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Tafel23
Petersen's Description:
Scene XVI (pp. 58-59)
Dass die Römer hier Halt gemacht haben, zeigt das Zelt oben. Aber schon ziehen sie weiter, zu unterst - rechts zur Marschrichtung - Fussvolk, andres zu oberst, d. i. links, dazwischen ein mit l\Iaultieren bespannter Geschützwagen, ein carro ballista nach Vegetius 2, 25, der einzige an dieser Säule, gegenüber nicht wenigen an der Trajanischen; dahinter Rinder, die Kolonne auch vorn und hinten durch Bewaffnete ge· schlossen, also ein agmen quadratum; in der rechten Seite durch besondern Panzer und Schärpe ausgezeichnet 8 der Feldherr, nicht porträthaft, aber jedenfalls nicht :Mare Aurel. Aber warum rückt die Kolonne nicht vor? Es ist ja kein Feind zu sehen, der sie hinderte. Hier ist offenbar Naturgewalt im Spiele. Von den Rindern sehen wir eines verreckt zu Boden gestürzt, ein anderes wild darüber springend. Der Soldat weiter oben, nach B zu beurteilen besser als nach A, hebt Hand und Augen zum Himmel empor. Gleich daneben aber beginnt es auch schon zu regnen, und ein Soldat tränkt hinter dem Geschütz ein Ross. Wir erraten also, dass hier Hitze und Durst mehr als der Feind die Dränger sind, und wir sehen, wie der Himmel den Römern zu Hilfe kommt. Die meisten freilich in der oberen Reihe - zu der unteren nämlich erstreckt sich aus künstlerischen Gründen der Regen nicht - sie erheben die Schilde, nicht um Wasser zu fangen, sondern um sich zu schirmen; denn bei 22 und 23 sieht man das Schild zeichen auf der Wölbung oben. Einen aber wenigstens 20 sehen wir im strömenden Regen trinken. Grösser aber noch erscheint für die Römer des Himmels Gunst da, wo die Personifikation des Regens selbst gleich dem Weltüberschwemmer Notus bei Ovid Metamorphosen I 264 dahin schwebt, ein bärtiges, wie klagend erscheinendes Haupt, an Bildung Flussgöttern wie dem vatikanischen Nil verwandt, mit ausgebreiteten Flügeln und Armen. Und aus Haar und Bart und von Flügeln und Armen rinnt un endlicher Regen herab, den Römern keinen Schaden thuend, aber die Feinde ver derbend. In mehreren Gebirgsschluchten sehen wir Rosse ringend mit dem (nicht sichtbar gemachten) Wasserschwall oder untersinkend, und Barbaren, vornehme 40 wie geringe 38, 41, tot am Boden liegend, auch die Waffen wie an einem Ort zu sammengeschwemmt, alles freilich so, als hätten die vVasser sich bereits wieder verlaufen.
In der That sind die Römer, die vorher so unbeweglich standen, wieder im Vorrücken, einzelne wie gefasst, auf den Feind zu stossen: mit Staunen und Entsetzen sehen sie die verheerenden Wirkungen des ihnen günstigen gewaltigen Regens, und nur Regens.
The tent on top shows that the Romans have made camp here. But already they are moving on, farthest down – to the right of the direction of march – the infantry, up above more, i.e. to the left, between a mule-drawn carroballista (artillery piece) according to Vegetius 2, 25, the only one on this column, compared to more on Trajan’s; in back, cattle, the march column guarded front and rear by armed men, ergo an agmen quadratum (square marching formation); on the right side, distinguished by special armor and sash 8 the general, not a portrait likeness, but in any case not Marcus Aurelius. But why is the column not advancing? No enemy is in sight that might hinder it. Here the power of nature is obviously at work. We see one of the cattle dead on the ground, another frantically jumping over it. The soldier above, better seen on B than A, lifts hand and eyes to the sky. But immediately adjacent to this, it also begins to rain already, and a soldier behind the artillery piece waters his horse. Hence, we surmise that here the heat and thirst rather than the enemy are the adversaries, and we can see heaven come to the aid of the Romans.
However, most of those in the upper row – for artistic reasons, the rain fall does not reach the lower row – raise their shields not to catch water but to cover themselves; for on 22 and 23 we see the shield markings on the curvature facing up. But we see at least one 20 drinking in the pouring rain. Even greater appears heaven’s favor for the Romans there where the rain itself is personified by a figure hovering like the world inundator Notus in Ovid’s Metamorphoses I 264, a bearded, almost doleful looking head, its form related to river gods like the Vatican’s Nile, with wings and arms spread. And out of the beard and hair, from wings and arms falls unending rain, doing the Romans no harm but ruining their enemies. In several mountain canyons we see horses struggling against the (not depicted) wall of water or going under and barbarians, nobles and commoners, lying dead on the ground, the weapons also as if washed away to a single place, but everything clearly indicating that the water has already subsided once again.
Scene XVII
Marc Aurel mit seinem Gefolge, keiner noch kenntlich, steht auf erhöhtem Platze, weiter rechts in doppelter Reihe Soldaten mit zwei Adlern, 10 und 14, zwischen zwei Fahnen, 7/8 und 17 (?), im Hintergrund; vorn germanische Männer und Frauen mit ihren Kindern, deren König, wie die übrigen vollbekleidet, zum Kaiser hinansteigt und dessen Rechte zu küssen sich vorneigt. Die Lebhaftigkeit, mit der die zwei kleinen Knaben, 26, 31, und neben diesen noch ein kleines Mädchen 33, ähnlich be wegt, so viel noch zu sehen, sich an Vater und Mutter drängen, deutet vielleicht auf Trennung der als Geiseln zu stellenden Kinder hin. Die vier schon ältern Knaben und Mädchen, 20-23, grad unter dem Kaiser, lassen sich bereitwilliger von den Eltern anweisen, das Herz des unter Himmels Schutz stehenden Siegers zu rühren. Am rechten Ende erkennt man noch den rechten Fuss einer nach rechts bewegten und den linken einer nach links gehenden Figur, Reste, die durch das moderne Flick stück nicht erläutert werden.
Als Germanen sind von Männern 19 und 27 kenntlich. Die Weiber tragen loses Haar, bedeckt oder unbedeckt, bedeckt 2 4, nicht mit Mantel, sonelern nur mit einem kleinen, hinten bis zum Gürtel reichenden Tuch; 25 hat eine Binde ums Haar. Langärmeliges Hemd und ärmelloses Kleid, hoch gegürtet und zum zweitenmal mit Bausch um die Hüften, zeigen am deutlichsten 24, 25. Die Kinder haben die Tracht der Eltern.
Marc Aurelius stands on a raised place with his retinue, none yet identifiable, further to the right are two ranks of soldiers with two eagle standards, 10 and 14, between two flags 7/8 and 17(?) in the background; in front, Germanic men and women with their children, whose king fully clothed like the rest climbs up to the Emperor and bows to kiss his right hand. The lively way in which the two small boys, 26, 31, and next to them also a little girl 33, just as lively, cling to father and mother indicates perhaps a propsective separation from the children as hostages. The four older boys and girls, 20 – 23, just below the Emperor, listening more willingly to their parents’ pleas to move the heart of the victor who stands under the heavens’ protection. At the right end, we detect also the right foot of a figure moving rightward and on the left end the left foot of a figure moving to the left, remains that the modern patchwork does nothing to explain.
Men 19 and 27 are clearly Germanic. The women wear their hair loose, covered or uncovered, covered on 24, not with a cloak but with a small scarf reaching down to the belt; 25 has a ribbon tied around her hair. 24 and 25 show most clearly the longsleeved shirt and sleeveless dress, belted high up and a second time puffed around the hips. The children are clothed like their parents. –
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Author: Petersen, Eugen (Eugen Adolf Hermann), 1836-1919.
Title: Die Marcus-säule auf Piazza Colonna in Rom, herausgegeben von Eugen Petersen, Alfred von Domaszewski, Guglielmo Calderini; mit CXXVIII Tafeln folio.
Format: Book
Published: München, F. Bruckmann a.g., 1896.
Description: 125 p. illus. (incl. ports., map) 39 cm. and atlas of 128 mounted pl. 50 cm.
Other contributors: Domaszewski, Alfred von, 1856-1927. Calderini, Guglielmo, 1837-1916. Mommsen, Theodor, 1817-1903.
Contents: Einleitung, von E. Petersen.--Der Marcomanen-krieg unter Kaiser Marcus, von T. Mommsen.--L'architettura della colonna, da G. Calderini.--Beschreibung der Bildwerke, von E. Petersen.--Erläuterung der Bildwerke, von A. von Domaszewski.
Subject headings: Column of Marcus Aurelius (Rome, Italy)
Tafel23
Petersen's Description:
Scene XVI (pp. 58-59)
Dass die Römer hier Halt gemacht haben, zeigt das Zelt oben. Aber schon ziehen sie weiter, zu unterst - rechts zur Marschrichtung - Fussvolk, andres zu oberst, d. i. links, dazwischen ein mit l\Iaultieren bespannter Geschützwagen, ein carro ballista nach Vegetius 2, 25, der einzige an dieser Säule, gegenüber nicht wenigen an der Trajanischen; dahinter Rinder, die Kolonne auch vorn und hinten durch Bewaffnete ge· schlossen, also ein agmen quadratum; in der rechten Seite durch besondern Panzer und Schärpe ausgezeichnet 8 der Feldherr, nicht porträthaft, aber jedenfalls nicht :Mare Aurel. Aber warum rückt die Kolonne nicht vor? Es ist ja kein Feind zu sehen, der sie hinderte. Hier ist offenbar Naturgewalt im Spiele. Von den Rindern sehen wir eines verreckt zu Boden gestürzt, ein anderes wild darüber springend. Der Soldat weiter oben, nach B zu beurteilen besser als nach A, hebt Hand und Augen zum Himmel empor. Gleich daneben aber beginnt es auch schon zu regnen, und ein Soldat tränkt hinter dem Geschütz ein Ross. Wir erraten also, dass hier Hitze und Durst mehr als der Feind die Dränger sind, und wir sehen, wie der Himmel den Römern zu Hilfe kommt. Die meisten freilich in der oberen Reihe - zu der unteren nämlich erstreckt sich aus künstlerischen Gründen der Regen nicht - sie erheben die Schilde, nicht um Wasser zu fangen, sondern um sich zu schirmen; denn bei 22 und 23 sieht man das Schild zeichen auf der Wölbung oben. Einen aber wenigstens 20 sehen wir im strömenden Regen trinken. Grösser aber noch erscheint für die Römer des Himmels Gunst da, wo die Personifikation des Regens selbst gleich dem Weltüberschwemmer Notus bei Ovid Metamorphosen I 264 dahin schwebt, ein bärtiges, wie klagend erscheinendes Haupt, an Bildung Flussgöttern wie dem vatikanischen Nil verwandt, mit ausgebreiteten Flügeln und Armen. Und aus Haar und Bart und von Flügeln und Armen rinnt un endlicher Regen herab, den Römern keinen Schaden thuend, aber die Feinde ver derbend. In mehreren Gebirgsschluchten sehen wir Rosse ringend mit dem (nicht sichtbar gemachten) Wasserschwall oder untersinkend, und Barbaren, vornehme 40 wie geringe 38, 41, tot am Boden liegend, auch die Waffen wie an einem Ort zu sammengeschwemmt, alles freilich so, als hätten die vVasser sich bereits wieder verlaufen.
In der That sind die Römer, die vorher so unbeweglich standen, wieder im Vorrücken, einzelne wie gefasst, auf den Feind zu stossen: mit Staunen und Entsetzen sehen sie die verheerenden Wirkungen des ihnen günstigen gewaltigen Regens, und nur Regens.
The tent on top shows that the Romans have made camp here. But already they are moving on, farthest down – to the right of the direction of march – the infantry, up above more, i.e. to the left, between a mule-drawn carroballista (artillery piece) according to Vegetius 2, 25, the only one on this column, compared to more on Trajan’s; in back, cattle, the march column guarded front and rear by armed men, ergo an agmen quadratum (square marching formation); on the right side, distinguished by special armor and sash 8 the general, not a portrait likeness, but in any case not Marcus Aurelius. But why is the column not advancing? No enemy is in sight that might hinder it. Here the power of nature is obviously at work. We see one of the cattle dead on the ground, another frantically jumping over it. The soldier above, better seen on B than A, lifts hand and eyes to the sky. But immediately adjacent to this, it also begins to rain already, and a soldier behind the artillery piece waters his horse. Hence, we surmise that here the heat and thirst rather than the enemy are the adversaries, and we can see heaven come to the aid of the Romans.
However, most of those in the upper row – for artistic reasons, the rain fall does not reach the lower row – raise their shields not to catch water but to cover themselves; for on 22 and 23 we see the shield markings on the curvature facing up. But we see at least one 20 drinking in the pouring rain. Even greater appears heaven’s favor for the Romans there where the rain itself is personified by a figure hovering like the world inundator Notus in Ovid’s Metamorphoses I 264, a bearded, almost doleful looking head, its form related to river gods like the Vatican’s Nile, with wings and arms spread. And out of the beard and hair, from wings and arms falls unending rain, doing the Romans no harm but ruining their enemies. In several mountain canyons we see horses struggling against the (not depicted) wall of water or going under and barbarians, nobles and commoners, lying dead on the ground, the weapons also as if washed away to a single place, but everything clearly indicating that the water has already subsided once again.
Scene XVII
Marc Aurel mit seinem Gefolge, keiner noch kenntlich, steht auf erhöhtem Platze, weiter rechts in doppelter Reihe Soldaten mit zwei Adlern, 10 und 14, zwischen zwei Fahnen, 7/8 und 17 (?), im Hintergrund; vorn germanische Männer und Frauen mit ihren Kindern, deren König, wie die übrigen vollbekleidet, zum Kaiser hinansteigt und dessen Rechte zu küssen sich vorneigt. Die Lebhaftigkeit, mit der die zwei kleinen Knaben, 26, 31, und neben diesen noch ein kleines Mädchen 33, ähnlich be wegt, so viel noch zu sehen, sich an Vater und Mutter drängen, deutet vielleicht auf Trennung der als Geiseln zu stellenden Kinder hin. Die vier schon ältern Knaben und Mädchen, 20-23, grad unter dem Kaiser, lassen sich bereitwilliger von den Eltern anweisen, das Herz des unter Himmels Schutz stehenden Siegers zu rühren. Am rechten Ende erkennt man noch den rechten Fuss einer nach rechts bewegten und den linken einer nach links gehenden Figur, Reste, die durch das moderne Flick stück nicht erläutert werden.
Als Germanen sind von Männern 19 und 27 kenntlich. Die Weiber tragen loses Haar, bedeckt oder unbedeckt, bedeckt 2 4, nicht mit Mantel, sonelern nur mit einem kleinen, hinten bis zum Gürtel reichenden Tuch; 25 hat eine Binde ums Haar. Langärmeliges Hemd und ärmelloses Kleid, hoch gegürtet und zum zweitenmal mit Bausch um die Hüften, zeigen am deutlichsten 24, 25. Die Kinder haben die Tracht der Eltern.
Marc Aurelius stands on a raised place with his retinue, none yet identifiable, further to the right are two ranks of soldiers with two eagle standards, 10 and 14, between two flags 7/8 and 17(?) in the background; in front, Germanic men and women with their children, whose king fully clothed like the rest climbs up to the Emperor and bows to kiss his right hand. The lively way in which the two small boys, 26, 31, and next to them also a little girl 33, just as lively, cling to father and mother indicates perhaps a propsective separation from the children as hostages. The four older boys and girls, 20 – 23, just below the Emperor, listening more willingly to their parents’ pleas to move the heart of the victor who stands under the heavens’ protection. At the right end, we detect also the right foot of a figure moving rightward and on the left end the left foot of a figure moving to the left, remains that the modern patchwork does nothing to explain.
Men 19 and 27 are clearly Germanic. The women wear their hair loose, covered or uncovered, covered on 24, not with a cloak but with a small scarf reaching down to the belt; 25 has a ribbon tied around her hair. 24 and 25 show most clearly the longsleeved shirt and sleeveless dress, belted high up and a second time puffed around the hips. The children are clothed like their parents. –
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Author: Petersen, Eugen (Eugen Adolf Hermann), 1836-1919.
Title: Die Marcus-säule auf Piazza Colonna in Rom, herausgegeben von Eugen Petersen, Alfred von Domaszewski, Guglielmo Calderini; mit CXXVIII Tafeln folio.
Format: Book
Published: München, F. Bruckmann a.g., 1896.
Description: 125 p. illus. (incl. ports., map) 39 cm. and atlas of 128 mounted pl. 50 cm.
Other contributors: Domaszewski, Alfred von, 1856-1927. Calderini, Guglielmo, 1837-1916. Mommsen, Theodor, 1817-1903.
Contents: Einleitung, von E. Petersen.--Der Marcomanen-krieg unter Kaiser Marcus, von T. Mommsen.--L'architettura della colonna, da G. Calderini.--Beschreibung der Bildwerke, von E. Petersen.--Erläuterung der Bildwerke, von A. von Domaszewski.
Subject headings: Column of Marcus Aurelius (Rome, Italy)