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Was aus Rapunzels Turm wurde, als die Märchen aus der Welt verschwanden

Farfisels Märchenstunde - Rapunzel Rapp (Wie sich das damals in Zamonien zugetragen hat) ;-)

 

Hey, kennst du die Hutze mit dem langen Haar,

die in einem hohen Turm voll eingemauert war?

Den miesen Horrortrip verdankt sie ihren Alten.

Die konnten sich ja nicht an feste Regeln halten.

 

Die Mutter von der Hutze wollte unbedingt Salat,

weswegen sie den Vater schikanieren tat.

Er sollte von den Nachbarn rechts vom Gartenzaun

Rapunzeln, oder wie das Zeugs hieß, einfach klaun.

 

Der Olle war zu blöd und ließ sich prompt ertappen

von ner alten Schreckse mit riesen Ohrlappen.

Die maulte gleich rum und schrie nach der Polente.

Der Alte fragte nach, ob man sich einig werden könnte.

 

"Hey Alter", kreischte sie mit schrillem Ton.

"Ich hab da ne Idee, ja damit klappt das schon.

Du bringst mir nächstes Jahr dein erstes Balg.

Sonst komm ich zu dir rüber und mache aus dir Talg!"

 

Dem Kerl fingen seine Knie mächtig an zu schlottern.

"Na gut, von mir aus!" konnte er nur hilflos stottern.

"Dafür krieg ich jedoch von dir noch mehr Salat."

Weswegen sie ihn äußerst streng anstarren tat.

 

Das Jahr verging und seine Frau kriegte nen Kind,

das brüllte viel, wie Blagen in dem Alter sind.

Die Schreckse kam vorbei, das Kleine zu begrüßen

und schleppt Salat an, um den Abschied zu versüßen.

 

Die Eltern heulten lange und schrien sich heiser,

das heulende Blag dagegen wurde leiser

und sah mit kindlich-frohem zahnlosen Lachen

die Schreckse Grimassen und Faxen machen.

 

Schon bald war das Balg im hohen Turm verschwunden.

Doch wurde dort niemals ein Eingang gefunden.

Da musste sie dann bleiben und Heimarbeit machen.

So Kugelschreiber baun und andere Sachen.

 

Und einmal am Tag kam die Schreckse vorbei mit Essen.

War'n schlimmer Fraß, echt, kannste vergessen.

Sie brüllte von unten nach oben zum Fensterloch:

"Lass dein Haar herunter, denn ich will hoch!"

 

Dann ließ die Schnalle das Haar herunter

und die fette Alte klettert hoch putzmunter.

So ging das tagaus, so ging das tagein.

Die Schnalle jedoch blieb immer im Turm allein.

 

So wäre das sicher noch Jahre gegangen,

hätte im Wald da nicht ne Jagd angefangen.

Und einer von den Hachen, so ein junger Scheißer

erlaubt sich nen Klopper, das war echt der Reißer.

 

Der kam auf nem Gaul, der hatte null Bock

und warf den Hachen ab. Mann , das war ein Schock!

Doch ehe sich der Hache dann wieder berappelt,

kam auf einmal die Schreckse mit nem Korb angetrappelt.

 

Und wieder schrie die Schreckse: "Lass dein Haar herab!

Sonst setzt es gleich was! Also komm in Trab!"

Der Hache hockt verdattert hinter dem Baum

und sieht da nen Zopf, so nen blonden Traum.

 

Die Alte klettert hoch mit nem Affenzahn.

Er wollt sich grad wundern, wie schnell die das kann.

Da sieht er die Schnalle, fällt voll auf den Rücken

und keucht ziemlich laut, aber nicht vor Entzücken.

 

Ein Zweig traf ihn dort, wo es schlecht ist für'n Mann

und beinahe fing er laut zu jammern an.

Da sah er die Alte mit Windesbrausen

am Zopf von der Schnalle nach unten sausen.

 

´Hey, was die da macht, ja das kann ich auch!´

so dacht er und kam schnell hervor aus dem Strauch.

Und rief dann zum Turm hoch im Schrecksenton:

"Ich will noch mal hoch, Mann, so mach doch schon!"

 

Der Zopf fiel herunter und traf ihn am Hals,

das nahm ihm die Luft, beinah jedenfalls.

Er schnappt sich den Zopf und fängt an zu kraxeln,

sieht sich und die Schnalle in Gedanken schon schnackseln.

 

Und dann ist er oben und staunt gar nicht schlecht,

die Haare, die Möppse, ja alles ist echt.

Und weil sie noch nie nen Kerl hat gesehen,

kann er auch gleich in die Vollen gehen.

 

So sind sie vergnügt und balgen sich heiter.

Doch dann sagt er plötzlich: " So, ich muss dann jetzt weiter.

Ey sachma, hast du morgen vielleicht noch mal Zeit?

Ich komm dann vorbei, ich hab's ja nicht weit!"

 

Sie flüstert nur leise: "Pass auf mit der Schreckse,

die macht dich sonst kalt, die gemeine Hexe."

Und dann haut er ab, pafft schnell noch ne Kippe

und ist dann am Abend wieder bei seiner Sippe.

 

Von da an trafen täglich sich die Beiden.

Sie sagte: " Du, ey, ich kann dich gut leiden."

Er meinte nur: "Hey Schatz, ich weiß nicht so recht.

So ne Kurzhaarfrisur ständ dir sicher nicht schlecht."

 

Darauf sie mit Gezicke: "Ach nee, das ist blöd.

Ich bin mir nicht sicher, ob mir das wirklich steht."

Er drauf ganz muffig: "Na gut meinetwegen.

Aber die Haare im Mund, da bin ich dagegen."

 

So sprach er und ließ sich dann eilig herab.

"Ich hab noch nen Termin, den ich vergessen hab.

Wir sehn uns dann Freitag, ich muss auch was tun.

Und du hast auch mal Zeit, dich was auszuruhn."

 

Sie saß dann im Turm mit langem Gesicht.

"Was soll ich nur machen? So liebt er mich nicht!"

So kam dann der Freitag, er rief nach dem Zopf.

Sie guckt aus dem Fenster und zeigt ihm den Kopf.

 

"Hier bin ich, mein Schatz!" Sie lächelt ihn an.

"Wie findste mich so? Nu kuck mich doch an!"

Er kann es nicht fassen, steht da wie ein Tropf.

Die Haare sind ab, sie hat nen Bubikopf!

 

© Farfisel

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Uploaded on May 9, 2009
Taken on May 7, 2009