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Was pranget ihr auf Erden

Photo: Wiesbaden-Dotzheim, OT Sauerland im Nebel

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Was pranget ihr auf Erden

 

1.) Was pranget ihr auf Erden,

Ihr Bürger dieser Welt?

Denkt, was wir sind und werden,

Wie alles dies zerfällt!

Dies alles, was ihr schauet,

Ist nur ein falscher Schein.

Den Grund, worauf ihr bauet,

Bedeckt ein Leichenstein.

 

2.) Was sind die eitlen Lüste?

Nichts, als ein Dampf und Rauch.

Was hilft, dass man sich brüste

Und fülle seinen Schlauch?

Uns ist von erster Wiegen

Ein kurzes Ziel gesteckt.

Den Geist kann nichts vergnügen,

Als was nach Himmel schmeckt.

 

3.) Was helfen uns die Schätze,

Die Glut und Flut verzehrt?

Sie sind oft Sündennetze,

Der Seelen Mörderschwert.

Wohl dem, den in der Stille

Das höchste Gut erfreut,

Dem Gott mit seiner Fülle

Den leeren Geist erneut.

 

4.) Was hilft es, rennen, schwitzen,

Dass uns ein Titel ziert?

Ein Glanz von tauben Blitzen,

Ein Irrwisch, der uns führt.

Nur der hat nicht gefehlet,

Ihn decket keine Nacht,

Wer dieses nur erwählet,

Was ewig ist und macht.

 

5.) Der, den wir ausgetragen,

War unser Preis und Licht,

Wir trauern zwar und klagen,

Da ihm doch nichts gebricht. (a)

Er hat ein Gut erstritten,

Das keine Zeit versehrt.

Ihn krönen seine Sitten,

Die er allhier gelehrt.

 

6.) Genieße denn der Freuden,

Du edle Seele du!

Sieg über alles Leiden,

Geh ein in deine Ruh'.

Hier wirst du dieses finden,

Was dein Verlangen stillt.

Die Welt bleibt dir dahinten,

Sie ist ein totes Bild.

 

7.) Wir senken deine Glieder

Allhier in diese Gruft,

Bis sie die Seele wieder

Zu ihrem Bunde ruft.

Sie ruhen in der Erden,

Der Geist in Gottes Schoß,

Der Leib muss weder werden

Ein toter Erdenklos.

 

8.) Wenn nun die Zeit wird kommen,

Dass diese Welt vergeht,

So wirst du mit den Frommen

In Gottes Reich erhöht.

Ach, dass uns bald erscheine

Die so gewünschte Zeit!

Wir sterben hier alleine,

Dein ist die Ewigkeit.

 

(a) fehlt

 

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Autor: Johann Michael Moscherosch

mögl. Melodie: Lob Gott getrost mit singen

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Die geistliche Dichtung von Luther bis Klopstock

ausgewählt und eingeleitet von Paul Pressel

erschienen als 5. Band der Evangelischen Volksbibliothek

Verlag Adolph Becher, Gustav Hoffmann

Stuttgart, 1863

Thema: Tod und Ewigkeit

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Johann Michael Moscherosch, Pseudonym Philander, (* 7. März 1601 in Willstätt, Grafschaft Hanau-Lichtenberg (heute Ortenaukreis in Baden); † 4. April 1669 in Worms) war ein deutscher Staatsmann, Satiriker und Pädagoge in der Zeit des Barock.

Moscherosch war ein Sohn des Landwirts und wuchs auf dem Hof seiner Eltern auf. Im Alter von 11 Jahren kam er auf das Gymnasium in Straßburg und studierte sodann Rechtswissenschaften, Philosophie und Literatur an der Universität Straßburg. 1624 immatrikulierte er sich an der Universität Genf. Nach Abschluss seiner Studien unternahm Moscherosch zunächst Bildungsreisen nach Frankreich und durch die Schweiz und arbeitete dann als Hauslehrer.

1631 bis 1634 war er einer der Amtmänner des lutherischen Zweiges der Grafen von Kriechingen in Kriechingen (Créhange) und als solcher in dem zu dieser Zeit zur Hälfte kriechingischen Saarwellingen eingesetzt. 1636 stellte ihn der pommersche Herzog von Croy-Arschot als Amtmann seines Anteils an der nicht weit von Kriechingen liegenden 'sechsherrigen' Herrschaft Finstingen (Fénétrange) ein. Nach diesen Tätigkeiten im lothringischen Grenzraum flüchtete Moscherosch vor den Wirren des Dreißigjährigen Krieges nach Straßburg, wo er von 1645 bis 1655 Leiter der Polizei und Steuerbeamter war.

Ab 1656 arbeitete er als Rechtsberater des Grafen Friedrich Casimir von Hanau, wurde aber wegen Misswirtschaft des Hofes entlassen. Nachdem er auch in den Diensten des Kurfürsten von Mainz gestanden hatte, wechselte er 1664 an den Hof von Landgrafschaft Hessen-Kassel. Moscherosch selbst starb am 1669 auf dem Weg zu seinem in Frankfurt am Main wohnenden Sohn Ernst Bogislav (1637-1702) in Worms.

Moscherosch war drei Mal verheiratete, er vermählte sich 1628 mit Esther Ackermann (* 1602 in Frankenthal), die in den Wirren des Dreißigjährigen Krieges im Dezember 1632 ums Leben kam, worauf er 1633 Maria Barbara Paniel heiratete, die knapp zwanzigjährig am 1634 an der Pest starb. 1636 ehelichte er Anna Maria Kilburger. Aus diesen drei Ehen stammten insgesamt vierzehn Kinder, von denen aber viele das Kindesalter nicht überlebten.

Moscherosch veröffentlichte Aufsätze, Gedichte und Erzählungen in lateinischer und deutscher Sprache unter dem Pseudonym Philander von Sittewald, die den gesamten Dreißigjährigen Krieg (1618–1648), dessen Grausamkeiten und Auswüchse ausführlich schildern.

Er war Mitglied mehrerer Literatur-Gesellschaften, so der 'Straßburger Aufrichtige Tannengesellschaft' von 1633 und der 'Fruchtbringende Gesellschaft'.

Des Knaben Wunderhorn von Clemens Brentano und Achim von Arnim enthält ein Lied von Moscherosch; die ab 1904 in Gütersloh von Albert Fischer herausgegebene Sammlung 'Das deutsche Kirchenlied' enthält zwei Lieder von ihm.

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Johann Michael Moscheroschs Lieder/ Hymns

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Gottvertrauen, Kreuz und Trost

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Derzeit noch nicht erfasst / Currently not scanned

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Drei Ding sind hübsch und fein

Was pranget ihr auf Erden, ihr Bürger dieser Welt

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Uploaded on November 2, 2015
Taken on November 1, 2015