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Würzburg, Kath. Pfarrkirche Neumünster

Im 8. Jh stand hier bereits die erste Bischofskirche in Würzburg.

Ich möchte allerdings erst in den Jahren 1698 in die Geschichte dieses Hauses einsteigen um den Leser und Bildbetrachter mit der Erbauung dieses Kuppelraumes vertraut zu machen: in dem genannten Jahr sind erste Pläne der Kirchenerweiterung nach Westen vorgenommen worden.

Ab 1700 wird Joseph Greissing bei Kloster- wie auch Staatsbauten explizit als Baumeister (baw meister) bezeichnet. Unter der Protektion des Fürstbischofs Johann Philipp II. von Greiffenclau (reg. 1699–1719) stehend, löste Greissing spätestens nach dem Tod von Antonio Petrini 1701 diesen als Hofbaumeister ab. Dieses Amt hatte er bis 1719 inne. Daneben betrieb er sehr erfolgreich ein stetig wachsendes Großbauunternehmen mit Fachkräften aller Gewerke. Damit war er der erste Bauunternehmer in Mainfranken, der Baukörper „schlüsselfertig“ übergeben hat. Er schloss Verträge, laut denen er den schlüssel über Jedes Lieffern soll, kein Handwerckhs arbeith ausgenohmen und setzte damit im Bausektor Standards, die bis in die heutige Zeit reichen.

Den Kuppelbau optimierte Greissing, indem er die Kuppel mit einem Eisengerüst in Form von statisch besonders günstig platzierten Ringankern stützte und damit den Seitenschub besser auf die Grundmauern ableitete. So wurden eine filigranere Bauweise und größere Spannweiten möglich. Zu diesem Zweck führte er auch eine in Würzburg bis dahin nicht bekannte Mischmauertechnik ein, bei der die statisch stärker belasteten Teile z. B. in hartem, aber schwerem Werkstein oder Ziegelstein ausgeführt werden, während die reinen Flächen aus leichtem, jedoch sehr weichem Tuffstein bestehen. Dieses Wissen – samt der unter Greissing geschulten, ausführenden Fachkräfte – nutzte sein Amtsnachfolger Balthasar Neumann als noch junger Baumeister beim Bau der kühnen Gewölbe der Würzburger Residenz. Sogar das wegen seines reduzierten Seitenschubs besonders günstige Hufeisengewölbe, das erst im 19. Jahrhundert durch den Tunnelbau größere Verbreitung fand und den bis dahin in Süddeutschland führenden italienischen Baumeistern nicht geläufig war, wendet Greissing bereits 1710 – in Tuffstein gemauert – bei der Comburger Stiftskirche an.

Auch der Entwurf des Kuppelbaus für das Neumünster in Würzburg stammt höchstwahrscheinlich von Greissing, dessen Name, verbunden mit der Bezeichnung Bau= und Werckmeister, in der am 18. Juni 1711 in den Grundstein des Kuppelbaus eingelegten Urkunde explizit genannt wird. Zur Entwurfsgeschichte der Westfassade vor dem Kuppelbau gibt es heute grundsätzlich zwei Meinungen: nach einer Theorie, die seit den 1920er Jahren Verbreitung erfuhr, soll Greissing – dessen Formensprache bis in viele Details hinein unleugbar am Bau zu sehen ist und der unangefochten der Favorit des Fürsten Greiffenclau in Architekturfragen war – die Fassade auf der Basis von Entwürfen Johann Dientzenhofers realisiert haben. Neuere Quellenforschung (Johannes Mack), die erstmals auch die politischen Verhältnisse aufarbeitet, sowie der erst in jüngster Zeit erbrachte Beweis direkter, persönlicher Kontakte des Stifters der Fassade Greiffenclau zu Künstlern in Rom erhärten die an sich bereits 1915 fundiert vorgetragene These von einer Kollektivplanung durch Würzburger Hofkünstler nach römischen Vorbildern, wobei dem Hofbaumeister Joseph Greissing die Endredaktion zugefallen sein dürfte. Der Freskomaler der Kuppel soll auch noch erwähnt werden: Nikolaus Stuber malte es 1736. Die übrigen

Fresken sind von Johann Baptist Zimmermann aber es muß erwähnt werden, daß der gesamte Bau erhebliche Kriegsbeschädigungen hatte und vieles rekonstruiert werden musste.

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Uploaded on August 31, 2022