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O Gott, wer wird von diesem Leib
Photo: Skulptur auf dem Nordfriedhof in Wiesbaden
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O Gott, wer wird von diesem Leib
1.) O Gott, wer wird von diesem Leib
Des Todes mich erlösen?
So lang ich noch im Fleische bleib,
Empfind ich Lust zum Bösen.
Das gute Wollen hab ich wohl,
Nicht aber das Vollbringen.
Drum lass mich, wenn ich sterben soll,
Vom Tod ins Leben dringen.
2.) Zwar hässlich scheint es anzusehn,
Den Leib mit Kot zu decken,
Woraus denn endlich Würmer gehn:
Doch lass dich dies nicht schrecken!
Der beste Teil, die Seel' ist dann
Bereits an Ort und Enden,
Wo keine Qual sie rühren kann:
Sie ruht in Gottes Händen.
3.) Der alls aus nichts hervorgebracht,
Wird leichtlich meine Glieder,
Ob sie gleich Staub, durch seine Macht
In Ordnung bringen wieder.
Das Weizen-Körnlein muss voran,
Solls fruchtbar sein, verwesen,
So fault der Leib auch, eh er kann
Dort ewiglich genesen.
4.) Ich weiß, weil mein Erlöser lebt,
Werd ich auch mit ihm leben.
Der wird mich, wenn der Erdkreis bebt,
Mit dieser Haut umgeben.
Da werd ich, und kein Fremder nicht,
- Mein Glaub' hat dies Vertrauen, -
Des Allerhöchsten Angesicht
In meinem Fleisch anschauen.
5.) Hiervon kann mich nicht Pracht noch Ruhm,
Wenn alles muss erwachen,
Nicht Engel oder Fürstentum
Noch Höll' abwendig machen.
Da wird mich weder Not noch Tod,
Nach ausgestandnem Leiden,
Ja, keine Kreatur von Gott
Und seiner Liebe scheiden.
6.) Inzwischen muss der Leib jedoch
Den Tod zuvor empfinden
Und dulden dieses schwere Joch
Von wegen seiner Sünden.
Er muss auf eine kleine Frist,
Dieweil er war von Erden,
So bald die Seel' im Himmel ist,
Zur Erde wieder werden.
7.) Geh hin, mein Volk, spricht unser Held,
Geh hin in deine Kammer,
Verbirg dich in dein Schlafgezelt,
Und schließ vor diesem Jammer
Die Tür ein wenig nach dir zu,
Bis dass mein Zorn verschwinde.
Und ich nicht mehr so schrecklich tu
Von wegen deiner Sünde.
8.) Es hat ja Gott durch seine Macht
Der Höllen Reich zerstört,
Und unsre letzte Todesnacht
In einen Schlaf verkehrt.
Ins Grab gehn, heißt sein Kämmerlein
Verschließen ohne Sorgen,
Und halten sich für größrer Pein
Ein' Augenblick verborgen.
9.) Was zagst du denn, o meine Seel,
Den Körper zu verlassen?
Dort wird dich dein Immanuel
Recht brüderlich umfassen,
Und deinen Leib, der nichtig war,
Voll Sünden. voller Schwären,
An jenem Tage ganz und gar,
Wie seinen Leib verklären.
10.) Wach auf, und rühmt des Höchsten Rat,
Die ihr in Gräbern lieget,
Nach dem der Fürst des Lebens hat
Dem Sterben obgesieget.
Wie herrlich wird zu aller Zeit,
In solchem Freudenleben,
Die Krone der Gerechtigkeit
Auf euren Häuptern schweben.
11.) Wer nur an Auferstehung glaubt,
Vergebung auch der Sünden,
Und dass ein ewig' Leben bleibt,
Der wird sich leichtlich finden,
Ob Krankheit, Angst, Gefahr und Not
Ihn plötzlich überfallen.
Der wird mit Freuden durch den Tod
In Abrahams Schoß wallen.
12.) Wie selig sind die Toten nun,
Die in dem Herren sterben,
Sie ruhn von allen ihrem Tun
Und werden nicht verderben.
Von nun an, sagt der Heil'ge Geist,
Gott, mehr' uns dies Vertrauen,
Dass wir im Sterben allermeist
Auf's andre Leben schauen.
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Autor: Gerhard Wolter Molanus
Melodie: Er lebt, so heißt das Losungswort
oder: Wir halten vor dir Liebesmahl
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gefunden in:
Vermehrtes Hannoverisches
[evangelisches] Kirchen-Gesang-Buch
Im Verlage seligen
Nicolai Försters und Sohnes Erben
Hannover, 1740
Liednummer 899
Thema: Tod und Ewigkeit
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Gerhard Wolter Molanus, (auch Gerhard Walther Melanus), eigentlich Gerhard Wolter von der Mülen (* 1. November 1633 in Hameln; † 7. September 1722 in Hannover), war ein bedeutender Theologe, evangelischer Abt des Klosters Loccum (Rehburg-Loccum) und Kirchenlieddichter.
Gerhard Molanus studierte an der Universität Helmstedt bei Georg Calixt, wurde 1659 Professor der Mathematik an der Universität Rinteln, dann 1664 Professor der Theologie und schließlich 1671 Konventual des Klosters Loccum, 1672 Koadjutor des dortigen Abts, 1674 Konsistorialdirektor, schließlich 1677 selbst Abt. Von 1674 bis 1680 war er auch Generalsuperintendent der Generaldiözese Calenberg.
Molanus scheiterte mit den von ihm betriebenen Reunionsverhandlungen mit der katholischen Kirche weil er das Gewicht der Lehrunterschiede für die Identität der einzelnen Konfessionen unterschätzte und weil ihm die beteiligten Fürsten die politische Unterstützung wieder entzogen. Molanus starb in Hannover, in dem von ihm bewohnten Abtshaus des Loccumer Hofes und wurde im Kloster Loccum begraben. Sein von ihm selbst entworfenes Grabmal ist erhalten. Der Nachlass und die bedeutende Privatbibliothek wurden 1728/29 von der Königlichen Bibliothek Hannover, der heutigen Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Bibliothek, erworben und gehören mit ihren Rara und Unica zu den größten Bücherschätzen dieser Bibliothek. Die schon zu seinen Lebzeiten berühmte Münzsammlung wurde 1745 von den Erben verkauft und zählt heute zu den wichtigen Beständen der Münzkabinette in Gotha und im Landesmuseum Hannover.
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Molanus' Lieder/ Hymns
¸¸,ø¤º°`°º¤ø,¸¸,ø¤º°`°º°´°º¤ø,¸¸,ø¤º°`°º¤ø,¸
Der alle Sünder zu sich lädt
Ich trete frisch zu Gottes Tisch
Lass mir alle Wochen sein, Jesu, stille Wochen
O Gott, wer wird von diesem Leib des Todes mich erlösen
O Gott, wer wird von diesem Leib
Photo: Skulptur auf dem Nordfriedhof in Wiesbaden
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O Gott, wer wird von diesem Leib
1.) O Gott, wer wird von diesem Leib
Des Todes mich erlösen?
So lang ich noch im Fleische bleib,
Empfind ich Lust zum Bösen.
Das gute Wollen hab ich wohl,
Nicht aber das Vollbringen.
Drum lass mich, wenn ich sterben soll,
Vom Tod ins Leben dringen.
2.) Zwar hässlich scheint es anzusehn,
Den Leib mit Kot zu decken,
Woraus denn endlich Würmer gehn:
Doch lass dich dies nicht schrecken!
Der beste Teil, die Seel' ist dann
Bereits an Ort und Enden,
Wo keine Qual sie rühren kann:
Sie ruht in Gottes Händen.
3.) Der alls aus nichts hervorgebracht,
Wird leichtlich meine Glieder,
Ob sie gleich Staub, durch seine Macht
In Ordnung bringen wieder.
Das Weizen-Körnlein muss voran,
Solls fruchtbar sein, verwesen,
So fault der Leib auch, eh er kann
Dort ewiglich genesen.
4.) Ich weiß, weil mein Erlöser lebt,
Werd ich auch mit ihm leben.
Der wird mich, wenn der Erdkreis bebt,
Mit dieser Haut umgeben.
Da werd ich, und kein Fremder nicht,
- Mein Glaub' hat dies Vertrauen, -
Des Allerhöchsten Angesicht
In meinem Fleisch anschauen.
5.) Hiervon kann mich nicht Pracht noch Ruhm,
Wenn alles muss erwachen,
Nicht Engel oder Fürstentum
Noch Höll' abwendig machen.
Da wird mich weder Not noch Tod,
Nach ausgestandnem Leiden,
Ja, keine Kreatur von Gott
Und seiner Liebe scheiden.
6.) Inzwischen muss der Leib jedoch
Den Tod zuvor empfinden
Und dulden dieses schwere Joch
Von wegen seiner Sünden.
Er muss auf eine kleine Frist,
Dieweil er war von Erden,
So bald die Seel' im Himmel ist,
Zur Erde wieder werden.
7.) Geh hin, mein Volk, spricht unser Held,
Geh hin in deine Kammer,
Verbirg dich in dein Schlafgezelt,
Und schließ vor diesem Jammer
Die Tür ein wenig nach dir zu,
Bis dass mein Zorn verschwinde.
Und ich nicht mehr so schrecklich tu
Von wegen deiner Sünde.
8.) Es hat ja Gott durch seine Macht
Der Höllen Reich zerstört,
Und unsre letzte Todesnacht
In einen Schlaf verkehrt.
Ins Grab gehn, heißt sein Kämmerlein
Verschließen ohne Sorgen,
Und halten sich für größrer Pein
Ein' Augenblick verborgen.
9.) Was zagst du denn, o meine Seel,
Den Körper zu verlassen?
Dort wird dich dein Immanuel
Recht brüderlich umfassen,
Und deinen Leib, der nichtig war,
Voll Sünden. voller Schwären,
An jenem Tage ganz und gar,
Wie seinen Leib verklären.
10.) Wach auf, und rühmt des Höchsten Rat,
Die ihr in Gräbern lieget,
Nach dem der Fürst des Lebens hat
Dem Sterben obgesieget.
Wie herrlich wird zu aller Zeit,
In solchem Freudenleben,
Die Krone der Gerechtigkeit
Auf euren Häuptern schweben.
11.) Wer nur an Auferstehung glaubt,
Vergebung auch der Sünden,
Und dass ein ewig' Leben bleibt,
Der wird sich leichtlich finden,
Ob Krankheit, Angst, Gefahr und Not
Ihn plötzlich überfallen.
Der wird mit Freuden durch den Tod
In Abrahams Schoß wallen.
12.) Wie selig sind die Toten nun,
Die in dem Herren sterben,
Sie ruhn von allen ihrem Tun
Und werden nicht verderben.
Von nun an, sagt der Heil'ge Geist,
Gott, mehr' uns dies Vertrauen,
Dass wir im Sterben allermeist
Auf's andre Leben schauen.
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Autor: Gerhard Wolter Molanus
Melodie: Er lebt, so heißt das Losungswort
oder: Wir halten vor dir Liebesmahl
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gefunden in:
Vermehrtes Hannoverisches
[evangelisches] Kirchen-Gesang-Buch
Im Verlage seligen
Nicolai Försters und Sohnes Erben
Hannover, 1740
Liednummer 899
Thema: Tod und Ewigkeit
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Gerhard Wolter Molanus, (auch Gerhard Walther Melanus), eigentlich Gerhard Wolter von der Mülen (* 1. November 1633 in Hameln; † 7. September 1722 in Hannover), war ein bedeutender Theologe, evangelischer Abt des Klosters Loccum (Rehburg-Loccum) und Kirchenlieddichter.
Gerhard Molanus studierte an der Universität Helmstedt bei Georg Calixt, wurde 1659 Professor der Mathematik an der Universität Rinteln, dann 1664 Professor der Theologie und schließlich 1671 Konventual des Klosters Loccum, 1672 Koadjutor des dortigen Abts, 1674 Konsistorialdirektor, schließlich 1677 selbst Abt. Von 1674 bis 1680 war er auch Generalsuperintendent der Generaldiözese Calenberg.
Molanus scheiterte mit den von ihm betriebenen Reunionsverhandlungen mit der katholischen Kirche weil er das Gewicht der Lehrunterschiede für die Identität der einzelnen Konfessionen unterschätzte und weil ihm die beteiligten Fürsten die politische Unterstützung wieder entzogen. Molanus starb in Hannover, in dem von ihm bewohnten Abtshaus des Loccumer Hofes und wurde im Kloster Loccum begraben. Sein von ihm selbst entworfenes Grabmal ist erhalten. Der Nachlass und die bedeutende Privatbibliothek wurden 1728/29 von der Königlichen Bibliothek Hannover, der heutigen Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Bibliothek, erworben und gehören mit ihren Rara und Unica zu den größten Bücherschätzen dieser Bibliothek. Die schon zu seinen Lebzeiten berühmte Münzsammlung wurde 1745 von den Erben verkauft und zählt heute zu den wichtigen Beständen der Münzkabinette in Gotha und im Landesmuseum Hannover.
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Molanus' Lieder/ Hymns
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Der alle Sünder zu sich lädt
Ich trete frisch zu Gottes Tisch
Lass mir alle Wochen sein, Jesu, stille Wochen
O Gott, wer wird von diesem Leib des Todes mich erlösen