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Noch glühet von des Tages Hitze

Photo: Impressionen aus der Romney Marsh, England

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Noch glühet von des Tages Hitze

 

1.) Noch glühet von des Tages Hitze

Stein, Furche, Saat und Gras und Staub.

Noch regt sich in des Baumes Spitze

Auch nicht ein Lüftchen durch das Laub.

Mit schwerem Atem schleichen alle

Und Feuer wallet durch das Blut,

Und fernher zittern Donnerhalle

Noch tief und dumpf in schwüler Glut.

 

2.) Mit jedem Pulsschlag wird es bänger

Und schwarzer jeden Augenblick.

Des Donners Stimme tönet länger,

Und stärker kehret sie zurück.

Der heiße, matte Landmann (a) sehnet

Sich nach Erquickung mit der Flur

Und harret, an den Pflug gelehnet,

Des großen Schauspiels der Natur.

 

3.) Nun zaget vor dem Gott der Götter

Der Frevler bleiches Angesicht,

Jehova redet in dem Wetter

Und Berge beben, wenn er spricht.

Wie Nacht kommt er herangezogen,

Und Blitze leuchten vor ihm her

Und Wogen drängen sich an Wogen,

Als wie in einem Feuermeer.

 

4.) Der Sturm geht heulend durch die Wälder

Und Bäume bersten unter ihm.

Die Klüfte zittern und die Felder

Sind finster in dem Ungestüm.

Als würde die Natur begraben

Glüht Blitz auf Blitz,

Fällt Schlag auf Schlag.

Und groß und furchtbar und erhaben

Wird's plötzlich Nacht und plötzlich Tag.

 

5.) Der ganze Himmel schwimmt in Flammen

Und rauschend stürzt der Regenguss

In eine Wasserflut zusammen, -

Vor jedem Berge strömt ein Fluss.

Die Wolken spalten sich in Blitze

Mit Schrecken fährt der Feuerstrahl.

Und krachend stürzt der Eiche Spitze

Zerschmettert, tief herab ins Tal.

 

6.) Noch braust der Wald, noch gießt der Regen

Die neue Wohltat auf das Land

Und alles triefet von dem Segen,

Den Gottes Atem hergesandt.

Das Wetter zieht erleichtert weiter,

Auch unsre Nachbarn zu erfreun.

Und alles ist erquickt und heiter

Und scheint wie neubelebt zu sein.

 

7.) Der Busen dehnt mit freiern Zügen

Sich in der abgekühlten Luft,

Die ganze Gegend haucht Vergnügen

Und jede Blume süßern Duft.

Schön wie ein Morgen wird der Abend,

Der kurz vorher so schwer gedroht.

Der Landmann sitzt, sich dankbar labend,

Noch in dem letzten Abendrot.

 

8.) Er sieht noch, wie am Firmamente

Der Mond im vollen Glanze steht.

Mit Andacht faltet er die Hände,

Wenn er zum stillen Lager geht.

Gott, der du in den Wettern wandelst,

So spricht er, legt sich hin und ruht,

Jehova, Vater, Herr, du handelst

Mit deinen Kindern weis und gut!

 

 

(a) in der mir vorliegenden Ausgabe steht hier 'Pilger'.

Ich habe hier den Landmann eingefügt, der ja als einziger

sich mit Recht an den Pflug lehnen darf. Im übrigen

taucht er in Strophe 7 wieder auf, was für mich ein

weiteres Indiz für die Richtigkeit meiner Anpassung ist.

 

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Autor: Johann Gottfried Seume

Melodie: Wie groß ist des Allmächtgen Güte

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Sammlung geistlicher Lieder - Band 2 -

Herausgegeben von Nikolaus Joachim Guilliam Evers

Archediakonus an der Jakobi-Kirche, Hamburg

Druck und Verlag: G.F.Schniebes, E.E.Raths

Hamburg, 1817

Liednummer 1236

Thema: Natur, Wetter und Schöpfung

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Johann Gottfried Seume (* 29. Januar 1763 in Poserna (heute Ortsteil von Lützen), Kursachsen; † 13. Juni 1810 in Teplitz, Nordböhmen) war ein deutscher Schriftsteller und Dichter.

Der Sohn eines verarmten Bauern begann auf Wunsch des Grafen Hohenthal-Knauthain im Herbst 1780 ein Studium der evangelischen Theologie in Leipzig, geriet dabei in eine religiöse Krise und wollte im Juni 1781 nach Frankreich fliehen, fiel aber Werbern des Landgrafen von Hessen-Kassel in die Hände und wurde an England für den Kampf in den aufständischen amerikanischen Kolonien verkauft. Er wurde zwar 1782 über den Atlantik transportiert, es kam aber nicht mehr zu Kampfhandlungen und er kam 1783 nach Bremen zurück. Nach mehreren vergeblichen Fluchtversuchen wurde er schließlich gegen Zahlung einer Kaution freigelassen.

Ab Herbst 1787 studierte er erneut mit Förderung des Grafen Hohenthal in Leipzig Jura, Philosophie, Altphilologie und Geschichte. 1791 erwarb er den Magistergrad und habilitierte sich 1792. 1790-92 war er Hofmeister eines livländischen Grafen, dann Sekretär und Adjutant seines Onkels, des russischen Generals Igelström; mit ihm ging er nach Rußland, dann nach Warschau, wo er zum Leutnant befördert wurde. 1794 geriet er während des polnischen Aufstandes in Gefangenschaft; anschließend kehrte er nach Leipzig zurück, wo er als Hauslehrer lebte.

Nach einer vierjährigen Tätigkeit als Lektor im Göschen-Verlag brach er Ende 1801 zu einer Fußwanderung nach Sizilien auf; der Rückweg führte ihn auch nach Paris. Anschließend war er wieder Hauslehrer. 1805 bereiste er Polen, Rußland, Finnland, Schweden und Dänemark. In Nikolaus Joachim Evers Sammlung geistlicher Lieder, 1817 in Hamburg verlegt, sind fünf Lieder von ihm enthalten.

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Johann Gottfried Seumes Lieder/ Hymns

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Tod und Ewigkeit

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Selig, wer mit Ruhe dorthin blicket

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Derzeit noch nicht erfasst / Currently not scanned

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Das neue Licht der Sonne gießt ein neues Lebensfeuer

Gott, gib, dass wir uns nie verirren

Gott, unter deiner Vaterhut

Noch glühet von des Tages Hitze Stein, Furche

Schon schimmert mir der Abendstern

Vater Aller, alle Erdenkreise

Wenn wir am Rand des lebens stehn

 

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Uploaded on July 2, 2014
Taken on July 2, 2014