Back to photostream

Warum vertraurst du dich, mein Herz

Photo: In Wiesbaden-Dotzheim, Gemarkung Im Himmelreich

+++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++

Warum vertraurst du dich, mein Herz

 

1.) Warum vertraurst du dich, mein Herz,

Und kannst dich gar nicht fassen?

Gott weiß und kennt den kleinsten Schmerz,

Und hat noch nie verlassen,

Wer auf ihn hofft!

Denk, wie so oft,

Wenn Rat und Hilfe schwanden,

Hat Gott dir beigestanden!

 

2.) Auf Menschenwort ist kein Verlass,

Lieb' ist auf ihren Zungen,

Im Herzen aber Neid und Hass,

Und Gift der Lästerungen.

Wer's besser meint,

Ist nur dein Freund,

So lang dein Glücksstern schimmert,

Und dich kein Leid bekümmert!

 

3.) Gott ist und bleibt dein bester Freund

Im Himmel und auf Erden.

Er zählt die Tränen, die geweint

In deinem Drangsal werden,

Und wird gewiss

Die Finsternis,

Sobald dir's gut ist, wenden,

Und hellre Zeit dir senden!

 

4.) Nicht immer frommt (a) die helle Zeit,

Sie rafft dich fort zu Dingen,

Abliegend von dem Ziele weit,

Nach dem du solltest ringen!

Wem unverrückt

Sein Trachten glückt,

Der wird, auf sich vermessen,

Gott selbst zuletzt vergessen!

 

5.) Darum setzt Gott uns oft zurück,

Dass seiner wir gedenken,

Und fern vom Staube weg der Blick

Auf's Unsichtbare lenken!

Zu seiner Zeit

Wird all' dein Leid

In Herrlichkeit sich enden,

Es steht in seinen Händen.

 

6.) Weg denn, mein Herz, die Kümmernis

Und trockne deine Tränen!

Wie Gott es will, so geht's gewiss

Und nicht nach deinem Wähnen!

Ob jetzt du weinst,

Du sollst dereinst,

Wird Gott es anders schicken,

Ihm danken mit Entzücken.

 

(a) nutzt

+++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++

Autor: Klamer Eberhard Karl Schmidt

mögl. Melodie: Wir warten dein, o Gottessohn

+++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++

gefunden in der

Anthologie christlicher Gesänge

aus allen Jahrhunderten der Kirche

Fünfter Band

Herausgegeben von August Jakob Rambach

verlegt bei J. F. Hammerich,

Altona und Leipzig, 1832

Thema: Gottvertrauen, Kreuz und Trost

++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++

Klamer Eberhard Karl Schmidt (* 29. Dezember 1746 in Halberstadt; † 8. Januar 1824 ebenda) war ein deutscher Dichter, Jurist und evangelischer Lieddichter. Er wurde nach dem Studium Domänenrat und gehörte zum Halberstädter Freundschafts- und Dichterkreis, der vom Domsekretär Johann Wilhelm Ludwig Gleim (1719-1803) gegründet worden war. Nach der Kindheit im Ostharz und Studium in Halle/Saale war Gleim zunächst 1743 in Berlin Hauslehrer geworden, anschließend Stabssekretär des Prinzen Wilhelm von Brandenburg-Schwedt. Im Jahre 1747 wurde er zum Sekretär des Domkapitels in Halberstadt ernannt und 1756 erhielt er ein Kanonikat des Stifts Walbeck bei Helmstedt. Der dadurch erreichte Wohlstand ermöglichte es ihm, in Halberstadt seinen Traum der Gründung einer Dichterschule zu verfolgen, die der anakreontischen Rokoko-Lyrik nahestand und damit im Gegensatz zur literarischen 'Sturm und Drang'-Epoche stand. Klamer war mit Louise Magdalena Justina, geb. Abel, (1754–1832) verheiratet, einer Tochter eines Halberstädter Arztes, mit welcher er fünf Kinder hatte. Von Schmidts geistlichen Liedern sind sechs überregional bekannt geworden und stehen in Liedanthologien des 19. Jahrhunderts.

+++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++

 

1,226 views
7 faves
0 comments
Uploaded on September 8, 2019
Taken on October 21, 2011