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Unendlicher Erbarmer

Photo: Landschaft bei Schloss Freudenberg, Wiesbaden-Dotzheim

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Unendlicher Erbarmer

 

1.) Unendlicher Erbarmer,

Erstaunend bet ich vor dir an.

Wer bin ich Staub, ich Armer,

Dass du so viel an mir getan?

Entflamme mein Gemüt,

Das deinen Ruhm besingt,

Und für so reiche Güte

Ein schwaches Opfer (a) bringt.

Mir folgte ja dein Segen

Bisher von Schritt zu Schritt,

Und auf gebahnten Wegen

Ging Gnad' und Wahrheit mit.

 

2.) Doch wie viel schöne Stunden

Der schnell entflohnen Gnadenzeit

Sind ungebraucht entschwunden

Und im Geräusch der Welt entweiht!

Wie viele von den Gaben,

Die gnädig du geschenkt,

Hab ich zeither vergraben,

Auf's Eitle hingelenkt!

Wie war ich doch träge

Zu tun, was mir gebührt.

Wie langsam auf dem Wege,

Der in den Himmel führt!

 

3.) Lass, Vater, Gnade finden

Die Seele, die nicht ruhen kann,

Als bis die Last der Sünden

Von dem Gewissen abgetan.

Ach, sprich ein Wort und blicke

Auf dein gebeugtes Kind.

Wirf hinter dich zurücke,

Soviel der Schulden sind!

Lass keine mich beschämen,

Und in das neue Jahr

Nichts von dem alten nehmen,

Was dir missfällig war.

 

4.) Lass deinen Geist mich stärken,

Zieh immer näher mich zu dir

Und lass mich stündlich merken,

Wie mächtig deine Kraft in mir.

Hilf, Herr, dass es gelinge,

Gib Glauben, Mut und Fleiß,

Dir viele Frucht zu bringen,

Zu deines Namens Preis. (b)

Lass mich stets brünstig flehen

Und auf die Ewigkeit

Den guten Samen säen,

Des sich die Ernte freut.

 

5.) Soll mir ein Jahr der Leiden

Und Prüfungen beschieden sein,

Stellt sich auf allen Seiten

Bei mir des Kreuzes Trübsal ein:

Nun so gescheh' dein Wille.

Nur schenke mir in dir

Gelassenheit und Stille,

Und halte fest bei mir.

Ich weiß, von guten Händen

Kommt doch nichts Böses her.

Das Kreuz, das sie mir senden,

Drückt doch niemals zu schwer.

 

6.) Hast du, Herr meiner Tage,

In diesem Jahr mein Ziel bestimmt,

An dem der Wallfahrt Plage

Und Schmerz und Leid ein Ende nimmt.

O, mit welch' großen Freuden,

Wenn deine Gottesmacht

Dein gnäd'ges Vorbereiten

An mir zu Stand gebracht,

Sink ich dir in die Hände

Und feire mit der Schar,

Die triumphiert ohn' Ende,

Mein selig' Jubeljahr!

 

(a) Dankgabe

(b) Lob

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Autor: Andreas Rehberger

Melodie: Nun lob, mein Seel, den Herren

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Gesangbuch zum gottesdienstlichen Gebrauch der Stadtkirchen Leipzig

Erschienen im Verlag des Georgenhauses

Leipzig, 1844

Liednummer 31

Thema: Kirchen-Jahresanfang oder Neujahr

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Andreas Rehberger (* 18. November 1716 in Nürnberg, † 16. Mai 1769 ebenda) war evangelisch-lutherischer Pfarrer und Kirchenlieddichter. Sein Vater war ebenfalls Pfarrer, er selbst studierte seit 1734 an den Universitäten in Altdorf und Halle/Saale Theologie, stand seit 1740 in verschiedenen geistlichen Ämtern in Nürnberg vor und wurde 1761 zum Pfarrer der Kirche St. Jacobi in Nürnberg berufen, als welcher er am 1769 starb. Seit 1741 war er Mitglied des Pegnesischen Hirten- und Blumenordens, einer 1644 gegründete Nürnberger Sprach- und Literaturgesellschaft, die bis heute besteht. Er ist Dichter von 131 geistlichen Lieder, die Aufnahme in den beiden Liedersammlungen fanden, die der Buchdrucker Georg Christoph Rümler ab 1764 in Nürnberg unter dem Titel 'Evangelische Sterbe- und Todespsalmen' in zwei Sammlungen herausgab. Rehbergers bekanntestes Lied heißt 'Zu dir ist meine Seele stille'.

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Uploaded on November 27, 2019
Taken on November 15, 2017