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Sollst du bei Gott dein Wohnung han
Photo: Steinhaus in Irland
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Sollst du bei Gott dein Wohnung han
1.) Sollst du bei Gott dein Wohnung han
Und seinen Himmel erben,
So b'harr nur stets auf deiner Bahn
Mit Christo musst du sterben.
Du musst dein Herz
(Es gilt kein Scherz)
In Gottes Gunst versenken.
Dein Hab und Gut,
Auch Leib und Blut,
Gänzlich dem Vater schenken.
2.) Ohn' alle Furcht und weichlich' Art
Musst du dich zu Ihm halten,
Ihn frei bekennen ungespart
Und Ihn nur lassen walten.
Greifs tapfer an,
Du musst doch dran,
Kehr dich an Niemands Wüten.
Wer sucht die Beut',
Der muss den Streit
Nicht fliehen, noch verhüten.
3.) Pracht, Adel, Macht, Stärk, Schönheit, Gunst
Mag dich zu Gott nicht dringen,
Es stinkt Ihm als ein Schwefeldunst.
Nach Demut musst du ringen
Aus aller Krfat,
Dann kommt der Saft,
Der treibt dich an zu laufen
Auf's Herren Straß',
Ohn' Ziel und Maß.
Das heißt: All Ding verkaufen.
4.) Hast du Gott lieb, und kennst den Sohn,
Wie du dich rühmst mit Worten.
So musst du seinem Willen schon
Nachleben aller Orten.
Mach kein Gloß, (a)
Die Schrift ist bloß, - (b)
Ich kann's nicht anders sehen:
Wer Gott hängt an,
Gewiss der kann
Des Satans Grimm entgehen.
5.) Ja, spricht die Welt, es ist nicht Not,
Mit Christo so zu leiden,
Er litte selbst für mich den Tod,
Drum kann ich's Kreuz wohl meiden.
Er zahlt für mich,
Des tröst ich mich!
Damit ist's ausgerichtet.
Ach, nein! Ach, nein!
Es ist nur Schein,
Der Satan hät's erdichtet.
6.) O Jesu, der du Kraft und Licht
Den Deinen schenkst von oben,
Bewahre mich, dass ich doch nicht
Scheu Satans Wut und Toben!
Ficht er mich an
Auf deiner Bahn,
So hilf mir fröhlich kämpfen,
Muss leiden ich
Gleich Fersenstich, (c)
So werd' ich ihn doch dämpfen.
(a) Unernsthaftigkeit
(b) rein, klar
(c) Sinnbild der Versuchung durch die Sünde
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Autor: Ludwig Hätzer
Melodie: O Herre Gott, dein göttlich Wort
oder: Ein Lämmlein geht und trägt die Schuld
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Johann Anastatasii Freylinghausen
Geistreiches Gesang=Buch.
den Kern alter und neuer Lieder in sich haltend
Herausgegeben von Gotthilf August Francke
gedruckt in Halle, 1741
Im Verlag des Waisenhauses
Liednummer 822
Thema: Glaube, Kampf und Rechtfertigung
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Ludwig Hätzer, auch Hetzer (* vor 1500 in Bischofszell im Kanton Thurgau/Schweiz; † 4. Februar 1529 in Konstanz) war ein Publizist und Bibelübersetzer mit radikalreformatorischen Neigungen. Er besuchte die Stiftsschule in Bischofszell, studierte anschließend in Freiburg im Breisgau und wechselte im Jahr 1517 an die Universität in Basel. Er beendete das Studium ohne einen akademischen Grad zu erwerben. Von 1520 bis 1523 war er als Kaplan Inhaber der Messpfründe von Wädenswil am Zürichsee. Im Sommer 1523 zog er nach Zürich und schloss sich der Reformationsbewegung um Ulrich Zwingli an. Ende 1523 wurde von ihm eine Flugschrift gegen die Bilderverehrung veröffentlicht; im gleichen Jahr erschien das von ihm geführte Protokoll zur zweiten Zürcher Disputation. Bereits während dieser Disputation stand er dem radikalen Flügel um die späteren Täufer nahe. Nach einem kurzen Aufenthalt in Augsburg, wo er ebenfalls publizistisch tätig war, kehrte er 1525 nach Zürich zurück und schloss sich der Täuferbewegung an. Er lehnte die Säuglingstaufe zwar ab, unterzog sich selbst aber nicht der Erwachsenentaufe. Mit anderen Wiedertäufern wurde er im Januar 1525 aus Zürich ausgewiesen und zog über Konstanz erneut nach Augsburg, wo er der Stadt verwiesen wurde. Noch einmal kehrte er nach Zürich zurück, wo er sich mit Zwingli versöhnte und sich auch von der Forderung nach der Erwachsenentaufe distanzierte. Im Frühjahr 1526 erfolgte jedoch der endgültige Bruch mit Zürich und Hätzer fand vorerst Aufnahme bei Capito in Straßburg. Hier lernte er mit Hans Denck die spiritualistische Richtung des Täufertums kennen. Gemeinsam mit ihm begann er die alttestamentlichen Propheten ins Deutsche zu übersetzten. Im Sommer 1527 traf er sich während der Augsburger Märtyrersynode mit Hans Hut, konnte aber die Stadt noch vor der Verhaftungswelle verlassen und zog anschließend durch verschiedene Städte Süddeutschlands. Den Winter 1527/28 verbrachte er in Augsburg, wo er sich mit der Dienstmagd Appolonia verheiratete. Als im Frühjahr 1528 auch dort die Verfolgung der Täufer begann, kehrte er nach Bischofszell zurück, um sich in Ruhe der literarischen Tätigkeit zu widmen. Im November 1528 wurde er auf Betreiben der Stadt Augsburg in Konstanz verhaftet und 1529 hingerichtet. Stadtrat Thomas Blarer, der Bruder des Konstanzer Reformators Ambrosius Blarer, beschrieb das Ende von Ludwig Hätzer in einem Brief, der Ende 1529 in Straßburg gedruckt wurde. Neben theologischen Veröffentlichungen sind auch einige geistliche Lieder von Hätzer erhalten.
Sollst du bei Gott dein Wohnung han
Photo: Steinhaus in Irland
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Sollst du bei Gott dein Wohnung han
1.) Sollst du bei Gott dein Wohnung han
Und seinen Himmel erben,
So b'harr nur stets auf deiner Bahn
Mit Christo musst du sterben.
Du musst dein Herz
(Es gilt kein Scherz)
In Gottes Gunst versenken.
Dein Hab und Gut,
Auch Leib und Blut,
Gänzlich dem Vater schenken.
2.) Ohn' alle Furcht und weichlich' Art
Musst du dich zu Ihm halten,
Ihn frei bekennen ungespart
Und Ihn nur lassen walten.
Greifs tapfer an,
Du musst doch dran,
Kehr dich an Niemands Wüten.
Wer sucht die Beut',
Der muss den Streit
Nicht fliehen, noch verhüten.
3.) Pracht, Adel, Macht, Stärk, Schönheit, Gunst
Mag dich zu Gott nicht dringen,
Es stinkt Ihm als ein Schwefeldunst.
Nach Demut musst du ringen
Aus aller Krfat,
Dann kommt der Saft,
Der treibt dich an zu laufen
Auf's Herren Straß',
Ohn' Ziel und Maß.
Das heißt: All Ding verkaufen.
4.) Hast du Gott lieb, und kennst den Sohn,
Wie du dich rühmst mit Worten.
So musst du seinem Willen schon
Nachleben aller Orten.
Mach kein Gloß, (a)
Die Schrift ist bloß, - (b)
Ich kann's nicht anders sehen:
Wer Gott hängt an,
Gewiss der kann
Des Satans Grimm entgehen.
5.) Ja, spricht die Welt, es ist nicht Not,
Mit Christo so zu leiden,
Er litte selbst für mich den Tod,
Drum kann ich's Kreuz wohl meiden.
Er zahlt für mich,
Des tröst ich mich!
Damit ist's ausgerichtet.
Ach, nein! Ach, nein!
Es ist nur Schein,
Der Satan hät's erdichtet.
6.) O Jesu, der du Kraft und Licht
Den Deinen schenkst von oben,
Bewahre mich, dass ich doch nicht
Scheu Satans Wut und Toben!
Ficht er mich an
Auf deiner Bahn,
So hilf mir fröhlich kämpfen,
Muss leiden ich
Gleich Fersenstich, (c)
So werd' ich ihn doch dämpfen.
(a) Unernsthaftigkeit
(b) rein, klar
(c) Sinnbild der Versuchung durch die Sünde
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Autor: Ludwig Hätzer
Melodie: O Herre Gott, dein göttlich Wort
oder: Ein Lämmlein geht und trägt die Schuld
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Johann Anastatasii Freylinghausen
Geistreiches Gesang=Buch.
den Kern alter und neuer Lieder in sich haltend
Herausgegeben von Gotthilf August Francke
gedruckt in Halle, 1741
Im Verlag des Waisenhauses
Liednummer 822
Thema: Glaube, Kampf und Rechtfertigung
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Ludwig Hätzer, auch Hetzer (* vor 1500 in Bischofszell im Kanton Thurgau/Schweiz; † 4. Februar 1529 in Konstanz) war ein Publizist und Bibelübersetzer mit radikalreformatorischen Neigungen. Er besuchte die Stiftsschule in Bischofszell, studierte anschließend in Freiburg im Breisgau und wechselte im Jahr 1517 an die Universität in Basel. Er beendete das Studium ohne einen akademischen Grad zu erwerben. Von 1520 bis 1523 war er als Kaplan Inhaber der Messpfründe von Wädenswil am Zürichsee. Im Sommer 1523 zog er nach Zürich und schloss sich der Reformationsbewegung um Ulrich Zwingli an. Ende 1523 wurde von ihm eine Flugschrift gegen die Bilderverehrung veröffentlicht; im gleichen Jahr erschien das von ihm geführte Protokoll zur zweiten Zürcher Disputation. Bereits während dieser Disputation stand er dem radikalen Flügel um die späteren Täufer nahe. Nach einem kurzen Aufenthalt in Augsburg, wo er ebenfalls publizistisch tätig war, kehrte er 1525 nach Zürich zurück und schloss sich der Täuferbewegung an. Er lehnte die Säuglingstaufe zwar ab, unterzog sich selbst aber nicht der Erwachsenentaufe. Mit anderen Wiedertäufern wurde er im Januar 1525 aus Zürich ausgewiesen und zog über Konstanz erneut nach Augsburg, wo er der Stadt verwiesen wurde. Noch einmal kehrte er nach Zürich zurück, wo er sich mit Zwingli versöhnte und sich auch von der Forderung nach der Erwachsenentaufe distanzierte. Im Frühjahr 1526 erfolgte jedoch der endgültige Bruch mit Zürich und Hätzer fand vorerst Aufnahme bei Capito in Straßburg. Hier lernte er mit Hans Denck die spiritualistische Richtung des Täufertums kennen. Gemeinsam mit ihm begann er die alttestamentlichen Propheten ins Deutsche zu übersetzten. Im Sommer 1527 traf er sich während der Augsburger Märtyrersynode mit Hans Hut, konnte aber die Stadt noch vor der Verhaftungswelle verlassen und zog anschließend durch verschiedene Städte Süddeutschlands. Den Winter 1527/28 verbrachte er in Augsburg, wo er sich mit der Dienstmagd Appolonia verheiratete. Als im Frühjahr 1528 auch dort die Verfolgung der Täufer begann, kehrte er nach Bischofszell zurück, um sich in Ruhe der literarischen Tätigkeit zu widmen. Im November 1528 wurde er auf Betreiben der Stadt Augsburg in Konstanz verhaftet und 1529 hingerichtet. Stadtrat Thomas Blarer, der Bruder des Konstanzer Reformators Ambrosius Blarer, beschrieb das Ende von Ludwig Hätzer in einem Brief, der Ende 1529 in Straßburg gedruckt wurde. Neben theologischen Veröffentlichungen sind auch einige geistliche Lieder von Hätzer erhalten.