Me - made by Mario
Image taken by mariorei
Ina - domiciled in the land of poet and thinker - not in the ' Wirtschaftswunderland '
Bob Dylan - Masters of War
www.youtube.com/watch?v=JEmI_FT4YHU&ab_channel=BobDyl...
Come, you masters of war
You that build the big guns
You that build the death planes
You that build all the bombs
You that hide behind walls
You that hide behind desks
I just want you to know
I can see through your masks
You that never done nothin'
But build to destroy
You play with my world
Like it's your little toy
You put a gun in my hand
And you hide from my eyes
And you turn and run farther
When the fast bullets fly
Like Judas of old
You lie and deceive
A world war can be won
You want me to believe
But I see through your eyes
And I see through your brain
Like I see through the water
That runs down my drain
You fasten all the triggers
For the others to fire
Then you sit back and watch
While the death count gets higher
You hide in your mansion
While the young peoples' blood
Flows out of their bodies
And is buried in the mud
You've thrown the worst fear
That can ever be hurled
Fear to bring children
Into the world
For threatenin' my baby
Unborn and unnamed
You ain't worth the blood
That runs in your veins
How much do I know
To talk out of turn?
You might say that I'm young
You might say I'm unlearned
But there's one thing I know
Though I'm younger than you
That even Jesus would never
Forgive what you do
Let me ask you one question
Is your money that good?
Will it buy you forgiveness?
Do you think that it could?
I think you will find
When your death takes its toll
All the money you made
Will never buy back your soul
And I hope that you die
And your death will come soon
I'll follow your casket
On a pale afternoon
I'll watch while you're lowered
Down to your deathbed
And I'll stand over your grave
'Til I'm sure that you're dead
»This above all: to thine own self be true.« – »Dies über allem: Zu dir selbst sei wahrhaftig!« ( William Shakespeares )
Yves Montand
www.youtube.com/watch?v=Eao005jSB9w&ab_channel=Autumn...
Wie der Skorpion, mein Bruder Du bist es, du bist wie der Skorpion in einer Nacht des Schreckens Wie der Spatz, mein Bruder Du bist wie der Spatz in seinen kleinen Sorgen Wie die Muschel,
mein Bruder
Du bist wie die Muschel
Halt die Klappe und schweig
Ach!
Du bist schrecklich, mein Bruder Wie der Mund eines erloschenen Vulkans Und du bist keiner, ach, Du bist nicht fünf Du bist nicht fünf Du bist nicht fünf Du bist Millionen Du bist wie die Schafe, mein Bruder
, Wenn der Henker in deine Haut
gekleidet ist, Wenn der Henker seinen Stab erhebt,
beeilst du dich, zur Herde
zurückzukehren
Und du gehst zur Schlachtbank
Rennend, fast stolz
,
Du bist das lustigste aller Geschöpfe, kurz
, lustiger als der Fisch, der im Meer lebt, Ohne das Meer
zu kennen, Und wenn es so viel Elend auf Erden
gibt, ist es dir zu verdanken, mein Bruder
, Wenn wir zerrissen und erschöpft sind, Wenn wir bis zum Bluten gehäutet sind, Gedrückt wie der
Haufen, um unser Brot
zu geben, Soll ich so weit gehen zu sagen, dass es deine Schuld ist
?
Oh nein!
Nein, aber du hast viel damit zu tun, mein Bruder
"Gracias a la Vida"
www.youtube.com/watch?v=rMuTXcf3-6A&ab_channel=ROXYTOM
Nur die Lüge braucht die Stütze der Staatsgewalt. Die Wahrheit steht von alleine aufrecht.
(Thomas Jefferson)
Wir wollen sein ein einzig Volk von Brüdern,
in keiner Not uns trennen und Gefahr.
Wir wollen frei sein, wie die Väter waren,
eher den Tod, als in der Knechtschaft leben.
Wir wollen trauen auf den höchsten Gott
und uns nicht fürchten vor der Macht der Menschen.
( Friedrich Schiller )
Charlie Chaplins Rede an die Menschheit
www.youtube.com/watch?v=ww0zvl18-Ys&ab_channel=Clipfa...
www.youtube.com/watch?v=h9mQ6PDZ_ZY&ab_channel=MagicPuma
www.youtube.com/watch?v=GAhWN9zmEV0&ab_channel=Berge
www.youtube.com/watch?v=31Lqo6EO-2Y&ab_channel=Berge
www.youtube.com/watch?v=4CaCpYBIbrg&ab_channel=Catriona
www.youtube.com/watch?v=FZXMVlwUSVE&ab_channel=NENA
„Ich danke allen, die meine Träume belächelt haben; sie haben meine Phantasie beflügelt.
Ich danke allen, die mich in ihr Schema pressen wollten; sie haben mich den Wert der Freiheit gelehrt.
Ich danke allen, die mich belogen haben; sie haben mir die Kraft der Wahrheit gezeigt.
Ich danke allen, die nicht an mich geglaubt haben; sie haben mir zugemutet, Berge zu versetzen.
Ich danke allen, die mich abgeschrieben haben; sie haben meinen Mut geweckt.
Ich danke allen, die mich verlassen haben; sie haben mir Raum gegeben für Neues.
Ich danke allen, die mich verraten und missbraucht haben; sie haben mich wachsam werden lassen.
Ich danke allen, die mich verletzt haben; sie haben mich gelehrt, im Schmerz zu wachsen.
Ich danke allen, die meinen Frieden gestört haben; sie haben mich stark gemacht, dafür einzutreten.
Vor allem aber danke ich all jenen, die mich lieben, so wie ich bin; sie geben mir die Kraft zum Leben!"
► Paulo Coelho
www.rubikon.news/artikel/nur-mut
www.youtube.com/watch?v=Diq6TAtSECg&feature=youtu.be&...
"A mixture of gullibility and cynicism had been an outstanding characteristic of mob mentality before it became an everyday phenomenon of masses. In an ever-changing, incomprehensible, world the masses had reached the point where they would, at the same time, believe everything and nothing, think that everything is possible and that nothing was true. The mixture in itself was remarkable enough, because it spelled the end of the illusion that gullibility was a weakness of unsuspecting primitive souls and cynism the vice of superior and refined minds. Mass propaganda discovered that its audience was ready at all times to believe the worst, no matter how absurd, and did not particularly object to being deceived because it held every statement to be a lie anyhow. The totalitarian mass leaders based their propaganda on the correct psychological assumption that, under such conditions, one could make people believe the most fantastic statements one day, and trust if the next day they were given irrefutable proof of their falsehood, they would take refuge in cynicism; instead of deserting the leaders who had lied to them, they would protest that they had known all along the statement was a lie and would admire the leaders for their superior tactical cleverness."
(Hannah Arendt)
www.youtube.com/watch?v=5JrLUEekyM0&ab_channel=Bewuss...
„Gewaltloser Widerstand bedeutet nicht Nichtstun. Er bedeutet, die ungeheure Kraftanstrengung zu unternehmen, die nötig ist, um das Böse mit dem Guten zu besiegen. Diese Kraftanstrengung baut nicht auf starke Muskeln und teuflische Waffen: Sie baut auf moralische Tapferkeit, auf Selbstbeherrschung und auf das unvergessliche, zähe Bewusstsein, dass es auf Erden keinen Menschen gibt - so brutal, so persönlich feindselig er auch sei - ohne angeborenes Fundament von Güte, ohne Liebe zur Gerechtigkeit, ohne Achtung vor dem Wahren und Guten; all dies ist für jeden erreichbar, der die geeigneten Mittel verwendet.“ — Aldous Huxley
„Sie haben Feinde? Gut. Das bedeutet, dass Sie sich irgendwann in Ihrem Leben für etwas eingesetzt haben.“ — Victor Hugo
„Die größten Triumphe der Propaganda wurden nicht durch Handeln, sondern durch Unterlassung erreicht. Groß ist die Wahrheit, größer aber, vom praktischen Gesichtspunkt, ist das Verschweigen von Wahrheit.“ — Aldous Huxley, buch Schöne neue Welt
„Das Friedensministerium befasst sich mit Krieg, das Wahrheitsministerium mit Lügen, das Ministerium für Liebe mit Folterung und das Ministerium für Überfluss mit Einschränkungen.“ — George Orwell, buch 1984
„Falls Freiheit überhaupt etwas bedeutet, dann bedeutet sie das Recht darauf, den Leuten das zu sagen, was sie nicht hören wollen.“ — George Orwell, buch Farm der Tiere
Wer heute nicht verwirrt ist, der ist es, der wirklich verwirrt ist. Jeden Tag werden neue Teile des Puzzles klarer, andere fallen dafür wieder auseinander. Lieber sage ich »ich weiß nicht«, als jenes eine Wahrheit zu nennen, was bei Sonnenlicht betrachtet nichts als eine Lüge sein kann.
(»Das Leben ist gerade wie in Zeitlupe«
Essay von Dushan Wegner)
Deutsche, seid antiautoritär!
Ich lege Ihnen folgenden Vorschlag vor: Deutsche, folgt nie wieder jemandem, nur weil er mit Autorität spricht! Wenn das, was „die da oben“ sagen, eurem Verstand widerspricht, dann widersprecht ihr selbst und widersprecht umso lauter!
Niemand verdient mehr und lauteren Widerspruch als jener, der keinen Widerspruch duldet!
(Wi(e)der die Folgsamkeit
Essay von Dushan Wegner)
Sonntagslektüre: Das Riesenrad – Die Erzählung zur Coronakrise
AutorVera LengsfeldVeröffentlicht am8. November 2020
Der Schweizer Autor Volker Mohr ist nach wie vor ein Geheimtipp, obwohl seine Werke so etwas wie literarische Juwelen sind. Der 1962 geborene studierte Architekt schreibt neben Erzählungen Sachbücher, die nach Auskunft seines kleinen, aber feinen Loco-Verlags um die Themen individuelles und kollektives Schicksal, Individualität und persönliche Souveränität kreisen. Seine Erzählung „Das Riesenrad“, die bereits 2019 erschien, ist viel mehr. Sie beschreibt das geradezu kafkaeske Schicksal eines Menschen, der sich unverhofft in einer Fürsorge-Diktatur wiederfindet.
Der Architekt Michael Sternheim begleitet widerwillig seinen Sohn zu einem neuen Rummelplatz. Während sein Sprössling einem neumodischen „Flying Circus“ zustrebt, fühlt sich Sternheim überraschend von einem altmodischen Riesenrad angezogen. Kurz entschlossen löst er eine Fahrkarte und besteigt eine Gondel. Allerdings hört das Rad nicht auf, sich zu drehen. Während Sternheims Mitfahrer nichts zu bemerken scheinen, wächst seine Unruhe. Er kann dem immer schneller werdenden Gefährt aber nicht entkommen.
„Dann wurde es unvermittelt dunkel, der ohrenbetäubende Lärm nahm ab und wurde von einer fernen Melodie abgelöst…Sternheim schlug die Augen auf. Er stand an eine Hauswand gelehnt…ausdruckslose Häuser aus dem letzten Jahrhundert …lösten sich nach oben hin in einem gleissend-wässrigen Grau auf.“ Die Menschen in dieser Szenerie haben alle Hüte auf. Die Männer, die Sternheim sieht, tragen beigefarbene Regenmäntel über dunklen Anzügen, haben eine Zeitung in der Hand und streben einem Gebäude zu. Sternheim schließt sich aus ihm unerfindlichen Gründen an.
Im Inneren des Hauses gewahrte er ein Podest, das aus zwei Borsalino-Hüten zu bestehen schien, auf dem ein schrulliger Mann stand. Sternheim musste lachen und wurde sofort zurechtgewiesen: „Lachen Sie nicht…Wir sind auf der Hut – zu jeder Zeit“. Bei allem, was Sternheim dann erlebte, blieb ihm tatsächlich das Lachen im Halse stecken.
Nach einer Rede streben alle Männer einer Tür zu. Sternheim wird aufgefordert, sich einen Hut zu nehmen, damit er „behütet“ sei und den Anderen zu folgen. In einer Art Garderobe, entkleiden sich alle und werden in einem Nebenraum eingeseift. Der Schaum muss am Körper bleiben, denn , so der freundliche Einseifer: „Sie sind dann völlig immun gegen unliebsame Einflüsse, gegen Schmutz und Infektionen.“ Bei Wenigen, erfährt Sternheim, nütze das Einseifen nichts, da müssten andere Methoden angewendet werden.
Bald trifft Sternheim auf niedergeschlagene Männer und Frauen, die der Einseifung widerstanden hatten. Die werden geläutert und reingewaschen. Diesmal kommen nicht freundliche Einseifer, sondern grimmige Bürstenschwinger zum Einsatz, die Abgebürsteten wimmerten vor Schmerzen. Um den Schmutz abzuspülen, werden harte Wasserstrahlen eingesetzt, die den Behandelten „spitze Schreie“ entlocken.
Auf seinem weiteren Weg durch das Gebäude traf Sternheim einen Jungen, der ihm vorführt, wie die Kinder „unter den Hut“ gebracht werden. Jedes sitzt unter einem überdimensionierten Spitzhut aus Weidenzweigen und darf weder spielen noch lachen. Auch sein Begleiter wird unter solch einem Hut gezwungen. Sternheim muss hilflos zusehen. Vorher gelingt es dem Jungen noch, ihn auf eine Tarnkappe aufmerksam zu machen.
So kann er auf der nächsten Station an einer Gerichtsverhandlung teilnehmen, ohne gesehen zu werden. Die Angeklagten hatten alle gegen die Hutgesetze verstoßen, einer hatte sogar mit einer Hutnadel einen Anderen umgebracht. Alle Angeklagten, bis auf einen wurden, zu milden Strafen verurteilt. Sie mussten sich symbolisch auf eine Rutsche setzen und unten angekommen entweder auf festen Boden unter den Füßen gelangen, oder durchfallen. Nur der Hutkritiker fiel durch. Welche härtere Methode gegen ihn zur Anwendung kommen würden, blieb Sternheim verborgen.
Nach dem Gericht gelangte er in einen Saal, in dem zahllose Angestellte auf Computern Lebensläufe bearbeiteten. Im System befanden sich alle Daten der betreffenden Person, von der Geburt bis zum aktuellen Tag. Sternheim erkannte entsetzt, dass hier nicht nur Daten, sondern Leben gefälscht wurden.
„Begangene Wege wurden ausgelöscht und nie vollzogene Schritte eingefügt. Der einzelne wurde dadurch um Erfahrungen betrogen; Krisen und Glücksmomente wurden ihm gestohlen, Erfolge, die es nie gegeben hatte, wurden ihm angedichtet. Konnte man sich eine umfassendere Manipulation vorstellen?“.
Sternheim erschauderte, überlegte krampfhaft, wie er hierher gekommen war, konnte sich aber nicht erinnern. Schließlich gelang es ihm, diesen Albtraum zu entkommen. Er findet sich neben dem Riesenrad wieder, sieht seinen Sohn an einer Nachbarbude stehen. Sein Sohn trägt einen bunten Hut, auch andere Rummelplatzbesucher hatten diese Hüte auf ihren Köpfen. Die würden von lustigen Clowns verteilt, sagte ihm sein Sohn und bot ihm an, auch einen Hut für seinen Vater zu besorgen.
Ob Sternheim diesem Behütetsein widersteht, lässt Mohr offen.
Im Anhang findet der Leser zwei Verweise auf historische Hut-Ereignisse.
Im Jahr 1766 gab es in Madrid einen Hutaufstand, nachdem die Regierung das Verbot erließ, den runden, breitkrempigen Hut und den traditionellen langen Mantel zu tragen und stattdessen den französischen Dreispitz und Kurzmantel verordnete.
Eine regelrechte Hutrevolution fand 1925 in der Türkei statt. „Die allgemeine Kopfbedeckung der Bevölkerung der Türkei ist der Hut, und die Regierung verbietet die Fortdauer einer gegenteiligen Gewohnheit.“
Es gab ähnlich Verordnungen wie die Corona-Maßnahmen schon früher. Sie hatten zum Glück keinen Bestand. Sternheims behütende Diktatur ist noch bloß ein Albtraum, aber die Clowns, die uns ihre Hüte aufdrängen wollen, sind schon unter uns.
Voltaire
Für Toleranz
"Es ist klar, dass ein Individum, das ein anderes, seinen Bruder, verfolgt, weil es nicht seine Meinung teilt, ein Monster (un monstre) ist."
"Il est clair que tout particulier qui persécute un homme, son frère, parce qu'il n'est pas de son opinion, est un monstre."
(Voltaire: Dictionnaire philosophique, 1764 "Tolérance")
Gegen Zensur
"Das Recht zu sagen und zu drucken, was wir denken, ist das Recht eines jeden freien Menschen, das man nicht leugnen kann, ohne die abscheulichste Tyrannei auszuüben. Dieses Vorrecht ist für uns ebenso wichtig wie die Ernennung unserer Verwalter und Politiker, das Eintreiben von Steuern, die Entscheidung über Krieg und Frieden; und es wäre ein Hohn, wenn diejenigen, die die Souveränität haben, ihre Meinung nicht schriftlich äußern könnten. "
(Voltaire: Questions sur les miracles)
"Le droit de dire et d'imprimer ce que nous pensons est le droit de tout homme libre, dont on ne saurait le priver sans exercer la tyrannie la plus odieuse. Ce privilège nous est aussi
essentiel que celui de nommer nos auditeurs et nos syndics, d'imposer des tributs, de décider de la guerre et de la paix; et il serait plaisant que ceux en qui réside la souveraineté ne pussent pas dire leur avis par écrit."
(VOLTAIRE: Questions sur les miracles)
AN DIE NACHGEBORENEN
1
Wirklich, ich lebe in finsteren Zeiten!
Das arglose Wort ist töricht. Eine glatte Stirn
Deutet auf Unempfindlichkeit hin. Der Lachende
Hat die furchtbare Nachricht
Nur noch nicht empfangen.
Was sind das für Zeiten, wo
Ein Gespräch über Bäume fast ein Verbrechen ist
Weil es ein Schweigen über so viele Untaten einschließt!
Der dort ruhig über die Straße geht
Ist wohl nicht mehr erreichbar für seine Freunde
Die in Not sind?
Es ist wahr: ich verdiene noch meinen Unterhalt
Aber glaubt mir: das ist nur ein Zufall. Nichts
Von dem, was ich tue, berechtigt mich dazu, mich satt zu essen.
Zufällig bin ich verschont. (Wenn mein Glück aussetzt
Bin ich verloren.)
Man sagt mir: iß und trink du! Sei froh, daß du hast!
Aber wie kann ich essen und trinken, wenn
Ich es dem Hungernden entreiße, was ich esse, und
Mein Glas Wasser einem Verdurstenden fehlt?
Und doch esse und trinke ich.
Ich wäre gerne auch weise
In den alten Büchern steht, was weise ist:
Sich aus dem Streit der Welt halten und die kurze Zeit
Ohne Furcht verbringen
Auch ohne Gewalt auskommen
Böses mit Gutem vergelten
Seine Wünsche nicht erfüllen, sondern vergessen
Gilt für weise.
Alles das kann ich nicht:
Wirklich, ich lebe in finsteren Zeiten!
2
In die Städte kam ich zu der Zeit der Unordnung
Als da Hunger herrschte.
Unter die Menschen kam ich zu der Zeit des Aufruhrs
Und ich empörte mich mit ihnen.
So verging meine Zeit
Die auf Erden mir gegeben war.
Mein Essen aß ich zwischen den Schlachten
Schlafen legt ich mich unter die Mörder
Der Liebe pflegte ich achtlos
Und die Natur sah ich ohne Geduld.
So verging meine Zeit
Die auf Erden mir gegeben war.
Die Straßen führten in den Sumpf zu meiner Zeit
Die Sprache verriet mich dem Schlächter
Ich vermochte nur wenig. Aber die Herrschenden
Saßen ohne mich sicherer, das hoffte ich.
So verging meine Zeit
Die auf Erden mir gegeben war.
Die Kräfte waren gering. Das Ziel
Lag in großer Ferne
Es war deutlich sichtbar, wenn auch für mich
Kaum zu erreichen.
So verging meine Zeit
Die auf Erden mir gegeben war.
3
Ihr, die ihr auftauchen werdet aus der Flut
In der wir untergegangen sind
Gedenkt
Auch der Haß gegen die Niedrigkeit
Verzerrt die Züge.
Auch der Zorn über das Unrecht
Macht die Stimme heiser. Ach, wir
Die wir den Boden bereiten wollten für Freundlichkeit
Konnten selber nicht freundlich sein.
Ihr aber, wenn es soweit sein wird
Daß der Mensch dem Menschen ein Helfer ist
Gedenkt unsrer
Mit Nachsicht.
(Bertholt Brecht)
Aber heute weiß ich nicht mehr, was ich eigentlich will und wünsche. Früher war alles einfach, so einfach wie die Buchstaben in einem Lesebuch. Jetzt ist nichts mehr einfach, nicht einmal mehr die Buchstaben. Alles hat viele Bedeutungen und Gesichter bekommen. Ich weiß nicht, was aus mir werden soll, ich kann jetzt nicht an solche Sachen denken.
( Hermann Hesse, Narziß und Goldmund)
Die Welt zu durchschauen, sie zu erklären, sie zu verachten, mag großer Denker Sache sein. Mir aber liegt einzig daran, die Welt lieben zu können, sie nicht zu verachten, sie und mich nicht zu hassen, sie und mich und alle Wesen mit Liebe und Bewunderung und Ehrfurcht betrachten zu können.
( Hermann Hesse, Siddhartha)
Wenn jemand sucht, dann geschieht es leicht, daß sein Auge nur noch das Ding sieht, das er sucht, daß er nichts zu finden, nichts in sich einzulassen vermag, weil er nur an das Gesuchte denkt, weil er ein Ziel hat, weil er vom Ziel besessen ist. Finden aber heißt: frei sein, offen stehen, kein Ziel haben.
( Hermann Hesse, Siddhartha)
Ich war allzu moralisch, allzu vernünftig, allzu bürgerlich gewesen! Ein alter, ewiger Fehler, den ich hundertmal begangen und bitter bereut habe, ist mir auch diesmal wieder passiert. Ich wollte mich einer Norm anpassen, ich wollte Forderungen erfüllen, die gar niemand an mich stellte, ich wollte etwas sein oder spielen, was ich gar nicht war. Und so war es mir wieder einmal geschehen, daß ich mich selbst und das ganze Leben vergewaltigt hatte.
(Hermann Hesse, Kurgast)
Nicht steht mir zu, über eines andern Leben zu urteilen! Für mich allein muß ich urteilen, muß ich wählen, muß ich ablehnen.
(Hermann Hesse, Siddhartha)
The major lane is very simple, but the people love to make detours.
( Laotse )
... es ist eben der Mensch, der die Welt einrichtet, wie sie ist. Also kann sie nicht besser sein, wenn er sie nicht besser macht.
(Voltaire - Candide)
„Après moi le déluge! ist der Wahlruf jedes Kapitalisten und jeder Kapitalistennation.
(Karl Marx - Das Kapital)
"One day we will all laugh at gilded butterflies"
(Shakespeare - King Lear)
Die Existenzen fremder Menschen sind die besten Spiegel, worin wir die unsrige erkennen können.
(Johann Wolfgang von Goethe)
Nicht der äußere Mensch, sondern der innere hat Spiegel nötig. Man kann sich nicht anders sehen als im Auge eines fremden Sehers.
(Jean Paul)
Alle Dinge, die man gegen sein Gefühl und gegen sein inneres Wissen tut, anderen zuliebe, sind nicht gut und müssen früher oder später teuer bezahlt werden.
(Hermann Hesse)
Es gibt Menschen, die nicht leben, sondern gelebt werden.
(Karl May)
Der Mensch ist frei geboren, und überall liegt er in Ketten.
(Jean-Jacques Rousseau)
Man kann einen Menschen nichts lehren, man kann ihm nur helfen, es in sich selbst zu entdecken.
(Galileo Galilei)
Die Welt wird nicht bedroht von den Menschen, die böse sind, sondern von denen, die das Böse zulassen.
(Albert Einstein)
Was wir am nötigsten brauchen, ist ein Mensch, der uns zwingt, das zu tun, das wir können.
(Ralph Waldo Emerson)
Die Hauptsache ist, belügen Sie sich nicht selbst. Wer sich selbst belügt und auf seine eigene Lüge hört, kommt schließlich dahin, daß er keine einzige Wahrheit mehr, weder in sich noch um sich, unterscheidet. Das aber führt zur Nichtachtung sowohl seiner selbst als der anderen. Wer aber niemand achtet, der hört auch auf, sich selbst zu lieben; um sich aber ohne Liebe zu beschäftigen und zu zerstreuen, ergibt er sich den Leidenschaften.
(Fjodor Michailowitsch Dostojewski)
Es gibt eine Angst, die macht klein
Die macht einen krank und allein
Und es gibt eine Angst, die macht klug
Mutiger, freier von Selbstbetrug.
(ANDRÉ HELLER -Angstlied)
Wenn auf der Erde die Liebe herrschte, wären alle Gesetze entbehrlich.
(Aristoteles)
Gut ist die Herrschaft der Liebe; denn sie zieht den Sinn ihres Getreuen von allem ab, was bös ist.
(Dante Alighieri)
Liebe ist die stärkste Macht der Welt, und doch ist sie die demütigste, die man sich vorstellen kann.
(Mahatma Gandhi)
Glück ist Liebe, nichts anderes. Wer lieben kann, ist glücklich.
(Hermann Hesse)
Der Mensch sieht oft nur zu spät ein, wie sehr er geliebt wurde, wie vergeßlich und undankbar er war und wie groß das verkannte Herz.
(Jean Paul)
Was ein Mensch an Gutem in die Welt hinaus gibt, geht nicht verloren.
(Albert Schweitzer)
Die Menschen sind nicht immer, was sie scheinen, aber selten etwas besseres.
(Gotthold Ephraim Lessing)
Wenn nur die Lüge uns retten kann,
so ist es aus, so sind wir verloren.
(Jean-Jacques Rousseau)
Alles was du sagst, sollte wahr sein. Aber nicht alles was wahr ist, solltest du auch sagen.
(Voltaire)
Die Wahrheit ist das Kind der Zeit, nicht der Autorität.
(Bertolt Brecht)
Wer sich von der Wahrheit nicht besiegen lässt, der wird vom Irrtum besiegt.
(Augustinus Aurelius)
Cuiusvis hominis est errare, nullius nisi insipientis in errore perseverare.
Jeder Mensch kann sich irren; nur der Narr verharrt in seinem Irrtum.
(Marcus Tullius Cicero,)
In bunten Bildern wenig Klarheit,
viel Irrtum und ein Fünkchen Wahrheit,
so wird der beste Trank gebraut,
der alle Welt erquickt und auferbaut.
(Johann Wolfgang von Goethe im "Faust")
Man kann die Erfahrung nicht früh genug machen, wie entbehrlich man in der Welt ist.
(Johann Wolfgang von Goethe)
Das gute Beispiel ist nicht nur eine Möglichkeit, andere Menschen zu beeinflussen. Es ist die einzige
. [Albert Schweitzer]
Wir sind nicht nur verantwortlich für das, was wir tun, sondern auch für das, was wir nicht tun
.[Molière]
Der Narr hält sich für weise, aber der Weise weiß, daß er ein Narr ist.
(William Shakespeare)
Welche Regierung die beste sei? Diejenige, die uns lehrt, uns selbst zu regieren.
(Johann Wolfgang von Goethe)
„Wenn die Philosophie ihr Grau in Grau malt, dann ist eine Gestalt des Lebens alt geworden, und mit Grau in Grau läßt sie sich nicht verjüngen, sondern nur erkennen; die Eule der Minerva beginnt erst mit der einbrechenden Dämmerung ihren Flug.“
(Hegel, Grundlinien der Philosophie des Rechts)
"Das herrschende Recht ist das Recht der Herrschenden"
(Karl Marx in seiner "Einleitung der Kritik an Hegels Rechtsphilosophie")
Wer sich über Kritik ärgert, gibt zu, daß sie verdient war.
(Publius Cornelius Tacitus)
„Es gibt ein großes und doch ganz alltägliches Geheimnis. Alle Menschen haben daran teil, jeder kennt es, aber die wenigsten denken je darüber nach. Die meisten Leute nehmen es einfach so hin und wundern sich kein bisschen darüber. Dieses Geheimnis ist die Zeit. Es gibt Kalender und Uhren, um sie zu messen, aber das will wenig besagen, denn jeder weiß, dass einem eine einzige Stunde wie eine Ewigkeit vorkommen kann, mitunter kann sie aber auch wie ein Augenblick vergehen – je nachdem, was man in dieser Stunde erlebt. Denn Zeit ist Leben. Und das Leben wohnt im Herzen.“
("Momo" von Michael Ende)
„Ob einer seine Arbeit gern oder mit Liebe zur Sache tat, war unwichtig – im Gegenteil, das hielt nur auf. Wichtig war allein, dass er in möglichst kurzer Zeit möglichst viel arbeitete.“
„Am allerwenigsten konnten sie die Stille ertragen. Denn in der Stille überfiel sie Angst, weil sie ahnten, was in Wirklichkeit mit ihrem Leben geschah. Darum machten sie Lärm, wann immer Stille drohte.“
„Man muss nur immer mehr und mehr haben, dann langweilt man sich niemals. (…) die Sache ist endlos fortzusetzen, und es bleibt immer noch etwas, das du dir wünschen kannst.“
(Lehre der "Grauen Herren" aus "Momo" von Michael Ende)
„Und in der großen Stadt sah man, was man seit langem nicht mehr gesehen hatte: Kinder spielten mitten auf der Straße, und die Autofahrer, die warten mussten, guckten lächelnd zu, und manche stiegen aus und spielten einfach mit. Überall standen Leute, plauderten freundlich miteinander und erkundigten sich ausführlich nach dem gegenseitigen Wohlergehen. Wer zur Arbeit ging, hatte Zeit, die Blumen in einem Fenster zu bewundern oder einen Vogel zu füttern. (…) Die Arbeiter konnten ruhig und mit Liebe zur Sache arbeiten, denn es kam nicht mehr darauf an, möglichst viel in möglichst kurzer Zeit fertig zu bringen. Jeder konnte sich zu allem so viel Zeit nehmen, wie er brauchte und haben wollte, denn von nun an war ja wieder genug davon da.“
("Momo" besiegt die grauen Herren – weil sie die Einzige ist, die noch Zeit dazu hat. "Momo" von Michael Ende)
Stufen
Wie jede Blüte welkt und jede Jugend
dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe,
blüht jede Weisheit auch und jede Tugend
zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.
Es muss das Herz bei jedem Lebensrufe
bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
in andre, neue Bindungen zu geben.
Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.
Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,
an keinem wie an einer Heimat hängen,
der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
er will uns Stuf’ um Stufe heben, weiten.
Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise
und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen,
nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,
mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.
Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde
uns neuen Räumen jung entgegen senden,
des Lebens Ruf an uns wird niemals enden …
Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!
( Hermann Hesse )
Brecht - An die Nachgeborenen
www.youtube.com/watch?v=m2rCM09ougk
www.youtube.com/watch?v=rGI_ADNef4E
www.youtube.com/watch?v=d7AnpetmA0c
Wenn die Haifische Menschen wären
"Wenn die Haifische Menschen wären", fragte Herrn K. die kleine Tochter seiner Wirtin,
"wären sie dann netter zu den kleinen Fischen?" "Sicher", sagte er. "Wenn die Haifische
Menschen wären, würden sie im Meer für die kleinen Fische gewaltige Kästen bauen
lassen, mit allerhand Nahrung drin, sowohl Pflanzen als auch Tierzeug. Sie würden sorgen,
daß die Kästen immer frisches Wasser hätten, und sie würden überhaupt allerhand sanitäre
Maßnahmen treffen. Wenn zum Beispiel ein Fischlein sich die Flosse verletzen würde,
dann würde ihm sogleich ein Verband gemacht, damit es den Haifischen nicht wegstürbe
vor der Zeit. Damit die Fischlein nicht trübsinnig würden, gäbe es ab und zu große
Wasserfeste; denn lustige Fischlein schmecken besser als trübsinnige. Es gäbe natürlich
auch Schulen in den großen Kästen. In diesen Schulen würden die Fischlein lernen, wie
man in den Rachen der Haifische schwimmt. Sie würden zum Beispiel Geographie
brauchen, damit sie die großen Haifische, die faul irgendwo liegen, finden könnten. Die
Hauptsache wäre natürlich die moralische Ausbildung der Fischlein. Sie würden unterrichtet
werden, daß es das Größte und Schönste sei, wenn ein Fischlein sich freudig aufopfert,
und daß sie alle an die Haifische glauben müßten, vor allem, wenn sie sagten, sie würden
für eine schöne Zukunft sorgen. Man würde den Fischlein beibringen, daß diese Zukunft
nur gesichert sei, wenn sie Gehorsam lernten. Vor allen niedrigen, materialistischen,
egoistischen und marxistischen Neigungen müßten sich die Fischlein hüten und es sofort
den Haifischen melden, wenn eines von ihnen solche Neigungen verriete. Wenn die
Haifische Menschen wären, würden sie natürlich auch untereinander Kriege führen, um
fremde Fischkästen und fremde Fischlein zu erobern. Die Kriege würden sie von ihren
eigenen Fischlein führen lassen. Sie würden die Fischlein lehren, daß zwischen ihnen und
den Fischlein der anderen Haifische ein riesiger Unterschied bestehe. Die Fischlein,
würden sie verkünden, sind bekanntlich stumm, aber sie schweigen in ganz verschiedenen
Sprachen und können einander daher unmöglich verstehen. Jedem Fischlein, das im Krieg
ein paar andere Fischlein, feindliche, in einer anderen Sprache schweigende Fischlein,
tötete, würden sie einen kleinen Orden aus Seetang anheften und den Titel Held verleihen.
Wenn die Haifische Menschen wären, gäbe es bei ihnen natürlich auch eine Kunst. Es
gäbe schöne Bilder, auf denen die Zähne der Haifische in prächtigen Farben, ihre Rachen
als reine Lustgärten, in denen es sich prächtig tummeln läßt, dargestellt wären. Die Theater
auf dem Meeresgrund würden zeigen, wie heldenmütige Fischlein begeistert in die
Haifischrachen schwimmen, und die Musik wäre so schön, daß die Fischlein unter ihren
Klängen, die Kapelle voran, träumerisch, und in allerangenehmste Gedanken eingelullt, in
die Haifischrachen strömten. Auch eine Religion gäbe es da, wenn die Haifische Menschen
wären. Sie würde lehren, daß die Fischlein erst im Bauch der Haifische richtig zu leben
begännen. Übrigens würde es auch aufhören, wenn die Haifische Menschen wären, daß
alle Fischlein, wie es jetzt ist, gleich sind. Einige von ihnen würden Ämter bekommen und
über die anderen gesetzt werden. Die ein wenig größeren dürften sogar die kleineren
auffressen. Das wäre für die Haifische nur angenehm, da sie dann selber öfter größere
Brocken zu fressen bekämen. Und die größeren, Posten habenden Fischlein würden für die
Ordnung unter den Fischlein sorgen, Lehrer, Offiziere, Ingenieure im Kastenbau usw.
werden. Kurz, es gäbe überhaupt erst eine Kultur im Meer, wenn die Haifische Menschen
wären."
www.youtube.com/watch?v=YokJ2BbdwdU
Bertholt Brecht
Mühsal der Besten
»Woran arbeiten Sie?« wurde Herr K. gefragt. Herr K.
antwortete: »Ich habe viel Mühe, ich bereite meinen
nächsten Irrtum vor.
Weise am Weisen ist die Haltung
Zu Herrn K. kam ein Philosophieprofessor und erzählte
ihm von seiner Weisheit. Nach einer Weile sagte Herr K.
zu ihm: »Du sitzt unbequem, du redest unbequem, du
denkst unbequem. « Der Philosophieprofessor wurde
zornig und sagte: »Nicht über mich wollte ich etwas
wissen, sondern über den Inhalt dessen, was ich sagte.«
»Es hat keinen Inhalt«, sagte Herr K. »Ich sehe dich
täppisch gehen, und es ist kein Ziel, das du, während ich
dich gehen sehe, erreichst. Du redest dunkel, und es ist
keine Helle, die du während des Redens schaffst. Sehend
deine Haltung, interessiert mich dein Ziel nicht.«
Organisation
Herr K. sagte einmal: »Der Denkende benützt kein
Licht zuviel, kein Stück Brot zuviel, keinen Gedanken
zuviel.«
Die Kunst, nicht zu bestechen
Herr K. empfahl einen Mann an einen Kaufmann, seiner
Unbestechlichkeit wegen. Nach zwei Wochen kam der
Kaufmann wieder zu Herrn K. und fragte ihn: »Was hast
du gemeint mit Unbestechlichkeit?« Herr K. sagte:
»Wenn ich sage, der Mann, den du anstellst, ist unbestechlich,
meine ich damit: du kannst ihn nicht bestechen.«
»So«, sagte der Kaufmann betrübt, »nun, ich
habe Grund, zu fürchten, daß sich dein Mann sogar von
meinen Feinden bestechen läßt.« »Das weiß ich nicht«,
sagte Herr K. uninteressiert. »Mir aber«, rief der Kaufmann
erbittert, »redet er immerfort nach dem Mund,
also läßt er sich auch von mir bestechen!« Herr K.
lächelte eitel. »Von mir läßt er sich nicht bestechen«,
sagte er.
Maßnahmen gegen die Gewalt
Als Herr Keuner, der Denkende, sich in einem Saale vor
vielen gegen die Gewalt aussprach, merkte er, wie die
Leute vor ihm zurückwichen und weggingen. Er blickte
sich um und sah hinter sich stehen – die Gewalt.
»Was sagtest du?« fragte ihn die Gewalt. »Ich sprach
mich für die Gewalt aus«, antwortete Herr Keuner.
Als Herr Keuner weggegangen war, fragten ihn seine
Schüler nach seinem Rückgrat. Herr Keuner antwortete:
»Ich habe kein Rückgrat zum Zerschlagen. Gerade ich
muß länger leben als die Gewalt.«
Und Herr Keuner erzählte folgende Geschichte:
In die Wohnung des Herrn Egge, der gelernt hatte,
nein zu sagen, kam eines Tages in der Zeit der Illegalität
ein Agent, der zeigte einen Schein vor, welcher ausgestellt
war im Namen derer, die die Stadt beherrschten,
und auf dem stand, daß ihm gehören solle jede Wohnung,
in die er seinen Fuß setzte; ebenso sollte ihm auch
jedes Essen gehören, das er verlange; ebenso sollte ihm
auch jeder Mann dienen, den er sähe.
Der Agent setzte sich in einen Stuhl, verlangte Essen,
wusch sich, legte sich nieder und fragte mit dem Gesicht
zur Wand vor dem Einschlafen: »Wirst du mir dienen?«
Herr Egge deckte ihn mit einer Decke zu, vertrieb die
Fliegen, bewachte seinen Schlaf, und wie an diesem
Tage gehorchte er ihm sieben Jahre lang. Aber was
immer er für ihn tat, eines zu tun hütete er sich wohl:
das war, ein Wort zu sagen. Als nun die sieben Jahre
herum waren und der Agent dick geworden war vom
vielen Essen, Schlafen und Befehlen, starb der Agent.
Da wickelte ihn Herr Egge in die verdorbene Decke,
schleifte ihn aus dem Haus, wusch das Lager, tünchte
die Wände, atmete auf und antwortete: »Nein.«
Vorschlag, wenn der Vorschlag nicht beachtet wird
Herr K. empfahl, womöglich jedem Vorschlag zur Güte
noch einen weiteren Vorschlag beizufügen, für den Fall,
daß der Vorschlag nicht beachtet wird. Als er zum Beispiel
jemandem, der in schlechter Lage war, ein bestimmtes
Vorgehen angeraten hatte, das so wenige andere
schädigte wie möglich, beschrieb er noch ein anderes
Vorgehen, weniger harmlos, aber doch nicht das rücksichtsloseste.
»Wer nicht alles kann«, sagte er, »dem soll
man nicht das wenigere erlassen.«
Das Lob
Als Herr K. hörte, daß er von früheren Schülern gelobt wurde, sagte er: "Nachdem die
Schüler schon längst die Fehler des Meisters vergessen haben, erinnert er selbst sich noch
immer daran."
Herr K. und die Konsequenz
Eines Tages stellte Herr K. einem seiner Freunde folgende Frage: "Ich verkehre seit
kurzem mit einem Mann, der mir gegenüber wohnt. Jetzt habe ich keine Lust mehr, mit ihm
zu verkehren; jedoch fehlt mir nicht nur ein Grund für den Verkehr, sondern auch für die
Trennung. Nun habe ich entdeckt, daß er, als er kürzlich das kleine Haus, das er bisher nur
gemietet hatte, kaufte, sogleich einen Pflaumenbaum vor seinem Fenster, der ihm Licht
wegnahm, umschlagen ließ, obwohl die Pflaumen erst halb reif waren. Soll ich nun dies als
Grund nehmen, den Verkehr mit ihm abzubrechen, wenigstens nach außen hin oder
wenigstens nach innen hin?"
Einige Tage darauf erzählte Herr K. seinem Freund: "Ich habe den Verkehr mit dem
Burschen jetzt abgebrochen; denken Sie sich, er hatte schon seit Monaten von dem
damaligen Besitzer des Hauses verlangt, daß der Baum abgehauen würde, der ihm das
Licht wegnahm. Der aber wollte es nicht tun, weil er die Früchte noch haben wollte. Und
jetzt, wo das Haus auf meinen Bekannten übergegangen ist, läßt er den Baum tatsächlich
abhauen, noch voll unreifer Früchte! Ich habe den Verkehr mit ihm jetzt wegen seines
inkonsequenten Verhaltens abgebrochen."
Rechtsprechung
Herr K. nannte oft als in gewisser Weise vor bildlich eine Rechtsvorschrift des alten China,
nach der für große Prozesse die Richter aus entfernten Provinzen herbeigeholt wurden. So
konnten sie nämlich viel schwerer bestochen werden (und mußten also weniger
unbestechlich sein), da die ortsansässigen Richter über ihre Unbestechlichkeit wachten -
also Leute, die gerade in dieser Beziehung sich genau auskannten und ihnen übelwollten.
Auch kannten diese herbeigeholten Richter die Gebräuche und Zustände der Gegend nicht
aus der alltäglichen Erfahrung. Unrecht gewinnt oft Rechtscharakter einfach dadurch, daß
es häufig vorkommt. Die Neuen mußten sich alles neu berichten lassen, wodurch sie das
Auffällige daran wahrnahmen. Und endlich waren sie nicht gezwungen, um der Tugend der
Objektivität willen viele andere Tugenden, wie die Dankbarkeit, die Kindesliebe, die
Arglosigkeit gegen die nächsten Bekannten, zu verletzten oder so viel Mut zu haben, sich
unter ihrer Umgebung Feinde zu machen.
Über Freundlichkeit
Herr K. schätzte Freundlichkeit sehr. Er sagte: "Jemanden unterhalten, wenn auch
freundlich, jemanden nicht nach seinen Möglichkeiten beurteilen, zu jemandem nur
freundlich sein, wenn auch er zu einem freundlich ist, jemanden kalt betrachten, wenn er
heiß, heiß betrachten, wenn er kalt ist, das ist nicht freundlich."
Ein Mitarbeiter K.s wurde beschuldigt, er nehme eine unfreundliche Haltung zu ihm ein. Ja, aber nur hinter meinem Rücken’, verteidigte ihn Herr K.
Gerechtigkeitsgefühl
Herrn K.s Gastgeber hatten einen Hund, und eines Tages kam dieser mit allen Anzeichen
des Schuldgefühls angekrochen. "Er hat etwas angestellt, reden Sie sofort streng und
traurig mit ihm", riet Herr K. "Aber ich weiß doch nicht, was er angestellt hat", wehrte sich
der Gastgeber. "Das kann der Hund nicht wissen", sagte Herr K. dringlich. "Zeigen Sie
schnell Ihre betroffene Mißbilligung, sonst leidet sein Gerechtigkeitsgefühl."
Herr Keuner und der hilflose Knabe
Einen vor sich hin weinenden Jungen fragte Herr Keuner nach dem Grund seines Kummers. Ich
hatte zwei Groschen für das Kino beisammen, sagte der Knabe, da kam ein Junge und riß mir
einen aus der Hand, und er zeigte auf einen Jungen, der in einiger Entfernung zu sehen war. Hast
du denn nicht um Hilfe geschrieen? fragte Herr Keuner. Doch, sagte der Junge und schluchzte
ein wenig stärker. Hat dich niemand gehört, fragte ihn Herr Keuner weiter, ihn liebevoll streichelnd.
Nein, schluchzte der Junge. Kannst du denn nicht lauter schreien? fragte Herr Keuner.
Nein, sagte der Junge und blickte ihn mit neuer Hoffnung an. Denn Herr Keuner lächelte. Dann
gib auch den her, sagte er, nahm ihm den letzten Groschen aus der Hand und ging unbekümmert weiter.
Warten
Herr K. wartete auf etwas einen Tag, dann eine Woche, dann noch einen Monat. Am
Schlusse sagte er: "Einen Monat hätte ich ganz gut warten können, aber nicht diesen Tag
und diese Woche."
Verläßlichkeit
Herr K., der für die Ordnung der menschlichen Beziehungen war, blieb zeit seines Lebens
in Kämpfe verwickelt. Eines Tages geriet er wieder einmal in eine unangenehme Sache, die
es nötig machte, daß er nachts mehrere Treffpunkte in der Stadt aufsuchen mußte, die weit
auseinanderlagen. Da er krank war, bat er einen Freund um seinen Mantel. Der versprach
ihn ihm, obwohl er dadurch selbst eine kleine Verabredung absagen mußte. Gegen Abend
nun verschlimmerte sich Herrn K.s Lage so, daß die Gänge ihm nichts mehr nützten und
ganz anderes nötig wurde. Dennoch und trotz des Zeitmangels holte Herr K., eifrig, die
Verabredung einzuhalten, den unnütz gewordenen Mantel pünktlich ab.
Die Rolle der Gefühle
Herr Keuner war mit seinem kleinen Sohn auf dem Land. Eines Vormittags traf er ihn in der
Ecke des Gartens und weinend. Er erkundigte sich nach dem Grund des Kummers, erfuhr
ihn und ging weiter. Als aber bei seiner Rückkehr der Junge immer noch weinte, rief er ihn
her und sagte ihm: "Was hat es für einen Sinn zu weinen bei einem solchen Wind, wo man
dich überhaupt nicht hört." Der Junge stutzte, begriff diese Logik und kehrte, ohne weitere
Gefühle zu zeigen, zu seinem Sandhaufen zurück.
Vom jungen Keuner
Jemand erzählte vom jungen Keuner, er habe ihn einem Mädchen, das ihm sehr gefiel,
eines Morgens sagen hören: "Ich habe heute Nacht von Ihnen geträumt. Sie waren sehr
vernünftig."
Herrn K.s Lieblingstier
Als Herr K. gefragt wurde, welches Tier er vor allen schätze, nannte er den Elefanten und begründete dies so: Der Elefant vereint List mit Stärke. Das ist nicht die kümmerliche List, die ausreicht, einer Nachstellung zu entgehen oder ein Essen zu ergattern, indem man nicht auffällt, sondern die List, welcher die Stärke für große Unternehmungen zur Verfügung steht. Wo dieses Tier war, führt eine breite Spur. Dennoch ist es gutmütig, es versteht Spaß. Es ist ein guter Freund, wie es ein guter Feind ist. Sehr groß und schwer, ist es doch auch sehr schnell. Sein Rüssel führt einem enormen Körper auch die kleinsten Speisen zu, auch Nüsse. Seine Ohren sind verstellbar: Er hört nur, was ihm paßt. Er wird auch sehr alt. Er ist auch gesellig, und dies nicht nur zu Elefanten. Überall ist er sowohl beliebt als auch gefürchtet. Eine gewisse Komik macht es möglich, daß er sogar verehrt werden kann. Er hat eine dicke Haut, darin zerbrechen die Messer; aber sein Gemüt ist zart. Er kann traurig werden. Er kann zornig werden. Er tanzt gern. Er stirbt im Dickicht. Er liebt Kinder und andere kleine Tiere. Er ist grau und fällt nur durch seine Masse auf. Er ist nicht eßbar. Er kann gut arbeiten. Er trinkt gern und wird fröhlich. Er tut etwas für die Kunst: Er liefert Elfenbein.
Das Wiedersehen
Ein Mann, der Herrn K. lange nicht gesehen hatte, begrüßte ihn mit den Worten: "Sie haben sich gar nicht verändert." "Oh!" sagte Herr K. und erbleichte.
Menschenkenntnis
Herr Keuner hatte wenig Menschenkenntnis, er sagte:"Menschenkenntnis ist nur nötig, wo
Ausbeutung im Spiel ist. Denken heißt verändern. Wenn ich an einen Menschen denke,
dann verändere ich ihn, beinahe kommt mir vor, er sei gar nicht so, wie er ist, sondern er
sei nur so gewesen, als ich über ihn zu denken anfing."
Gespräche
"Wir können nicht mehr miteinander sprechen", sagte Herr K. zu einem Manne. "War- um?" fragte der erschrocken. "Ich bringe in Ihrer Gegenwart nichts Vernünftiges hervor", beklagte sich Herr K. "Aber das macht mir doch nichts", tröstete ihn der andere. - "Das glaube ich", sagte Herr K. erbittert, "aber mir macht es etwas."
Herr Keuner und die Zeichnung seiner Nichte
Herr Keuner sah sich die Zeichnung seiner kleinen Nichte
an. Sie stellte ein Huhn dar, das über einen Hof flog.
"Warum hat dein Huhn eigentlich drei Beine?" fragte Herr
Keuner. "Hühner können doch nicht fliegen", sagte die
kleine Künstlerin, "und darum brauchte ich ein drittes Bein
zum Abstoßen."
"Ich bin froh, dass ich gefragt habe", sagte Herr Keuner.
Zwei Fahrer
Herr K., befragt über die Arbeitsweise zweier Theaterleute, verglich sie folgendermaßen: "Ich kenne einen Fahrer, der die Verkehrsregeln gut kennt, innehält und für sich zu nutzen weiß. Er versteht es geschickt, vorzupreschen, dann wieder eine regelmäßige Geschwindigkeit zu halten, seinen Motor zu schonen, und so findet er vorsichtig und kühn seinen Weg zwischen den andern Fahrzeugen. Ein anderer Fahrer, den ich kenne, geht anders vor. Mehr als an seinem Weg ist er interessiert am gesamten Verkehr und fühlt sich nur als ein Teilchen davon. Er nimmt nicht seine Rechte wa hr und tut sich nicht persönlich hervor. Er fährt im Geist mit dem Wagen vor ihm und dem Wagen hinter ihm, mit einem ständigen Vergnügen an dem Vorwärtskommen aller Wagen und der Fußgänger dazu."
Herr K. fährt Auto
Herr K. hatte gelernt, Auto zu fahren, fuhr aber zunächst noch nicht sehr gut. "Ich habe erst
gelernt, ein Auto zu fahren", entschuldigte er sich. "Man muß aber zweie fahren können,
nämlich auch noch das Auto vor dem eigenen. Nur wenn man beobachtet, welches die
Fahrverhältnisse für das Auto sind, das vor einem fährt, und seine Hindernisse beurteilt,
weiß man, wie man in bezug auf dieses Auto verfahren muß."
Der unentbehrliche Beamte
Von einem Beamten, der schon ziemlich lange in seinem Amt saß, hörte Herr K. rühmenderweise, er sei unentbehrlich, ein so guter Beamter sei er. "Wieso ist er unentbehrlich?" fragte Herr K. ärgerlich. "Das Amt liefe nicht ohne ihn", sagten seine Lober. "Wie kann er da ein guter Beamter sein, wenn das Amt nicht ohne ihn liefe?" sagte Herr K., "er hat Zeit genug gehabt, sein Amt so weit zu ordnen, daß er entbehrlich ist. Womit beschäftigt er sich eigentlich? Ich will es euch sagen: mit Erpressung!"
Unbestechlichkeit
Auf die Frage, wie man einen erziehen könnte zur Unbestechlichkeit, antwortete Herr Keuner: "Dadurch, daß man ihn satt macht." Auf die Frage, wie man einen dazu veranlassen kann, daß er gute Vorschläge macht, antwortete Herr Keuner:"Dadurch, daß man sorgt, daß er an dem Nutzen seiner Vorschläge beteiligt ist und auf andere Weise, also allein, die Vorteile nicht erreichen kann."
Irrtum und Fortschritt
Wenn man nur an sich denkt, kann man nicht glauben, daß man Irrtümer begeht, und
kommt also nicht weiter. Darum muß man an jene denken, die nach einem weiterarbeiten.
Nur so verhindert man, daß etwas fertig wird.
Über den Verrat
Soll man ein Versprechen halten? Soll man ein Versprechen geben? Wo etwas
versprochen werden muß, herrscht keine Ordnung. Also soll man diese Ordnung herstellen.
Der Mensch kann nichts versprechen. Was verspricht der Arm dem Kopf? Daß er ein Arm
bleibt und kein Fuß wird. Denn alle sieben Jahre ist er ein anderer Arm. Wenn einer den
anderen verrät, hat er denselben verraten, dem er versprochen hat? Solang einer, dem
etwas versprochen ist, in immer andere Verhältnisse kommt und sich also immer ändert
nach den Verhältnissen und ein anderer wird, wie soll ihm gehalten werden, was einem
ändern versprochen war? Der Denkende verrät. Der Denkende verspricht nichts, als daß er
ein Denkender bleibt.
Sokrates
Nach der Lektüre eines Buches über die Geschichte der Philosophie äußerte sich Herr K.
abfällig über die Versuche der Philosophen, die Dinge als grundsätzlich unerkennbar
hinzustellen. "Als die Sophisten vieles zu wissen behaupteten, ohne etwas studiert zu
haben", sagte er, "trat der Sophist Sokrates hervor mit der arroganten Behauptung, er
wisse, daß er nichts wisse. Man hätte erwartet, daß er seinem Satz anfügen würde: denn
auch ich habe nichts studiert. (Um etwas zu wissen, müssen wir studieren.) Aber er scheint
nicht weitergesprochen zu haben, und vielleicht hätte auch der unermeßliche Beifall, der
nach seinem ersten Satz losbrach und der zweitausend Jahre dauerte, jeden weiteren Satz
verschluckt."
( Bertholt Brecht - Lehrstücke, Geschichten von Herrn K. )
www.youtube.com/watch?v=FSk3TG5czcg
„Wer a sagt, der muß nicht b sagen. Er kann auch erkennen, daß a falsch war“
( Bertholt Brecht - Lehrstücke, Der Jasager/Der Neinsager )
Zu sein, zu leben, das ist genug, das ist die Ehre der Götter, und darum ist sich alles gleich, was nur ein Leben ist, in der göttlichen Welt, und es gibt in ihr nicht Herren und Knechte.
( Johann Christian Friedrich Hölderlin (1770 - 1843) )
Glücklich,
wer mit den Verhältnissen
zu brechen versteht, ehe sie ihn
gebrochen haben!
( Franz von Liszt )
Suzanne (Leonard Cohen)
Suzanne takes you down to her place near the river
You can hear the boats go by
And you can spend the night beside her
And you know, that she's half crazy
But that's why you want to be there
And she feeds you tea and oranges
That come all the way from China
And just when you mean to tell her
That you have no love to give her
Then she gets you on her wavelength
And she lets the river answer
That you've always been her lover
And you want to travel with her
And you want to travel blind
And you know that she will trust you
For you've touched her perfect body with your mind
And Jesus was a sailor
When he walked upon the water
And he spent a long time watching
From his lonely wooden tower
And when he knew for certain
Only drowning men could see him
He said: "All men will be sailors then
Until the sea shall free them"
But he himself was broken
Long before the sky would open
Forsaken, almost human
He sank beneath your wisdom like a stone
And you want to travel with him
And you want to travel blind
And you think maybe you'll trust him
For he's touched your perfect body with his mind
Now, Suzanne takes your hand
And she leads you to the river
She is wearing rags and feathers
From Salvation Army counters
And the sun pours down like honey
On our lady of the harbor
And she shows you where to look
Among the garbage and the flowers
There are heroes in the seaweed
There are children in the morning
They are leaning out for love
And they will lean that way forever
While Suzanne holds the mirror
And you want to travel with her
And you want to travel blind
And you know that you can trust her
For she's touched your perfect body with her mind
www.youtube.com/watch?v=6o6zMPLcXZ8
Klaus Hoffmann - Zeit zu leben
Ein Haus und Sicherheit
ein Ring in Ewigkeit
ein Mensch, der immer bleibt
Vernunft für allezeit
wovor haben wir nur soviel Angst
Ein Lächeln, das nicht stimmt
ein Blick, der nichts beginnt
die Hand, die nur noch nimmt
und Zeit, die schnell verrinnt
wovor haben wir nur soviel Angst
Und der Wind fegt all die Blätter fort
und der Tod, ist mehr als nur ein Wort
denn nichts bleibt, nichts bleibt, nichts bleibt
kein Ring, kein Gold, kein Leid
nichts bleibt, nichts bleibt, nichts bleibt
es wird Zeit zu leben
endlich Zeit
Zeit zu leben
Mein Paß sagt mir, ich bin
das Konto sagt, ich hab
die Fotos und das Kind
zeigen, ich war immer da
alles was ich habe gehört mir
Nichts als Schmerz, sagt die Angst
nichts als Angst, sagt der Schmerz
halt es fest, sagt der Kopf
laß es los, sagt das Herz
und die Liebe sagt leis...jetzt und hier
Und der Wind fegt all die Blätter fort
und der Tod, ist mehr als nur ein Wort
denn nichts bleibt, nichts bleibt, nichts bleibt
kein Ring, kein Gold, kein Leid
nichts bleibt, nichts bleibt, nichts bleibt
es wird Zeit zu leben
endlich Zeit
Zeit zu leben
endlich Zeit
Zeit zu leben
endlich Zeit
Zeit zu leben
endlich Zeit
www.youtube.com/watch?v=NcTITkkiiLY
Ding
Hallo ich bin Lust,
ja ich bin ein Türann,
bin heimliche Härte.
Oh hallo ich bin Hoffnung,
bin seligste Freude,
ja ich bin ein Träumer,
ich bin nie müde,
eine gut gemeinte Lüge.
Oh hallo ich bin Liebe,
ein verbuddelter Schatz
und hallo ich bin klug
und nur zu gut,
dass vieles auch nicht klappt!
Refrain:
Ich glaub ich bin ein Ding,
wenn´s in Bewegung ist,
macht´s einen Sinn.
ohohoooh
Ich glaub ich bin ein Ding,
wenn`s in Bewegung ist,
macht`s einen Sinn,
macht`s einen Sinn.
Hallo ich bin Sehnsucht,
ich bin Glück und ja ich bin Not.
Hallo ich bin Herz,
ich stell mich oft tot.
Oh ich bin ein Dichter,
ich bin was ich bin,
ich bin mein Richter,
ich beschenk mich,
ich bin streng.
Hallo ich bin Chaos,
ein verbuddelter Schatz
und hallo was bin ich froh,
wenn manches auch mal klappt!
Refrain:
Ich glaub ich bin ein Ding,
wenn´s in Bewegung ist,
macht´s einen Sinn.
Ich glaub ich bin ein Ding,
wenn´s in Bewegung ist,
macht´s einen Sinn,
macht´s einen Sinn!
( Lyrics by Cäthe )
Leonard Cohen - A Thousand Kisses Deep
www.youtube.com/watch?v=slhXAM2XOsg
www.youtube.com/watch?v=_XERotdoLpg
www.youtube.com/watch?v=mZlVaAMsoM8
www.youtube.com/watch?v=DZGINaRUEkU
www.youtube.com/watch?v=Zwl2wrz_0cw
www.youtube.com/watch?v=Ynv18foo0Ok
www.arte.tv/sites/de/das-arte-magazin/2017/10/13/ein-aest...
www.youtube.com/watch?v=Kg1sQfkXWY0
www.youtube.com/watch?v=PlohNRjRC0E
www.youtube.com/watch?v=BTRe2fMnAec
www.zeit.de/2007/01/Verlorene-Zeit?page=all
www.amazon.de/Bis-zum-Anfang-Welt-Spurensuche/dp/B000EULV...
www.wasistzeit.de/Ueber-die-Zeit/Das-Wesen-der-Zeit
wirsindeins.org/2015/02/06/es-gibt-keine-zeit-es-gab-nie-...
www.spiegel.de/spiegel/print/d-128977617.html
www.lyrik-lesezeichen.de/gedichte/zeit-gedichte.php
www.zeit.de/kultur/2019-06/paul-mason-publizist-buch-klar...
www.grimmstories.com/de/grimm_maerchen/die_lebenszeit
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www.schule.suedtirol.it/rg-bx/projekte/Phil-Olymp/Landesr...
www.youtube.com/watch?v=b-XjxlpHdu4
www.gleichsatz.de/b-u-t/archiv/bergson/hb-materie1.html
www.teamdelphin.de/webseite/hauptmenue/philosophie.html
www.deutschlandradiokultur.de/varoufakis-neue-linke-beweg...
www.youtube.com/watch?v=RurKArj81GM
www.youtube.com/watch?v=IhsIOD8g0Ng
www.youtube.com/watch?v=PNPaZycIC9I
www.youtube.com/watch?v=PNPaZycIC9I
www.youtube.com/watch?v=YrksdDHPyQw
www.youtube.com/watch?v=5gy8JrBsLRU
www.reiki-magazin.de/ausgabe-2/12/qwer-hilft-hat-rechtq-r...
www.systemische-akademie.de/index.php?ziel=partner_und_links
Me - made by Mario
Image taken by mariorei
Ina - domiciled in the land of poet and thinker - not in the ' Wirtschaftswunderland '
Bob Dylan - Masters of War
www.youtube.com/watch?v=JEmI_FT4YHU&ab_channel=BobDyl...
Come, you masters of war
You that build the big guns
You that build the death planes
You that build all the bombs
You that hide behind walls
You that hide behind desks
I just want you to know
I can see through your masks
You that never done nothin'
But build to destroy
You play with my world
Like it's your little toy
You put a gun in my hand
And you hide from my eyes
And you turn and run farther
When the fast bullets fly
Like Judas of old
You lie and deceive
A world war can be won
You want me to believe
But I see through your eyes
And I see through your brain
Like I see through the water
That runs down my drain
You fasten all the triggers
For the others to fire
Then you sit back and watch
While the death count gets higher
You hide in your mansion
While the young peoples' blood
Flows out of their bodies
And is buried in the mud
You've thrown the worst fear
That can ever be hurled
Fear to bring children
Into the world
For threatenin' my baby
Unborn and unnamed
You ain't worth the blood
That runs in your veins
How much do I know
To talk out of turn?
You might say that I'm young
You might say I'm unlearned
But there's one thing I know
Though I'm younger than you
That even Jesus would never
Forgive what you do
Let me ask you one question
Is your money that good?
Will it buy you forgiveness?
Do you think that it could?
I think you will find
When your death takes its toll
All the money you made
Will never buy back your soul
And I hope that you die
And your death will come soon
I'll follow your casket
On a pale afternoon
I'll watch while you're lowered
Down to your deathbed
And I'll stand over your grave
'Til I'm sure that you're dead
»This above all: to thine own self be true.« – »Dies über allem: Zu dir selbst sei wahrhaftig!« ( William Shakespeares )
Yves Montand
www.youtube.com/watch?v=Eao005jSB9w&ab_channel=Autumn...
Wie der Skorpion, mein Bruder Du bist es, du bist wie der Skorpion in einer Nacht des Schreckens Wie der Spatz, mein Bruder Du bist wie der Spatz in seinen kleinen Sorgen Wie die Muschel,
mein Bruder
Du bist wie die Muschel
Halt die Klappe und schweig
Ach!
Du bist schrecklich, mein Bruder Wie der Mund eines erloschenen Vulkans Und du bist keiner, ach, Du bist nicht fünf Du bist nicht fünf Du bist nicht fünf Du bist Millionen Du bist wie die Schafe, mein Bruder
, Wenn der Henker in deine Haut
gekleidet ist, Wenn der Henker seinen Stab erhebt,
beeilst du dich, zur Herde
zurückzukehren
Und du gehst zur Schlachtbank
Rennend, fast stolz
,
Du bist das lustigste aller Geschöpfe, kurz
, lustiger als der Fisch, der im Meer lebt, Ohne das Meer
zu kennen, Und wenn es so viel Elend auf Erden
gibt, ist es dir zu verdanken, mein Bruder
, Wenn wir zerrissen und erschöpft sind, Wenn wir bis zum Bluten gehäutet sind, Gedrückt wie der
Haufen, um unser Brot
zu geben, Soll ich so weit gehen zu sagen, dass es deine Schuld ist
?
Oh nein!
Nein, aber du hast viel damit zu tun, mein Bruder
"Gracias a la Vida"
www.youtube.com/watch?v=rMuTXcf3-6A&ab_channel=ROXYTOM
Nur die Lüge braucht die Stütze der Staatsgewalt. Die Wahrheit steht von alleine aufrecht.
(Thomas Jefferson)
Wir wollen sein ein einzig Volk von Brüdern,
in keiner Not uns trennen und Gefahr.
Wir wollen frei sein, wie die Väter waren,
eher den Tod, als in der Knechtschaft leben.
Wir wollen trauen auf den höchsten Gott
und uns nicht fürchten vor der Macht der Menschen.
( Friedrich Schiller )
Charlie Chaplins Rede an die Menschheit
www.youtube.com/watch?v=ww0zvl18-Ys&ab_channel=Clipfa...
www.youtube.com/watch?v=h9mQ6PDZ_ZY&ab_channel=MagicPuma
www.youtube.com/watch?v=GAhWN9zmEV0&ab_channel=Berge
www.youtube.com/watch?v=31Lqo6EO-2Y&ab_channel=Berge
www.youtube.com/watch?v=4CaCpYBIbrg&ab_channel=Catriona
www.youtube.com/watch?v=FZXMVlwUSVE&ab_channel=NENA
„Ich danke allen, die meine Träume belächelt haben; sie haben meine Phantasie beflügelt.
Ich danke allen, die mich in ihr Schema pressen wollten; sie haben mich den Wert der Freiheit gelehrt.
Ich danke allen, die mich belogen haben; sie haben mir die Kraft der Wahrheit gezeigt.
Ich danke allen, die nicht an mich geglaubt haben; sie haben mir zugemutet, Berge zu versetzen.
Ich danke allen, die mich abgeschrieben haben; sie haben meinen Mut geweckt.
Ich danke allen, die mich verlassen haben; sie haben mir Raum gegeben für Neues.
Ich danke allen, die mich verraten und missbraucht haben; sie haben mich wachsam werden lassen.
Ich danke allen, die mich verletzt haben; sie haben mich gelehrt, im Schmerz zu wachsen.
Ich danke allen, die meinen Frieden gestört haben; sie haben mich stark gemacht, dafür einzutreten.
Vor allem aber danke ich all jenen, die mich lieben, so wie ich bin; sie geben mir die Kraft zum Leben!"
► Paulo Coelho
www.rubikon.news/artikel/nur-mut
www.youtube.com/watch?v=Diq6TAtSECg&feature=youtu.be&...
"A mixture of gullibility and cynicism had been an outstanding characteristic of mob mentality before it became an everyday phenomenon of masses. In an ever-changing, incomprehensible, world the masses had reached the point where they would, at the same time, believe everything and nothing, think that everything is possible and that nothing was true. The mixture in itself was remarkable enough, because it spelled the end of the illusion that gullibility was a weakness of unsuspecting primitive souls and cynism the vice of superior and refined minds. Mass propaganda discovered that its audience was ready at all times to believe the worst, no matter how absurd, and did not particularly object to being deceived because it held every statement to be a lie anyhow. The totalitarian mass leaders based their propaganda on the correct psychological assumption that, under such conditions, one could make people believe the most fantastic statements one day, and trust if the next day they were given irrefutable proof of their falsehood, they would take refuge in cynicism; instead of deserting the leaders who had lied to them, they would protest that they had known all along the statement was a lie and would admire the leaders for their superior tactical cleverness."
(Hannah Arendt)
www.youtube.com/watch?v=5JrLUEekyM0&ab_channel=Bewuss...
„Gewaltloser Widerstand bedeutet nicht Nichtstun. Er bedeutet, die ungeheure Kraftanstrengung zu unternehmen, die nötig ist, um das Böse mit dem Guten zu besiegen. Diese Kraftanstrengung baut nicht auf starke Muskeln und teuflische Waffen: Sie baut auf moralische Tapferkeit, auf Selbstbeherrschung und auf das unvergessliche, zähe Bewusstsein, dass es auf Erden keinen Menschen gibt - so brutal, so persönlich feindselig er auch sei - ohne angeborenes Fundament von Güte, ohne Liebe zur Gerechtigkeit, ohne Achtung vor dem Wahren und Guten; all dies ist für jeden erreichbar, der die geeigneten Mittel verwendet.“ — Aldous Huxley
„Sie haben Feinde? Gut. Das bedeutet, dass Sie sich irgendwann in Ihrem Leben für etwas eingesetzt haben.“ — Victor Hugo
„Die größten Triumphe der Propaganda wurden nicht durch Handeln, sondern durch Unterlassung erreicht. Groß ist die Wahrheit, größer aber, vom praktischen Gesichtspunkt, ist das Verschweigen von Wahrheit.“ — Aldous Huxley, buch Schöne neue Welt
„Das Friedensministerium befasst sich mit Krieg, das Wahrheitsministerium mit Lügen, das Ministerium für Liebe mit Folterung und das Ministerium für Überfluss mit Einschränkungen.“ — George Orwell, buch 1984
„Falls Freiheit überhaupt etwas bedeutet, dann bedeutet sie das Recht darauf, den Leuten das zu sagen, was sie nicht hören wollen.“ — George Orwell, buch Farm der Tiere
Wer heute nicht verwirrt ist, der ist es, der wirklich verwirrt ist. Jeden Tag werden neue Teile des Puzzles klarer, andere fallen dafür wieder auseinander. Lieber sage ich »ich weiß nicht«, als jenes eine Wahrheit zu nennen, was bei Sonnenlicht betrachtet nichts als eine Lüge sein kann.
(»Das Leben ist gerade wie in Zeitlupe«
Essay von Dushan Wegner)
Deutsche, seid antiautoritär!
Ich lege Ihnen folgenden Vorschlag vor: Deutsche, folgt nie wieder jemandem, nur weil er mit Autorität spricht! Wenn das, was „die da oben“ sagen, eurem Verstand widerspricht, dann widersprecht ihr selbst und widersprecht umso lauter!
Niemand verdient mehr und lauteren Widerspruch als jener, der keinen Widerspruch duldet!
(Wi(e)der die Folgsamkeit
Essay von Dushan Wegner)
Sonntagslektüre: Das Riesenrad – Die Erzählung zur Coronakrise
AutorVera LengsfeldVeröffentlicht am8. November 2020
Der Schweizer Autor Volker Mohr ist nach wie vor ein Geheimtipp, obwohl seine Werke so etwas wie literarische Juwelen sind. Der 1962 geborene studierte Architekt schreibt neben Erzählungen Sachbücher, die nach Auskunft seines kleinen, aber feinen Loco-Verlags um die Themen individuelles und kollektives Schicksal, Individualität und persönliche Souveränität kreisen. Seine Erzählung „Das Riesenrad“, die bereits 2019 erschien, ist viel mehr. Sie beschreibt das geradezu kafkaeske Schicksal eines Menschen, der sich unverhofft in einer Fürsorge-Diktatur wiederfindet.
Der Architekt Michael Sternheim begleitet widerwillig seinen Sohn zu einem neuen Rummelplatz. Während sein Sprössling einem neumodischen „Flying Circus“ zustrebt, fühlt sich Sternheim überraschend von einem altmodischen Riesenrad angezogen. Kurz entschlossen löst er eine Fahrkarte und besteigt eine Gondel. Allerdings hört das Rad nicht auf, sich zu drehen. Während Sternheims Mitfahrer nichts zu bemerken scheinen, wächst seine Unruhe. Er kann dem immer schneller werdenden Gefährt aber nicht entkommen.
„Dann wurde es unvermittelt dunkel, der ohrenbetäubende Lärm nahm ab und wurde von einer fernen Melodie abgelöst…Sternheim schlug die Augen auf. Er stand an eine Hauswand gelehnt…ausdruckslose Häuser aus dem letzten Jahrhundert …lösten sich nach oben hin in einem gleissend-wässrigen Grau auf.“ Die Menschen in dieser Szenerie haben alle Hüte auf. Die Männer, die Sternheim sieht, tragen beigefarbene Regenmäntel über dunklen Anzügen, haben eine Zeitung in der Hand und streben einem Gebäude zu. Sternheim schließt sich aus ihm unerfindlichen Gründen an.
Im Inneren des Hauses gewahrte er ein Podest, das aus zwei Borsalino-Hüten zu bestehen schien, auf dem ein schrulliger Mann stand. Sternheim musste lachen und wurde sofort zurechtgewiesen: „Lachen Sie nicht…Wir sind auf der Hut – zu jeder Zeit“. Bei allem, was Sternheim dann erlebte, blieb ihm tatsächlich das Lachen im Halse stecken.
Nach einer Rede streben alle Männer einer Tür zu. Sternheim wird aufgefordert, sich einen Hut zu nehmen, damit er „behütet“ sei und den Anderen zu folgen. In einer Art Garderobe, entkleiden sich alle und werden in einem Nebenraum eingeseift. Der Schaum muss am Körper bleiben, denn , so der freundliche Einseifer: „Sie sind dann völlig immun gegen unliebsame Einflüsse, gegen Schmutz und Infektionen.“ Bei Wenigen, erfährt Sternheim, nütze das Einseifen nichts, da müssten andere Methoden angewendet werden.
Bald trifft Sternheim auf niedergeschlagene Männer und Frauen, die der Einseifung widerstanden hatten. Die werden geläutert und reingewaschen. Diesmal kommen nicht freundliche Einseifer, sondern grimmige Bürstenschwinger zum Einsatz, die Abgebürsteten wimmerten vor Schmerzen. Um den Schmutz abzuspülen, werden harte Wasserstrahlen eingesetzt, die den Behandelten „spitze Schreie“ entlocken.
Auf seinem weiteren Weg durch das Gebäude traf Sternheim einen Jungen, der ihm vorführt, wie die Kinder „unter den Hut“ gebracht werden. Jedes sitzt unter einem überdimensionierten Spitzhut aus Weidenzweigen und darf weder spielen noch lachen. Auch sein Begleiter wird unter solch einem Hut gezwungen. Sternheim muss hilflos zusehen. Vorher gelingt es dem Jungen noch, ihn auf eine Tarnkappe aufmerksam zu machen.
So kann er auf der nächsten Station an einer Gerichtsverhandlung teilnehmen, ohne gesehen zu werden. Die Angeklagten hatten alle gegen die Hutgesetze verstoßen, einer hatte sogar mit einer Hutnadel einen Anderen umgebracht. Alle Angeklagten, bis auf einen wurden, zu milden Strafen verurteilt. Sie mussten sich symbolisch auf eine Rutsche setzen und unten angekommen entweder auf festen Boden unter den Füßen gelangen, oder durchfallen. Nur der Hutkritiker fiel durch. Welche härtere Methode gegen ihn zur Anwendung kommen würden, blieb Sternheim verborgen.
Nach dem Gericht gelangte er in einen Saal, in dem zahllose Angestellte auf Computern Lebensläufe bearbeiteten. Im System befanden sich alle Daten der betreffenden Person, von der Geburt bis zum aktuellen Tag. Sternheim erkannte entsetzt, dass hier nicht nur Daten, sondern Leben gefälscht wurden.
„Begangene Wege wurden ausgelöscht und nie vollzogene Schritte eingefügt. Der einzelne wurde dadurch um Erfahrungen betrogen; Krisen und Glücksmomente wurden ihm gestohlen, Erfolge, die es nie gegeben hatte, wurden ihm angedichtet. Konnte man sich eine umfassendere Manipulation vorstellen?“.
Sternheim erschauderte, überlegte krampfhaft, wie er hierher gekommen war, konnte sich aber nicht erinnern. Schließlich gelang es ihm, diesen Albtraum zu entkommen. Er findet sich neben dem Riesenrad wieder, sieht seinen Sohn an einer Nachbarbude stehen. Sein Sohn trägt einen bunten Hut, auch andere Rummelplatzbesucher hatten diese Hüte auf ihren Köpfen. Die würden von lustigen Clowns verteilt, sagte ihm sein Sohn und bot ihm an, auch einen Hut für seinen Vater zu besorgen.
Ob Sternheim diesem Behütetsein widersteht, lässt Mohr offen.
Im Anhang findet der Leser zwei Verweise auf historische Hut-Ereignisse.
Im Jahr 1766 gab es in Madrid einen Hutaufstand, nachdem die Regierung das Verbot erließ, den runden, breitkrempigen Hut und den traditionellen langen Mantel zu tragen und stattdessen den französischen Dreispitz und Kurzmantel verordnete.
Eine regelrechte Hutrevolution fand 1925 in der Türkei statt. „Die allgemeine Kopfbedeckung der Bevölkerung der Türkei ist der Hut, und die Regierung verbietet die Fortdauer einer gegenteiligen Gewohnheit.“
Es gab ähnlich Verordnungen wie die Corona-Maßnahmen schon früher. Sie hatten zum Glück keinen Bestand. Sternheims behütende Diktatur ist noch bloß ein Albtraum, aber die Clowns, die uns ihre Hüte aufdrängen wollen, sind schon unter uns.
Voltaire
Für Toleranz
"Es ist klar, dass ein Individum, das ein anderes, seinen Bruder, verfolgt, weil es nicht seine Meinung teilt, ein Monster (un monstre) ist."
"Il est clair que tout particulier qui persécute un homme, son frère, parce qu'il n'est pas de son opinion, est un monstre."
(Voltaire: Dictionnaire philosophique, 1764 "Tolérance")
Gegen Zensur
"Das Recht zu sagen und zu drucken, was wir denken, ist das Recht eines jeden freien Menschen, das man nicht leugnen kann, ohne die abscheulichste Tyrannei auszuüben. Dieses Vorrecht ist für uns ebenso wichtig wie die Ernennung unserer Verwalter und Politiker, das Eintreiben von Steuern, die Entscheidung über Krieg und Frieden; und es wäre ein Hohn, wenn diejenigen, die die Souveränität haben, ihre Meinung nicht schriftlich äußern könnten. "
(Voltaire: Questions sur les miracles)
"Le droit de dire et d'imprimer ce que nous pensons est le droit de tout homme libre, dont on ne saurait le priver sans exercer la tyrannie la plus odieuse. Ce privilège nous est aussi
essentiel que celui de nommer nos auditeurs et nos syndics, d'imposer des tributs, de décider de la guerre et de la paix; et il serait plaisant que ceux en qui réside la souveraineté ne pussent pas dire leur avis par écrit."
(VOLTAIRE: Questions sur les miracles)
AN DIE NACHGEBORENEN
1
Wirklich, ich lebe in finsteren Zeiten!
Das arglose Wort ist töricht. Eine glatte Stirn
Deutet auf Unempfindlichkeit hin. Der Lachende
Hat die furchtbare Nachricht
Nur noch nicht empfangen.
Was sind das für Zeiten, wo
Ein Gespräch über Bäume fast ein Verbrechen ist
Weil es ein Schweigen über so viele Untaten einschließt!
Der dort ruhig über die Straße geht
Ist wohl nicht mehr erreichbar für seine Freunde
Die in Not sind?
Es ist wahr: ich verdiene noch meinen Unterhalt
Aber glaubt mir: das ist nur ein Zufall. Nichts
Von dem, was ich tue, berechtigt mich dazu, mich satt zu essen.
Zufällig bin ich verschont. (Wenn mein Glück aussetzt
Bin ich verloren.)
Man sagt mir: iß und trink du! Sei froh, daß du hast!
Aber wie kann ich essen und trinken, wenn
Ich es dem Hungernden entreiße, was ich esse, und
Mein Glas Wasser einem Verdurstenden fehlt?
Und doch esse und trinke ich.
Ich wäre gerne auch weise
In den alten Büchern steht, was weise ist:
Sich aus dem Streit der Welt halten und die kurze Zeit
Ohne Furcht verbringen
Auch ohne Gewalt auskommen
Böses mit Gutem vergelten
Seine Wünsche nicht erfüllen, sondern vergessen
Gilt für weise.
Alles das kann ich nicht:
Wirklich, ich lebe in finsteren Zeiten!
2
In die Städte kam ich zu der Zeit der Unordnung
Als da Hunger herrschte.
Unter die Menschen kam ich zu der Zeit des Aufruhrs
Und ich empörte mich mit ihnen.
So verging meine Zeit
Die auf Erden mir gegeben war.
Mein Essen aß ich zwischen den Schlachten
Schlafen legt ich mich unter die Mörder
Der Liebe pflegte ich achtlos
Und die Natur sah ich ohne Geduld.
So verging meine Zeit
Die auf Erden mir gegeben war.
Die Straßen führten in den Sumpf zu meiner Zeit
Die Sprache verriet mich dem Schlächter
Ich vermochte nur wenig. Aber die Herrschenden
Saßen ohne mich sicherer, das hoffte ich.
So verging meine Zeit
Die auf Erden mir gegeben war.
Die Kräfte waren gering. Das Ziel
Lag in großer Ferne
Es war deutlich sichtbar, wenn auch für mich
Kaum zu erreichen.
So verging meine Zeit
Die auf Erden mir gegeben war.
3
Ihr, die ihr auftauchen werdet aus der Flut
In der wir untergegangen sind
Gedenkt
Auch der Haß gegen die Niedrigkeit
Verzerrt die Züge.
Auch der Zorn über das Unrecht
Macht die Stimme heiser. Ach, wir
Die wir den Boden bereiten wollten für Freundlichkeit
Konnten selber nicht freundlich sein.
Ihr aber, wenn es soweit sein wird
Daß der Mensch dem Menschen ein Helfer ist
Gedenkt unsrer
Mit Nachsicht.
(Bertholt Brecht)
Aber heute weiß ich nicht mehr, was ich eigentlich will und wünsche. Früher war alles einfach, so einfach wie die Buchstaben in einem Lesebuch. Jetzt ist nichts mehr einfach, nicht einmal mehr die Buchstaben. Alles hat viele Bedeutungen und Gesichter bekommen. Ich weiß nicht, was aus mir werden soll, ich kann jetzt nicht an solche Sachen denken.
( Hermann Hesse, Narziß und Goldmund)
Die Welt zu durchschauen, sie zu erklären, sie zu verachten, mag großer Denker Sache sein. Mir aber liegt einzig daran, die Welt lieben zu können, sie nicht zu verachten, sie und mich nicht zu hassen, sie und mich und alle Wesen mit Liebe und Bewunderung und Ehrfurcht betrachten zu können.
( Hermann Hesse, Siddhartha)
Wenn jemand sucht, dann geschieht es leicht, daß sein Auge nur noch das Ding sieht, das er sucht, daß er nichts zu finden, nichts in sich einzulassen vermag, weil er nur an das Gesuchte denkt, weil er ein Ziel hat, weil er vom Ziel besessen ist. Finden aber heißt: frei sein, offen stehen, kein Ziel haben.
( Hermann Hesse, Siddhartha)
Ich war allzu moralisch, allzu vernünftig, allzu bürgerlich gewesen! Ein alter, ewiger Fehler, den ich hundertmal begangen und bitter bereut habe, ist mir auch diesmal wieder passiert. Ich wollte mich einer Norm anpassen, ich wollte Forderungen erfüllen, die gar niemand an mich stellte, ich wollte etwas sein oder spielen, was ich gar nicht war. Und so war es mir wieder einmal geschehen, daß ich mich selbst und das ganze Leben vergewaltigt hatte.
(Hermann Hesse, Kurgast)
Nicht steht mir zu, über eines andern Leben zu urteilen! Für mich allein muß ich urteilen, muß ich wählen, muß ich ablehnen.
(Hermann Hesse, Siddhartha)
The major lane is very simple, but the people love to make detours.
( Laotse )
... es ist eben der Mensch, der die Welt einrichtet, wie sie ist. Also kann sie nicht besser sein, wenn er sie nicht besser macht.
(Voltaire - Candide)
„Après moi le déluge! ist der Wahlruf jedes Kapitalisten und jeder Kapitalistennation.
(Karl Marx - Das Kapital)
"One day we will all laugh at gilded butterflies"
(Shakespeare - King Lear)
Die Existenzen fremder Menschen sind die besten Spiegel, worin wir die unsrige erkennen können.
(Johann Wolfgang von Goethe)
Nicht der äußere Mensch, sondern der innere hat Spiegel nötig. Man kann sich nicht anders sehen als im Auge eines fremden Sehers.
(Jean Paul)
Alle Dinge, die man gegen sein Gefühl und gegen sein inneres Wissen tut, anderen zuliebe, sind nicht gut und müssen früher oder später teuer bezahlt werden.
(Hermann Hesse)
Es gibt Menschen, die nicht leben, sondern gelebt werden.
(Karl May)
Der Mensch ist frei geboren, und überall liegt er in Ketten.
(Jean-Jacques Rousseau)
Man kann einen Menschen nichts lehren, man kann ihm nur helfen, es in sich selbst zu entdecken.
(Galileo Galilei)
Die Welt wird nicht bedroht von den Menschen, die böse sind, sondern von denen, die das Böse zulassen.
(Albert Einstein)
Was wir am nötigsten brauchen, ist ein Mensch, der uns zwingt, das zu tun, das wir können.
(Ralph Waldo Emerson)
Die Hauptsache ist, belügen Sie sich nicht selbst. Wer sich selbst belügt und auf seine eigene Lüge hört, kommt schließlich dahin, daß er keine einzige Wahrheit mehr, weder in sich noch um sich, unterscheidet. Das aber führt zur Nichtachtung sowohl seiner selbst als der anderen. Wer aber niemand achtet, der hört auch auf, sich selbst zu lieben; um sich aber ohne Liebe zu beschäftigen und zu zerstreuen, ergibt er sich den Leidenschaften.
(Fjodor Michailowitsch Dostojewski)
Es gibt eine Angst, die macht klein
Die macht einen krank und allein
Und es gibt eine Angst, die macht klug
Mutiger, freier von Selbstbetrug.
(ANDRÉ HELLER -Angstlied)
Wenn auf der Erde die Liebe herrschte, wären alle Gesetze entbehrlich.
(Aristoteles)
Gut ist die Herrschaft der Liebe; denn sie zieht den Sinn ihres Getreuen von allem ab, was bös ist.
(Dante Alighieri)
Liebe ist die stärkste Macht der Welt, und doch ist sie die demütigste, die man sich vorstellen kann.
(Mahatma Gandhi)
Glück ist Liebe, nichts anderes. Wer lieben kann, ist glücklich.
(Hermann Hesse)
Der Mensch sieht oft nur zu spät ein, wie sehr er geliebt wurde, wie vergeßlich und undankbar er war und wie groß das verkannte Herz.
(Jean Paul)
Was ein Mensch an Gutem in die Welt hinaus gibt, geht nicht verloren.
(Albert Schweitzer)
Die Menschen sind nicht immer, was sie scheinen, aber selten etwas besseres.
(Gotthold Ephraim Lessing)
Wenn nur die Lüge uns retten kann,
so ist es aus, so sind wir verloren.
(Jean-Jacques Rousseau)
Alles was du sagst, sollte wahr sein. Aber nicht alles was wahr ist, solltest du auch sagen.
(Voltaire)
Die Wahrheit ist das Kind der Zeit, nicht der Autorität.
(Bertolt Brecht)
Wer sich von der Wahrheit nicht besiegen lässt, der wird vom Irrtum besiegt.
(Augustinus Aurelius)
Cuiusvis hominis est errare, nullius nisi insipientis in errore perseverare.
Jeder Mensch kann sich irren; nur der Narr verharrt in seinem Irrtum.
(Marcus Tullius Cicero,)
In bunten Bildern wenig Klarheit,
viel Irrtum und ein Fünkchen Wahrheit,
so wird der beste Trank gebraut,
der alle Welt erquickt und auferbaut.
(Johann Wolfgang von Goethe im "Faust")
Man kann die Erfahrung nicht früh genug machen, wie entbehrlich man in der Welt ist.
(Johann Wolfgang von Goethe)
Das gute Beispiel ist nicht nur eine Möglichkeit, andere Menschen zu beeinflussen. Es ist die einzige
. [Albert Schweitzer]
Wir sind nicht nur verantwortlich für das, was wir tun, sondern auch für das, was wir nicht tun
.[Molière]
Der Narr hält sich für weise, aber der Weise weiß, daß er ein Narr ist.
(William Shakespeare)
Welche Regierung die beste sei? Diejenige, die uns lehrt, uns selbst zu regieren.
(Johann Wolfgang von Goethe)
„Wenn die Philosophie ihr Grau in Grau malt, dann ist eine Gestalt des Lebens alt geworden, und mit Grau in Grau läßt sie sich nicht verjüngen, sondern nur erkennen; die Eule der Minerva beginnt erst mit der einbrechenden Dämmerung ihren Flug.“
(Hegel, Grundlinien der Philosophie des Rechts)
"Das herrschende Recht ist das Recht der Herrschenden"
(Karl Marx in seiner "Einleitung der Kritik an Hegels Rechtsphilosophie")
Wer sich über Kritik ärgert, gibt zu, daß sie verdient war.
(Publius Cornelius Tacitus)
„Es gibt ein großes und doch ganz alltägliches Geheimnis. Alle Menschen haben daran teil, jeder kennt es, aber die wenigsten denken je darüber nach. Die meisten Leute nehmen es einfach so hin und wundern sich kein bisschen darüber. Dieses Geheimnis ist die Zeit. Es gibt Kalender und Uhren, um sie zu messen, aber das will wenig besagen, denn jeder weiß, dass einem eine einzige Stunde wie eine Ewigkeit vorkommen kann, mitunter kann sie aber auch wie ein Augenblick vergehen – je nachdem, was man in dieser Stunde erlebt. Denn Zeit ist Leben. Und das Leben wohnt im Herzen.“
("Momo" von Michael Ende)
„Ob einer seine Arbeit gern oder mit Liebe zur Sache tat, war unwichtig – im Gegenteil, das hielt nur auf. Wichtig war allein, dass er in möglichst kurzer Zeit möglichst viel arbeitete.“
„Am allerwenigsten konnten sie die Stille ertragen. Denn in der Stille überfiel sie Angst, weil sie ahnten, was in Wirklichkeit mit ihrem Leben geschah. Darum machten sie Lärm, wann immer Stille drohte.“
„Man muss nur immer mehr und mehr haben, dann langweilt man sich niemals. (…) die Sache ist endlos fortzusetzen, und es bleibt immer noch etwas, das du dir wünschen kannst.“
(Lehre der "Grauen Herren" aus "Momo" von Michael Ende)
„Und in der großen Stadt sah man, was man seit langem nicht mehr gesehen hatte: Kinder spielten mitten auf der Straße, und die Autofahrer, die warten mussten, guckten lächelnd zu, und manche stiegen aus und spielten einfach mit. Überall standen Leute, plauderten freundlich miteinander und erkundigten sich ausführlich nach dem gegenseitigen Wohlergehen. Wer zur Arbeit ging, hatte Zeit, die Blumen in einem Fenster zu bewundern oder einen Vogel zu füttern. (…) Die Arbeiter konnten ruhig und mit Liebe zur Sache arbeiten, denn es kam nicht mehr darauf an, möglichst viel in möglichst kurzer Zeit fertig zu bringen. Jeder konnte sich zu allem so viel Zeit nehmen, wie er brauchte und haben wollte, denn von nun an war ja wieder genug davon da.“
("Momo" besiegt die grauen Herren – weil sie die Einzige ist, die noch Zeit dazu hat. "Momo" von Michael Ende)
Stufen
Wie jede Blüte welkt und jede Jugend
dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe,
blüht jede Weisheit auch und jede Tugend
zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.
Es muss das Herz bei jedem Lebensrufe
bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
in andre, neue Bindungen zu geben.
Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.
Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,
an keinem wie an einer Heimat hängen,
der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
er will uns Stuf’ um Stufe heben, weiten.
Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise
und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen,
nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,
mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.
Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde
uns neuen Räumen jung entgegen senden,
des Lebens Ruf an uns wird niemals enden …
Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!
( Hermann Hesse )
Brecht - An die Nachgeborenen
www.youtube.com/watch?v=m2rCM09ougk
www.youtube.com/watch?v=rGI_ADNef4E
www.youtube.com/watch?v=d7AnpetmA0c
Wenn die Haifische Menschen wären
"Wenn die Haifische Menschen wären", fragte Herrn K. die kleine Tochter seiner Wirtin,
"wären sie dann netter zu den kleinen Fischen?" "Sicher", sagte er. "Wenn die Haifische
Menschen wären, würden sie im Meer für die kleinen Fische gewaltige Kästen bauen
lassen, mit allerhand Nahrung drin, sowohl Pflanzen als auch Tierzeug. Sie würden sorgen,
daß die Kästen immer frisches Wasser hätten, und sie würden überhaupt allerhand sanitäre
Maßnahmen treffen. Wenn zum Beispiel ein Fischlein sich die Flosse verletzen würde,
dann würde ihm sogleich ein Verband gemacht, damit es den Haifischen nicht wegstürbe
vor der Zeit. Damit die Fischlein nicht trübsinnig würden, gäbe es ab und zu große
Wasserfeste; denn lustige Fischlein schmecken besser als trübsinnige. Es gäbe natürlich
auch Schulen in den großen Kästen. In diesen Schulen würden die Fischlein lernen, wie
man in den Rachen der Haifische schwimmt. Sie würden zum Beispiel Geographie
brauchen, damit sie die großen Haifische, die faul irgendwo liegen, finden könnten. Die
Hauptsache wäre natürlich die moralische Ausbildung der Fischlein. Sie würden unterrichtet
werden, daß es das Größte und Schönste sei, wenn ein Fischlein sich freudig aufopfert,
und daß sie alle an die Haifische glauben müßten, vor allem, wenn sie sagten, sie würden
für eine schöne Zukunft sorgen. Man würde den Fischlein beibringen, daß diese Zukunft
nur gesichert sei, wenn sie Gehorsam lernten. Vor allen niedrigen, materialistischen,
egoistischen und marxistischen Neigungen müßten sich die Fischlein hüten und es sofort
den Haifischen melden, wenn eines von ihnen solche Neigungen verriete. Wenn die
Haifische Menschen wären, würden sie natürlich auch untereinander Kriege führen, um
fremde Fischkästen und fremde Fischlein zu erobern. Die Kriege würden sie von ihren
eigenen Fischlein führen lassen. Sie würden die Fischlein lehren, daß zwischen ihnen und
den Fischlein der anderen Haifische ein riesiger Unterschied bestehe. Die Fischlein,
würden sie verkünden, sind bekanntlich stumm, aber sie schweigen in ganz verschiedenen
Sprachen und können einander daher unmöglich verstehen. Jedem Fischlein, das im Krieg
ein paar andere Fischlein, feindliche, in einer anderen Sprache schweigende Fischlein,
tötete, würden sie einen kleinen Orden aus Seetang anheften und den Titel Held verleihen.
Wenn die Haifische Menschen wären, gäbe es bei ihnen natürlich auch eine Kunst. Es
gäbe schöne Bilder, auf denen die Zähne der Haifische in prächtigen Farben, ihre Rachen
als reine Lustgärten, in denen es sich prächtig tummeln läßt, dargestellt wären. Die Theater
auf dem Meeresgrund würden zeigen, wie heldenmütige Fischlein begeistert in die
Haifischrachen schwimmen, und die Musik wäre so schön, daß die Fischlein unter ihren
Klängen, die Kapelle voran, träumerisch, und in allerangenehmste Gedanken eingelullt, in
die Haifischrachen strömten. Auch eine Religion gäbe es da, wenn die Haifische Menschen
wären. Sie würde lehren, daß die Fischlein erst im Bauch der Haifische richtig zu leben
begännen. Übrigens würde es auch aufhören, wenn die Haifische Menschen wären, daß
alle Fischlein, wie es jetzt ist, gleich sind. Einige von ihnen würden Ämter bekommen und
über die anderen gesetzt werden. Die ein wenig größeren dürften sogar die kleineren
auffressen. Das wäre für die Haifische nur angenehm, da sie dann selber öfter größere
Brocken zu fressen bekämen. Und die größeren, Posten habenden Fischlein würden für die
Ordnung unter den Fischlein sorgen, Lehrer, Offiziere, Ingenieure im Kastenbau usw.
werden. Kurz, es gäbe überhaupt erst eine Kultur im Meer, wenn die Haifische Menschen
wären."
www.youtube.com/watch?v=YokJ2BbdwdU
Bertholt Brecht
Mühsal der Besten
»Woran arbeiten Sie?« wurde Herr K. gefragt. Herr K.
antwortete: »Ich habe viel Mühe, ich bereite meinen
nächsten Irrtum vor.
Weise am Weisen ist die Haltung
Zu Herrn K. kam ein Philosophieprofessor und erzählte
ihm von seiner Weisheit. Nach einer Weile sagte Herr K.
zu ihm: »Du sitzt unbequem, du redest unbequem, du
denkst unbequem. « Der Philosophieprofessor wurde
zornig und sagte: »Nicht über mich wollte ich etwas
wissen, sondern über den Inhalt dessen, was ich sagte.«
»Es hat keinen Inhalt«, sagte Herr K. »Ich sehe dich
täppisch gehen, und es ist kein Ziel, das du, während ich
dich gehen sehe, erreichst. Du redest dunkel, und es ist
keine Helle, die du während des Redens schaffst. Sehend
deine Haltung, interessiert mich dein Ziel nicht.«
Organisation
Herr K. sagte einmal: »Der Denkende benützt kein
Licht zuviel, kein Stück Brot zuviel, keinen Gedanken
zuviel.«
Die Kunst, nicht zu bestechen
Herr K. empfahl einen Mann an einen Kaufmann, seiner
Unbestechlichkeit wegen. Nach zwei Wochen kam der
Kaufmann wieder zu Herrn K. und fragte ihn: »Was hast
du gemeint mit Unbestechlichkeit?« Herr K. sagte:
»Wenn ich sage, der Mann, den du anstellst, ist unbestechlich,
meine ich damit: du kannst ihn nicht bestechen.«
»So«, sagte der Kaufmann betrübt, »nun, ich
habe Grund, zu fürchten, daß sich dein Mann sogar von
meinen Feinden bestechen läßt.« »Das weiß ich nicht«,
sagte Herr K. uninteressiert. »Mir aber«, rief der Kaufmann
erbittert, »redet er immerfort nach dem Mund,
also läßt er sich auch von mir bestechen!« Herr K.
lächelte eitel. »Von mir läßt er sich nicht bestechen«,
sagte er.
Maßnahmen gegen die Gewalt
Als Herr Keuner, der Denkende, sich in einem Saale vor
vielen gegen die Gewalt aussprach, merkte er, wie die
Leute vor ihm zurückwichen und weggingen. Er blickte
sich um und sah hinter sich stehen – die Gewalt.
»Was sagtest du?« fragte ihn die Gewalt. »Ich sprach
mich für die Gewalt aus«, antwortete Herr Keuner.
Als Herr Keuner weggegangen war, fragten ihn seine
Schüler nach seinem Rückgrat. Herr Keuner antwortete:
»Ich habe kein Rückgrat zum Zerschlagen. Gerade ich
muß länger leben als die Gewalt.«
Und Herr Keuner erzählte folgende Geschichte:
In die Wohnung des Herrn Egge, der gelernt hatte,
nein zu sagen, kam eines Tages in der Zeit der Illegalität
ein Agent, der zeigte einen Schein vor, welcher ausgestellt
war im Namen derer, die die Stadt beherrschten,
und auf dem stand, daß ihm gehören solle jede Wohnung,
in die er seinen Fuß setzte; ebenso sollte ihm auch
jedes Essen gehören, das er verlange; ebenso sollte ihm
auch jeder Mann dienen, den er sähe.
Der Agent setzte sich in einen Stuhl, verlangte Essen,
wusch sich, legte sich nieder und fragte mit dem Gesicht
zur Wand vor dem Einschlafen: »Wirst du mir dienen?«
Herr Egge deckte ihn mit einer Decke zu, vertrieb die
Fliegen, bewachte seinen Schlaf, und wie an diesem
Tage gehorchte er ihm sieben Jahre lang. Aber was
immer er für ihn tat, eines zu tun hütete er sich wohl:
das war, ein Wort zu sagen. Als nun die sieben Jahre
herum waren und der Agent dick geworden war vom
vielen Essen, Schlafen und Befehlen, starb der Agent.
Da wickelte ihn Herr Egge in die verdorbene Decke,
schleifte ihn aus dem Haus, wusch das Lager, tünchte
die Wände, atmete auf und antwortete: »Nein.«
Vorschlag, wenn der Vorschlag nicht beachtet wird
Herr K. empfahl, womöglich jedem Vorschlag zur Güte
noch einen weiteren Vorschlag beizufügen, für den Fall,
daß der Vorschlag nicht beachtet wird. Als er zum Beispiel
jemandem, der in schlechter Lage war, ein bestimmtes
Vorgehen angeraten hatte, das so wenige andere
schädigte wie möglich, beschrieb er noch ein anderes
Vorgehen, weniger harmlos, aber doch nicht das rücksichtsloseste.
»Wer nicht alles kann«, sagte er, »dem soll
man nicht das wenigere erlassen.«
Das Lob
Als Herr K. hörte, daß er von früheren Schülern gelobt wurde, sagte er: "Nachdem die
Schüler schon längst die Fehler des Meisters vergessen haben, erinnert er selbst sich noch
immer daran."
Herr K. und die Konsequenz
Eines Tages stellte Herr K. einem seiner Freunde folgende Frage: "Ich verkehre seit
kurzem mit einem Mann, der mir gegenüber wohnt. Jetzt habe ich keine Lust mehr, mit ihm
zu verkehren; jedoch fehlt mir nicht nur ein Grund für den Verkehr, sondern auch für die
Trennung. Nun habe ich entdeckt, daß er, als er kürzlich das kleine Haus, das er bisher nur
gemietet hatte, kaufte, sogleich einen Pflaumenbaum vor seinem Fenster, der ihm Licht
wegnahm, umschlagen ließ, obwohl die Pflaumen erst halb reif waren. Soll ich nun dies als
Grund nehmen, den Verkehr mit ihm abzubrechen, wenigstens nach außen hin oder
wenigstens nach innen hin?"
Einige Tage darauf erzählte Herr K. seinem Freund: "Ich habe den Verkehr mit dem
Burschen jetzt abgebrochen; denken Sie sich, er hatte schon seit Monaten von dem
damaligen Besitzer des Hauses verlangt, daß der Baum abgehauen würde, der ihm das
Licht wegnahm. Der aber wollte es nicht tun, weil er die Früchte noch haben wollte. Und
jetzt, wo das Haus auf meinen Bekannten übergegangen ist, läßt er den Baum tatsächlich
abhauen, noch voll unreifer Früchte! Ich habe den Verkehr mit ihm jetzt wegen seines
inkonsequenten Verhaltens abgebrochen."
Rechtsprechung
Herr K. nannte oft als in gewisser Weise vor bildlich eine Rechtsvorschrift des alten China,
nach der für große Prozesse die Richter aus entfernten Provinzen herbeigeholt wurden. So
konnten sie nämlich viel schwerer bestochen werden (und mußten also weniger
unbestechlich sein), da die ortsansässigen Richter über ihre Unbestechlichkeit wachten -
also Leute, die gerade in dieser Beziehung sich genau auskannten und ihnen übelwollten.
Auch kannten diese herbeigeholten Richter die Gebräuche und Zustände der Gegend nicht
aus der alltäglichen Erfahrung. Unrecht gewinnt oft Rechtscharakter einfach dadurch, daß
es häufig vorkommt. Die Neuen mußten sich alles neu berichten lassen, wodurch sie das
Auffällige daran wahrnahmen. Und endlich waren sie nicht gezwungen, um der Tugend der
Objektivität willen viele andere Tugenden, wie die Dankbarkeit, die Kindesliebe, die
Arglosigkeit gegen die nächsten Bekannten, zu verletzten oder so viel Mut zu haben, sich
unter ihrer Umgebung Feinde zu machen.
Über Freundlichkeit
Herr K. schätzte Freundlichkeit sehr. Er sagte: "Jemanden unterhalten, wenn auch
freundlich, jemanden nicht nach seinen Möglichkeiten beurteilen, zu jemandem nur
freundlich sein, wenn auch er zu einem freundlich ist, jemanden kalt betrachten, wenn er
heiß, heiß betrachten, wenn er kalt ist, das ist nicht freundlich."
Ein Mitarbeiter K.s wurde beschuldigt, er nehme eine unfreundliche Haltung zu ihm ein. Ja, aber nur hinter meinem Rücken’, verteidigte ihn Herr K.
Gerechtigkeitsgefühl
Herrn K.s Gastgeber hatten einen Hund, und eines Tages kam dieser mit allen Anzeichen
des Schuldgefühls angekrochen. "Er hat etwas angestellt, reden Sie sofort streng und
traurig mit ihm", riet Herr K. "Aber ich weiß doch nicht, was er angestellt hat", wehrte sich
der Gastgeber. "Das kann der Hund nicht wissen", sagte Herr K. dringlich. "Zeigen Sie
schnell Ihre betroffene Mißbilligung, sonst leidet sein Gerechtigkeitsgefühl."
Herr Keuner und der hilflose Knabe
Einen vor sich hin weinenden Jungen fragte Herr Keuner nach dem Grund seines Kummers. Ich
hatte zwei Groschen für das Kino beisammen, sagte der Knabe, da kam ein Junge und riß mir
einen aus der Hand, und er zeigte auf einen Jungen, der in einiger Entfernung zu sehen war. Hast
du denn nicht um Hilfe geschrieen? fragte Herr Keuner. Doch, sagte der Junge und schluchzte
ein wenig stärker. Hat dich niemand gehört, fragte ihn Herr Keuner weiter, ihn liebevoll streichelnd.
Nein, schluchzte der Junge. Kannst du denn nicht lauter schreien? fragte Herr Keuner.
Nein, sagte der Junge und blickte ihn mit neuer Hoffnung an. Denn Herr Keuner lächelte. Dann
gib auch den her, sagte er, nahm ihm den letzten Groschen aus der Hand und ging unbekümmert weiter.
Warten
Herr K. wartete auf etwas einen Tag, dann eine Woche, dann noch einen Monat. Am
Schlusse sagte er: "Einen Monat hätte ich ganz gut warten können, aber nicht diesen Tag
und diese Woche."
Verläßlichkeit
Herr K., der für die Ordnung der menschlichen Beziehungen war, blieb zeit seines Lebens
in Kämpfe verwickelt. Eines Tages geriet er wieder einmal in eine unangenehme Sache, die
es nötig machte, daß er nachts mehrere Treffpunkte in der Stadt aufsuchen mußte, die weit
auseinanderlagen. Da er krank war, bat er einen Freund um seinen Mantel. Der versprach
ihn ihm, obwohl er dadurch selbst eine kleine Verabredung absagen mußte. Gegen Abend
nun verschlimmerte sich Herrn K.s Lage so, daß die Gänge ihm nichts mehr nützten und
ganz anderes nötig wurde. Dennoch und trotz des Zeitmangels holte Herr K., eifrig, die
Verabredung einzuhalten, den unnütz gewordenen Mantel pünktlich ab.
Die Rolle der Gefühle
Herr Keuner war mit seinem kleinen Sohn auf dem Land. Eines Vormittags traf er ihn in der
Ecke des Gartens und weinend. Er erkundigte sich nach dem Grund des Kummers, erfuhr
ihn und ging weiter. Als aber bei seiner Rückkehr der Junge immer noch weinte, rief er ihn
her und sagte ihm: "Was hat es für einen Sinn zu weinen bei einem solchen Wind, wo man
dich überhaupt nicht hört." Der Junge stutzte, begriff diese Logik und kehrte, ohne weitere
Gefühle zu zeigen, zu seinem Sandhaufen zurück.
Vom jungen Keuner
Jemand erzählte vom jungen Keuner, er habe ihn einem Mädchen, das ihm sehr gefiel,
eines Morgens sagen hören: "Ich habe heute Nacht von Ihnen geträumt. Sie waren sehr
vernünftig."
Herrn K.s Lieblingstier
Als Herr K. gefragt wurde, welches Tier er vor allen schätze, nannte er den Elefanten und begründete dies so: Der Elefant vereint List mit Stärke. Das ist nicht die kümmerliche List, die ausreicht, einer Nachstellung zu entgehen oder ein Essen zu ergattern, indem man nicht auffällt, sondern die List, welcher die Stärke für große Unternehmungen zur Verfügung steht. Wo dieses Tier war, führt eine breite Spur. Dennoch ist es gutmütig, es versteht Spaß. Es ist ein guter Freund, wie es ein guter Feind ist. Sehr groß und schwer, ist es doch auch sehr schnell. Sein Rüssel führt einem enormen Körper auch die kleinsten Speisen zu, auch Nüsse. Seine Ohren sind verstellbar: Er hört nur, was ihm paßt. Er wird auch sehr alt. Er ist auch gesellig, und dies nicht nur zu Elefanten. Überall ist er sowohl beliebt als auch gefürchtet. Eine gewisse Komik macht es möglich, daß er sogar verehrt werden kann. Er hat eine dicke Haut, darin zerbrechen die Messer; aber sein Gemüt ist zart. Er kann traurig werden. Er kann zornig werden. Er tanzt gern. Er stirbt im Dickicht. Er liebt Kinder und andere kleine Tiere. Er ist grau und fällt nur durch seine Masse auf. Er ist nicht eßbar. Er kann gut arbeiten. Er trinkt gern und wird fröhlich. Er tut etwas für die Kunst: Er liefert Elfenbein.
Das Wiedersehen
Ein Mann, der Herrn K. lange nicht gesehen hatte, begrüßte ihn mit den Worten: "Sie haben sich gar nicht verändert." "Oh!" sagte Herr K. und erbleichte.
Menschenkenntnis
Herr Keuner hatte wenig Menschenkenntnis, er sagte:"Menschenkenntnis ist nur nötig, wo
Ausbeutung im Spiel ist. Denken heißt verändern. Wenn ich an einen Menschen denke,
dann verändere ich ihn, beinahe kommt mir vor, er sei gar nicht so, wie er ist, sondern er
sei nur so gewesen, als ich über ihn zu denken anfing."
Gespräche
"Wir können nicht mehr miteinander sprechen", sagte Herr K. zu einem Manne. "War- um?" fragte der erschrocken. "Ich bringe in Ihrer Gegenwart nichts Vernünftiges hervor", beklagte sich Herr K. "Aber das macht mir doch nichts", tröstete ihn der andere. - "Das glaube ich", sagte Herr K. erbittert, "aber mir macht es etwas."
Herr Keuner und die Zeichnung seiner Nichte
Herr Keuner sah sich die Zeichnung seiner kleinen Nichte
an. Sie stellte ein Huhn dar, das über einen Hof flog.
"Warum hat dein Huhn eigentlich drei Beine?" fragte Herr
Keuner. "Hühner können doch nicht fliegen", sagte die
kleine Künstlerin, "und darum brauchte ich ein drittes Bein
zum Abstoßen."
"Ich bin froh, dass ich gefragt habe", sagte Herr Keuner.
Zwei Fahrer
Herr K., befragt über die Arbeitsweise zweier Theaterleute, verglich sie folgendermaßen: "Ich kenne einen Fahrer, der die Verkehrsregeln gut kennt, innehält und für sich zu nutzen weiß. Er versteht es geschickt, vorzupreschen, dann wieder eine regelmäßige Geschwindigkeit zu halten, seinen Motor zu schonen, und so findet er vorsichtig und kühn seinen Weg zwischen den andern Fahrzeugen. Ein anderer Fahrer, den ich kenne, geht anders vor. Mehr als an seinem Weg ist er interessiert am gesamten Verkehr und fühlt sich nur als ein Teilchen davon. Er nimmt nicht seine Rechte wa hr und tut sich nicht persönlich hervor. Er fährt im Geist mit dem Wagen vor ihm und dem Wagen hinter ihm, mit einem ständigen Vergnügen an dem Vorwärtskommen aller Wagen und der Fußgänger dazu."
Herr K. fährt Auto
Herr K. hatte gelernt, Auto zu fahren, fuhr aber zunächst noch nicht sehr gut. "Ich habe erst
gelernt, ein Auto zu fahren", entschuldigte er sich. "Man muß aber zweie fahren können,
nämlich auch noch das Auto vor dem eigenen. Nur wenn man beobachtet, welches die
Fahrverhältnisse für das Auto sind, das vor einem fährt, und seine Hindernisse beurteilt,
weiß man, wie man in bezug auf dieses Auto verfahren muß."
Der unentbehrliche Beamte
Von einem Beamten, der schon ziemlich lange in seinem Amt saß, hörte Herr K. rühmenderweise, er sei unentbehrlich, ein so guter Beamter sei er. "Wieso ist er unentbehrlich?" fragte Herr K. ärgerlich. "Das Amt liefe nicht ohne ihn", sagten seine Lober. "Wie kann er da ein guter Beamter sein, wenn das Amt nicht ohne ihn liefe?" sagte Herr K., "er hat Zeit genug gehabt, sein Amt so weit zu ordnen, daß er entbehrlich ist. Womit beschäftigt er sich eigentlich? Ich will es euch sagen: mit Erpressung!"
Unbestechlichkeit
Auf die Frage, wie man einen erziehen könnte zur Unbestechlichkeit, antwortete Herr Keuner: "Dadurch, daß man ihn satt macht." Auf die Frage, wie man einen dazu veranlassen kann, daß er gute Vorschläge macht, antwortete Herr Keuner:"Dadurch, daß man sorgt, daß er an dem Nutzen seiner Vorschläge beteiligt ist und auf andere Weise, also allein, die Vorteile nicht erreichen kann."
Irrtum und Fortschritt
Wenn man nur an sich denkt, kann man nicht glauben, daß man Irrtümer begeht, und
kommt also nicht weiter. Darum muß man an jene denken, die nach einem weiterarbeiten.
Nur so verhindert man, daß etwas fertig wird.
Über den Verrat
Soll man ein Versprechen halten? Soll man ein Versprechen geben? Wo etwas
versprochen werden muß, herrscht keine Ordnung. Also soll man diese Ordnung herstellen.
Der Mensch kann nichts versprechen. Was verspricht der Arm dem Kopf? Daß er ein Arm
bleibt und kein Fuß wird. Denn alle sieben Jahre ist er ein anderer Arm. Wenn einer den
anderen verrät, hat er denselben verraten, dem er versprochen hat? Solang einer, dem
etwas versprochen ist, in immer andere Verhältnisse kommt und sich also immer ändert
nach den Verhältnissen und ein anderer wird, wie soll ihm gehalten werden, was einem
ändern versprochen war? Der Denkende verrät. Der Denkende verspricht nichts, als daß er
ein Denkender bleibt.
Sokrates
Nach der Lektüre eines Buches über die Geschichte der Philosophie äußerte sich Herr K.
abfällig über die Versuche der Philosophen, die Dinge als grundsätzlich unerkennbar
hinzustellen. "Als die Sophisten vieles zu wissen behaupteten, ohne etwas studiert zu
haben", sagte er, "trat der Sophist Sokrates hervor mit der arroganten Behauptung, er
wisse, daß er nichts wisse. Man hätte erwartet, daß er seinem Satz anfügen würde: denn
auch ich habe nichts studiert. (Um etwas zu wissen, müssen wir studieren.) Aber er scheint
nicht weitergesprochen zu haben, und vielleicht hätte auch der unermeßliche Beifall, der
nach seinem ersten Satz losbrach und der zweitausend Jahre dauerte, jeden weiteren Satz
verschluckt."
( Bertholt Brecht - Lehrstücke, Geschichten von Herrn K. )
www.youtube.com/watch?v=FSk3TG5czcg
„Wer a sagt, der muß nicht b sagen. Er kann auch erkennen, daß a falsch war“
( Bertholt Brecht - Lehrstücke, Der Jasager/Der Neinsager )
Zu sein, zu leben, das ist genug, das ist die Ehre der Götter, und darum ist sich alles gleich, was nur ein Leben ist, in der göttlichen Welt, und es gibt in ihr nicht Herren und Knechte.
( Johann Christian Friedrich Hölderlin (1770 - 1843) )
Glücklich,
wer mit den Verhältnissen
zu brechen versteht, ehe sie ihn
gebrochen haben!
( Franz von Liszt )
Suzanne (Leonard Cohen)
Suzanne takes you down to her place near the river
You can hear the boats go by
And you can spend the night beside her
And you know, that she's half crazy
But that's why you want to be there
And she feeds you tea and oranges
That come all the way from China
And just when you mean to tell her
That you have no love to give her
Then she gets you on her wavelength
And she lets the river answer
That you've always been her lover
And you want to travel with her
And you want to travel blind
And you know that she will trust you
For you've touched her perfect body with your mind
And Jesus was a sailor
When he walked upon the water
And he spent a long time watching
From his lonely wooden tower
And when he knew for certain
Only drowning men could see him
He said: "All men will be sailors then
Until the sea shall free them"
But he himself was broken
Long before the sky would open
Forsaken, almost human
He sank beneath your wisdom like a stone
And you want to travel with him
And you want to travel blind
And you think maybe you'll trust him
For he's touched your perfect body with his mind
Now, Suzanne takes your hand
And she leads you to the river
She is wearing rags and feathers
From Salvation Army counters
And the sun pours down like honey
On our lady of the harbor
And she shows you where to look
Among the garbage and the flowers
There are heroes in the seaweed
There are children in the morning
They are leaning out for love
And they will lean that way forever
While Suzanne holds the mirror
And you want to travel with her
And you want to travel blind
And you know that you can trust her
For she's touched your perfect body with her mind
www.youtube.com/watch?v=6o6zMPLcXZ8
Klaus Hoffmann - Zeit zu leben
Ein Haus und Sicherheit
ein Ring in Ewigkeit
ein Mensch, der immer bleibt
Vernunft für allezeit
wovor haben wir nur soviel Angst
Ein Lächeln, das nicht stimmt
ein Blick, der nichts beginnt
die Hand, die nur noch nimmt
und Zeit, die schnell verrinnt
wovor haben wir nur soviel Angst
Und der Wind fegt all die Blätter fort
und der Tod, ist mehr als nur ein Wort
denn nichts bleibt, nichts bleibt, nichts bleibt
kein Ring, kein Gold, kein Leid
nichts bleibt, nichts bleibt, nichts bleibt
es wird Zeit zu leben
endlich Zeit
Zeit zu leben
Mein Paß sagt mir, ich bin
das Konto sagt, ich hab
die Fotos und das Kind
zeigen, ich war immer da
alles was ich habe gehört mir
Nichts als Schmerz, sagt die Angst
nichts als Angst, sagt der Schmerz
halt es fest, sagt der Kopf
laß es los, sagt das Herz
und die Liebe sagt leis...jetzt und hier
Und der Wind fegt all die Blätter fort
und der Tod, ist mehr als nur ein Wort
denn nichts bleibt, nichts bleibt, nichts bleibt
kein Ring, kein Gold, kein Leid
nichts bleibt, nichts bleibt, nichts bleibt
es wird Zeit zu leben
endlich Zeit
Zeit zu leben
endlich Zeit
Zeit zu leben
endlich Zeit
Zeit zu leben
endlich Zeit
www.youtube.com/watch?v=NcTITkkiiLY
Ding
Hallo ich bin Lust,
ja ich bin ein Türann,
bin heimliche Härte.
Oh hallo ich bin Hoffnung,
bin seligste Freude,
ja ich bin ein Träumer,
ich bin nie müde,
eine gut gemeinte Lüge.
Oh hallo ich bin Liebe,
ein verbuddelter Schatz
und hallo ich bin klug
und nur zu gut,
dass vieles auch nicht klappt!
Refrain:
Ich glaub ich bin ein Ding,
wenn´s in Bewegung ist,
macht´s einen Sinn.
ohohoooh
Ich glaub ich bin ein Ding,
wenn`s in Bewegung ist,
macht`s einen Sinn,
macht`s einen Sinn.
Hallo ich bin Sehnsucht,
ich bin Glück und ja ich bin Not.
Hallo ich bin Herz,
ich stell mich oft tot.
Oh ich bin ein Dichter,
ich bin was ich bin,
ich bin mein Richter,
ich beschenk mich,
ich bin streng.
Hallo ich bin Chaos,
ein verbuddelter Schatz
und hallo was bin ich froh,
wenn manches auch mal klappt!
Refrain:
Ich glaub ich bin ein Ding,
wenn´s in Bewegung ist,
macht´s einen Sinn.
Ich glaub ich bin ein Ding,
wenn´s in Bewegung ist,
macht´s einen Sinn,
macht´s einen Sinn!
( Lyrics by Cäthe )
Leonard Cohen - A Thousand Kisses Deep
www.youtube.com/watch?v=slhXAM2XOsg
www.youtube.com/watch?v=_XERotdoLpg
www.youtube.com/watch?v=mZlVaAMsoM8
www.youtube.com/watch?v=DZGINaRUEkU
www.youtube.com/watch?v=Zwl2wrz_0cw
www.youtube.com/watch?v=Ynv18foo0Ok
www.arte.tv/sites/de/das-arte-magazin/2017/10/13/ein-aest...
www.youtube.com/watch?v=Kg1sQfkXWY0
www.youtube.com/watch?v=PlohNRjRC0E
www.youtube.com/watch?v=BTRe2fMnAec
www.zeit.de/2007/01/Verlorene-Zeit?page=all
www.amazon.de/Bis-zum-Anfang-Welt-Spurensuche/dp/B000EULV...
www.wasistzeit.de/Ueber-die-Zeit/Das-Wesen-der-Zeit
wirsindeins.org/2015/02/06/es-gibt-keine-zeit-es-gab-nie-...
www.spiegel.de/spiegel/print/d-128977617.html
www.lyrik-lesezeichen.de/gedichte/zeit-gedichte.php
www.zeit.de/kultur/2019-06/paul-mason-publizist-buch-klar...
www.grimmstories.com/de/grimm_maerchen/die_lebenszeit
www.youtube.com/watch?v=G0_sJSP2RhU
www.schule.suedtirol.it/rg-bx/projekte/Phil-Olymp/Landesr...
www.youtube.com/watch?v=b-XjxlpHdu4
www.gleichsatz.de/b-u-t/archiv/bergson/hb-materie1.html
www.teamdelphin.de/webseite/hauptmenue/philosophie.html
www.deutschlandradiokultur.de/varoufakis-neue-linke-beweg...
www.youtube.com/watch?v=RurKArj81GM
www.youtube.com/watch?v=IhsIOD8g0Ng
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www.youtube.com/watch?v=PNPaZycIC9I
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www.youtube.com/watch?v=5gy8JrBsLRU
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