Julian en voyage
Les Cévennes pittoresques
"Les Cévennes pittoresques" - Unter diesem Titel wurde im ausgehenden 19. Jahrhundert eine umfangreiche Postkarten-Serie herausgegeben. Eine unter vielen jener Zeit, als einhergehend mit der zunehmenden Industrialisierung breite Schichten der Gesellschaft zunehmend mobiler wurden, jedoch noch nicht jedermann mit der eigenen Kamera seine Reiseeindrücke aufnehmen konnte, um sie mit Freunden und Bekannten in der Heimat zu teilen. Bevorzugte Motive waren neben Landschaften auch damals bemerkenswerte und neue (ingenieur-)technische Errungenschaften, wobei der Eisenbahn, die spätestens seit dem "Plan Freycinet" von 1878 auch im ruralen Frankreich flächendeckend "en vogue" war, natürlich eine besondere Rolle zukam.
Nr. 2245 aus besagter Serie - abgedruckt auf S. 76 des Standardwerks zur Cevennenbahn von Jean-Paul Pignède/Pierre Simonet (La grande histoire de la ligne des Cévennes, Editions du Cabri, Breil-sur-Roya, 2015) - trägt den Titel "JONCHÈRES - Le Pont métallique et les Ruines du Château" und vereint damit alle Aspekte jener Postkarteneditionen in sich: Landschaft, alte Bauten, neue (in diesem Fall primär Straßen-)Infrastruktur. (Vgl. auch www.cparama.com/forum/rauret-t18368.html ).
Erstaunlich wenig hat sich dort, wo die Départements Haute-Loire und Lozère im abgeschiedenen Grund der Allierschlucht aufeinandertreffen, in knapp anderthalb Jahrhunderten verändert, wenn ich mein Bild aus dem Juli 2021 so betrachte. Dass die altehrwürdige Burgruine, die dereinst errichtet wurde, um den Übergang vom Velay ins Gévaudan - so die Bezeichnungen der Provinzen links und rechts des Flusses in vorrevolutionärer Zeit - zu überwachen, nach wie vor an Ort und Stelle thront, dürfte dabei am wenigsten überraschen. Aber auch die einspurige eiserne Fachwerk-Straßenbrücke über den Allier hat ebenso bis ins 21. Jahrhundert überlebt, wie alle anderen Gebäude der Postkarten-Motivs. In Bildmitte liegt der Bahnhof von Jonchères, wo allerdings schon lange keine Züge mehr halten.
Einzig der abgebildete Zug ist natürlich neueren Datums, dabei aber auch schon ein Klassiker der Cevennenbahn! Es handelt sich um den Holzzug Langeac - Tarascon für die Papierfabrik Fibre Excellence, der trotz aller wirtschaftlichen Schwierigkeiten des Kunden in jüngster Zeit nunmehr schon seit Jahrzehnten eine feste Größe auf der nur schwach befahrenen Strecke ist. Seit Ende 2017 hat VFLI (mittlerweile als Captrain France firmierend) den Verkehr von der DB-Tochter ECR übernommen und erfreut die Fotografen nach dem in puncto Lokeinsatz wortwörtlich grauen Kapitel nunmehr meistens mit einer Fret-grünen BB 75000. Einen kurzen historischen Abriss des Zuges findet ihr hier: www.trains-europe.fr/raildanslegard/divers/train-bois-lan...
Am 20. Juli 2021 hatte BB 75114 Dienst vor dem Leerzug 61284 (Tarascon - Langeac) und passierte um Punkt 18 Uhr das Ensemble, während sich am Himmel die Gewitterwolken immer weiter empor türmten, Sommerfrischler im Fluss und Fotograf am Hang aber glücklicherweise unbehelligt ließen... Der rechts unten zu sehende Flussstrand ist übrigens eine sehr empfehlenswerte Adresse für heiße Sommertage, wovon ich mich am Folgetag selbst überzeugen konnte. ;)
PS für Besitzer des oben genannten Buchs: Zu weiteren Detailvergleichen laden auch die auf S. 115 abgedruckten Fotografien ein. :)
Les Cévennes pittoresques
"Les Cévennes pittoresques" - Unter diesem Titel wurde im ausgehenden 19. Jahrhundert eine umfangreiche Postkarten-Serie herausgegeben. Eine unter vielen jener Zeit, als einhergehend mit der zunehmenden Industrialisierung breite Schichten der Gesellschaft zunehmend mobiler wurden, jedoch noch nicht jedermann mit der eigenen Kamera seine Reiseeindrücke aufnehmen konnte, um sie mit Freunden und Bekannten in der Heimat zu teilen. Bevorzugte Motive waren neben Landschaften auch damals bemerkenswerte und neue (ingenieur-)technische Errungenschaften, wobei der Eisenbahn, die spätestens seit dem "Plan Freycinet" von 1878 auch im ruralen Frankreich flächendeckend "en vogue" war, natürlich eine besondere Rolle zukam.
Nr. 2245 aus besagter Serie - abgedruckt auf S. 76 des Standardwerks zur Cevennenbahn von Jean-Paul Pignède/Pierre Simonet (La grande histoire de la ligne des Cévennes, Editions du Cabri, Breil-sur-Roya, 2015) - trägt den Titel "JONCHÈRES - Le Pont métallique et les Ruines du Château" und vereint damit alle Aspekte jener Postkarteneditionen in sich: Landschaft, alte Bauten, neue (in diesem Fall primär Straßen-)Infrastruktur. (Vgl. auch www.cparama.com/forum/rauret-t18368.html ).
Erstaunlich wenig hat sich dort, wo die Départements Haute-Loire und Lozère im abgeschiedenen Grund der Allierschlucht aufeinandertreffen, in knapp anderthalb Jahrhunderten verändert, wenn ich mein Bild aus dem Juli 2021 so betrachte. Dass die altehrwürdige Burgruine, die dereinst errichtet wurde, um den Übergang vom Velay ins Gévaudan - so die Bezeichnungen der Provinzen links und rechts des Flusses in vorrevolutionärer Zeit - zu überwachen, nach wie vor an Ort und Stelle thront, dürfte dabei am wenigsten überraschen. Aber auch die einspurige eiserne Fachwerk-Straßenbrücke über den Allier hat ebenso bis ins 21. Jahrhundert überlebt, wie alle anderen Gebäude der Postkarten-Motivs. In Bildmitte liegt der Bahnhof von Jonchères, wo allerdings schon lange keine Züge mehr halten.
Einzig der abgebildete Zug ist natürlich neueren Datums, dabei aber auch schon ein Klassiker der Cevennenbahn! Es handelt sich um den Holzzug Langeac - Tarascon für die Papierfabrik Fibre Excellence, der trotz aller wirtschaftlichen Schwierigkeiten des Kunden in jüngster Zeit nunmehr schon seit Jahrzehnten eine feste Größe auf der nur schwach befahrenen Strecke ist. Seit Ende 2017 hat VFLI (mittlerweile als Captrain France firmierend) den Verkehr von der DB-Tochter ECR übernommen und erfreut die Fotografen nach dem in puncto Lokeinsatz wortwörtlich grauen Kapitel nunmehr meistens mit einer Fret-grünen BB 75000. Einen kurzen historischen Abriss des Zuges findet ihr hier: www.trains-europe.fr/raildanslegard/divers/train-bois-lan...
Am 20. Juli 2021 hatte BB 75114 Dienst vor dem Leerzug 61284 (Tarascon - Langeac) und passierte um Punkt 18 Uhr das Ensemble, während sich am Himmel die Gewitterwolken immer weiter empor türmten, Sommerfrischler im Fluss und Fotograf am Hang aber glücklicherweise unbehelligt ließen... Der rechts unten zu sehende Flussstrand ist übrigens eine sehr empfehlenswerte Adresse für heiße Sommertage, wovon ich mich am Folgetag selbst überzeugen konnte. ;)
PS für Besitzer des oben genannten Buchs: Zu weiteren Detailvergleichen laden auch die auf S. 115 abgedruckten Fotografien ein. :)