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Bottrop
Ruhrgebiet
NRW
„...Da war diese Textzeile von Kettcar in meinem Kopf: Du weißt Deiche brechen richtig oder eben nicht. Und ich dachte mir, nein, so bin ich nicht. Ich halte vieles zurück und bin dabei doch zu durchlässig. Tag 118 nach der Reha. Die Dinge sind gut, wie sie sind. Und sind dabei doch nicht so, wie sie sein könnten. Vor zwanzig Tagen ist Eric gestorben, kurz nach seinem 50. Geburtstag. Ich war nicht auf seiner Beerdigung. Nicht, weil ich nicht wollte. Sondern weil ich den Deichen in mir nicht traue. Aber ja, das Gegenteil von Gut bleibt Gut gemeint... Die anderen Arbeitskollegen haben mich vermisst. Auch Manuela, denn sie weiß, wie gerne ich mit ihrem Mann zusammen gearbeitet habe... Ich bin wie dieser gelbe Container. Verschlossen. Schwer zugänglich. Auf einem Deich stehend. Irgendwie isoliert. Aber was ein Betrachter daraus macht, hat nicht unbedingt etwas mit der Realität zu tun. Die Sonne war an diesem Tag müde und darum habe ich ihren Part übernommen... Ich suche magische Orte. Und was ich an ihnen finde, bleibt mein Geheimnis... Wäre ich nicht so, wie ich bin, dann wäre ich schon lange Tod. So verrückt, wie das in Deinen Ohren auch klingen mag, Es ist mein voller Ernst... Das meine ich, wenn ich sage, ich will nicht gefallen, sondern mich selbst finden... Ob mir das gelingt? Selbst, wenn nicht: Da wird eine weitere Brücke sein... Erinnerst Du Dich an diese Worte? Und siehst Du die Brücke dort hinten im Nebel? In meiner Trauer tröste ich noch die, die selbst traurig sind... Das Leben fließt links und rechts an mir vorbei. Und ich glaube, ich bin einer der wenigen, die den Wert eines jeden Momentes zu schätzen wissen. Diesen Moment des Selbstvertrauens nehme ich mir. Im nächsten Moment packe ich die Kamera in den Rucksack und nehme die beiden Jutebeutel vom Boden und verschwinde mit ihnen im Nebel. Bleibe Du ruhig hier stehen und folge später dem Klackern der Dosen, falls Du mich nicht mehr sehen solltest. Ich habe ein Bild von Eric in meinem Kopf, das ich noch machen will...“
7/7
-Ende-
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Bottrop
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NRW
„...Da war diese Textzeile von Kettcar in meinem Kopf: Du weißt Deiche brechen richtig oder eben nicht. Und ich dachte mir, nein, so bin ich nicht. Ich halte vieles zurück und bin dabei doch zu durchlässig. Tag 118 nach der Reha. Die Dinge sind gut, wie sie sind. Und sind dabei doch nicht so, wie sie sein könnten. Vor zwanzig Tagen ist Eric gestorben, kurz nach seinem 50. Geburtstag. Ich war nicht auf seiner Beerdigung. Nicht, weil ich nicht wollte. Sondern weil ich den Deichen in mir nicht traue. Aber ja, das Gegenteil von Gut bleibt Gut gemeint... Die anderen Arbeitskollegen haben mich vermisst. Auch Manuela, denn sie weiß, wie gerne ich mit ihrem Mann zusammen gearbeitet habe... Ich bin wie dieser gelbe Container. Verschlossen. Schwer zugänglich. Auf einem Deich stehend. Irgendwie isoliert. Aber was ein Betrachter daraus macht, hat nicht unbedingt etwas mit der Realität zu tun. Die Sonne war an diesem Tag müde und darum habe ich ihren Part übernommen... Ich suche magische Orte. Und was ich an ihnen finde, bleibt mein Geheimnis... Wäre ich nicht so, wie ich bin, dann wäre ich schon lange Tod. So verrückt, wie das in Deinen Ohren auch klingen mag, Es ist mein voller Ernst... Das meine ich, wenn ich sage, ich will nicht gefallen, sondern mich selbst finden... Ob mir das gelingt? Selbst, wenn nicht: Da wird eine weitere Brücke sein... Erinnerst Du Dich an diese Worte? Und siehst Du die Brücke dort hinten im Nebel? In meiner Trauer tröste ich noch die, die selbst traurig sind... Das Leben fließt links und rechts an mir vorbei. Und ich glaube, ich bin einer der wenigen, die den Wert eines jeden Momentes zu schätzen wissen. Diesen Moment des Selbstvertrauens nehme ich mir. Im nächsten Moment packe ich die Kamera in den Rucksack und nehme die beiden Jutebeutel vom Boden und verschwinde mit ihnen im Nebel. Bleibe Du ruhig hier stehen und folge später dem Klackern der Dosen, falls Du mich nicht mehr sehen solltest. Ich habe ein Bild von Eric in meinem Kopf, das ich noch machen will...“
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-Ende-