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Les caprices du ciel corse

- Fortsetzung zu www.flickr.com/photos/132444999@N07/53475896928/in/datepo... -

 

Wie angekündigt kehren wir der korsischen Küste vorübergehend den Rücken und machen uns auf ins bergige Landesinnere der Insel. Diese nicht minder beeindruckende Landschaft wird von Nordosten nach Südwesten von der 157 Kilometer langen transkorsischen Hauptstrecke Bastia - Ponte-Leccia - Corte - Ajaccio durchquert, die sich mit Steigungen von bis zu 30 Promille ihren Weg durch anspruchsvolles Terrain bahnt. Wenig überraschend sind es somit die Kunstbauten, die auch nach der vollständigen Übernahme des Regelbetriebs durch die modernen AMG 800 im Jahr 2012 noch genug Faszination ausstrahlen, um der Strecke die fotografische Aufwartung zu machen.

 

Mehr als 50 Tunnel, darunter der 3916 Meter lange Scheiteltunnel von Vizzavona, sowie unzählige Brücken und Viadukte mussten von 1878 bis 1894 errichtet werden, um der Strecke - mal entlang wilder Gebirgsflüsse, mal quer durch schroffe Felslandschaften - den Auf- und Abstieg von den Küsten ins Gebirge und wieder zurück zu ermöglichen. Neben dem berühmten, von Gustave Eiffel errichteten Viaduc du Vecchio im Zentralabschnitt zählt der Steinbogenviadukt unmittelbar am Stadtrand von Corte zu den besonders markanten Bauwerken. Bekannt ist er unter verschiedenen Namen: Der offiziellere davon ist wohl "Viaduc d'Aghili", der plakativere mit Sicherheit "Le Centu Chiave", was auf korsisch soviel wie "Hundert Bögen" bedeutet. In der Realität sind es zwar nur vierzehn, was der optischen Wirkung allerdings keinen Abbruch tut.

 

Am Abend des 14. Juli 2023 erklomm ich den zugewucherten Hang hinauf zu einer alten, steinernen Cabane, aus deren Schatten sich ein schöner Blick auf die "Centu Chiave" bot. Ob das Bruchsteingebäude wohl bald einer Erweiterung des benachbarten Neubaugebiets zum Opfer fallen wird...? Denn auch wenn auf dem Bild alles nach wilder Bergeinsamkeit aussieht, steht das Grundstück als Bauland zum Verkauf. Das kleine, aber lebendige Corte, das im 18. Jahrhundert während der korsischen Unabhängigkeit unter Pasquale Paoli kurzzeitig Inselhauptstadt war, dehnt sich aus. Die Università di Corsica, die - natürlich - den Namen des verehrten Inselhelden trägt, ist dabei sicher ein maßgeblicher Faktor.

 

Spannend machte es mal wieder das Wetter, das sich im korsischen Hochgebirge mitunter auch dann kapriziös zeigt, wenn an den Küsten bei 38 Grad die Sonne vom makellos blauen Himmel brennt. Gewittergrollen und sich empor türmende Quellwolken sorgen nicht nur bei Wanderern auf dem berüchtigten GR20 regelmäßig für bange Blicke nach oben - Auch die Nerven des Bahnfotografen werden strapaziert, wenn die Sonne immer wieder an den sich minütlich verändernden Konturen der Wolken kratzt oder für längere Zeit hinter einer von ihnen verschwindet. Planbar ist das alles kaum. Letztlich näherten sich im Vorder- und Hintergrund schon wieder dunkle Schatten eines herumwabernden, mehr oder weniger ortsfesten Cumulus, als Zug 9 (Bastia - Ajaccio) sich in gemächlichem Tempo über den Viadukt schob. Aber die Brücke selbst bekam noch Sonne ab, Glück gehabt!

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Uploaded on January 27, 2024
Taken on July 14, 2023