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Gegengleisfahren

Zweigleisige Strecken mit der Option, beide Gleise in beide Richtungen – also neben dem Regelgleis auch das Gegengleis – auf Hauptsignal zu befahren, bieten in unterschiedlichen betrieblichen Situationen flexible und sichere Möglichkeiten. Auch die Südbahn ist in den letzten Jahren immer weiter damit ausgerüstet worden. Zwischen Ravensburg und Friedrichshafen war es bereits 2004 so weit, als das Elektronische Stellwerk in Friedrichshafen in Betrieb ging. Allerdings wurde damals kräftig gespart. Der rund 20 Kilometer lange Abschnitt verfügt über keine Möglichkeit eines Gleiswechsels. Und bei Fahrten im Gegengleis gibt es immer nur zwei Blockabschnitte, anstatt derer drei im Regelgleis. Folglich wird hier, um Kapazitätsengpässe zu vermeiden, eigentlich nur dann im Gegengleis gefahren, wenn es gar nicht anders geht.

 

Im ausgedünnten Fahrplan während der Corona-Krise hingegen sah die Betriebspraxis teils etwas anders aus: Eine BOB von Friedrichshafen nach Ravensburg hatte am Morgen des 29. Mai eine größere Verspätung, sodass der aus einem 612 bestehende RE 3224 in derselben Richtung ad hoc ins Gegengleis geschickt wurde. Eine Überholung auf der freien Strecke also. Beide Züge hielten fast zeitgleich in Meckenbeuren. So hatten die Fahrgäste die seltene Gelegenheit, innerhalb von etwa zwei Minuten zwei Fahrtmöglichkeiten nach Ravensburg zu nutzen – das gibt es sonst nur bei der S-Bahn.

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Uploaded on June 2, 2020
Taken on May 29, 2020