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Majestät mit Talenten

Baggern und Seilschaften gehörten zur großen Kunst der Zarin Katharina II. von Russland, die in der Geschichtsschreibung als einzige Herrscherin den Beinamen "die Große" erhielt. Trotz ihrer deutschen Herkunft aus den Häusern Anhalt-Zerbst und Oldenburg, verstand sie es, als junge Kaiserin von Russland eine Identität mit dem großen Reich herzustellen. Sie lernte die Sprache und trat zum russisch-orthodoxen Glauben über. An der Seite ihres Mannes, des Zaren Peter III., bestieg sie den russischen Thron. Der Zar wurde 1728 als Karl Peter Ulrich von Schleswig-Holstein-Gottorf in Kiel geboren und war eine Cousine zweiten Grades seiner späteren Frau. Katharinas Mutter und Peters Vater stammten aus einer schleswig-holsteinischen Linie des Hauses Oldenburg. Der junge Zar begann tatkräftig etliche Reformen durchzusetzen. so schaffte er Folter und Leibeigenschaft ab. Aber auch Katharina gewann als junge Zarin schnell an Einfluss, der ihr allerdings auf Dauer nicht reichte. Ein Putsch ihr nahe stehender Kreise setzte ihren Ehemann ab, der anschließend ermordet wurde. Gerade erst 34-Jährig, ließ man ihn "ins Gras beißen". Seither munkelt man bis heute darüber, in welcher Weise Katharina beteiligt war. Zumindest ihre Duldung ist jedoch unbestritten. Katharinas Weg zur Alleinherrscherin war damit frei. Auch für's "Baggern". Der mit seinen Brüdern am Komplott führend beteiligte russische Offizier Grigori Orlow war schon zu Lebzeiten des Zaren ihr Liebhaber und Vater eines gemeinsamen Kindes. Katharinas amouröse Liebschaften beschäftigen die Historiker bis in die Gegenwart.

Die Zarin brachte die Modernisierung des großen Reiches verstärkt voran. Dazu bediente sie sich schon damals quasi der "Green Card", indem sie vor allem Deutsche, aber auch andere Europäer ins Land holte, um Infrastruktur und Wirtschaft voranzubringen. Katharina war es, die um 1765 als Zarin die Wolgadeutschen etablierte. Bayern, Baden, Hessen, Pfälzer und Rheinländer besiedelten Steppengebiete beiderseits der Wolga, um diese zu kultivieren. Hierfür wurde den Einwanderern ein Sonderstatus mit Bevorzugungen gewährt. Das bereits von ihren Vorgängern praktizierte Anwerben von Ausländern, vor allem auch für hochrangige Positionen, war unter den Einheimischen umstritten und führte immer wieder zu Spannungen im Verhältnis zu den russischen Bewohnern.

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Uploaded on October 18, 2012
Taken on October 2, 2012