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Burkina_Faso_2007_mit_Unterricht_090

becoming a doctor shortely before burnout, but thx god also a buddhist. want read more, please, welcome-my pleasure fu and so on...im jokin' ok?

 

 

Der Autor Axel Kruschik distanziert sich von jeglicher Art Rassismus und betont ausdrücklich, dass es sich um Phantasiepersonen handelt! Jede Ähnlichkeit mit realen Personen oder ist ungewollt und rein zufällig!

Der Autor betont weiters, dass es sich um eine satirische Aufarbeitung heikler Gesellschaftsthemen handelt, die nicht ernstzunehmen ist!

 

 

 

 

Hilfseinsatz - oder: EXITUS 5 VOR 7

 

 

Es hatte alles damit angefangen, dass ich Nigger zu hassen begonnen hatte.Aber das ist eine andere Geschichte. Ebenso Fliegen.

Im Flugzeug hatte ich dann leicht übertrieben und zu den drei Valium auch noch einiges getrunken. Bier von Wien nach Frankfurt, Rotwein von Frankfurt nach Paris und Pastis von Paris nach Ouagadougou - sie wissen nicht, wo das liegt? - ist auch egal, aber der Form halber sage ich es ihnen: Burkina Faso, Westafrika, Subsahara. Kein Meer, kein Dschungel, keine Wüste, aber viel Sand, der meiste davon in der Luft. Es muss wohl am Hochdruck liegen, denn obwohl es keinerlei Industrie gibt(das Hochentwickeltste sind Dieselgeneratoren) war es der ärgste Smog, den ich je eingeatmet hatte. Ehrlich, nichts gegen eine wochenlang unentlüftete Tiefgarage.

Dann der lächerliche Flughafen. Mehr Schlaglöcher als Asphalt, ein einstöckiger Pferch mit hundert Passkontrollen(ohne dass sie das Gesicht dazu anschauen), unglaublich heiss, keine Bar. Mir wurde es zu dumm. Angeblich war der Zoll ja bestochen, denn wir hatten zirka 400 kg Medikamente mit. Also drängte ich mich brüsk vor, den Pass in der Hand hochgestreckt. Schon schrie ein Tuttelsheriff irgendwas. Ich blieb stehen, verbeugte mich, wiess auf meinen Anstecker "Medecins sans Frontieres" und entschuldigte mich. Sie keiffte weiter-ehrlich gesagt hätte ich nichts dagegen gehabt, von dieser 1,90 grossen schlanken aber muskulösen Massai in Handschellen abgeführt zu werden, eine geile (Wa)Tussi. Dann kam gottseidank der General und lotste uns durch. Ich habe noch nie sauberere Schuhe gesehen. Sogar einen Mercedes hatte er.

Ja die afrikanische Nacht...die rote Erde wärmt die Sohlen mit animalischer Energie, der Wind lebt, undefinierbare Tierlaute, Trommeln, uralte Geister umfliessen dich zart und gar nicht unheimlich, es ist etwas ganz eigenes-für mich der einzige relevante Grund, hierher zu kommen. Man fühlt sich wie im Bauch eines Tieres, eines wilden und zugleich zahmen Tieres, es ist dunkel ohne richtig dunkel zu sein, es ist warm, geborgen und trotzdem könnte jeder Schritt der letzte sein.

Ich sass dann noch bis halbvier auf der Terasse der Missionsstation, trank den Pastis aus und scherzte ordinär mit den Koreanern. Whatz yor beliif?" I'm just a little catholic" "HAHA I'm little buddhist." Fuck you I'm Atheist!" und dann auf ex Pastis. Ich Trottel musste in drei Stunden aufstehen.

Der erste Tag war der Horror. Ich war der einzige, der ein halbwegs passables Anfängerfranzösisch sprach, und es sah so aus: 2 Dolmetscher für die Stammessprachen, oder was auch immer, 1 Dolmetscherin, die mir das unverständliche Französisch der Stammesdolmetscher übersetzte, und ich, der vielleicht die Hälfte davon verstand. Das macht zusammen, von mindestens 5 stinkenden Negern angespuckt und angeschrien zu werden, eine Diagnose stellen zu müssen und die Leute mit einem Medikament abzuspeisen, dazwischen vielleicht ein paar mal mit dem Stethoskop hinzuhören(das macht Eindruck), in die Ohren zu schauen-ich sah kein einziges Trommelfell wahrscheinlich vor Dreck- Bäuche abzuklopfen, und besorgt und ernst zu wirken. Ich praktizierte quasi medizinische stille Post. Die Leute hier waschen sich nicht - womit auch, wenn wir das täten, würden wir ärger stinken , das fand ich fazinierend. Der Scheissegeruch ist ziemlich dezent, obwohl sie sich mit Sand auswischen. (Aber trotzdem nicht wegzudiskutieren). Um Tacheles zu reden, ich habe fast alles vergessen, was sie uns auf der Universität verklickert hatten, also, wäre das Sprachproblem nicht gewesen, es hätte nicht viel anders ausgesehen. Viele Dinge hatte ich auch erst gar nicht gelernt. Ich sage ihnen, ein Arzt kommt mit 5 Medikamenten aus, die er über den Daumen gepeilt verschreibt: Ein Antibiotikum bei Fieber, ein Schmerzmittel und Antiphlogistikum, ein Diuretikum bei Herzbeschwerden, Digitalis und ein Beruhigungsmittel, die ganzen hunderttausend Bücher und Fachartikel sind ein paar Hobbies von Wichsern- das wichtigste ist, den Leuten zuzuhören. Das war nur Spass, ich werde schon wieder sarkastisch.

Jetzt ein paar Worte über mich: Ich bin ein Arschloch, ein Angsthase, ein Feigling, ein Hypochonder, pervers, Neid ist meine Hauptbeschäftigung, obergescheit und gleichzeitig dumm, eine schlimme Kombination, eine Kontraindikation für alles, ich weiss manche unwichtige Dinge , aber das meiste sage ich falsch. Ich hätte nie Arzt werden sollen, vielleicht Mechaniker oder Koch, aber nie Arzt. Man sagt ja im Hippokratischen Eid, dass das wichtigste ist, nicht zu schaden. Nicht mal das schaffe ich.

Mein Gott!! Ein asiatischer Kollege hat am ersten Tag den Geist aufgegeben. Im Bus aus dem Fenster- dem nicht vorhandenen- gekotzt, dann lag er wie tot da, unansprechbar, Glasgow-coma-scale etwa 9 Punkte, ich vermutete eine Subduralblutung aus einem geplatzten Basilarisaneurysma, Menigokokken, oder zumindest ein Norwalk-Virus. Nichts davon war der fall. Ich vermutete wirklich, dass er sterben würde, bis mir seine Landsleute zu verstehen gaben, dass auch einiges an Simulation vorhanden wäre. Wenn "der Asiate" krank ist, dann lässt er das sozial auch durchblicken, inklusive starker Übertreibung. Ich meine, sie trugen ihn vom Bus in die Kirche hinter den Altar, wo er reglos dalag. Was mussten sich die afrikanischen Begleiter denken?

So viele Ärzte und nicht einmal einem Kollegen können sie helfen...

Ich wollte schon immer eine beschnittene Frau sehen, wie das genau aussieht, ob nur die Klitoris entfernt ist, oder auch die kleinen Schamlippen, ob das zugenäht ist etc.. Also holte ich mir von Zeit zu Zeit ein ansprechendes Mädchen in den Bus und liess die Krankenschwester ihr die Beine spreizen. Ich bekam zwar immer eine Erektion , aber es sah alles normal aus, schade(...).

Sylvester: Im Busch verfahren, seit 8 Stunden unterwegs, sie müssen sich das vorstellen-Radkästen verrostet und offen, so dass der ganze Sand ins Wageninnere staubt, angeschweisste Notsitze für 17 Leute in einem Bus, der (vor 30 jahren) maximal für 7 gedacht gewesen wäre, 400 kg Gepäck am Dach, Überladung, die nur durch die Last in der Fahrkabine ausgeglichen werden konnte, der Motor durfte nicht abgeschaltet werden, weil sonst nicht nicht mehr anwerfbar.

Es gibt hier kein Licht, keine Beschilderung, keine Strasse, nicht einmal Sterne, weil dauernd eine Sandwolke über der Savanne hängt. Es gibt aber eine neue Pflanzenart, die sich um menschliche Ansiedlungen verbreitet: Plastiktütenstücke, meist schwarz. Auf die Idee, das einzusammeln, oder wenigstens zu verbrennen, kommt natürlich niemand-wäre wahrscheinlich schon philosophisch. Wir hatten uns um 19.00 losgerissen, ich glaube , den Dorfnegern war es ziemlich egal, und sollten angeblich in 3 Stunden in einer Kirche übernachten(=Lehmziegelschachtel mit mit Draht befestigtem Wellblechdach). Ich möchte jetzt nicht grossartig poetisch den Mond beschreiben, weil ich das nicht kann, aber er sah durch den feinen roten Sand in der Atmosphäre aus, als gehörte er gründlich gereinigt. Die Flasche Pastis neigte sich nach nach mittlerweile 8 Stunden Fahrt dem Ende zu, ebenso die Schmerzen in meinem Sitzmuskel und die Stimmung. Ein gelungenes Sylvester.Die noch vorhandenen Fenster ratterten auf der Wellblechpiste wie Maschinengewehrsalven, so dass Schlafen unmöglich war. Irgendwann blieben wir stehen. Wenn sie glauben, in Afrika kann es nicht kalt sein, muss ich widersprechen. Es hatte maximal 8 Grad. Wir durften auch kein Feuer machen, weil das hätte Räuber anlocken können. Was soll man da machen? Eben-wir kuschelten uns am Boden(der war noch halbwegs warm, zusammen)-schwul aber warm. (Bitte verzeihen sie meine infantilen Wortspiele, aber Humor ist das einzige, was einem noch bleibt-und dann kann man sich als reich betrachten, bitte glauben sie mir das).

Als es hell wurde- eine Mischung aus Milch, Sand und Radioaktivität, fanden wir dann den Weg.

Trotzdem waren die Fahrten noch das angenehmste. Ich setzte mich ganz nach hinten, weg von den anderen, weil ich einfach zu ausgepowert war, zu reden, zwischen die Schwarzen, wobei ich mich wunderte, dass sie mir nicht den besten Platz überliessen, aber gut. Ich leerte den Schnaps in Limonade oder Wasser und goss mir ordentlich einen rein. Als die Gedanken dann angenehm zu verschwimmen begannen, pflegte ich in die Savanne hinauszublicken, in ihre beruhigende Horizontlosigkeit. Eine Ebene, endlos, gelb-grün, die Bäume in einem gepflanzt aussehenden Abstand, aber trotzdem unregelmässig, über allem die Geier am weissen Himmel und alle heiligen Zeiten ein kleines Kastell aus strohgedeckten enggedrängten runden Lehmhütten, davor winkende Leute.

"Alles , was komplizierter ist als eine Trommel, überfordert den Neger", so ein Kollege, der die Sache schon länger machte. Wahrscheinlich wäre es sinnvoller gewesen, ich hätte mir eine Leopardenfellmütze aufgesetzt und wäre um die Leute herumgetanzt, denn sie sahen die Medikamente immer nur ungläubig an und hielten sie in den Händen wie etwas von einem fremden Stern. Einmal sah ich beim Wegfahren aus dem Augenwinkel, wie kleine Buben mit einem Jod-Sprühdesinfektionsmittel herumspielten(oranger Nebel), das ich einem Mann mit einem faulenden Beingeschwür gegeben hatte.

Es stimmt aber wirklich: das Einzige, bei dem die Schwarzen mit Eifer und beachtlichem Talent dabei sind, ist singen, tanzen, trommeln- hier kann jeder Junge einen guten Rhythmus spielen- das haben mittlerweile auch die Missionare kapiert und eine Messe ist eigentlich eine Gospelchorprobe mit Aerobicelementen.

Ich bin kein Rassist. Ich wurde 4 mal in meinem Leben ausgeraubt, 2 mal von Negern, 2 mal von Zigeunern, ich wurde 3 mal zusammengeschlagen, 1 mal von Skinheads, ein mal von Deutschen, ein mal von Nigerianern, und da richtig.

Bitte glauben sie mir, ich bin kein schlechter Mensch, oder zumindest nicht schlechter als sie.

Aber ich bin bis zu einem gewissen grad lernfähig. Es kann aber auch sein, dass das nur rein persönlich ist, wer kann das wissen? Manchmal glaube ich an Gott, aber nicht , weil irgendetwas tolles passiert, sondern einfach so. Ich habe das alles in Kirchen geschrieben, ich habe ständig Witze über Jesus gemacht, ich habe betrunken gearbeitet, ich habe einen akuten Blinddarmdurchbruch diagnostiziert bei einem Jungen, dessen Mutter das egal war, ich habe ihr eingeschärft, dass er sterben würde, falls sie nicht ins Krankenhaus gehen würde, ich habe überlegt, ob ich es machen könnte, aber wir hatten weder Anästhetika noch Instrumente.

Als wir in der Nacht an dem umgestürzten Lastwagen vorbeikamen, war es zu gefährlich, nach den Verletzten zu sehen und als wir dann am Morgen das Schwein überfuhren, das wahrscheinlich die einzige Lebensgrundlage einer ganzen Familie war, lachte ich:"Todeszeit 5 vor 7". Wir konnten nicht stehenbleiben und es war mir egal.

Machen sie das mal und dann reden wir weiter. Nein, machen sie es besser nicht.

Es gibt andere, die es wieder machen werden.

 

Ich möchte auch noch ein offenes Wort über meine Begleiter loswerden. Die meisten Asiaten mit ihren unsterilen Akupunkturnadeln, mit ihren Moxa-Brandhütchen, die sie mit Leim um schmerzende Gelenke herum anklebten, anzündeten, bis hässliche Brandwunden entstanden- jeder seine eigene wirre Theorie um Energieflüsse entlang der Wirbelsäule oder von der Milz zum Arschloch- ich glaubte ihnen nicht.

In ihrer Heimat sind sie meistens keine Ärzte, es gibt beispielsweise einen, der ist Musikprofessor und einen anderen, der Techniker ist. Sie kommen ein paar mal im Jahr nach Österreich, scheffeln Geld, weil sie per se nur gutsituierte Leute behandeln, die dementsprechen grosszügig sind, da den Behandlungen für die, die im Endeffekt nichts haben, aber schon "bei tausend Ärzten" gewesen sind, anscheinend einen gewissen exotischen Placeboeffekt haben.

Danach haben die Asiaten, so scheint es mir, etwas schlechtes Gewissen und behandeln ein mal im Jahr auch arme Leute in armen Ländern gratis. Ich meine, sie sind nett und irgendwie sehr herzlich, berühren einen gerne und lachen auch gerne, eigentlich mag ich sie.

Als ich nach Österreich zurückkam, war das erste, was mir wie üblich auffiel, die ungelenk unter Gemütlichkeit versteckte dumpfe Aggression. Redet man mit jemandem länger als fünf Minuten, entpuppt er sich als der ärgste Rassist, Nationalsozialist und potentieller Massenmörder. Ich glaube nicht, dass es Zufall ist, dass der Nationalsozialismus in Österreich und Deutschland entstanden ist, ebenso, dass es kein Zufall ist, dass er nach 60 Jahren noch so zwanghaft in Kultur und Politik vorhanden ist, bzw. verfolgt wird.

Und dass man den Leuten vollkommen egal ist. MIR war noch nie jemand so egal, wie ich es den ersten drei Leuten bin, denen ich hier auf der Strasse begegne.

Aber geben sie dem Österreicher ein Fass Bier, ein paar Doppelliter Wein, Ziehharmonikamusik und ein paar einfache Heurigenbänke, und er wird ein guter Mensch sein. Ein Österreicher sollte nie nüchtern sein und nie über den Tellerrand sehen, am besten gar nicht aus seinem Tal herauskommen.

 

Epilog:

Nach zirka 22 Stunden Schlaf stand ich auf. Das Zimmer in meinem Heimatort wirkte klein und fremd. Ich trank den letzten Schnaps aus, stand vor dem Klo und gleich danach erbrach ich. Ich ging auf die Strasse und in das einzige Lokal. Dort sassen ein paar besoffene Halbstarke. Ich spürte, es würde Ärger geben, aber das war mir egal, sogar willkommen, denn ich wollte endlich wieder etwas fühlen, das mir nicht fremd war. Ich hatte diesen "Ich-habe-das-Leben-gesehen-das-hat-mich-hart-gemacht-Blick" drauf, sie störte das natürlich sofort, die riechen das wie Tiere. Ich sass ganz ruhig da, trank meinen Rotwein(das einzige, das ich noch vertrug) und starrte vor mich hin. Ich bekam aus dem Augenwinkel mit, wie die Kellnerin die Jugendlichen wiederholt zurechtwiess und dabei auf mich deutete. Ich schaute möglichst böse. Sie gestikulierten und lachten. Ich stand auf und ging zu ihrem Tisch. Ich stellte mich vor. Ich sagte ihnen, ich wäre Arzt und käme gerade aus Afrika. Sie lachten noch mehr. Ich lachte auch. Wir luden uns gegenseitig auf eine Runde Schnaps ein. Das Eis war gebrochen. Halleluja!

 

 

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Uploaded on May 23, 2008
Taken on January 1, 2007