Aus Gnaden! Hör es, Sünd' und Teufel!
Ich schwinge meine Glaubensfahn'
Und geh getrost, trotz allem Zweifel,
Durchs rote Meer nach Kanaan.
Ich glaub, was Jesu Wort verspricht,
Ich fühl es oder fühl es nicht. (a)
(a) ob ich es auch verstehen kann oder nicht,
glaube ich der Verheißung Christi.
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Autor: Christian Ludwig Scheidt
Melodie: O dass ich tausend Zungen hätte
oder: Wer nur den lieben Gott lässt walten
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Evangelisches Gesangbuch zur Einführung in der Provinz Brandenburg
Verlag von Trowitzsch und Sohn
Berlin, 1909
Liednummer 303
Thema: Glaube, Kampf und Rechtfertigung
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Christian Ludwig Scheidt, auch Scheitt bzw. Christianus Ludowigus Scheid(t)ius, (* 26. September 1709 in Waldenburg/Herzogtum Württemberg; † 25. Oktober 1761 in Hannover) war ein deutscher Jurist, Hochschullehrer, Historiker und geistlicher Lieddichter. Scheidt wurde als Sohn eines gräflichen Beamten geboren und besuchte die Schule in Oehringen, um anschließend nach Ablegen der Reifeprüfung von 1724 bis 1730 die Universitäten Altdorf und Straßburg zu besuchen. Im Jahr 1734 ging er an die Hochschulen in Halle/Saale und zwei Jahre später nach Göttingen. Im Jahr 1737 promovierte er und erhielt im darauf im folgenden Jahr einen Ruf als außerordentlicher Professor an die Juristischen Fakultät. Im Jahr wechselte er als Hochschullehrer an die Universität Kopenhagen, wo zu er den Titel eines dänischen Konsistorialrats erhielt. Er kehrte im Jahr 1748 nach Deutschland zurück, um eine Anstellung als Bibliothekar in Hannover anzunehmen. Während eines kurzen Aufenthalts in Göttingen heiratete er die Tochter des Verlegers Johann Jacob Schmauß (1690-1757). Aus der Ehe gingen acht Kinder hervor, die alle früh verstarben. Nach Eheproblemen ließ sich das Paar im Jahr 1758 scheiden und Scheidt heiratete im gleichen Jahr erneut. Im Jahr 1760 wurde er zum auswärtigen Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften ernannt. Von seinen geistlichen Liedern ist eines überregional bekannt geworden und steht in Kirchengesangbüchern und Liedanthologien des 18. bis 20. Jahrhunderts. Es ist ein Glaubenskampflied mit zehn Strophen, heißt 'Aus Gnaden soll ich selig werden' und steht auch in einigen Regionalteilen des Evangelischen Gesangbuchs (EG) von 1993.
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