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Wien, 1. Bezirk (the art of very historical but not yet listed buildings of Vienna) - Operngasse/Friedrichstraße (Café Museum)

Das Café Museum ist ein Kaffeehaus in der Operngasse 7 im 1. Wiener Gemeindebezirk Innere Stadt, das 1899 eröffnet und rasch zu einem Treffpunkt der Wiener Künstler wurde. Die ursprüngliche Innenausstattung gestaltete Adolf Loos.

Geschichte

Architekt

Das Eckgebäude Friedrichstraße/Operngasse wurde 1872 nach Plänen des Architekten Otto Thienemann erbaut. Im Jahr 1899 hatte Max Fabiani, Architekt der Urania, vom Besitzer des Kaffeehauses den Auftrag erhalten, ein neues Lokal im Haus Ecke Friedrichstraße/Operngasse einzurichten. Fabiani aber überzeugte den Kaffeehausbesitzer in selbstloser Weise davon, dass der junge und bis dahin fast ausschließlich als Kunstkritiker tätige Adolf Loos diese Aufgabe am besten erfüllen könne. Fabiani hatte damit dem Architekten Adolf Loos dessen ersten bedeutenden Auftrag vermittelt: die Einrichtung des Café Museum.

Konzept und Ausstattung

Adolf Loos vertrat die Auffassung, dass ein Architekt sich auf das Funktionale zu beschränken habe und künstlerische Gestaltungsversuche an Gebrauchsgegenständen unangemessen seien. Er gestaltete daher das Café Museum betont schlicht, was zur Zeit seiner Eröffnung als revolutionär galt. Er benötigte für seine Café-Ausstattung, mit der er sich an den Kaffeehäusern des Biedermeiers orientierte, glatte Wände, Messingleisten, Marmortische mit Holzfüßen, Bugholz- und Korbstühle, Glühlampenfassungen an Stromdrähten mit Glühlampen (ohne Lampenschirme), Röhren, die sowohl als Gasleitungen als auch als Kleiderstangen genutzt wurden, Spiegel zur Raumvergrößerung sowie gerahmte Drucke des amerikanischen Künstlers Charles Dana Gibson für das sogenannte „Gibson-Zimmer“. Mit der Einrichtung des „Gibson-Zimmers“ im Café Museum stellte Loos nachdrücklich seine Vorliebe für Amerika unter Beweis. Wenige Jahre später erneuerte er den Beweis für dieses Faible mit der Ausstattung der „American Bar“ im Kärntner Durchgang.

Mit Marmortisch und Bugholzstuhl propagierte Adolf Loos im letzten Jahr des 19. Jahrhunderts die klassischen Einrichtungsgegenstände für die Kaffeehäuser des 20. Jahrhunderts. Aber nicht nur für Kaffeehäuser diente das „Café Museum“ als verbindliches Vorbild, sondern für sämtliche moderne Inneneinrichtungen der nachfolgenden Epochen. So hatte die Verwendung der geraden, ungedrechselten Billardtischbeine, die sich ihrerseits wieder an den Billardtischbeinen des Biedermeiers orientierten, nachhaltige Wirkung auf die Klavierflügelbeine, die von da an geradlinig und ungedrechselt gestaltet wurden.

Namensgebung

Ludwig Frisch, der erste Cafétier des „Café Museum“, betrieb zuvor ein „Café zum Museum“ in der Babenbergerstraße 5 hinter dem Kunsthistorischen Museum und übertrug den alten Namen etwas vereinfacht auf sein neues Lokal in der Friedrichstraße. In der Nähe des neuen Lokals befand sich nun kein Museum mit alten Kunstwerken mehr, sondern ganz im Gegenteil: Nicht weit davon hatte sich die damals modernste und provokanteste Ausstellungshalle Wiens etabliert: die Wiener Secession.

Spitzname

Schon bald nach Eröffnung des Lokals im Frühjahr 1899 entdeckten die Künstler des am 12. November des Vorjahres eröffneten Secessionsgebäudes das Café Museum als ihren Treffpunkt. Binnen kurzem wurde das Café deshalb etwas ungerechtfertigt abwertend „Secessionisten-Tschecherl“ genannt. Es entstand somit gewissermaßen ein Treppenwitz der Kunst- und Kulturgeschichte: Ein erklärter Gegner der Secessionisten, Adolf Loos, hatte deren Lieblingslokal eingerichtet.

Stammgäste

Zu den Stammgästen des Cafés zählten im frühen 20. Jahrhundert unter anderem Peter Altenberg, Alban Berg, Hermann Broch, Elias Canetti, Gustav Klimt, Oskar Kokoschka, Karl Kraus, Franz Lehár, Adolf Loos, Robert Musil, Joseph Maria Olbrich, Leo Perutz, Joseph Roth, Roda Roda, Egon Schiele, Georg Trakl, Otto Wagner und Franz Werfel. Später waren auch die Schriftsteller Albert Paris Gütersloh, Ernst Jandl und Friederike Mayröcker Stammgäste.

de.wikipedia.org/wiki/Caf%C3%A9_Museum

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Uploaded on January 13, 2016
Taken on January 11, 2016