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Herr, ich bin dir ganz leibeigen
Photo: Bei Schloss Freudenberg, Wiesbaden-Dotzheim
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Herr, ich bin dir ganz leibeigen
1.) Herr, ich bin dir ganz leibeigen
Und ich will es ewig sein:
Denn dein liebliches Bezeigen
Nimmt mein Herze völlig ein.
Du führst mich von Jugend an,
Auf die schmale Lebensbahn.
O, wie sollt' ich denn verweilen,
Täglich mehr zu dir zu eilen.
2.) Einem will ich immer dienen,
Zweien Herrn gehör ich nicht.
Jesu, weil du mir erschienen,
Bin ich ganz zu dir gericht'.
Von des Satans Sklaverei
Macht dein Liebesdienst mich frei,
Und die Welt mit ihrem Blenden
Soll mich nicht mehr von dir wenden.
3.) Geh, mein Heiland, wo ich gehe,
Jesu, gehe stets mit mir.
Weich nicht von mir, wo ich stehe.
So leb und sterb ich in dir.
Drücke mich an deine Brust,
Jesu, meiner Seelen Lust!
Lass mich dich niemals verlieren:
So wird mich kein Feind verführen.
4.) Zähl mich, Jesu, zu den Deinen,
Die sich von der Welt getrennt,
Die es mit dir treulich meinen,
Deren Herz vor Liebe brennt.
Ich will sonsten nirgends sein,
Als in und bei dir allein.
Wasche mich nur rein von Sünden,
Die sich noch in mir befinden.
5.) Schönster Bräut'gam meiner Seelen,
Mache mich selbst recht getreu,
Zeig den Feinden, die mich quälen,
Dass ich längst dein eigen sei:
Hilf, dass mir in dieser Welt
Nichts von ihrer Pracht gefällt,
Und in meinen Kampfesstunden
Schließe mich in deine Wunden.
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Autor: Philipp Balthasar Sinold
Melodie: Freu dich sehr, o meine Seele
oder: Zion klagt mit Angst und Schmerzen
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Neue Sammlung geistlicher Lieder
[gewidmet und unter der Beteiligung von Heinrich Ernst zu Stolberg]
Verlag des hiesigen und Commission des Hallischen Waisenhauses
Druck Johann Georg Struck, Hofbuchdrucker
Wernigerode, 1752
Liednummer 228
Thema: Glaube, Kampf und Rechtfertigung
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Philipp Balthasar Sinold, gen. von Schütz, Pseudonyme Amadeus Kreutzberg und Irenicus Ehrenkron (* 5. Mai 1657 auf Schloss Königsberg bei Gießen/Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, † 6. März 1742 in Laubach), war Privatgelehrter, christlich-pietistischer Dichter und Staatsbeamter in verschiedenen Anstellungen. Sinold war von evangelisch-lutherischer Konfession und entstammte dem alten Adelsgeschlechte der Sinolde von Schütz; sein Vater war hessischer Oberamtmann, der nachmals als lüneburgischer Minister und Kanzler starb. Der Sohn besuchte das Gymnasium in Weißenfels, das damals der Rektor Christian Weise leitete, und studierte dann in Jena Rechtswissenschaften. Darauf führte ihn eine längere Reise durch Italien, wo er fast zwei Jahre Kriegsdienste tat. Heimgekehrt nach Deutschland, lebte er mehrere Jahre in Leipzig als Privatgelehrter und gab im Jahr 1704 eine Zeitschrift heraus, in der er die Politik vom christlichen Standpunkte aus beleuchtete. Im selben Jahre war er mit dem Titel eines Rats als Haushofmeister des jungen Grafen von Reuß-Köstritz und als Lehendirektor für sämtliche reußische Lande nach Köstritz berufen worden; doch schon im folgenden Jahre trat er als Hofmeister in die Dienste der verwitweten Herzogin von Sachsen-Merseburg zu Forst in der Lausitz, wo er bis zum Jahr 1711 blieb. Dann nahm er eine Stelle als Regierungsrat bei Herzog Karl von Württemberg-Oels zu Bernstadt in Schlesien an und schrieb währenddessen unter dem Namen Irenicus Ehrenkron eine Schlesische Kirchenhistorie. Im Jahre 1718 berief ihn der Graf von Hohenlohe-Pfedelbach zum Geheimrat und Präsidenten aller seiner Kollegien nach Pfedelbach bei Oehringen in Württemberg, von wo er 1727 als gräflich Solms'scher Geheimrat nach Laubach kam. In diesem Amte verblieb er 15 Jahre lang bis zu seinem Tod. Sinold war auch Mitglied der Fruchtbringenden Gesellschaft. Er verfasste Satiren, Erbauungsschriften und geistliche Lieder, in denen der Einfluss des Pietisten Philipp Jakob Spener (1635-1705) deutlich ist. Eine Sammlung von 143 seiner Lieder gab er 1720 unter dem Titel 'Amadei Creutzbergs geistliche und andere erbauliche Poesien, Lieder, Sonette und Epigrammata' heraus; acht davon erlangten durch Aufnahme in Gesangbücher weitere Verbreitung. Sein bekanntestes Lied ist ein Passionslied mit acht Strophen und heißt 'Ach, wo soll ich Ruhe finden, als bei dir'.
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Herr, ich bin dir ganz leibeigen
Photo: Bei Schloss Freudenberg, Wiesbaden-Dotzheim
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Herr, ich bin dir ganz leibeigen
1.) Herr, ich bin dir ganz leibeigen
Und ich will es ewig sein:
Denn dein liebliches Bezeigen
Nimmt mein Herze völlig ein.
Du führst mich von Jugend an,
Auf die schmale Lebensbahn.
O, wie sollt' ich denn verweilen,
Täglich mehr zu dir zu eilen.
2.) Einem will ich immer dienen,
Zweien Herrn gehör ich nicht.
Jesu, weil du mir erschienen,
Bin ich ganz zu dir gericht'.
Von des Satans Sklaverei
Macht dein Liebesdienst mich frei,
Und die Welt mit ihrem Blenden
Soll mich nicht mehr von dir wenden.
3.) Geh, mein Heiland, wo ich gehe,
Jesu, gehe stets mit mir.
Weich nicht von mir, wo ich stehe.
So leb und sterb ich in dir.
Drücke mich an deine Brust,
Jesu, meiner Seelen Lust!
Lass mich dich niemals verlieren:
So wird mich kein Feind verführen.
4.) Zähl mich, Jesu, zu den Deinen,
Die sich von der Welt getrennt,
Die es mit dir treulich meinen,
Deren Herz vor Liebe brennt.
Ich will sonsten nirgends sein,
Als in und bei dir allein.
Wasche mich nur rein von Sünden,
Die sich noch in mir befinden.
5.) Schönster Bräut'gam meiner Seelen,
Mache mich selbst recht getreu,
Zeig den Feinden, die mich quälen,
Dass ich längst dein eigen sei:
Hilf, dass mir in dieser Welt
Nichts von ihrer Pracht gefällt,
Und in meinen Kampfesstunden
Schließe mich in deine Wunden.
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Autor: Philipp Balthasar Sinold
Melodie: Freu dich sehr, o meine Seele
oder: Zion klagt mit Angst und Schmerzen
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Neue Sammlung geistlicher Lieder
[gewidmet und unter der Beteiligung von Heinrich Ernst zu Stolberg]
Verlag des hiesigen und Commission des Hallischen Waisenhauses
Druck Johann Georg Struck, Hofbuchdrucker
Wernigerode, 1752
Liednummer 228
Thema: Glaube, Kampf und Rechtfertigung
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Philipp Balthasar Sinold, gen. von Schütz, Pseudonyme Amadeus Kreutzberg und Irenicus Ehrenkron (* 5. Mai 1657 auf Schloss Königsberg bei Gießen/Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, † 6. März 1742 in Laubach), war Privatgelehrter, christlich-pietistischer Dichter und Staatsbeamter in verschiedenen Anstellungen. Sinold war von evangelisch-lutherischer Konfession und entstammte dem alten Adelsgeschlechte der Sinolde von Schütz; sein Vater war hessischer Oberamtmann, der nachmals als lüneburgischer Minister und Kanzler starb. Der Sohn besuchte das Gymnasium in Weißenfels, das damals der Rektor Christian Weise leitete, und studierte dann in Jena Rechtswissenschaften. Darauf führte ihn eine längere Reise durch Italien, wo er fast zwei Jahre Kriegsdienste tat. Heimgekehrt nach Deutschland, lebte er mehrere Jahre in Leipzig als Privatgelehrter und gab im Jahr 1704 eine Zeitschrift heraus, in der er die Politik vom christlichen Standpunkte aus beleuchtete. Im selben Jahre war er mit dem Titel eines Rats als Haushofmeister des jungen Grafen von Reuß-Köstritz und als Lehendirektor für sämtliche reußische Lande nach Köstritz berufen worden; doch schon im folgenden Jahre trat er als Hofmeister in die Dienste der verwitweten Herzogin von Sachsen-Merseburg zu Forst in der Lausitz, wo er bis zum Jahr 1711 blieb. Dann nahm er eine Stelle als Regierungsrat bei Herzog Karl von Württemberg-Oels zu Bernstadt in Schlesien an und schrieb währenddessen unter dem Namen Irenicus Ehrenkron eine Schlesische Kirchenhistorie. Im Jahre 1718 berief ihn der Graf von Hohenlohe-Pfedelbach zum Geheimrat und Präsidenten aller seiner Kollegien nach Pfedelbach bei Oehringen in Württemberg, von wo er 1727 als gräflich Solms'scher Geheimrat nach Laubach kam. In diesem Amte verblieb er 15 Jahre lang bis zu seinem Tod. Sinold war auch Mitglied der Fruchtbringenden Gesellschaft. Er verfasste Satiren, Erbauungsschriften und geistliche Lieder, in denen der Einfluss des Pietisten Philipp Jakob Spener (1635-1705) deutlich ist. Eine Sammlung von 143 seiner Lieder gab er 1720 unter dem Titel 'Amadei Creutzbergs geistliche und andere erbauliche Poesien, Lieder, Sonette und Epigrammata' heraus; acht davon erlangten durch Aufnahme in Gesangbücher weitere Verbreitung. Sein bekanntestes Lied ist ein Passionslied mit acht Strophen und heißt 'Ach, wo soll ich Ruhe finden, als bei dir'.
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