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Das macht dann Zehn Euro!

Das Intercitypaar 515/518 „Hahnenkamm“

 

Das Intercitypaar 515/518 „Hahnenkamm“ hat die Giselabahn mit ihrer beeindruckenden Landschaft über viele Jahre hinweg maßgeblich geprägt. Besonders in den frühen Morgenstunden, wenn der IC 515 unterwegs war, ging man oft mit einem herrlichen, beinahe magischen Bild nach Hause – ein Anblick, der sich einprägte und lange in Erinnerung blieb.

 

Abgesehen von der gelegentlichen „Verirrung“ eines Taurus auf diesem Umlauf – was selten, aber durchaus hin und wieder gang und gäbe war – blieb der Zug meist seinem gewohnten Erscheinungsbild treu. Bis ins Jahr 2022 fanden sich sogar vereinzelt Lokomotiven der Reihe 1142 auf diesem markanten Umlauf, wodurch Tirol und Salzburg in diesem Jahr noch kurzzeitig mit echter „Altbau-Power“ bedient wurden.

 

Doch zurück in die Gegenwart. Bereits seit 2023 plante die ÖBB eine neue Zuggattung: den „Interregio“ – für viele eine eher günstige Kopie des Nahverkehrs, allerdings zu Fernverkehrspreisen. Die Bundesbahn scheint ernsthaft der Meinung zu sein, mit dreiteiligen Desiros im Nahverkehrs-Layout und ganzen zwölf Erste-Klasse-Sitzen den Fernverkehr revolutioniert zu haben. Ich freue mich schon auf den Sommer, wenn zahlreiche Radfahrer – offenbar in dem Glauben, es handle sich um einen Nahverkehrszug – zusteigen werden. Das dürfte noch für einige chaotische Situationen sorgen.

 

Seit dem Fahrplanwechsel 2025/26 sind diese Interregios nun planmäßig unterwegs. Zwar kamen dadurch auch neue Leistungen hinzu, was durchaus positiv zu bewerten ist, dennoch gibt es klare Pro- und Contra-Argumente. Vor allem, wenn diese dreiteiligen Desiros hochwertige Intercity-Leistungen ersetzen sollen – darunter auch den legendären Hahnenkamm-Intercity.

 

Tatsächlich hatte ich bis dahin noch kein Foto dieses Zugpaares, da sich das von meinem Wohnort aus nicht wirklich ergeben hatte. Doch am Abend vor dem letzten Tag des Fahrplanwechsels ging ich einen Kompromiss ein: die ganze Nacht durch Tirol zu pendeln, um am Morgen rechtzeitig vor Ort zu sein.

So fuhr ich mit einem Nightjet nach Innsbruck und stieg dort in eine S-Bahn Richtung Kufstein um. In Kufstein angekommen – es war 02:15 Uhr – traf ich sofort auf Kollegen mit demselben Vorhaben. Die Zeit ließ sich so gut überbrücken, man war bestens unterhalten. Nach mehrfachem Pendeln zwischen Innsbruck und Kufstein erreichten wir gegen 06:00 Uhr Wörgl, holten uns einen Kaffee und eine Breze und machten uns anschließend auf den Weg Richtung Fieberbrunn, wo das begehrte Foto entstehen sollte.

 

Nach über zehn Stunden Reise kamen wir schließlich im kleinen Ort Fieberbrunn an. Im Hintergrund begann der Hochkönig im Licht des Sonnenaufgangs langsam zu leuchten. Die herrliche Szenerie und die besondere Stimmung ließen die Vorfreude spürbar ansteigen.

 

Voller Energie begaben wir uns zur bekannten Fotostelle. Nach etwa einer halben Stunde tauchte plötzlich ein Landwirt mit seinem Hund auf. Er machte uns darauf aufmerksam, dass fremde Wiesen nicht einfach betreten werden sollten und man beim nächsten Mal bitte vorher fragen möge. Wir entschuldigten uns mehrfach und gaben zu, dass dies unser Fehler war.

Nach dem Gespräch verlangte er allerdings plötzlich eine „Gebühr“ von zehn Euro – andernfalls würde er die Polizei verständigen. Das erschien uns zwar äußerst seltsam, doch letztlich war uns das Foto diesen Betrag wert. Die etwa 15 weiteren Personen hinter uns wurden eine Stunde später ebenfalls zur Kasse gebeten. Ein durchaus lukratives Geschäft, wenn man es so betrachtet.

 

Und dann kam er: der letzte IC 515, bespannt mit der 1144 223.

Ein perfekter Abschluss – denn manchmal gilt eben: Aufhören, wenn’s am schönsten ist.

 

Danke an alle, die diesen nächtlichen Fiebertraum mitgemacht haben.

GiG.

 

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The Intercity Pair 515/518 “Hahnenkamm”

 

The Intercity pair 515/518 “Hahnenkamm” shaped the Gisela Railway with its stunning scenery for many years. Especially in the early morning hours, when IC 515 was running, one would often head home with a magnificent, almost magical image in mind — a view that left a lasting impression.

 

Apart from the occasional “lost” Taurus locomotive appearing on this diagram — something rare, but not entirely unheard of — the train generally remained true to its familiar appearance. Until 2022, even locomotives of the 1142 class would very occasionally find their way onto this distinctive duty, meaning that Tyrol and Salzburg were briefly still served by classic motive power during that year.

 

But let us return to the present. As early as 2023, ÖBB had been planning a new train category: the “Interregio” — for many, little more than a budget version of regional transport at long-distance prices. The national railway apparently believes that three-car Desiro units in a regional layout, featuring a grand total of twelve first-class seats, are enough to revolutionize long-distance travel. I am already looking forward to summer, when countless cyclists — seemingly unaware that this is supposed to be a long-distance train — will board. That will surely be a recipe for chaos.

 

Since the 2025/26 timetable change, these Interregio services have been running regularly. In fact, new services have been added as well, which is certainly a positive development. However, there are clear pros and cons — especially when these three-car Desiros are meant to replace high-quality Intercity services, including the legendary Hahnenkamm Intercity.

 

Until then, I had never managed to get a photo of this train pair, as it simply didn’t work out from where I live. But on the evening before the final day of the timetable change, I decided to compromise: spending the entire night traveling across Tyrol to be at the right spot in the morning.

I took a Nightjet to Innsbruck and transferred to an S-Bahn towards Kufstein. Arriving in Kufstein at 02:15, I immediately met fellow enthusiasts who had the same plan in mind. This made the time much easier to pass, and we were well entertained. After several trips back and forth between Innsbruck and Kufstein, we arrived in Wörgl around 06:00, grabbed a coffee and a pretzel, and then headed towards Fieberbrunn, where the desired photo was to be taken.

 

After more than ten hours of travel, we finally arrived in the small village of Fieberbrunn. In the background, the Hochkönig began to glow softly in the light of the rising sun. The magnificent scenery and special atmosphere noticeably lifted our spirits.

 

Full of energy, we made our way to the well-known photo spot. After about half an hour, a farmer suddenly appeared with his dog. He pointed out that one should not simply enter private meadows and that we should ask for permission next time. We apologized several times and acknowledged that this had been our mistake.

After the conversation, however, he suddenly demanded a “fee” of ten euros — otherwise he would call the police. This struck us as quite strange, but in the end, the photo was worth it to us. Around 15 other people behind us were also charged an hour later. A rather profitable business, when you think about it.

 

And then he arrived: the final IC 515, hauled by 1144 223.

A perfect ending — because sometimes, it’s best to stop when things are at their best.

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Uploaded on December 20, 2025
Taken on December 13, 2025