Back to photostream

Selige Freiheit vollkommener Seelen

Photo: Herbstlandschaft bei Wiesbaden

+++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++

Selige Freiheit vollkommener Seelen

 

1.) Selige Freiheit vollkommener Seelen,

Die auf den himmlischen Vater nur sehn,

Ihm die Regierung des Ganzen befehlen

Und durch Gehorsam in Liebe bestehn.

Jesus macht gründlich,

Heilig und kindlich,

Aus seiner Fülle viel Wachstum zu flehn.

 

2.) Das lernt der Geist von dem ewigen Lichte,

Wenn man die Wahrheit mit Innigkeit sucht,

Wenn man die Triebe und bitteren Früchte,

Die aus dem Fleisch sich erheben, verflucht.

Was so viel Leiden

Bringt, soll ich meiden.

Hass ich mich selber, so lieb ich die Zucht.

 

3.) Eifer um's Gute, du Leuchte des Lebens,

Schenk mir vom Kreuze, das ich stetig betracht,

Dass ich nicht höre, noch lese vergebens,

Wie mich dein Opfer zum Vater gebracht!

Bleib in dem Streite

Stets mir zur Seite,

Lehre mich lieben und beten mit Macht!

 

4.) Selige Spur zu dem herrlichsten Siege,

Den mir die Kreuzesgemeinschaft gewährt,

Wenn ich mein Herz mit der Wahrheit bekriege,

Die mir die Freiheit des Geistes beschert!

In diesem Spiegel

Find ich das Siegel,

Weil sich durch's Leiden die Sünde verzehrt.

 

5.) O, wie viel Trägheit und Falschheit im Herzen

Ziehet der flatternde Geist aus der Welt!

Eigensucht, Krümmungen machen nur Schmerzen,

Wenn man auch noch geschmeidig sich stellt.

Bin ich gerade,

Geh ich im Pfade

Wo kein gesetzlicher Bann mich mehr hält.

 

6.) Ewige Liebe, in dir ist das Leben!

In mir ist Ärgernis, Falschheit und Pein.

Doch geht der Wille, nach Freiheit zu streben.

Göttliche Einfalt soll Sonne mir sein!

O, mach mich kindlich,

Treu und empfindlich,

Ob ich im Kleinsten auch bleibe nur dein!

 

7.) Läutre den Sinn von verlockenden Bildern,

Herr, da mein Herz sich so oft noch betrügt!

Hilf mir die Rede verringern und mildern,

Die sonst so heftig den Nächsten bekriegt!

Was mich will ziehen,

Lehre mich fliehen,

Weil mir die Welt so viel schmeichelt und lügt.

 

8.) Fass, o du König der Wahrheit, den Willen

In dein Erbarmen voll Heiligkeit ein,

Selig des Vaters Gebot zu erfüllen,

Keusch und in Stille geschäftig zu sein,

Treu, unabwendlich,

Dann wird mich endlich,

Jesu, dein Joch mit der Freiheit erfreun!

 

+++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++

Autor: Johann Ludwig Fricker

Melodie: Schönster Immanuel, Herzog der Frommen

+++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++

Evangelischer Liederschatz für

Kirche, Schule und Haus,

- Band 1 -

Zweite, umgearbeitete Ausgabe

Gesammelt und bearbeitet von Albert Knapp,

J. G. Cotta'scher Verlag,

Stuttgart und Tübingen, 1850

Liednummer 1420

Thema: Glaube, Kampf und Rechtfertigung

+++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++

Johann Ludwig Fricker (* 14. Juni 1729 in Stuttgart; † 13. September 1766 in Dettingen an der Erms) war ein evangelischer Pfarrer und Vertreter des Pietismus.

Fricker war der der Sohn eines Wundarztes aus Stuttgart, die Mutter stammte aus einer Kaufmannsfamilie. Er studierte in Tübingen von 1747 an zunächst Philosophie und Naturwissenschaften, um sich ab 1749 der evangelischen Theologie zuzuwenden. Er stand in Kontakt mit Johann Albrecht Bengel, der ihn mit einer Erbauungsrede in einem Tübinger Stipendium bekehrte.

Friedrich Christoph Oetinger Oetinger interessierte Fricker auch für Physik und Mathematik und vermittelte ihm eine Stelle als Mitarbeiter des Konstrukteurs Johann Georg Neßtfell aus Wiesentheid in Franken, der den Bau einer 'astronomischen Weltmaschine' betrieb und ihn auf eine Reise nach Wien an den kaiserlichen Hof mitnahm.

1753 wurde Fricker Hauslehrer in Stuttgart und unterrichtete hier einen Neffen des Pietisten Friedrich Christoph Oetinger. Seit 1755 wirkte Fricker in einer mennonitischen Familie in Amsterdam, von wo er mit seinem Schüler auch eine Reise nach London unternahm, um dort unter anderem die Methodisten John Wesley und George Whitefield kennenzulernen. 1760 kehrte er nach Württemberg zurück und besuchte auf dieser Reise verschiedene Städte am Niederrhein sowie das Wuppertal. Dabei kam er in Kontakt mit Samuel Collenbusch, Matthias Jorissen, Johann Christian Henke und Gerhard Tersteegen, was ihn zu einem der Vermittler zwischen Friedrich Christoh Oetinger und den niederländischen bzw. niederrheinischen reformierten Pietisten machte.

In Württemberg übernahm er 1761 das Amt des Pfarrverwesers in Kirchheim unter Teck, danach war er Vikar in Uhingen an der Fils und danach, von 1762 bis 1764 Diakonus, d. h. Zweiter Pfarrer, in Dettingen an der Erms sowie Pfarrer in der Filialgemeinde Hülben, wo er den wesentlichen Anstoß für die Einführung des Pietismus gegeben hat. Fricker, der nach eigenem Bekunden eine trockene, herbe und wortkarge Natur war und an seine Gemeinde hohe theologische Ansprüche stellte, zog bei seinen Erbauungsstunden zeitweise zwei- bis dreihundert Teilnehmer an.

Fricker war auch Musiktheoretiker und hat als solcher wahrscheinlich den Dichter Friedrich Hölderlin beeinflusst, der den Ausdruck 'die Dissonanzen der Welt' im Schlussteil seines Romans Hyperion wohl aus einer kabbalistisch-musiktheoretischen Abhandlung Frickers übernommen hat.

+++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++

¸¸,ø¤º°`°º¤ø,¸¸,ø¤º°`°º°´°º¤ø,¸¸,ø¤º°`°º¤ø,¸

Johann Ludwig Frickers Lieder/ Hymns

¸¸,ø¤º°`°º¤ø,¸¸,ø¤º°`°º°´°º¤ø,¸¸,ø¤º°`°º¤ø,¸

 

In unsers König Namen betreten wir die Bahn

Selige Freiheit vollkommener Seelen

Wahrheit und Liebe, die doppelt göttliche Quelle

1,289 views
2 faves
0 comments
Uploaded on October 20, 2015
Taken on October 14, 2011