daN ⑰ (new topographics)
Drag to set position!
Was ich fotografiere
Kurzfassung: Ich fotografiere „vom Menschen veränderte Landschaften“. Die Bilder sind am ehesten der Fotografie-Richtung „new topographics“ einzuordnen.
In meinen Bildern dreht es sich meist um das Zusammenspiel von Natur und menschlichen Bauwerken. Oft aber auch einfach nur um Symmetrien, um das Zusammenspiel von Formen, Farben, Mustern. Manchmal dreht sich mit etwas Phantasie das Kopfkino: Man stellt sich vor, wie etwas entstanden ist, wie etwas passieren könnte, wofür etwas genutzt wird, oder anderes. Auf den ersten Blick ein scheinbar langweiliger, normaler Winkel aus dem Leben eines jeden, auf den zweiten Blick meist weit mehr als das. Gesetzt man lässt sich auf die Bilder (und somit die Wirklichkeit) ein...
Langversion: Als ich vor ungefähr 15 Jahren begann, mich ernsthafter mit der Fotografie auseinanderzusetzen, war das der Anfang einer langen Reise durch fast alle möglichen ihrer Teilgebiete. Die Richtung wechselte, beeinflusst durch Trends und für mich faszinierende Bilder anderer Fotografen in regelmässigen Abständen. Ich freute mich am Gefühl, etwas genauso gut (oder im Idealfall nach meinem Geschmack sogar noch besser) fotografiert zu haben wie jemand anderes. Komplimente im „echten Leben“ oder Kommentare und Favoriten in der digitalen Welt spornten mich weiter an, besser zu werden.
Irgendwann Anfang 2014, nachdem ich gerade mein 365 Projekt (täglich ein Foto schiessen und auf flickr laden) beendet hatte, kam der Punkt, an dem ich mich fragte, was denn eigentlich meine Richtung, mein Spezialgebiet sei. Was fotografiere ich mit der meisten Leidenschaft, was fasziniert mich am meisten? Ich tat mir schwer, ehrlich mit mir selbst zu sein. Innerlich schwang immer mit, was andere dachten, was ich für ein Fotograf sei, was ich am besten könne. War ich vielleicht Hochzeitsfotograf? (Ja, auch das bin ich...) Street photographer? (Das wäre ich gerne...) War ich sowas wie ein Architektur Fotograf, oder sollte meine Spezialität Muster und abstrakte Strukturen sein?
Ich merkte am Ende, dass ich den Faktor „Popularität beim Betrachter“ bewusst ausschliessen musste und landete so schliesslich bei dem, was mich wirklich fasziniert.
Es sind Orte, die auf den ersten Blick (für viele auch noch auf den zweiten und dritten) profan erscheinen, nach längerer Betrachtung aber ihre Muster, ihre Geschichte oder andere Gedanken im Betrachter offenbaren.
Gemeinsamkeiten, nach denen sich alle Orte definieren lassen würden, konnte ich noch nicht finden. Es gibt aber sich wiederholende Bildinhalte, welche den Stil etwas beschreiben könnten:
-Oft erkennt man die Gegensätze „Natur“ vs. „vom Menschen erschaffenes“.
-Manchmal werden Muster durchbrochen: Durch etwas buntes, etwas schönes, etwas unerwartetes.
-Oft spielt profane Architektur eine wichtige Rolle. Gebäude, die oftmals nicht gebaut wurden, um schön, sondern um praktisch zu sein. Manchmal offenbart aber gerade dieser Zweck etwas Schönes, etwas unerwartet Interessantes.
-Die abgebildeten Orte können mit etwas Phantasie und Musse Geschichten oder Filme im Kopf des Betrachters auslösen. Man kann sich vorstellen, wie der Ort aussehen könnte, wenn er belebt wäre. Wenn er so genutzt würde, wie es der Zweck vorsieht.
Was passiert am Notfalltreffpunkt des Altersheimes im Ernstfall? Wie sind die vielen Kratzspuren in die Fassade der Firma gekommen? Wem gehören die Schuhe auf dem Spielplatz? Wie sind sie verloren gegangen und holt sie jemals wieder jemand ab? Wie sieht der Spargelstand aus, wenn der Verkauf gestartet hat? Die Tankstelle unter der Woche? Und im Gegensatz dazu: Welche Stimmung strahlen sie in dem Moment aus, in dem der Auslöser gedrückt wurde?
Die Bildeinteilung, der Schnitt, die Lenkung des Blickes sind nie zufällig.
Beim fotografieren solcher Orte nehme ich mir meist viel Zeit. Ich versuche herauszufinden, was es war, das mich hat innehalten lassen. Warum ich die Kamera gezückt habe. Ich teile das Bild ein, mache nicht selten viele Fotos des einen Orts und entscheide zuhause, welches die Stimmung am besten wiedergibt.
Analoge Fotos reizen mich, weil sie für mich final aus der Kamera kommen. Sie zeigen das, was an dem Ort mit den vorhandenen Mitteln aufgenommen wurde und werden von mir auch nicht mehr nachträglich verändert.
Digitale Bilder sind für mich anders. Sie sind Rohmaterial und beherbergen Potential, welches ich versuche auszuarbeiten. Linien müssen dann gerade sein, Farbe und Kontrast müssen zum Inhalt des Bildes, zur vorgeherrschten Stimmung passen. Schärfe oder Unschärfe tragen ihren Teil zum Bild bei. Panoramas sorgen für mehr Raum, enge Schnitte werfen die Frage auf, was sich wohl ausserhalb des Bildrahmens befindet.
Die Fotografiebewegung „new topographics“ weche in den 1970er Jahren entstanden ist, zeigt ähnliche Motive, wie die meinen. Allerdings hatte die „new topographics“- Bewegung das Ziel, die Veränderung der Landschaft durch den Menschen (hauptsächlich in den USA) zu dokumentieren, die Menschen aufzurütteln. Die Resultate ähneln sich. Die Gründe für das Fotografieren sind in beiden Fällen jedoch unterschiedlich.
Wer sich auf die von mir eingefangenen und dargestellten, „profanen“ Orte einlassen kann, wird hoffentlich mehr entdecken, als eine langweilige Ecke aus dem Alltag. Vielleicht geht ja sogar ein Film im Kopfkino ab? Und vielleicht sieht man auch im realen Leben plötzlich die verborgene Schönheit solcher unbeachteten Orte...
visit my homepage:
and my alter egos:
wedding&portrait: www.flickr.com/photos/newtrone
film&street:
Showcase
- JoinedApril 2010
- HometownHerisau
Most popular photos
Testimonials
Nothing to show.