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Eilt nur, Stunden, flieht, ihr Jahr und Zeiten
Eilt nur, Stunden, flieht, ihr Jahr und Zeiten
1.) Eilt nur, Stunden, flieht, ihr Jahr und Zeiten!
Nach dem Vater jener Ewigkeiten
Steht mein Verlangen.
Meine Seele will ihn gern umfangen.
2.) Wohl mir, kurz ist meiner Hütte Dauer.
Fällt ihr Druck auch ihrem Geiste sauer
Und wird er müde:
O, wie süß wird da der ew'ge Friede!
3.) Drückt den Geist nur, Lasten und Beschwerden
Bis zum Seufzen, bis zum ängstlich werden.
Denn wird mir bange:
Reizt die Ewigkeit, die ich verlange.
4.) Schreckt der heitre Klang der Sterbensglocke:
Mir ist er ein süß' und schmeichelnd Locken.
Will mich belehren,
Dass wir in die Ewigkeit gehören.
5.) Tod, raff um mich weg, auch die ich liebe.
Wiss, dass wenn ich mich um sie betrübe,
Es mich auch freuet:
Weil's mir gleiche Ruhe prophezeiet.
6.) Müder Geist, sei in dem Herrn nur wacker
Dorten seh ich auf dem Gottes-Acker
Die Ruhekammer,
Sicherheit vor Sturm, vor Not und Jammer.
7.) O, wie gut, wie sanft wird sich's hier liegen!
Dort kann schon der Geist beim Lämmlein siegen.
Und den Gebeinen
Will Gott auch zum Leben einst erscheinen.
8.) Sterb ich: fang ich an erst recht zu leben,
Schmeck die Freude, die der Herr zu geben
Mich lässt erbleichen,
Freude, der sonst keine zu vergleichen.
9.) Sel'ges nun, die sel'gen Geister kommen,
Nun wird meine Seele aufgenommen.
mit diesen Scharen
Soll sie himmelan in Friede fahren.
10.) Froher Schwung durch alle Himmelshöhen!
Gleich, ja gleich soll ich die Gottheit sehen.
Da ist die Pforte:
Wohl mir, nun bin ich am rechten Orte.
11.) Prächt'ger Aufschluss! Was ist da zu sehen?
Hunderttausend Majestäten stehen,
Gott zu besingen,
Und dem Lamme Lob und Preis zu bringen.
12.) Himmelsbürger, reiner Geister Chöre,
Wenn ich euer Halleluja höre
Im Himmel tönen,
Kann ich mich nicht nach der Erde sehnen.
13.) Wohl und Weh der Erden ist vergessen,
Ich verehr' und seh' die Klarheit dessen,
Der für mein Leben
Sich aus Liebe in den Tod gegeben.
14.) Gott nun schauen, bei ihm triumphieren
Ohne Furcht, es wieder zu verlieren.
O, sichrer Friede!
Dieses Lebens wird man niemals müde.
15.) Nun kann ich den Glanz des Himmels leiden,
Mich selbst in dem Licht der Gottheit meiden.
Wer kann's verstehen,
Der es nie mit Augen selbst kann sehen.
16.) Auserwählter Seelen große Scharen,
Die ihr von so vielen hundert Jahren
Dort angekommen,
Wohl mir, dass ihr mich auch aufgenommen.
17.) Schöner Umgang, Liebe ohne Tücke,
Holdes Wesen ohne falsche Blicke!
Schmuck weißer Seide
Wird der Unschuld hier zum Feierkleide.
18.) Hier seh ich die Väter erstrer Zeiten,
Der Propheten hohe Seligkeiten,
Der Märt'rer Prangen,
Alle, alle, die voran gegangen.
19.) Auch ich bin nun ihrer einer worden!
Ich gehöre auch in ihren Orden,
Falle mit nieder,
Bringe die dem Lamm geweihte Lieder.
20.) Höchst erwünschtes Leben, große Freude,
Meine Hoffnung, meines Geistes Weide,
Du mein Verlangen,
Wann, ach, wann wirst du bei mir anfangen?
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Autor: Carl Christian Wigand
Melodie: O wie selig seid ihr doch, ihr Frommen
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Neue Sammlung geistlicher Lieder
[gewidmet und unter der Beteiligung von Heinrich Ernst zu Stolberg]
Verlag des hiesigen und Commission des Hallischen Waisenhauses
Druck Johann Georg Struck, Hofbuchdrucker
Wernigerode, 1752
Liednummer 122
Thema: Tod und Ewigkeit
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Carl Christian Wigand, (geboren in Wernigerode, + 27. Mai 1748) war Pädagoge und evangelischer Kirchenlieddichter. Er arbeitete am Pädagogium in Halle/Saale und wechselte 1742 als Konrektor an die Schule seiner Vaterstadt. Er verfasste Werke zur Pädagogik und auch mindestens ein geistliches Lied, das Heinrich Ernst zu Stolberg in seine 1752 veröffentlichte 'Neue Sammlung geistlicher Lieder' aufgenommen hat. Es heißt 'Eilt nur, Stunden, flieht, ihr Jahr und Zeiten' und hat 20 Strophen. Knapp übernahm es ohne Verfasserangabe in seine 1837 in Stuttgart erschienene Sammlung 'Evangelischer Liedschatz für Kirche und Haus' (Band 2) mit 18 Strophen. Weitere biographische Einzelheiten sind nach derzeitiger Quelllage nicht bekannt.
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Eilt nur, Stunden, flieht, ihr Jahr und Zeiten
Eilt nur, Stunden, flieht, ihr Jahr und Zeiten
1.) Eilt nur, Stunden, flieht, ihr Jahr und Zeiten!
Nach dem Vater jener Ewigkeiten
Steht mein Verlangen.
Meine Seele will ihn gern umfangen.
2.) Wohl mir, kurz ist meiner Hütte Dauer.
Fällt ihr Druck auch ihrem Geiste sauer
Und wird er müde:
O, wie süß wird da der ew'ge Friede!
3.) Drückt den Geist nur, Lasten und Beschwerden
Bis zum Seufzen, bis zum ängstlich werden.
Denn wird mir bange:
Reizt die Ewigkeit, die ich verlange.
4.) Schreckt der heitre Klang der Sterbensglocke:
Mir ist er ein süß' und schmeichelnd Locken.
Will mich belehren,
Dass wir in die Ewigkeit gehören.
5.) Tod, raff um mich weg, auch die ich liebe.
Wiss, dass wenn ich mich um sie betrübe,
Es mich auch freuet:
Weil's mir gleiche Ruhe prophezeiet.
6.) Müder Geist, sei in dem Herrn nur wacker
Dorten seh ich auf dem Gottes-Acker
Die Ruhekammer,
Sicherheit vor Sturm, vor Not und Jammer.
7.) O, wie gut, wie sanft wird sich's hier liegen!
Dort kann schon der Geist beim Lämmlein siegen.
Und den Gebeinen
Will Gott auch zum Leben einst erscheinen.
8.) Sterb ich: fang ich an erst recht zu leben,
Schmeck die Freude, die der Herr zu geben
Mich lässt erbleichen,
Freude, der sonst keine zu vergleichen.
9.) Sel'ges nun, die sel'gen Geister kommen,
Nun wird meine Seele aufgenommen.
mit diesen Scharen
Soll sie himmelan in Friede fahren.
10.) Froher Schwung durch alle Himmelshöhen!
Gleich, ja gleich soll ich die Gottheit sehen.
Da ist die Pforte:
Wohl mir, nun bin ich am rechten Orte.
11.) Prächt'ger Aufschluss! Was ist da zu sehen?
Hunderttausend Majestäten stehen,
Gott zu besingen,
Und dem Lamme Lob und Preis zu bringen.
12.) Himmelsbürger, reiner Geister Chöre,
Wenn ich euer Halleluja höre
Im Himmel tönen,
Kann ich mich nicht nach der Erde sehnen.
13.) Wohl und Weh der Erden ist vergessen,
Ich verehr' und seh' die Klarheit dessen,
Der für mein Leben
Sich aus Liebe in den Tod gegeben.
14.) Gott nun schauen, bei ihm triumphieren
Ohne Furcht, es wieder zu verlieren.
O, sichrer Friede!
Dieses Lebens wird man niemals müde.
15.) Nun kann ich den Glanz des Himmels leiden,
Mich selbst in dem Licht der Gottheit meiden.
Wer kann's verstehen,
Der es nie mit Augen selbst kann sehen.
16.) Auserwählter Seelen große Scharen,
Die ihr von so vielen hundert Jahren
Dort angekommen,
Wohl mir, dass ihr mich auch aufgenommen.
17.) Schöner Umgang, Liebe ohne Tücke,
Holdes Wesen ohne falsche Blicke!
Schmuck weißer Seide
Wird der Unschuld hier zum Feierkleide.
18.) Hier seh ich die Väter erstrer Zeiten,
Der Propheten hohe Seligkeiten,
Der Märt'rer Prangen,
Alle, alle, die voran gegangen.
19.) Auch ich bin nun ihrer einer worden!
Ich gehöre auch in ihren Orden,
Falle mit nieder,
Bringe die dem Lamm geweihte Lieder.
20.) Höchst erwünschtes Leben, große Freude,
Meine Hoffnung, meines Geistes Weide,
Du mein Verlangen,
Wann, ach, wann wirst du bei mir anfangen?
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Autor: Carl Christian Wigand
Melodie: O wie selig seid ihr doch, ihr Frommen
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Neue Sammlung geistlicher Lieder
[gewidmet und unter der Beteiligung von Heinrich Ernst zu Stolberg]
Verlag des hiesigen und Commission des Hallischen Waisenhauses
Druck Johann Georg Struck, Hofbuchdrucker
Wernigerode, 1752
Liednummer 122
Thema: Tod und Ewigkeit
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Carl Christian Wigand, (geboren in Wernigerode, + 27. Mai 1748) war Pädagoge und evangelischer Kirchenlieddichter. Er arbeitete am Pädagogium in Halle/Saale und wechselte 1742 als Konrektor an die Schule seiner Vaterstadt. Er verfasste Werke zur Pädagogik und auch mindestens ein geistliches Lied, das Heinrich Ernst zu Stolberg in seine 1752 veröffentlichte 'Neue Sammlung geistlicher Lieder' aufgenommen hat. Es heißt 'Eilt nur, Stunden, flieht, ihr Jahr und Zeiten' und hat 20 Strophen. Knapp übernahm es ohne Verfasserangabe in seine 1837 in Stuttgart erschienene Sammlung 'Evangelischer Liedschatz für Kirche und Haus' (Band 2) mit 18 Strophen. Weitere biographische Einzelheiten sind nach derzeitiger Quelllage nicht bekannt.
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