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Putjatinhaus in Dresden-Kleinzschachwitz

Auf der Flur des heute zu Dresden gehörenden Dorfs Kleinzschachwitz wurden 1899 in einer Sandgrube ein großes Gräberfeld der bronzezeitlichen Lausitzer Kultur (900-700 v. Chr.) entdeckt. Der heutige Dresdner Stadtteil ist hingegen verhältnismäßig jung, denn zwar existierte im Jahr 1310 hier ein Dorf 'Schyzewycz', welches jedoch bald wüst fiel und erst um das Jahr 1700 von Handarbeitern neu angelegt wurde. Zur Unterscheidung von dem seit dem Mittelalter durchgängig bestehenden Dorfs westlich des Lockwitzbaches unterschied man nun Klein und Groß Zschachwitz. Im Jahr 1736 bestand Kleinzschachwitz noch lediglich aus 4 Anwesen und bis weit ins 19. Jahrhundert hinein blieb die Flur hauptsächlich aus einem trockenem Kiefernwald. Mit dem Bau des Schlosses Pillnitz auf der gegenüberliegenden Seite der Elbe und der 1727 eingerichteten Fähre bot sich jedoch im Zuge der Industrialisierung und Gründerzeit der Ansatzpunkt für das Entstehen eines der für den Dresdner Raum typischen Villenviertels.

 

Die Kleinzschachwitzer Ortsgeschichte wurde maßgeblich durch den aus Kiew stammenden Fürsten Nikolaus Abramowitsch Putjatin (1749-1830) geprägt. Er entstammte einer Familie, die sich als Begründer der russischen Monarchie sahen und bis in das 16. Jahrhundert geherrscht hatten. Der in der Obhut deutscher und französischer Erzieher aufgewachsene Putjatin wurde russische Offizier, verließ jedoch den Dienst, als er sich weigerte an einer Prügelstrafe teilzunehmen. Als Architekt wurde er schließlich von Zarin Katharina II. gefördert und mit Projekten in Stadt- und Gartenbau betraut. Als Geheimrat besuchte er in die bedeutenden Höfe Europas, was ihn auch 1793 nach Dresden führte. Als er 1797 krankheitsbedingt den Dienst quittieren musste, übersiedelte er mit seiner deutschen Frau in den Dresdner Vorort Kleinzschachwitz, wo er das Viertelhufengut des Bauern Petzold aufkaufte und ein Schloss in für die Region ungewöhnlichen Formen erbauen ließ. Auch ein von Wörlitz inspirierter Landschaftsgarten entstand, welcher allen Besuchern geöffnet war. Nach dem Tod seiner Frau im Jahr 1818 steigerte Putjatin sein soziales Engagement. Dabei veranlasste er den Bau eines Schulhauses für die Kinder des Dorfs, die zuvor einen über 4 km langen Schulweg bis nach Dohna bewältigen mussten. Das Schulhaus erhielt die Gestalt eines russischen Bauernhauses. Bis 1874 diente es als Schulhauses, bis die steigende Schülerzahl einen Neubau nötig machte. Für mehrere Jahrzehnte war das Bauwerk als privates Wohnhaus genutzt, bevor es seit 1961 wieder gemeinnützigen Zwecken dient.

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Uploaded on October 7, 2023