WISSENSCHAFT STATT PROPAGANDA
Giftgas wird vor allem als Propaganda-Waffe benutzt. Und fast wöchentlich gegen Demonstranten in westlichen Ländern, denn auch Tränengas, CS-Gas, Pfefferspray und Reizgas sind seit 1993 von der Chemiewaffenkonvention der Vereinten Nationen verboten und geächtet.
(von Peter Frey in www.rubikon.news/artikel/die-besorgten-und-das-giftgas)
Die moralische Entrüstung über den „sehr wahrscheinlichen Einsatz von Giftgas durch das Assad-Regime“ bekommt sich in Politik und Massenmedien kaum noch ein – und überträgt sich damit auf die Bevölkerung. Es scheint mir angebracht, nochmals darauf aufmerksam zu machen, dass es sich dabei um eine Maskierung sehr profaner Interessen handelt. Mit der Erzeugung von Hass und Feindbildern wird ein Großteil der Bevölkerung immer aufs Neue im Sinne dieser Interessen manipuliert.
Emotionen sind es, die unser Denken und Handeln bestimmen. Sie haben ihren Sinn, die Emotionen, aber sie lassen sich auch jederzeit provozieren. Das Unbewusste kann bewusst in uns angeregt werden. Die in diesem Sinne Bewussten arbeiten zielorientiert und sie können sich sicher fühlen, dabei erfolgreich zu sein. Kurzfristig gelingt es fast immer, mittel- und langfristig außerdem dann, wenn die Opfer ihr eigenes Verhalten nicht in der Lage sind zu reflektieren.
Deshalb funktioniert das mit dem Giftgas auch so schön.
Zuerst begibt sich das Opfer mehr oder weniger freiwillig in eine Machtsphäre, die ihn in Ängste und damit durchaus berechenbare Reaktionen zwingt. Danach bleibt es – aus Bequemlichkeit oder in Folge dauerhaften Stresses, sehr oft aber auch aus Angst vor der Verletzung des eigenen Egos – in diesem Verhaltensmuster gefangen. Statt darüber nachzudenken; statt Skepsis und Reflexion eine Chance zu geben, wird es zum gewohnten Reflex.
Ein solch gewünschtes Verhalten für große Gruppen von Menschen hinzubekommen, dafür gibt es die Spin-Doktoren (1). Leute, die sich in der Psychologie der Macht gut auskennen und wissen, wie man gekonnt Menschen antriggert, um sie als eine Art Mensch-Maschine zu programmieren.
Nach diesem Prinzip regt sich übrigens alle Welt über den syrischen Präsidenten Assad auf, weil dieser angebliche Tyrann doch ständig Giftgas einsetzt. Wie furchtbar!
Warum aber die Aufregung in Ihnen?
Weil sie ganz gezielt herbeigeführt wurde!
Würden Politiker und Medienschaffende ab heute mit Inbrunst das Thema Uranmunition zur Sprache bringen, Tag für Tag, garniert mit den Bildern verkrüppelter, kaum als Menschen erkennbarer kleiner Babies. Erführen Sie jeden Tag über neue Berichte des wiederholten Einsatzes solcher Waffen; realitätsnah und beklemmend. Dann würde Sie das genauso treffen, wie die Berichte von „Assads Giftgas“.
Es würde Sie treffen, selbst wenn es gar nicht wahr wäre!
Es geht nicht um die handfeste Realität „da draußen“, sondern um die erzeugte in ihrem Kopf. Wie RATIONAL ist die?
Denken Sie NICHT an einen grünen Elefanten.
Die Welt in unserem Kopf ist virtuell. Sie ist ein Spiegel voller Verfremdungen, Täuschungen und Verzerrungen. Sie kann Realität auf phantastische Weise neu verknüpfen, was dem Einen oder Anderen vielleicht bei Erinnerungen in seinen Träumen schon aufgefallen ist.
Es gibt mannigfaltige Objekte der belebten und unbelebten Natur, die unter bestimmten Bedingungen grün erscheinen – und es gibt Elefanten. Doch gibt es keine grünen Elefanten; in Ihrem Kopf allerdings schon.
Ihre Empörung über den "Schlächter von Damaskus" ist also absolut authentisch; da Sie emotional mit der Geschichte konfrontiert wurden; völlig egal, ob das erzählte Narrativ außerhalb Ihres geistigen Kosmos auch tatsächlich stattfand oder nicht. Für die Geschichte mit der Uranmunition gilt das natürlich ganz genauso!
Doch ist damit der Vergleich zur Kampagne vom „mordenden Giftgasdiktator“ nicht vollständig. So, wie ich gerade das Szenario von der Berichterstattung über mit Uran angereicherte Munition vorstellte, fehlt etwas im Vergleich zu ersterem – was ist das?
Das Narrativ vom Giftgas ist - wie gesagt - genauso berechtigt, als Geschichte erzählt zu werden, wie es das Narrativ von mit Uran angereicherter Munition ist. Wir müssen uns natürlich bewusst sein, dass dies für jede Geschichte gilt. Wenn wir eine Geschichte erzählen, hat das Folgen. Auch wenn wir nicht beabsichtigen, psychologisch auf unser Gegenüber einzuwirken, verändern wir sein im Kopf verankertes Universum durch unsere Geschichte. Manipulation ist unvermeidbar. Manipulation ist gut!
Was also ist dann der Unterschied?
Konfrontiert man Menschen mit der Geschichte von „Assads Giftgas“, erfährt man für gewöhnlich Hilflosigkeit. Das können wir übrigens ohne weiteres durch die Geschichte mit der Uranmunition ersetzen! Die Hilflosigkeit drückt sich aus in Sätzen wie diesen:
„Wem soll ich denn glauben?“ „Woher wissen sie denn, dass es nicht so ist?“
Menschen, die solche Fragen stellen, sind zutiefst verunsichert. Sie vorverurteilen nicht, sehen aber keine Möglichkeit, Wahrheit und Lüge zu erkennen. Doch sie ahnen, dass sie belogen werden könnten. Mehr noch; ohne dass es ihnen bewusst ist, FÜHLEN sie es. Dort, im Fühlen werden wir auch den Unterschied entdecken. Andererseits wurden sie mit Gewalt in diesen Konflikt, in ein Entscheidungsdilemma gezwungen – und zwar ohne das erkannt zu haben.
Manipulation an sich ist KEIN geistiger Gewaltakt an anderen Menschen, sondern natürliche Folge von Kommunikation, von Informationsaustausch. Wir lernen dadurch.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Informationen dauerhaft zu speichern. Eine Möglichkeit haben wir behandelt. Es ist die Vermittlung sehr ausdrucksstarker, bildgewaltiger Geschichten, in denen wir Emotionen mitspeichern. Solche Geschichten nehmen uns ein, weil sie nämlich traumatisieren. Wir haben uns mit dem Schicksal anderer Menschen vereint und fühlen mit ihnen. Unsere empathischen Fähigkeiten erlauben uns, Geschichten im Kopf „hart zu verdrahten“.
Diese „Verdrahtung“ hat Grenzen, wenn wir MENSCH bleiben wollen.
Geschichten solcher Art verschwinden nicht mehr. Wir tragen sie durch unser Leben und werden bereits durch kleine Alltäglichkeiten daran erinnert. Wir betreiben unbewusst ständig Mustererkennung und bestätigen, ja verstärken damit sogar, ebenso unbewusst, die erfahrenen Traumata.
Traumata gehören zum Leben. Oft sind sie Teil dramatischer Umbrüche, Ergebnisse von Gewalt und/oder Verlust. Nicht selten sind Menschen in ihnen gefangen. Durch die damit verbundenen Schuldgefühle erzeugen Traumata Handlungszwänge. Traumata können aber auch gezielt erzeugt – und vorhandene können missbraucht werden!
Erkennen Sie den Unterschied?
Das „Giftgas des Diktators“ wurde als gesellschaftliches Trauma verankert; die massenhafte Verwendung von Uranmunition dagegen nicht (2), die Verwendung von Handfeuerwaffen in Kriegsgebieten ebenso wenig.
Wie wir das in der Realität erkennen?
Wenn Sie neugierig genug und bereit sind, entsprechend Zeit zu investieren, dann recherchieren Sie doch mal folgendes: das durch die jeweiligen Kampfmittel verursachte Leid in den vergangenen hundert Jahren:
durch Giftgas,
durch Napalm,
durch Handfeuerwaffen,
durch Atomwaffen,
durch mit Uran angereicherte Munition.
Fassen Sie die groben Opferzahlen (es geht hier nur um die Verhältnismäßigkeit) zusammen und ordnen sie die den Verursachern zu. Wenn es Sie interessiert, differenzieren Sie noch zwischen direkten und indirekten Verursachern.
Bemühen Sie nun eine grobe Untersuchung der Online-Plattform der ARD-Tagesschau und versuchen Sie die Wichtung zu erfassen, mit der dort die eingesetzten Tötungsmittel, Opferzahlen und Verursacher thematisiert werden. Dabei werden Sie etwas lernen:
Die Geschichten, welche Sie hören und speichern, stehen in keinem Verhältnis zur Realität „draußen“. Das Weltbild in Ihrem Kopf hat keinen Sinn dafür, dass das Thema „Assads Giftgas“ dort unverhältnismäßig viel Platz einnimmt, ja in Form eines Traumas gespeichert ist!
Untersuchten Sie die Art und Weise der Berichterstattung seitens der Tagesschau zur Verwendung von Waffen, dann ahnen Sie jetzt auch, wie so etwas funktionieren kann. Dieses Framing, das Einengen der Aufmerksamkeit des Betrachters auf ein immer kleineres Fenster und das implizite Ausblenden „störender Faktoren“, ist ein wichtiges Propagandamittel.
Realität, die von Menschen wahrgenommen wird, ist ihre ganz eigene Realität. Sie ist subjektiv. Wenn ich nur von Giftgas höre und nichts von Uranmunition (3), dann gibt es für mich auch nur das Erstere und auch nur das beschäftigt mich.
Oder beschäftigt mich da jemand sehr bewusst, damit ich nicht auf falsche Gedanken komme? Dass ich nicht darüber nachdenke, wer mit welchen Waffensystemen tatsächlich massenhaft Tod, Verstümmelung, Leid, Vertreibung und Traumatisierung über die Welt bringt?
Kann es sein, dass, wenn wir auf falsche Gedanken kommen, wir begreifen, dass eine Täter-Opfer-Umkehr in unseren Köpfen verankert wird?
Aber es gibt noch mehr und dieses Mehr halte ich für das viel Gefährlichere.
Propaganda, als einer besonderen Form von Manipulation, ist die Gewalt immanent.
Was ist es, was fehlt, wenn die Massenmedien doch einmal von Kleinwaffen berichten; oder auch über Bordwaffen von Kampfflugzeugen (Bomben, Raketen und Maschinenkanonen), die in den letzten drei Jahrzehnten viele zehntausend Menschen, vorrangig Zivilisten, töteten?
Geht es um den Einsatz von Massenvernichtungswaffen der westlichen Wertegemeinschaft, dann fehlt sie nämlich, die unmissverständliche Aufforderung an Sie, rote Linien zu überschreiten. Es fehlt das Erzeugen von Gefühlen in Ihnen, dass Sie SCHULDIG sind, wenn Sie nicht eine rasche, gewaltsame Lösung unterstützen. Eine Lösung, die Ihnen mit Bedacht als „Vorschlag“ gleich mit untergeschoben wurde. Eine Lösung, die Ihre geweckten Emotionen in gewünschter Weise kanalisiert.
Daher gehören das Verbreiten von Verleumdungen, das ganz gezielte Herstellen von Empörung, Angst, Hass und Kriegsbereitschaft zu den tückischsten Werkzeugen. Verleumdungen sind im Prinzip Lügen und außerdem zwingen Sie die mit Verleumdungen über andere konfrontierten Menschen in ein Entscheidungsdilemma, in dem deren Schuldgefühle geweckt werden.
Wenn das passiert, sind Menschen emotional (!) oft nicht mehr in der Lage, Zusammenhänge wie die folgenden kritisch zu verwerten, ja überhaupt sie zu erkennen (b1).
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Giftgas wird vor allem als Propaganda-Waffe benutzt. Und fast wöchentlich gegen Demonstranten in westlichen Ländern, denn auch Tränengas, CS-Gas, Pfefferspray und Reizgas sind seit 1993 von der Chemiewaffenkonvention der Vereinten Nationen verboten und geächtet.
(von Peter Frey in www.rubikon.news/artikel/die-besorgten-und-das-giftgas)
Die moralische Entrüstung über den „sehr wahrscheinlichen Einsatz von Giftgas durch das Assad-Regime“ bekommt sich in Politik und Massenmedien kaum noch ein – und überträgt sich damit auf die Bevölkerung. Es scheint mir angebracht, nochmals darauf aufmerksam zu machen, dass es sich dabei um eine Maskierung sehr profaner Interessen handelt. Mit der Erzeugung von Hass und Feindbildern wird ein Großteil der Bevölkerung immer aufs Neue im Sinne dieser Interessen manipuliert.
Emotionen sind es, die unser Denken und Handeln bestimmen. Sie haben ihren Sinn, die Emotionen, aber sie lassen sich auch jederzeit provozieren. Das Unbewusste kann bewusst in uns angeregt werden. Die in diesem Sinne Bewussten arbeiten zielorientiert und sie können sich sicher fühlen, dabei erfolgreich zu sein. Kurzfristig gelingt es fast immer, mittel- und langfristig außerdem dann, wenn die Opfer ihr eigenes Verhalten nicht in der Lage sind zu reflektieren.
Deshalb funktioniert das mit dem Giftgas auch so schön.
Zuerst begibt sich das Opfer mehr oder weniger freiwillig in eine Machtsphäre, die ihn in Ängste und damit durchaus berechenbare Reaktionen zwingt. Danach bleibt es – aus Bequemlichkeit oder in Folge dauerhaften Stresses, sehr oft aber auch aus Angst vor der Verletzung des eigenen Egos – in diesem Verhaltensmuster gefangen. Statt darüber nachzudenken; statt Skepsis und Reflexion eine Chance zu geben, wird es zum gewohnten Reflex.
Ein solch gewünschtes Verhalten für große Gruppen von Menschen hinzubekommen, dafür gibt es die Spin-Doktoren (1). Leute, die sich in der Psychologie der Macht gut auskennen und wissen, wie man gekonnt Menschen antriggert, um sie als eine Art Mensch-Maschine zu programmieren.
Nach diesem Prinzip regt sich übrigens alle Welt über den syrischen Präsidenten Assad auf, weil dieser angebliche Tyrann doch ständig Giftgas einsetzt. Wie furchtbar!
Warum aber die Aufregung in Ihnen?
Weil sie ganz gezielt herbeigeführt wurde!
Würden Politiker und Medienschaffende ab heute mit Inbrunst das Thema Uranmunition zur Sprache bringen, Tag für Tag, garniert mit den Bildern verkrüppelter, kaum als Menschen erkennbarer kleiner Babies. Erführen Sie jeden Tag über neue Berichte des wiederholten Einsatzes solcher Waffen; realitätsnah und beklemmend. Dann würde Sie das genauso treffen, wie die Berichte von „Assads Giftgas“.
Es würde Sie treffen, selbst wenn es gar nicht wahr wäre!
Es geht nicht um die handfeste Realität „da draußen“, sondern um die erzeugte in ihrem Kopf. Wie RATIONAL ist die?
Denken Sie NICHT an einen grünen Elefanten.
Die Welt in unserem Kopf ist virtuell. Sie ist ein Spiegel voller Verfremdungen, Täuschungen und Verzerrungen. Sie kann Realität auf phantastische Weise neu verknüpfen, was dem Einen oder Anderen vielleicht bei Erinnerungen in seinen Träumen schon aufgefallen ist.
Es gibt mannigfaltige Objekte der belebten und unbelebten Natur, die unter bestimmten Bedingungen grün erscheinen – und es gibt Elefanten. Doch gibt es keine grünen Elefanten; in Ihrem Kopf allerdings schon.
Ihre Empörung über den "Schlächter von Damaskus" ist also absolut authentisch; da Sie emotional mit der Geschichte konfrontiert wurden; völlig egal, ob das erzählte Narrativ außerhalb Ihres geistigen Kosmos auch tatsächlich stattfand oder nicht. Für die Geschichte mit der Uranmunition gilt das natürlich ganz genauso!
Doch ist damit der Vergleich zur Kampagne vom „mordenden Giftgasdiktator“ nicht vollständig. So, wie ich gerade das Szenario von der Berichterstattung über mit Uran angereicherte Munition vorstellte, fehlt etwas im Vergleich zu ersterem – was ist das?
Das Narrativ vom Giftgas ist - wie gesagt - genauso berechtigt, als Geschichte erzählt zu werden, wie es das Narrativ von mit Uran angereicherter Munition ist. Wir müssen uns natürlich bewusst sein, dass dies für jede Geschichte gilt. Wenn wir eine Geschichte erzählen, hat das Folgen. Auch wenn wir nicht beabsichtigen, psychologisch auf unser Gegenüber einzuwirken, verändern wir sein im Kopf verankertes Universum durch unsere Geschichte. Manipulation ist unvermeidbar. Manipulation ist gut!
Was also ist dann der Unterschied?
Konfrontiert man Menschen mit der Geschichte von „Assads Giftgas“, erfährt man für gewöhnlich Hilflosigkeit. Das können wir übrigens ohne weiteres durch die Geschichte mit der Uranmunition ersetzen! Die Hilflosigkeit drückt sich aus in Sätzen wie diesen:
„Wem soll ich denn glauben?“ „Woher wissen sie denn, dass es nicht so ist?“
Menschen, die solche Fragen stellen, sind zutiefst verunsichert. Sie vorverurteilen nicht, sehen aber keine Möglichkeit, Wahrheit und Lüge zu erkennen. Doch sie ahnen, dass sie belogen werden könnten. Mehr noch; ohne dass es ihnen bewusst ist, FÜHLEN sie es. Dort, im Fühlen werden wir auch den Unterschied entdecken. Andererseits wurden sie mit Gewalt in diesen Konflikt, in ein Entscheidungsdilemma gezwungen – und zwar ohne das erkannt zu haben.
Manipulation an sich ist KEIN geistiger Gewaltakt an anderen Menschen, sondern natürliche Folge von Kommunikation, von Informationsaustausch. Wir lernen dadurch.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Informationen dauerhaft zu speichern. Eine Möglichkeit haben wir behandelt. Es ist die Vermittlung sehr ausdrucksstarker, bildgewaltiger Geschichten, in denen wir Emotionen mitspeichern. Solche Geschichten nehmen uns ein, weil sie nämlich traumatisieren. Wir haben uns mit dem Schicksal anderer Menschen vereint und fühlen mit ihnen. Unsere empathischen Fähigkeiten erlauben uns, Geschichten im Kopf „hart zu verdrahten“.
Diese „Verdrahtung“ hat Grenzen, wenn wir MENSCH bleiben wollen.
Geschichten solcher Art verschwinden nicht mehr. Wir tragen sie durch unser Leben und werden bereits durch kleine Alltäglichkeiten daran erinnert. Wir betreiben unbewusst ständig Mustererkennung und bestätigen, ja verstärken damit sogar, ebenso unbewusst, die erfahrenen Traumata.
Traumata gehören zum Leben. Oft sind sie Teil dramatischer Umbrüche, Ergebnisse von Gewalt und/oder Verlust. Nicht selten sind Menschen in ihnen gefangen. Durch die damit verbundenen Schuldgefühle erzeugen Traumata Handlungszwänge. Traumata können aber auch gezielt erzeugt – und vorhandene können missbraucht werden!
Erkennen Sie den Unterschied?
Das „Giftgas des Diktators“ wurde als gesellschaftliches Trauma verankert; die massenhafte Verwendung von Uranmunition dagegen nicht (2), die Verwendung von Handfeuerwaffen in Kriegsgebieten ebenso wenig.
Wie wir das in der Realität erkennen?
Wenn Sie neugierig genug und bereit sind, entsprechend Zeit zu investieren, dann recherchieren Sie doch mal folgendes: das durch die jeweiligen Kampfmittel verursachte Leid in den vergangenen hundert Jahren:
durch Giftgas,
durch Napalm,
durch Handfeuerwaffen,
durch Atomwaffen,
durch mit Uran angereicherte Munition.
Fassen Sie die groben Opferzahlen (es geht hier nur um die Verhältnismäßigkeit) zusammen und ordnen sie die den Verursachern zu. Wenn es Sie interessiert, differenzieren Sie noch zwischen direkten und indirekten Verursachern.
Bemühen Sie nun eine grobe Untersuchung der Online-Plattform der ARD-Tagesschau und versuchen Sie die Wichtung zu erfassen, mit der dort die eingesetzten Tötungsmittel, Opferzahlen und Verursacher thematisiert werden. Dabei werden Sie etwas lernen:
Die Geschichten, welche Sie hören und speichern, stehen in keinem Verhältnis zur Realität „draußen“. Das Weltbild in Ihrem Kopf hat keinen Sinn dafür, dass das Thema „Assads Giftgas“ dort unverhältnismäßig viel Platz einnimmt, ja in Form eines Traumas gespeichert ist!
Untersuchten Sie die Art und Weise der Berichterstattung seitens der Tagesschau zur Verwendung von Waffen, dann ahnen Sie jetzt auch, wie so etwas funktionieren kann. Dieses Framing, das Einengen der Aufmerksamkeit des Betrachters auf ein immer kleineres Fenster und das implizite Ausblenden „störender Faktoren“, ist ein wichtiges Propagandamittel.
Realität, die von Menschen wahrgenommen wird, ist ihre ganz eigene Realität. Sie ist subjektiv. Wenn ich nur von Giftgas höre und nichts von Uranmunition (3), dann gibt es für mich auch nur das Erstere und auch nur das beschäftigt mich.
Oder beschäftigt mich da jemand sehr bewusst, damit ich nicht auf falsche Gedanken komme? Dass ich nicht darüber nachdenke, wer mit welchen Waffensystemen tatsächlich massenhaft Tod, Verstümmelung, Leid, Vertreibung und Traumatisierung über die Welt bringt?
Kann es sein, dass, wenn wir auf falsche Gedanken kommen, wir begreifen, dass eine Täter-Opfer-Umkehr in unseren Köpfen verankert wird?
Aber es gibt noch mehr und dieses Mehr halte ich für das viel Gefährlichere.
Propaganda, als einer besonderen Form von Manipulation, ist die Gewalt immanent.
Was ist es, was fehlt, wenn die Massenmedien doch einmal von Kleinwaffen berichten; oder auch über Bordwaffen von Kampfflugzeugen (Bomben, Raketen und Maschinenkanonen), die in den letzten drei Jahrzehnten viele zehntausend Menschen, vorrangig Zivilisten, töteten?
Geht es um den Einsatz von Massenvernichtungswaffen der westlichen Wertegemeinschaft, dann fehlt sie nämlich, die unmissverständliche Aufforderung an Sie, rote Linien zu überschreiten. Es fehlt das Erzeugen von Gefühlen in Ihnen, dass Sie SCHULDIG sind, wenn Sie nicht eine rasche, gewaltsame Lösung unterstützen. Eine Lösung, die Ihnen mit Bedacht als „Vorschlag“ gleich mit untergeschoben wurde. Eine Lösung, die Ihre geweckten Emotionen in gewünschter Weise kanalisiert.
Daher gehören das Verbreiten von Verleumdungen, das ganz gezielte Herstellen von Empörung, Angst, Hass und Kriegsbereitschaft zu den tückischsten Werkzeugen. Verleumdungen sind im Prinzip Lügen und außerdem zwingen Sie die mit Verleumdungen über andere konfrontierten Menschen in ein Entscheidungsdilemma, in dem deren Schuldgefühle geweckt werden.
Wenn das passiert, sind Menschen emotional (!) oft nicht mehr in der Lage, Zusammenhänge wie die folgenden kritisch zu verwerten, ja überhaupt sie zu erkennen (b1).
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