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Ich steh mit einem Fuß im Grabe

Ich steh mit einem Fuß im Grabe

 

1.) Ich steh mit einem Fuß im Grabe.

Es ist um einen Schritt getan,

So leg ich meine Hütte abe, (a)

Die nichts als Schwachheit heißen kann.

Drum sei mir stets ein Wort bewusst:

Gedenke, dass du sterben musst.

 

2.) Dem Menschen ist ein Ziel gesetzet

Und da wird auch nichts anders draus.

Wenn man am sichersten sich schätzet,

So ist der Lebensseiger (b) aus.

Drum schreib, Herr, stets in meine Brust:

Gedenke, dass du sterben musst.

 

3.) Wie mancher ist voran gegangen!

Wer weiß, wann ich ihm folgen muss.

Der Tod gibt oft den frischen Wangen

Ganz unverhofft den kalten Kuss.

Drum weg, mein Herz, mit eitler Lust:

Gedenke, dass du sterben musst.

 

4.) Wohlan, so will ich täglich sterben,

Dass ich nicht ewig sterben muss.

Ein Kluger siehet das Verderben

Und machet diesen festen Schluss:

O, Mensch, in allem, was du tust:

Gedenke, dass du sterben musst.

 

(a) Hütte= Körper, ich gebe meine Körper zurück

(b) die Lebensuhr abgelaufen

 

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Text: Benjamin Schmolck

Melodie: Wer nur den lieben Gott lässt walten

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gefunden in:

Sammlung der vorzüglichsten Lieder

für Kirche, Schule und Haus

verlegt bei Samuel Elsner, Berlin, 1832

Liednummer 862 - Vom Tode

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Benjamin Schmolck, geb. 21.12.1672 in Brauchitschdorf (Schlesien), evangelischer Pfarrer in Schweidnitz/Swidnica (heute Polen), bekannt als Erbauungsschriftsteller, verstorben am 12.02.1737 in Schweidnitz.

Schmolck wurde 1702 Pfarrer an der Friedenskirche in Schweidnitz, einer der nach dem westfälischen Frieden nur drei verbliebenen evangelischen Kirchen in Schlesien.

Dort war sein Wirken vor allem vom Kampf gegen die Gegenreformation gekennzeichnet.

Seine Gemeinde umfasste 14.000 Gläubige, jährlich wurden 1500 Kinder getauft. Er dichtete etwa 1200 Lieder, die in 20 Sammlungen herausgegeben wurden, und verfasste zahlreiche Erbauungs- und Gebetbücher. Beeinflusst durch den Pietismus war er ein herausragender und bekannter Kirchenlieddichter von ungewöhnlicher Frömmigkeit, Standhaftigkeit und ausgeprägter Christusliebe, dessen Lieder die Betonung eines persönlichen Verhältnisses zu Gott in einem lebendigen Glauben mit der festen Verwurzelung im Grunde des lutherischen Bekenntnisses verband. Seine Lieder treffen einen volkstümlichen Ton, was ihre Beliebtheit und weite Verbreitung erklärt.

Das gegenwärtige 'Evangelische Gesangbuch' enthält fünf seiner Lieder, darunter 'Jesus soll die Losung sein' (EG 62), 'Schmückt das Fest mit Maien' (EG 135) und das allseits beliebte Sonntagslied 'Tut mir auf die schöne Pforte' (EG 166).

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Benjamin Schmolck (1672-1737) was a German Lutheran composer of hymns.

He was born as a pastor's son in Brauchitschdorf (Chróstnik), Silesia on December 21, 1672. After attending the gymnasium in Liegnitz (Legnica), he studied theology at the University of Leipzig from 1693 to 1697. In 1702 he was ordained as a deacon at the Protestant Church of Peace and in 1714 as the pastor of the Church of the Holy Trinity in Schweidnitz (Swidnica), where he stayed for the rest of his life. Influenced by the pietism movement he became the most popular hymn writer of his day. His compositions include 'My Jesus as Thou Wilt' and 'A faithful friend is wandering yonder'. Schmolck died in Schweidnitz on February 12, 1737.

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Uploaded on October 30, 2016