Cathédrale Notre Dame de Strasbourg
Bis zur Restaurierung des betreffenden Buntglasfensters im Frühjahr 2022 war zweimal im Jahr, ungefähr zur Zeit des Äquinoktiums, bei Sonnenlicht zur Mittagszeit ein „grüner Strahl“ zu beobachten, der durch ein grünes Segment (Fuß des Stammvaters Juda) in einem Buntglasfenster des südlichen Triforiums fiel und einen Lichtfleck auf dem Fußboden erzeugte. Mit dem Lauf der Sonne weiterwandernd, erreichte der Lichtfleck nach bogenförmigem Verlauf den Baldachin über der Kreuzigung an der spätgotischen Kanzel im Langhaus.
Im Gegensatz zu einer weitverbreiteten Auffassung handelte es sich hierbei nicht um ein mittelalterliches astrologisches Symbol, sondern um ein modernes, rein zufällig entstandenes Phänomen. Das grüne Glasstück im Fuße des Königs Juda, durch das der Lichtstrahl fiel, entstammt nämlich nicht dem Mittelalter, sondern wie alle Glasfenster des Südtriforiums der völligen Neuverglasung dieser Partie in den Jahren 1872 bis 1878. Der durch dieses Glasstück fallende Lichtstrahl wurde überhaupt erst rund hundert Jahre nach der Neuverglasung beobachtet, nämlich um das Jahr 1972. Die Erklärung liegt darin, dass erst in dieser Zeit das Glas so transparent geworden war, dass – anders als bei den anderen, dunkleren Glasscheiben – ein Sonnenstrahl durch diese Scheibe dringen konnte. Die Ursache war entweder witterungsbedingter Verlust der Bemalung des Glasstücks oder eine undokumentierte Reparatur des Fensters mit grünlichem, klarem Glas. Eine exakte Zeitnahme belegt zudem, dass der Lichtstrahl den Punkt über dem Kopf des gekreuzigten Christus erst ein bis zwei Tage nach dem Frühjahrs- und Herbst-Äquinoktium erreichte. Die rein zufällige Entstehung des Phänomens wäre demnach erwiesen, die symbolische Deutung hat sich aber bei vielen Besuchern des Münsters verbreitet.
Eine im Mai 2018 erschienene Untersuchung von Oliver Wießmann, die sich eingehend mit dem Grünen Strahl im geistesgeschichtlichen Spektrum des Straßburger Münsters befasst, kommt auf 355 Seiten indes zu dem Ergebnis, dass der grüne Lichtstrahl eine absichtsvolle Inszenierung darstellte.
Cathédrale Notre Dame de Strasbourg
Bis zur Restaurierung des betreffenden Buntglasfensters im Frühjahr 2022 war zweimal im Jahr, ungefähr zur Zeit des Äquinoktiums, bei Sonnenlicht zur Mittagszeit ein „grüner Strahl“ zu beobachten, der durch ein grünes Segment (Fuß des Stammvaters Juda) in einem Buntglasfenster des südlichen Triforiums fiel und einen Lichtfleck auf dem Fußboden erzeugte. Mit dem Lauf der Sonne weiterwandernd, erreichte der Lichtfleck nach bogenförmigem Verlauf den Baldachin über der Kreuzigung an der spätgotischen Kanzel im Langhaus.
Im Gegensatz zu einer weitverbreiteten Auffassung handelte es sich hierbei nicht um ein mittelalterliches astrologisches Symbol, sondern um ein modernes, rein zufällig entstandenes Phänomen. Das grüne Glasstück im Fuße des Königs Juda, durch das der Lichtstrahl fiel, entstammt nämlich nicht dem Mittelalter, sondern wie alle Glasfenster des Südtriforiums der völligen Neuverglasung dieser Partie in den Jahren 1872 bis 1878. Der durch dieses Glasstück fallende Lichtstrahl wurde überhaupt erst rund hundert Jahre nach der Neuverglasung beobachtet, nämlich um das Jahr 1972. Die Erklärung liegt darin, dass erst in dieser Zeit das Glas so transparent geworden war, dass – anders als bei den anderen, dunkleren Glasscheiben – ein Sonnenstrahl durch diese Scheibe dringen konnte. Die Ursache war entweder witterungsbedingter Verlust der Bemalung des Glasstücks oder eine undokumentierte Reparatur des Fensters mit grünlichem, klarem Glas. Eine exakte Zeitnahme belegt zudem, dass der Lichtstrahl den Punkt über dem Kopf des gekreuzigten Christus erst ein bis zwei Tage nach dem Frühjahrs- und Herbst-Äquinoktium erreichte. Die rein zufällige Entstehung des Phänomens wäre demnach erwiesen, die symbolische Deutung hat sich aber bei vielen Besuchern des Münsters verbreitet.
Eine im Mai 2018 erschienene Untersuchung von Oliver Wießmann, die sich eingehend mit dem Grünen Strahl im geistesgeschichtlichen Spektrum des Straßburger Münsters befasst, kommt auf 355 Seiten indes zu dem Ergebnis, dass der grüne Lichtstrahl eine absichtsvolle Inszenierung darstellte.