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Das kann schon mal passieren – That just can happen

Da sass er nun also in seinem Hotelzimmer und versuchte, Frustration, Ärger und Wut mit dem – ja, dem wievielten eigentlich? Dem ersten jedenfalls nicht, dem zweiten oder dritten auch nicht, und eigentlich war es auch egal dem wievielten – Whisky, den er sich hatte aufs Zimmer bringen lassen, endgültig hinunterzuspülen. Gelingen würde es natürlich auch diesmal nicht.

 

Verärgert und wütend war er auch über sich selbst, das schon. Vor allem aber über die hohen Herren, die sich aufplusterten wie sonst was; jederzeit bereit für einen barschen Befehl oder ach so gut gemeinten Ratschlag, aber selbst nicht eine Minute im Einsatz zugebracht. Er solle, so hatte man ihm wörtlich gesagt (na ja, «gesagt» traf es eigentlich nicht), seinen Arsch in das Hotelzimmer bewegen und auf einen gewissen Handelsattaché Graf von und zu Storchenweier mit weiteren Befehlen warten.

 

Er war doch eigentlich erfolgreich gewesen. Mit der durch ihre rot-weissen «Neutralitätsstreifen» an Rumpf und Tragflächen vor einer übereifrigen Flugabwehr leidlich geschützten Maschine der Swissair war er von Stuttgart nach Zürich geflogen, auf der letzten der Gesellschaft verbliebenen Strecke.

 

Er war als absolut glaubhafter Industrievertreter des Deutschen Reiches gereist. Mit so jemandem wollte man es sich verständlicherweise nicht verderben. Als geschätzter Gast hatte er auf jenem edlen Bankett und bei eher klandestinen Zusammenkünften wichtige Männer (und schöne Frauen) getroffen. Und praktisch alle würden, ebenso wie ihre Hintermänner, tun, was auch immer man höflich von ihnen erfragte, damit die sehr diskret aufgenommenen Bilder, die sie in Unterhaltungen mit durchaus bemerkenswerten Gesprächspartnern zeigten, nur ja nicht in die falschen Hände gerieten oder gar öffentlich würden.

 

Sehr diskret hatte er sie alle auf Film festgehalten – oder eigentlich eben nicht. Denselben Film zweimal einzulegen und zu belichten, dass hätte nun wirklich nicht seien müssen.

 

(Teil der Serie: Ein Bild und eine Geschichte. Copyright Der Sekretär, 2024. Alle Rechte vorbehalten.)

 

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So there he was, sitting in his hotel room, trying to wash down his frustration, anger and rage with - well, how many? Not the first, nor the second, nor the third, and it didn't really matter which one - whisky, which he had ordered to be brought to his room. Of course, he wouldn't succeed this time either.

 

He was annoyed and furious with himself, of course. Above all, however, he was annoyed and furious with the high-ups, who were puffing themselves up like anything; always ready for a harsh order or oh-so-well-intentioned piece of advice, but hadn't spent a minute on a mission themselves. He had literally been told (well, "told" was actually not the right word) to get his ass into the hotel room and wait for a certain commercial attaché, Count von und zu Storchenweier, with further orders.

 

He had actually been successful. He had flown from Stuttgart to Zurich in the Swissair plane, fairly well protected from overzealous air defense by its red and white "neutrality stripes" on the fuselage and wings, on the company's last remaining route.

 

He had traveled as an absolutely credible industrial representative of the German Reich. Understandably, nobody wanted to mess things up with someone like that. As a valued guest, he had met important men (and beautiful women) at that noble banquet and at more clandestine events. And practically all of them, like their backers, would do whatever was politely asked of them to ensure that the very discreetly captured images they showed them in conversation with quite remarkable counterparts did not fall into the wrong hands or even become public.

 

He had very discreetly captured them all on film - or not, actually. There was really no need to load and expose the same film twice.

 

(Part of the series: A picture and a story. Copyright by Secretary, 2024, all rights reserved).

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Uploaded on March 18, 2024