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Was für ein Brocken!

Oktober 2013 auf dem Brocken im Harz.

 

Immer wenn die Beste aller Lebensgefährtinnen diese Fotografie sieht fängt sie an zu grinsen.

Manches, was wir auf unseren Reisen erlebt haben, hat sie schon wieder vergessen. Diese Episode aber nicht.:

Ein Zug der Harzquer- und Brockenbahn hatte uns von Wernigerode zum Bahnhof Brocken hinaufgeschleppt.

Unten im Tal war das Wetter etwas durchwachsen. Heiter bis wolkig sagt man wohl dazu.

Doch je höher sich der Zug ins Gebirge hinauf kämpfte, um so trüber wurde die ganze Angelegenheit da draußen.

Als wir oben im Bahnhof Brocken den Zug verließen, standen wir in der dicksten Nebelsuppe.

Der Brocken hatte sich mal wieder eine Mütze aufgesetzt.

Mit Panoramabildern war heute nichts. Ich musste immer warten bis Windböen die Waschküche ein bisschen anhören damit ich die Dampflok beim Rangieren aufnehmen konnte.

Hier oben lange zu bleiben hatte keinen Sinn.

Ein Kaffee in der Bergbaude dann ging es wieder abwärts.

Wir wollten ein Stück dem alten Grenzweg folgen und dann ins Ilsental hinabsteigen. Unten, in Ilsenburg, würden wir dann bei unserem Quartier herauskommen.

Die Brockenbahn schraubte sich in einer Spirale den Bergkegel hinauf.

Egal auf welcher Seite wir vom Gipfel hinabsteigen. Irgendwann mussten wir die Gleise queren.

Als wir den kleinen Bahnübergang erreichten hörte ich in der Ferne eine mit Volldampf fahrende Lokomotive den Berg hinauf keuchen.

Die Lokomotiven der Baureihe 99.23 gehören zu den stärksten deutschen Schmalspurlokomotiven .

Hier, auf der Brockenbahn, mussten Heizer und Lokführer Alles aus ihrer Maschine herausholen. Das war weithin zu hören.

Mein Jagdinstinkt als Fotograf schlug Alarm.

Ich hob den Arm um meine Partnerin das Stehenbleiben zu signalisieren.

Anschließend nestelte ich die Riemen meiner Nordic - Walking - Stöcke los.

Die stellten sich bockig und verhedderten sich.

Das Dampflokgeräusch kam näher.

Endlich konnte ich die Riemen entwirren und die Stöcke von den Handgelenken lösen. Verärgert warf ich die Stangen auf den Boden.

Das Dampflokgeräusch kam näher.

Jetzt wollte ich in die Jackentasche greifen. Doch die Klappe der Tasche widersetzte sich.

Das Dampflokgeräusch kam näher.

Irgendwie bekam ich dann die Tasche auf. Aber meine Hand kam nicht weit genug hinein.

Das Dampflokgeräusch kam näher.

Nach mehreren Fehlversuchen konnte ich endlich das Etui der Coolpix P 50 aus der Tasche fischen.

Das Dampflokgeräusch kam näher.

Natürlich klemmte jetzt der Reißverschluss des Etuis.

Das Dampflokgeräusch kam näher.

Irgendwie konnte ich ihn dann doch bewegen und ich entnahm die Kamera.

Das Dampflokgeräusch kam näher.

Die Nikon Coolpix P 50 ist eine behäbige Kamera. Für die Dramaturgie dieser Szene war sie definitiv ungeeignet.

Natürlich ließ sie sich auch nicht gleich Einschalten.

Das Dampflokgeräusch kam näher.

Nach mehrmaligem Versuchen ertönte endlich der dreifache Glockentöne der das Hochfahren der Kamera signalisierte.

Kaum erwachte das Display zum Leben da brach auch schon ein Dampf und Rauch speiendes Ungeheuer aus der Nebelwand hervor und donnerte an mir vorbei.

Den jahrzehntelang geübten Reflexen eines Fotografen folgend drückte ich den Auslöser. Und hoffte, dass etwas einigermaßen Erträgliches herauskommen würde.

Gott sei Dank reagierte die Coolpix schnell genug. Und die Aufnahme gelang.

Am Computer würde ich kaum etwas ausgleichen müssen.

Ich setzte dem vorbeirauschen den Zug noch eine Aufnahme hinterher.

Dann wurde mir bewusst wie sehr sich meine Begleiterin amüsierte.

Hm!! Wir lieben uns und leben schon einige Zeit harmonisch miteinander.

Aber in so einer Situation fühle ich mich als Künstler unverstanden!

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Uploaded on July 8, 2023
Taken on August 13, 2013