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Was ist doch unsre Lebenszeit?

Was ist doch unsre Lebenszeit?

 

1.) Was ist doch unsre Lebenszeit?

Was ist der Menschen Wandel?

Es ist nur lauter Eitelkeit

Sein ganzer Lauf und Handel.

Gleichwie ein schönes grünes Gras

Gar bald zu Heu muss werden,

So bricht der Mensch auch gleich wie Glas

Und wird zu Staub und Erden.

 

2.) Er blühet, wie ein' zarte Blum'

Auf grüngesätem Felde,

Eh man sich kaum gesehen um,

Macht sie des Windes Kälte,

Wenn brausend sie darüber geht

Ganz los von Laub und Blätter.

So, wenn's mit uns am besten steht,

Kommt Tod und Unglückswetter.

 

3.) Drum ist es lauter Eitelkeit

Des Menschen kurzes Leben,

Ein kurzes Nu (a) der Fröhlichkeit

Und gleichet sich gar eben

Dem Staub, der mit dem Wind entsteht,

Ein'm bald gebrochnen Glase,

Dem Schnee, der in dem Lenz vergeht

Und einer Wasserblase.

 

4.) Gleich einer schönen Morgenröt',

Von Wolken überzogen,

Gleich einem Blitz, der bald vergeht,

Gleich einem Regenbogen,

Dem Schatten, der da bricht herein,

Dem Nebel, der verjaget

Der goldnen Sonnen heißer Schein,

Des Himmels Röt', wenn's regnet.

 

5.) Es ist der Mensch gleich einem Traum,

Der mit dem Schlaf aufhöret,

Ein aufgeschwollner Wasserschaum,

Der sich im Hui (a) verstöret,

Gleich einem schnell verschossnen Pfeil,

Ein Echo in den Grüften,

Ein' Zeitvertreib der kurz'n Weil, (a)

Ein Vogelflug in Lüften.

 

6.) Am heißen Sonnenschein ein Eis,

Ein Tau, der bald verdirbet,

Ein Wanderschaft und stete Reis',

Bis er sich legt und stirbet.

Drum bleibt und ist es Eitelkeit

Der Menschen Tun und Handel

Und seine ganze Lebenszeit

Ein sorgenvolles Wandel.

 

7.) Wohl dem, der dieses recht betracht't,

Und so bestellt sein Leben,

Dass er sich stündlich fertig macht,

Den Totenzoll zu geben,

Den wird nach dieser kurzen Zeit

Und diesem Weltgetümmel

Die heiligste Dreifaltigkeit

Belohnen in dem Himmel.

 

(a) Augenblick

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Autor: Justus Georg Schottelius

Melodie: Was mein Gott will, das gscheh allzeit

oder: Ein Lämmlein geht und trägt die Schuld

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Geistliches neuvermehrtes Gothaisches

[evangelisches] Gesang-Buch

mit 1369 geistreichen Liedern und Gesängen

Verlag und Druck Johann Christoph Reyher

Gotha, 1767

Liednummer 676

Thema: Tod und Ewigkeit

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Justus Georg Schottelius (latinisiert aus Schottel; * 23. Juni 1612 in Einbeck; † 25. Oktober 1676 in Wolfenbüttel) war ein deutscher Dichter, Sprachgelehrter der Barockzeit und Verfasser geistlicher Lieder.

Justus Georg war der Sohn des lutherischen Pfarrers Johannes Schottelius in Einbeck und dessen Ehefrau Margaretha, einer Tochter des Kaufmanns Hans Ilse. Seit 1618 besuchte er die Ratsschule zu Einbeck. Nach dem Tod des Vaters 1626 begann er eine Handwerker- oder Krämerlehre, die er nach kurzer Zeit abbrach.

Mit 17 Jahren verdiente er sich bereits seinen eigenen Lebensunterhalt durch Nachhilfestunden und Schreibarbeiten, um das Gymnasium Andreanum in Hildesheim besuchen zu können. 1628 immatrikulierte er sich an der Universität Helmstedt. In den Jahren 1631 bis 1633 studierte Schottelius am Akademischen Gymnasium in Hamburg.

Anschließend wechselte Schottelius 1633 für zwei Jahre an die Universität Groningen. 1635 immatrikulierte er sich an der Universität. Im Jahr darauf kehrte Schottelius nach Einbeck zurück und immatrikulierte sich 1636 an der Universität Wittenberg, von wo er 1638 vor den schwedischen Truppen fliehen musste.

In Braunschweig verdingte er sich 1638 als Hauslehrer bei der Familie von Hahn. Zu Ostern 1638 wurde Schottelius zum Präzeptor des Prinzen Anton Ulrich von Braunschweig-Lüneburg ernannt. Ein weiterer Schüler war Ferdinand Albrecht von Braunschweig-Lüneburg. In den Jahren 1645–1646 unterstützte der bekannte Dichter Sigmund von Birken Schottelius bei der Erziehung der jungen Prinzen.

Schottelius schrieb mindestens sechs Schauspiele für seine Schüler, welche von diesen auch aufgeführt wurden. Größtenteils komponierte Herzogin Sophie Elisabeth, die Gattin Herzog Augusts des Jüngeren, die Begleitmusik. Zu einem Stück stammt die Musik von Heinrich Schütz.

Während seiner Tätigkeit als Präzeptor und Hauslehrer promovierte Schottelius an der Universität Helmstedt zum Doctor beider Rechte. Als solcher wurde er 1642 zum Assessor am Hofgericht ernannt.

Während dieser Jahre bemühte sich Schottelius stets um die deutsche Sprache und griff engagiert in die Sprachdebatte seiner Zeit ein, 1642 wurde er Mitglied in der Fruchtbringenden Gesellschaft. 1646 heiratete er Margarethe Cleve, die aber schon 1647 – wahrscheinlich im Kindbett – starb. Noch bis 1646 hatte Schottelius das Amt des Prinzenerziehers am Wolfenbütteler Hof inne. Anschließend wurde er als Hof- und Kammerrat auch mit administrativen Aufgaben betraut. Der Pegnesische Blumenorden von Georg Philipp Harsdörffer hatte ihn schon 1645 aufgenommen. Mit dem zweiten Ordenspräsidenten Birken verband ihn eine langjährige, durch den noch erhaltenen Briefwechsel belegte Gelehrtenfreundschaft. 1649 heiratete Schottelius einzweites Mal.

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Schottelius' Lieder/ Hymns

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Gott Lob und Dank, dass ich nicht krank

Gott, der du hast diese Nacht

Güldner Fried uns sehr ergötzt

Ich halt, Jesu, stille, so ferne

Ist, Jesu, es dein Wille, halt ich geduldig stille

Warum willst du ewig sterben, Sünder, warum

Was ist doch unsre Lebenszeit

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Uploaded on October 31, 2013
Taken on October 10, 2013