szuying reh
14. Paulitaaa's room tour
Paulitaaa's room tour / Installation and Single channel Videos / 2015
#Paulitaaas Roomtour
Lucie Biloshytskyy & Hsu-Szu Ying
„Paulitaaas Roomtour“ ist ein Studio, das die Nachbildung eines Mädchenzimmers zeigt. In diesem haben die Künstlerinen Lucie Biloshytskyy und Hsu-Szu Ying mit Hilfe der Schauspielerin Melina Borcherding 10 Folgen für den YouTube-Kanal „Paulitaaas Welt“ gedreht. Diese waren im Schnittraum vom 29.10.2014 bis 05.11.2014 zu sehen und können jeder Zeit online auf dem Youtube Kanal “ Paulitaaas Welt” abgerufen werden. „Paulitaaas Roomtour“ beschäftigt sich mit dem Trend von Vloggign und erprobt die Schnittstelle zwischen Ausstellungsraum und Internet.
Die Videos zeigen die Entwicklung des fiktiven Charakters Pauline, die sich auf ihrem Youtubekanal als Paulitaaa präsentiert, ein junges Mädchen, das Neonfarben liebt und sich für Mode & Sport interessiert. Es werden unter anderem Themen wie Shopping Hauls, Do-it-yourself-Videos und Beauty Tutorials abgearbeitet. Ein Trend, der Konsumenten zu Produzenten einer virtuellen Wirklichkeit macht, wo Warenfetischismus im Zentrum des Interesses der einzelnen Community-Mitglieder steht. Ziel dieser Videos: Möglichst viel Aufmerksamkeit zu erregen.
Kann dieses exzessive Zelebrieren von Konsumgütern im Internet in dieser Form überhaupt noch Spaß sein? Wo hört das “Kinderzimmer” auf Lebensraum zu sein und wird Werbefläche für große Unternehmen? Wo fängt die Selbstdarstellung an zur kapitalistischen Ausbeute zu werden? Lässt sich das Selbstwertgefühl dieser jungen Menschen an der Anzahl ihrer Abonnenten / Follower / Likes festmachen? Wie viel Spaß bleibt da noch? Und vor allem: Wer braucht das eigentlich?
Auf Youtube findet man unzählige Videos, in denen junge Mädchen ihre Primark-Tüten in die Kamera halten und ihren Followern stolz ihre Shoppingbeute präsentieren. Seit Langem schon sind Youtube-Vlogs fester Bestandteil der Internetszene und lösen den klassischen Blog langsam ab. Einige dieser Vlogger haben sich zu richtigen Internetberühmtheiten entwickelt. Sie bekommen viele Klicks, gutes Feedback und sind Vorbilder für viele Zuschauer ihrer Videos. Durch die Produktvorstellungen, die viele dieser Videos, insbesondere der „Shopping-Haul-Videos, beinhalten sind große Unternehmen auf das Werbepotenzial von Youtube als Meinungsplattform aufmerksam geworden. Sie versuchen die Macht, Reichweite und Authentizität der Vlogs zu ihren Gunsten zu nutzen und lassen junge Mädchen zu den Werbeflächen ihre neuen Produkte werden. Die Grenzen zwischen Wirklichkeit und Fake werden an dieser Stelle verwischt.
Doch was passiert, wenn aus dem ursprünglich harmlosen Trend der Selbstdarstellung über Blogs und Internetseiten wie Youtube ein gefährliches Selfbranding wird und kaum noch ersichtlich was Realität und was geschickte Produktplatzierung ist? Eine Frage mit der sich die Arbeit „Paulitaaas Roomtour“ auseinandersetzt und durch die Aneignung des Charakters der Vlogging Kultur, diese wie eine Scripted-Reality-Serie reproduziert und damit die Authentizität dieses Trends kritisch in Frage stellt.
Die dem Internet immanente Anonymität erlaubt sowohl Produzenten als auch Rezipienten nur so viel von seiner realen Identität preiszugeben wie ihm beliebt, erschreckend daran ist die Motivation vieler User, Youtube als Zufluchtsort aus dem eigenen Alltag, Erschaffung einer interaktiven Wirklichkeit in der das Individuum nach Anerkennung strebt, so wie die Rezeption zum Zweck der Distinktion und Demütigung anderer Mitglieder zur Legitimation ihrer eigenen Lage, um sich mit dem eigenen Leben besser zu fühlen.
-> Beispiel 1 Kommentar einer Youtuberin zu Paulitaaas „FAQ- Freund, Serien, Sternzeichen oder ebnen einfach nur ich“
Oftmals ist das Erstellen und Kommentieren von Youtube Videos jedoch ein gemeinsames Hobby der Konsumenten und Produzenten und ermöglicht als Plattform den gegenseitigen Austausch, durch die Feedbackfunktion entsteht Kommunikation, Youtube wird zum Ort sozialer Zusammenkunft und eröffnet den Usern somit neue interessenbezogene Kommunikationsräume.
->Beispiel 2 Kommentar einer YouTuberin zu Paulitaaas „Primark haulöööööö“
Was passiert wenn Kunst an einem Nicht-Kunstort wie Youtube stattfindet und was ist ihre Strategie? Videos unter dem Deckmantel des Vloggings, dem Zuschauer wird suggeriert er würde ein rein zur Unterhaltung dienendes Make-Up-Tutorial ansehen, dabei wird ihm indirekt Kunst aufgezwungen. Die Erwartung des Users wird somit erfüllt und sogar um einen Aspekt erweitert, durch die am Ende stehende Auflösung wird er sowohl verwirrt als auch hinters Licht geführt, eine geschickte Inszenierung einer Kunstrezeption, die sich hinter einem banalen Youtube Video versteckt.
Neben kommerzialisierten Vlogs und Musikvideos hat auch die Videokunst seit einiger Zeit durch Youtube eine Plattform zur Verbreitung von künstlerischen Projekten, wie „Paulitaaas Roomtour“, gefunden. Diese Entwicklung der letzten Jahre wird spätestens bewusst, seitdem die Guggenheim Foundation jährlich die Youtube Play, A Biennale of Creative Video veranstaltet. Eine „weitere Biennale“ die sich voll und ganz internetbasierter Kunst widmet. Eine Jury wählt aus 23.000 Bewerbungen die 25 innovativsten Videoarbeiten aus und diese werden in einer anschließenden Veranstaltung im Guggenheim Museum in New York gezeigt, welche gleichzeitig auf youtube.com/play live gestreamed werden kann.
Zum Abschluss des Projektes wird die Welt der Youtuberin Paulitaaa als Fake aufgedeckt, das vermeintliche Zimmer wird als Kulisse enttarnt, Paulitaaa als Charakter bleibt jedoch bestehen, die Schauspielerin gibt nicht ihr wahres Gesicht preis, sondern verharrt in ihrer Rolle, eine Auflösung die keine richtige Auflösung zu sein scheint, ein Ende ohne Abschluss. Scrollt man jedoch hinunter wird man auf einen Kommentar aufmerksam, der Melina unfreiwillig aus ihrer Rolle hinausreißt.
-> Beispiel 3 Kommentar einer YouTuberin zu „Paulitaaas Roomtour“
Zu sehen sind die Videos von Paulitaaa online auf: youtube.com/user/paulitaaaswelt
14. Paulitaaa's room tour
Paulitaaa's room tour / Installation and Single channel Videos / 2015
#Paulitaaas Roomtour
Lucie Biloshytskyy & Hsu-Szu Ying
„Paulitaaas Roomtour“ ist ein Studio, das die Nachbildung eines Mädchenzimmers zeigt. In diesem haben die Künstlerinen Lucie Biloshytskyy und Hsu-Szu Ying mit Hilfe der Schauspielerin Melina Borcherding 10 Folgen für den YouTube-Kanal „Paulitaaas Welt“ gedreht. Diese waren im Schnittraum vom 29.10.2014 bis 05.11.2014 zu sehen und können jeder Zeit online auf dem Youtube Kanal “ Paulitaaas Welt” abgerufen werden. „Paulitaaas Roomtour“ beschäftigt sich mit dem Trend von Vloggign und erprobt die Schnittstelle zwischen Ausstellungsraum und Internet.
Die Videos zeigen die Entwicklung des fiktiven Charakters Pauline, die sich auf ihrem Youtubekanal als Paulitaaa präsentiert, ein junges Mädchen, das Neonfarben liebt und sich für Mode & Sport interessiert. Es werden unter anderem Themen wie Shopping Hauls, Do-it-yourself-Videos und Beauty Tutorials abgearbeitet. Ein Trend, der Konsumenten zu Produzenten einer virtuellen Wirklichkeit macht, wo Warenfetischismus im Zentrum des Interesses der einzelnen Community-Mitglieder steht. Ziel dieser Videos: Möglichst viel Aufmerksamkeit zu erregen.
Kann dieses exzessive Zelebrieren von Konsumgütern im Internet in dieser Form überhaupt noch Spaß sein? Wo hört das “Kinderzimmer” auf Lebensraum zu sein und wird Werbefläche für große Unternehmen? Wo fängt die Selbstdarstellung an zur kapitalistischen Ausbeute zu werden? Lässt sich das Selbstwertgefühl dieser jungen Menschen an der Anzahl ihrer Abonnenten / Follower / Likes festmachen? Wie viel Spaß bleibt da noch? Und vor allem: Wer braucht das eigentlich?
Auf Youtube findet man unzählige Videos, in denen junge Mädchen ihre Primark-Tüten in die Kamera halten und ihren Followern stolz ihre Shoppingbeute präsentieren. Seit Langem schon sind Youtube-Vlogs fester Bestandteil der Internetszene und lösen den klassischen Blog langsam ab. Einige dieser Vlogger haben sich zu richtigen Internetberühmtheiten entwickelt. Sie bekommen viele Klicks, gutes Feedback und sind Vorbilder für viele Zuschauer ihrer Videos. Durch die Produktvorstellungen, die viele dieser Videos, insbesondere der „Shopping-Haul-Videos, beinhalten sind große Unternehmen auf das Werbepotenzial von Youtube als Meinungsplattform aufmerksam geworden. Sie versuchen die Macht, Reichweite und Authentizität der Vlogs zu ihren Gunsten zu nutzen und lassen junge Mädchen zu den Werbeflächen ihre neuen Produkte werden. Die Grenzen zwischen Wirklichkeit und Fake werden an dieser Stelle verwischt.
Doch was passiert, wenn aus dem ursprünglich harmlosen Trend der Selbstdarstellung über Blogs und Internetseiten wie Youtube ein gefährliches Selfbranding wird und kaum noch ersichtlich was Realität und was geschickte Produktplatzierung ist? Eine Frage mit der sich die Arbeit „Paulitaaas Roomtour“ auseinandersetzt und durch die Aneignung des Charakters der Vlogging Kultur, diese wie eine Scripted-Reality-Serie reproduziert und damit die Authentizität dieses Trends kritisch in Frage stellt.
Die dem Internet immanente Anonymität erlaubt sowohl Produzenten als auch Rezipienten nur so viel von seiner realen Identität preiszugeben wie ihm beliebt, erschreckend daran ist die Motivation vieler User, Youtube als Zufluchtsort aus dem eigenen Alltag, Erschaffung einer interaktiven Wirklichkeit in der das Individuum nach Anerkennung strebt, so wie die Rezeption zum Zweck der Distinktion und Demütigung anderer Mitglieder zur Legitimation ihrer eigenen Lage, um sich mit dem eigenen Leben besser zu fühlen.
-> Beispiel 1 Kommentar einer Youtuberin zu Paulitaaas „FAQ- Freund, Serien, Sternzeichen oder ebnen einfach nur ich“
Oftmals ist das Erstellen und Kommentieren von Youtube Videos jedoch ein gemeinsames Hobby der Konsumenten und Produzenten und ermöglicht als Plattform den gegenseitigen Austausch, durch die Feedbackfunktion entsteht Kommunikation, Youtube wird zum Ort sozialer Zusammenkunft und eröffnet den Usern somit neue interessenbezogene Kommunikationsräume.
->Beispiel 2 Kommentar einer YouTuberin zu Paulitaaas „Primark haulöööööö“
Was passiert wenn Kunst an einem Nicht-Kunstort wie Youtube stattfindet und was ist ihre Strategie? Videos unter dem Deckmantel des Vloggings, dem Zuschauer wird suggeriert er würde ein rein zur Unterhaltung dienendes Make-Up-Tutorial ansehen, dabei wird ihm indirekt Kunst aufgezwungen. Die Erwartung des Users wird somit erfüllt und sogar um einen Aspekt erweitert, durch die am Ende stehende Auflösung wird er sowohl verwirrt als auch hinters Licht geführt, eine geschickte Inszenierung einer Kunstrezeption, die sich hinter einem banalen Youtube Video versteckt.
Neben kommerzialisierten Vlogs und Musikvideos hat auch die Videokunst seit einiger Zeit durch Youtube eine Plattform zur Verbreitung von künstlerischen Projekten, wie „Paulitaaas Roomtour“, gefunden. Diese Entwicklung der letzten Jahre wird spätestens bewusst, seitdem die Guggenheim Foundation jährlich die Youtube Play, A Biennale of Creative Video veranstaltet. Eine „weitere Biennale“ die sich voll und ganz internetbasierter Kunst widmet. Eine Jury wählt aus 23.000 Bewerbungen die 25 innovativsten Videoarbeiten aus und diese werden in einer anschließenden Veranstaltung im Guggenheim Museum in New York gezeigt, welche gleichzeitig auf youtube.com/play live gestreamed werden kann.
Zum Abschluss des Projektes wird die Welt der Youtuberin Paulitaaa als Fake aufgedeckt, das vermeintliche Zimmer wird als Kulisse enttarnt, Paulitaaa als Charakter bleibt jedoch bestehen, die Schauspielerin gibt nicht ihr wahres Gesicht preis, sondern verharrt in ihrer Rolle, eine Auflösung die keine richtige Auflösung zu sein scheint, ein Ende ohne Abschluss. Scrollt man jedoch hinunter wird man auf einen Kommentar aufmerksam, der Melina unfreiwillig aus ihrer Rolle hinausreißt.
-> Beispiel 3 Kommentar einer YouTuberin zu „Paulitaaas Roomtour“
Zu sehen sind die Videos von Paulitaaa online auf: youtube.com/user/paulitaaaswelt
